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Das Erbe des Uchiha-Clans

SasuSaku + Kinder + Kindeskinder
von

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Ahnungslos

Satoya und Haruka erstarrten zu Salzsäulen, ebenso Sakura. Und alle starrten sie Kanae an, als hätte sie gerade erzählt, sie hätte Leben auf dem Pluto entdeckt.

„W-… was sagst du…?!“ brachte Sakura als Erste hervor, die glaubte, sich verhört zu haben.

„Gib ihn mir, schnell,“ war alles, was Satoya stattdessen sagte, und Kanae hielt ihm zitternd das kleine Bündel auf ihren Armen entgegen, während sie immer noch weinte und Haruka leichenblass wurde.

„Das… ist nicht euer Ernst…“ murmelte sie völlig apathisch.

„I-ich weiß gar nicht, w-was passiert ist!“ schluchzte die vollkommen aufgelöste Kanae, „Masami kam zu mir ins Schlafzimmer, ich w-wollte schon schlafen, u-und… und er hat gesagt… hat gesagt, mit Naoya wäre etwas passiert, und ich b-bin sofort… oh mein Gott… s-sofort rüber und… und da lag er schon reglos… d-da und… e-er hat nicht mehr geatmet! E-er hat sich nicht mehr bewegt und ich weiß nicht, wieso… ich hab keine Ahnung, wieso!“

„Um Gottes Willen!“ machte Haruka verzweifelt und schlug die Hände vor das Gesicht, „I-ich will das alles nicht mehr!!“ Sie fing plötzlich auch an zu weinen und lief eilig mit samt Satoyas Drillingen die Treppe hinauf, „Ich will, dass diese grausamen Dinge endlich mal aufhören!!“

„Haruka!“ rief Sakura, als Haruka oben die Tür zuschlug. Kanae war inzwischen Satoya in die Stube gefolgt, während Moe beim Anblick des vermutlich toten Babys vor Angst zu schreien anfing. Sakura sah auf Seiji, der sich kein bisschen vom Fleck bewegt hatte und an dessen Bein noch immer ein Masami hing, der aussah, als würde er selbst gleich sterben. „Um Himmels Willen, Seiji… ich kümmere mich um Masami, willst du… willst du nicht zu Kanae gehen…? Ich… oh Gott, i-ich weiß gar nicht, was ich tun soll…“
 

Kanae drehte apathisch den Kopf, als Seiji zu ihr kam. Satoya saß auf dem Sofa und versuchte, Naoya zu reanimieren.

„W-wo sind unsere Babys überhaupt, Satoya?“ fragte Moe zwischendurch, die auch völlig durch den Wind war, und Satoya sah sie nicht an, dazu war er zu beschäftigt.

„Oben bei Haruka.“

Seiji hatte Kanae erreicht und stand jetzt neben ihr, nicht fähig, sie anzusehen, anzurühren oder irgendetwas zu sagen.

„D-das ist doch völlig abstrus!“ flüsterte Kanae da, und Seiji erzitterte neben ihr.

„I-ich weiß nicht… was hier passiert…“ stammelte er, und sie schluchzte.

„Das passiert doch nicht wirklich! D-das kann nicht wirklich passieren! Vorhin… war doch noch alles gut… vorhin war noch alles in Ordnung. Und jetzt das! Warum… p-passiert… sowas mit uns, Seiji-kun?“

Er senkte den Kopf so weit, dass ihm die schwarzen Haare ins Gesicht hingen. Dann hob er am ganzen Leibe zitternd eine Hand und legte sie auf Kanaes Schulter.

„Ich… weiß… es nicht. Ich weiß… gar nichts mehr…“

Manchmal fragte er sich, warum er nicht einfach sterben konnte. Warum er nicht einfach tot sein und das alles nie erleben konnte.

Warum fragt mich niemand, ob ich überhaupt leben will?...
 


 

Masami saß auf Sakuras Schoß. Die Oma war nach oben zu Haruka gegangen, um auch sie zu beruhigen. Haruka war in Sanosukes altem Zimmer. Auf dem Bett lagen Satoyas Drillinge und zappelten um die Wette. Die Frau mit den Byakugan ging völlig außer sich im Zimmer auf und ab wie eine hysterische Gestörte. Dabei murmelte sie immer wieder:

„Das ist Wahnsinn! Wir werden alle gleich aufwachen und alles wird gut sein! Genau. Hier sterben keine Babys mehr.“

Sakura strich dem völlig verstörten Masami auf ihrem Schoß durch die schwarzen Haare.

„Masami-chan… möchtest du irgendetwas? Eis, Schokolade… irgendwas? Oder vielleicht etwas zu trinken…“

„Nein, Obaa-sama…“ nuschelte Masami völlig neben der Spur, und er spürte, wie seine Oma unter ihm zitterte und wie sie sich anstrengte, um die Tränen der Verzweiflung zurückzuhalten.

Vor ihm konnte sie nicht weinen… sie konnte dem Jungen nicht noch mehr Angst machen als er schon hatte.

„Ich… ich möchte nur Mikoto sehen…“ kam es dann von Masami, und Haruka blieb jetzt stehen.

„Sie schläft,“ sagte sie gezwungen gefasst.

„Können wir sie nicht wecken, Oba-san? Bitte… ich… möchte sie sehen… ich möchte sehen, dass es ihr gut geht…“

Haruka fing an zu weinen.

„Natürlich geht es ihr gut!! Ich lasse nicht zu dass meinen Kindern etwas-…!“

„Haruka…“ warf Sakura bittend ein, und die jüngere Frau senkte den Kopf.

„Ich hole Mikoto-chan. Wenn es unbedingt sein muss…“

„Sie würde sowieso davon erfahren…“ sagte Sakura, „Spätestens morgen…“
 

Mikoto war verschlafen und völlig konfus, als sie aus dem Bett geholt und hinüber in Sanosukes Zimmer getragen wurde. Aber als sie Masami sah, war sie sofort wach und strahlte.

„Masami-kun ist ja hier!!“ rief sie laut und erschreckte damit Satoyas Babys, die noch auf dem Bett herumrollten. Eines begann zu jammern.

„Ich hole Moe, damit sie sich um sie kümmert…“ machte Haruka und verschwand aus dem Zimmer. Masami krabbelte von Sakuras Schoß zu Mikoto, die jetzt im Nachthemd mitten im Zimmer stand.

