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Warum hört dich keiner...

außer mir? »Neues in Gilulis Laberecke *hust*<<
von

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Mythos...

Kapitel 2: A Modern Myth?
 

Drrrrrr.!

Am nächsten Morgen wurde ich von dem lauten Klirren meines Weckers aus dem Schlaf gerissen. Völlig verstört schlug ich auf das krachmachende Gerät, damit es endlich Ruhe gab. Ich blieb noch einen Moment liegen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

Ein leiser Seufzer entrann mir, als die Erinnerung an den gestrigen Tag wiederkehrte. Ich zog die Decke über den Kopf. Eigentlich konnte mir heute doch gar nichts Schlimmes mehr passieren oder? In seiner Schrecklichkeit war der Tag gestern ohnehin nicht mehr zu übertreffen.

Also. Warum so pessimistisch? Würd schon nicht so schlimm werden.

Ich quälte mich verschlafen aus dem Bett und schaltete den Fernseher ein; MTV. Gähnend stellte ich seine Lautstärke auf Maximum in der Hoffnung es würde mich endlich richtig aufwecken. Das Fenster ließ ich verschlossen und den Rollladen unten. Ich wollte meinen neu gewonnenen Optimismus nicht von dem schlechten Wetter trüben lassen und so flutete ich stattdessen den Raum mit dem aufheiternden hellen Licht unzähliger Lampen, die alle mit einem Knopfdruck meiner Fernbedienung aufleuchteten.

Mein Zimmer war groß, wobei das wohl die Untertreibung des Jahrhunderts war. Es war riesig! Die Wand rechts neben der massiven Holztür war bedeckt mit einer Vielzahl von Regalen, in denen sich hunderte von Cds, DVDs und Videospielen tummelten. Direkt daneben stand eine gewaltige Hi-Fi Anlage. Am anderen Ende des Raumes befand sich ein alter Kamin, der mit einem schwarz-roten Rahmen und goldenen Verzierungen gesäumt war. Auf der rechten Seite von ihm ragte ein riesiges Himmelbett, das mit dunkelroten Vorhängen behangen war. Das beeindruckendste an meinem Zimmer war jedoch der gigantische Plasmabildschirm, der wie eine Kinoleinwand gegenüber einer schwarzen Couch befestigt war.

Mit einem Satz: Ich hatte alles!

Ich machte mich auf ins Bad und putzte mir die Zähne. Dann zog ich mich rasch aus und stellte mich kurz unter die Dusche. Wieder in meinem Zimmer holte ich mir aus meinem begehbaren Kleiderschrank (!) neben dem Bett eine Jeans und ein blaues Polo T-Shirt. Darüber zog ich eine schwarze Stoffjacke.

Ich föhnte mir noch schnell die Haare und strubbelte kurz durch sie; mehr brauchte ich nicht zu tun, damit sie perfekt saßen. Dann schnappte ich mir meine Schulsachen und ging nach unten. Meine Mutter und mein Bruder Marco saßen bereits am Esstisch und lasen Zeitung. Mein Vater war wie immer nicht da. Ich setzte mich mit einem müden »morgen« und schenkte mir eine Tasse Kaffee ein.

»Wie war dein Tag gestern?« sagte meine Mutter und sah von ihrer Zeitung auf. »Wir haben uns gar nicht gesehen.«

»Ganz gut. Ich musste nach der Schule noch in Nachhilfe,« nuschelte ich und trank einen Schluck Kaffee. Meine Mutter war die einzige in der Familie, die sich nur ansatzweise für mich interessierte. Mein Vater war meistens nicht da und wenn er uns dann doch mal mit seiner Anwesenheit beglückte, strafte er mich zumeist mit Verboten, damit ich ihm und seinem bescheuerten Wahlkampf nicht im Weg stand.

Und mein Bruder? Der war der übelste Gangstaaaa (-.-) und interessierte sich, wenn überhaupt dann nur für mich, wenn er mich vor seinen ach so tollen Kumpels bloß stellen konnte.

»Oh,« machte meine Mutter. »Und hast du es jetzt verstanden?«

»Eigentlich nicht. Ich hab sowieso das Gefühl, dass dieser Alex nicht der richtige Lehrer für mich ist.«

»Wirst du dir dann einen neuen suchen?« Sie musterte mich abschätzend.

Oh ja! Ich hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem genialen Entschluss gekommen Alex zu sagen, dass ich seine Hilfe nicht länger in Anspruch nehmen würde. Das dürfte ihn nach der Aktion gestern auch gar nicht wundern. Idiot -.-

»Wahrscheinlich.« Ich hatte im Moment ehrlich gesagt keine große Lust auf die krampfhaften Versuche meiner Mutter eine Unterhaltung mit mir zu führen einzugehen. Also sah ich schnell auf die Uhr und tat so, als ob ich mich beeilen müsste; wie immer eigentlich. Ich trank den letzten Schluck meines Kaffees und stand auf.

»Ich muss gehen!« Ich gab meiner Mutter einen flüchtigen Kuss und begab mich zum Ausgang. Marco ignorierte (m)ich.

Wie befürchtet war das Wetter nicht besser geworden, woran meine bereits wieder sinkende Laune sehr zu leiden hatte. Ich besann mich diesmal einen Regenschirm mitzunehmen und machte mich auf den Weg durch den Vorgarten zur Garage. Ich hatte beschlossen heute mit dem Auto zu fahren.
 

Nachdem ich Chris und Xiu von der Bushaltestelle abgeholt hatte, blieben uns, in der Schule angekommen, noch ungefähr 10 Minuten, bis der Unterricht begann. Zeit genug, um noch die eine oder andere Hausaufgabe abzuschreiben :D

Die ersten beiden Stunden hatten wir Bio (nach Mathe mein 2. Hassfach!!). Ich machte mir nicht viel daraus und versuchte noch diesen verdammten Songtext für Musik auswendig zu lernen, da ich mich gestern Abend nicht mehr dazu hatte durchringen können.

Bio ging zu meinem Bedauern schneller vorüber, als erwartet und so kam es, dass Cem und ich erneut in dem kleinen miefigen Musiksaal saßen und missgelaunt auf den Lehrer warteten. Cem konnte den Text noch schlechter, als ich, was ich zum einen sehr amüsant, zum anderen aber auch recht ermutigend fand, da ich hoffte, dass er dadurch negativer auffallen würde, als ich. In meinem Fall traf der Spruch >lieber er als ich< wohl ziemlich genau zu. Tja. Jeder war sich selbst der nächste.

In diesem Moment betrat der kleine Lehrer den Raum und begrüßte die Klasse mit einem freundlichen Lächeln; mir entging jedoch nicht der leicht süffisante Gesichtsausdruck, als er an mir vorüberging. Elender Heuchler!

Ich hätte heulen können, wenn das nicht noch peinlicher gewesen wäre! Vielleicht sollte ich Herr Bauer um Gnade bitten. Er würde bestimmt Mitleid haben! So grausam konnte niemand sein! Ahhh! Schon wieder dieser Optimismus! Das zweite mal heute schon! Ich war gut.

Einige Schüler drehten sich erwartungsvoll zu uns um und mir fiel sofort die viel zu offensichtliche Häme in ihren Gesichtern auf.

Mann, das war so ungerecht!

Dong!

Und dann schlug sie! Die Stunde der Wahrheit.

Wie zwei zum Tode verurteilte Häftlinge aus dem Mittelalter schritten Cem und ich nach vorn zu dem Lehrerpult, verfolgt von den brennenden Blicken der anderen. Herr Bauer nahm Stellung an dem großen Flügel und beäugte uns wie ein Henker seine Mahlzeit. Jetzt war es soweit. Mein Leben, mein Ruf, Alles würde enden und ehe mir meine leicht übertrieben melodramatischen Gedanken überhaupt bewusst wurden begann das laute Klavierspiel den Saal zu erfüllen und ich sang.
 

»Super, Leo!« rief Flo durch die Sporthalle. Ich grinste und holte den Ball aus dem Tornetz.

Die letzten beiden Schulstunden waren angebrochen und wir hatten Sport. Handball. Ich liebte Handball! Ich spielte gemeinsam mit Flo im Verein und war der absolute Goalgetter des Teams. Zur Zeit nahmen wir es im Sportunterricht durch, womit meine Note gerettet war.

»Danke! Dein Pass war aber auch nicht von schlechten Eltern!« Ich hob den Daumen und wir rannten wieder zurück in die Abwehr.

Ich war froh, dass wir jetzt Sport hatten. So hatte meine Laune wenigstens eine kleine Chance sich durch die Freisetzung von Glückshormonen zu bessern (obwohl ich annahm, dass ich dafür erst an einem 5-Stunden-Marathon hätte teilnehmen müssen).

