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The Devil Went Down On George

von

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Night of the Raging Manatees

Kenny fragte sich, was während seiner Abwesenheit bei den anderen Jungen vorgefallen war, als er durch die Küchentür ins Wohnzimmer zurückkehrte und dieses verlassen vorfand.
 

Schon als er gemeinsam mit Cartmans Mutter in der Küche gesessen und deren Sohn von draußen schreien gehört hatte, hatte er eigentlich nachsehen wollen.

Liane jedoch hatte ihn zurückgehalten mit den Worten, die anderen Jungen würden nur spielen.
 

Zwar war der blonde Junge da anderer Meinung gewesen, doch waren die Informationen, die er sich aus der Unterhaltung mit besagter Frau in diesem Moment versprochen hatte, ihm wichtiger gewesen, als einem weiteren Streit zwischen Cartman und Kyle beizuwohnen.
 

Nun allein in der Stube des Hauses stehend, überlegte Kenny zunächst noch, ob er nachsehen sollte, ob seine Freunde nach oben in das Zimmer von Fettarsch gegangen waren, überlegte es sich dann jedoch anders.
 

Draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt und so beschloss der Junge, dass er sich auch ebenso gut auf den Heimweg machen konnte.
 

Ein wenig Schlaf würde er noch gut gebrauchen können, bevor die Nacht endgültig hereinbrach – denn Kenny hatte einen Plan.
 

Auf das gedämpfte Summen lauschend, dass nun aus der Küche drang, schloss Kenny die Haustür hinter sich und ging in seinem Kopf nochmals durch, was er soeben in Erfahrung gebracht hatte.
 

Nachdem er Liane beim Einräumen ihrer Einkäufe geholfen hatte, hatte er sie so unauffällig, wie es ihm nur möglich war (und das war für einen Neunjährigen nicht gerade sonderlich) gefragt, ob ihr Sohn wohl irgendwelche Medikamente nähme, ohne die er einen schnellen und vollkommen ohne jede nachweisbare Fremdeinwirkung herbeigeführten Tod sterben würde.
 

Zunächst hatte der Hermaphrodit etwas irritiert gewirkt, doch dann hatte Kenny schnell hinzugefügt, dass er das für ein Schulprojekt wissen müsse und sie hatte hilfsbereit gelächelt und dem Jungen bereitwillig erklärt, dass ihr armer Eric nur noch eine Niere hätte, weshalb er jeden Tag bestimmte Tabletten schlucken musste.
 

„Du weißt schon, diese kleinen, weißen…“, hatte Liane in einem Tonfall erklärt, der Kenny verriet, dass sie der Meinung war, er wüsste augenblicklich von welchen „kleinen, weißen“ Tabletten sie sprach, und auf einen der Hängeschränke über der Theke gewiesen.
 

Und so machte Kenny sich nun, an einem kühlen Montagabend auf zum nächstgelegenen Supermarkt, um eine Packung kleiner weißer Pfefferminz zu kaufen…
 


 

Es war wohl etwa halb eins am Morgen, als der Junge sich auf Zehenspitzen an der offenstehenden Stubentür vorbeischlich.
 

Wie so häufig war sein Vater vor dem Fernseher eingeschlafen.

Und obwohl die Ansammlung diverser Flaschen und Dosen auf dem Couchtisch Kenny eigentlich die Gewissheit geben sollte, dass der Mann nicht so schnell wieder aufwachen würde, hatte er dennoch beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen und nicht allzu viel Lärm zu verursachen.
 

Ein Hauch von Erleichterung breitete sich in dem Blondschopf aus, als er es schließlich nach draußen geschafft hatte und die Haustür hinter sich schloss.

Den ersten Teil hatte er also hinter sich.
 

Jetzt konnte er nur noch beten, dass er den kleinen Spaziergang, der nun vor ihm lag, auch überleben würde.
 

Sich mit den Schneidezähnen zaghaft auf die Unterlippe beißend, ließ Kenny seine rechte Hand in eine der Taschen seines Parkas wandern und tastete nach der Verpackung mit dem Pfefferminz darin.
 