„Ich wollte dich sehen,“ sagte er zu seiner kleinen Cousine und knuddelte sie herzlich. Mikoto lachte.

„Hihi, ich wollte dich auch sehen!“

„Es ist was Schreckliches passiert,“ sagte Masami bedröppelt, und Mikoto sah ihn verständnislos an. „Mein kleiner Bruder ist tot.“

Mikoto verstand nicht, was tot bedeutete. Sie kannte das Wort, aber sie wusste nicht, was es hieß.

„Was meinst du?“ fragte sie deshalb verwirrt. Masami sah sie unglücklich an.

„Er wird niemals wieder aufwachen, weißt du? Er, er… ist jetzt im Himmel, so wie dein großer Bruder Yusaku!“

Mikoto starrte ihn an. Die Geschichte von Yusaku kannte sie natürlich. Also, die halbe Wahrheit. Dass er tot war, aber nicht, warum.

„Er ist fort?“ fragte sie und war jetzt traurig, „F-für immer?? Oh nein, Naoya-chan ist doch so süß!! Naoya-chan darf nicht fort sein!“

„Ich weiß… doch auch nicht, warum das passiert…“ stammelte ihr Cousin niedergeschlagen und starrte zum Fenster, vor dem die Rollläden runtergezogen waren. „Und ich… wollte doch, dass er lesen lernt…“

Sakura sah den Kindern zu und es fiel ihr immer schwerer, nicht einfach zusammenzubrechen. Wo blieb Sasuke? Warum war er jetzt nicht hier um sie festzuhalten…?
 

Wieso passiert das alles…

Yuusuke-chan…

Yusaku…

Und jetzt auch noch Naoya…
 


 

Satoya richtete sich auf und starrte auf das leblose Baby herunter, das vor ihm lag. Er hatte alles versucht, was ihm eingefallen war, aber Naoya war nicht wieder aufgewacht. Kein Puls, kein Herzschlag.

Der junge Mann senkte keuchend den Kopf und fuhr sich ein paar Mal völlig verwirrt und neben sich durch die schwarzen Haare. Aus dem Augenwinkel sah er Kanae und Seiji erstarren und dann, wie Kanae die Hände von ihrem Gesicht nahm und zu ihm herüberstarrte.

„Er… er ist also wirklich… tot, nicht wahr?“ brachte sie gepresst hervor, und Satoya fuhr sich erneut durch die Haare und fing an zu zittern. Moe war inzwischen mit Haruka nach oben gegangen.

„Ich… ich hab… alles getan, was ich konnte, es… es tut mir… so leid-… ich… oh Gott…“ Er schloss die Augen und sah vorher noch, wie Kanae am Boden zusammenbrach und laut zu schreien und zu weinen begann. Seiji folgte ihr auf den Boden und versuchte krampfhaft, sie festzuhalten.

„M-mein Baby!“ schrie Kanae und wurde immer lauter, „Naoya-chan! Naoya-chan! Er wacht s-sicher gleich… wieder auf! Ich weiß es! Er wacht doch gleich wieder auf! Oder, Seiji-kun?“

Seiji konnte sich selbst kaum halten und wandte das Gesicht von seiner aufgelösten Frau ab. Sie sollte seinen Schmerz nicht sehen… sie sollte die Trauer nicht sehen. Sie hatte selbst genug davon…

„Er ist tot, Kanae… e-er wird nicht mehr aufwachen…“ stammelte er, und Kanae schrie.

„Doch wird er!! Ich will das nicht! Ich will nicht, dass er tot ist! Er ist es nicht, ich will das nicht!“

„Ich will das… doch auch nicht…“ heulte Seiji und verlor endgültig die Beherrschung, seine kleine Frau jetzt fest in die Arme nehmend und an sich drückend.
 

Und Satoya stand neben der Couch und hielt sich sicherheitshalber an der Wand fest, weil er Angst hatte, gleich umzukippen. Ihm war schlecht… all das hatten sie doch schon einmal erlebt.

Als Yuusuke gestorben war, war er selbst noch klein gewesen. Aber groß genug um zu verstehen, was los war. Groß genug um sich noch jetzt an die Verzweiflung seiner Eltern und auch Naruto und aller anderen zu erinnern. Er würde die Gesichter an jenem Tag nie vergessen, da war er sicher.

Diesen Schmerz in ihren Augen. Dieses Grauen.

Er hätte viel dafür gegeben, es vergessen zu haben. Oder ein besserer Arzt zu sein, dann wäre Naoya vielleicht noch am Leben…
 

Es ist ein furchtbares Spiel, in dem es keine Gewinner, sondern bloß Verlierer gibt…
 

Das Leben.
 


 

Als Sanosuke, Shiemi, Kuma und Sasuke zurück nach Hause kamen, wurden sie von den Neuigkeiten beinahe erschlagen. Vor allem Sasuke.

„Das ist nicht wahr!“ schnappte er beinahe verärgert, als Satoya ihm die furchtbare Nachricht überbracht hatte, „Du weißt, das ist nicht witzig, hör sofort auf, mich zu verarschen, Satoya.“

„Ich verarsche dich nicht!“ rief der jüngste Sohn fassungslos über die Anschuldigung, „Glaubst du ernsthaft, dass ich damit scherzen würde nach allem, was passiert ist?!“

„Er ist tot?!“ fragte Shiemi völlig erschrocken dazwischen, „W-wieso ist er plötzlich tot, es ging ihm doch heute morgen noch gut?! Zumindest hat Seiji nichts erzählt dass er krank gewesen wäre oder so!“

„Es… es…“ Satoya raufte sich erneut die inzwischen zerzausten Haare wie um sich zu beruhigen. „Es kommt ab und zu mal vor, dass Babys aus heiterem Himmel tot im Bett liegen. Das nennt man plötzlichen Kindstod. Manchmal verschlucken Babys im Schlaf ihre Spucke und ersticken daran. Wenn es rechtzeitig bemerkt wird, kann man die Babys manchmal noch reanimieren… aber für Naoya war… es vermutlich einfach zu spät.“

De anderen senkten die Köpfe.