Unerwarteterweise hatte sich mein Musikkurs, während meiner Gesangsvorführung ziemlich ruhig verhalten. Ehrlich gesagt hatten sie mich, ebenso wie Alex gestern schon, recht beeindruckt angestarrt und nach der Schule war ich sogar von einigen gelobt worden.

Ich hatte es jedoch jedes mal abgewimmelt. Ich wollte mit dem Scheiß nichts zu tun haben.

»So meine Herren! Schluss für heute! Packt alles zusammen! Wir sehen uns am Freitag wieder.« Koch, unser Sportlehrer und auch Trainer, pfiff noch einmal in die Pfeife. Ich ging zu Flo und klopfte ihm auf den Rücken. Er schwitzte leicht und fuhr sich über das Gesicht.

»Gut gespielt!«

»Natürlich!« Er lachte. Dann machten wir uns auf den Weg zu den Umkleiden.

»Duschst du?« sagte ich nebenbei und zog das T-Shirt aus.

»Jap. Hab nachher noch ein Date mit Xiu.« Er zwinkerte.

»Was macht ihr?« fragte ich ein wenig enttäuscht, da ich gehofft hatte er hätte heute noch nichts vor.

Er rollte die Auge.

»Ihre kleine Schwester hat heute Geburtstag und es gibt eine Party. Xiu wollte unbedingt, dass ich komme und helf.«

»Tolles Date!« Ich grinste.

»Genau das hab ich auch gesagt!« Er zog sich die nasse Sportkleidung aus und holte ein Handtuch aus seiner Tasche. Dann gingen wir zu den Duschen.

»Was hast du heute noch so vor?« sprach er laut, damit ich es unter dem lauten Prasseln des Wassers hören konnte.

»Eigentlich gar nichts. Ich wollte dich fragen, ob du heute Zeit hast, aber du bist ja leider schon verplant.« Ich zuckte mit den Schultern.

»Komm doch mit!«

»Zu deinem Date mit Xiu?« Ich sah ihn skeptisch an. »Lieber nicht.«

»Ach komm schon! Allein halte ich das da niemals aus!«

»Ich weiß nicht.« Die Aussicht allein mit Flo und Xiu zu sein fand ich eigentlich nicht so brickelnd. Die beiden fingen schnell an sich nur noch für sich selbst zu interessieren.

>Hey! Wir sind doch Freunde! Lass mich nicht im Stich!«

»Und Xiu?«

»Die freut sich auch über eine weitere Arbeitskraft!«

»Nett!« Ich rollte die Augen. »Ich fühl mich da so wie das fünfte Rad am Wagen!«

»Red nicht so einen Unsinn! Du kommst mit!«

»Schön eine eigene Meinung zu haben!« Ich schüttelte grinsend den Kopf.
 

Nachdem wir uns die Haare geföhnt und einigermaßen gestylt hatten verließen wir die Sporthalle und kehrten noch mal in das Schulgebäude zurück, um Xiu abzuholen.

Wir warteten wie üblich bei der Aula. Die Vietnamesin diskutierte noch mit einem Lehrer über einen Aufsatz und schien nicht wirklich vor zu haben so schnell klein bei zu geben. Typisch für sie! -.-

Flo und ich lehnten direkt am Eingang zur Aula und vertrieben uns die Zeit, in dem wir mit unseren Handys Bilder von uns machten. Wir verloren jedoch ziemlich schnell die Lust daran und so hielten wir schweigend die Stellung. Ich beschloss meiner Mutter eine SMS zu schreiben, dass ich später nach Hause kommen würde. Diese Frau würde sich sonst nur wieder unnötige Sorgen machen. Nervig.

Als ich fertig war und gesendet hatte schaute ich gähnend auf die Uhr des Displays und stellte fest, dass wir schon seit fast 20 Minuten hier warteten. Wehen wenn das keine 15 Punkte wurden!

Plötzlich erregte etwas hinter mir meine Aufmerksamkeit. Ich drehte mich um und erschrak, als ich Alex in der Aula erkannte. Er saß direkt vor der kleinen Bühne und durchblätterte einen Ordner. Neben ihm stand ein junger Japaner mit einer ziemlich schrägen Frisur. Ich erkannte ihn. Es war Seiji aus dem Musikkurs. Er hielt zwei Schlagstöcke in der Hand und unterhielt sich angeregt mit dem Älteren.

Stimmt ja! Die Bandproben! Sie waren heute! Was für ein >glücklicher< Zufall, dass ich ausgerechnet jetzt hier sein musste.

Ich wand meinen Blick schnell wieder ab, bevor Alex mich noch erkennen konnte. Der war der letzte, mit dem ich jetzt etwas zu tun haben wollte.

Ich widmete mich wieder meinem Handy und betrachtete eine Weile die Bilder von Flo und mir. Ich löschte einige und verschob wiederum andere in einen neuen Ordner. Wozu einen die Langeweile doch alles trieb.

Als ich gerade das letzte Bild entfernt hatte wurde ich erneut abgelenkt. Leise Gitarrenriffs waren zu hören und ich drehte mich ein zweites mal um. Alex war noch auf seinem Platz, Seiji hatte sich jedoch gesetzt. Sie redeten nicht mehr.

Meine Aufmerksamkeit galt allerdings ohnehin mehr der Person, die da nun auf der Bühne stand. Es war ein Junge, nicht älter, als ich, mit schwarzem dichten Haar. Es verdeckte sein halbes Gesicht, dennoch konnte ich erkennen, dass seine Augen mit dunklem Kajal umrandet waren. Er trug ein schwarz-weiß gestreiftes T-Shirt und einen schwarzen Schaal, der fast bis zum Boden hing. Auch seine Röhrenjeans war schwarz, wie auch die fingerlosen Stoffhandschuhe und die alten Chucks.

Ich kannte ihn. Zumindest vom Sehen. Sein Name war Fynn. Er war bei mir im Bio-, Kunst und Sportkurs. Er war nicht besonders beliebt...eigentlich überhaupt nicht und ich hatte ihn auch vorher nie wirklich beachtet.

Doch jetzt fand ich seinen Anblick auf eine äußerst merkwürdige Weise wahnsinnig faszinierend, wie er da auf der Bühne stand, die Gitarre um den Oberkörper gebunden und den Mikrophonständer direkt vor sich. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als er zu singen begann. Er klang gut. Auch wenn er nicht jeden Ton perfekt traf merkte man, dass er öfters sang. Er hatte die Augen geschlossen. Ich kannte den Song nicht. Ich vermutete, dass es einer seiner eigenen war und ich musste mir eingestehen, dass es sich eigentlich gar nicht mal so arg schlecht anhörte.

Einige Male schaute er auf und musterte mich verwundert. Ich wollte wegsehen, doch irgendwas hinderte mich daran. Ja ja....ich tickte endgültig aus! Nicht mehr lang, dann gings in die Klapse!

Als Fynn geendet hatte ließ er ein weiteres mal den Blick über mich schweifen und ich erschrak, als ich bemerkte, dass ich unbewusst einige Schritte in den Saal gegangen war. Ich wich entsetzt zurück.

Gott! Ich hätte mich schon wieder selbst schlagen können!

Spinnte ich jetzt total? Am Ende glaubte der Typ noch mir hätte gefallen, was ich da gehört hatte, womit er ja auch irgendwie Recht gehabt hätte, aber das brauchte der nicht zu wissen!

Ich blickte noch mal prüfend auf die Bühne, doch er hatte den Blick abgewandt und kletterte nun vorsichtig hinunter zu den anderen Bandmitgliedern. Sie redeten etwas, was ich allerdings nicht verstehen konnte. Zu meinem Entsetzen stellte ich jedoch fest, dass sich Seiji und auch Alex einige Male zu mir umdrehten. Ich konnte den Anflug eines Lächelns auf den Lippen meines Noch-Nachhilfelehrers erkennen.

Super! Das einzige, was wohl noch schlimmer war, als dass mich dieses Emo-Kind hier gesehen hatte war, dass es Alex ebenfalls getan hatte.

»Erde an Leo!« Ich zuckte zusammen und blickte mich um. Flo musterte mich fragend.

Oh nein! Jetzt hatte der mich auch noch gesehen! Was hatte ich nur verbrochen? Hoffentlich dachte er sich nichts dabei, dass ich hier stand und diese Freaks angaffte.

»Xiu ist endlich fertig!« Er hob die Augenbrauen. »Kommst du?«

»Äh...Klar! Natürlich!« Meine Stimme klang belegt. Ich ging schnell zu ihm und zog ihn hastig aus dem Saal.

Draußen wartete eine strahlende Xiu auf uns.

»Na Jungs, ratet mal wer 14 Punkte in Englisch hat!« Ihr Grinsen wurde breiter.

»Soll das ein Witz sein? Ich hab eine halbe Stunde gewartet für einen mickrigen kleinen Punkt?« Ich hatte das dringende Bedürfnis jetzt irgendjemanden anzuschreien. Xiu war das perfekte Opfer.

