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Siebzehn

von

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Dritter Tag - Ziellos

Es ist hell, die Sonne blendet mich. Auch durch meine geschlossenen Lider. Vielleicht hätte ich die Rollläden gestern doch runterlassen sollen…

Müde drehe ich mich auf den Bauch und vergrabe mein Gesicht im Kissen. Schön dunkel. Aber ich kriege keine Luft. Dann muss ich also doch aufstehen. Sakura ist vielleicht sogar schon da. Am Stand der Sonne kann ich sehen, dass es fast Mittag sein müsste. So auszuschlafen bin ich gar nicht mehr gewohnt. Kann ich ab jetzt öfter machen.
 

Dass Sakura wirklich schon da ist, bestätigt sich, als ich den Flur betrete. Es liegt gar kein Staub mehr da. Wahrscheinlich hat sie sauber gemacht. Und es riecht hier überall gut, nach Miso. Dann war sie sicher auch einkaufen. Glückliche Fügung, dass ausgerechnet Sakura mit der Überwachung beginnt. Sie erspart mir eine Menge Arbeit und Naruto hätte keinen Finger gerührt.

Der Duft wird intensiver, je näher ich der Küche komme. Und da steht sie auch, am Spülbecken, und erinnert mich irgendwie an meine Mutter früher. Als sie mich nach ein paar Sekunden bemerkt, zuckt sie kurz zusammen, nimmt ihre Hände aus dem Wasser und schüttelt es kurz ab, bevor sie sich zu mir umdreht.
 

"Oh… Guten Morgen, Sasuke-kun!"
 

Ich nicke ihr zur Begrüßung knapp zu.
 

"Ich… ich hab dir Frühstück gemacht! Du hattest nicht mal Reis da, deshalb hab ich auch noch eingekauft. Ist doch okay, dass ich deine Küche benutzt habe?"
 

Wieder nicke ich. Kann sie ruhig machen, ich koche sowieso fast nie. Aber das Frühstück, das sie da gemacht hat, sieht ganz gut aus. Sollte ich essen, auch wenn ich keinen richtigen Hunger habe.

Etwas ungelenk knie ich mich an den Tisch. Meine Bewegungen sind immer noch nicht ganz geschmeidig, obwohl der Kampf jetzt schon zwei Tage zurückliegt. Aber ansonsten geht es mir besser. Wobei das überhaupt nichts zu heißen hat.
 

Das ganze Essen dampft noch. Sie hat es wahrscheinlich gerade erst gemacht und ich wundere mich, wie gut sie mich abgepasst hat. Glücklicher Zufall—kalte Suppe schmeckt nicht. Aber die hier ist okay.

Es ist ewig her, seit ich das letzte Mal ein richtiges japanisches Frühstück bekommen habe. Mir selbst haben immer ein paar Onigiri gereicht, nicht noch extra Suppe und eingelegtes Gemüse. Außerdem kann ich nicht kochen. Aber meine Mutter hat sowas früher oft zubereitet. Das hat dann noch besser geschmeckt, als Sakuras hier.
 

"Ist es in Ordnung?"
 

Ich habe mich schon gewundert, dass sie gar nichts sagt und wollte ihr das eigentlich hoch anrechnen. Aber sie hat sich anscheinend doch nicht verändert. Und auf solche Fragen antworte ich nicht, das müsste sie wirklich wissen, auch wenn wir uns lange nicht gesehen haben. Immerhin esse ich das Zeug, da wird es wohl auch nicht so schlimm sein.

Trotzdem scheint sie auf eine Antwort zu hoffen. Egal. Damals hat sie sowas auch nicht gestört.
 

"Ich habe hier alles mal ein bisschen abgestaubt, du hattest gestern wahrscheinlich gar nicht die Zeit dazu. Außerdem geht es dir ja nicht so gut, da wollte ich dir einen Gefallen tun. Nur in deinem Zimmer bin ich nicht gewesen. Du hattest doch nichts dagegen?"
 

Diesmal schüttle ich den Kopf.
 

"Mach, was du willst."
 

Und füge nach einer Weile noch ein genuscheltes "Danke" hinzu.
 

Ihre Mimik wechselt von entmutigt zu überrascht. Mit einer mündlichen Antwort hat sie wohl nicht gerechnet. Es ist immer wieder faszinierend, wie leicht man in ihrem Gesicht lesen kann. Das hat sich seit damals nicht verändert. Eigentlich bräuchte sie gar nicht zu reden, man sieht auch so, was sie sagen will. Viel zu offen. Das bin ich gar nicht mehr gewohnt.
 

Nachdem ich endlich den letzten Rest Suppe ausgetrunken habe, stehe ich wieder auf und verlasse die Küche. Ich bin nicht der Typ für Smalltalk. Sowas nervt mich. Aber in Sakuras Gegenwart ist man unweigerlich daran gebunden, darum gehe ich lieber. Außerdem wird das Stechen in meinem Kopf, das schon seit dem Aufstehen da ist, immer stärker und da bin ich lieber alleine. Bin ich sonst zwar auch, aber jetzt ganz besonders.
 

Doch offensichtlich versteht Sakura das nicht, denn schon ein paar Minuten, nachdem ich mich in meinem Zimmer auf den Sessel vorm Fenster gesetzt habe, um ein bisschen Ruhe zu haben und nachzudenken, klopft es an der Tür. Und weil ich ihr nicht antworte, kommt sie einfach rein.
 

"Störe ich dich?"
 

Ich belasse es bei meinem Schweigen, aber auch das legt sie zu ihrem Vorteil aus. Aufgeben würde sie ohnehin nicht.
 

"Mir ist so langweilig ganz allein. Auch, wenn du eh nicht viel redest, würde ich gerne hierbleiben. Okay?"
 

"Hn."
 

Damit sie endlich aufhört nachzuhaken. Und das tut sie auch, vielleicht hat sie sich sogar daran erinnert, dass ich ihr eigentlich erlaubt habe, sich in dem Haus hier frei zu bewegen. Besser, als sie fragt jedes Mal nach.