„Das ist furchtbar…“ murmelte Shiemi und fasste nach Kumas Arm, „Nii-chan und Kanae sind sicher völlig am Boden zerstört… was ist mit Masami?“

„Er spielt mit Nii-sans Mädels oben, wir hoffen, dass ihn das ablenkt. Er hat wohl gehört, dass Naoya komische Laute von sich gegeben hat – vielleicht hat er geröchelt oder so… – und hat sofort Kanae Bescheid gesagt. Ich meine, er hat quasi gerade den Tod seines Bruders hautnah miterlebt, er ist völlig apathisch.“

„D-das darf doch nicht wahr sein!“ stöhnte Sasuke, „Warum passiert sowas immer nur uns?! Wieso können nicht mal anderen Leuten die Babys wegsterben?! Haben wir nicht langsam genug erlebt in diesem Thema?!“

„Papa…“ versuchte Shiemi, ihn zu beruhigen, doch Sasuke war völlig außer sich und fing jetzt auch an, sich die Haare zu raufen.

„Nein, es kotzt mich langsam an! Womit haben wir das bitte verdient?!“

„Jetzt mach mal halblang,“ warf Shiemi kühl ein, „Wenn es echt plötzlicher Kindstod war, kann niemand etwas dafür, das ist Zufall.“

„Was heißt wenn, denkst du etwa, es war was anderes?“ fragte Satoya. Shiemi seufzte.

„Der plötzliche Kindstod ist bei einem so kleinen, offenbar gesunden Kind das Wahrscheinlichste, aber was wissen wir schon? Er könnte auch einen angeborenen Herzfehler oder sowas gehabt haben, was niemand bemerkt hat. Ich kann ihn mitnehmen und es herausfinden, und das sollte ich auch, denn wenn es irgendeine Erbkrankheit ist, muss die ganze Familie auch untersucht werden, vor allem Masami, der ist sein Bruder.“

„D-du willst das Baby aufschneiden?!“ fragte Sanosuke und wurde weiß, „Das… das bringst du fertig?! Das glaub ich nicht!“

„Ich muss ihn dazu nicht aufschneiden, das wäre entwürdigend und das brächte ich vermutlich nicht fertig. Also keine Sorge. Am besten ich nehme ihn gleich morgen mit ins Labor.“

„Wollen wir nicht erst mal mit der Situation fertig werden...?“ fragte Kuma unentschlossen und sah zu dem immer noch vor sich hinmurmelnden und schimpfenden Sasuke, „Es ist was Furchtbares passiert, das solltest du nicht ignorieren, Shiemi-chan.“

Sie sah ihn traurig an.

„Ich weiß… ich ignoriere das nicht…“
 

––
 

Moe hatte inzwischen ihre Drillinge geholt und in Bettchen gebracht. Mitten in der Nacht kochte Sakura unten in der Küche Tee für den ganzen Haushalt, der noch wach war und auch nicht fähig war, jetzt schlafen zu gehen. Die einzige, die nicht da war, war Chidori. Aber man wollte ihr auch erst am nächsten Morgen mitteilen, was passiert war; es gab keinen Grund, sie jetzt aus den Federn zu reißen.

Sasuke saß am Esstisch und klopfte mit einem Holzstäbchen auf der Tischkante herum. Er sah aus wie ein Geistesgestörter dabei. Die Kinder waren inzwischen alle ins Bett gebracht worden; Sakura hatte Masami zu den Mädchen von Sanosuke ins Zimmer gebracht, wo er jetzt schlafen sollte.

„Die Kinder sind freiwillig schlafen gegangen?“ hatte sich Shiemi darauf gewundert. Sakura hatte traurig geseufzt.

„Ich habe ihnen heiße Milch mit Honig gemacht, davon sind sie müde geworden. Ich hoffe, sie schlafen jetzt etwas, sie alle vier waren völlig fertig, vor allem Masami-chan natürlich.“

„Namie und Mikoto haben sicher nicht mal ganz geschnallt, was hier abgeht,“ hatte Sanosuke dumpf gesagt, „Yashiru ist schon älter, die versteht es vermutlich schon. Aber mit fünf und drei Jahren haben die doch keine Ahnung, was Tod bedeutet.“
 

„Seiji und Kanae schlafen auch?“ fragte Satoyas Frau Moe irgendwann in die Stille hinein. Sie saß zusammen mit Shiemi, Kuma und Sanosuke bi Sasukes am Esstisch. Satoya saß apathisch auf der Couch und pulte gedankenverloren das Etikett von der Sakeflasche, die er in der Hand hielt. Sakura kam mit dem Tee aus der Küche.

„Hier, trinkt… das tut sicher gut. – Nein, Seiji und Kanae sind vermutlich oben in Seijis Zimmer, ich glaube nicht, dass die an Schlaf denken können. Vielleicht versuchen sie, sich gegenseitig zu beruhigen.“

„Und wo ist Haruka schon wieder?“ wollte Shiemi wissen. Sanosuke seufzte und fing an, allen Tee einzuschenken.

„Sie wollte sich oben hinlegen, sie ist ganz schön gerädert. Das… das erinnert sie wahrscheinlich extrem an… Yusaku-…“

Wie immer wenn jemand den Namen von Sanosukes erstem Sohn aussprach verfielen alle Anwesenden in trauriges Schweigen. Man hörte nur das Geräusch von zerreißendem Papier, weil Satoya weiterhin an dem Etikett herumpulte.

„Setz dich zu uns, Nii-chan,“ sagte Shiemi dann zu ihm, und Satoya stöhnte nur.

„Der Sake schmeckt furchtbar, Mama.“

„Jetzt werd bloß kein Alkoholiker,“ murmelte Sanosuke bedröppelt, „Hey, es ist doch nicht deine Schuld, dass Naoya tot ist! Er war doch schon tot, bevor sie hier angekommen sind, denke ich! Also hör auf, zu heulen, das macht es nicht rückgängig.“

„Verdammt, ich fühl mich einfach nur scheiße, okay?!“ meckerte der jüngere Bruder und nahm noch einen großzügigen Schluck Sake aus der Flasche, „Da darf ich ja wohl mal einen trinken, verflucht!“

„Jetzt hört schon auf!“ zischte Sasuke, hörte endlich auf, mit dem Stäbchen auf den Tisch zu klopfen, und stützte den kopf auf die Hände. Dabei raufte er sich verärgert die schwarzen Haare. „Ist das alles jetzt Teil des Unheils, das Yamazaki gesehen haben will, oder was? Was kommt als nächstes, die große Epidemie des Uchiha-Clans, die alle Kinder dahinrafft?!“

„Mal nicht den Teufel an die Wand!“ sagte Kuma verdutzt.

