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Hoffnung zu Asche

Schatten und Licht, Band 2
von

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Der lang ersehnte Tag

Stolz sah sich Merle in der majestätisch geschmückten Markthalle Farnelias um, nachdem sie sich in einen Schneidersitz auf den mit Matten ausgelegten Boden niedergelassen hatte. Die Hochzeit, die gleich anfangen sollte, war ihr Werk. Von der Idee bis zur Ausführung, sie hatte alles organisiert und möglich gemacht. Viel Phantasie hatte sie dabei nicht gebraucht. Dieses Fest war vor allem ein Fingerzeig an die Bevölkerung Farnelias gedacht, damit es den Mut nicht verliert. Daher sollte die Feier den Traditionen entsprechend abgehalten werden. Im Gegenzug war umso mehr Sorgfalt nötig gewesen. Logistik, Einladungen, Sitzordnungen, Sicherheitsvorkehrungen, die Kontrolle der Zuschauermasse vor der Halle und so weiter. Viel hatte sie berücksichtigen müssen, mehr als sie gedacht hatte, und alle gestellten Forderungen von allen möglichen Seiten her hatten unter einem Hut gebracht werden müssen. Sie war froh, das jetzt alles hinter sich zu haben und die Früchte ihrer Arbeit genießen zu können. Unter der Vorausgesetzt, dass nichts schief ging.

Die Sitzfläche der Zuschauer war in zwei Quader unterteilt, die von einem Laufgang voneinander getrennt und am einen Ende etwas Platz für die Ausführung der Zeremonie selbst ließen. Merle saß als einzige in der ersten Reihe des rechten Sitzbereiches, Hitomis Vater und Mutter als einzige in der ersten Reihe des linken. In der Reihe hinter Merle hatten Sophia, Antigonos und Allens Platz genommen.

Sie waren die einzigen, die auf die von Hitomi überbrachten Einladungen hin gekommen waren. Der restliche Adel hatte mit dem Hinweis auf die kurzfristige Ankündigung hin abgelehnt teilzunehmen. Der Himmelsritter Allen war nur auf Grund seiner Rolle als Vormund Serenas eingeladen worden... offiziell. Eine kühle Begrüßung und eine kleine Kammer als Unterkunft, nur das notwendigste hatte man ihm zu kommen lassen. Nach außen hin sollte es den Eindruck machen, als sei er der Einladung zum Trotz nicht willkommen und Merle nutzte diese Begründung nur allzu gern, um ihn nicht unter die Augen treten zu müssen. Allein die Tatsache, dass er so nahe bei ihr saß, riss an ihren Nerven. Die bevorstehende Hochzeit ließ Sehnsüchte in ihr hinaufsteigen, die sie momentan ganz und gar nicht gebrauchen konnte.

Direkt hinter den Gästen saßen Farnelias Krieger. Auf der anderen Seite hatten ausgewählte Personen aus dem Volk ihren Platz. Merle hatte diese Volksvertreter anhand des geschätzten Einflusses und der erbrachten Leistungen seit dem Zaibacher Angriffs ausgesucht. Die Auswahl sollte vor allem darauf zielen, dass es möglichst viele besonders geschwätzige und respektierte Bewohner Farnelias aus erster Hand von der Hochzeit zu berichten wussten. Allen voran saßen die zwei Freunde Hitomis, da man sie als erste herein gelassen hatte. Ansonsten genossen sie weder Status noch Privilegien, außer natürlich als Gäste in die Villa eingeladen worden zu sein.

Merle musste angesichts der Erinnerung lächeln, wie dumm das Mädchen aus der Wäsche geguckt hat, als sie Allen das erste Mal gesehen hatte. Sie selbst musste allerdings beim Anblick des jungen Mannes ebenfalls nicht schlecht gestaunt haben, als sie ihn von Gaia abgeholt hatte. Bis auf die Haare sahen die beiden sich zum Verwechseln ähnlich. Ihrer Meinung nach war es kein Wunder, dass sich Hitomi während ihren ersten Aufenthalts auf Gaia an Allen geklammert hatte.

Plötzlich wurde es schlagartig still. Drei Geistliche bezogen vor den Zuschauerplätzen Stellung. Ihre kostbaren, goldenen Gewänder hatten wie durch ein Wunder die Flucht aus Farnelia überlebt und waren nun einer der wertvollsten Kulturgüter, die das Königreich noch hatte. Bis zum Anfang der Zeremonie konnte es nun nicht mehr lange dauern. Merle hielt es vor Aufregung kaum noch auf ihrem Fleckchen Erde.