»Na ja...Ja!« antwortete sie unbeeindruckt.

»Ich glaubs einfach nicht.< Ich verdrehte die Augen. »Streber!«

»Was ist denn mit dir schon wieder los?« fragte Flo ruhig.

»Ach nichts!« murmelte ich genervt und ging in Richtung Ausgang. »Lasst uns einfach gehen!«

Die beiden sahen sich kurz an, zuckten dann aber die Achseln und folgten mir.

Wie jedes mal, wenn wir dieser Tage ein Gebäude verließen, erwartete uns miserabelles Wetter, wobei wir im Moment das Glück hatten, dass es nur leicht nieselte. Das reichte jedoch nicht aus meine Laune davon abzuhalten abermals ins Bodenlose zu stürzen. Ich sollte wegen dieser Stimmungsschwankungen wirklich mal zum Psychiater. O.o

Mürrisch packte ich meinen Regenschirm aus und wollte mich gerade in den Kampf mit den Naturgewalten begeben, als ich plötzlich eine Stimme meinen Namen rufen hörte. Ich blieb wie angewurzelt stehen.

»Bitte, lass das jetzt nicht wahr sein!« flüsterte ich frustriert und hielt Ausschau nach dem mir wohlbekannten Absender der Stimme.

»Hey Leon, warte mal kurz!« keuchte Alex und kam um die Ecke gerannt.

>Warum ich?<

Flo beugte sich zu mir und musterte ihn argwöhnisch.

»Was will der denn von dir?«

Mich lächerlich machen! Was sonst? Aber das konnte ich meinem Freund schlecht sagen.

»Ähm...also der...ist nur mein...Nachhilfelehrer. Keine Ahnung was der von mir will!« beteuerte ich ihm.

»Aha,« machte er nur.

»Geht ruhig schon mal vor! Ich komm gleich nach,« versuchte ich die beiden abzuwimmeln.

»Na gut.« Flo klopfte mir mitleidig auf die Schulter und fügte dann murmelnd hinzu: »Viel Glück!«

Ich nickte schweigend und er schritt mit Xiu an seiner Seite davon. Ich atmete tief durch und setzte meine verächtlichste Miene auf.

»Was willst du?«

»Ich hab dich oben gesehen!« Er lächelte. Ich hasste es, wenn er lächelte!

»Schön für dich!« Was war ich doch wieder schlagfertig.

»Was hast du da gemacht?«

»Sicher nicht das, was du denkst!«

»Was denke ich denn?«

Woahhhhhh! Konnte der Kerl mich nicht einfach in Ruhe lassen?

»Na wahrscheinlich, dass ich wegen dir und deinen dummen kleinen Proben da war!« giftete ich.

»Aber das warst du ja nicht!« Er wirkte amüsiert und, als ob er mir kein Stück glauben würde.

»Ganz bestimmt nicht!«

»Verstehe.« Er schwieg einen Augenblick und dachte über etwas nach. »Wie fandest du ihn?«

»Wen? Deinen komischen Freund mit seinen Singversuchen?« Er hob erstaunt die Augenbrauen. Ja ich übertrieb! Na und! War ja wohl auch verständlich...oder?

»Nein!«

»Du fandest ihn nicht gut?«

»Ne-ein!«

»Nicht mal ein ganz kleines bisschen?«

»Ja...vielleicht...ein ganz ganz kleines bisschen!« Oh Gott! Das hatte ich jetzt nicht wirklich gesagt?

»Wirklich?« Ich musste endlich lernen meine Klappe zu halten!

»Äh- ich meinte...nein...!«

»Aber du hast doch gerade >ein bisschen< gesagt!« beharrte Alex grinsend.

»Kannst du nicht irgendjemand anderem auf die Nerven gehen??

Oh oh! Ganz klares Zeichen von Ich-wusste-nicht-mehr-was-ich-sagen-sollte! Ich war ja so erbärmlich!

»Nur, wenn du mir versprichst morgen zu den Proben zu kommst!«

»Das ist Erpressung,« erwiderte ich kühl.

»Es möge mir verziehen werden!« Er tat so, als würde er zum Himmel beten. Klasse. Auch noch ein Blasphemiker. Ich hatte ja auch sonst keine Probleme.

»Hoffentlich nicht.«

Er lachte kurz auf.

»Wenigstens hast du Humor!«

»Pff.«

»Also was sagst du? Wirst du kommen?«

»Ich pass bei euch doch sowieso nicht rein,« stellte ich fest. Als ob das mein einziger Grund gewesen wäre >nein< zu sagen.

»Das werden wir sehen.«

Ich dachte einen Moment nach.

»Und wenn es nicht klappt,« ich machte eine kurze Pause. »Lässt du mich dann endlich in Ruhe?«

»Ich versprechs dir!« Er hob die Hand zum Schwur. »Aber es wird klappen!«

Ich sagte nichts und musterte ihn nachdenklich.

»Gib es zu! Du würdest gerne kommen.« Er lächelte erneut und mir wurde klar, dass er recht hatte; so verrückt es auch klang.

Was sprach schon dagegen, dass ich es nicht wenigstens mal versuchte? Klar mein Ruf wäre dahin...und meine Freunde...UND auch die Möglichkeit jemals eine Chance bei Emily zu haben. Na gut. Das waren eigentlich drei sehr gute Gründe!

Trotzdem....Irgendwie...

Nein! Nein! Nein! Ich versuchte mir den Gedanken wieder aus dem Kopf zu schlagen. So ein Unsinn! Wenn ich da morgen hingehen würde, dann nur aus einem einzigen Grund: Um endlich diesen Idioten loszuwerden. Ja! Das war ein guter Grund. Die würden schon sehen was sie von mir hatten und dann würde sich dieses Problem von selbst lösen. Ich wollte damit nichts zu tun haben, ganz davon abgesehen, dass ich es auch nicht konnte...

Oder doch? Irgendwie war ich verwirrt.

»Also gut!« sagte ich und erschrak selbst, als ich meine Stimme hörte.

»Du kommst?«

Ich zuckte die Achseln. Jetzt war es sowieso zu spät.

»Meinetwegen.«

»Super!« Seine Freude war ihm anzuhören.

»A-aber nur um dir zu beweisen, dass du dich irrst!« versuchte ich ihm (und auch mir selbst) einzureden.

»Ja ja! Schon klar!« Er wirkte zufrieden.

Ich seufzte. »Und was soll ich da jetzt morgen machen?«

»Na was wohl? Singen!«

»Und was singen,« äffte ich seine Stimme nach.

»Keine Ahnung. Irgendwas!«

»Kann ja wohl kaum was von Bushido vorträllern!«

»Das liegt daran, dass der rapt.«

»Ohhhh...Klugscheißer bist du auch noch oder was?« keifte ich in meiner alten Schärfe. Gott sei dank; wenigstens etwas!

»Ist ja gut! Ist ja gut!« Er unterdrückte ein weiteres Lachen. »Hmm...Kennst du Lostprophets, 30 Seconds to Mars...oder Dead Poetic...«

Ich überlegte.

»Hab ich schon mal gehört; glaub ich.«

»Nimm einfach irgendwie so was.«

»Aha.« War ja eigentlich klar gewesen.

Ich blickte in Richtung Parkplatz, wo Flo und Xiu standen.

»Deine Freunde warten sicher schon auf dich.«

»Ja ich sollte besser gehen.« Ich warf ihm noch mal einen verbissenen Blick zu. »Also dann. Bis morgen!«

>Bis morgen!< Wie das klang. Als wären wir die besten Freunde.

Gedankenversunken trottete ich über den Schulhof. Nach und nach wurde mir klar, was ich mir da eigentlich schon wieder eingebrockt hatte. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Ich war so bescheuert! Wie konnte ich mich nur so dermaßen selbst verraten?
 

Der Kindergeburtstag von Xius Schwester war so ziemlich das anstrengendste, was ich je erlebt hatte. Es war schon bereits sechs Uhr und Flo und ich hatten die letzten drei Stunden damit verbracht eine Horde halbwüchsiger Mädchen zu beaufsichtigen und, was noch viel schlimmer war, zu unterhalten!

Xius Schwester Shiho war acht geworden und ich bemitleidete jede arme Mutter, die das Missvergnügen hatte eine Tochter in diesem Alter zu haben (vor allem wenn diese dann auch noch so viele Freundinnen hatte).

Der Wahnsinn hatte um Punkt drei mit einer riesigen Torte begonnen. Daraufhin hatten die Kinder >Blinde Kuh< spielen müssen und es war nicht schwer zu erraten, wer besagte Kuh sein durfte.

ICH!