„Jetzt erzählst du Vogel uns bitte noch mal ganz ausführlich, was du gesehen hast in deiner Vision!“ befahl Sanosuke Kuma, und der Junge kratzte sich am Kopf. Er berichtete artig alles, was er gesehen hatte; wobei er mehr gehört als gesehen hatte.

„Diese Sache mit dem Fluch fängt an, mir auf den Sack zu gehen!“ versetzte Sasuke dann und fing wieder mit der Klopferei auf dem Tisch an. „Mein Bruder hat so gedacht, und die Tatsache, dass irgendjemand offenbar genauso denkt wie er, macht mich wahnsinnig! Immerhin haben solche Gedanken Nii-san dazu verleitet, den ganzen Clan abzuschlachten!“

„Seiji hat in letzter Zeit öfter so geredet,“ sagte Sanosuke beklommen. Sakura schnaubte.

„Seiji würde wohl kaum seinen eigenen Sohn töten, oder den Clan, oder was auch immer!“

„Moment, Naoya wurde doch nicht ermordet sondern ist am plötzlichen Kindstod gestorben?!“ fragte Moe erschrocken, die sich allgemein eher raushielt aus den angeregten Gesprächen.

„Zumindest gehen wir davon aus,“ stimmte Shiemi ihr zu, „Genaueres können wir erst sagen, wenn ich ihn mitgenommen und untersucht habe. Ist das für Seiji-nii-chan und Kanae überhaupt okay?“

„Ich werde morgen in aller Ruhe mit ihnen darüber sprechen,“ meinte Sakura.

„Wenn du in Zukunft Träume hast, Yamazaki…“ begann Sasuke dann, und Kuma sah zu ihm auf. Sasukes pechschwarze Augen trafen Kumas blaue. „Dann sagst du mir bitte Bescheid. Zumindest dann, wenn du den Eindruck hast, es könnte was mit uns zu tun haben. Irgendetwas extrem Komisches ist hier am Laufen… oder ich bekomme einfach langsam Paranoia.“

„Das könnte dir niemand verübeln, Papa,“ gab Satoya zu hören und stellte die Sakeflasche weg, „Mann, ich will auch lieber Tee, Sake ist furchtbar.“
 

––
 

Kanae lag auf dem Rücken und sah an die Decke des kleinen Zimmers. Sie wusste nicht, wie lange sie schon so da lag… vermutlich waren es nur einige Minuten, es kam ihr aber wie eine Ewigkeit vor, die sie nur lag und an die Decke starrte. An das kalte, kahle Nichts, das wie eine graue Pappe auf dem Zimmer klebte und nicht mehr war als bloß ein Deckel einer Kiste. Letzten Endes waren Zimmer nur Kisten.

Eigentlich war die ganze Welt eine einzige Kiste.

Mit lauter bunten Sachen darin und mit dem blauen Himmel als Deckel, der die Kiste zusammenhielt. Aber manchmal wollte man hinter den Deckel schauen… wie es wohl außerhalb der Kiste und ihres Deckels aussah.
 

Kanae dachte daran, dass sie als kleines Kind oft so auf ihrem Bett gelegen und an die Decke ihres Kinderzimmers gesehen hatte. Die Decke war hellgrün gestrichen gewesen, wusste sie noch. Kanae hatte grün immer gemocht, während bei ihrer Schwester Kumiko immer alles pink oder rosa gewesen war. Wenn Kanae als kleines Mädchen Mittagsschlaf hatte machen müssen, hatte sie das sehr gelangweilt. Sie hatte nie eingesehen, dass sie mittags schlafen musste, und hatte weniger geschlafen in der einen Stunde, die man sie in ihr Zimmer geschickt hatte, sondern sich die abertollsten Dinge ausgedacht. Sie hatte an die Decke gesehen und springende Pferde, fliegende Vögel und bellende Hunde gesehen, die wie ein großes, lebendes Karussell im Kreis galoppiert waren. Und über ihnen hatte eine Sonne von solcher Schönheit geschienen, dass das kleine Mädchen im Bett das Gefühl gehabt hatte, sie wäre in einer anderen Welt gelandet. Die Tiere an ihrer Zimmerdecke hatten getobt und gespielt und hatten weite, aufregende Reise gemacht. Und die kleine Kanae in ihrem Bettchen hatte lachend die Arme nach ihnen ausgestreckt und hatte ein Teil von ihnen sein wollen.

„Nehmt mich mit auf eure Reisen, ihr Tierchen!“ hatte sie gerufen, und kleine Vögelchen waren gekommen und hatten die Endzipfel von Kanaes Bettzeug angehoben, um mit ihm und dem kleinen Mädchen darauf in die Luft zu schweben, sie emporzutragen in das Land, in dem man immer spielen durfte und in dem immer die Sonne schien, in das Land der Träume.
 

An dieser Decke hier gab es weder Pferde noch Hunde. Und keine Vögel kamen, um ihr Bett anzuheben und sie mitzunehmen, fort aus der kalten, ungerechten Welt.

An dieser Decke war nur weiße, trostlose Kahlheit. Und sie starrte auf die Frau herunter und spottete:
 

„Willst du träumen wie ein kleines, naives Kind, Kanae? Komm zurück in die Realität. Die Realität ist zwar hart und grausam, aber im Gegensatz zu deinen Träumen ist sie wirklich da.“
 

Kanae erinnerte sich voller Trauer an die Mittage in ihrem Kinderbettchen und die lieben, tanzenden Tierchen an der Decke. Die Erinnerung an dieses schöne Bild war so schmerzhaft, dass sie stumm zu weinen begann. Wie sehr wünschte sie sich zurück in jene Zeit! Damals war noch alles gut gewesen.

Damals hatte die Decke auf ihrem Zimmer sie angelächelt und ihr nicht kalte Tatsachen ins Gesicht geworfen wie diese hier.
 

