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Hoffnung zu Asche

Schatten und Licht, Band 2
von

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Zerbrochenes Geheimnis

„Es gibt allerdings noch einen Punkt auf der Tagesordnung. Ich erteile dem Gastredner Elhad Dar Fraid das Wort.“

Erst war Hitomi frustriert, doch dann klingelten die Alarmglocken. Dar Fraid...was auch immer jetzt folgen würde, musste Cid betreffen. Sie sah zu ihm hinauf, während sie die langen Treppenstufen noch oben stieg. Er schien überrascht zu sein. Ein Angelegenheit seines Landes und er wusste nichts? Die Flügeltüren zum Saal öffneten sich und ließen ein großen, stramm gehenden Mann durch, mit schwarzen Vollbart und langer Kleidung, die alles, bis auf das Gesicht, einhüllte. Nichts schien ihn aus der Ruhe zu bringen, er bewegte sich nur sehr langsam. Gleichzeitig streiften seine Augen jeden in dem großen Raum, der mit dem Getuschel der Anwesenden erfüllt war. Der Königin Farnelias fühlte eine neue Bedrohung heraufziehen, und diese ging ganz klar von der Aura des Neuankömmlings aus. Als sie schließlich ganz hinten im Saal bei Van war, hatte der Gastredner gerade erst das Sprecherpult erreicht. Sie setzte sich an die Seite ihres Mannes.

Wer ist das?, fragte sie ihn über einen Gedanken und er antwortete ihr auf gleiche Weise: Cids Onkel. Er regiert ein Grenzgebiet von Fraid. Eigentlich ist er Cid Rechenschaft schuldig.

Aber Cid hat keine Ahnung, was gerade passiert.

Warum sagst du mir nicht, was hier vor sich geht. Du kannst doch die Gedanken aller menschlicher Wesen auf Gaia lesen.

Du weißt, ich kann sie nicht zuordnen. Selbst wenn ich Cids Gedanken oder die von diesem Elhad zufällig heraus picken würde, wüsste ich nicht, von wem sie kommen.

Dann erhob sich die Stimme Elhads und das Königspaar Farnelias konzentrierte sich auf den Redner.

„Ich trete vor diese Kammer, um einem großen Unrecht zu berichten, das die Herrscherfamilie und den Herzog Fraids selbst betrifft, und nur von der nächst höheren Instanz, der Allianz, wiedergutgemacht werden kann.“ Die Stimme Elhads war tief, laut und entgegen seinen Worten vollkommen siegessicher. „Meine Familie ist um ihren Thron betrogen worden. Mein älterer Bruder hatte keinen leiblichen Sohn...“ „WAS?“, durchschnitt Cids helle Stimme die Luft. Hitomi bedeckte erschrocken ihren Mund und flüsterte Stoßgebete. Lediglich ein Zucken ihn den Augenwinkeln verrieten Vans Aufregung. „und doch sitzt ein Kind auf den Platz meines heldenhaften, im Kampf gegen den Zaibacher Imperator gefallenen Bruders.“

„Ihr lügt!“, schrie der kleine Herzog nach Leibes Kräften. „Wie könnt ihr es wagen! Ich lasse euch einkerkern!“

„Ihr solltet eurer Sache sicher sein, sonst...“, drohte Aston erzürnt.

„Ich sage die Wahrheit!“, behauptete Elhad unbeeindruckt und knallte ein Buch auf den Tisch. „Das hier ist das Tagebuch der Herzogin Marlene Erisha Dar Fraid. Kurz vor der Heirat mit meinem Bruder hatte sie ein Affäre mit Himmelsritter Allen Shezar.“

Cid wurde kreidebleich und Aston rot wie eine Tomate.

