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Autobahnlichter

One-Shots, LxLight/Raito
von

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Ehrlichkeit

Als du zum ersten Mal die Hauptermittlungszentrale betratst - damals war es eines meiner Hotelzimmer - habe ich dich gehasst.

Du warst mir schon in den Videoaufnahmen deiner Überwachung so unangenehm aufgefallen. Deine erzwungene Perfektion war so widerlich, selbst deinen Eltern und deiner kleinen Schwester - die, wie du anscheinend nicht wusstest, dich liebte und absolut vergötterte - spieltest du einen falschen Charakter vor.

Du warst von der ersten Sekunde an mein Hauptverdächtiger, du lebtest eine Lüge.

Ich sah es dir an.
 

Ich verehrte deinen Vater.

Natürlich zeigte ich das nie, aber er war ein Ausbund an Ehrlichkeit, Kompetenz und Reinheit. Er liebte dich so sehr.

Du spieltest ihm Liebe vor.

Ich hasste dich abgrundtief. Das hatte der Mann nicht verdient.
 

Doch ich brauchte deine Nähe, also ging ich in deine Universität, und ertrug deine fürchterlich nasale Stimme, deine arrogante Art, deine vorgegebene Überlegenheit und tat so, als ob ich dich mögen würde.

Ich hatte meine Gründe, ich wollte diesen Fall lösen.

Ich war schon immer etwas besseres als du.
 

Dann stießt du, wie schon gesagt, zum Ermittlungsteam.

Wie du angezogen warst, wie du liefst, alles so antrainiert, alles unnatürlich.

Ich fand dich so abstoßend, und es kam mir bei deinem Anblick hoch.

Du warst so sehr Kira wie ich zehn Finger besaß. Lächerlich, einfach lachhaft, wie du dachtest, du könntest mir etwas vorspielen, wie du dachtest, du wärst besser als ich.

Niemand war besser als ich.
 

Der zweite Kira kam ins Spiel und du warst außer dir, weil dieser ein Stümper war und deinen Namen völlig in den Dreck zog.

Du wärest mir dankbar gewesen für die Aufgabe, ein Kira-Video zu produzieren, wenn ich nicht L gewesen wäre.

Du stürztest dich voller Freude in deine Arbeit. Du lebtest schließlich für die Arbeit. Wie abstoßend - wir hatten etwas gemeinsam.

Oh, du solltest so schnell wie möglich aus meinem Leben verschwinden.

Am besten durch eine Exekution. Widerlicher Massenmörder.
 

Doch ich sagte dir, dass du mein erster Freund wirst, und mein Abscheu gegen dich erreichte einen Höhepunkt, als du sagtest, ich wäre auch einer für dich.

Du hattest keine Ahnung, was mir das bedeutet hätte, wenn du nicht gelogen hättest.

Keine Ahnung hattest du.

Hast du.
 

Dann sperrte ich dich auf deinen eigenen Wunsch ein - der Anfang von meinem Ende.

Denn als du mich nach dem siebten Tag batest, dich freizulassen, sah ich in deine Augen und verspürte Sympathie. Wer warst du?

Du lebtest keine Lüge mehr, du warst ehrlich zu mir.

Ich ließ dich in deiner Zelle.

Ich hatte Angst vor dir.
 

Irgendwann durfte ich dich nicht mehr weggesperrt lassen, der Druck von außen wurde zu hoch. Ich konnte nicht schlafen, musste dich immer überwachen, und du warst wie ausgewechselt.

So unschuldig, so ehrlich.

Ich hatte so eine Angst, dich an mich zu ketten. Aber ich sah keinen anderen Weg, dich endlich zu durchschauen, dich endlich zum Schafott zu führen.

Je früher du stürbest, desto besser.

Stirb, Kira, stirb.
 

Doch das war nicht mehr so einfach.

Deine Worte, dein aufrechter, selbstbewusster Gang, deine Gestik, deine Mimik... Alles war so ungespielt, natürlich, ehrlich.

Ich konnte meine Augen nicht mehr von dir wenden. Nie wieder.

Keine Lügen mehr, keine Intrigen.

Du mochtest mich sogar. Ehrlich. Ich merkte es dir an.

Du legtest mir deine Hand auf meine Schultern, ohne dass ich Angst haben musste, dass du mir an die Gurgel wolltest.
 

Und dann, nach ein paar Tagen, stolperte ich über unsere Kette, und flog hin. Ich tat mir ziemlich weh, und du musstest mir aufhelfen. Es sah wohl ziemlich lustig aus - du lachtest und hast mir grinsend aufgeholfen. Doch als du sahst, dass ich blutete, hast du dich um mich gekümmert, mich gestützt, mich beruhigend angelächelt, als ich mein Gesicht schmerzhaft verzog.