Ablenkung tut mir eh ganz gut, glaube ich. Selbst wenn ich gar nicht mitrede und nur zuhöre. So muss ich wenigstens nicht an all die anderen Dinge denken, die ich am liebsten vergessen würde. Und die Kopfschmerzen rücken auch in immer weitere Ferne.
 

"Weißt du, Sasuke… es ist schön, dass du endlich wieder hier bist, bei uns. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Aber irgendwie ist ja dann doch alles gut gegangen."
 

Für diese Aussage hasse ich sie und hätte ihr auch am liebsten eine schnippische Antwort gegeben, lasse es aber dann doch. Sie kann es ja nicht wissen. Und dennoch: Gar nichts ist gut gegangen. Alles ist nur noch viel, viel schlimmer geworden, als es vorher sowieso schon war. Das sollte selbst sie gemerkt haben.
 

"Wir können auch endlich wieder Team 7 werden, wenn das ganze hier vorbei ist. Ohne dich ist es einfach nicht vollständig. Sai ist zwar ganz okay, aber er kann dich nicht ersetzen. Das kann niemand."
 

Sie setzt sich auf einen Stuhl mir gegenüber und ich bin überrascht, dass sie dafür gar nicht extra gefragt hat. Währenddessen lächelt sie glücklich, strahlt sogar richtig. Den Grund dafür kann ich nicht erkennen. Wahrscheinlich hängt das irgendwie mit ihrem gefühlsseligen Monolog zusammen. Beides kann sie sich sparen. Wir beide wissen, dass es mit dem Team 7 von früher nichts mehr wird. Funktioniert einfach nicht. Ich werde so schnell wie möglich wieder einen Faden in mein Leben einspinnen, an dem ich dann festhalten kann, und er wird ganz sicher nichts mit Naruto oder Sakura zu tun haben. Danach werde ich sterben, mehr vom Leben erwarte ich mir nicht. Aber wenn sie lieber in eine Illusion vertraut, soll sie das ruhig tun. Die sind immer schöner, das habe ich inzwischen auch gemerkt.
 

"Hm. Du warst jetzt schon über drei Jahre nicht mehr in Konoha… Du hast viel verpasst."
 

Ich zucke mit den Schultern. Dann ist eben irgendein entfernter Bekannter einen Rang höher. Interessiert mich nicht. Oder vielleicht hat Naruto auch ein neues Jutsu erlernt. Soll er doch.
 

"Alle in unserer Altersklasse sind jetzt Chunin oder sogar Jonin. Außer Naruto. Und du."
 

Stimmt, ich bin offiziell ja erst Genin. Da hat mir mein Status als Nuke-nin besser gefallen. Aber dass Naruto auch nicht weiter ist, überrascht mich. Was hat der denn die ganze Zeit gemacht? Wenn sogar Sakura die Prüfung geschafft hat…
 

"Naruto war zweieinhalb Jahre lang trainieren und ist wirklich stark geworden. Kakashi meinte sogar, er hätte ihn übertroffen. Es ist echt beeindruckend."
 

Ts. Kakashi zu übertreffen, ist nicht allzu schwer. Und dass Naruto stärker geworden ist, kann ich mir auch so denken. Wäre ja komisch, wenn er sich nicht verbessert hätte. Ich kann ihre Bewunderung für Naruto nicht ganz begreifen. Ist Konoha so eingerostet? Dann war es wohl doch die richtige Entscheidung, bei Orochimaru zu trainieren. Sonst wäre ich wahrscheinlich immer noch meiner Rache hinterher gerannt.
 

"Und Akatsuki ist hinter Naruto her. Du… du hast es doch auch schon gesehen, dieses Monster, das in ihm versiegelt ist. Aber wir konnten bisher alle töten. Von Akatsuki dürfte nicht mehr so viel übrig sein."
 

Das glaube ich auch. Keine Ahnung, wieviele ansonsten tot sind, aber allein ich habe ja schon zwei erledigt. Und wenn die sich jetzt auf das Kyuubi konzentrieren, hat Naruto ein Problem. Ich kenne kaum Mitglieder, aber Madara leitet das ganze und gegen den hat Naruto keine Chance, egal, wie viel stärker er geworden ist. Selbst Itachi konnte ihn nie besiegen, ich dann sowieso nicht und ansonsten wahrscheinlich auch keiner. Pech für ihn.
 

"…Aber die meiste Zeit haben wir damit verbracht, nach dir zu suchen. Oder Recherchen angestellt. Weißt du…"
 

Den Rest des Satzes kriege ich schon gar nicht mehr mit. Meine Gedanken schweifen ab, obwohl sie das eigentlich nicht sollen. Zu Itachi.

Mir ist aufgefallen, dass er eigentlich nie wirklich gejagt wurde. Anderen Nuke-nin wurden die Anbu-Einheiten hinterher gehetzt, aber bei ihm nie. Das passt jetzt alles zusammen, Dinge, die vorher unerklärlich waren, geben endlich einen Sinn. So auch jene Nacht, die Tränen und seine Worte. Eigentlich bin ich ja nie wirklich schwächer gewesen als er, obwohl das immer so ausgesehen hat. Den Clan hat er nicht alleine ausgerottet, Madara hat ihm wohl ziemlich geholfen. Und meine Sharingan habe ich auch mit acht Jahren bekommen, genau wie er. Nur, dass es außer uns niemand weiß. Wie alles andere auch. Madara wird irgendwann sterben, die Dorfältesten sowieso und es hängt an mir, die ganze Wahrheit weiterzugeben. Aber das habe ich gar nicht vor. Auch um den Uchiha-Clan ist es schlecht bestellt. Ich habe das Interesse daran verloren, ihn aufzubauen. Dazu wird es wohl eh nie kommen. Wenn es so weitergeht, sterbe ich noch, bevor sich überhaupt irgendwas verändert hat. Optimismus habe ich noch nie leiden können.
 

