Schrilles Kratzen, Metall gegen Metall. Erneutes Ansetzen, und darüber gezogen. An der Wand ein Meisterbrief, auf dem Schoß eine Sense, zu seinen Füßen ein Geselle, der aufmerksam blickend zu ihm aufschaut, auf etwas wartend.
„Geh immer sicher, dass das Blatt gut scharf ist, das erspart dir Arbeit.“
Die Stimme etwas kalt, seine dürren, fast ausgemergelten Finger streichen über das kalte, blanke Stahlblatt. Die Sense wird beiseite gestellt.
„Jedoch wirst du sie heutzutage nicht mehr brauchen. Diese Zeiten sind leider vorbei. Wenn du heutzutage Arbeit willst, viel Arbeit, um genau zu sein, solltest du in Arme Länder gehen. Dort ist die medizinische Versorgung nicht so gut.“
Kalte, ruhige, stahlgraue Augen treffen auf aufmerksame, lebendig leuchtende braune. Ein leises Seufzen.
„Und ich frage mich immer noch, warum du gerade bei mir angefangen hast…“
Die Frage wird von einem frechen Grinsen beantwortet.
„Ich habe mich schon immer für solche Dinge interessiert!“
Der Meister schüttelt verständnislos den Kopf. „Du bist ein merkwürdiger Junge, Volker.“
Der aufmerksame Blick wandert über das frisch geschliffene Blatt, hinüber zu einer Wand mit anderem Handwerksgerät. „Ich glaube, wenn ich auch Meister bin, gehe ich nach Afrika!“
Der Meister schenkt ihm ein sehr seltenen, sogar fast warmes Lächeln. Ein Blick auf die Uhr.
„Die Pause ist vorüber…“- „Ich weiß dass man bei diesen Job kaum Freizeit hat!“ unterbricht der Schüler den Lehrer.
Die Beiden erheben sich, der Meister ergreift die Sense.
Sie verlassen das heruntergekommene Gebäude, inzwischen kaum mehr als ein Skelett, an dem einst ein Schild prangte, welches verkündete:
„Heinrich von Thodt – Im Geschäft seit „,
wobei die Jahreszahl nie wirklich lesbar war.
Der Gesell blickt noch einmal zurück, wieder das schelmische Grinsen auf den Lippen.
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland!“
