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Point Zero

Das Leben geht weiter. Aber einer fehlt.
von

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wounds

Danke an alle, die immer noch mitlesen, vor allem an Kao - ohne dich hätte ich schon längst aufgegeben. Die nächsten Kapitel kommen jetzt schneller - hoffentlich. ^^

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So vergingen die Tage. Und aus diesen Tagen wurde bald eine Woche, zwei Wochen, drei Wochen. Es hätte so weiter gehen können und nichts hätte sich verändert.

Ich blieb bei Kyo und in all den Wochen schlief ich auf der Couch in seinem Wohnzimmer und hätte wahrscheinlich wie ein Hund auch auf dem Boden geschlafen, wenn ich nur bleiben konnte, denn immer, wenn ich einmal in der Woche in meine eigene kalte Wohnung zurückkehrte, fühlte ich mich nur als Besucher. Nicht mehr heimisch. Dann sah ich zu, dass ich das Notwendigste erledigte und dann raus, raus aus dieser Leere. Zurück zu Kyo.

Was war aus mir geworden – nicht mehr als ein ... Wanderer zwischen den Welten, ein Streuner, der seine Heimat einfach aufgegeben hatte, ein Abhängiger, der seine Sucht sich selbst nicht zugeben konnte, aber auch nichts dagegen unternahm? Das fragte ich mich einige Male in diesen Wochen, manchmal wütend, zynisch-beißend, manchmal traurig, manchmal ohne den Unterton jeglicher Emotion.

Warum war ich überhaupt noch hier? Immer öfter hatte ich daran gedacht, die anderen anzurufen, die Verantwortung zu übergeben, die ich nicht einmal hatte, um professionelle Hilfe fragen, wie wir es wohl bereits am Anfang für ihn hätten tun sollen.

Abschieben. Was wollte ich eigentlich? Es war mehr ein Egoismus, als ein Kümmern. Ich hoffte, mit seiner Anwesenheit vergessen zu können, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich es ohne ihn auch nicht schaffte.
 

Meine Hände bewegten sich automatisch, ließen das wenige Wasser aus dem Spülbecken und ergriffen ein Handtuch – ich spülte sein Geschirr, kochte, putzte, wusch, machte alle Einkäufe – Kyo machte nie Anstalten mir zu helfen, er machte nicht den mindesten Ansatz dazu, meistens stand er nur einen Augenblick stumm im Türrahmen, sah mir kurz bei dem zu, was ich gerade tat, drehte sich dann um und verschwand dann wieder in seinem Zimmer. Schloss sich ein, schloss mich aus.

Es war mir egal. Ich machte die Hausarbeit, die ich sonst auch machte.

Nur für eine Person mehr, die kaum aß, kaum trank, kaum noch lebte.

Immerhin besser, als wenn man ihn irgendwann tot inmitten seines eigenen Mülls gefunden hätte, allein wegen der Klatschpresse wollte ich ihm das nicht zumuten, wenn Leute wie dieser grünhaarige Frosch, der mir Kyos Adresse gegeben hatte, davon Wind bekam, dann – ich wollte mir die Folgen gar nicht ausmalen.

Mit einer Hand wischte ich mir einige violette Strähnen aus dem Gesicht, die am Haaransatz schon längst wieder schwarz nachwuchsen. Ich würde mir die Haare nicht mehr färben, nicht aus Nostalgie, noch aus – aus welchen Gründen auch immer. Und wieder eines der alten Lieder – ich vermisste meine Gitarre, sie lag zu Hause, seit Monaten, im Schrank – ich brach mitten im Summen ab, als ich hinter mir ein scharfes Einatmen hörte und drehte mich um.

Kyo war, länger als sonst, im Türrahmen stehen geblieben und sah mich an. Nicht wie sonst, wenn er einen ansah, dass man das Gefühl hatte, er blickte durch einen hindurch in eine andere Welt und suchte dort nach – es war anders. Er schien mich direkt anzublicken, eines der seltenen Male.

„Ist noch irgendetwas?“, ich fuhr fort den nassen Teller abzutrocknen.

Er schüttelte den Kopf, und seine Augen erwiderten meinen prüfenden Blick unsicherer, als ich es erwartet hätte, sein Körper schien zu schwanken zwischen einer Fluchtbewegung und einem Schritt nach vorne, dann entschied er sich für letzteres und trat auf mich zu, ergriff ein zweites Handtuch und begann, ebenfalls abzutrocknen. Schweigend. Ab und zu sah ich ihn von der Seite her an, seine Arme schienen zu zittern, sie waren so dünn geworden, obwohl er jetzt mehr aß. Als wäre etwas da, dass ihn von innen heraus auffraß, ihm die Kraft raubte, die er noch brauchte.
 