Mindesten fünf mal! Ich wusste nicht welches abartige Vergnügen es diesen kleinen Plagegeistern bereitet hatte ausgerechnet mich immer und immer wieder, mit einem Tuch um die Augen gebunden, durchs Haus kriechen zulassen, doch ich war mir sicher, dass es das erste und auch das letzte mal gewesen war, dass ich bei einem Kindergeburtstag den Clown spielen würde.

Nachdem dieses blöde Spiel (ich mochte es noch nie!) endlich beendet war, verzogen sich die Mädchen erst mal auf Shihos Zimmer.

Endlich! Freiheit!

Erschöpft ließen sich Flo und ich auf die Couch fallen und tranken erst mal eine Cola. Xiu räumte um uns auf.

»Tja, meinen Glückwunsch Leo!« scherzte Flo vergnügt. »Du hast einen Haufen junger, sehr attraktiver Damen, die dich allesamt anhimmeln.« Er lachte.

»Bitte erspar mir jetzt deine unqualifizierten Kommentare!« Ich schloss genervt die Augen und legte den Kopf auf die Polsterung der Couch. »Mein Tag war schon schlimm genug!«

Allerdings! Und das wusste Flo! Auch wenn ich ihm von meinen neuesten Problemen noch gar nichts erzählt hatte, was auch noch eine Weile so bleiben würde. Höchstwahrscheinlich würde ich ohnehin hochkantig aus de Clique fliegen, wenn rauskam, was ich mit diesen Losern zu schaffen hatte und dann wäre es endgültig aus mit dem beliebtesten Schüler der Schule.

»Was denn?« sagte Flo lässig. »Freu dich doch, dass du eine so große Auswahl hast!« Ich konnte ein unterdrücktes Lachen hören.

»Das ist nicht witzig!« maulte ich genervt.

»Oh stimmt ja! Du brauchst gar keine Auswahl. Du hast schon eine Wunschkandidatin.«

Ich warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Ich Momenten wie diesen hätte ich den Braunhaarigen erschießen können!

»Ach übrigens,« mischte sich Xiu jetzt ein, während sie das alte Geschenkpapier in eine Plastiktüte stopfte. »Rate mal, wer mich heute auf dich angesprochen hat!« Sie lächelte verheißungsvoll.

Ich blickte sie erst irritiert an, dann weiteten sich ungläubig meine Augen.

»Emily?«

Die Vietnamesin nickte. Ich sah schnell zu Flo, der mir ein verschmitztes Grinsen zuwarf.

»Was hat sie gesagt?«

»Nichts besonderes!«

»Sag schon,« bohrte ich ungeduldig nach. Plötzlich war ich hellwach.

»Nur, ob das was du in Musik gesagt haben sollst wahr ist und...«

»Oh Gott! Bitte sag, dass du nicht >ja< gesagt hast!« unterbrach ich sie panisch.

»Keine Sorge. Hab ich nicht,« erwiderte sie und runzelte die Stirn. »Aber du solltest es endlich tun!«

»Ja ja ja! Mach ich schon noch. Was hast du ihr dann gesagt?«

Sie seufzte.

»Dass ich es nicht genau weiß...aber auch, dass du sicher nicht ganz abgeneigt wärst.«

Ich überlegte kurz.

»Und wie hat sie reagiert?«

»Ich weiß es nicht mehr genau...!«

»Sie muss doch irgendwas gemacht haben!« beharrte ich aufgeregt.

»So genau achte ich auch nicht auf jede ihrer Reaktionen!< Sie schien genervt, was mir aber im Moment so ziemlich am Arsch vorbei ging.

»Hat sie sich gefreut?«

»Oh ja! Sie hat vor Freude lauter Luftsprünge gemacht! Zufrieden?«

»Und hat sie..?«

»Nerv mich nicht!« knurrte sie und bedachte mich mit einem unheilschwangeren Gesichtsausdruck. Flo begann mal wieder vor sich hinzukichern.

»Aber ich..!« jammerte ich los, doch sie ging dazwischen.

»Geh zu ihr hin und frag sie selbst!«

Ich funkelte sie düster an.

»Du bist gemein!«

»Und du benimmst die wie ein liebeskranker Vollidiot!«

Ich sagte nichts und verschränkte schmollend die Armer vor der Brust. Sie schien zufrieden.

»Was wollte dieser Alex vorhin eigentlich von dir?« wollte Flo plötzlich wissen, um das Thema zu wechseln.

Ich zuckte zusammen. Für einen Augenblick hatte ich das doch tatsächlich vergessen.

»Der?...Ja...Ich...Ähm...K-keine Ahnung! Irgendwas wegen Mathe!« log ich und war gottfroh, als ich das Trampeln der Mädchen auf der Treppe hörte, was das Gespräch vorzeitig beendete.

Die Tortur ging weiter. Noch zwei weitere Stunden wurden wir gequält, gedemütigt und an den Rand des Wahnsinns getrieben, bis ich dann irgendwann die Nase voll hatte und vorgab unheimlich dringend gehen zu müssen. Weder Xiu noch Flo kauften mir das wirklich ab, doch das war mir zu diesem Zeitpunkt entschieden egal und so machte ich mich auf den Weg nach Hause.
 

Daheim duschte ich erst mal und versuchte mir den Tag vom Körper zu waschen (Mann war ich heute reinlich! Drei mal am Tag O.o). Das warme Wasser tat gut und ich schaffte es endlich wieder mich zu entspannen. Seit ich Alex am Mittag zugesagt hatte verspürte ich ständig so ein mulmiges Gefühl, als ob bald etwas Schlimmes passieren würde, was in Anbetracht der Umstände wohl auch zu erwarten war. Ich hatte mir schon überlegt Alex wieder abzusagen, doch aus irgendeinem Grund verdrängte ich den Gedanken.

Als ich fertig geduscht hatte machte ich mich daran meine Hausaufgaben zu machen. Ich hatte am nächsten Tag Mathe und übte mich jetzt schon in Schadensbegrenzung. Wenn der Richter mich ohne Hausaufgaben erwischen würde, wäre ich geliefert!

Etwa eine halbe Stunde brauchte ich um alles zu erledigen. Dann schaltete ich meinen Computer ein, um mir noch irgendeinen von den Songs reinzuziehen, die mir Alex vorgeschlagen hatte.

Ich ging auf die Seite von Youtube und gab den Namen einer der Bands ein. 30 Seconds to Mars. Sofort leuchteten mir unzählige Bildchen von irgendwelchen Interviews und Musikvideos entgegen.

Genervt klickte ich auf eine der Akustikversionen der Songs (das andere wollte ich mir nicht erst antun!) und stellte nach einmal hören fest, dass es nicht ganz so schlimm war, wie erwartet.

Ich entschloss mich kurzerhand für >A modern Myth< und suchte mir dann den Text im Internet, um noch ein wenig zu üben.

>Üben!< Ich schüttelte den Kopf.

Argwöhnisch schaltete ich die Boxen ganz laut und ließ den Song laufen. Ich fuhr mir frustriert durch die Haare. Das war so verrückt!
 

Als ich am nächsten Morgen erwachte hatte ich furchtbare Kopfschmerzen. Mein Pc lief noch und ei bunter Bildschirm tanzte über den Monitor.

Mist! Ich war gestern Abend eingeschlafen.

Ich hob müde den Kopf und blinzelte mit den Augen. Das Zimmer war hell erleuchtet. Nicht etwa wegen der Lampen, die allesamt ausgeschaltet waren, sondern wegen der warmen Sonnenstrahlen, die grell durch die weit geöffneten Fenster schienen.

Moment mal! Die Sonne schien?

Ich sprang auf und rannte ans Fenster. Verblüfft betrachtete ich den fast wolkenlosen, vom Morgen geröteten Himmel.

Ich lächelte entzückt, bemerkte dann aber nach einem kurzen Blick auf die Uhr wie spät es war. Halb acht!

Shit! In einer halben Stunde würde der Mathe-Unterricht beginnen und falls dies ohne mich stattfinden sollte, würde mich Richter vor dem gesamten Kurs massakrieren. Für einen kurzen Augenblick hatte ich doch tatsächlich geglaubt meine Pechsträhne wäre beendet.

Ich sprintete wie ein Bekloppter ins Bad und versuchte in einem Schnellwaschgang das nötigste zu erledigen. Gleichzeitig druckte ich noch den Songtext aus. Ich konnte ihn zwar auswendig, doch das wollte ich Alex sicherlich nicht unter die Nase reiben.

Mit der Zahnbürste im Mund zog ich mir rasch eine Jeans und ein rotes T-Shirt über. Dann stopfte ich mir hastig meine Schulsachen und das Textblatt in die Tasche und spurtete die Treppe hinunter. Das Frühstück lies ich aus! Dafür hatte ich jetzt mal aber wirklich keine Zeit! Hier ging es schließlich um Leben und Tod!
 

Um Punkt acht Uhr traf ich in der Schule ein. Panisch stürzte ich durch die Gänge und platzte dann fünf Minuten zu spät in das Klassenzimmer.