Schließlich war es soweit. Van und Hitomi schritten Seite an Seite langsam und würdevoll an den Zuschauern vorbei. Vor ihnen gingen Allens kleine Schwester Serena und eine Dienerin aus der Villa und streuten rosa Blütenblätter auf dem Weg. Beide trugen unterschiedliche Kleider. Hitomi hatte diese mit den beiden Frauen zusammen aus dem Bestand in der Villa ausgesucht. Merle erinnerte sich noch gut daran, wie verstimmt Serena gewesen war, weil ihr Hitomi nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen, bis die zukünftige Königin ihr erklärt hatte, dass die Dienerin wie sie eine Waise war und ihr Schicksal zumindest zu einem gewissen Punkt teilte.

Das Durchschreiten der Menge war die einzige Neuerung, die Hitomi eingeführt hatte. In Farnelia war es nicht üblich, dass sich ein Paar auf diese Art und Weise den Anwesenden präsentierte. Zeremonien solcher Art war sonst sowieso nur den Kriegern vorbehalten. Merle hatte ursprünglich angenommen, den Gang durch die Menge hätte sich Hitomi von Astoria abgeguckt, erfuhr dann aber überraschend, dass in der westlichen Zivilisation ihrer eigenen Welt diese Tradition auf ähnliche Weise gepflegt wurde.

Van trug eine schwere Rüstung aus grauem Metall, die bis auf das Emblem auf seiner Brust und dem königsblauen Umhang vollkommen schmucklos und schlicht erschien. Seine Ahnenrüstung, der er bei seiner eigenen Krönung getragen hatte, war leider verloren gegangen. Sein Schwert, das Zeichen seiner Königswürde, hin an seinem Gürtel.

Hitomi dagegen schien vollkommen schutzlos zu sein. Ihr weißes Kleid war zwar schlicht, ohne jegliche Verzierung, doch verschmolz es mit der Braut zusammen zu einer atemberaubender Eleganz. Das Top wurde von Stoff, der um ihren Hals lag, gehalten und ging nahtlos in den Rock über. Ihre Schultern waren auf beinahe provokante Art und Weise frei und für alle sichtbar, ebenso ihre Schulterblätter. Sie trug weder Schleier noch Rüschen oder einen Mantel, nichts was ihre drahtige Figur auch nur im geringsten verbarg. Der leichte, seidige Stoff schmiegte sich eng an ihren perfekten Körper.

Merle hegte keinen Zweifel daran, dass Hitomi sich mit diesem Kleid Eintritt in alle Männerträume verschaffen wollte. Hätte Merle Wahrnehmung für etwas anderes als die Braut Zeit gehabt, hätte sie beobachten können, wie Hitomis Eltern ein Glitzern aus den Augen wich, wie Amano mit halb offen Mund und weit aufgerissenen Augen sie anstarrte, wie Yukari es ihm erst gleich tat und ihn dann auf lautlose Art und Weise zurecht stutzte.

Vor der versammelten Menge nahm der Priester dem Paar das Ehegelübde ab, nachdem es sich vor dem Geistlichen hingekniet hatte. Die Zeremonie war kurz und für königliche Verhältnisse bescheiden, was aber mehr oder weniger auch Tradition in Farnelia hatte. Braut und Bräutigam erhoben sich wieder und mit einem Kuss war der Bund besiegelt. Seltsam kam Merle nur vor, dass weder Van noch Hitomi so aufgeregt waren, wie sie es erwartet hätte. Sie waren zwar etwas nervös, doch Merle kannte Van. Zumindest bei ihm war es nur Lampenfieber, so wie bei jedem anderen öffentlichen Auftritt.

Dann trat Van wenige Schritte zurück und überließ Hitomi die Bühne. Plötzlich spürte Merle das flattern der Nerven ihrer Freundin. Noch einmal kniete die Braut vor dem obersten Geistlichen. Er segnete sie ein weiteres Mal und verlieh ihr dann die Würde einer Königin. Als solche stand Hitomi auf, drehte sich um und schaute mit festem Blick auf die Vertreter ihres Volkes, die allesamt ihren Kopf und ihren Oberkörper beugten. Alle, außer Merle.

