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Leonie

von

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It´s my life

Leonie konnte ihre Augen kaum offen halten. Dieses Thema, was ihr Lehrer schon seit 35 Minuten durchkaute, interessierte sie überhaupt nicht.

`Wer braucht schon Pythagoras..´. Leise gähnte sie vor sich hin und kämpfte damit, nicht sofort einzuschlafen. Die letzte Nacht hatte sie nur 2 Stunden Schlaf gehabt, weil sie zu einem Einsatz gerufen worden war. Seit acht Jahren war sie nun Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, zwei davon fuhr sie schon Einsätze mit. Einige mögen es als Hobby bezeichnen, aber für sie war es mehr. Es war ihre Berufung, ihr Leben. Ein Leben ohne die Feuerwehr und die Leute, die dort waren, konnte sie sich nicht vorstellen. Und das wollte sie auch nicht. Natürlich manchmal wirklich sehr schwer, Schule und Hobby zu vereinen, besonders an Tagen, an denen man die halbe Nacht im Einsatz war und danach in die Schule musste. Aber sie tat es gerne, weil sie wusste, dass es sich lohnte. Und in der Schule konnte sie wenigstens ein bisschen den Kopf frei kriegen, wenn doch etwas schwer zu verkraftendes passiert war.
 

"Leo? Hey Leo!!" Hanna, ihre Freundin, stieß Leonie mit dem Ellenbogen in die Seite. Erst jetzt merkte sie, dass sie kurz eingeschlafen war und ihr Klassenlehrer sie böse ansah.

"Fräulein Hann, findest du meinen Unterricht wirklich so zum Einschlafen?"

"Ähm, nein Herr Mayer..." Gab sie leise zurück.

"Und wieso schläfst du dann ein?" Langsam schien er seine Geduld zu verlieren.

Noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, warf Hanna ein: "Sie hatte letzte Nacht wieder einen Einsatz und da ist sie kaum zum schlafen gekommen."

Leonie stieß sie an. Sie konnte es nicht leiden, wenn man den Lehrern gegenüber etwas über ihre Tätigkeit äußerte, denn bei den meisten stieß sie damit immer nur auf Kopfschütteln und Sätze wie "Du bist doch noch so Jung, was ist wenn dir etwas passiert?" oder "Aber du bist doch ein Mädchen!". Sie konnte froh sein, dass die Lehrer sie beim Alarm gehen ließen.

"Also Leonie, wenn du es nicht schaffst, in der Schule ordentlich mitzuarbeiten, dann muss ich eben deiner Mutter sagen, dass sie dich nicht mehr Nachts auf Einsätze mitfahren lassen darf, weil du sonst in der Schule nicht mehr mitkommst. Haben wir uns verstanden?" Er sah sie Kopfschüttelnd an.

"Ja Herr Mayer..." Sie war leicht wütend, doch das ließ sie sich nicht anmerken.

Hanna sah sie nur entschuldigend an.

"Ist okay." Leonie seufzte.
 

Nach acht schier endlos langen Stunden hatte sie es endlich geschafft. Sie steckte sich die Kopfhörer ihres MP-3 Players in die Ohren und hörte laut Musik. Einfach nur enstpannen, das brauchte sie jetzt.
 

Schließlich kam sie zuhause an. Ihre Mutter war schon da. Wie jeden Tag stand das Essen für sie und ihre kleine Schwester Zoe bereits auf dem Tisch. Es roch schön nach Spaghetti.

"Hallo Mama." Sie ging durch die Küche und schnappte sich eine Flasche Wasser.

Ihre Mutter sah sie wie immer besorgt an. Sie konnte ihre Tochter nicht verstehen, wie sie sich freiwillig immer wieder solchen Gefahren aussetzen konnte. Am liebsten würde sie es ihr verbieten, aber das konnte sie Leonie nicht antun, weil sie wusste, wie sehr sie diese Arbeit liebte.

Ihr Vater war seit zwei Jahren tot. Er kam bei einem Autounfall ums Leben, als er auf dem Weg von der Arbeit nachhause von einem anderen Auto gerammt und aus dem Auto geschleudert worden war. Sie gehörte damals zu dem Einsatztrupp, der ihren Vater aus dem Auto befreien sollte. Sie hatte sehr lange gebraucht, bis sie es verkraftet hatte. Für die Zeit danach wurde sie von einem Psychologen betreut, den die Wehr für sie zur Verfügung gestellt bekommen hatte.
 