»Ach was Leon, haben sie es auch noch hierher geschafft?« Herr Richter saß an seinem Pult, würdigte mich aber keines Blickes. »Als ich sagte, sie sollen sich rumkutschieren lassen, meinte ich damit nicht, dass sie noch später kommen sollen.«

Arroganter Mistkerl!

»Tut mir Leid, Herr Richter. Ich hab verschlafen,« sagte ich demütig, um ihn nicht noch mehr zu reizen. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Flo, der mir mitleidig zunickte.

»Nun ja. Sie denken ja ohnehin seit einiger Zeit, sie könnten kommen und gehen wie es ihnen gerade genehm ist. Typisch für sie!«

Er musterte mich nun mit einem gehässigen Gesichtsausdruck. Ich ignorierte es und ging an meinen Platz.

»Dieses Arschloch!« zischte ich leise zu Flo, nachdem ich mich gesetzt hatte. Dieser lächelte mitfühlend und klopfte mir sacht auf den Rücken.

»Ganz ruhig!«

»Ich könnt kotzen, wenn ich den seh!« Wütend packte ich meine Sachen aus und begann unmotiviert einige Zahlen von der Tafel abzuschreiben. »Jedes mal der selbe Scheiß!«

»Komm doch einfach mal pünktlich,« bemerkte Flo gelassen.

»Und komm du mir nicht so!«

»Tss.«

»Was?«

»Pff.«

»Du wirst doch wohl nicht sauer sein, weil ich euch gestern allein gelassen hab?« beschwerte ich mich zynisch.

»Weißt du wie man jemanden wie dich nennt? Feigling!« Er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Na hör mal! Wenn ich das wäre, dann wär ich gestern gar nicht erst mit gekommen!«

»Diese Gören hätten uns gestern noch fast umgebracht!«

»Deswegen bin ich ja auch gegangen! Abgesehen davon. Du musstest bestimmt nicht jeder von ihnen einen Abschiedskuss geben oder?« Ich hob überlegen die Augenbrauen und grinste.

Er begann leise vor sich hinzu kichern.

»Stimmt!«

Ich hatte Glück heute mit nur einer Stunde Mathe gestraft zu sein. Dennoch schaffte es Herr Richter mich noch ganze 10 mal aufzurufen ohne dass ich mich gemeldet hatte; das war selbst für ihn ein Rekord.

Dann, nach 45 äußerst strapaziösen Minuten, voller Erniedrigung, Demütigung und Frust hatte ich es endlich geschafft. Mathe war vorbei. Und ich lebte!

Der Rest des Vormittags diente dann eigentlich nur noch der Entspannung, da er ohnehin nur aus zwei Hohlstunden und Religionsunterricht bestand Die meiste Zeit versuchte ich die Tortur der ersten Stunde zu vergessen und mich mehr auf die noch folgende zu konzentrieren.

Die Bandproben würden gleich nach der Schule stattfinden und hoffentlich würden zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr so viele Schüler im Gebäude sein. Die könnten mich ja noch sehen! Am besten wäre es wohl wenn ich einfach mit einer etwas großzügigen Verspätung in der Aula auftauchen würde. Sicher ist Sicher!

Wie ich Flo und die anderen loswerden sollte musste ich mir im Übrigen auch noch überlegen, denn ich konnte ja nicht einfach mir nichts dir nichts verschwinden. Dann würden die ja womöglich noch auf die Idee kommen mich zu suchen und noch viel schlimmer, vielleicht sogar noch finden! Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was dann geschehen würde.
 

»Ähm-Leute,« setzte ich mit gedämpfter Stimme an. Chris, Flo, Cem und ich hatten gerade die Sporthalle verlassen. Die Sonne schien immer noch. Es war ein herrlicher Tag. Der Schulhof war voller Schüler, die sich langsam auf den Nach-Hause-Weg machten.

»Ich muss noch eine Weile bleiben,« stellte ich plump fest. »Ich-äh- muss noch nachsitzen, weil ich heute morgen zu spät gekommen bin...beim Richter.« Das war nicht mal eine Lüge. Nachsitzen musste ich wirklich. Nur nicht heute. Ich hoffte, das wusste keiner von ihnen.

»Ist das dein Ernst?« lachte Chris los. »Alter! Was für ein Vollspacko!«

Gab es jemanden, den Chris noch mehr hasste, als Richter? Ich glaubte nicht. >Sehr gute Ausrede Leo! Wirklich seh gut!< Die würde mir ja wohl jeder abkaufen.

Ich grinste in mich hinein, während Chris noch ein paar weitere Ausdrücke für Richter erfand.

Dann verabschiedeten wir uns und ich war sie tatsächlich los. Mann war ich war so stolz auf mich!

Als sie verschwunden waren schlich ich vorsichtig in das Schulgebäude, immer auf der Hut vor anderen Schülern; die lauerten ja schließlich hinter jeder Ecke und warteten nur darauf mich bloßstellen zu können. Paranoid? Neiiiin!

Als ich den Eingang der Aula erreichte war ich bereits eine Viertel Stunde zu spät . Ich lugte unauffällig in den Saal, um erst mal die Lage einschätzen zu können. Der Raum war von schwachem Licht erhellt. Auf der Bühne standen Seiji und Fynn, der eine Gitarre um den Oberkörper gebunden hatte. Sie unterhielten sich und schienen mich nicht zu bemerken. Alex konnte ich nirgends ausmachen.

Verzweifelt spürte ich wie leichte Aufregung in mir aufstieg. Ich versuchte mich eiligst zu beruhigen, damit es auch ja niemandem auffallen konnte.

»Ah! Da bist du ja!«

Ich fuhr erschrocken herum. Alex stand einige Meter entfernt und grinste erwartungsvoll. Bildete ich es mir ein oder sah der heute noch verpeilter aus, als sonst?

»Ich hab schon befürchtet du hast es dir anders überlegt.«

»Hatte ich eigentlich auch,« murmelte ich und war überrascht wie beherrscht meine Stimme klang.

»Warum bist du dann trotzdem hier?`« Er runzelte die Stirn.

»Weil ich kein Weichei bin!«

»Oh...einer von den ganz Harten,« stellte er spöttisch fest. Ich schnaubte nur.

»Na dann komm mal mit rein!« seufzte er und ging einige Schritte in den Saal. Ich folgte ihm düster.

»Wo warst du so lange?« kam es empört von der Bühne. Aufgebracht sprang Seiji von der Erhöhung und bedachte Alex mit einem tadelnden Blick. Mich ignorierte er.

»Tut mir Leid, Leute,« lachte der Blonde. »Hatte noch was zu erledigen.»

»Von wegen! Du bist wahrscheinlich schon wieder irgendwo eingepennt!«

»Jetzt ist er ja da,« bemerkte Fynn ruhig, der nun auch zu der Gruppe gestoßen war. Sein gestern wenigstens noch gestreiftes T-Shirt hatte er heute gegen ein völlig schwarzes eingetauscht.

Alex wandte sich zu ihm und ging nicht länger auf Seiji ein, der nun beleidigt eine Schnute zog.

»Also-ähm-ich hab dir doch gestern von dem Kerl erzählt, der bei uns mitmachen will.« Er schien auf einmal nicht mehr ganz so selbstsicher zu sein und wartete nervös auf die Reaktion des anderen. Fynn nickte überrascht, als ob er nicht erwartet hätte auf dieses Thema angesprochen zu werden.

»Na ja-also...,« setzte Alex an und lächelte zaghaft. »Hier ist er!«

Er trat einen Schritt beiseite und hob präsentativ die Arme.

Unter anderen Umständen hätte ich es wohl wahnsinnig komisch gefunden zu beobachten wie sich der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen von einem Moment auf den anderen verhärtete und er mich entgeistert anstarrte, als wäre ich irgendeine seltene Zirkusattraktion. Jetzt allerdings fand ich das alles andere, als komisch, da es mich in meiner Befürchtung bestätigte, dass Fynn absolut gar nichts davon hielt mich überhaupt nur anzuhören.

Warum störte mich das eigentlich? Genau das wollte ich doch! Oder?

Für wenige Sekunden herrschte Stille. Dann blickte Fynn wieder zu Alex.

»Soll das ein Witz sein?« Seine Stimme klang so, als ob er genau das hoffte.

»Glaub mir! Wenn ich Witze mache, dann sind die auch...na ja witzig!« versicherte Alex unschuldig.

Fynn gab ein freudloses Lachen von sich und starrte ungläubig in die Luft, als ob er etwas suchen würde. Wieder verstrichen wenige Sekunden, ohne dass jemand etwas sagte.

Ich warf kurz einen Blick auf Seiji, der bis jetzt noch überhaupt keine Reaktion gezeigt hatte. Er wirkte nachdenklich und zupfte zerstreut an seiner Jacke.