Die grinste in sich hinein, mit der festen Absicht die Regeln zu brechen. Als königliches Familienmitglied musste sie sich der neuen Königin nicht unterordnen. Nur König Van, dem Familienoberhaupt, war sie verpflichtet. Sollte er aus irgendeinem Grund nicht dazu in der Lage sein zu regieren, wäre sie an der Reihe. Bisher hatte diese Pflicht sie nur ein paar Mal ereilt, doch die waren mehr als genug gewesen um Merle begreifen zu lassen, dass sie den Job auf keinem Fall wollte.

Daher stand sie auf, ging die wenigen Schritte nach vorn, bis sie vor Hitomi stand, und lächelte ihr schelmisch zu. Dann kniete sie vor ihrer besten Freundin nieder, woraufhin ein Raunen durch die Halle ging. Unerschütterlich verkündete Merle laut und deutlich: „Ich, Merle de Farnel, schwöre euch, Hitomi de Farnel, ewige Gefolgschaft. Mein Schwert und mein Leben setze ich fortan nach eurem Willen und zu eurem Schutz ein.“

Hitomi verschlug es die Sprache. Die Entschlossenheit in ihrem Gesicht wich und hinterließ Verwirrung gepaart mit Scham. Van war mindestens genauso überrascht wie sie. Erleichtert darüber, es getan zu haben, küsste die Prinzessin Hitomis Hand und setzte sich wieder auf ihren Platz. Durch die Unterbrechung des Protokolls wusste niemand so recht, was er nun tun sollte, und lange Augenblicke lang herrschte eine spannungsgeladene Stille. Schließlich erhob sich Gesgan, Merles ehemaliger Lehrer und gegenwärtiger Kommandant der königlichen Leibwache, und trat ebenfalls vor die Königin. Auf seinen Knien wiederholte er Merles Schwur, der sonst nur Königen vorenthalten war. Aus den Reihen der Krieger trat einer nach den anderen vor und tat es ihm gleich. Hitomi traten Tränen in die Augen und ihre Wangen färbten sich rot.

Nachdem der letzte der Krieger von ganz hinten an sie heran getreten war und sie den Handkuss von ihm empfangen hatte, geleitete Van sie an der Hand durch den Ausgang der Halle ins Freie. Van hob die Hand, mit der er die zarten Fingen Hitomis hielt, mit ihnen in die Höhe, woraufhin die vor der Markthalle versammelte Menge in Jubel ausbrach. Hitomi brachte nicht mehr als ein nervöses Lächeln zu Stande. Jetzt erst bekam sie den Hauch von einem Verständnis der Schwere der Verantwortung, die nun auf ihrer Schulter lag. Auf unserer beider Schultern, verbesserte sie sich, als sie Van mit stiller Verzweiflung ansah. Er schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln und gemeinsam gingen sie zu Kutsche, die sie auf dem längsten Wege durch die Stadt zur Villa hinauf brachte.

Während der Fahrt winken ihnen immer wieder Menschen zu und Leute versammelten sich dort, wo sie vorbei gekommen waren. Jetzt begann das eigentliche Fest für Farnelia. Bürger, ob jung oder alt, trafen sich auf der Straße, in Gasthäusern oder geräumigen Wohnungen und tranken. Natürlich hätten sie das auch aus jeden anderen freudigen Anlass heraus getan. Man musste ihnen nur einen geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kleinYugi5000
2009-09-22T11:01:42+00:00 22.09.2009 13:01
Wunderschöne Geschichte, wunderschöne Hochzeit...**schwärm**
endlich sind Hitomi und Van das wo sie hingehören.
Deine Ideen gefallen mir, ich finde es gut wie sich Merle entwickelt hat und irgendwie sehr lustig das sie ausgerechnet mit Allen zusammen kommen soll. In der Hoffnung das sie das noch irgendwie gebacken bekommen. **grins**
machmal hat man allerding das problem das die Geschichte zu langwierig wirkt, es ist manchmal schwer die ganzen zwischen Kapitel zu lesen. Daran solltest du vielleicht noch arbeiten, evtl. könntest du versuchen gerade dort mehr spannung hinein zu bringen.
Was mich auch besonders interesieren würde, währe es zu erfahren was nun genau Hitomi auf den Luftschiff der Atlaner getrieben hat.
Es wäre schön wenn du das irgendwie noch einbauen könntest, evtl.
das fragen sich bestimmt viele^^

okay, das wars von mir, ich denke ich habe dich genung zugetextet. **grins**
deine Geschichte gefällt mir, mach weiter so und sag büdde bescheid wenn es weida geht....

Deine Soph-chan


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