"Sasuke… Sasuke?"
 

Ich erschrecke kurz, als sie mich aus meinen Gedanken reißt. So schnell trete ich also schon weg, ich habe ganz vergessen, dass außer mir überhaupt noch jemand da ist… irgendwie beunruhigend.
 

"Geht es dir gut?"
 

Nein. Das wäre die richtige Antwort gewesen, mir ist es schon seit einiger Zeit nicht mehr gut gegangen. Ich hätte auch „Ja“ sagen können. Aber ich tue weder das eine noch das andere. Einfach so. Mir ist momentan nicht so nach reden. Die Kopfschmerzen sind stärker geworden, viel, viel stärker. Und draußen hat es angefangen zu regnen.
 

"Warum antwortest du mir nicht?"
 

Sie hat schon wieder etwas gefragt. Glaube ich. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht, ich höre ihr ja kaum mehr zu.

Es ist lästig. Unerträglich. Ständig jemanden um sich zu haben, der redet. Mein Kopf tut doch so schon genug weh.
 

"Sasuke-kun? Verstehst du mich?"
 

Das Pochen wird heftiger, fast im Einklang mit den Tropfen, die gegen die Fensterscheibe prasseln. Ich kauere mich enger zusammen und stütze dabei meine Stirn auf die Knie ab. Besser wird es trotzdem nicht.
 

"Was machst du da?"
 

Ich halte inne, die Kopfschmerzen sind für einen kurzen schönen Moment nur noch zweitrangig, und schiele auf meine Hand herab. Die habe ich bis gerade eben mit aller Kraft gegen mein Auge gepresst und der Druck wird mir erst bewusst, als ich locker lasse. Sofort ziehe ich den Arm zurück, schlinge ihn um meine Beine und vergrabe nun das ganze Gesicht in ihnen.
 

"Ist was mit deinen Augen?"
 

Sie brennen mal wieder. Das geht dann meistens mit den Kopfschmerzen einher und meine Sicht wird ganz verschwommen. Aber Sakura sollte eigentlich nicht mitkriegen, dass mit meinen Augen etwas nicht stimmt. Die Mangekyou Sharingan sind zu verräterisch. Sie könnte falsche Schlüsse ziehen. Oder die richtigen, beides ist schlecht.

Was ist überhaupt mit meinen Augen los? Fürs Erblinden ist es doch noch viel zu früh. Aber sicher bin ich mir dabei nicht mehr.
 

"S-Sasuke-kun…! Ich weiß, dass du mich hören kannst! Wieso redest du nicht mit mir?"
 

Grummelnd igele ich mich weiter ein. Die Kopfschmerzen gehen wieder von vorne los. Es pocht, hämmert, brummt und will überhaupt nicht besser werden. Und jedes Mal, wenn sie etwas sagt, dröhnt mein Kopf, als stände ich in einer riesigen Glocken, die gerade angeschlagen wird. Verdammt, es tut so weh und sie redet und redet und will einfach nicht aufhören.
 

"Was ist mit dir los, Sasuke-kun? Du willst mich nicht hier haben, aber da kann ich nunmal nichts machen. Ich muss das tun, bis du dich wieder eingekriegt hast und glaub mir, mir macht es auch keinen Spaß, den ganzen Tag gegen eine Wand zu reden! Sprech doch wenigstens ein bisschen. Die Zeit geht nicht schneller rum, wenn du mich ignorierst."
 

Wieso versteht sie nicht? Mein Kopf explodiert fast, ich kann gerade nicht reden. Ist sie nicht Medic-nin? Müsste sie sowas nicht eigentlich erkennen?

Mir ist es fast egal, ob sie nun da ist oder Naruto oder auch gar keiner, es macht sowieso keinen Unterschied. Sie kann gerne hier sein, so lange sie will, es ist eine Mission, ich verstehe das. Auch wenn es keine Mission wäre, könnte sie kommen, es ist mir egal. Ich fühle mich bloß nicht so danach, mit irgendjemand zu sprechen oder sonst etwas zu tun. Ich will einfach nur hier sitzen und Ruhe haben. Aber das versteht sie nicht.
 

"Sasuke, ich mache mir wirklich Sorgen um dich! Was ist los?"
 

Der Regen lässt nach. Es fallen immer weniger Tropfen und der Himmel klart langsam auf, damit die Sonne herauskommen kann.

Meine Augen brennen, als ich direkt in diese grelle Lichterflut starre, und mein Kopf tut davon nur noch mehr weh. Ich hasse Sonnenlicht. Bevor es unerträglich wird, stehe ich auf und taumle zum Bett hin, beide Hände gegen meinen Kopf gepresst. Mir ist schwindlig. Aus den Augenwinkeln sehe ich Sakuras verwirrten Blick, dann lasse ich mich auf die Matratze fallen und rolle mich zusammen. So ist es schön dunkel. Und die Schmerzen werden tatsächlich weniger.
 

"Sa-Sasuke? Geht es dir nicht gut?"
 

Ich höre sie kaum noch, ich will sie gar nicht mehr hören. Ich will am liebsten schlafen. Aber ich weiß auch, dass das nicht funktionieren würde.
 

"Sasuke?"
 

Schritte hinter mir, sie kommt auf mich zu. Dann setzt sie sich auf die Bettkante. Was macht sie hier bei mir?
 

"Hast du Schmerzen?"
 

Irgendwie nicke ich. Ich will das eigentlich gar nicht. Aber trotzdem tue ich es und ich wundere mich, ob sie dieses Nicken überhaupt erkennen kann, so zusammengekauert und mit den Armen im Weg.
 

"Ich kann dir was geben, wenn du willst. Warte mal kurz."
 

Die Matratze hebt sich etwas, als sie aufsteht. Ich höre sie irgendwo kramen und den Wasserhahn laufen. Dann kehrt sie wieder zurück.
 

"So, ich hab hier eine Tablette gegen Kopfschmerzen. Du musst dich aber aufsetzen."
 