Den kleinen, weißen. Er hatte extra die teuren gekauft, weil die so bitter waren. Alles Geld, das er dabei gehabt hatte, hatte er dafür ausgegeben. Kenny hatte keine Ahnung, wie die Tabletten schmeckten, die Cartman nahm, und ob die Bonbons, die er gekauft hatte, ihnen auch nur ähnlich sahen, aber alle Tabletten, die Kenny bisher in seinem viel zu kurzem Leben bekommen hatte, hatten scheußlich bitter geschmeckt.
 

Als er das schlechtere Viertel der Kleinstadt verließ (schnellen Schrittes, aber nicht rennend, und stets im schummrigen Licht der mitgebrachten Taschenlampe nach potentiellen Gefahren Ausschau haltend) war ihm bewusst, dass es vielleicht nicht der durchdachteste Plan war, sich nachts ins Haus seines Opfers zu schleichen und dessen lebenswichtige Tabletten gegen überteuerte Bonbons auszutauschen – aber hey, immerhin war es besser, als überhaupt kein Plan.
 

Und was hatte Kenny denn auch schon zu verlieren? Dies war ein Vorhaben, das im Hintergrund ablief. Ein Plan B.
 

Während Cartman sein unausweichlichem Schicksal Tag für Tag ein wenig näher rücken würde, könnte Kenny weiterhin Ausschau nach einer Gelegenheit oder Methode halten, die das ganze etwas schneller erledigte.
 

Der Mund des Jungen verzog sich zu einem Lächeln, doch gleich darauf wurde ihm bewusst, dass er, sofern er auch den Rest seines nächtlichen Spazierganges unbeschadet überstehen wollte, besser aufmerksam bleiben sollte und so nahm sein Gesicht schnell wieder einen konzentrierteren Ausdruck an.
 

Er musste jetzt gefasst bleiben.
 

Endlich hatte er eine Gelegenheit erhalten, sein Leben von Grund auf zu ändern. Sein Leben zu behalten!
 

So lange er sich zurückerinnern konnte, war das sein größter Wunsch gewesen. Wie oft hatte er sich doch gewünscht, nur ein einziges Mal die Schlussklingel des Sportunterrichts zu hören.

Oder einmal den Silvesterabend in einem einzigen Stück abzuschließen.

Oder einmal…
 

Seine Gedanken fanden ein Ende, als er aufsah und feststellte, dass er am Haus der Cartmans angekommen war.

Er spürte, wie sein Herz ein wenig schneller zu schlagen begann und ging um das Haus herum, bis er hinten im Garten stand.
 

Er wusste, dass sich in der Hintertür eine Klappe befand, durch welche Cartmans Hängebauchschwein hindurch passte, die also auch groß genug sein sollte, dass ein magerer Junge wie Kenny sich hindurchquetschen konnte.
 

Sich ein letztes Mal nach allen Seiten umsehend, ob sich in seiner Nähe nicht doch jemand befand, der ihn beobachten und/oder gewaltsam aus dem Leben reißen könnte, kniete er sich schließlich, nachdem er sich vom Gegenteil überzeugt hatte, in den schmutzigen Schnee und steckte zunächst vorsichtig seinen Kopf durch die Luke.
 

Zu seiner Erleichterung war der Flur drinnen leer und so begann er seinen Körper Stück für Stück durch die Öffnung zu schieben, bis er sich schließlich vollständig im Inneren des Hauses befand.
 

Auf Zehenspitzen bewegte er sich in der Dunkelheit mit quälender Langsamkeit nach vorn.

Bei jedem Schritt betend, nicht in eine unerklärlicherweise inmitten eines Einfamilienhauses aufgestellte Bärenfalle zu treten. (Nicht, dass es das erste Mal gewesen wäre, dass ihm etwas derartige passierte…)
 

Beinahe entwich ihm ein freudiger Seufzer, als er kurz vor sich die leicht offenstehende Küchentür erkannte. Hindurch und auf den Flurboden fiel ein kalter Lichtstrahl, der ihm, wie er hoffte, den Weg in eine besseren Zukunft leuchtete, wie Rob Reiner ein radioaktiv verstrahlten Nikotinmuffin.
 

Die Seekuhwitze aus seinem Hinterkopf verbannend, um sich wieder vollkommen auf sein Tun konzentrieren zu können, betrat er den vor ihm liegenden Raum.
 

Kenny atmete einmal kurz tief ein und blickte noch einmal um sich, um sicherzugehen, dass er noch immer allein war.

