Silence
Kapitel 2: Silence
Das Live in Club CITTA näherte sich seinem Ende. Der letzte Sound von Hiroto's Gitarre verschallte im Saal und ihr vorwiegend weibliches Publikum begann zu quietschen und zu kreischen, wollte noch eine weitere Zugabe von ihnen hören.
Saga griff nach den übrigen Picks an seinem Mikrofon Ständer und warf sie in die Masse. Vor Glück strahlend winkte er ihren Fans zu und verbeugte sich, bevor er als einer der letzten mit Nao die Bühne verließ.
Es war jedesmal wie ein Rausch den sie verspürten während sie so umjubelt und gefeiert wurden. Dann war jede noch so harte Arbeit für die Band belohnt.
Saga griff nach seiner Wasser Flasche und nahm einen große Schluck. Er war verschwitzt. Aber nicht so stark wie Hiroto, der immer klatschnass von der Bühne kam. Heute hatte sich ihr kleiner Gitarrist in seinem Eifer sogar die Stirn am Monitor angeschlagen und blutete noch. Leicht besorgt beobachtete Saga wie gleich zwei ihrer Staffmädchen und Manager Ono auf Hiroto zustürmten um ihn zu versorgen.
Erst einen Augenblick später fiel ihm auf, dass auch Tora abseits stand. Er sah wie der Gitarist sich die Schulter hielt und mit dem Schmerz kämpfte, den er schon vor ihrem heutigen Live so schwer unter Kontrolle bringen konnte.
Saga erinnerte sich an die Proben ein paar Tage zuvor, bei denen Tora so plötzlich verschwunden war.
Gerade als Saga kurz in den Conbini ging um ihm etwas zu Essen zu besorgen. Er dachte daran wie er anschließend zu ihm gefahren war. Die offene Tür, die Medikamente auf dem Tisch, Tora's unruhiger Schlaf und den Schmerz in seinem Gesicht.
Saga machte ein paar Schritte auf den schwarzhaarigen Gitarristen zu.
"Tora-shi?", hauchte er leicht unsicher.
Gab es überhaupt etwas, dass er für ihn tun konnte? Dieses Glücksgefühl, welches eben noch seinen ganzen Körper hatte kribbeln lassen war wie mit einem Schlag verschwunden. Der Erfolg ihres Auftrittes war vergessen. Im Gegenteil. Saga ärgerte sich darüber schon wieder Nichts von Tora's Leid mitbekommen zu haben. Dabei standen sie sich doch am nächsten auf der Bühne.
Konnte Tora sich so gut verstellen? Oder war er selbst bloß so rücksichtslos Nichts zu bemerken?
Have you seen the way he acts sometimes
And when you ask,
he'll say that he's okay.
Vorsichtig machte Saga ein paar Schritte auf seinen Bandkollegen zu. Tora hatte ihm den Rücken zugedreht und reagierte in keinster Weise. Gerade als wolle er schreien in Ruhe gelassen zu werden.
Wie schwer war es für ihn wohl seinen Schmerz vor Anderen zuzugeben.
Ganz sachte legte Saga seine Arme von hinten um Tora's Hüfte. Er schmiegte den Kopf an seinen Rücken und schloss die Augen. Es war einer der wenigen, seltenen Momente in denen er dem Menschen den er so sehr liebte, nah sein konnte. Saga konnte fühlen wie Tora atmete, seinen Herzschlag laut und deutlichen hören, er spürte sogar ein leichtes Zittern, das vom Anderen ausging.
"Geht es dir gut?", wisperte er leise.
Es war wie eine kleine Ewigkeit und doch nur eine Sekunde.
Tora löste sich aus Saga's Umarmung, ohne sich dabei umzudrehen.
"Alles in Ordnung"
Do you want to follow,
or let him go alone
For then, never to know...
to be continued