»Gibst du ihm wenigstens eine Chance?« unterbrach Alex nach einiger Zeit die Stille. Fynn zuckte zusammen und musterte den Ältere, als würde er nicht begreifen, was dieser geradegesagt hatte. Dann schüttelte er etwas perplex den Kopf.

»Nein.«

»Wie >nein<!«

»Na...Nein!« Fynn verschränkte entschieden die Arme vor der Brust, dennoch wirkte er irgendwie unsicher.

»Wie kannst du das sagen?« Alex warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Du hast ich dir doch nicht mal angehört!«

»Ich brauch ihn mir nicht anhören, weil er so oder so nicht mitmacht!«

»Warum nicht?« Der Blonde ging einen Schritt nach vorn, als ob er sich schützend vor mich stellen wollte.

»W-weil er...!« Fynn brach ab und musterte mich abfällig mit seinen schwarz umrandeten Augen. Unbewusst begann er an seinem rechten Lippenpiercing zu kauen.

»Jaaa?« hakte Alex scharf nach. Der Kleinere schaute wieder zu ihm

»W-weil er einer von denen ist!«

»Von denen.« wiederholte Alex verständnislos.

»Ja von denen!«

»Aha.« Er zögerte. »Und wer sind >denen<?«

»Du weißt schon! >Die< eben!« Der Schwarzhaarige zeigte mit dem Finger auf mich, als ob das schon Antwort genug gewesen wäre.

Langsam wurde ich wütend. Für wen hielt sich dieser Kerl eigentlich, dass er es sich erlaubte so über mich zu reden? Und dann auch noch vor meinen Augen! Gings noch? Er kannte mich doch überhaupt gar nicht!

Als hätte er meine Gedanken gelesen, sprach Alex genau diese Worte aus.

»Du kennst ihn doch nicht mal!«

»Gut genug um zu wissen, dass er uns sowieso nur verarscht!«

»Jetzt mach aber mal halblang, du Vollidiot!« stieß ich plötzlich hervor und trat an Alex vorbei. Eigentlich hatte ich vorgehabt diesmal meine Klappe zu halten, aber das ging mir jetzt entschieden zu weit!

»Ich hab nicht darum gebeten hierher kommen zu dürfen, klar? Das ist das letzte was ich tun würde! Alex hat mich regelrecht angefleht, dass ich es mache! Und jetzt kommst du und behauptest ich will euch nur verarschen? « Ich schnaubte verächtlich. »Alter! Wenn ich das vorgehabt hätte, hätte ich es anderes angestellt und dabei nicht meinen Ruf aufs Spiel gesetzt!«

Stille. Fynn wich meinem Blick aus und schürzte missbilligend die Lippen.

»Hör ihn dir doch wenigstens an,« sagte Alex nach einem weiteren schweigsamen Augeblick. Seine Stimme klang ruhig. »Danach kannst du ja immer noch nein sagen.«

»Aber er...« Fynn blickte sich hilfesuchend zu Seiji um, der eine grüblerische Mine zog.

»Also,« setzte der Japaner an und zuckte die Achseln. »Meinetwegen kann er es versuchen.«

»Was?« stammelte Fynn, der wohl erwartet hatte, dass Seiji voll und ganz hinter ihm stehen würde. Dieser presste kurz die Lippen aufeinander.

»Fynn ich hab ihn in Musik gehört...Er ist wirklich gut,« beteuerte er stockend. »Gib ihm eine Chance!«

Der Schwarzhaarige schwieg und begann erneut an dem Lippenpiercing zu knabbern.

»Komm schon!« Alex legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir brauchen dringend noch jemanden, der mitmacht.«

Fynn weitete versunken die Augen und warf mir noch mal einen abschätzenden Blick zu. Ich erwiderte ihn und hob herausfordernd die Augenbrauen. Dann ging er seufzend zu einem Stuhl und setzte sich zur Bühne gewandt. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt.

»Er kanns ja mal probieren,« nuschelte er demütig. »Ist eure Entscheidung.«

Alex lächelte zufrieden. Dann wandte er sich an mich und bedachte mich mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck.

»Gib jetzt bloß dein Bestes, sonst bringt der mich um,« warnte er leise und ging zur Bühne.

Ich verdrehte die Augen. »Das wär ja furchtbar.«

Seiji setzte sich schweigend neben Fynn, der ihm aber die kalte Schulter zeigte. Entschuldigend gab er ihm einen leichten Klabs auf den Rücken.

Ich verkrampfte leicht, als mir klar wurde, was jetzt gleich geschehen sollte.

Oh Mann! Und ich hatte mich auch noch dafür eingesetzt! Wie konnte man nur so bescheuert sein? Dieser Trottel hätte mich doch nie vorsingen lassen, aber nein! Leo musste ja mal wieder seinen ach so verletzten Stolz verteidigen. Ich Idiot!

»Was singst du?« fragte Alex, als wir auf der Bühne standen. Ich erschrak und sah ihn verdattert an. Er war gerade dabei das Mirkophon an dem Ständer zu befestigen und diesen anschließend in der Mitte der Plattform zu platzieren; direkt vor Seiji und Fynn! O.o

Vielleicht sollte ich versuchen einfach wegzurennen. Wäre ja nicht so schlimm. Ich müsste nur die Schule wechseln, in eine andere Stadt ziehen, meinen Namen aufgeben und hoffen, dass ich diesen Kerlen niemals mehr über den Weg laufen würde.

»Leon?« Alex musterte mich fragend.

»Äh..öhm..A-A modern Myth,« stammelte ich und hängte noch ein beiläufiges »oder so« an meinen Satz, damit Alex nicht auch noch glaubte ich würde den Titel kennen. Er ging jedoch wie immer nicht darauf ein und lächelte fröhlich.

»Gut, dann kann ich dich auf der Gitarre begleiten,« bot er an und holte das Instrument, das vorher noch Fynn umgebunden hatte. Ich folgte ihm frustriert mit dem Blick, bis ich an eben diesem hängen blieb. Er hatte die Beine überschlagen und starrte abwesend Löcher in die Luft.

Tzz. Na dem würde ich es zeigen! Der würde genauso wie Alex angekrochen kommen und mich anbetteln in der Band einzusteigen! Wäre ja gelacht!

Ich atmete tief durch und holte dann das Textblatt aus meiner Tasche. Es war zerknittert. Sehr gut!

Eine Weile betrachtete ich die Strophen des Songs eindringlich und versuchte mir die Melodie wieder ins Gedächtnis zu rufen. Im Hintergrund hörte ich wie Alex anfing seine Gitarre zu stimmen. Angespannt konzentrierte ich mich auf die Klänge und erkannte auch bald die langsamen Riffs des Songs.

Mit dem Textblatt vor der Nase (nein ich versteckte natürlich nicht mein Gesicht!) stellte ich mich vorsichtig vor den Mikrophonständer und holte ein weiteres mal tief Luft. Dann begann ich zaghaft, aber sicher die erste Strophe zu singen.
 

»Did we create a modern myth

Did we imagine half of it

What happened in a thought from now

Save yourself

Save yourself

The secret is out

The secret is out«
 

Ich machte eine Pause, während Alex mit dem Zwischenspiel fortfuhr. Ich erhaschte einen nur kurzen Blick auf Fynn, da ich es nicht wagte ihn länger anzusehen. Er hatte die Arme immer noch verschränkt, seinen abweisenden Gesichtsausdruck jedoch abgelegt. Dennoch fiel es mir schwer einschätzen zu können, was sich im Kopf des geschminkten Jungen abspielte. Schnell sah ich wieder weg und begann zögerlich die zweite Strophe zu singen.
 

»To buy the truth

And sell a lie

The last mistake before you die

So don't forget to breath tonight

Tonight's the last so say good bye
 

The secret is out

The secret is out«
 

Ich blickte auf und stellte verwundert fest, dass ich vergessen hatte auf den Text zu schauen. Ertappt schüttelte ich einmal ruckartig den Kopf und sang kräftiger weiter.
 

»The secret is out

The secret is out«
 

Ich lies die Hand, in der ich das Blatt hielt sinken und lenkte meinen Blick ein weiteres mal auf Fynn. Er erwiderte ihn ausdruckslos.
 

»Good bye

Good bye

Good bye

Good bye«
 

Unbewusst schloss ich die Augen und näherte mich dem Mikrophon.
 

»Good bye

Good bye«
 

Für einen Moment vergas ich alles, was um mich herum geschah. Auf einmal fühlte ich mich nicht mehr so angespannt, sondern eher...ja...fast befreit.
 

»Good bye

Good bye«
 

Langsam hob ich meine Hand und umklammerte den Griff des Mikrophons. Ich leckte mir kurz über die trockenen Lippen.
 

»Good bye

Good bye

Good bye

Good bye«
 

Versunken wippte ich mit dem Kopf und den Knien im Takt mit.
 