Damals hatte sie noch keine Ahnung gehabt, wie furchtbar das Leben sein konnte.
 

Sie spürte, wie eine Hand nach ihrem Kopf und ihren langen, blonden Haaren fasste, mit ihnen spielte und dennoch bei einer so leichten, zarten Bewegung vor Anspannung zitterte. Eine Träne rann aus ihrem Augenwinkel und ihre Wange hinunter, als Kanae zaghaft ihre Lippen bewegte. Es war kaum mehr als ein Flüstern, das sie herausbrachte…

Aber innerlich schrie sie, sie schrie so laut, dass es sie verwirrte, dass sie von sich selbst nur das Flüstern hören konnte.

„Seiji-kun… …“
 

Seiji lag neben ihr und sah sie an, wie sie an die Decke sah, dabei weinte und nur dieses leise Flüstern herausbrachte, kaum mehr als ein leises Atmen aus ihrer Kehle kam.

„Was… denkst du, Kanae-chan…?“ murmelte er, und sie hörte seiner Stimme zu und merkte, dass sie sich verändert hatte. Er klang, als läge er nicht neben ihr, sondern wäre Meilenweit weg von ihr an einem anderen Ort…

Sie sah weiterhin an die Decke, als sie antwortete.

„Ich habe mich daran erinnert, wie ich als Kind beim Mittagsschlaf auch so an die Decke gesehen und die wundervollsten Dinge darauf gesehen habe… wo… … wo sind sie hin, Seiji-kun?“

Seiji sah sie verbittert an und wagte nicht, zu sprechen.
 

„Wo sind all die Pferdchen und Vögelchen, die ich so lieb hatte? Warum kommen sie nicht… um mich wieder in das schöne Land zu tragen, in dem alles gut ist?“
 

Seiji senkte den Kopf so weit, dass die schwarzen Ponysträhnen wieder in sein Gesicht fielen. Er konnte das nicht mit ansehen. Er konnte nicht sehen, wie sie so traurig war… seine geliebte, kleine Kanae, die ihm vor Jahren das Lachen wieder beigebracht hatte, in dieser Zeit, in der er gedacht hatte, das Leben hätte keinen Sinn mehr. Sie war seine kleine Sonne gewesen und er hatte sie immer geliebt für ihr Lachen… für ihre Gutmütigkeit und ihre Wärme.
 

Aber wenn er sie jetzt, in diesem Moment, ansah… war es, als schaute er in den Spiegel.

Ihr Lachen war verschwunden.
 

Er kämpfte bereits hart mit den Tränen, als sie noch einen draufsetzte und fortfuhr, mit einer so zarten und brüchigen Stimme, dass ihm beinahe das herz stehenblieb:
 

„Glaubst du… Naoya-chan ist jetzt in dem Land der Träume und spielt mit den Pferdchen und Vögelchen? Und mit vielen, anderen Kindern, die dort oben leben?...“
 

Er konnte nicht mehr.

Er brach neben ihr zusammen und vergrub das Gesicht schluchzend im Kopfkissen, um ihr die Tränen nicht zu zeigen… und um ihre eigenen nicht länger sehen zu müssen.

„Ich… weiß… es nicht… Kanae…“ war alles, was er herausbrachte, und sie verstand es kaum, weil er sich so fest gegen das Kissen presste.

Jetzt drehte sie den Kopf und sah zu ihm herüber. Und lange Zeit schwieg sie und sagte nichts, sah nur zu, wie er da lag und sein Gesicht weinend in das Kissen drückte. Dann hob sie zitternd eine Hand und strich damit zärtlich über seinen Kopf und durch seine schwarzen Haare.

„In dem Land der Träume ist es schön…“ sagte sie zu ihm, während sie nicht aufhörte, seinen Kopf zu streicheln, „Er… hat es gut da. Für uns ist das… so schwer nachzuvollziehen… …“

Als die Zimmertür etwas aufging, hob Kanae langsam den Kopf. Sie lächelte nicht, aber ihre Augen ruhten lange und still auf dem Gesicht ihres jetzt einzigen Sohnes, der in der Tür stand. Und sie begriff, dass dies eine außergewöhnliche Situation war, als er sprach.
 

„Darf ich bei euch schlafen, Kaa-san…? Ich… bin traurig…“
 

Kanae setzte sich halb auf, während auch Seiji jetzt den Kopf hob. Kanae verzog den Mund zu einem Lächeln, das sie nie gelächelt hatte… ein Lächeln der Traurigkeit, ein Lächeln so voller Schmerz und gleichzeitig voller Liebe für ihr einziges verbliebenes Kind. Sie streckte beide Hände in Masamis Richtung aus.

Er war noch niemals nachts zu seinen Eltern gekommen. Nie hatte er Probleme beim Einschlafen oder Alpträume gehabt. Nie hatte es für Masami Grund gegeben, nachts seine Eltern zu wecken.
 

Jetzt war alles anders.
 

„Komm her, mein Liebling,“ flüsterte Kanae und versuchte vergeblich, nicht zu weinen, und das kleine, extrem intelligente Kind kam zu ihr ins Bett gekrabbelt und drückte sich schweigend an ihre Brust, umarmte mit beiden Ärmchen Kanaes Taille. „Natürlich darfst du bei uns schlafen, mein Kleiner… du hattest sicher Angst, als Naoya-chan plötzlich fort war…“

Masami sagte nichts.

Er sagte nichts von dem, was vor einigen Stunden in seinem Kinderzimmer geschehen war. Es war, als hinderte ihn etwas in seinem Hals daran, etwas zu sagen.

Stumm drückte er sich fester gegen seine Mutter und beobachtete dabei seinen Vater, der sich jetzt auch zu ihnen beiden umdrehte. Masami sah ihm in die Augen und schwieg weiterhin, beobachtete nur wie ein unsicheres Tier aus einer sicheren Ecke seines Baus.

Dann sprach er.

„Ich hab… euch lieb, Tou-sama, Kaa-san.“
 

––
 

Sasuke übernahm am nächsten Morgen als Clanoberhaupt die schwere Aufgabe, Chidori und auch Naruto von Naoyas Tod zu erzählen. Chidori bot sofort an, auch zurück zum Elternhaus zu kommen und zu helfen, aber ihr Vater lehnte ihr Angebot ab.