Der Teller zerbrach mit einem heftigen Klirren auf den Fließen und mit ihm auch die dröhnende Stille, die auf uns gelastet hatte, ich sah mich nach einem Besen für die Scherben um – Kyo hatte sich natürlich schon gebückt und versuchte, mit den Händen die Scherben aufzulesen, sinnlos, er würde sich nur schneiden. Einmal mehr in die Scherben greifen. Ich ließ den Besen Besen sein und ging neben ihm in die Hocke, unsere Geichter auf gleicher Höhe in einer Distanz von weniger als einem Meter, nahm ihm die Scherben aus der Hand und als er erneut zugreifen wollte, packte ich seine Handgelenke grob und hielt sie fest. Er wehrte sich gegen meinen Griff und Panik flackerte in seinen Augen auf.
 

„Hör auf“, fuhr ich ihn an, „du wirst dich nur selbst verletzen.“
 

Kyo versuchte seine Hände meinem Griff zu entwinden – was machst du da eigentlich Kaoru? Spinnst du? Lass den Idioten doch machen, was er so gerne will – und ich hielt sie weiter fest, eisern.
 

„Hör auf!“, ja, schrie ich beinahe, er zuckte unter beiden Worten zusammen und wandte den Kopf von mir ab, aber ich dachte nicht daran, wie sehr ich ihn damit vielleicht verletzte, ihn, der seit Monaten kaum ein Wort gehört hatte, weil jetzt wieder einiges in mir hochkam
 

„Mach doch nicht so einen Blödsinn – was willst du eigentlich? Willst du dich umbringen?! Wir alle stehen von Anfang an vor einem verdammten Scherbenhaufen und du tust seitdem nichts anderes als mit bloßen Händen hinein zu greifen, aber davon wird es nicht besser, davon wird Die - AUTSCH!“
 

Er hatte mich gebissen. Ungläubig starrte ich ihn an. Sein Widerstand verschwand. Ich ließ ihn sofort los und rieb mir meine schmerzende Hand. Wir starrten uns an, über weiße Porzellanscherben hinweg.

Der ein schockiert, der andere – mit Tränen in den Augen.
 

„Sag mal, spinnst du?“
 

Natürlich erwiderte er nichts. Dann – streckte er beide Arme aus und bevor ich es mir anders überlegen konnte, hielt ich ihn schon in den Armen, wäre fast umgefallen, er vergrub seinen Kopf in meine Schulter, Porzellan knirschte unter seinen Schuhen.

Er weinte. Trockenes Schluchzen zwischen angestrengten Atemzügen, er bebte am ganzen Körper, ich gab ihm an Halt, was ich geben konnte, denn ich fühlte mich gerade, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Halt ihn fest, er braucht dich, dachte ich und seltsamerweise meldete sich keine ach-so-zynische Stimme, die das ganze als Egoismus abtat.

Seine Hände tasteten über meinen Rücken und verkrallten sich in mein T-Shirt, wenn ich jetzt losließ – aber das hatte ich nicht vor.
 

Nach einer Weile hob er den Kopf.

Wir blickten einander an, mein T-Shirt war ganz nass, an der Stelle, an der sein Kopf gewesen war, seine Augen waren rot, er öffnete den Mund, langsam und -

klappte ihn wieder zu.

Dann wich er abrupt zurück, das letzte was ich an diesem Tag von ihm hörte war das Umdrehen des Schlüssels zu seinem Zimmer, in dem er, kaum einmal fünf Sekunden später schon wieder verschwunden war.
 

Ich starrte auf mein T-Shirt, auf die Scherben, auf die trockenen Teller und brauchte mindestens eine Minute, bis ich überhaupt begriffen hatte, was gerade geschehen war. - Vom Verstehen einmal ganz zu schweigen.

Dann machte ich mich seufzend an die Beseitigung des Schadens.
 

Einen Augenblick lang hatte ich doch tatsächlich geglaubt, er würde etwas sagen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-03-10T20:48:25+00:00 10.03.2009 21:48
tolles kapitel
dein schreibsil ist toll **

kyo hat mal nähe zugelassen auch wenns nur kurz war..
und Kaoru süß wie er sich so um Kyo kümmterund ich glau bdas tut Kyo gut
ich freu me aufs nächste kapitel
Von: abgemeldet
2009-03-10T18:13:19+00:00 10.03.2009 19:13
jaa~ ich werd dich nerven bis ich mein Happy End hab!!

ich finds immer besser~ <3
ehrlich^^
und ich muss dir nicht sagen wie sehr ich deinen Stil liebe~
und dass die beiden sich endlich näher kommen *_______*

und überhaupt~
schreib weiter!

wobei...lern lieber damit du deine 15 Punkte kriegst >.<
...aber du kannst ja auch nich den ganzen Tag lernen...


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