»Good bye

Good bye

Good bye

Good bye
 

Good bye«
 

Nachdem ich geendet hatte war es irgendwie komisch.

Still. Wahnsinnig still und ich wagte nicht etwas zu sagen. Stattdessen versuchte ich erneut den Gesichtsausdruck Fynns zu ergründen, der sich allerdings wie zuvor nichts anmerken lies. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass er tief in sich drin in einen starken Zwiespalt geraten war. Mein Blick wanderte zu Alex, der anscheinend ebenso wie ich versuchte aus der Mine des Schwarzhaarigen schlau zu werden. Er schien sich jedoch ziemlich schnell geschlagen zu geben und ich war gottfroh, als er sich dann nach ewig langem Schweigen endlich dazu hinreißen lies die Stille zu unterbrechen.

»Also was meinst?« Er nahm den Gurt der Gitarre von seiner Schulter und lehnte das Instrument behutsam an die Wand. Dann kletterte er von der Bühne und ging zu Fynn. Ich folgte ihm schweigend. Komischerweise empfand ich im Moment nicht mal im Ansatz das Gefühl von Scham.

Der Schwarzhaarige presste die Lippen aufeinander.

»Er ist nicht schlecht,« sagte er ruhig, dennoch schien es ihm überhaupt nicht zu passen das zugeben zu müssen.

»Hab ich dir doch gesagt.« Alex klang auf einmal wieder wie ganz der alte und strahlte den Jüngeren förmlich an.

Dieser sah skeptisch zu ihm auf. »Du hälst das wirklich für eine gute Idee?«

Der Blonde nickte eifrig und grinste. »Jap!«

Fynn überlegte kurz und wandte sich an Seiji.

»Und du?«

Der Japaner sah kurz zu Alex, nickte dann jedoch auch. »Ich finde er hat eine Chance verdient.«

»...eine Chance...« wiederholte Fynn kaum hörbar und musterte mich eindringlich. Dann seufzte er ergeben und zuckte die Achseln.

»Na gut. Wie ihr wollt.« Er zögerte. »Aber wenn etwas schief geht, dann ist es eure Schuld!« Er sprach ohne dabei den Blick von mir abzuwenden. Seine eisblauen Augen bohrten sich regelrecht in meine, doch ich wich ihm nicht aus.

»Dann ist er dabei?« fragte Alex ungläubig.

Fynn nickte einmal.

»Ja er ist dabei!« Aufrichtig streckte er mir seine Hand entgegen. Seine Fingernägel waren schwarz lackiert. »Willkommen in der Band!«

Ich starrte ihn verblüfft an. Ich hatte nicht erwartet, dass er so leicht zu überreden sein würde. Eigentlich hatte ich nicht einmal erwartet, dass man ihn überhaupt überreden konnte.

Tja. Was hatte ich gesagt? Angekrochen würde er kommen...wie ein Wurm! Guuuut das tat er nicht! Aber wen interessierte es? Ich hatte gewonnen!

Ein Grinsen huschte mir über das Gesicht, ehe mir klar wurde worüber ich mich da eigentlich gerade freute.

Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Mein Hirn dachte schon wieder an Dinge, die ich ihm überhaupt nicht erlaubte zu denken! Das hier war kein Grund zur Freude! Nein ganz und gar nicht! Denn um ehrlich zu sein hatte ich mir gerade das größte Problem meines Lebens eingebrockt...bei vollem Bewusstsein...ohne mich zu wehren! Was stimmte denn bloß nicht mit mir?

»Alles in Ordnung?« Fynns Stimme klang wie aus einer anderen Welt. Er musterte mich argwöhnisch. Seine Hand streckte mir immer noch entgegen. Ich wusste nicht wie lange er das schon tat.

Hastig schüttelte ich den Kopf und griff nach seiner Hand. Er starrte mich düster an.

»Aber wehe, wenn du uns wirklich nur verarschst!«

»Wird er schon nicht!« Alex trat plötzlich an unsere Seite und legte uns je eine Hand auf die Schultern. Er lächelte zufrieden. »Nicht wahr Leon?«

»Leo,« korrigierte ich und war erstaunt über meine eigene Gelassenheit.

»Na gut!...Leooo! Dann sehen wir uns...« Das laute Piepen eines Handys unterbrach ihn. Er verstummte.

Erschrocken entriss mir Fynn seine Hand und tastete in seiner Hosentasche nach dem kleinen Telefon. Als er es hervorgeholt hatte, überflog er kurz mit den Augen das Display und starrte dann ernst zu Alex.

»Mein Vater,« nuschelte er und wirkte leicht verunsichert. Er presste die Lippen aufeinander.

»Ist schon gut,« sagte der Ältere ruhig. »Wir machen sowieso Schluss für heute.«

Fynn nickte nur und entfernte sich einige Schritte ehe er abnahm. Ich sah ihm kurz verwirrt hinterher, dann begann Alex erneut zu sprechen.

»Wir treffen uns dann morgen wieder...um die selbe Zeit!« Er schmunzelte. »Sei pünktlich!«

»Hör nicht auf ihn!« mischte sich Seiji grinsend ein und stellte sich neben mich. »Der kommt auch immer zu spät.« Er zeigte auf Alex und setzte eine gespielt tadelnde Mine auf.

»Tja. Ich bin halt ein vielbeschäftigter Mann,« antwortete der Blonde mit ehrwürdiger Stimme.

»MANN vor allem!« Der Japaner lachte und nahm seine Tasche, die über der Stuhllehne hing. Auch ich grinste leicht.

»Also dann...ich...ich gehe.« Fynn stand auf einmal wieder direkt neben uns und zupfte unruhig seinen Schal zurecht. Er hatte das Handy wieder in seiner Tasche verstaut und trug die nun über der Schulter. Irgendwie wirkte er sehr blass oder lag das nur an seiner schwarzen Kleidung? »Ich hab noch dringend was zu erledigen.«

»Ist gut!« Alex klopfte ihm sacht auf die Schulter, was den Kleineren kaum merkbar zusammenzucken lies. Er wandte sich schnell ab und verließ ohne ein weiteres Wort den Saal. Ich schaute ihm verständnislos hinterher.

Was war das denn nun schon wieder? Der Kerl war doch wirklich zu merkwürdig. Die anderen fand ich ja schon komisch, aber der übertraf ja selbst die!

Freak eben! Alle drei waren sie Freaks! Und ich gehörte zu ihnen! Machte mich das auch zu einem?

Bestimmt nicht!

Dennoch. Es gefiel mir absolut gar nicht wie die Dinge sich entwickelten. Sie schienen mir so unaufhaltsam und je länger sie mich in dieser Lage festhielten, desto schwerer würde es für mich sein wieder aus ihr herauszukommen. Ich musste etwas tun.

Und zwar schnell!
 

----------------------------------------------------------------------
 

Hehehe...joa... das wars 2. Kapi^-^°

Hab bisselchen schneller geschrieben, weil am Montag wieder scheiß Schule anfängt und ich dann keine oder nur noch wenig Zeit hab zum schreiben T-T doof...doooooof...dooooooooooooooooooof!!!! >.<°

Ist diesmal glaub noch länger geworden o.O° Wird in Zukunft dann aber wahrscheinlich nicht mehr so sein, weil ich ja wie gesagt keine Zeit mehr hab und dann würds noch länger dauern ;________;

So und jetzt lasst uns alle gemeinsam "A Modern Myth" singen *los sing* weils einfach sooooooo schön is un ich jedesmal heulen muss wenn ich es hör *o* *sing*

Danke noch für die lieben Kommies und 12 Favos ^o^

mehr davon!!!!!!! *augen klimper* xD

*mit Keksen um mich schmeiß*

LG Giluli ♥♥♥♥♥♥



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2011-01-06T17:43:28+00:00 06.01.2011 18:43
Haha, gib mir mehr Alex und ich verliere den Rest meines halbobjektiven subjektiven Denkens. <333
Der ist echt ein Segen unter dem (durchaus süßen) Rumgekeife von Fynn, den ich übrigens ganz entzückend finde, weil er im Gegensatz zu Leon mit seinen Vorurteilen um sich herum schleudert, ohne mit der Wimper zu zucken, während Leon sich auch bei den Unbeliebten nicht unbeliebt machen möchte.

