Kapitel 2
Die Fahrt dauerte beinahe acht Stunden und Tony musste zugeben, dass er schon schlimmere Autofahrten mit Gibbs hatte durchstehen müssen. Anfangs hatte er sich verkrampft in den Beifahrersitz sinken lassen, doch noch bevor sie die Stadtgrenzen von DC hinter sich gelassen hatten, waren seine Gedanken abgedriftet und er hatte sich sogar entspannen können. Unvorstellbar.
Bevor sie den Tatort erreichten, planten sie an einer Raststätte halt zu machen. Gibbs brauchte einen Kaffee und Tonys Magen hang in den Kniekehlen. In der Hoffnung Gesellschaft zum Frühstück zu haben, hatte er zu Hause nur einen Kaffee hinuntergestürzt und war anschließend sofort ins Büro gefahren. Doch dort hatten nur der Fall und Gibbs auf ihn gewartet. Nicht dass ihm Gibbs nicht gereicht hätte... Doch nun war es beinahe Mittag und sein Magen begann sich allmählich zu beschweren. Gibbs hatte ihn schon schief von der Seite angeschaut, als sein Bauch lautstark zu knurren begonnen hatte, während sie gefahren waren und Tony hatte die Röte einfach nicht unterdrücken können, als er seinen Blick peinlich berührt durch die Umgebung schweifen ließ. Jethro hatte seine Aufmerksamkeit nur wieder der Straße zugewandt. Die wenigen Sekunden, in denen sich seine Mundwinkel in die Höhe gezogen hatten, waren Tony nicht aufgefallen.
"Hat deine Freundin irgendein Kommentar über deine Figur gemacht?" Gibbs warf DiNozzo einen belustigten Blick zu.
Tony musste dem akuten Drang wiederstehen, ihm nicht wie ein kleiner Junge die Zunge rauszustrecken. "Nein, hat sie nicht. Ich hatte heute morgen nur einfach keinen Appetit." Dass er wieder solo war, band er Gibbs nicht auf die Nase. Das musste er beim besten Willen nicht wissen.
Ein leises Lachen glitt über die Lippen des Ermittlers, bevor er knapp mit dem Kopf auf ein Schild deutete. "Sieht gut für dich aus, wir sind gleich in Nashville." Die beiden stoppten am ersten Diner, der sie in der Stadt erwartete und erfüllten sich ihre Wünsche: Jethro holte sich einen großen Becher schwarzen Kaffee und Tony ließ sich ein Sandwich einpacken.
Dann führte sie ihr Navi weiter zum Tatort, an dem Ducky und Palmer sie schon erwarteten. Jethro weiste sich den Polizeibeamten aus und näherte sich anschließend der Leiche. Mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen lag der Marine auf dem Boden. Er trug keine Uniform, aber er hatte seinen Ausweis dabei gehabt. Gibbs ging auf seinen alten Freund zu, Tony klebte ihm an den Fersen.
"Hey Ducky, was haben wir hier?"
"Der Tote ist ein gewisser Lance Corporal James Deen. Deen mit zwei 'e'und ohne jegliches schauspielerisches Talent." Grinsend deutete Ducky mit seiner Hand auf die Leiche, während Palmer neben ihm kniete und sich mit einer Lupe die Kleidung des Marine betrachtete.
"Todesursache sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Schüsse: Einer zwischen die Augen, einer ins Herz und der letzte direkt in die Genitalien. Allerdings werde ich dir das nach der Autopsie erst mit voller Sicherheit sagen können."
Tony schüttelte es bei der Vorstellung. Das musste wahrlich schmerzhaft gewesen sein.
"Das erinnert mich an den Fall in Dakota vor zwanzig Jahren." Wichtigtuerisch hob Ducky einen Finger und versuchte sich an die Einzelheiten zu erinnern. "Damals war eine Prostituierte-"
Erst Jethros Blick brachte ihn zum Schweigen. "Tony, du besorgst mir nähere Informationen zum Toten, Ducky fährt mit der Leiche in unser Labor. Jetzt. Sofort.", setzte der Silberhaarige hinzu, als sich keiner seiner Leute rühren wollte.
