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BLACK MOON

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01: Ankunft (WB-Beitrag)

BLACK MOON
 

Kapitel 01: Ankunft
 

Die Wüste Cinobers.

Trostlos. Verdorrt. Dort, wo kein Leben mehr ist, dort existiert auch keine Hoffnung.

Zu diesem Schluss müsste man kommen, doch es ist nicht so. Ein Körnchen Hoffnung keimt noch immer. Verborgen im dunklen der Nacht.
 

Schnell, so als wären sie auf der Flucht vor etwas, näherten sich Schritte. Die spiegelglatte Empfangshalle der Zitadelle glänzte wie an jedem Tag, doch heute war es anders. Kein Raunen, keine Menschen die unaufhörliche Gespräche führten, füllten die Halle. Die Schritte verlangsamten sich und blieben schließlich stehen. Seine Augen verborgen unter dichtem braunen Haar, sah sich die in schwarz gekleidete und von Außen mehr als vornehm wirkende Person eine an der Wand hängende Steintafel an.

Das Relief zeigte in zahlreichen Vertiefungen und Einkerbungen Schäden, doch die darauf geschriebene und verheißungsvolle Weissagung war nach wie vor zu lesen.

Jahrhunderte hatte sie überdauert, festgehalten in Stein – als Omen für die Nachwelt.

Mit seinen Fingerspitzen berührte die vermummte Gestalt die Furchen einer fehlenden Innenschrift. Dort, wo hätte stehen müssen, wo der Prophet zu finden ist.

„Eine andere Welt, verborgen in der Nacht und im Nebel der Zeit, dort, wo die Seelen der Verdammten ruhen...“, seine Stimme klang dumpf und er stoppte, als er hinter sich jemanden kommen hörte.

„Du überrascht mich, Hakkuya. Dass du ausgerechnet an den Ort zurückkehrst, an dem damals alles begann!“ Grinsend schaute der Priester den schwarzen Magier an, der von der Steintafel abließ und sich leicht umwandte.

„Wir haben damals einen Fehler gemacht, wieso siehst du das nicht endlich ein, Irion?“, antwortete der Angesprochene mit gefasster Stimme. „Eriol wäre in der Lage gewesen, das Unheil abzuwenden, das unser Land zerstört!“

„An so etwas glauben nur Gotteslästerer und Narren, Hakkuya! Eriol wurde als Verräter bestraft und verurteilt, so wie es unser Gott befohlen hatte.“

Hakkuya schloss seine Augen und griff nach seinem Schwert.

„Was hast du jetzt vor, Schwarzer Seelenfänger? Willst du mich töten, wie all die anderen dort draußen im Hof?“ Der Priester wirkte nicht eingeschüchtert, im Gegenteil: sogar noch etwas hochnäsig und überheblich.

„Ich bin hier um das Tor in die andere Welt zu durchschreiten. Wenn du mich versuchen solltest aufzuhalten, werde ich die töten müssen, Irion.“

Der andere grinste nun noch breiter. „Mutest du dir da nicht ein bisschen viel zu? Das Tor kann nicht von jedem geöffnet werden und von einem schwarzen Magier schon gar nicht!“

Hakkuya zog sein Schwert und hielt es in Irions Richtung. Dieser sah ihn scharf an.

„Ach so ist das. Du willst, dass ich das für dich tue?“ Während Hakkuya die Ruhe selbst blieb, begann der andere lauthals zu lachen. „Ich enttäusche dich höchst ungern, aber wenn du glaubst, dass ich dir helfe, dann solltest du mich wahrscheinlich doch wie die anderen töten, denn lieber würde ich sterben!“

DieAugen des Schwarzmagiers verdunkelten sich. Da stand er nun, ihm gegenüber sein alter Freund Irion, mit dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte und dessen Pflicht es nun war seinem Gott die Treue zu halten. Würde er ihn töten müssen, so würde er es ohne Zögern tun, nur um dieses Land, diese Welt, zu retten.

„Es tut mir Leid, das du das so siehst...alter Freund!“ entgegnete er leise und kaum hörbar. Irion wirkte irritiert, als sich Hakkuya mit kleinen Schritten näherte.

„Was soll das, Hakku?“ Da war er. Sein Kosename. Irion schien nun doch die Angst zu packen, denn die Distanz zwischen ihnen verringerte sich zunehmend. „Du kannst das Portal ohne mich nicht öffnen, was bringt es dir dann hier so einen Aufstand zu machen?!“

War das eine Frage, oder eine Behauptung? Seine Stimme klang schrill, panisch. Irion brach der Schweiß aus, als Hakkuya so nah war, dass er in die eisblauen Augen des einstigen Freundes blicken konnte.

„Warum tust du das?“

Er stoppt als sie nur noch weinige Schritte trennte. „Du hast Unrecht, Irion.“

Dann hob Hakkuya sein Schwert in die Luft und mit einem präzisen und schnellen Hieb durchschnitt er die bedrohliche Stille zwischen ihnen.

