Hokus Pokus in Semella
Es war schon früher Morgen. Die ersten Vögel begannen durch die Luft zu fliegen,
zwitscherten stolz wie ein Orchester und brachten die ersten Sonnenstrahlen mit
nach Semella.
Auch wenn sie es nicht zugeben wollte war Tsuchi müde. Während Aru sich auf
ihrem Kopf sitzend die Augen rieb war von Megumi gar nicht erst zu sprechen.
Sie war zwar ein quirliges Mädchen, doch den Ernst ihrem Bruder gegenüber
und Müdigkeit, das konnte sie nie verbergen. Ganz im Gegensatz zu Shaotan,
der seine Traurigkeit eher verbarg und sich bemühte meist zu lachen.
Die Gruppe betrat das Südtor zu Semella-Stadt. Jeweils zwei Wachen kreuzten
einen Torpfosten. Sie waren relativ schlicht gekleidet, trugen weiße Silber-
helme und einen Speer zur rechten Seite. Eine der Waren, eine weibliche,
fragte: "Was ist euer Begehr, Fremde?"
Megumi sprach: "Wir würden gerne passieren."
"Mit welchem Ziel? Ich kenne jeden aus Semella, ihr seid keine Heimischen..."
Shaotan mischte sich unglaubwürdig ein: "Alle? Semella ist riesig! Wie können
sie da jeden einzelen erkennen?"
"Ich kann es eben. Ich frage noch einmal. Was ist euer Begehr, Fremde?"
Shaotan rümpfte die Nase, das Tor stand offen und Semella war zum greifen nah.
Megumi ergriff nochmals die Initiative: "Wir sind eigentlich nur eine Gruppe
von Abenteurern. Unser Trupp würde sich gerne etwas ausruhen nach der langen Reise
und sich die wunderbaren Sehenswürdigkeiten von Semella anschauen. Ist das etwa
ein Verbrechen?"
Die andere Wache meldete sich: "Gewiss nicht, doch leider können wir euch dennoch
nicht passieren lassen, insofern ihr keinen Passierschein habt."
Tsuchi versuchte die Wache zu überzeugen: "Aber wir haben leider keinen Passier-
schein. Wir sind so erschöpft, wir müssen uns ausruhen."
"Ja, Aru ist auch müde, müde und müde...", meckerte das Glühwürmchen.
Die weibliche Wache ergriff erneut das Wort: "Das tut mir sehr leid für dich.
Versteht das nicht falsch, aber unser semellanischer König, König Mephisto II,
wünscht es so. Wenn ihr schon von Semella gehört habt müsstet ihr wissen, dass
die Menschen hier krank geworden sind. Sie Ansteckungsgefahr ist zwar nicht
sonderlich hoch und das Leid bleibt bei seinen Opfern, doch bevor wir nichts
dagegen tun können ist jegliches Passieren verboten. Es tut mir wirklich leid."
Tsuchi flüsterte den anderen zu: "Das ist der Fluch der Hexe, Koroi hat mir davon erzählt..."
Die Wache schlug die Augen auf als sie den Namen "Koroi" hörte und sprach: "Koroi?
Ihr redet doch wohl nicht etwas von dem Koroi aus unserem Semella?"
"Selbstverständlich, ich nehme an so viele Menschen mit dem Namen Koroi wird
es in Semella nicht geben, Wache."
"Das... das wäre natürlich etwas völlig anderes. Einen Moment bitte."
Die Wache zog eine Perle aus ihrer linken Rüstungstasche, legte ihren Zeigefinger
darauf und sprach: "Pock, kannst du ich hören?"
Es dauerte einen kleinen Moment bis es plötzlich aus der Perle ertönte: "Maria?
Ja, ich kann dich sehr gut hören sogar, weißt du so eine Kommunikationsperle ist
dafür gedacht, dass man auch "leise" auf weite Entfernung miteinander kommunizieren
kann, nicht wahr?"
Die Wache namens Maria schlug eine Grimasse: "Ist ja schon gut. Hör mal zu Pock,
ich habe hier eine drei... nein, vierköpfige Truppe am Südtor stehen. Sie behaup-
ten sie kennen Koroi. Kannst du ihn mal bitte rüberschicken?"
"Kein Problem, Maria, warte einen Moment."
Sie steckte die Perle wieder ein und entschuldigte sich: "Tut mir leid... Normal-
erweise hören sich Gespräche zwischen Wachen des Königs anders an, aber Pock und
ich führen eine Beziehung, deshalb diese Umgangssprache. Normalerweise sollte ich
euch das auch nicht erzählen als Wache, aber ich kann mich oftmals einfach nicht
halten wenn ich seine Stimme höre."
Megumi lachte laut: "Das ist schon okay... Das ist doch ein schönes Gefühl."
Tsuchi wollte wissen: "Ähm, ich hätte da noch eine andere Frage. Woher genau
kennen sie Koroi?"
Maria begann zu erzählen: "Das weißt du nicht? Ich dachte ihr kennt euch...
Koroi ist ein alter Freund und eng vertrauter unseres Königs Mephisto II.
Alle in Semella lieben ihn. Er tut was er kann und versucht der Krankheit
mithilfe seiner Magie entgegen zu wirken. Doch bisher leider ohne jeglichen
Erfolg."
Tsuchi war durchaus verwundert. Dieses Bild hatte sie nicht von Koroi, sie hielt
ihn eher für den Typ Mann, der als Einsiedler in Semella lebte. Doch das änderte
ihre Meinung aprupt.
Aru rief hibbelig: "Apropos Koroi, da hinten kommt er!"
to be continued next Time...