Er lehnte die Küchentür hinter sich wieder und ließ seinen Blick durch den dämmrigen Raum schweifen, bis dieser schließlich an dem Hängeschrak klebenblieb auf welchen Cartmans Mutter einige Stunden zuvor verwiesen hatte.
 

Nicht ohne zu zögern begann Kenny langsam, darauf zuzugehen und als er ihn schließlich erreicht hatte und einen Arm ausstreckte, um an die Tür des Schränkchens heranzukommen, bemerkte er, dass seine Finger zitterten.

Das alles lief viel zu gut!
 

Er wäre wirklich beruhigter gewesen, hätte zu diesem Zeitpunkt bereits der städtische Tankwart versucht, ihn gemeinsam mit einer talentlosen Pornodarstellerin in einem unterirdischen Tunnelsystem einzusperren um ihn dort (warum auch immer) zu Tode zu quälen… oder zumindest so etwas in der Art.
 

Doch dies war nicht der geeignete Moment, schlechte Anspielungen auf noch schlechtere Filme zu machen – er musste sich konzentrieren.
 

Kenny schaffte es, sich zusammenzureißen und öffnete die Tür des Schränkchens (was, aufgrund seiner eingeschränkten Größe zumindest den Ansatz einer Schwierigkeit darstellte) und ließ seine Augen, die sich mittlerweile vollständig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, den Inhalt des Schrankes durchsuchen.
 

Es befand sich nicht viel darin.

Lediglich eine Flasche Hustensaft von einer Sorte, von der er eigentlich angenommen hatte, dass sie bereits seid geraumer Zeit nicht mehr hergestellt wurde, da sie besinnungserweiternde Stoffe enthielt, wie er und seine Freunde vor einer Weile herausgefunden hatten.
 

Daneben lag ein wenig uninteressanter Kleinkram verstreut, wie Streichhölzer, eine Anleitung zur Erziehung von Schäferhunden und etwa ein halbes Dutzend Kondome.
 

Und daneben stand – in all ihrer strahlenden Herrlichkeit – eine kleine, weiße Tablettendose.
 

Während Kennys rechte Hand in die Tasche seines Parkas wanderte, um dort nach den mitgebrachten Pfefferminzbonbons zu tasten, ergriff seine linke den Behälter mit dem Medikament darin.
 

Nun, da er die Pillendose in seiner Hand hielt, schüttete er den Inhalt in die leere Tasche seines Parkas. Anschließend füllte er sie wieder mit den mitgebrachten Bonbons auf.

Das alles schaffte er in einer solchen Windeseile, es wunderte ihn, dass nicht alles zu Boden fiel.
 

Gerade, als wieder der Gedanke daran seinen Geist kreuzte, dass das bisherige Fehlen jedweder Mordversuche auf seine Person eigentlich ein gewisses Misstrauen in ihm auslösen sollte - Genau in diesem Moment, da lenkte ihn etwas ab.

Dort, wo vor weniger als einer Sekunde noch das gestanden hatte, das für ihn das Sinnbild für den Aufbruch in eine neue Zukunft darstellen sollte, dort lag nun ein blauer Briefumschlag auf dem Boden des Schrankinneren.
 

Einen, wie in die Schule versandt.

Selbst in diesem Halbdunkel hatte Kenny keinerlei Schwierigkeiten, dies zu erkennen. Seine eigenen Eltern hatten schon häufig Post von der Schule erhalten. Zumeist weil sie die Gebühren nicht bezahlt hatten.
 

Ihm fielen augenblicklich dutzende von Gründen ein, die die Schule dazu veranlasst haben könnte, einen solchen Brief an die Mutter von Cartman zu senden – und in diesem Moment wollte er nichts mehr wissen, als welchen davon sie gewählt hatte.
 

Wie gebannt stand Kenny in der dunklen Küche, den Kopf in die Höhe gereckt, um in der Lage zu sein, in den Schrank zu sehen und versuchte sich selbst verzweifelt daran zu erinnern, dass dies nicht der richtige Moment war, um sich ablenken zu lassen.
 

Sowohl seine linke als auch seine rechte Hand klammerten sich um die jeweiligen Objekte, die sie hielten, bevor er mit einem leisen Seufzen endgültig nachgab, die Pfefferminzbonbondose wieder in seine Tasche zurückfallen ließ und stattdessen den Briefumschlag an sich nahm.
 