Ich geb dir ein Doppelplus wegen Alex' »Glaub mir! Wenn ich Witze mache, dann sind die auch...na ja witzig!« In sowas könnte ich baden gehen. *___*

Was mich minimal gestört hat, waren die Emoticons zwischendurch, weil ich denke, dass Leos Sicht auch ohne diese durchaus humorös und verständlich rübergekommen wären. ;D

<3 abgemeldet
Von:  Origamisalami
2010-01-01T16:48:44+00:00 01.01.2010 17:48
Auch das war wieder ein sehr schönes kapitel, etwas wenig Cem aber der ist ja eh nur ein nebencharakter xD. Ich muss sagen das sich die symphatie, die ich bereits nach dem ersten Chap für Alex hatte noch um einiges vergrößert hat. Der Kerl hat einfach seinen Charme. Diese verpeilte und dieser Spruch
»Glaub mir! Wenn ich Witze mache, dann sind die auch...na ja witzig!«
er kommt einfach echt cool, ich mag alex xD

Fynn ist okay, für mich noch kein großer symphatieträger aber das kommt bestimmt noch. Aber ind iesem Kapitel mochte ich leo wieder mehr. Er war da einfach nicht so selbstverliebt und das fand ich cool, einfach das er nicht so festgesetzt iast mit seiner meinung sonder schwankt.

Liebe grüße
Origamisalami
Von:  TheBlackBloodsxx
2009-03-23T18:49:20+00:00 23.03.2009 19:49
Heya ^^
ich kann hier mal wieder nicht viel sagen außer: Hammaaaa =) =) Ich finde die Charaktere irgendwie alle so tollig =)... außer Chris.. xD =)
Fynn ist so ein ... Schnuckelchen =) =)
LG

Von:  Momachita
2009-01-21T17:53:45+00:00 21.01.2009 18:53
*freudig mitsingt*
*nebenbei an Keks mümmel*
dankeschön...~
^//w//^
Kjaaaaaaaaaaaaaaah! Du bist echt die liebste FF-Schreiberin, die mir bis jetzt begegnet ist! ~X3
Und deine Geschichte fängt zwar träge an, aber die Charaktere sind echt super symphatisch und ich freue mich schon auf die nächsten Musikstücke, die auftreten werden. XD
Ach ja; was mich besonders gefreut hat: Noch mehr SMILEYS!!! >o<
*da voll drauf steht*
Die sind immer so passend eingesetzt und unterstreichen perfekt die Gefühle von unserem kleinen Leolein (jaja, direkt mal 'n Spitznamen gegeben, hehe *kicher*)
~XP
hmmmm~ wie kann man nur so viel schreibööööööön @_@
*selbst immer voll die Nervenzusammenbrpche kriegt, weil ihre Kapitel meist nur maximal 6 oder 7 Seiten (DinA 4, Arial 10) haben*
*sfz*
Schreib schön weiter, bitte, jaaaaaahhh~♥?!

LG
MomoCookie

P.S.: Diese Kinder...!!!!!! *nur mit Kopf schütteln kann* Und der arme Leo muss leiden
Aber was ich i-wie nicht verstehe ist, warum will er nicht Leon genannt werden...???
Naja... kommt bestimmt i-wann noch mal raus... oder???
^w^b
Von:  Die_Debby
2009-01-15T00:54:26+00:00 15.01.2009 01:54
Ich habe bei dem Kapitel die ganze Zeit A Modern Myth gehört *___*
ich liebe diese story~
im ernst...
ich habe schon veile gelesen aber ich finde diese besonders toll,
weil du einfach nicht schon auf der zweiten seite nicht schon fast alles aufgedeckt hast.
ich mag es liebe wenn es was länger dauert,
man sozusagen die charaktere verstehen kann und eine beziehung zu
ihnen aufbaut...
auch die unsicherheit von Leo(n) XD beschreibst du zeimlchi gut...
ich kenne dieses hin und her gerissene sehr gut
und finde mich in der situation auch wieder.. =)
einfach toll.
Ist jetzt im moment meine lieblings FF und das meine ich nicht nur einfach so...
nimm dies als großes kompliment ♥
schreibe schnell weiter =*
Von:  Re-l
2009-01-12T16:54:38+00:00 12.01.2009 17:54
*zum zweiten Mal leß* x3333
Tolles Kapitel und ich mag die Band total.
Am besten war aber diese Stelle:

»Und was singen,« äffte ich seine Stimme nach.
»Keine Ahnung. Irgendwas!«
»Kann ja wohl kaum was von Bushido vorträllern!«
»Das liegt daran, dass der rapt.«
xDDDDDDDDDD~
Omg, das ist so.. :DD

Und ich fands toll, das Fynn den Leo nicht in der Band haben wollte.
Wahrscheinlich das erste Mal in Leos Leben, dass ihn nicht alle bewundern.
Naja... dann muss ich jetzt eben warten, bis du weiter schreibst. *heul*
Aber fühl dich bloß nicht unter Druck gesetzt. ^^
lg
Von: abgemeldet
2009-01-11T15:35:00+00:00 11.01.2009 16:35
tolle story ; würde mich total freuen,mal mehr von dir zu hören ; love.
Von: abgemeldet
2009-01-10T22:49:37+00:00 10.01.2009 23:49
Hallöchen =)
Schönes langes Kapi wieder, da kann ich mich Brooke nur anschließen.
Würde mich freuen wenn sie weiterhin so lang sind, aber wenn du das nicht schaffst nehm ich es dir auch nicht übel ;-)

Fynn und Seiji sind wieder zwei Charaktere, die mir gut gefallen.
Fynn noch etwas mehr, aber Seijis Auftreten hat auch was.
Tja... da hat Leo sich aber schön in etwas reingerissen, obwohl ihm das Singen ja gar nicht mal soo schlecht zu gefallen scheint.

Zwei Sturköpfe - Fynn und Leo - treffen aufeinander.
Das wird in Zukunf bestimmt noch amüsant.
Ich bezweifle, dass einer der Beiden so schnell klein beigeben wird. ^.^

Bin ja mal gespannt was Leos Freunde und Familie (besonders sein Bruder, wenn er ihn sowieso schon immer ärgert etc.) dazu sagen werden, wenn sie mitbekommen, dass er in dieser Band spielt.
Mal schauen ob Leos Freunde sich dann weiterhin 'mit ihm abgeben', oder ob sie ihn dann auf seine Mitgliedschaft in der Band reduzieren.
Aber eigentlich schätze ich zumindest Flo und Xiu nicht so ein, dass sie das machen würden.

Zum Singen hat sich Leo ja nicht unbeding ein leichtes Lied ausgesucht.
Ich bin schon mal auf eine ernst gemeinte Meinung neugierig.
Dieses "es ist ganz in Ordnung" ist ja wohl eine Untertreibung, wenn man sich anschaut, wie die Reaktionen der Leute im nonverbalen Sinne sind.

Mich wundert es ein bisschen, dass Leo bisher noch nicht von dem (meiner Meinung nach) ein wenig übereifrigen Alex ein paar Songtexte in die Hand gedrückt bekommen hat.
(Das "übereifrig" ist, wie ich finde, ein Charakterzug, der Alex ausmacht - im sympatischen Sinne.)

Auf Emily bin ich schon mal gespannt.
Von den Erzählungen aus zweiter Hand, die bisher vorkamen, kommt sie mir als eher überheblich vor und genau das, als das z.B. Fynn Leo eigentlich einschätzt. (Verstehst du den Satz? ^^°)
Vor allem wenn sie, wie ich den Storyverlauf einschätze, ja demnächst eine Abfuhr erhalten wird.

Freu' mich schon auf den nächsten Teil...
Ganz liebe Grüße *Blick auf leeren Keksteller werf* ;-)
Von:  Superhelden-Brooke
2009-01-10T19:30:17+00:00 10.01.2009 20:30
Ich liebe dich!xD haha natürlich nur rein platonisch gesehen.
Ein zweites Kapitel, und dann wieder so lang,
mensch danke du bist toll*O*.

Fynn kommt genauso rüber wie ich es mir gedacht habe, mürrisch, und desinteressiertxD.
Aber ich denke er ist bestimmt auch einer der das aus Selbstschutz tut, weil zu Hause oder sonstwo etwas ist, das ihn stark belastet.

Ich finde ihn toll*______* er ist mein absoluter Lieblingscharakter, natürlich gleich gefolgt von Leo, der hat einen hammergeilen HumorxD.

Tja und jetzt ist Leo da in was reingerutscht wo er eigentlich nicht rein wollte, zumindest am Anfang.
Wie er das jetzt wohl mit seinem Freundeskreis regelt,
einfach austeigen kann er nicht, da hätte er Fynn gewinnen lassen,
weil er dann mit seiner Annahme das Leo die Band nur verarschen will,
Recht gehabt hätte.

Und Leo ist glaube ich ein sehr, sehr schlechter VerliererxD.
Garantiert kann Leo geil singen, er gestehts sich nur nicht ein,
weil er denkt das sowas wahrscheinlich 'peinlich' oder sonstwas istxD.

Ich könnte dir jetzt noch seitenlang über Fynn vorschwärmenxD,
aber du kennst ihn, immerhin ist er dein CharakterxD.

Ich hoffe es geht bald weiter, und wie gesagt du darfst ruhig weiter so lange Kapitel schreiben,
mich stört das überhaupt nichtxD.

Allerliebste Grüße, Brooke<3


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