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Time of my Life

Unsichtbarer Schatten
von

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Unsichtbarer Schatten

"Hayashi Kouki?... Hayashi? Sind sie etwa mit dem Yoshiki verwandt?"

Ich frage mich, warum die Leute immer wieder die gleiche Frage stellen, wenn die Antwort doch so offensichtlich ist. Gott behüte, wir sind keine Zwillinge, aber die äußere Ähnlichkeit ist gravierend - kinnlange, gebleichte Haare, eine Sonnenbrille und ich könnte als sein Doppelgänger durchgehen (ab und an mache ich das auch, damit er ungesehen untertauchen kann, ohne eine Horde Paparazzi an den Fersen zu haben). Aber das ist es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn charakterlich sind wir schon immer wie Tag und Nacht gewesen. Vielleicht liegt es hauptsächlich daran, dass sich mein großer Bruder nur zu gut an den Tod unseres Vaters erinnern kann, während ich kaum eigenen Erinnerungen daran habe...
 

Yoshiki ist schon immer ein Rebell gewesen, aber nachdem wir nur noch zu dritt waren, gab es kaum noch etwas, das ihn bändigen konnte. Mutter hat sich oft Sorgen um ihn gemacht - sei es nun, weil seine schulischen Leistungen immer mehr nachgelassen haben, er sich seinen Lehrern gegenüber respektlos verhalten hat oder weil er sich mit Mitschülern geprügelt hat, beziehungsweise, weil er unter Schlaflosigkeit litt und wenn er schlief dann oft genug nach Vater schreiend aufwachte – und ihm deswegen öfters Sonderwünsche erfüllt, als mir. Ich meine, welche Mutter geht mit ihrem zehnjährigen Sohn schon auf ein KISS Konzert?!
 

Schon damals gab es nur ein Thema für ihn: Musik. Ein weiterer Punkt, in dem wir uns unterscheiden… für ihn bedeutet Musik alles, während ich froh bin, dass ich gerade so einmal, mit Ach und Krach, den Flohwalzer auf dem Klavier spielen kann.
 

Die Jahre nach Vaters Tod waren kein Zuckerschlecken... Mein Bruder wurde wohl das, was man gemeinhin als Problemkind bezeichnet, während unsere Mutter versuchte, den Familienbetrieb am Laufen zu halten und dafür zu sorgen, dass Yoshiki nicht völlig den Halt verlor. Man hätte meinen können, dass er und ich uns besonders nahe standen, da wir doch beide unseren Vater verloren hatten, doch das Gegenteil war der Fall: als Kinder, Teenager und auch lange Zeit als Erwachsene sind wir uns nie besonders nahe gewesen. Wir haben eigentlich nie wirklich miteinander gespielt, da unsere Interessen, aufgrund der fünf Jahre, die uns trennen, völlig verschieden waren. Außerdem hat er immer Toshi gehabt, während ich viel Zeit bei unseren Verwandten verbrachte…
 

Ich glaube, Mutter ist ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen, als feststand, dass Yoshiki die Abschlussprüfungen bestanden hatte. Es war eine unausgesprochene Tatsache in unserer Familie, dass er anschließend keine Universität besuchen würde. Alles was er immer gewollt hat, war, als Rockstar berühmt zu werden, sich selbst ein Zeichen zu setzen, um zu wissen, dass er gelebt hat. Er hat alles auf diese eine Karte gesetzt und Mutter hat ihn gewähren lassen. Kurz nach seinem Abschluss zog er aus und ging zusammen mit Toshi nach Tokyo, um mit ihrer Band erfolgreich zu werden, während ich bald selbst die gleiche High School besucht habe, auf die auch er gegangen war. Doch im Unterschied zu ihm war ich kein Lehrerschreck gewesen, sondern stets der Liebling aller. Aber trotz allem war ich schon damals immer nur der kleine Bruder von Hayashi Yoshiki gewesen. Die Lehrer mochten an ihm verzweifelt sein und sich über ihn die Haare gerauft haben, aber sie haben ihn auch auf der Bühne erlebt und seine Hingabe und sein Talent haben wohl dafür gesorgt, dass er seinen Lehrern nicht nur in schlechter Erinnerung geblieben ist. Leider hat es auch dafür gesorgt, dass sie annahmen, dass ich ähnlich begabt war wie er…
 

Ein paar Wochen vor meinem 16. Geburtstag kam uns plötzlich Yoshiki besuchen. Der Unterschied zwischen uns hätte damals nicht größer sein können: ich, mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren, geschniegelt und gestriegelt, und er mit langen, zotteligen, zum Teil strohblond gebleichten Haaren. An jenem Tag hatte er von den Problemen erzählt, die er mit der Band hatte. Keine Plattenfirma wollte das Risiko eingehen, X zu produzieren und mit den Gelegenheitsjobs und den einzelnen Gigs, die sie an Land zogen, kamen sie gerade einmal so über die Runden. Es gab kein Geld, das er hätte zurücklegen und sparen können.

"Wenn uns niemand unter Vertrag nehmen will, dann gründe ich eben mein eigenes Label und produziere X selbst, aber dafür brauche ich Geld, Mama. Viel Geld - mehr als ich im Moment irgendwie auftreiben könnte!"

Noch heute höre ich manchmal seine trotzige Stimme und sehe sein ernstes Gesicht vor mir, wenn ich Extasy Records betrete. Mutter hat ihm damals nur das Geld für ein Zugticket zurück nach Tokyo gegeben (um nach Tateyama zu kommen, war er getrampt) und ihm versprochen, darüber nachzudenken. Ein paar Tage später bin ich dann gemeinsam mit ihr ebenfalls in die Hauptstadt gefahren und zusammen haben wir einen Auftritt von X in einer kleinen Bar besucht. Ich schätze, sie wollte sich selbst ein Bild von der ganzen Angelegenheit machen und sich sicher sein, dass das Geld gut angelegt sein würde.
 

An den Gig an sich kann ich mich heute gar nicht mehr wirklich erinnern, nur, dass damals mein Entschluss gefasst war, meinem Bruder zu folgen - allerdings nicht in die Musik- sondern in die Schauspielbranche. Ich hatte damals gesehen, wie sehr die Frauen Yoshiki anhimmelten, ihm zu Füßen lagen und das war etwas gewesen, was ich selbst auch haben wollte. Es gibt wohl nichts, was einen Teenager mehr beeindruckt, als die Aussicht, dass die halbe weibliche Bevölkerung Japans einen vergöttert. Aber wie schon gesagt, alles musikalische Talent, das in der Familie liegt, hat mein Bruder geerbt, allerdings habe ich schon in der Grundschule meine Liebe zur Schauspielerei entdeckt. Warum sollte ich es ihm also nicht gleich tun und das, was ich gerne tat, zum Beruf machen?
 

Die ganze Sache hatte jedoch einen Haken: eine Schauspielschule kostete Geld. Geld, das meine Mutter nun nicht mehr aufbringen konnte, da sie die Schneiderei verkauft hatte und jeden Yen, den sie erübrigen konnte, zusammengekratzt hatte, damit Yoshiki Extasy Records gründen konnte. Es war nicht so, dass wir danach am Existenzminimum waren, aber Extrawünsche waren definitiv nicht drinnen, sodass ich neben der Schule jobbte, um mir Geld für meinen eigenen Traum zu verdienen. Parallel dazu arbeitete mein Bruder daran, den Mythos X zu erschaffen und sowohl die Single, wie auch das Album, die er über sein eigenes Independent Label veröffentlichte, erreichten Platz 1. Je mehr Aufmerksamkeit X auf sich zog, umso häufiger fragte man mich in der High School, ob ich wirklich der kleine Bruder von Yoshiki sei und desto öfter lernte ich Mädchen kennen. Damals war ich zwiegespalten, was meinen großen Bruder anbelangte: einerseits hasste ich ihn schon beinahe dafür, dass er Mutter dazu gebracht hatte, das Familienunternehmen zu verkaufen, andererseits hatte ich nichts dagegen, mich ein wenig in seinem Ruhm zu sonnen, wenn es bedeutete, dass die beliebtesten Mädchen der Schule an mir interessiert waren.
 