Ich raffe mich also hoch, damit ich wenigstens halb aufrecht sitze und schiebe gleich die Tablette in den Mund. Meine Hand zittert, fällt mir auf, als ich ihr auch das Glas Wasser abnehme. Eilig trinke ich aus und gebe es ihr zurück, damit ich die Hand wieder frei habe, um sie gegen meinen Kopf zu pressen.
 

"Sie wirkt in etwa 10 Minuten, dann geht es dir bald besser. Ich kann dir ein paar davon dalassen, wenn du willst."
 


 

Und wirklich—10 Minuten später, nachdem ich einfach nur regungslos dagesessen habe, lassen die Schmerzen allmählich nach. Fit bin ich zwar trotzdem nicht, aber es fängt nicht mehr bei jedem Geräusch wieder dieses Pochen an. Ich senke meine Arme und lasse mich am Kissen ein wenig hinunterrutschen.

Es geht mir schon viel besser.
 

"Ist es jetzt wieder okay?", schneidet ihre Stimme in die Stille ein, nachdem sie eine Weile lang tatsächlich gar nichts gesagt hat. Und sie kommt mir auch nicht mehr so verhasst vor. Ich sollte antworten.
 

"Ja, geht schon."
 

"Das ist schön. Und du redest sogar mit mir!"
 

Sie klingt wirklich erfreut. Weil es mir besser geht? Oder weil ich mit ihr spreche? Es ist lächerlich, wie leicht man sie glücklich machen kann.
 

"Sag mal…", ich spüre ihren Blick auf mir, sie mustert mich von oben bis unten und zögert kurz, bevor sie weiterspricht, "die Klamotten sind noch vom Kampf, oder?"
 

Nun starre ich ebenfalls an mir herunter. Tatsächlich—ich laufe immer noch mit diesen Fetzen herum. Blutig, zerschlissen und einfach nur kaputt.
 

"So kannst du nicht bleiben. Du brauchst unbedingt neue Kleidung!"
 

Da hat sie Recht. Ich will dieses Zeug ja selbst nicht anbehalten; das Blut ist Itachis und die ganze Kleidung riecht nach Tod. Und ich hasse diesen Geruch.

Was kann ich also tun? Hinausgehen und etwas Neues kaufen. Sakura würde diesmal bestimmt nichts dagegen haben.
 

"Nein, nein, du bleibst hier!"
 

Kaum habe ich meinen Oberkörper erhoben, drückt sie mich auch schon wieder ins Kissen hinein. Was soll das?

Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich so viel Körperkontakt überhaupt zulassen will.
 

"Ich werde gehen."
 

Stopp.

Sakura will allen Ernstes für mich Kleider kaufen? Soll das ein Scherz sein? Sie müsste doch wissen, dass ich Scherze prinzipiell nicht verstehe.
 

"Du willst mir etwas kaufen, das ich anziehen soll…?"
 

Eigentlich habe ich gedacht, die Kopfschmerzen wären weg, aber so langsam glaube ich eher, sie fangen gerade wieder von vorne an.
 

"Ja. Ein Trainingsoutfit werde ich dir natürlich nicht holen, nur etwas ganz Einfaches, das du solange tragen kannst, bis du selbst was kaufen gehst. Aber ich brauche deine Kleidergröße."
 

Meine Kleidergröße? Woher soll ich denn wissen, was meine Kleidergröße ist? Ich weiß doch noch nicht einmal, wie die alle heißen. Bei Orochimaru haben sie mich immer vermessen und dann speziell etwas angefertigt.
 

"Was ist, kennst du sie nicht?", fragt Sakura dann irgendwann, nachdem ich schon eine längere Weile nichts mehr gesagt habe.

Ich schüttle den Kopf.
 

"Hm… weißt du denn wenigstens, wie groß du bist?"
 

"Nicht genau. Vielleicht 1,70 m."
 

"Okay…" Sie zieht den Laut übertrieben in die Länge, als hätte sie einfach vergessen, den Mund wieder zu schließen.
 

An sich kann ich ja schon verstehen, dass ihr meine Angaben ein bisschen zu ungenau sind. Warum weiß ich denn auch so wenig über mich? Immerhin habe ich noch im Kopf, wie ich aussehe. Aber auch das nicht mehr richtig.
 

"Naja, ich werde einfach mal gucken, ob ich da was finde."
 

Endlich erhebt sie sich von der Bettkante und geht in Richtung Tür. Meine Augen folgen ihr und ich beobachte, wie sie sich ihre Stiefel anzieht. Mich interessiert das herzlich wenig, aber etwas anderes zu tun habe ich auch nicht.

Kurz verabschiedet sie sich und ich verpasse ganz, ihr auch „Tschüss“ zu sagen. Als ich den Mund aufmachen will, fällt die Tür schon mit einem Klacken ins Schloss.

Seit wann lassen denn meine Reaktionen so nach? Vielleicht liegt es aber bloß daran, dass ich überhaupt nicht aufgepasst habe.
 

Jetzt ist sie also weg. Und ich ganz alleine. Zumindest für eine Weile. Aber anders fühlt es sich auch nicht an.

Eigentlich ist es ja ganz praktisch, dass Sakura gegangen ist. Wer weiß schon, wann diese Tabletten den Geist aufgeben? Außerdem ist es schlimm genug, dass mich überhaupt jemand in diesem Zustand gesehen hat. Das letzte bisschen Ehre will ich meinem Clan noch wahren. Aber mal wieder nach draußen gegangen wäre ich schon gerne.
 

Was soll ich tun?

Mir ist langweilig. Richtig langweilig. Es ist doch etwas anderes, ob Sakura nun da ist oder nicht. Sonst könnte ich ja wenigstens reden oder, falls mir nicht danach ist, ihr zugucken bei was auch immer sie tut. Momentan habe ich noch nicht einmal Kopfschmerzen, die mich beschäftigen können.
 