Leonie ging hoch in ihr Zimmer und stellte ihre Tasche in die Ecke. Ihr Meerschwein Jasper erwartete sie schon ungeduldig. Er stand an der Tür des Käfigs und sah sie bettelnd an. Sie nahm etwas von dem Blattsalat, den ihre Mutter mitgebracht hatte und legte es auf den Käfig. Dann nahm sie Jasper hoch und hielt ihm den Salat hin. Es war beruhigend, ihm beim fressen zuzusehen und sein zufriedenes Gurren zu hören.

Durch einen lauten Knall wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

`Das kann ja nur Zoe sein.´ Leonie setzte Jasper zurück in seinen Käfig und ging langsam hinunter in die Küche.

Dort saß auch schon ihre kleine Schwester Zoe vor einem riesen Teller Spaghetti und sah Leonie ungeduldig an.

"Mann Leo mach hin ich hab Hunger!"

"Nicht so unfreundlich Zoe!" Ermahnte sie ihre Mutter. Schweigend setzte Leonie sich und nahm sich ein paar Spaghetti.

Sie wollte gerade anfangen zu essen, als sie etwas Pelziges auf ihrem Bein spürte.

"Fips!" Sagte sie erschrocken. Fips war ihr drei Jahre alter Golden Retriever. Er war total verfressen und versuchte immer wieder, ein paar Spaghetti zu schnappen, jedoch ohne Erfolg.

Das Handy ihrer Mutter klingelte. "Esst schonmal weiter, ich komme gleich wieder." Sie stand auf und lief ins Wohnzimmer.

Aufeinmal hörten Leonie und Zoe nur noch einen Knall. Als sie zum Tisch sahen, sahen sie nur Fips, der sich eben unbemerkt einen Teller Spaghetti vom Tisch gezogen und sich über ihn hergemacht hatte. Zoe fing laut an zu lachen, während Leonie lächelnd aufstand und Fips von den Scherben wegjagte. Dann kehrte sie alles auf und setzte sich schließlich wieder hin.

"Was ist denn das für ein Krach hier? Kann man nichtmal in ruhe Telefonieren!" Ihre Mutter kam schimpfend in die Küche zurück. Sie sah die beiden Mädchen tadelnd an.

"Das war Fips! Er hat sich den Teller Spaghetti geholt!" Versuchte Zoe sich und ihre Schwester zu verteidigen.

"Jetzt müsst ihr auch noch dem Hund die Schuld für eure Schusseligkeit in die Schuhe schieben. Schämt euch!"

"Aber Mama!!!" Zoe stand wütend auf. Leonie legte ihr nur beruhigend die Hand auf die Schulter. "Hör auf, das bringt nichts." Sie schüttelte den Kopf. Zoe setzte sich wieder.

Doch ihre Mutter schien noch lange nicht fertig mit ihrer Standpauke zu sein, doch ein Blick auf die Uhr rettete Leonie ihre gute Laune. In einer halben Stunde begann der Dienst der Feuerwehr. Höchste Zeit loszufahren.

Also stand sie auf und blendete die protestierenden Rufe ihrer Mutter aus.

Wie wunderbar befreiend das Gefühl war, dass der Wind in ihrem Gesicht hinterlies. Sie fuhr so schnell sie konnte zur Wache, damit sie endlich wieder was zu lachen hatte. Denn die Arbeit dort machte ihr immer Spaß und auch ihre Kameraden waren lustig drauf und waren immer für einen Spaß zu haben.
 

Schon als sie ankam, hörte sie die lachen der beiden Jungs, die in ihrem Alter waren. Jonas und Tino. Sie schloss ihr Rad an und ging in die Wache, um sich umzuziehen.

Dann schnappte sie sich ihre Jacke und ging ins Gerätehaus, um nachzusehen, ob Kathi schon da war. Seit der Jugendfeuerwehr waren sie die besten Freunde und beim Einsatz konnten sie sich aufeinander verlassen. Kathi stand gerade bei der Drehleiter und bemerkte Leonie garnicht. Schließlich stellte sie sich hinter sie und hielt ihr die Augen zu.