„Falls dieser Eisentyp es wirklich auf den Clan abgesehen hat, bist du hier im Hyuuga-Anwesen sicher,“ sagte er, „Und bei uns ist es voll genug, ehrlich. In Sanosukes Zimmer sind Sanosuke und Haruka, in Seijis Zimmer ist der Rest von Seijis Familie, in deinem haben die Mädels von Sanosuke geschlafen, in Satoyas Zimmer waren alle fünf Babys untergebracht… also die Drillinge, Souya und Kansuke… und Satoya und Moe mussten wegen Zimmermangel schon Yus altes Zimmer unten nehmen.“

„Das war auch mal mein Zimmer,“ fiel Chidori ein, und Sasuke rieb sich stöhnend die Schläfen.

„Ich… drehe hier allmählich am Rad, Chidori. Wieso sterben immer bei uns die Babys, hm?“

Seine älteste Tochter seufzte leise, bevor sie beruhigend die Hand hob und ihrem erschöpften Vater über die Wange strich.

„Ich weiß es nicht, Papa.“

„Hn…“
 

Naruto war entsetzt.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst…“ machte der Hokage völlig überrumpelt von einer so schlechten Nachricht am frühen Morgen. Er war noch nicht mal im Büro gewesen und Sasuke hatte ihn noch zu Hause abgefangen, so hatte auch Hinata es mitbekommen. Die Frau des Hokage schlug völlig erschrocken beide Hände vor den Mund und flüsterte nur etwas wie:

„Oh nein… w-wie fürchterlich!“

„S-so ganz plötzlich aus heiterem Himmel?“ stammelte Naruto entsetzt und schob seinen etwas müden besten Freund ins Haus, um die Tür zu schließen. Die ganze Nacht hatte es geschneit und jetzt lag das ganze Dorf unter einer dicken Schneedecke.

„Satoya meint, es ist wahrscheinlich plötzlicher Kindstod gewesen,“ antwortete Sasuke, „Ach, verdammt, ich weiß doch auch nicht, wo das mal enden soll… langsam fühle ich mich echt verarscht, weil in meiner Familie die Kindersterblichkeitsrate etwa dreimal so hoch ist wie bei allen anderen hier!“

„Und das alles passiert, während ich Hokage bin!“ stöhnte Naruto, „Ich bin unfähig, Teme…“

„Ach, nerv nicht, das ist doch nicht deine Schuld! Hast du irgendwelche Infos aus dem Dorf im Norden bekommen, wegen unseres metal–Freundes da?“

„Bisher hat sich niemand gemeldet, du i-ich bin doch noch gar nicht im Dienst! Dass selbst du so früh aufstehst, ist auch recht beunruhigend.“

„Ich konnte gar nicht schlafen nach dem Drama gestern Nacht. Außerdem sind inzwischen alle Kinde wieder bei mir aufgelaufen und im Haus ist jetzt Highlife in Tüten.“

„Willst du einen Tee oder so, Sasuke?“ fragte Hinata betreten, und Sasuke seufzte.

„Ein Glas Wasser reicht schon, vielen Dank. – Naruto… ich will nicht, dass du den Kram an die große Glocke hängst. Wir haben genug Stress und brauchen keine pseudomitleidigen Dorfbewohner vor unserer Tür. Shiemi wollte Naoya noch auf Erbkrankheiten untersuchen… stell dir vor, wenn es tatsächlich irgendeine erbliche Krankheit war, dann geht’s aber voll ab hier, das sag ich dir.“

„Na toll,“ sagte Naruto, während Hinata mit dem Glas Wasser kam. Der Blonde raufte sich seufzend die Haare. „Sag mir, Teme… wie lange bin ich jetzt schon Hokage?“
 

Sasuke sah auf das Wasserglas.

„Du bist so lange Hokage wie Asayo alt ist, also siebenundzwanzig Jahre lang.“

„Was, ehrlich? Das ist eine lange Zeit… ich meine, ich gehe auf die fünfzig zu! Vielleicht wird es Zeit, sich nach einem Nachfolger umzusehen…“

„Ziehst du jetzt etwa den Schwanz ein, weil meine Kinder und Enkelkinder der Reihe nach sterben? Bei Yuusuke und Yusaku war es anders, die wurden getötet. Naoya hingegen ist eines natürlichen Todes gestorben. Das ist zwar grausam, aber es kann passieren. – Seiji und Kanae sind natürlich nicht mehr ansprechbar, vor allem Kanae so zu sehen ist ziemlich hart, sie ist doch sonst immer so fröhlich gewesen.“

„Ja,“ sagte Naruto unglücklich. „Nein, ich… ziehe nicht den Schwanz ein, verdammt! Aber jetzt diese Geschichte mit dem komisch Metallheini da, ich habe… zum ersten Mal seit ich Hokage wurde das Gefühl, dass mir dieses Dorf über den Kopf wächst. Und ich glaube, das ist kein gutes Zeichen.“ Sein Freund sagte nichts. Erst nach einer Weile tat er den Mund wieder auf.

„Wann hat es hier schon zum letzten Mal gute Zeichen gegeben, Dobe…?“
 

––
 

Den Tod des Babys zu verarbeiten, war schwer. Aber noch schwerer war es, gleichzeitig weiterzumachen.

Und wegen der vermutlich drohenden Gefahr durch den Metallmann hatte niemand die Zeit zum Trauern, die er brauchte, am wenigsten aber Seiji und Kanae.

Während Satoya seine Frau schon nach einem Tag überreden konnte, zurück zu ihrem eigenen Haus zu ziehen, blieben die anderen lieber noch eine Weile da. Sanosuke versuchte öfter, Haruka auch zum Ausziehen zu überreden, weil er kein gutes Gefühl dabei hatte, Seiji und sie unter einem Dach zu wissen; doch erstaunlicherweise schien Haruka gar kein Problem damit zu haben. Sie ging Seiji einfach aus dem Weg und Sanosuke beobachtete bei ihr auf einmal eine Selbstbeherrschung, die es ihm unbegreiflich machte, wie diese Frau noch vor wenigen Wochen vor Seiji so ausgerastet war. Es war, als hätte Naoyas Tod eine Art Waffenstillstand bewirkt… oder vielleicht sogar das Kriegsbeil begraben?