Du spieltest mir nichts vor. Du warst mein Freund.

Ich sah dein Lächeln und verlor mich darin.

Ich verliebte mich in dich.

Und du dich in mich.
 

Oh, und wie wir uns liebten. Mein Hass auf dein früheres Ich war verdrängt worden, ich wollte nicht mehr daran denken.

Tagsüber arbeiteten wir wie besessen, nachts waren wir ein Paar.

Entweder sprachen wir stundenlang über alle möglichen Themen.

Oder wir hielten uns einfach nur in den Armen.

Oder ich liebte dich und du liebtest mich, in absoluter Harmonie, entweder zärtlich und liebevoll oder stürmisch wie die zwei Kinder, die wir waren.

Monatelang war ich wirklich glücklich. Mit dir.

Und du warst auch glücklich, ich weiß es. Ich sah dir immer alles an.

Ich wusste, dass das irgendwann mal enden musste.

Aber ich war auch nur ein Mensch und ich hoffte, hoffte mit allem, das ich hatte, hoffte, dass unser Glück alles Leid überdauerte.

Doch wenn das Leid Kira hieß, hatten wir Menschen keine Chance, denn er hielt sich für einen Gott.

Du hast mich kaputt gemacht und dich selbst am meisten.
 

Wir nahmen diesen Pseudo-Kira hoch und wieder warst du so plötzlich wie ausgewechselt.

Ich saß neben dir, als es passierte, und konnte nichts dagegen tun.

Wieder wurden deine Worte alle zu Lügen, wieder wandelten sich alle meine Gefühle, die ich für dich hatte, in Hass. Puren Hass und Abscheu.

Und ich vermisste meine Liebe zu dir. Und deine Liebe zu mir.

Ich dachte, wir wären zusammen.

Doch ich war dir nicht wichtig genug, dein Wahn war dir wichtiger.
 

Unsere letzte Nacht ekelte mich an.

Ich liebte es die letzten paar Monate so sehr, meine Nächte mit dir zu verbringen.

Doch nun fühlte sich jede deiner Berührungen an wie Säure, weil sie Lügen waren.

Alles Lügen.

Du wolltest mich zum allerersten Mal dominieren. Lüge. Lüge Lüge Lüge.

Ich ließ dich gewähren, mir war es egal, diese Nacht war sowieso nur eine Qual für mich.

Du warst so schön. So wunderschön.

Du warst auch von innen her schön gewesen.

Doch jetzt, als du wieder auf deine Perfektion achtetest, hattest du sie verloren.
 

Ich starb.

Du hieltest mich in deinen Armen, wie du es so oft getan hast. Ich hasste dich.

Doch dann hast du mich angegrinst.

Mir dein wahres Wesen gezeigt. Du warst wieder ehrlich.

Und ich starb in dem Wissen, dass ich dich liebte. Über alles. Ich liebte dich.

Ich war glücklich.
 

Ich liebte es, wenn du ehrlich zu mir warst, egal, ob du Yagami Raito oder Kira warst.

Ich liebte dich, wenn du mir die Wahrheit sagtest oder zeigtest, als ehrliche Person warst du einfach perfekt.

Deine Lügen waren verabscheuungswürdig.

Aber du warst meine große Liebe, meine einzige Liebe.
 

Ich bin tot.

Ich sehe dich, wie du meinen leblosen Körper hälst und schreist und weinst.

Und mit Schreck stelle ich fest, dass ich dich mehr als jemals zuvor liebe.

Ich liebe dich in deinem unstillbaren Kummer.
 

Ehrlichkeit.

Ende.

__________
 

A/N: Kein Beta, I'm afraid. Hoffentlich sind nicht allzu viele Fehler drin.