Aber ein paar Jahre später konnte ich ihn selbst dafür nicht mehr ausstehen, denn er machte es mir unmöglich, ein eigenes Leben zu führen. Ursprünglich habe ich gedacht, dass es ja ganz praktisch war, wenn ich ihn sozusagen als Sprungbrett für meine eigene Karriere benutzen würde, aber damals hatte ich noch nicht gewusst, wie frustrierend es war, wenn man immer nur der kleine Bruder von Yoshiki war. X Japan befand sich am Zenit, mein Bruder hatte sich selbst ein Zeichen gesetzt und ich meine selbstfinanzierte Schauspielausbildung abgeschlossen und tingelte von einem Casting zum nächsten. Doch überall war es das Gleiche: sobald sie meinen Namen und mein Gesicht sahen, kam die Frage, die ich nicht mehr hören konnte. Ich konnte bei einem Vorsprechen für eine Theater- oder Fernsehrolle noch so gut sein, letztenendes war ich mir immer sicher, dass ich sie nur auf Grund meines Bruders bekommen hatte. Insofern ist es mir ganz recht gewesen, als ich aus den Nachrichten erfuhr, dass sich X Japan aufgelöst hatte. Ich hatte es als meine Chance angesehen, endlich aus Yoshikis Schatten herauszutreten und selbst jemand zu werden - eine eigene Persönlichkeit und nicht immer nur als der kleine Bruder von irgendwem angesehen zu werden. Leider habe ich die gewaltigen Ausmaße seines Schattens unterschätzt…
 

Wenn ich jetzt rückblickend unsere Beziehung von damals mit unserer heutigen vergleiche, so hat sie sich stark geändert. Früher waren wir mehr so etwas wie flüchtige Bekannte, die zufällig die gleichen Eltern hatten. Als Yoshiki noch zuhause wohnte, ließ es sich nicht vermeiden, dass wir uns sahen und miteinander sprachen, aber nach seinem Auszug begegneten wir uns nur noch höchst selten und telefonierten so gut wie nie miteinander. Heutzutage sehen wir uns öfter, sprechen mindestens einmal die Woche miteinander und gehen eigentlich jedes Mal, wenn mein Bruder einmal wieder in Japan ist, gemeinsam essen. Ich schätze, früher war ich oft eifersüchtig auf ihn - er hatte stets die volle Aufmerksamkeit von Mutter, er war musikalisch und die Mädchen vergötterten ihn. In meinen Augen hatte er damals alles, was man sich nur wünschen konnte: Ruhm und Geld. Heute weiß ich, dass er mich, trotz seines Erfolges, seiner Plattenfirma, seiner Villen in Los Angeles und Tokyo beneidet. Warum? Weil ich derjenige von uns beiden bin, der morgens im Park joggen gehen kann, ohne eine Horde Securityleute mitschleppen zu müssen, weil ich derjenige bin, der einfach so in den nächsten Supermarkt gehen kann, ohne einen Fanauflauf befürchten zu müssen, weil ich glücklich verheiratet bin und Zeit für meine Familie habe, während seine Beziehungen letztendlich immer wegen der Arbeit zurückstecken mussten und schlussendlich in die Brüche gegangen sind.
 

Dass wir beide lernten, wie Brüder und Freunde miteinander umzugehen, haben wir makaberer Weise einem Toten zu verdanken: hide. hide, Gitarrist bei X Japan, so etwas wie ein großer Bruder für meinen eigenen und gleichzeitig auch die Stimme seiner Vernunft. Ich kannte ihn nur flüchtig, hatte ihn ein paar Mal getroffen, als Mutter und ich bei einem Konzert mit dabei waren, und als ich Yoshiki nach dem Abbruch der Dahlia-Tour im Krankenhaus besucht habe. Wie ein Großteil der japanischen Bevölkerung habe auch ich von seinem Tod durch die Nachrichten erfahren: Suizid, erhängt, 33 Jahre alt. Diese drei "Fakten", die damals hoch und runter liefen, hatten mein besonderes Interesse geweckt, weil sie mir so bekannt vorkamen und auch wenn mein Bruder und ich uns sehr fremd waren, so konnte ich doch erahnen, welche Auswirkung dies auf ihn haben musste - war es doch fast wie eine Wiederholung der Ereignisse, als er gerade einmal 10 Jahre alt gewesen war.
 

Mit einer seltsamen Faszination habe ich damals die ganzen Berichte verfolgt, doch anstatt auf hide zu achten, lag mein ganzes Augenmerk auf Yoshiki. Mutter hatte mich in diesen Tagen mehrmals angerufen, denn natürlich hatte auch sie die Neuigkeiten gehört und machte sich große Sorgen um ihren ältesten Sohn, der auf keinen ihrer Anrufe reagierte. Sie hatte die leise Hoffnung gehabt, dass er sich vielleicht bei mir gemeldet hätte, was natürlich nicht der Fall gewesen war. Es ist schon seltsam, wie wenig ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich über ihn wusste, und ihn trotz allem sofort, zwischen all den geladenen Gästen, die die Trauerfeier besuchten und in einem Newsclip gezeigt wurde, wie sie den Chikuji Hongan Temple verließen, erkannte. Ich habe damit gerechnet, dass Yoshiki Japan am Tag nach der Beerdigung wahrscheinlich verlassen und wieder nach Los Angeles zurückfliegen würde, da er dort mehr Ruhe vor der Presse hatte und es weniger Erinnerungen an hide gab. Womit ich beim besten Willen nicht rechnete, war, dass er um 6:30 Uhr bei mir vor der Tür stehen und klingeln würde. Ich war gerade erst aufgestanden und noch entsprechend verschlafen, als ich ihm öffnete und ihn wohl für mehrere Minuten nur anstarrte, da er mich mit brüchiger Stimme gefragt hat, ob er hineinkommen dürfe. Er hat noch immer die Sachen von der Beerdigung getragen und machte den Eindruck, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen, was vermutlich auch der Wahrheit entsprach.

"Ich fliege in ein paar Stunden…"

"Dachte ich mir… Kaffee?"

"Nein, danke…"
 

Es war schon ein sehr surreales Bild, wie er da zusammengesunken an meinem Küchentisch saß, während ich für mich selbst Frühstück machte und überlegte, weshalb er eigentlich zu mir gekommen war. Ich muss so sehr in Gedanken gewesen sein, dass ich überhaupt nicht mitbekommen habe, wie er aufgestanden und hinter mich getreten war. Entsprechend habe ich mich erschrocken, als er mich aus heiterem Himmel an der Schulter antippte und mich im nächsten Moment umarmte und eng an sich drückte. Ich weiß nicht, nach wie vielen Jahren, dies die erste Umarmung zwischen uns war…

"Ich sollte besser gehen…"

"… …"

"Pass auf dich auf, Großer…"

"Und du auf dich, Kleiner…"

Das war eine der wenigen "Zärtlichkeiten" und Scherze, die es je zwischen uns gegeben hat und ist entstanden, als ich als Teenager einen plötzlichen Wachstumsschub gemacht hatte und von da an größer als mein großer Bruder war. Ich habe ihn noch zur Tür gebracht, wo er mich bat, Mutter einen Kuss von ihm zu geben, wenn ich sie wieder sehe und anschließend war er gegangen und für Wochen hörte ich nichts mehr von ihm, was eigentlich Normalzustand war. Nächtelang habe ich darüber nachgegrübelt, weshalb er zu mir gekommen war und war letztendlich zu der Antwort gekommen, dass ich keine Antwort darauf wusste.
 

