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Eine Zeitreise mit (extremen) Komplikationen

von

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Erste Komplikationen

So hatte alles angefangen und ich trat meine erste und vermutlich auch letzte Zeitreise an. Die gute Nachricht war, ich hatte es heil überstanden und befand mich im mittelalterlichen Japan. Die schlechte Nachricht war, dass die Zeitmaschine zu sehr belastet wurde und ich, wenn kein Wunder geschehen würde, für den Rest meines Lebens hier in der Vergangenheit festsitzen würde.
 

„Du verdammtes Scheißteil, musst du denn ausgerechnet jetzt den Geist aufgeben?!“, fluchte ich und warf erneut einen Stein gegen die Außenhülle der Zeitmaschine, welche bereits mehrere Dellen aufwies, um mich abzureagieren. Da es hier eh niemanden gab, der sie hätte reparieren können, war es egal war ich mit ihr machen würde. Nachdem mir die Steine ausgegangen waren, begann ich mir ernsthafte Sorgen zu machen, wie ich den Tag in dieser fremden Welt überstehen sollte. Selbst hier machte sich meine geschichtliche Unwissenheit bemerkbar, denn ich blöde Kuh hatte mir ausgerechnet die Sengoku-Ära ausgesucht. Eine Epoche in der Kriege und Überfälle durch Banditen und Ronin an der Tagesordnung standen. „Ich bin erledigt.“, jammerte ich und beschloss so schnell wie möglich ein Dorf oder eine Stadt aufzusuchen, zur zu blöd, dass ich absolut keine Ahnung hatte wo genau ich mich befand. Ich konnte sonst wo sein. Also ging ich einfach auf gut Glück los. Irgendwann würde ich schon seine Stadt finden, oder ich würde von Banditen entführt werden und… Ich schüttelte mich. „Darüber will ich lieber nicht nachdenken.“, dachte ich.

Ich entfernte mich von der Zeitmaschine und kam zu einer Straße, der ich folgte. Ich vertrat die Meinung, dass jede Straße irgendwohin führte, also auch zu einer Stadt.
 

Erst als ich bereits seit einer Stunde unterwegs war bemerkte ich, dass ich meinen Rucksack, sprich, Geld, Handy, Proviant, MP3-Player und alles andere was ich sonst noch eingepackt hatte, in der Zeitmaschine liegen gelassen hatte. Ich bekam fast eine Nervenkrise, denn als ich in meine Jackentasche fasste, um nachzusehen was ich dort drinnen hatte, entdeckte ich meine missratene Geschichtsklausur. Ich hatte sie aus Wut zusammengeknüllt und wollte sie eigentlich auf dem Nachhauseweg entsorgen, doch die Tatsache, dass ich sie immer noch bei mir trug, brachte das Fass zum Überlaufen. „Du blödes, behindertes Mistding! Selbst jetzt schaffst du es noch mich an den Rand des Wahnsinns zu treiben! Na warte dir werde ich es zeigen!!!“, brüllte ich so laut, dass man mich garantiert meilenweit hören konnte. Dies interessierte mich allerdings herzlich wenig, momentan hatte ich andere Sorgen und zum anderen wollte ich dieses Blatt Papier ein für alle mal loswerden, ich hatte auch schon eine Idee wie. Ich hob einen faustgroßen Stein, der am Wegrand lag auf und wickelte diesen in das Papier ein. Danach holte ich aus und warf ihn mit aller Kraft in den Wald hinein. Ich hörte wie der Stein gegen etwas gegen schlug und ging davon aus, dass ich etwas weiter hinten einen Baum getroffen hatte.

Erleichtert darüber endlich die verhasste Arbeit losgeworden zu sein, setzte ich meinen Weg ins Ungewisse fort. Als es langsam dämmerte und noch immer keine Stadt, noch nicht mal ein kleines Dorf in Sicht kam, musste ich mich wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden im Freien zu übernachten. Nur zu dumm, dass ich erstens, kein Zelt oder wenigstens eine Decke dabei hatte, zweitens, ich nichts zum Feuer machen hatte, drittens, ich nicht wusste was oder wer sich hier nachts herumtrieb, viertens, ich wahrscheinlich eh kein Auge zu kriegen würde und fünftens ich keine Lust hatte, sollte es regnen, nass zu werden. Aus diesen fünf simplen Gründen rang ich mich dazu durch weiterzugehen, etwas anderes, wie hier zu übernachten kam für mich nicht infrage. Es gab aber auch noch eine Alternative. Ich könnte den Weg zurück zur Zeitmaschine gehen und meine Sachen holen. Sollte ich dies jedoch tun, wäre ich ziemlich bescheuert, da ich den ganzen Weg umsonst gegangen wäre. Mein Handy würde mir hier ohne Telefonnetz nichts nützen und allerhöchstens als Radio, Uhr oder Wecker taugen. Mit meinem Geld würde ich es vielleicht gerade mal schaffen, dass mich die Leute blöd angucken und mein MP3-Player war hier auch absolut nutzlos, wenn erst einmal die Batterie alle war. Also setzte ich meinen Weg fort, in der Hoffnung, a) nicht überfallen zu werden und b) schleunigst ein Dort zu finden. Ich würde mich auch schon zufrieden geben, wenn ich jemanden traf, der ich nach dem Weg fragen könnte.
 