Als Irions lebloser Körper in sich zusammenklappte und zu Boden fiel, schloss Hakkuya seine Augen erneut. „Ich kann das Tor öffnen, denn du selbst hast es mich einst gelehrt.“

Hinter ihm erschien, genau in diesem Moment und direkt vor der Steintafel, ein blaues Licht, hell und rein. Und warm. So warm, dass Hakkuyas Tränen trockneten, bevor sie den spiegelnden Boden berührten. „Jetzt bleibt mir nur noch eins zu tun.“ Als er sich umwandte und auf das Portal aus Licht schritt, warf er einen letzten Blick über die Schulter. „Verzeih mir...“
 

Die Erde, Japan, Tokyo, eine Mittelschule.

„Was soll das, Kurosaki-san? Hatte ich dir nicht gesagt, dass du das Zimmer aufräumen sollst?“ keifte eine schrill klingende Stimme über den Schulkorridor. Der Angesprochene hob den Kopf. Klassensprecherin Ayumi fixierte ihn mit scharfem Blick.

Die fehlte mir jetzt noch, ging es Eri Kurosaki durch den Kopf, der auf dem Treppenabsatz saß und auf seinem Handy herumtippte. Er schaute mit entschuldigendem Blick in die wütenden Augen des jungen Mädchens.

„Das ist so viel für mich alleine, ich mache eine Pause“, entgegnete er und kratzte sich verlegen, erwischt worden zu sein, am Hinterkopf.

„Eine Pause, die schon eine Viertelstunde geht?“ fragte Ayumi nach. Eri musste einsehen, dass er so nicht weiterkam und klappte sein Handy zusammen. „Tut mir Leid, Tanaka-san! Ich mache gleich weiter.“

„Das will ich auch hoffen“, bohrte sie nach, als Eri die Treppe heraufgetrottet kam und sie die Hände in die Seiten stemmte um der Sache noch etwas Nachdruck zu verleihen. „Unser Klassenzimmer wird heute Abend vom Astronomie-Club benutzt, die die Mondfinsternis mitverfolgen wollen. Die beste Sicht über das Ereignis haben sie nun mal nur von unserem Zimmer aus, also muss es sauberer als sonst sein, damit wir einen guten Eindruck machen.“

Eri wusste schon, warum Ayumi das sagte. Im Astronomie-Club befanden sich einige 12-Klässlcher, die jedes Mädchen in seinem Jahrgang toll fand. Angefangen bei Kei Harada, der als Vorzeigeschüler der gesamten Schule galt.

„Ayumi-chan, können wir gehen?“ schallte plötzlich eine andere Mädchenstimme über den Gang. „Ich komme gleich!“ entgegnete sie ihrer Freundin, die zu ihrer nächsten Clubaktivität aufbrechen wollte. „Es tut mir Leid, dass du heute alleine Dienst hast, aber einer muss es ja machen“, wandte sie sich ein letztes Mal an Eri und ging dann.

Dieser zog scharf die Luft ein und blickte Richtung Klassenzimmer. Toll, ausgerechnet heute wird Ryô krank... Es half alles nichts, er sollte sich wohl an die Arbeit machen, wenn er dem Hass seiner Mitschülerin entgehen wollte.
 

Es war schon spät, als Eri endlich mit allem fertig war. Völlig erschöpft vom vielen Putzen saß der zierliche Junge mit dem blonden Haar und den grünen Augen auf seinem Platz, als die ersten Clubmitglieder erschienen. Er nahm seine Tasche und wollte aufbrechen, doch natürlich ging das Ganze nicht ohne noch mit Harada zusammenzulaufen, der, als er Kurosaki sah, nervös wurde und anlächelte.

„Viel Spaß beim Mondschatten ansehen“, entgegnete Eri noch und verließ den Raum.

„Eigentlich ist es die Erde“, widersprach Kei dem jüngeren, der stehen blieb und sich umwandte. „Was?“

„Eine Mondfinsternis entsteht, wenn sich die Erde genau zwischen Mond und Sonne befindet. Der Schatten auf dem Mond ist also die Erde.“

Eri wusste nicht, was er davon halten sollte. Diese Erklärung hatte er nicht erwartet und es war überraschend, dass sich Harada mit ihm auf derartige Weise unterhielt. Eri meinte, dass es wohl auch das bisher längste Gespräch war, das sie je geführt hatten.

„Du bist Kurosaki aus der 10-b, nicht wahr?“ fragte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Eri nickte leicht. „Danke, dass du den Raum so fleißig geputzt hast.“

Das überraschte ihn jetzt noch mehr. Hatte Harada ihn etwa den ganzen Tag beobachtet?

„Uhm...gern geschehen“, war das einzige, was er halbwegs zustande brachte. Dann wandte er sich schnell um und ging.