Eine Viertelstunde ist es nun schon her, seit sie gegangen ist. Die ganze Zeit habe ich auf die Uhr über der Türe gesehen, halb interessiert beobachtet, wie sich die Zeiger nach und nach vorschieben. Aber dadurch wird es auch nicht schneller.

Seufzend rutsche ich jetzt ganz am Kissen hinunter, bis mein Kopf auf der Matratze liegt. Meine Haare werden wahrscheinlich gerade plattgedrückt. Aber das ist auch schon egal. So kann ich immerhin nicht mehr auf die Uhr starren. Dafür an die kahle Decke. Auch nicht besser.
 

Wie lange braucht sie denn noch?! Sakura ist jetzt schon über eine halbe Stunde fort.

Den Blick auf die Uhr habe ich wieder. Mir ist es absolut nicht gelungen, über irgendetwas Sinnvolles nachzudenken und habe dann vor lauter Langeweile angefangen, mich auf dem Bett herumzuwälzen. So liege ich jetzt quer, mit der Bettkante im Rücken, und spüre, wie mir allmählich das Blut in den Kopf läuft. Es ist furchtbar unbequem, aber ich kann von hier aus das Ziffernblatt erkennen.

Wenn ich gewusst hätte, wie lange sie braucht, wäre ich selbst gegangen. Vielleicht kommt sie ja gleich.
 

In dem Moment höre ich auf einmal das Schloss knacken und sehe – kopfüber – wie sich die Tür öffnet und Sakura vollbeladen hereinkommt, bevor ich überhaupt die Chance habe, mich richtig hinzusetzen. Scheinbar hat sie nicht nur für mich eingekauft.

Mit großen Augen starrt sie mich an, dreht sich aber dann doch um und schließt die Türe. Währenddessen habe ich mich auch schon wieder aufgerichtet und sitze nun wieder gegen das Kissen gelehnt, damit ich überhaupt sehen kann, was sie mir denn gekauft hat.

Geduldig warte ich, bis sie zu mir kommt und in den Tüten kramt. Es interessiert mich zwar nicht wirklich, aber immerhin habe ich jetzt etwas, worauf ich mich konzentrieren kann.

Nach einer Weile ist sie dann auch endlich fertig und hält mir ein schwarzes T-Shirt vor die Nase.
 

"Ich wusste nicht genau, was dir gefällt. Oder welche Farben du magst. Deshalb hab ich etwas ganz Einfaches genommen. Ich hab’s auch noch in anderen Farben, warte…"
 

Sie kramt ein zweites Mal und bringt noch ein graues und zwei blaue Shirts zum Vorschein.
 

"Ist das okay? Eine Hose konnte ich dir leider nicht kaufen. Sonst hätte sie dir wahrscheinlich nicht gepasst. Aber deine alte ist ja noch ganz."
 

"Hm… ja, danke."
 

Es geht eigentlich, was sie mir da gekauft hat. Ist nicht besonders aufregend, aber das muss es auch gar nicht sein. Hauptsache, es passt halbwegs und fällt nicht besonders auf. Aber etwas zu groß wird es wohl sein. Meine T-Shirts haben mir noch nie ganz gepasst. Früher bei den Schultern, jetzt vor allem in der Breite.
 

"Gib mal."
 

Als hätte sie nur darauf gewartet, streckt sie mir sofort das nächstbeste der drei T-Shirts hin. Es ist das dunkelblaue. Sieht ein bisschen weit aus, aber wenn es trotzdem passt, ist mir das egal.

Ich lege es kurz neben mich, um aus meinem alten, kaputten Hemd zu schlüpfen. Dass es vorne offen ist, ist fürs An- und Ausziehen ganz praktisch. Dann nehme ich wieder das Neue und versuche dabei, Sakuras perplexen Blick so gut es geht zu ignorieren, während ich es anziehe. Der Kragen ist fast größer als mein Kopf. Das irritiert mich ein wenig.

Als ich wieder nach vorne schaue, zu Sakura, stutze ich kurz und hebe die Augenbrauen. Sie sitzt ganz verkrampft da, sieht beschämt zur Seite und errötet. Man kann ihr ganz gut ansehen, dass ihr die Situation unangenehm ist, sogar ich erkenne das.

Aber wo liegt ihr Problem? Hat sie noch nie einen nackten Männeroberkörper gesehen?

Meine Shirts sind in letzter Zeit immer etwas freizügig ausgefallen und speziell als das letzte zerfetzt wurde, ist da ja mehr Haut als Stoff gewesen.

Nur, dass vorher wenigstens ein paar Schrammen verdeckt waren. Und ansehnlich ist mein Körper sowieso nicht. Neben all den Kratzern, Narben und Verbrennungen kann man meine Rippen zählen und auch die Schulterblätter stechen spitzer hervor, als das eigentlich sein soll. Hässlich vielleicht noch nicht, aber schön auf keinen Fall. Das ist mir auch ziemlich egal. Ich muss nicht gut aussehen, sowas habe ich nie gebraucht. Mein Wunsch ist immer nur die Stärke gewesen. Und bei all dem harten Training ist dann eben das dabei rausgekommen. Aber stärker werden muss ich nicht mehr. Jetzt ist mir einfach alles egal.
 

"Ein bisschen zu groß…", gibt sie dann zu, nach einem verstohlenen Seitenblick, und zupft an meinem Shirt herum, um es zurrecht zu rücken, "ich wusste ja nicht, dass du so dünn bist. Von der Länge her passt es ungefähr…"
 

Teilnahmslos lasse ich geschehen, wie sie da an mir rumfummelt, bis ihr das Ergebnis endlich gefällt und sie von mir ablässt.
 

"So, jetzt kannst du auch wieder unter Menschen. Aber du solltest dich mal von einem Arzt untersuchen lassen."
 

"Wieso?"
 

Was ist falsch? Ich habe Kopfschmerzen, aber das ist ja wohl kein Grund, gleich ins Krankenhaus zu gehen. Und ansonsten geht es mir ganz gut. Okay, ich fühle mich ausgelaugt. Das ist aber kein Wunder, nach dem, was mir in letzter Zeit passiert ist.
 