Endlich mal wieder ein OS, heute hatte ich irgendwie keine Lust auf Searching for Passion ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  halfJack
2009-07-13T13:52:24+00:00 13.07.2009 15:52
Man kann eine Person auf unterschiedliche Weise charakterisieren. Auch die Menschen in der Realität handeln nicht nach einem bestimmten Schema, das ihrer Persönlichkeit entspricht. Man ändert seine Meinungen, man lässt sich dazu hinreißen, Dinge zu tun, die man später bereut, die man im Augenblick des Geschehens bereits nicht tun möchte, ohne dass man sich dagegen wehren kann. Mir hat mal jemand gesagt, Menschen wären manchmal wie aus Holz. Darin steckt viel Wahrheit, weil wir zwar keine Maschinen sind, aber manchmal einfach "hölzern" erscheinen, nicht geschmeidig und geschminkt, sondern mit Ecken und Kanten. Ab und zu kann man sich einen Splitter bei uns holen. Und oft ist unser Denken und das, was wir tun, ein zwiespältiger Ausdruck unserer eigenen Person hinter der Maske.
Aus diesem Grund denke ich, dass auch Gefühle wie Hass und Liebe nicht so einfach zu definieren sind. Auch L wird trotz seiner Emotionslosigkeit diese Gefühle ganz genau kennen. Beide können blind machen und beide liegen sehr nah beieinander. Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe, weil diese beiden Gefühle meines Erachtens nur ein schmaler Grad trennt.
Ich finde es gut, dass du in diesem One-Shot mal so unverblümt negative Gedanken bei L gegenüber Light dargestellt hast. Denn diese Unehrlichkeit und die komplette Show um Light kann einem manchmal wirklich den letzten Nerv rauben. Zu Perfekt. Das ist es, was man mit Light stets verbindet. Aber so perfekt ist er gar nicht, ganz im Gegenteil, er will es nur gern sein und verliert gerade dadurch die Perfektion.
Später hast du geschrieben, dass Light mit seinen Erinnerungen und der Maske, die er wieder erhielt, auch seine Perfektion verlor. Diese Beschreibung gefiel mir sehr, weil Light durch seine Natürlichkeit schön wirkte. Doch als er wieder zu Kira wurde und alles an ihm falsch war, konnte er auch für L nicht mehr perfekt sein. An dieser Stelle fiel mir die kurze DN-Geschichte von Argendriel ein: "Memento te hominem esse". Dort wurde gesagt, dass Wahnsinn das Gegenteil von Perfektion ist und Light aufgrund dessen niemals perfekt sein könnte. Das ist ebenso wie in deinem One-Shot ein schwieriger Vergleich, der einige Überlegungen fordert. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen mag ich solche Umschreibungen sehr.
Was ich aber durchaus annehmen würde, dass es weniger gespielt und auf echten Gefühlen basierend war, das ist für mich die Bindung zwischen Light und seiner Familie. Auch wenn Light ähnlich wie sein Vater Gerechtigkeit als sehr wichtig erachtet und seinem Ideal folgend seine Familie dafür opfert, wird er sie dennoch sehr lieben. Er stürzt sie ins Verderben, keine Frage. Aber betrachtet er sie vollständig nur mit Kalkül? Ich sehe Light eher als Familienmenschen. Auch das ist natürlich Auslegungssache, noch dazu sagt Ls Denken in deiner Geschichte ja nichts darüber aus, wie es in Wirklichkeit ist, sondern nur wie L es sieht.
Dass L große Achtung und sogar Verehrung für Soichiro empfindet, das kann ich mir sehr gut vorstellen. So habe ich es mir auch stets ausgemalt, weil Soichiro trotz allem am ehrlichsten ist und am ehesten der Gerechtigkeit folgt.
Kritisch muss ich anmerken, dass ich nicht denke, dass L so einfach Lights komplettes Verhalten durchschaut hat und genau merken konnte, wann Light seine Erinnerungen verloren hatte und wann er wieder zu Kira wurde. Das kann man zwar auslegen, wie man will, aber da bin ich doch skeptisch.
Mir gefiel in diesem One-Shot die Darstellung Ls. Dass er sich beispielsweise eindeutig als etwas Besseres sieht, sich letztendlich also über Light stellt, weil dieser für ihn nur ein Ausbund an Verlogenheit ist. Wenn L lügt oder irgendwelche zwielichtigen Mittel verwendet, dann macht er wenigstens keinen Hehl daraus. Er sagt, wie es ist und versucht sich nicht dadurch Freunde zu machen. Es ist ihm reichlich egal, was andere Leute von ihm denken. Ganz anders bei Light. Für ihn ist seine positive Wirkung in der Öffentlichkeit, wie mir scheint, das Wichtigste. Aber das verbindet Light und L auch, da sie sich beide selbst als etwas Besseres sehen.
Dann wiederum hast du neben dem Abscheu, den L für Light empfindet, auch seine anderen Emotionen dargestellt, die nur unterschwellig zur Geltung kommen, weil sich L manches wahrscheinlich selbst nicht eingestehen kann und will. Als er Light noch mehr dafür hasst, weil dieser angeblich seine Freundschaft erwidern will, da denkt L daran, was ihm diese Aussage von Light bedeuten würde, wenn jener nicht lügen würde. Allein das verweist schon darauf, dass es irgendwo nicht nur Hass sein kann, was L da empfindet. Das belegt wiederum gut, wie wichtig Ehrlichkeit sein kann, nicht nur für L, sondern für jeden Menschen.
Darum gefiel mir auch die Szene sehr, in der L schließlich stirbt und das ehrliche, wenn auch wahnsinnige Lächeln von Light sieht. Das zeigt meines Erachtens, dass L auch Kira auf irgendeine abstruse Weise liebt, dass er dieses Versteckspiel und die Unehrlichkeit zwischen ihnen nur nicht erträgt. Das ist etwas, das ich auch immer so gesehen habe. Dadurch kann ich mir selbst sehr gut die Verzweiflung vorstellen, die L empfinden muss, wenn er von Light als Kira nur ein einziges ehrliches Wort hören möchte, wenn er aus dessen Mund ein einfaches "Ja" auf die Frage erhalten möchte, ob Light Kira ist. Selbst wenn sie es beide schon wissen.
Von: abgemeldet
2009-03-11T14:44:22+00:00 11.03.2009 15:44
uiuiuiui, sorry das ich dir erst jetzt ein kommi hinterlasse! ging nicht eher *sich schämen geh*