Er bemerkte, dass er etwas rot geworden war, nachdem ihm Kei gedankt hatte. Er mochte ihn, genau wie die Mädchen in seiner Klasse, denn Kei Harada wirkte trotz seines Alters wesentlich älter und reifer als andere. Er war freundlich, beliebt und hatte viele Talente. Kaum einer von den älteren Mitschülern interessierte sich für die Küken und schon gar nicht für Kurosaki, der eher unscheinbar, wenn auch niedlich aussah. Er war ein Durchschnittstyp, während Harada ein einnehmendes Gemüt besaß und mit seiner Anwesenheit einen ganzen Raum erhellte.
 

Nachdem Eri seine Schuhe angezogen hatte, verließ er das Gebäude und machte sich auf den Weg nach Hause. Es war nur ein kleines Stückchen die Straße hinunter, aber da keiner auf ihn wartete und es dort nichts wichtiges für ihn gab, beeilte er sich nicht in seine kleine Wohnung zu kommen. Auf dem Weg lagen noch eine Imbissbude, die leckere Ramen machte, und ein Spielplatz, auf dessen Schaukel er noch sehr lange saß und einfach nur in den Himmel starrte. Heute musste er nicht jobben. Endlich mal ein freier Tag.

Es war nicht so, dass er arbeiten ging um seine Miete zu bezahlen: Von seinem Erbe hätte er sich sogar noch locker eine größere Wohnung leisten können, doch er war genügsam und – was vielleicht noch wichtiger war – geizig.

Mondfinsternis, Erdschatten, die wärmende Sonne, die ihre letzten Sonnenstrahlen in die kühler werdenden Sommertage schickte. Viele Gedankenfetzen gingen ihm durch den Kopf. Kei Harada. Ein seltsamer Typ, den er insgeheim darum beneidete so beliebt zu sein.

Er ließ seine Beine baumeln, wunderte sich einmal mehr nur so kurze zu haben und schaute wieder in den immer dunkler werdenden Himmel. Der Mond war schon fast verschwunden. Er schaute auf die Uhr. In der Zeitung von heute morgen hatte gestanden, wann der Mond vollständig verdunkelt sein würde.

Dann schloss er die Augen und zählte instinktiv von zehn abwärts.

Zehn...neun...acht...sieben...sechs...fünf...vier...drei...zwei...eins...

Er öffnete seine Augen.
 

„Wer bist du?“ Der ihm gegenüberstehende Mann in schwarzem Gewand sah aus, als wäre er ein Cosplayer. Sogar ein seltsames Schwert aus rotem Metall hatte er in seiner Hand. Vielmehr richtete er es auf ihn. Kurosakis Augen weiteten sich vor Schreck. Sprechen konnte er ihm ersten Moment gar nicht, geschweige denn antworten.

„Verstehst du meine Sprache nicht? Ich wiederhole mich ungern...“, gab der Unbekannte zu verstehen und hielt Eri die Klinge noch näher an den Hals. Als er die Spitze an seiner Kehle fühlte zuckte er zurück und verlor auf der Schaukel vollends den Halt.

„Uaaaah...“ Er kippte nach hinten, versuchte sich noch irgendwo festzuhalten, doch bekam nur den Umhang des Fremden zu fassen. Dieser konnte nicht so schnell reagieren und wurde mitgerissen.

Es wirkte vermutlich mehr als seltsam, als die beiden übereinander im Sand lagen.

„E...Eri...Kurosaki“, entgegnete er gepresst und blickte dem Fremden in die eisblauen Augen. Der aus einem Zirkus entlaufene, wie Eri glaubte, lächelte plötzlich zufrieden und ließ sein Schwert fallen um Eri zu umarmen. „Ich habe dich gefunden, Prophet!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-09-04T14:38:55+00:00 04.09.2008 16:38
Die Geschichte finde ich ehrlich gesagt lustig.
Die Struktur is gut, da kann ich Kio nur Recht geben. Ebenso die ausarbeitung der Charas sind gut gelungen, auch wenn Shonen Ai nicht wirklich meins ist
^^

aber soviel kommt da ja nich vor!


7 Punkte
Von:  Kio4578
2008-08-22T15:23:47+00:00 22.08.2008 17:23
Eine schöne Idee. Der Einstieg ist dir sehr gut gelungen. Die beiden Figuren bekommen schon beim ersten Einsdruck einen tiefsinnigeren Grund und man ist gespannt wie sich wohl alles weiter entwickeln wird.
Auch sind die Absätze sehr gut gesetzt, so dass der Überblick nicht verloren geht. Der Inhalt liest sich schön fliessend und auch sonst finde ich das das ein Guter Anfang für eine Gute Story ist. Bin gespannt was noch kommen wird und wie sich die Story noch entwickelt.
LG Kio ^^


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