Der restliche Mai war damals sehr schnell verstrichen, ebenso die erste Juniwoche. Ab und an hatte ich mit Mutter telefoniert, die sich noch immer um Yoshiki sorgte, da er keine Telefonate annahm und selbst sein Management keinen Kontakt zu ihm hatte. Alles was sie sagen konnten, war, dass er nach hides Beerdingung nach LA zurückgekehrt war und dann verkündet hatte, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen werde und bis auf weiteres nicht gestört werden möchte. Die zweite Juniwoche war gerade angebrochen, als ich spät abends von den letzten Dreharbeiten zu einer Fernsehserie, in der ich eine kleine Nebenrolle hatte, nach Hause kam und mir mein Anrufbeantworter mitteilte, dass ich zwei Anrufe verpasst hatte. Der erste war von Mutter, der zweite, überraschenderweise, von meinem verschollenen Bruder…
 

Da ich Schauspieler bin, sollte es mir wohl ein Leichtes sein, mich an Sätze zu erinnern, aber seltsamerweise funktioniert das nur bei Drehbüchern. Im realen Leben gleicht mein Gedächtnis einem Sieb und nur wenige Sätze sind mir, so wie sie einmal gesagt wurden, im Kopf geblieben. Witzigerweise stammen die meisten davon von Yoshiki…
 

"Kouki-chan… … Kouki, warum ist unsere Beziehung eigentlich so, wie sie ist? Warum sind wir uns so fremd? Ich weiß noch, wie wir immer zusammengearbeitet haben, um an die Süßigkeiten zu kommen, die Mama und Papa außerhalb meiner Reichweite deponiert hatten… ich habe dich immer hoch gehoben, du hast die Schokolade geholt und dann haben wir uns irgendwo versteckt und heimlich genascht… ich kann mich noch an diese kindliche Freude erinnern, die ich gespürt habe, als du meinen Namen das erste Mal gesagt hast… ‚Yo‘… Danach hast du tagelang nichts anderes mehr gesagt, immer nur ‚YoYo‘… ich glaube, es ist meine Schuld, dass wir uns heute so fremd sind… nach Vaters Tod habe ich dich ignoriert und gemieden, weil mich dein Lachen immer so sehr an Papa erinnert hat… … und dann… dann waren wir plötzlich beide erwachsen und der Graben zwischen uns erschien mir so groß… hide konnte soviel über seinen kleinen Bruder erzählen und Heath hat immer so gestrahlt, wenn er von seinem großen Bruder geschwärmt hat… und ich… ich wusste nichts über dich… Wer war deine erste große Liebe? Was war deine größte Angst, als du noch klein warst? Was war das Schlimmste, das du je angestellt hast? Wann hattest du das erste Mal Sex und wie hast du dich dabei angestellt? Ich weiß noch, dass ich mich beim ersten Mal ziemlich dämlich angestellt habe… Wäre es, als dein großer Bruder, nicht meine Aufgabe gewesen, dir Tipps oder Ratschläge zu geben?... Ich weiß nicht… … als ich so über uns nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass ich dir nie gesagt habe, wie stolz ich eigentlich auf dich bin, Kouki. Ich hätte dir das schon viel früher sagen müssen… es tut mir Leid… es scheint, als würde ich die Menschen um mich herum nur verletzen können… tut mir Leid, ich wollte deine Anrufbeantworter nicht volllabern… … ich wollte nur, dass du weißt, dass ich stolz auf dich bin, Kouki, und dich lieb habe, auch wenn ich es dir nie gezeigt habe… es tut mir Leid. … … Ne, wenn du mit Mama telefonierst, kannst du ihr auch sagen, dass ich sie lieb habe und es mir Leid tut, dass ich ihr immer nur Kummer verursacht habe? ……………………………………"
 

Yoshikis Stimme klang auf dem Band grauenhaft, immer wieder war sie abgebrochen und es hörte sich fast so an, als hätte er dabei geweint. Vielleicht hätte es mich beruhigen sollen, ein Lebenszeichen von meinem Bruder zu haben, aber die Tatsache war, dass mich dieser Anruf verängstigte. Es hatte wie ein Abschied geklungen…
 

Einen Moment lang habe ich noch auf das Telefon gestarrt, im nächsten hatte ich dann auch schon den Hörer in der Hand und drückte panisch die Kurzwahltaste für Yoshikis Villa in Los Angeles. Warum mein Bruder zu jener Zeit eine eigene Kurzwahl bei mir hat? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich weil er mein Bruder ist. Wie erwartet hat jedoch niemand abgenommen, sodass ich innerhalb weniger Minuten meinen Reisepass aus einer Schublade gefischt hatte, aus meiner kleinen Wohnung gerannt war, das nächstbeste Taxi nach Narita und von dort aus den frühsten Flug nach Los Angeles genommen hatte. Dass ich am nächsten Tag einen meiner beiden Aushilfsjobs hatte, hatte ich erfolgreich verdrängt und Mutter hatte ich meine Sorge ebenfalls verschwiegen. Wenn sie unbegründet war, dann wollte ich sie nicht unnötig in Panik versetzen…
 

Kaum das ich am LAX angekommen war, nahm ich mir ein Taxi und fuhr zu der Villa meines Bruders. Bisher war ich nur einmal dort gewesen, aber zum Glück war die Adresse relativ einfach zu merken, sodass ich sie dem Taxifahrer auch hatte nennen können. Am Anwesen angekommen, habe ich vor dem nächsten Problem gestanden, da natürlich das Tor zur Auffahrt geschlossen war. Somit war mir nichts anderes übrig geblieben, als an der niedrigsten Stelle hochzuspringen, mich dann hochzuziehen, um auf das Grundstück zu kommen und zu hoffen, dass ich nicht irgendeinen Alarm bei der Polizei ausgelöst hatte. In die Villa selbst zu kommen ist damals das geringste Problem gewesen, schließlich kannte ich die Schusseligkeit meines Bruders nur zu gut: schon als Teenager hat er sich oft genug ausgesperrt, weil er den Schlüssel vergessen hatte. Das ging soweit, dass Mutter irgendwann beschlossen hatte, einen Ersatzschlüssel unter einem Rosenstock zu vergraben und Yoshiki hat dies übernommen, nachdem er ausgezogen war. In seiner Villa in Tokyo hat er auch einen Zweitschlüssel unter einer Rose vergraben. Aber in LA hatte er nur am Pool Rosen… allerdings wuchs in der Einfahrt ein großer Baum, der sich ebenfalls dafür eignen würde. Also hatte ich begonnen unter diesem nach einem Schlüssel zu suchen, aber ohne Erfolg. Frustriert war ich dann doch zum Pool gegangen, nur um festzustellen, dass die Terrassentür die ganze Zeit offen gewesen war. So war ich ins Haus gelangt und hatte fanatisch begonnen Zimmer für Zimmer nach meinem Bruder abzusuchen. Innerlich hatte ich mich schon darauf eingestellt, ihn nur noch tot vorzufinden - Suizid, erhängt, 32 Jahre alt…
 

Gefunden hatte ich ihn dann schließlich auf dem Fußboden seines Badezimmers - lebendig! Zusammengerollt, halb auf dem Bauch liegend, hat er dagelegen. Sein Brustkorb hatte sich gehoben und gesenkt, aber trotz allem hatte ich seine Vitalfunktionen überprüft, nur um ganz sicher zu gehen. Als ich ihn auf den Rücken drehte, fiel mir eine kleine Schnittwunde an seinem linken Handgelenk auf - sie war relativ frisch und direkt über der Hauptschlagader platziert… erst jetzt sah ich die Rasierklinge, die neben Yoshiki auf den Boden lag. Anschließend trug ich ihn ins angrenzende Schlafzimmer, legte ihn auf dem Bett ab und versucht dann, ihn wach zu bekommen, was mir nach einigen Minuten auch gelang. Zögernd öffnete er die Augen und sah mich zuerst verwirrt, dann erschrocken an.