"Nur so. Du wirkst angeschlagen. Und einige Wunden brauchen eine Behandlung, sonst hinterlassen sie Narben."
 

Ach, darauf will sie also hinaus. Die paar Kratzer. Sowas spüre ich gar nicht mehr. Genau wie die angesengte Haut. Und wenn da mal Narben sein werden, stört mich das auch nicht.
 

"Bitte. Ich weiß, dass dir das ziemlich egal ist. Aber findest du nicht, dass dir momentan ein bisschen zu viel egal ist?"
 

"Doch, schon."
 

Klar finde ich das. Ändern will ich es trotzdem nicht. Keine Lust, keine Zeit. Obwohl ich jedenfalls von letzterem mehr als genug habe.
 

"Was ist dann dein Problem?"
 

Ich zucke mit den Schultern. Das gleiche könnte ich sie doch auch fragen. Es ist schließlich mein Leben, das so furchtbar daneben geht.
 

"Ich kann dich auch behandeln, wenn du lieber hier bleiben willst."
 

"Ach, du bist Medic-nin?"
 

Sie nickt stolz.

Endlich ist sie mal zu etwas zu gebrauchen. Beinahe wäre mir das auch rausgerutscht. Aber so viel Taktgefühl besitze ich dann doch noch. Vielleicht hat sie sogar Talent. Wenn ihr der aktive Kampf nicht so gelegen hat, ist das ja eventuell das Richtige für sie.
 

"Dann kümmere dich ruhig um die Schrammen, wenn es dir so wichtig ist."
 

Schon wieder wird sie rot. Hat sie damit etwa nicht mehr gerechnet, oder wie? Jedenfalls ziehe ich schon mal das T-Shirt aus, damit sie irgendwann auch mal anfängt.

Ganz sanft spüre ich ihre Fingerspitzen auf meinem Rücken. Seit wann ist sie denn so zaghaft? Ich bin doch nicht aus Porzellan und gehe bei jeder Berührung kaputt. Auch wenn mein Körper total malträtiert ist und das vielleicht so aussieht. Die Verletzungen stammen schließlich von einem harten Kampf, den sie in diesem Kaliber sicher nicht mal erleben wird.
 

"Tut das weh?"
 

Sie drückt ein bisschen fester. Und ich weiß nicht, wie ich antworten soll. An sich tut mir alles weh. Auch, wenn sie mich gar nicht berührt. Aber ich nehme die Schmerzen nur noch ganz abgeschwächt wahr. Also beides, irgendwie.
 

"Dann ist schon mal nichts gebrochen."
 

Das hätte ich ja auch gemerkt. Trotzdem nett von ihr, dass sie mein Schweigen als 'Nein' gedeutet hat.
 

Jetzt fängt sie endlich mit dem Heilen an, ich spüre ihr warmes Chakra an meinem Rücken. Es tut gut, fühlt sich ein bisschen ungewohnt an. Wenn Kabuto mich geheilt hat, ist das immer furchtbar kalt und unangenehm gewesen. Aber so wünsche ich fast, dass sie gar nicht aufhören soll. Und wenn ich sie frage, würde sie bestimmt weitermachen, bis ihr Chakra erschöpft ist. Trotzdem sage ich kein Wort. Das ist nicht meine Art. So verschwindet das schöne Gefühl allmählich und hört schließlich ganz auf.
 

"Das war’s fürs erste. Richtig gefährliche Wunden waren gar nicht dabei, nur eben furchtbar viele kleinere. Sind die alle vom Kampf gegen Itachi?"
 

"Hn."
 

Sowas geht sie gar nichts an, finde ich. Vielleicht sind auch noch ein paar von Deidaras Explosion. Ich zähle doch nicht meine Kratzer.

Wahrscheinlich hat ihr Tsunade aufgetragen, etwas über Itachi herauszufinden. Ich bin zwar nicht ganz fit, aber doch nicht blöd. Das merke ich.
 

"Sollst du mich ausfragen?"
 

Augenblicklich wird sie rot, schon wieder, und ich frage mich, ob das auf Dauer so gesund ist. Hm. Ertappt.
 

"Du… wie kommst du darauf, Sasuke-kun?"
 

Die Mühe, alles abzustreiten, braucht sie sich jetzt wirklich nicht mehr zu machen. Es ist doch so offensichtlich; man kann in ihr lesen, wie in einem offenen Buch. Das wird sich nie ändern.
 

"Du bist rot."
 

"Oh."
 

Kurz sucht sie nach den richtigen Worten, ihre Augen weichen solange von meinem Gesicht ab und durchstreifen unruhig den Raum, dann kehrt ihr Blick zu mir zurück.
 

"Tsunade hat es mir so befohlen, mein Auftrag."
 

War ja klar. Der Hokage hat die Information, Itachi sei tot, nicht gelangt und will Genaueres wissen. Was denn auch sonst?
 

"Es ist, weil du dich so anders verhältst, als wir alle dachten. Das weißt du sicher selber am besten. Und darum glauben wir, dass du etwas Wichtiges verheimlichst. Du kannst doch nicht auf ewig alle im Dunkeln lassen. Das Geheimnis ist vielleicht wichtig für das Dorf."
 

"Kann sein. Ich werde dir trotzdem nichts sagen."
 

Irgendwie fängt sie meinen Blick auf, den ich eigentlich gerade abwenden wollte. Sie lächelt. Komisch.
 

"Ich hab nichts anderes erwartet. Du bist also immer noch Sasuke-kun!"
 

'Wer sollte ich sonst sein?', will ich ihr antworten, aber ich verstehe ja, wie sie das gemeint hat. Um ehrlich zu sein, weiß ich manchmal selbst nicht, was mit mir los ist. Itachi ist daran schuld. Das zu sagen ist einfacher, als nach den Gründen zu suchen und irgendwie wird es schon stimmen.
 