"Rat mal wer ich bin!" Lachte sie.

"Ich weiß nicht...vielleicht der Weihnachtsmann?" Kathi lachte.

"Also so dick bin ich dann doch nicht!" Leonie zog einen Schmollmund.

"Das war doch nur Spaß!" Lachte sie wieder und strich ihr über die Haare.

"Meine Damen wir wollten anfangen!" Hannes, der Wehrleiter, stand hinter ihnen und sah sie böse an.

"Immer mit der Ruhe." Lachte Kathi. Sie konnte sich soetwas erlauben, immerhin war sie die Tochter des Stadtbrandmeisters. Aber Leonie traute sich so einen lockeren Ton nicht, dazu hatte sie viel zu viel Respekt.

Kathi verdrehte die Augen, während sie zu den anderen gingen.
 

Es stand eine Übung auf dem Plan. So schnell sie es konnten, holten sie alle Geräte aus dem Fahrzeug, kuppelten die Strahlrohre an die Schläuche und die Schläuche an das Standrohr.

Doch gerade als sie die "Löscharbeiten" beginnen wollten, hörten sie nur ein lautes, schrilles "Pieeeeep". Einsatzalarm!

In Rekordzeit kuppelten sie alles wieder ab, rollten die Schläuche zusammen und packten alles zurück auf das Fahrzeug. Dann ging es los.

Leonie war wie hypnotisiert. Ihr Kopf war so leer wie bei jedem Einsatz und sie konnte an garnichts anderes mehr denken. Aber das war gut so.
 

Man erkannte schon von weitem eine riesige Rauchwolke. Sie hielten vor einer Lagerhalle, vor der schon aufgeregte Menschen standen. Einige nur Gaffer und andere hatten sich gerade noch aus der Halle retten können.

Nachdem die Trupps ihre Einsatzbefehle erhalten hatten, schnallten sich Leonie und Kathi

den Pressluftatmer auf, schnappten sich einen Schlauch aus dem Schlauchkorb und gingen in das Gebäude. Hinter ihnen ein zweiter Trupp, bestehend aus Tino und Jonas.

"Leo? Habt ihr schon was gefunden?" Hörte sie die Stimme des Einsatzleiters, Janek, aus dem Funkgerät klingen.

"Noch nicht aber wir halten uns ran!" Gab sie zurück.

Der Rauch war so dicht, dass sie kaum etwas sehen konnten, auch wenn sie sich im Seitenkriechgang befanden und durch ihre Nähe zum Boden weniger Rauch abbekamen.

Irgendwann stieß Kathi aufeinmal gegen etwas. Bei näherem hinsehen erkannte sie einen bewusstlosen Mann.

"Bewusstlose Person gefunden!" Gab sie durch das Funkgerät durch.

"Okay schafft sie raus!"

"Verstanden!" Sie packten beide den Mann und machten sich so schnell sie konnten auf den Weg nach draußen.

Nachdem sie den Mann beim Krankenwagen abgeladen hatten, warteten sie, bis Jonas und Tino zurückgerufen wurden, tauschten die Sauerstoffflaschen aus und gingen zurück in die Halle. Diesmal mit Tom und Anne als Verstärkung.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis das Feuer endlich gelöscht war.

Mehr als geschafft verließen die vier die Halle und wurden erstmal von einem Sanitäter mit Wasser versorgt.
 

"Das habt ihr toll gemacht!" Janek und Hannes standen lächelnd vor ihnen und reichten den beiden die Hände.

"Danke!" Lächelte Kathi und Leonie fühlte in diesem Moment richtigen Stolz.

"So Leute, aufsitzen!" Rief Janek und alle gingen zu den Fahrzeugen.

Lächelnd saß Leonie da und sah aus dem Fenster. In diesem Moment wusste sie wieder, wieso sie ihre Arbeit so liebte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-02-18T16:07:15+00:00 18.02.2009 17:07
Wow, eine gute Geschichte! Du hast es wirklich sehr gut beschrieben und man konnte sich gut in Leonie reinversetzen. Ich fand es schön erzählt, auch wenn es ab und an etwas langatmig war.

Greets~
Maxwell-chan ^__^
PS: Danke für die Teilnahme an meinem WB. Die Auswertung gibt's am Samstag!


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