"HAST DU SIE NOCH ALLE, DU VERDAMMTER EGOISTISCHER VOLLIDIOT?!?! HAST DU AUCH NUR EINE SEKUNDE DARAN GEDACHT, WIE ES MAMA UND MIR GEHEN WÜRDE, WENN DU DICH UMBRINGST?? VON DEINEN FANS GANZ ZU SCHWEIGEN!!! DACHTEST DU ‚ACH, HIDES TOD IST NOCH NICHT ALLZU LANGE HER, IM TRAUERN SIND SIE JA NOCH MEHR ODER WENIGER DRIN, ALSO BRING ICH MICH AUCH GLEICH NOCH UM!‘??? UND WAS IST MIT TOSHI, PATA UND HEATH?? SIE HABEN GERADE ERST HIDE VERLOREN!!!!“

Im Gegensatz zu meinem Bruder erhebe ich nur sehr selten die Stimme, aber in diesem Moment waren bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Zuerst hatte ich stundenlang mit der Angst leben müssen, ihn nur noch tot vorzufinden und dann hatte ich ihn lebendig gefunden, nur um zu sehen, dass meine schlimmste Befürchtung fast wahr geworden wäre. Während ich Yoshiki angeschrien und meine Anspannung abgebaut habe, hat er sich aufgesetzt und die ganze Zeit auf die selbst zugefügte Wunde gestarrt. Ich weiß nicht, was in diesem Moment in seinem Kopf vorgegangen sein mag, aber nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, hatte ich nur einen Gedanken: "Das ist nicht der Yoshiki, den ich einst gehasst und zu dem ich gleichzeitig aufgeblickt habe…" Dort auf dem Bett hat ein gebrochener Mann gesessen, der im Leben mehr verloren hatte, als er vertragen konnte.

"… Kouki…"
 

Bis heute ist es mir schleierhaft, weshalb er mich damals angerufen und mir mehr oder weniger einen Abschiedsbrief auf den Anrufbeantworter gesprochen hat. War es eine Art Hilfeschrei gewesen und hatte er gehofft, dass ich kommen und ihn auffangen würde oder hatte es überhaupt nichts zu bedeuten? Ich weiß es nicht... in jener Zeit habe ich ihn nicht danach gefragt und jetzt noch danach zu fragen erscheint mir falsch.
 

Ich habe mich zu ihm gesetzt, ihn in den Arm genommen und kaum dass ich ihn festgehalten habe, hat er bittere Tränen geweint. Das letzte Mal, dass ich ihn so aufgelöst gesehen habe, war glaube ich, nach Vaters Tod gewesen. Wir haben sicherlich eine Viertel Stunde so dagesessen, doch anstatt sich wieder zu beruhigen hat er sich immer weiter rein gesteigert, geschluchzt, nach Luft geschnappt, zu würgen angefangen und schneller, als ich hatte reagieren können, sich über mich übergeben. Heute weiß ich, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits mitten in einer tiefen Depression war, damals konnte ich kaum mit der Situation umgehen. Am liebsten hätte ich mich sofort aus seinem Klammergriff gelöst und mein T-Shirt ausgezogen, doch er ließ mich nicht los. Erst als er vor Erschöpfung eingeschlafen war, war es mir möglich gewesen, ihn vorsichtig hinzulegen und aufzustehen. Nachdem ich mein Oberteil im Bad entsorgt, mit einem feuchten Lappen das Gesicht meines Bruders gesäubert und die Fenster geöffnet hatte, damit sich der säuerliche Geruch von Erbrochenem verflüchtigte, habe ich mich zu ihm gelegt und ihm Nähe geboten, während er auch im Schlaf von seinen Dämonen geplagt wurde.
 

Wahrscheinlich war ich wohl ebenfalls eingeschlafen gewesen, denn als ich das nächste Mal meine Augen öffnet, blickte ich direkt in Yoshikis abgestumpfte, die mich fragend ansahen. Für einen kurzen Moment verharrte er noch so, dann legte er sich wieder hin und missbrauchte meine Brust als Kopfkissen. Zögernd habe ich einen Arm um ihn gelegt und ihm beruhigend durch die gebleichten Haare gestreichelt, die auch schon bessere Tage gesehen hatten. Vermutlich war menschliche Wärme damals wirklich das gewesen, was er am meisten brauchte. Ich bin über einen Monat bei ihm in Los Angeles geblieben, ehe ich wieder zurück nach Japan geflogen bin und das, woran ich mich noch am besten erinnern kann, ist, dass wir oft stundenlang einfach nur schweigend dagelegen haben, ich sein lebendes Kuscheltiere gewesen war und er nichts anderes tat, als meinem Herzschlag zu lauschen.

"Es gibt mir das Gefühl, das Leben zu spüren", hat er mir einmal erklärt, nachdem ich ihn gefragt hatte, weshalb er immer darauf bestand, stets nur meine linke Brust als Kissen zu missbrauchen.
 

Die erste Woche, die ich bei meinem Bruder verbrachte, war relativ ruhig gewesen. So wie ich ihn vorgefunden habe, ist mir klar gewesen, dass ich nicht allzu schnell nach Tokyo zurückkehren würde. Entsprechend habe ich etliche Dinge wie Schauspielagentur und Nebenjobs regeln müssen. Zudem habe ich Mutter von allem in Kenntnis gesetzt, wobei ich verschwieg, dass Yoshiki mit einer Rasierklinge herumgespielt hatte – sie war so schon besorgt genug und ich habe ihr mehrmals versprechen müssen, meinen großen Bruder nicht aus den Augen zu lassen und mich um ihn zu kümmern. Und nicht zuletzt musste ich mich um Klamotten für mich selbst kümmern, da ich nur die dabei hatte, die ich am Leib trug, als ich überstürzt nach LA geflogen war. Desweiteren habe ich mir in jener Woche ein Bild davon machen können, wie sehr Yoshiki unter dem Tod von hide litt. Sein gesamtes Leben war aus dem Ruder gelaufen… Essen tat er nur, wenn ich ihn daran erinnerte und mehr oder weniger dazu zwang, Schlafen war etwas, das nur ging, wenn er völlig erschöpft war, aber auch dann war ihm kein erholsamer Schlaf gegönnt, sondern er wachte immer wieder schweißgebadet, zum Teil schreiend, zum Teil völlig aufgelöst, auf. Tagsüber war er oft vollkommen apathisch, saß für Stunden auf ein und demselben Fleck und starrte auf einen imaginären Punkt. Aber das hieß nicht, dass er emotional völlig abgeschaltet hatte… am zweiten Tag kam ich vom Einkaufen zurück - in Yoshikis Kühlschrank hatte einerseits gähnende Leere geherrscht und andererseits wollte ich mir nicht ständig Klamotten von ihm ausborgen - und wurde von einer Straße der Verwüstung begrüßt: ein Großteil des Inhaltes des Weinregals lag in Scherben auf dem Boden, während sich auf dem weißen Fußboden große, rote Pfützen gebildet hatten, Spiegel waren zerschlagen und den Esstisch zierten Sprünge, die bei meinem Verlassen der Villa noch nicht vorhanden gewesen waren. Auch die Basisstation des Telefons, der große Fernseher im Wohnzimmer, die Mikrowelle, der Espressoautomat, sowie ein Großteil des Geschirrs waren meinem Bruder zum Opfer gefallen. Blutstropfen auf dem Küchenboden haben mich für mehrere Sekunden erschrocken inne halten lassen, ehe ich mir einen Weg durch das Chaos bahnte und fanatisch nach ihm suchte. Ich folgte den Tropfen quer durch das Erdgeschoss, ehe ich ihre Spur im Eingangsbereich verlor, da sie wahrscheinlich im Wein untergegangen waren. Allerdings sind mir das Blut auf dem weißen Teppich der Treppe, sowie ein großer Fleck, der im entferntesten wie ein Handabdruck aussah, an der Wand aufgefallen. Panisch bin ich nach oben gerannt und schließlich in seinem Arbeitszimmer gelandet, wo ich ihn auch fand. Sämtliche Kassetten, die normalerweise fein säuberlich in Regalen standen, waren, genau wie Akten und Unterlagen, über dem Boden verteilt. Eine E-Gitarre meines Bruders leistete ihnen in zersplitterter Form Gesellschaft, während er selbst inmitten eines Haufen Schrottes saß, der irgendwann einmal ein Schlagzeug gewesen war. Das Blut, das mich zu ihm geführt und bei mir zu Horrorvorstellungen geführt hatte, kam aus zahlreichen Schnittwunden an Händen und Fußsohlen, sowie Platzwunden an den Fingerknöcheln.
 