*fertig geschämt*

ich finde es sehr interessant und super, dass du aus L's sichtweise diese veränderungen in light, die er wahrscheinlich noch nicht einmal selber gemerkt hatte, geschrieben hast. und das mit den nächten, da kann man selber hinein interpretieren, wie es warum dazu gekommen ist.

toll gemacht. ich habe immer wieder freude daran, deine geschichten zu lesen ^^

byechen ;o)
Von:  Melody-chan
2009-03-10T18:48:05+00:00 10.03.2009 19:48
ohhhhh!
das ist toll! okay, viel zu traurig, aber einfach genial *_*
ich bin total begeistert :D
ich find ja den "ehrlichen" raito total kawaii~ (ah, im manga seine auu~gen XD), aber der "unehrliche raito" hat doch auch was xD so schön böse. öhem ^^
raito hast du total supi dargestellt ^^ (auch wenn aus Ls sicht XD)
dass er lügt, freundlichkeit und liebe vorheuchelt und das sogar vor seiner familie. nd dass L genau merkt, wann er "raito" und wann er "kira" ist. hach. na wenigstens war er zum schluss noch mal ehrlich...aber hätt er da nicht ehrlich traurig sein können? mööp xD
egal, hat mia jedenfalls rüüüüchtig gut gefallen :D

LG
MikoKagome ^.^
Von: abgemeldet
2009-03-09T08:29:45+00:00 09.03.2009 09:29
*snuff*
das war schöööön Q___Q
mach mehr solcher OS *__* nun muss ich es mir aber gleich noch mal durchlesen >.< du kannst echt toll schreiben.
*bewunder*
Von:  Tomoaki-chan
2009-03-08T21:19:01+00:00 08.03.2009 22:19
Q________Q

*seufz*Das war wieder mal traumhaft schön und vor allem traurig... Ich könnt echt wieder heulen,aber das ist bei deinen tollen OSs ja nichts neues mehr ;)
Ich hasse Tsugumi Ohba und Takeshi Obata dafür, dass L und Raito niemals glücklich werden konnten >_____<
Dafür ist es aber umso schöner deine kleinen Beiträge zum Leid und der Liebe der beiden zu lesen!


ggggggggggggggggggggglG Yami =^.^=

P.S.: War ein paar Tage nicht mehr on und lese gleich mal deine FF weiter! (*schon drei Kapitel hinterher hinkt*)
Von:  Motschegiebchen
2009-03-08T17:33:49+00:00 08.03.2009 18:33
Aah, wieder eher einer nach meinem Geschmack. ;D
Aaalso, ich muss sagen: Der Anfang ist gut, gefällt mir.

Ab der Stelle, wo Raito dann vergisst, dass er Kira ist, wirds dann aber weniger authentisch.
Ich meine, soo genau kann L gar nicht feststellen, wann Light lügt. Zumal L es ja, nachdem Raito das DN wieder berührt auch keinen Unterschied bemerkt.

Ansonsten hat es mir aber gefallen. ^__^

Hajino
Von: abgemeldet
2009-03-08T16:49:16+00:00 08.03.2009 17:49
I'm speechless...
Cant..say..anything..
*versucht die Tränen zurückzuhalten*
Q____Q
Von:  Taylor
2009-03-08T16:44:43+00:00 08.03.2009 17:44
hm.....
interessant.
nur kommen da in mir wieder so frgen auf wie z.b. wie e dazu kam das sie ihre nächte miteinander verbrachten etc.
auch wenns nur ein kleiner OS is/war hab ich da schon wieder den drang die hintergründe zu efahrneXD
schlimm is das~
by the way,nice ;)
ma bekommt so richtig mitleid mit de armen L


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