Mittlerweile war es dunkel geworden. Nur der Vollmond am Himmel erhellte die Nacht. Ich begann langsam zu glauben, dass das nächste Dorf noch sehr weit entfernt war. Plötzlich stieg mir ein merkwürdiger Geruch in die Nase. Der Wind schien ihn von weit her zu tragen, denn es roch nach verbranntem Holz. Irgendwo musste es brennen und ich hoffte, dass es nicht das Dorf war, zu dem ich wollte. „Ach das kann nicht sein. Soviel Pech hab noch nicht mal ich. Dafür wird es sicher eine anderen Grund geben. Vielleicht grillen die ja nur… wobei gab es in dieser Zeit schon einen Grill? Ein Lagerfeuer stinkt auch so. Hm, mal sehen.“, grübelte ich und ging weiter in die Richtung aus der der Geruch kam.

Einige Meter weiter kamen mir lauter hysterisch um Hilfe schreiende Menschen entgegen gelaufen. Sie waren auf der Flucht, nur vor was oder wem? „Äh Leute? Hey Leute kann mir mal einer sagen was passiert ist?!“, rief ich und packte einen älteren Mann, Mitte 40 mit kurzen grauen Haaren, der nach seinem Äußeren zu urteilen ein Bauer war, am Arm, um endlich mal eine Antwort zu bekommen. Entsetzt starrte er mich an und stotterte etwas von einem Überfall und das wir alle sterben würden. Dann riss er sich los und folgte den anderen. „Hey was machst du noch hier? Du musst fliehen, sonst töten sie dich!“, sagte eine alte Frau zu mir und ergriff meinen Arm. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen zerrte sie mich hinter sich her. „Vor wem wurdet ihr angegriffen?“, wollte ich wissen. „Banditen. Sie treiben sich schon seit längerem in dieser Gegend herum. Die Ronin plündern und brandschatzen schon seit einigen Wochen und heute Nacht hatten sie es auf unser Dorf abgesehen.“, erklärte sie während wir weiter liefen. Meines Wissens nach waren Ronin Samurai die ihren Herren verloren oder verraten hatten. Im Klartext: man sollte ihnen besser aus dem Weg gehen. „Wo wollen wir überhaupt hin?“, fragte ich weiter. „Irgendwo hin nur weg von hier. Die Ronin werden uns bald eingeholt haben. Sie sind gnadenlos und haben noch nie jemanden entkommen lassen. Wenn sie uns kriegen sind wir verloren.“ „Na großartig. Ich hätte mir besser eine andere Epoche aussuchen sollen. Na ja das kann ich jetzt nicht mehr, da die Zeitmaschine Schrott ist.“, dachte ich. „Was machst du eigentlich ganz alleine, mitten in der Nacht hier im Nirgendwo?“, wechselte sie das Thema. Gute Frage, nächste Frage. Sollte ich ihr sagen, dass ich aus einer anderen Zeit kam und ich nur hier war, weil meine Zeitmaschine ein Fall für die Schrottpresse war, würde sie mich sicher bekloppt halten, also beschloss ich ihr nur die Halbe Wahrheit zu sagen. „Ich komme von weit her und war auf dem Weg zu eurem Dorf. Na ja aber jetzt muss ich mich wohl nach einem anderen umsehen, da die Ronin euers ja leider abgefackelt haben.“
 

Plötzlich hörte ich Pferde wiehern und wie sie mit donnernden Hufen immer näher kamen. Hektisch sahen einige nach hinten und ich konnte die Furcht in ihren Augen sehen. Unaufhaltsam kamen sie näher und mir war klar, dass es vorbei war. Keiner von uns würde ihren Angriff überleben. „Es ist vorbei!“, schoss es mir durch den Kopf. Die alte Frau neben mir stolperte über einen Stein und fiel auf den Boden. Ich blieb sofort stehen um ihr hoch zu helfen. „Nein mein Kind lauf du musst dich in Sicherheit bringen.“, sagte sie und versucht aufzustehen. „Aber ich kann Sie doch hier nicht einfach zurücklassen, sie werden sonst sterben.“ „Nein lauf und nimm das mit.“ Sie reichte mir einen rot schimmernden Stein und sagte mir, ich solle gut auf ihn Acht geben. Als ich sie fragen wollte, was es mit diesem Stein auf sich hatte verstummte sie. Einen Pfeil hatte sie in den Rücken getroffen und sofort getötet.

Wie gelähmt stand ich da und sah auf den leblosen Körper der alten Frau. Diese Ronin waren grausam. Sie schreckten nicht mal davor zurück eine alte Frau zu töten, diese Monster. Plötzlich feuerten sie einen weiteren Pfeilhagel auf uns ab, die mit tödlicher Präzision ihre Ziele trafen. Ich musste von hier weg. Da schweifte mein Blick zu einem angrenzenden Wald. „Das ist meine einzige Chance zu überleben.“ Schnell rannte ich los und hoffte meinen Feinden im Wald zu entkommen. Äste und Blätter schlugen mir ins Gesicht, als ich mir einen Weg durch das dichte Unterholz bahnte. Da der Wald sehr dich bewachsen war, würden sie es nicht schaffen mich hier zu Pferd zu verfolgen. Dadurch waren sie langsamer unterwegs und die Sache sah schon wieder etwas besser für mich aus. Als ich die Straße nicht mehr sehen konnte blieb ich stehen um wieder zu Atem zu kommen.



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