Das wäre zu schön um wahr zu sein… und makaber.
 

Mal wieder hatte erst ein Kind sterben müssen, bevor Frieden eingekehrt war.
 

Seiji seinerseits war ohnehin kaum da. Die meiste Zeit war er damit beschäftigt, Informationen über den dämlichen Metalltypen heranzuschaffen oder sich sonst wie zu beschäftigen. Kanae kümmerte sich in der Zwischenzeit mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, um ihr jetzt einziges Kind. Sie wollte auf jeden Fall, dass auch Masami schon früh lernte, dass das Leben weiterging und man nicht einfach stehenbleiben und abschalten konnte. Konnte man schon… aber es wäre falsch. Und unfair denen gegenüber, die noch am Leben waren. Kanae würde niemals zulassen, dass sie oder Seiji oder irgendjemand wegen eines Todes in Trauer versank. Was würden denn ihre Eltern sagen, würde sie sich plötzlich zurückziehen und von morgens bis abends um Naoya weinen? Oder sich gar umbringen, um ihm zu folgen? Das kam gar nicht in Frage.
 

Es war nicht das erste Mal, dass Kanae den Tod eines geliebten Menschen erfahren musste. Als sie kleiner gewesen war, hatte ihre Mutter einen kleinen Bruder geboren… der genauso wie Naoya ein paar Monate, nicht mal ein Jahr später plötzlich gestorben war. Kanae selbst war damals noch klein gewesen und hatte nicht viel davon begriffen. Aber sie erinnerte sich noch gut an die Traurigkeit ihrer Mutter und dass sie als kleines Mädchen das Gefühl gehabt hatte, ihre Mutter würde niemals wieder lächeln.

Aber es hatte ja ihren Vater gegeben. Und ihr Vater hatte ihrer Mutter in der schweren Zeit die Kraft und die Liebe gegeben, die sie gebraucht hatte, um nicht aufzugeben. Und heute lächelte ihre Mutter genauso ein schönes Lächeln wie früher auch.
 

Genauso, hatte Kanae tapfer beschlossen, würde sie für Seiji und Masami da sein. Wenn sie drei zusammenhielten, würde alles gut werden!

Was sie tat, war nicht Verdrängen… es war nur Weitermachen. Natürlich trauerte such sie um das Baby, das sie nie wieder im Arm halten, mit dem sie nie wieder sprechen würde. Nachts einte sie stumm, während die anderen schliefen und nicht mitbekamen, dass die starke Kanae sich nur in der Nacht schlafen legte und dann die schwache Kanae Zeit hatte, um ihr Baby zu weinen.

Sie wollten nicht zurück in das alte Haus. Noch nicht. Es gab zu viel, was sie da an Naoya erinnern würde. Für eine Weile wollten sie lieber bei Sasukes und Sakura bleiben.

Kanae bestand darauf, dass Masami ganz normal in den Kindergarten ging. Um weiterzumachen. Und der Kleine fügte sich brav und ging ohne ein Wort des Widerstands jeden Tag mit Mikoto in den Kindergarten. Der Kontakt mit anderen Kindern würde ihm mehr helfen, das zu verarbeiten, als den ganzen Tag zu Hause zu sitzen.
 

––
 

Es waren seit Naoyas Tod etwa vier Tage vergangen, als Shiemi aus dem Labor zurück nach Hause kam. In der Stube saßen Mikoto, Masami und Namie vor dem Fernseher. Yashiru war noch in der Akademie. Der kleine Kansuke rannte blöd vor sich hingrölend im Kreis durch den Flur, während Sakura, Haruka und Kanae in der Küche waren, Tee tranken oder Geschirr einräumten.

„Shiemi!“ begrüßte Kanae sie als erste, und die kleinen Kinder in der Stube sahen auch interessiert auf.

„Hallo Tante Shiemi!“ rief Namie winkend. Shiemi winkte kurz grinsend zurück, bevor sie sich an das Damentrio in der Küche wendete.

„Ich habe mich ein bisschen um Naoya-chan gekümmert,“ sagte sie, „Und ich… sagen wir, ich habe Dinge gesehen, de ich nicht zu sehen erwartet hatte. – Ist Seiji-nii-chan noch in der Zentrale oder sonst wo unterwegs?“

„Ja, ich denke schon,“ machte Kanae, „Sie sind alle sehr beschäftigt, um den Eisenmann zu fangen, der hier in der Nähe sein muss! – Warum…?“

„Es gibt da etwas, das ich mit… euch beiden besprechen müsste.“ Sie ließ den Blick von Kanae zu ihrer Mutter und Haruka schweifen, die sie alle beide groß und auch leicht alarmiert ansahen. Haruka sagte kein Wort und widmete sich wieder dem Teller, den sie in den Schrank räumen wollte.

„Dann sag es erst mal mir,“ bat Kanae beunruhigt, „Wegen einer Erbkrankheit müssten wir sofort anfangen, uns alle untersuchen zu lassen…“

„Ist gut, komm lieber mit mir hoch,“ murmelte Shiemi langsam und senkte den Kopf. Verwundert folgte Kanae ihrer Schwägerin in ein anderes Zimmer und schloss hinter sch sorgfältig die Tür. „Ich werde es dir sagen… und wenn du meinst, du bist nicht fähig, Seiji das selbst zu sagen, dann lass mich es ihm lieber beibringen.“

Kanae sah Shiemi verwirrt und verunsichert an.