„YoYo!“

Damals war ich derjenige von uns beiden, der weinte – aus Erleichterung. Wie für Yoshiki, so ist es auch für mich ein befremdlicher Gedanke, meinen eigenen Vater zu überleben. In jenem Moment war ich nur froh, in fünf Jahren nicht älter als mein älterer Bruder zu sein. Ich habe seine zusammengekauerte Form umarmt, sie an mich gedrückt und bin nicht gewillt gewesen, ihn für längere Zeit loszulassen. Einmal konnte ich den Gedanken, ihn vielleicht tot aufzufinden, verkraften, aber ein zweites Mal…? Wir mochten über Jahre keine wirklichen Kontakt gehabt haben und uns mehr oder weniger fremd sein, aber er war trotz allem immer noch mein Bruder, ein Teil meiner Familie, ein Teil meiner selbst.

"Kouki…"

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir uns aneinander geklammert haben und wie lange es dauerte, ehe ich mich von diesem Schock erholt hatte. Alles, woran ich mich noch erinnere, ist, dass wir später, nachdem Yoshikis Wunden verbunden waren und ich Essen ins Haus hatte liefern lassen, auf seinem Bett lagen und das erste Mal seit… ja, Jahrzehnten, wieder wie Brüder miteinander gesprochen hatten und einen kleinen Teil dessen aufholten, den wir verpasst hatten. Wahrscheinlich war es ein ziemlich seltsames Bild, wie wir die Pizza zwischen uns liegen hatten und uns immer wieder daran bedienten, während wir anfänglich erneut in unser gewohntes Schweigen verfallen waren, ehe Yoshiki die Stille mit einem leisen "Danke" durchbrach.
 

"Wofür?"

"Dafür, dass du gekommen bist…"

"Keine Ursache... übrigens: … Yamazaki Kaede…"

"Wer?"

"Meine erste Freundin."

Dem Blick meines Bruders nach zu urteilen, hatte er nicht damit gerechnet, dass ich seine Fragen, die er am Telefon gestellt hatte, ernst genommen hatte, geschweige denn, mich noch daran erinnerte.

"Ihre Eltern sind von Tokyo nach Tateyama gezogen und sie kannte X. Ich vermute, sie hat sich mit mir eingelassen, weil ich dein kleiner Bruder bin."

"Warum?"

"Weil sie ständig von dir geredet hat…"

"Oh… wie lange wart ihr zusammen?"

"Keine Ahnung - nicht lange!"

"… und was war deine größte Angst?"

"… … Mama und dich zu verlieren… …"

"… … … mich? Aber warum??"

Meiner Meinung nach gibt es nichts Amüsanteres, als Yoshiki völlig verpeilt dreinblicken zu sehen - einfach, weil es so selten vorkommt.

"… weil du mein Bruder bist… außerdem warst du, solange ich mich erinnern kann, immer dieses männliche Vorbild, dem ich mehr oder weniger nacheifern wollte… nachdem Papa ja…"

"… … das wusste ich nicht… ich war wohl kein besonders gutes Vorbild…"

"Hör auf, dich selbst fertig zu machen, ok?! Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn wir als Kinder mehr Zeit miteinander verbracht hätten, vielleicht nicht… was geschehen ist, ist geschehen und keiner von uns kann es jetzt noch rückgängig machen. Alles was wir tun können, ist, mit der verbleibenden Zeit das Beste anzustellen."

"Ich habe ein Talent dafür, Leute zu zerstören… vielleicht wäre es besser, wenn du nicht…"

"Hör auf, so einen Schwachsinn zu reden, ok?!"

"Aber…"

"Kein ‚aber‘!"

Das war eines der wenigen Male gewesen, dass ich, in einer Diskussion mit ihm, das letzte Wort hatte. Normalerweise ist es eigentlich immer umgekehrt… wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich nicht mehr sagen, wie lange wir auf dem Bett gelegen haben, aber ich vermute, dass wir darauf eingeschlafen sind, denn ich kann mich daran erinnern, dass wir über Stunden hinweg geredet haben, beziehungsweise, dass ich geredet habe, während ich wieder einmal das lebendig Kuscheltier meines Bruders gewesen war…
 

Die zweite Woche bei Yoshiki hat damit begonnen, dass ich einen Termin bei einem Psychologen für ihn ausmachte, da dieser ihm sicherlich besser als ich weiterhelfen konnte, auch wenn es meinem Bruder zu helfen schien, dass ich bei ihm war. Aber deswegen war er noch immer depressiv, wurde von Albträumen geplagt und brach immer wieder in Weinkrämpfe aus, die zum Teil so heftig waren, dass er sich erbrach. Um es kurz zu sagen, ich war mit meinem Latein am Ende und der Ansicht, dass er dringend professionelle Hilfe brauchte. Leider stand ich damit alleine da, denn Yoshiki wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen, als ich ihm davon erzählte. Mein Glück war es wohl, dass er so entkräftet war, dass ich ihn einfach hochheben und in eines seiner Autos verfrachten konnte. Letztendlich hatte er es akzeptiert und fortan war ich dreimal die Woche mit ihm beim Psychologen gewesen, der ihm irgendwelche Tabletten verordnete, die dafür sorgten, dass er künftig nicht mehr so apathisch war. Zusätzlich bekam er noch starke Schlaftabletten verschrieben, sodass ich ab sofort nicht mehr jede Nacht davon aufwachte, wenn mein Bruder im Schlaf von seinen eigenen Dämonen gequält wurde. So ist Woche zwei schnell vorüber gegangen und Woche drei begann, wobei ich sagen muss, dass Yoshiki deutlich lebhafter war als zuvor, auch wenn lebhaft sicherlich übertrieben ist. Noch immer verkroch er sich am liebsten im Haus, sämtliche Telefone und Handys waren ausgesteckt, beziehungsweise ausgeschaltet und weder mit seinem Management, noch mit der restlichen Welt wollte er irgendetwas zu tun haben - zum Psychologen, ok, mit mir zum Einkaufen, ok (nach meinem anfänglichen Fehler in Woche eins, ihn alleine zu lassen, hatte ich mir angewöhnt, ihn wie ein kleines Kind überall mit hinzunehmen und somit stets ein Auge auf ihn zu haben – sicher war sicher und ich hatte keine Lust schon wieder durch halb LA zu tigern, nur weil ein gewisser jemand alle möglichen Gebrauchsgegenstände zerstört hatte), aber ins Büro oder ins Studio, nein! Also hatte ich mich auf eigene Faust mit seinem Management in Verbindung gesetzt und denen war wohl ein regelrechter Felsbrocken vom Herzen gefallen, als sie hörten, dass es Yoshiki mehr oder weniger gut ging. Der Grund, weshalb sie den letzten Wochen immer wieder verzweifelt versucht hatten Kontakt mit ihm aufzunehmen, war der, dass es Unmengen an Fanpost für ihn gab. Bei dem Wort "Fanpost" klingelte es bei mir - mein Bruder mochte vielleicht seine Band, Toshi und hide verloren haben, aber es gab noch immer etwas, das ihm sehr am Herzen lag: die Fans. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion, als ich mir sicher sein konnte, dass die Schlaftabletten ihn ruhig gestellt hatten, lieh ich mir eines seiner Autos aus und fuhr zu seinem Büro, wo sein Management die Briefe zwischengelagert hatte. Am nächsten Morgen, als Yoshiki aufgewacht war, wurde er von etlichen Postsäcken in seinem Schlafzimmer begrüßt, die er zunächst nur äußerst misstrauisch beäugte.
 