„Das genügt jetzt!“, brüllte der. „Entfernt diesen Mann!“

„Ich verlange Gerechtigkeit!“, forderte Elhad. Zwei Wachen traten schnell auf ihn zu. „Ein Bastard sitzt auf Fraids Thron. Noch dazu einer, der nicht einen Blutstropfen der alten und ehrwürdigen Familie Dar Fraid hat. Seht ihn euch doch an!“ Wild gestikulierend wehrte er sich gegen die Wachen. „Das blonde Haar und die helle Haut. Der ist niemals der Sohn meines Bruders!“

„Lasst ihn los!“ Cids Stimme quiekte fast, und doch wurde es still. So schnell seine Füße ihn trugen rannte er die Stufen herab zum Rednerpult. Elhad, dessen Arme wieder frei waren, griff nach dem Band. „Gebt mir das Buch!“

Sein Stiefonkel lachte.

„Auch wenn du es jetzt vernichtest, ich hab noch drei beglaubigte Kopien davon, jede von einem anderen Mönch gefertigt.“

„Solltet ihr die Wahrheit sagen, gehört es meiner Mutter!“, keifte Cid den Tränen nah. „Ich lasse es nicht euren dreckigen Händen. Gebt es mir!“

Elhad grinste und reichte es ihm.

„Überzeug dich selbst!“

Der Junge riss es an sich und lief aus dem Saal. Das Murmeln im Saal schwoll immer weiter an, bis der Präsident mit seinem Hammer für Ruhe sorgte.

„Armer Cid!“, sagte Hitomi leise, wonach ihr Van zu raunte: „Das hat Trias blendend hinbekommen! Das wird die Allianz erst einmal beschäftigen.“

„Aber woher wusste er von dem Tagebuch?“, wunderte sich Hitomi.

„Weiß er es nicht von dir?“

„Nein, ich höre heute das erste Mal davon.“

„Er hat wohl auch andere Quellen in dieser Sache.“, meinte Van leise und starrte auf Elhad. „Und einen Verbündeten, der viel dabei gewinnt.“

„Was machen wir?“, fragte Hitomi besorgt. „Wir müssen doch irgend etwas tun. Ich meine, Cid...“

„Ich halte hier die Stellung. Du folgst Cid. Er braucht jetzt eine große Schwester, die ihn tröstet.“

„Ist gut.“, stimmte sie zu und erhob sich. Noch bevor sie das Ende der Treppe erreicht hatte, pfiff der Präsident sie zurück und verwies sie auf ihren Platz. Sie mobilisierte das letzte bisschen Selbstkontrolle und versuchte den Vorsitzenden der Versammlung umzustimmen, doch der ließ sich nicht erweichen und die beiden Wachen wandten sich schon ihr zu. Ratlos ließ sie sich wieder auf ihren Platz nieder.

„Du hast es versucht.“, beruhigte sie Van.

„Als ob das Cid nützen würde. Sind wir eigentlich Gefangene oder Gäste?“, giftete sie aufgebracht zurück. Ihr Mann verkniff sich weitere Bemerkungen, wohl wissend, dass sein Kopf gerade äußerst wacklig auf seinen Schultern ruhte.

„Ich wüsste nicht, warum wir etwas tun sollten.“, meinte Friedrich, der dicke General Vasrams, leichthin. „Wieder handelt es sich nur um eine innere Angelegenheit.“

„Wenn die Allianz nichts unternimmt, werden meine Truppen das in die Hand nehmen.“, drohte Elhad. „Der Großteil der Armee Fraids dürfte aber auf der Seite dieses Lümmels sein. Es wird einen Bürgerkrieg geben.“

„Nicht unser Problem.“, konterte Friedrich. „Und wenn ihr unsere Zustimmung und unsere Truppen für euren Familientwist erwartet habt, so lasst mich euch mitteilen: Ihr habt euch verrechnet.“

„Dennoch sollten wir diesen Konflikt nicht außer Acht lassen.“, wandte Sophia ein. „Stabilität in den Ländern der Allianz bedeutet Stabilität für das Bündnis. Wie wäre es, wenn wir einen Vermittler schicken würden. Ich kenne da...“

„Ich übernehme die Verantwortung.“, schaltete sich Aston entschlossen ein. „Cid ist mein Enkel und Fraid ein Nachbarland Astorias. Ich entsende den Vermittler.“

„Wenn ihr wollt.“, gähnte Friedrich.