"Trotzdem, Sasuke, du musst ja nicht viel sagen. Es würde schon reichen, wenn du nur kurz den Kampf schilderst. Und was danach passiert ist. Dieser maskierte Mann hat dich mitgenommen, oder? Wir waren kurz nach ihm dort, aber leider zu spät. Vielleicht hast du wichtige Informationen über Akatsuki."
 

Wenn sie also nur ein paar Sekunden früher gekommen wären, hätte ich Madara nie getroffen. Und mein Leben würde völlig anders aussehen. Aber helfen tut mir das auch nicht. Nur noch ein paar Leute mehr, die ich für alles verantwortlich machen kann. Davon gibt es auch so schon genug.
 

"Du hast Konoha sehr geholfen, indem du Itachi getötet hast. Ich meine, niemand konnte ihn besiegen und alle haben immer gehofft, wenigstens du würdest es schaffen, weil man ohne Sharingan erst recht nicht gegen ihn ankommt. Es war sicher ein harter Kampf, nach deinen Verletzungen zu urteilen. Aber jetzt ist es geschafft, du kannst ein Leben ohne Rache führen. Freust du dich denn gar nicht?"
 

"Hn."
 

Kann sie nicht ihre Klappe halten, wenn sie über wirklich nichts Bescheid weiß? Was sie redet, ist so falsch und so naiv. Wie damals, genau dieselbe Oberflächlichkeit und der Glaube, einfach alles zu wissen. Das macht mich krank.
 

"Okay, okay. Du redest wirklich nicht. Ich geb’s auf. Hm… wechseln wir das Thema."
 

Nette Idee. Aber irgendwie glaube ich ihr nicht, dass sie wirklich aufgeben will. Das wäre untypisch. Solche Lügen sind einfach lächerlich und inzwischen verabscheue ich sie. Weil ich Lügen und Unwahrheiten in letzter Zeit einfach viel zu oft begegnet bin.
 

"Ach, Sasuke, es ist noch etwas passiert, das du besser wissen solltest. Wir haben nämlich erst gestern erfahren, dass Jiraiya gestorben ist, im Kampf gegen einen Akatsuki. Bitte, sprich Naruto nicht darauf an. Jiraiya war wie ein Vater für ihn und… er… hat es sehr schwer momentan."
 

"Ts."
 

Schön zu wissen, dass nicht nur ich taktlos sein kann.

Und das hat sie jetzt wohl auch gemerkt. Ihre Augen weiten sich und sie sieht so aus, als ob sie mit mir fühlen würde. Ein Zucken fährt durch ihr Bein und ich bin mir sicher, dass sie um ein Haar aufgestanden wäre, um mich in den Arm zu nehmen.
 

"Oh, das… das tut mir Leid, Sasuke! Ich hab ganz vergessen, dass… ich hab nicht gewusst, dass du…"
 

Ich winke ab, damit sie nicht weiter nach den richtigen Worten suchen muss. Was sie mir eigentlich sagen will, verstehe ich auch so: Du bist wegen Itachi so drauf? Ich hätte niemals darüber geredet und dich ausgefragt, wenn ich gewusst hätte, wie schwer du es hast.

Hmpf. Mitleid will ich eigentlich nicht. Eine kurze Erkenntnis und anschließendes Totschweigen hätten es auch getan. Aber das ist ja nicht Sakuras Art.

Zumindest muss ich bei ihr absofort nicht mehr mit diesen Fragen rechnen. Das war es allemal wert. Auch, wenn ich ihnen tatsächlich nicht ewig aus dem Weg gehen kann.
 

"Aber, Sasuke…"
 

Kurz hält sie inne, ihr Blick wandert von mir zum dunklen Himmel draußen und dann zu den rot blinkenden Ziffern auf der Anzeige meines Fernsehers.
 

"So spät schon? Hm… Ich muss nach Hause. Du bist doch eh froh, wenn du mich los bist."
 

Lächelnd steht sie von ihrem Stuhl auf und verabschiedet sich von mir, bevor sie aus meinem Zimmer geht. Ein paar Sekunden später höre ich die Haustür ins Schloss fallen. Durch das Fenster beobachte ich noch, wie sie den Weg entlangläuft, bis die Dunkelheit sie allmählich verschluckt.
 

Müde lasse ich mich am Kissen herabsinken, es ist plötzlich so still geworden. Und ich habe noch immer kein Ziel vor Augen, an das ich mich klammern kann. Aber das wird schon irgendwann kommen, genau wie alles andere. Ich habe ja jetzt viel Zeit. Ein bisschen zu viel. Aber wer kann denn schon wissen, wann es zu Ende ist? Vielleicht bereits morgen oder in zwei Wochen. Und wenn, das würde mich auch nicht mehr stören, so wenig, wie ich noch zu verlieren habe. Es fühlt sich irgendwie komisch an, als hätte ich mein ganzes Leben schon hinter mir, dabei bin ich doch erst sechzehn. Noch ein halbes Kind. Aber niemand hat mir die Zeit gelassen, Kind zu sein, darum hat sich alles so verschoben und das ist eben dabei herausgekommen. Nicht meine Schuld.
 