„A-also war es tatsächlich eine Erbkrankheit?“

„Nein,“ antwortete die Schwarzhaarige. „Es hat nichts mit Erbkrankheiten zu tun. Und Naoya ist höchstwahrscheinlich nicht am plötzlichen Kindstod gestorben.“

„W-was?“ fragte die Blonde jetzt leise, „W-woran… denn dann?!“
 

––
 

--
 

Ahahaha noch ein Cliffhanger! XD Naja, er is aber nicht so hart wie der letzte uû'

und ja... schlagt mich... ich bin so böse... (btw, ich liebe Babys^^ sie sind süß und knuddelig... ^^'' nur mal so... XD) und ja, Kimiko kriegt einen Keks mehr, weil sie es gewusst hat... XDD

Als Trost stell ich demnächst endlich ein Bild von naoya auf die Homepage^^''



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Kommentare zu diesem Kapitel (38)
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Von: abgemeldet
2013-05-22T19:29:27+00:00 22.05.2013 21:29
WIE KANNST DU SO VIELE BABYS TÖTEN?!
Von:  Enyxis
2011-05-17T19:18:46+00:00 17.05.2011 21:18
*mal wieder heul* Q_Q *schnief* Oh man....So ein hammer kapi *in taschentuch schnief*
Naoya-chan >< *heul* Welcher Bastard hat ihn umgebracht?!
Von: abgemeldet
2009-01-03T21:00:48+00:00 03.01.2009 22:00
Oha, genau an dieser Stelle aufzuhören ist mega fies.
Gerade war es so spannend.
Aber zum Glück kann ich gleich weiter lesen.
Also werd ich jetzt keine großen Reden schwingen,
sondern einfach nur einen Satz sagen:
Dein Kapi war mega geil!!!
Cya^^
Von:  Rici-chan
2008-10-29T14:12:16+00:00 29.10.2008 15:12
arme kinder, eh ;;_;;
meine großcosuine war beinahe im fiberkrampf gestorben, schlimm sowas.
Von:  DarkAngelSatan
2008-10-16T08:08:38+00:00 16.10.2008 10:08
omg wein tto omg die amrene
schrekclich wurde er twa sumgebracht?
bi mal gespantn shcireb bitte badl weiter hdl
Von: abgemeldet
2008-10-15T21:36:45+00:00 15.10.2008 23:36
die dramatik hört ja gar nicht mehr auf..
die familie tut mir soo leid.. der arme kleine naoya vor allem..
das kappi was so traurig.. alle trauern zusammen und trotzdem
müssen sie irgendwie weiter machen, auch wenns hart ist..
seiji und kanae haben das nicht verdient..
dass haruka verständnis zeigt, find ich gut.. sie ist auch nur ein
mensch mit gefühlen.
mach weiter sooo
lg, yesilli
Von:  sama
2008-10-14T20:13:08+00:00 14.10.2008 22:13
oh gott.. es tut mir leid, aba des wird langsam echt zu viel für mich.. des häkt meine psyche nich mehr aus.. *hinterm sofa versteck* das uahhhh.. wie schaffst du es nur uns so dahinzuraffen? das ist so so.. du bist einfach ein schreibGOTT!! du bist genial.. deine kappis sind genial.. die ganze geschichte ist genial..
sama^^
Von:  Yumizu
2008-10-14T18:05:59+00:00 14.10.2008 20:05
Wähääää~ TT^TT
Ich will gar nicht mehr lesen, verdammt ey!
Wieso passiert bei dir immer so was? ó.ò
(ok, es ist spannend, gefühlsergreifend, mitreißend und JA ich liebe deine FFs!! - aber trotzdem!! >.<)
Der arme Naoya... v.v" ist bei ihm nur kein Bild, weil du ihn gar nicht älter zeichnen kannst? o.ô hmm wäre logisch...
Satoya tut mir sooo leid! Er ist so am boden (wie "eigentlich" alle...) Er wollte Naoya unbedingt helfen und er kann nichts tun... v.v" ich glaube auch wenn Sasuke die ganze Zeit genervt wirkt nimmt es ihn auch besonders mit... er hat schließlich "die verantwortung" (frag mich nicht wobei oo) und er hat alle Tode (relativ) mitbekommen... Sani und Seiji natürlich auch, aber ich finde sie zeigen ihre Trauer ja auch mehr... wobei Seiji sich mal wieder mit Arbeit ablenkt und nicht für seine Frau da ist! >.<' oh man arme Kanae - wie kann sie nur so stark sein? Ich finde es total traurig, dass sie nachts alleine weinen muss und das sie sich vorgenommen hat ihre familie zusammen zu halten... hm ob masami mehr weiß? verständlich das er nicht darüber redet, schließlich ist und bleibt er trotz allem ja immer noch ein kind, oder? ó.o
Ich frag mich was da noch alles schreckliches auf die Uchihas zu kommt... wer weiß, wer weiß... aber die frage ist eigentlich: wollen wir das alles überhaupt noch wissen, oder haben wir alle genug mitgelitten?!
Also ich will eigentlich nicht weiter leiden, sondern "nur" weiterlesen, aber da das nicht geht sehe ich dem "zum tode geweihten Clan" mal weiter beim sterben zu....... v.v"
VLG ♥
Von: abgemeldet
2008-10-14T17:48:56+00:00 14.10.2008 19:48
NOOOO er is tatsäschlich tot!T______________T
omg...hat seiji ihn etwa iwie beim schlafwandeln oder so was gekillt....?ich mein iwie hat sich das so anehört,als ob er was gemacht hätte...naja oder eben von nem feind umgebracht worden...argh das is so kompliziert....wtf?das nächste kapi soll endlich kommen. ._.
lg
rikku - chan
Von: abgemeldet
2008-10-14T14:45:15+00:00 14.10.2008 16:45
Sooo. Da bin ich^^
Und gleich bekommst du auch dein Kommi^^
Okay.
*Luft hol*

Ich finde es gut, dass du Absätze machst. Dadurch kann man den Text besser lesen und er wirkt hat nicht si gedrungen. Oder lang xD

Dann finde ich es noch gut, dass du am Ende eines Kappis ein kleines, eigenes Kommentar hinterlässt^^
Ich finde das toll, das mache ich auch immer XD

Deinen Schreibstil finde ich auch super, du kannst echt gut Situationen beschreiben, dass kann man sich richtig gut vorstellen.
Auch geht alles super ineinander über^^

Auch weißt du, wann es gut ist aufzuhören xD
Da bleibt die Spannung da^^

Okay, dass war der allgemeine Teil.
Kommen wir zum Kappi XD
Ich finde es gut, wie du die Atmosphäre wegen Naoya's Tod beschreiben hast. Das war super. Man konnte richtig die Trauer fühlen.
Und dann der Schluß.
Überraschung! xD
Bin gespannt, woran Naoya wirklich gestorben ist.
Ich habe ja ne' Vermutung, aber...
Naja, wir werden sehen^^

Sooo. Langes Kommi, sry^^"
Das nächste wird kürzer^^

LG, Coco~


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