Letztenendes hat er jedoch jeden einzelnen Brief, der sich darin befunden hatte, gelesen. Tagelang hat er nichts anderes getan, als die Fanpost durchzugehen. Oft genug, wenn ich zu ihm gestoßen war, haben seine Augen verräterisch gefunkelt und Tränenspuren waren auf seinen Wangen zu sehen. Aber häufig hielt er auch einen Brief in der Hand und lächelte - nicht dieses gezwungene, aufgesetzte, sondern ein aufrichtiges, das vom Herzen her kam. Ich glaube, ohne die Unterstützung der Fans wäre er nicht nach einem Jahr nach Japan zurückgekehrt, um "Anniversary" zum zehnjährigen Thronjubiläum des Kaisers zu performen. Vielleicht hätte er sich ohne sie auf immer von der Welt abgeschottet und letztendlich doch das getan, wovon er die Fans gebeten hatte, abzusehen: hide zu folgen.
 

Zu Beginn meiner letzten Woche bei Yoshiki hatte er sich durch sämtliche Briefe durchgearbeitet und ich weiß nicht, ob es an den Worten der Fans oder an der Therapie lag, aber ich konnte spüren, wie eine Veränderung durch ihn ging. Er trauerte noch immer um hide, was nur natürlich war, aber er schien sich nicht mehr davon auffressen zu lassen. Er stand morgens freiwillig auf, begann wieder auf seinen Körper zu hören und regelmäßig zu essen, ohne dass ich ihn dazu zwingen musste und die wohl gravierendste Veränderung war, dass er wieder begann am Leben teilzunehmen. Das erste Mal seit langem betrat er Extasy Records International und das erste Mal seit meiner Ankunft sah ich ihn am Flügel sitzen. Mehrere Tage lang hatte er ständig dran gesessen und an einem Song herumgefeilt. Damals konnte ich es nur erahnen, heute weiß ich, dass er sich mit jenem Lied einen Teil seiner Schmerzen von der Seele geschrieben hat.
 

„Even though I can’t see you anymore

Your memory will live in my heart

Forever

As well as love does

So I won’t say… good bye”
 

Viel zu schnell, so kam es mir zumindest vor, kam der Tag der Abreise. Ein Teil von mir freute sich darauf wieder zurück nach Japan zu kommen - Amerika ist einfach nicht mein Land - aber der andere Teil ließ seinen großen Bruder nur ungerne alleine zurück. Nur zu frisch waren noch die Bilder, in denen Yoshiki mit einer Schnittwunde am Handgelenk am Boden lag, beziehungsweise wie ein Häuflein Elend mit aufgeschnittenen Händen und Füßen in den Trümmern seines Drumsets saß.
 

Zurück in Tokyo erlebte ich eine kleine Überraschung… als ich mir einen aktuellen Kontoauszug holte, war auf meinem Konto deutlich mehr Geld als ich erwartet hatte. Der Hin- und Rückflug, die Miete sowie die Tatsache, dass ich meine Nebenjobs verloren hatte, hätten eigentlich dafür sorgen müssen, dass mein Kontostand irgendwo nahe Null war. Tatsächlich war jedoch sogar mehr Geld verbucht, als das letzte Mal, als ich einen Blick darauf geworfen hatte - und das alles wegen einer Überweisung von einem gewissen Hayashi Yoshiki, der als Verwendungszweck lediglich "Arigatou" angegeben hatte. Ich war zu stolz, als dass ich das Geld einfach akzeptiert hätte und rief meinen Bruder an, um ihm zu sagen, dass ich ihm den gesamten Betrag wieder zurücküberweisen würde, doch davon wollte er nichts wissen.
 

Die Wochen und Monate zogen ins Land und hauptsächlich via Telefon bekam ich mit, wie sich Yoshiki immer weiter fing und wieder seine Finger im Musikgeschäft hatte. Natürlich hatte er auch seine schlechten Tage, an denen ich ihn dafür verfluchte, dass er am anderen Ende der Welt wohnen musste, aber alles in allem konnte man wohl sagen, dass er sich seinen Weg zurück erkämpfte, während wir beide ein mehr oder weniger brüderliches Verhältnis zueinander entwickelten – Geschwisterstreits inklusive.
 

Ich glaube, es war Anfang 2000 gewesen, als es eher durch Zufall dazu kam, dass ich zu meinem jetzigen Job gekommen bin… Yoshiki war zu jenem Zeitpunkt in Tokyo und ich habe bei ihm im Büro vorbeigeschaut, als er einmal wieder die Krise bezüglich seiner Mitarbeiter und seines Managements bekommen hat, da er ausdrücklich gesagt hatte, dass er keine Interviews wolle, aber trotzdem das Telefon ständig wegen irgendwelcher Anfragen klingelte. Mein Bruder schwirrte gerade wieder sonst wo herum, während ich auf ihn wartete, als zum fünften Mal, innerhalb von 7 Minuten, dieses nervige Ding auf seinem Schreibtisch sich lautstark Gehör verschaffte. So langsam schwante mir, weshalb er immer so angespannt war, wenn ich bei ihm im Büro war… ich war schließlich gerade einmal 15 Minuten hier und verspürte schon den Drang das Telefon gegen die Wand zu knallen, beziehungsweise irgendjemanden von den Angestellten, der dafür zuständig war die Anrufe durchzustellen, zu erwürgen. Mehr, um den aufkommenden Kopfschmerzen entgegenzuwirken, habe ich das Telefonat entgegengenommen und wer-auch-immer ein Interview mit Yoshiki haben wollte, abgewimmelt, als ich ein Klatschen hinter mir hörte: es war mein Bruder, der grinsend im Türrahmen lehnte. Damals hielt ich es für einen Scherz, als er mich fragte, ob ich nicht für ihn arbeiten wolle, heute weiß ich, dass er das Angebot ernst gemeint hat. Wochenlang fragte er mich immer wieder, weil ich es ständig lachend abgetan hatte, ehe er einmal zu mir meinte, als er schon längst wieder in LA war: „Kouki, ich meinte das damals ernst – ich würde es gerne sehen, wenn du für mich arbeitest.“
 

Klar, ein Schauspieler im Musikbusiness! Okay, umgekehrt gibt es etliche, aber ich habe weder von Musik noch von der gesamten Branche irgendeinen Plan gehabt. Letztendlich bekam Yoshiki aber seinen Willen. Warum? Weil es mir die Möglichkeit gab, ihn besser im Auge zu behalten und notfalls schneller einschreiten zu können, wenn es ihm wieder schlechter ging und er sich nur so in Arbeit vergrub (was etwa zweimal im Jahr vorkommt – einmal am 2. Mai und dann noch am 13. Dezember). Zu behaupten, ich hätte damals meinen Traumjob gefunden, wäre eine maßlose Übertreibung gewesen. Meine Zusage beruhte hauptsächlich auf meinem Pflichtbewusstsein gegenüber meiner Familie und nicht weil ich große Lust hatte, einer von Yoshikis Sklaven zu werden - schließlich wusste ich, was für ein Sklaventreiber er sein konnte.
 