 

~~~

Hm... ja, hat ein bisschen gedauert. Aber dafür ist das Kapitel auch länger. :D Und die Story kommt nur langsam ins Rollen, es ist ja auch erst der Anfang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kerstin-san
2015-08-26T15:00:49+00:00 26.08.2015 17:00
Hallo,

was ne nette Überraschung, dass Sakura die Putzfrau spielt. Aber Schande über Sasukes Ninjasinne, wenn er das verpennt hat. Das muss doch krach machen. xD

Die einseitige Konversation ist echt lustig.
Echt, Sasuke hat mein vollstes Mitgefühl, ich hasse es auch, wenn man mich zutextet und ich da gerade keinen Bock drauf hab.
Sakuras rosige Zukunftspläne find ich dann doch etwas abgedroschen. Naruto traue ich so eine naive Haltung wirklich zu, aber Sakura halte ich für klüger.

Meine Güte, Sakura hat hier eine unglaublich penetrant nervige Art. Ihre Sorge ja in allen ehren, aber das hier ist echt nervig xD
Sasuke führt sich hingegen wie ein König auf, der nur darauf wartet, dass er den ganzen Tag von Sakura bedient wird.
Ich weiß nicht, ist mir etwas zu viel Unselbstständigkeit bei ihm.

Noch ein kleiner Logikfehler, der mir aufgefallen ist: Als Sasuke seine höllischen Kopfschmerzen hat, wundert er sich, wieso Sakura das nicht versteht, weil sie doch Medic-Nin ist.

Als sie dann aber sagt, dass sie seine Verletzungen heilen könnte, ist er völlig überrascht, dass sie Medic-Nin ist.

Liebe Grüße
Kerstin
Von:  L-San
2013-03-31T21:19:55+00:00 31.03.2013 23:19
Hi. ;D
Yoah, also mir gefällt die FF viel besser. Sprachlich ist es schön beschrieben, Sasukes Gefühle und Verhalten stellst du klar und nachvollziehbar dar.
Auf jeden Fall besser als das erste Kapitel - meiner Meinung nach.
Hm. So wenig Kommentare? Ich verstehe es nicht.
Na ja, egal, die FF ist eh schon beendet, da kann man nichts mehr daran ändern.
Ich werde die Story mal weiterverfolgen. Ist wirklich schön geschrieben, so angenehm und locker.
Ach ja und danke für das letzte Osterei.
Hab das seltsamerweise/zufälligerweise auf deinem Steckbrief gefunden, während es auf alle anderen FFs in meiner Favo-Liste kein einziges Ei gab.
;D
Von:  nami_swan
2012-10-11T19:56:19+00:00 11.10.2012 21:56
boahr... ich kann jetzt endlich mal RICHTIG nachvollziehen, warum Sasuke Sakura so lästig findet xD
manchmal denk ich auch "ok da kann man schon mit ihr Mitfühlen, warum sie so gefühlsduselig ist", aber jetzte hat mich Sakura doch etwas genervt xD (obwohl ich sie eig mag!)
Von:  GOTTHEIT
2009-05-27T18:19:51+00:00 27.05.2009 20:19
Huch? Das wundert mich jetzt - du hast viel zu wenige Kommentare für diese wunderschöne Fanfiction bekommen!

Ich finde die Atmosphäre, die du darstellst wirklich sehr passend und realistisch.
Wie du Sasukes Gedankenwelt darstellst ist sehr interessant.
Einerseits hat man das gefühl, dass er zu viel denkt, aber es ist nachvollziehbar, weil seine ganze Situation sich eben vollkommen verändert hat.
Er ist eben ziellos und wird ständig damit konfrontiert.
Du schaffst es den Leser dazu zu bringen, sich vollends mit Sasuke zu identifizieren. Man ist verständnisvoll und kann seinen Gedanken nur zustimmen.
Sein Selbstbild ist wirklich realistisch - die Gleichgültigkeit ist verständlich und so weiter.

Auch Sakura hast du gut dargestellt und wie sie mit Sasuke umgeht. Alles in allem finde ich die Situation sehr gut rübergebracht.

An einigen Stellen hattest du Flüchtigkeitsfehler aber ich hatte es versäumt sie mit zu schreiben, damit du sie verändern konntest.
Ansonsten ist deine FF sehr flüssig zu lesen und wirklich angenehm geschrieben.

Wie gesagt - ich verstehe nicht weshalb deine FF so wenig kommentiert wurde.
Ich nehme an, weil du keine Schlagworte wie 'SasuSaku' angegeben hast (denn die anderen geifern ja nur so nach solchen Schlagworten) Trotzdem empfehle ich dir einige Schlagwörter, die zu deiner FF passen, anzugeben. Das ist immer gut zur Orientierung auch.
Vielleicht wäre 'Sasuke-centric' (wenn das richtig geschrieben ist) ganz passend, da versteht man gleich, was gemeint ist.

Ich positioniere deine FF auf mein Stecki. Ich habe da eine Liste meiner LieblingsFFs, da kommt deine jetzt auch hin ^^
Dir zu mehr Lesern oder Kommentatoren wird es aber wahrscheinlich nicht verhelfen, da es in meiner Selbstbeschreibung in einem Spoiler steht und da auch schon mehrere FFs drin stehen.
Mal schauen ^^

Von: abgemeldet
2009-03-29T22:48:27+00:00 30.03.2009 00:48
das kapi war toll und so schön lang <3
sakura spielt putzfrau für den armen kranken sasuke xD
passt aber zu ihr, für naruto hat sie beim training ja auch so komisches zeug gemacht...
ich mochte diese ganzen monologe, wenn sakura versucht hat mit sasuke zu reden und der sich immer nur seinen teil zu gedacht hat^^
dein schreibstil ist wunderschön, aber das weißt du ja und die titeländerung... naja, du hast ja schon geschrieben, dass man am ende merkt, warum es "siebzehn" heißt. ich hab schon eine idee :P
Von: abgemeldet
2008-10-11T18:38:45+00:00 11.10.2008 20:38
Sasuke tut mir wirklich leid! Aber ich glaube daran, dass mit Hilfe von Sakuras Liebe und
Narutos Eifer seine Wunden verheilen werden. Vielleicht schreibst du ja ein Happy-end! ^^ Dass du einen schönen Schrebistil hast und blabla weißt du ja schon. Danke für die ENS! Finde deinen neuen Titel super.
Freu mich auf das nächste!

GLG Maki
Von:  Karen_121
2008-10-11T14:30:26+00:00 11.10.2008 16:30
tolles kapi ^^
egen wie kann sasu einen leid tun
hoffentlcih Ändert sich das alles noch zum besseren für sasu
freu mich shcon auf negste kapi ^^

were nett wen du mir auch eine ENS schicken könntes

LG Karen


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