„Einverstanden.“, sagte Sophia. „Aber wen wollt ihr schicken?“

„Jemanden, der während der kurz vor dessen Tod engen Kontakt mit Mahad Dar Fraid hatte und seinen Platz in unserer Mitte noch verdienen muss!“

Nach seiner kleinen Ansprache wandte er sich Hitomi zu und jeder ihm Saal machte es ihm nach.

„Ich?“, fragte sie überrascht.

„Ja, ihr, Hitomi de Farnel, Königin von Farnelia. Jetzt könnt ihr zeigen, wie gut ihr euch in der Politik versteht.“, bestätigte Aston.

„Aber, König Aston, gerade jetzt, wo Farnelia...“, protestierte Sophia, doch Aston unterbrach sie.

„Gerade jetzt.“, bekräftigte er. „In Fraid ist sie in Sicherheit und ihr Mann kann sich ganz auf die Verteidigung seines Landes konzentrieren.“

„Sie ist nie und nimmer neutral.“, brachte Elhad seinen Einspruch vor. „Sie und der Junge verbindet eine enge Freundschaft. Gerade wollte sie ihm sogar nachlaufen.“

„Noch ein Grund mehr für sie, einen Krieg auf jeden Fall zu verhindern.“, konterte Aston eiskalt. „Mit allen Mitteln, selbst wenn das bedeutet, dass Cid den Thron aufgibt.“

„Aber...“

„Genug!“, befahl Astorias König. „Ihr wolltet den Richterspruch der Allianz? Dies ist er. Im Konflikt um die Machtansprüche wird solange unter der Aufsicht der Königin Farnelias in Fraids Herrscherpalast verhandelt, bis sie die Schlichtung für erfolgreich oder gescheitert erklärt. Solange darf es zu keinen gewaltsamen Übergriffen zwischen den verfeindeten Parteien kommen oder Astoria wird das Herzogtum Fraid annektieren und unter seiner Herrschaft stellen.“

„Das könnt ihr nicht tun!“, beschwor Elhad, woraufhin Aston in mit harten Blick ansah.

„Ihr bedroht das Leben meines Enkels und schmälert das Leben meiner Tochter. Ihr solltet beten, dass Königin Hitomi eine Lösung findet, sonst kann ich noch sehr viel mehr!“

„Wenn ich erst einmal auf dem Thron sitze, wird das ein Nachspiel haben.“, drohte Elhad und verließ mit großen Schritten den Saal.

„Spinnt der?“, fragte Hitomi fassungslos ihren Mann. „Der kann doch nicht einfach...“

„Ich bin dafür.“, widersprach Van. „Du bist wie keine Zweite für diese Aufgabe geeignet, da du alles ein bisschen anders siehst. Und ich muss mir keine Sorgen mehr machen, dass du plötzlich während des Angriffs in Farnelia auftauchen wirst. Denn wenn du es tust, sterben Menschen.“

„Aber...“

„Die Versammlung löst sich auf. Los, raff dich auf! Cid braucht dich.“

So schnell sie konnte trippelte Hitomi die Treppe hinunter und versuchte dabei den anderen Abgesandten auszuweichen. Unten jedoch fing Aston sie ab.

„Königin Hitomi, ich möchte euch und euren Mann sofort sprechen.“, bat er respektvoll, aber bestimmt. Sie hingegen rollte genervt mit ihren Augen und winkte Van zu sich.

Neben ihr trat Sophia an sie heran und drückte ihre Hand. Was für die anderen wie eine ermutigende Geste aussah, war kühles Kalkül. Hitomi nahm Sophias Gedanken wahr, wie sie ihr die Dienste ihres Liebsten Antigonos versicherte. Er sollte sie auf der Mission nach Fraid begleiten, sie beschützen und ihr gehorchen. Hitomi wusste mit Sinn der letzten Worte jedoch nicht viel anzufangen. Als Van bei ihr ankam, machte Sophie sich auf und verschwand.

„Nicht hier.“, sagte Aston und lud sie beide mit einer Geste ein ihn zu begleiten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2011-02-02T22:51:18+00:00 02.02.2011 23:51
Hammer Kapi^^


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