Dass er sich mit meiner Einstellung eine ungelernte Kraft an Bord holte, war meinem Bruder klar gewesen und so durchlief ich erst einmal sämtliche Bereiche bei Extasy, um einerseits einen Einblick in alle Abläufe zu erhalten und um andererseits herauszufinden, wo es mir am Besten gefiel. So landete ich schließlich bei meinem jetzigen Posten - bei Yoshikis Management. Vermutlich gibt es keine seltsamere Arbeitsbeziehung als die meines Bruders und mir. Gerade am Anfang hatten wir unsere Probleme gehabt, Berufliches und Privates zu trennen… es kam häufiger vor, dass ich ihm Nachrichten von seinem Management überbrachte, die ihm nicht gefielen und über die er sich aufregte. Und nachdem ich als Überbringer immer am Greifbarsten war, war ich auch stets derjenige, der seinen Unmut dann abbekam. Ich bin bei weitem nicht so streitlustig wie Yoshiki, aber irgendwie schaffte er es immer – und schafft es auch heute noch – mich mitzureißen, wenn er an die Decke ging. Wäre diese ganze Geschwistersache nicht noch so „ungewohnt“ für uns gewesen, hätten wir unsere Dispute auf professioneller Ebene geregelt, aber so zofften wir uns regelmäßig über geschäftliche Dinge, wie sich normalerweise zwei kleine Jungs um ein Matchboxauto streiten. Die anderen Mitarbeiter hatten sicherlich ihren Spaß, wenn aus dem Büro des Bosses Fetzen wie „Prinzesschen“, „Mamasöhnchen“, „die Bleiche hat dir doch das Gehirn weggeätzt“ oder „das sag ich Mutter“ drangen. Wir brauchten wohl etwa ein Jahr, um zu lernen, bei solchen Sachen professionell und distanziert und nicht wie zwei Brüder miteinander umzugehen. Aber letztendlich entwickelten wir so eine Dynamik und ein Verständnis für den jeweils anderen, dass wir auch heute noch haben…
 

Es kommt mir wie gestern vor, dass ich Yoshikis Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört habe und zu ihm nach Los Angeles geeilt war. Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen und manchmal ist es mir unbegreiflich, wie so viel in so kurzer Zeit passieren konnte. Die Schauspielerei habe ich inzwischen ganz an den Nagel gehängt und bin dafür jetzt ein festes Mitglied im Management meines Bruders. Manchmal bereue ich es, für ihn meinen Traum aufgegeben zu haben, aber dann gibt es auch wieder genügend Momente, die dafür entschädigen. Gleichzeitig hat sich zwischen uns, sehr zu Mutters Freude, ein sehr enges Verhältnis entwickelt, dass man meinen könnte, wir wären von klein auf unzertrennlich gewesen und hätten nicht über Jahrzehnte hinweg kaum Kontakt miteinander gehabt.
 

Auch wenn heute Sonntag ist und ich eigentlich frei habe, so bin ich doch bei Extasy Records, allerdings nicht um zu arbeiten, sondern um meinen Bruder, wie versprochen, zum gemeinsamen Abendessen mit seinem kleinen Bruder, seiner Schwägerin und seiner Nichte abzuholen. Allem Anschein nach ist die Frau an der Rezeption, bei der ich mich angemeldet und nach Yoshiki gefragt habe, neu, denn ansonsten hätte sie nicht diese mir so verhasste Frage gestellt. Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihr Gesicht plötzlich erblasst und ich eine Hand auf meine Schulter spüre, die diese kurz drückt. Es ist unnötig mich umzudrehen, ich weiß auch so, wer hinter mir steht.
 

"Lass uns gehen, Großer, ich bin am Verhungern!"

Die Frage der Frau bleibt unbeantwortet, da Yoshiki mich praktisch zum Aufzug zerrt und diesen ruft.

"Hättest halt nicht rumtrödeln dürfen, Kleiner!"

Er zieht kurz seine patentierte Schnute, ehe wir uns beide schmunzelnd angrinsen und in die Tiefgarage fahren.

„Chika und Ran freuen sich übrigens darauf, dich endlich einmal wieder zu sehen!“

„Ja? Ich habe Ran-chan seit Monaten nicht mehr gesehen…“

Etwas sehnsüchtiges liegt in seiner Stimme und würde er keine Sonnenbrille tragen, so könnte man es wohl auch nur zu deutlich in seinen Augen ablesen.

„Kein Wunder, wenn du wegen deines Nackens in LA festsitzt. Sie fragt ständig nach Yo-oji [1] und heute hat sie von nichts anderem als von heute Abend geredet.“

„Sie mag mich halt!“

„Herzensbrecher!“

„Bist ja nur eifersüchtig!“

„Träum weiter, Ojii-chan [2]!“
 

★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★▬★
 

[1] Oji = Onkel

[2] Ojii = Opa
 

Die Lyrics auf Seite 4 sind die letzte Strophe von "Without You".

Und last but not least ein großes MERCI MA CHERE an Kaoru fürs Beta lesen!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Miru-chan
2010-05-25T21:01:48+00:00 25.05.2010 23:01
das war meine erste X-ff, die ich gelesen hab, u. ich kann nur sagen, dass sie mir sehr gut gefallen hat, auch wenn es aufgrund der länge teils anstrengend zu lesen war.^^

ich finde es gut, dass du (wie die anderen schon erwähnt haben) ein solches thema gewählt hast, da es einfach eine gelungene abwechslung zu den ganzen teils wirklich unlogischen shonen-ai ffs ist. man merkt, dass du dich mit dem thema befasst hast u. dich auskennst^^ des weiteren hast du die emotionen der charaktere sehr glaubwürdig rübergebracht.

an deinem schreibstil gibt es auch nichts auszusetzen, die ff war gut u. flüssig zu lesen.

ein echt gelungenes werk <333

glg,
Miru
Von: abgemeldet
2010-05-01T22:13:52+00:00 02.05.2010 00:13
Wahnsinn.
Die erste J-Rock FF, die ich je gelesen habe und ich bin begeistert.
Sowohl von deinem Stil als auch von der Story an sich.

Man kriegt dieses Echtheitsgefühl, das bei so vielen FF's mit realen Personen fehlt.
Ich konnte mir das alles wirklich super vorstellen, als wäre es wirklich passiert.
Wahnsinn.
Von: abgemeldet
2009-03-06T18:14:11+00:00 06.03.2009 19:14
okay ich les mich immer wenn ich dir ruhe habe ab jetzt durch deine FFs
also... wieder einmal genial...
Die Idee Yoshikis Trauer über den Zusammenbruch von X und danach auch noch von hide aus der sicht seines Bruders zu beschreiben ist eine wunderbare idee

Ich kann mich nur wiederholen...
... dein Stil ist einfach toll
... kein Shonen Ai, was ich mir noch immer nicht bei den Mitgliedern X vorstellen kann, außerdem käme es mir wahnsinnig pietätlos vor
... die Idee sowie die Umsetzung gefällt mir wahnsinnig gut

also wieder eine super FF

lg nawa
Von:  Croft_Manor
2008-11-16T22:44:48+00:00 16.11.2008 23:44
Erstmal ein Danke.Danke das es noch leute gibt, die Mexx nicht mit hide x Yoshiki überfluten.

ansonsten- ist das eine super schöne FF. sie ist stellenweise so emotional und so wundervoll... es ist eine zu niedliche vorstellung, das Yoshiki und Kouki die Schokolade klauen~

Am niedlichsten- und gleichzeitig auch am coolsten fand ich die vorstellung, wie klein Kouki rumtrippelt und immer nur "yo" sagt XD~
*kugel*

ich hätte gern mehr solcher FF's XD
es bieten sich da noch Taiji und seine Kleine schwester an XD~
Von:  Terra-gamy
2008-11-08T23:45:15+00:00 09.11.2008 00:45
Es ist ein wirklich tolle FF. Einnige Stellen waren traurig, aber andere Stellen haben ein doch zum Schmunzeln gebracht.