Nur ein ganz kurzer Blick würde sicher nicht schaden…!
 

Er stellte die Tablettendose mit den Bonbons darin zurück an ihren Platz und hielt den Briefumschlag nun in beiden Händen.
 

‚An: Liane Cartman. Streng vertraulich‘ stand darauf. Darunter war der Stempel der Schule abgebildet.
 

Doch kaum hatte Kenny sich den Briefumschlag näher angesehen, musste er zu seiner großen Enttäuschung feststellen, dass dieser noch ungeöffnet war.
 

Die Stirn des Jungen legte sich leicht in Falten.

Wahrscheinlich war es ohnehin besser so.

Einem Außenstehenden wäre es wohl schwergefallen, zu verstehen, weshalb er ein solch großes Aufheben über das Umfüllen von Hustenbonbons in ein Tablettendöschen machte, doch für Kenny selbst bedeutete dieser unscheinbare Akt sehr viel mehr als nur dies.
 

Er wusste, dass die Idee, die er im Begriff war auszuführen, im Grunde dumm war. Er wusste auch, dass die Chance, dass sie tatsächlich funktionieren würde, geringer war, als die, dass er jemals wieder das Bild der romantischen Interaktion zwischen George Bush und Satan aus seinem Kopf verbannen könnte.
 

Aber er wusste auch – und das aus eigener Erfahrung – dass jemand, der sein ganzes Leben lang unter etwas gelitten hatte, nach jedem Strohhalm greifen würde, um das Gefühl zu haben, dass sich doch noch alles zum Guten wenden könnte.
 

Und wenn dieser Strohhalm daraus bestand, einen emotional verkrüppelten Jungen zu einem schleichend langsamen, durch scheußlich schmeckende Pfefferminzbonbons herbeigeführten, Nierenversagen zu verhelfen, dann… Nun ja, dann war das eben so!
 

Plötzlich schrak Kenny hoch. Etwas im Raum hatte sich verändert, er konnte nur nicht genau sagen, was es war.
 

Es brauchte etwa drei Sekunden, bis er realisierte, dass besagtes Etwas sich auf die Lichtverhältnisse bezog.
 

Denn dort, wo den Küchenboden zuvor von nichts außer dem kalten Licht des Mondes berührt wurde, fiel jetzt ein warmer Lichtstrahl durch den Spalt der leicht offenstehenden Tür.
 

„Oh fuck…“, entfuhr es Kenny versehentlich leise und er presste sich gleich darauf mit einer Hand den Stoff seiner Kapuze auf den Mund.
 

Auf dem Flur konnte er schwere Schritte näher kommen hören.

Er spürte Panik in sich aufsteigen.
 

So schnell und so leise, wie es ihm nur möglich war, schloss er die Tür des Hängeschränkchens und begann, sich hektisch nach einer Möglichkeit umzusehen, den Raum zu verlassen.
 

Sein Blick blieb schließlich am Fenster über der Küchentheke hängen. Augenblicklich huschte er zu dieser hinüber und kletterte auf selbige hinauf, um besagtes Fenster zu öffnen.
 

Genau in dem Moment, in dem die Tür sich öffnete und der Sohn des Hauses den gleich daraufhin hell erleuchteten Raum betrat, hatte Kenny auch die letzte seiner Gliedmaßen nach draußen gezogen.
 

Mit pochendem Herzen saß der Junge nun, gegen die Hauswand gelehnt, im Schnee unter der Fensterbank.

Unfähig, den Rest seines Körpers zu rühren, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
 

Er hatte es geschafft! Er war draußen! Und er lebte noch!!
 

„Wer zum Henker hat das Scheißfenster aufgelassen?!“, hörte er plötzlich Cartman von drinnen lauthals fluchen und seine Augen weiteten sich erschrocken.
 

Schnell rutschte er soweit vom Fenster weg, dass es ihm möglich war aufzustehen, ohne vom Inneren der Küche aus gesehen zu werden, und sprang dann auf, um eilends in der Dunkelheit zu verschwinden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  magellan
2009-02-20T16:19:03+00:00 20.02.2009 17:19
<DD
geil...einfach geil~

Kenny ist zu...süß?!
...okay...nicht nett was er macht..aber er hat'n grund XD


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