Du hast dich gut in die Perosn reinversetzt, aus deren Sicht du die Geschcihte geschhrieben hast. Du hast deine Idee schön ausführlich dargestellt, ohne dich dabei in Nebensächligkeiten zu verlieren.

Solch gut ausgearbeitete FFs sollte es mehr geben.
Von:  Kaoru
2008-11-07T21:46:40+00:00 07.11.2008 22:46
Soooo, nun hab ich alles geschafft (schön wär’s, aber immerhin einen großen Teil^^b) und will nun endlich mein versprechen einlösen, dass ja sowieso schon ‚en retard’ ist, ne wa?
Nun muss ich mal meine grauen Zellchen anstrengen... Ommmmmmm....
*lach*

Also als erstes find ich es klasse, dass sich manche Mexxler einen Bruder für Yosh ausdenken, wo er doch wirklich einen hat (ich les dir Storys trotzdem gerne^^ also nicht falsch verstehen). Aber es ist typisch für dich, dass DU über ihn stolperst, wo der Mann doch alles andere als bekannt ist. Mir jedenfalls war das neu^^;;
Aber ich mag ihn... er ist mir total sympathisch und ich hab echt mit ihm mitgezittert, wie er nach LA flog und gehofft hat, Yosh noch lebend anzutreffen (für den vorhergehenden Anruf könnt ich eine gewisse Autorin immer noch killen! Seiner lieben Beta sowas anzutun *mou*)
Und dann kam er da an und findet ihn so vor?! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Yosh= DER japanische Musiker überhaupt, der überall seine Finger im Spiel hat (iwie taucht sein Name überall auf); Entertainer; Diva; Plattenboss; Schussel; X Japan- Gründer und –Chef; Grinsebacke...
und du lässt ihn so hilflos und verzweifelt auftreten, dass ich vorm Lappi halbe bis ganze Heulkrämpfe bezwingen musste, bevor ich überhaupt weitere Fehler suchen konnte *Tatürauskram* Boah, das war nicht nett, aber das Schlimmste daran war ja, dass es ein Fakt ist, dass Yosh ja wirklich so unten war nach hides Tod und das macht einen schon nachdenklich. Wie schnell doch so ein leben vorbei sein kann und wie real du herüber bringst, dass manchmal nur aufopferndes Bemühen eines Freundes/ Verwandten nötig ist, um einen wieder aufzubauen...
*räusper*
Deinen Wortwitz am Ende fand ich auch herrlich und das ist es, was dich für mich unersetzlich macht, du bist so wandelbar. In einem Moment bitterernst und dramatisch und im nächsten schreiend komisch, sodass man mit Tränenverschmierten Wangen vor der Mattscheibe hockt (ha, jetzt fang ich auch schon so an^^) und sich vor Lachen schüttelt.
ABER ich hab auch mal was anzumerken (Jey, das ist ein Debüt!!!), denn mein kleiner T-Schatz, du hast mich WAHNSINNIG gemacht mit deinen Zeitformen und ich hätte so manches Mal gerne etwas nach dir geworfen, also sei froh, dass du weit weg wohnst *knurr*
Im letzten Teil wusste ich schon gar nicht mehr, was falsch und was richtig ist und hab erst einmal alles ins Pl.perfekt geändert, bis es mir dann doch noch aufgefallen ist und ich seufzend wieder alles ändern durfte.
Aber ich knutsche dich trotzdem für dieses Meisterwerk und geb dir ne 1+* *lach*

In der Hoffnung, nichts vergessen zu haben~

Bonne nuit et des rêves fantastiques *chu*

Von:  SaKi_612
2008-11-01T21:54:25+00:00 01.11.2008 22:54
vielen dank für diese wunderbare ff!
wirklich klasse ....... wurde mir empfohlen und ich kann wirklich nur sagen: zu recht!
kouki gefällt mir sehr gut, ich wusste gar nicht, dass yoshiki einen jüngeren bruder hat (ich steck noch nicht so tief in der materie ... obgleich x japan seit jahren meine lieblingsband ist).
die geschichte ist toll geschrieben und gut aufgebaut, dadurch, dass sie aus koukis sicht geschrieben und auch allgemein glaubwürdig ist [ich meine, du hältst dich ja an die fakten, was nicht allzu viele ff-schreiber tun -.-], kommt sie so rüber, als wäre sie wirklich so passiert ... oder zumindest so, dass man sich vorstellen kann, sie wäre wirklich so passiert.

ein paar mal hast du dich mit der zeitform vertan, aber das kommt vor ;)
nicht weiter schlimm ...

ich mag sehr gerne, wie du die charaktere vorstellst, wie du sie sich entwickeln lässt und das happy end ist wirklich toll!

danke sehr für die story ^___^
natürlich kommt sie sofort in meine favoriten ^^

Liebe Grüße,
~Streifchen
Von:  Jaeba
2008-10-28T16:55:53+00:00 28.10.2008 17:55
Hai, ich hab es doch noch heute geschafft, sie mir durchzulesen und ich muss sagen...
Es ist toll!!
Vor allem, da es mal was anderes ist.
Wenn man Ff's von X Japan liest, dann geht es immer nur um die Band, ganz außer Acht lassend, dass die Bandmember auch Familie haben.
Deswegen freut es mich zu sehen, dass du mal was anderes geschrieben hast! ^.^
Auch die Art, wie du alles beschrieben hast, ist toll - deraum liebe ich deine Geschichten so sehr! ^^

Ich freue mich sowieso immer wieder, etwas von dir zu lesen (...dejavu? oO Ich glaube, dass ich hab schon mal gesagt *lach*).
Also wieder eine sehr gelunge Ff von dir.
Freu mich (wie immmer) über mehr. ^.~

ganz liebe Grüße
__JUI
Von:  Lacrima_de_Romana
2008-10-28T16:54:20+00:00 28.10.2008 17:54
Eh, ich hab jetzt zwar nicht so viel zu schreiben wie green-psyche (wobei ich mich manchmal frage ob es ihre lebensaufgabe ist X ff zu kommentieren .. nicht böse gemeint ^.~) .. aber ich kann wirklich nur sagen das es sehr sehr schön geschrieben ist. Auch das man die gedankengänge vollkommen nachvollziehen kann. Diese detaillierte darstellung und, ja ich möchte fast behaupten diese realitätsnahe beschreibung des Lebens dieser beiden. Du hast es einfach getroffen.
Wahrlich .. großartige Arbeit
Von:  RedSky
2008-10-27T20:07:29+00:00 27.10.2008 21:07
Es gibt ja selten ff´s über Yoshiki, die mich wirklich so ergreifen. :3 Deine hat es getan. Vielleicht weil du Yoshiki in diesem Text nicht als ungebrochenen Gott oder fehlerlos dargestellt hast, wie es leider viele andere Fans bevorzugt tun. Vielleicht liegt es auch daran dass du Kouki mit eingebaut hast und ich mit einer Freundin erst vor wenigen Tagen eben über Kouki und seinem geringem Bekanntheitsgrad geredet hab.

Dass du alles aus Kouki's Sicht geschrieben hast macht die Geschichte sehr authentisch. Du hast die einzelnen Szenen sehr glaubhaft, verständlich und realistisch rübergebracht. Dein Schreibstil sagt mir sehr zu. Ich finde es interessant dass du Yoshiki's Lebenssituation aus diesem Blickwinkel beleuchtet hast, ohne die Dramarturgie zu pompös wirken zu lassen. :3 Alles in Allem: Großartige Arbeit.


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