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Schlagende Herzen

werden nie vergessen
von

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1. Runde - Diplomatischer Rückzug

„Na komm schon! Steh auf! Schlag zu! Willst du das etwa so auf dir sitzen lassen? Willst du, dass alle glauben, du seiest eine schwule Memme?“ Hastiger Atem ging durch den Raum, die Spannung vibrierte in der Luft. „Verdammt, Uruha, beweg deinen Arsch und zeig mir, dass du dich wehren kannst!“
 

Uruha hob den Kopf und bedachte Aoi mit einem müden Blick. Die sonst so vollen Lippen, die so liebevoll grinsen konnten, waren zu zwei blutleeren Strichen verzogen. Der Blick sank erneut zu Boden, die Fingerspitzen zupften an den Saiten der schwarzen Gitarre.
 

„Uruha, wenn du nicht sofort aufstehst, werde ich deine Hellion zerschlagen – vielleicht zeigst du dann endlich, dass du ein Mann bist!“
 

Reita, der inzwischen seit einigen Minuten dem Streit ihrer beiden Gitarristen zugesehen hatte, biss die Kiefer aufeinander, um nicht einzugreifen.
 

„Ich wüsste nicht, wozu ich dir beweisen sollte, dass ich ein Mann bin.“ Das erste Mal seit drei Minuten sagte Uruha wieder etwas und stellte die Hellion an die Seite, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme, um den Kopf erneut zu heben und Aoi aus emotionslosen Augen zu betrachten.
 

„Du solltest es dir vielleicht selbst beweisen!“, brauste Aoi erneut auf. „Du könntest dich beim Management durchsetzen, dass du dieses Image loswirst! Dass du ständig so feminine Sachen trägst, hilft dir nicht dabei, männlicher zu wirken!“
 

„Das hat dich doch früher nicht gestört, warum also jetzt?“, erkundigte sich der Leadgitarrist ruhig.
 

Aoi knurrte nur. Reita schüttelte den Kopf. Zum Glück waren Ruki und Kai nicht da, das gäbe ein noch größeres Chaos in diesem relativ kleinen Bandraum. Da war es schon schlimm genug, wenn die Gitarristen aufeinander losgingen. Obwohl man hierbei nicht wirklich von einem Duell sprechen konnte, da Uruha sich weder wehrte noch angriff.
 

„Wie kommst du eigentlich darauf, mich jetzt so anzublaffen? Die Tour ist gut verlaufen, sehr gut sogar. Und jetzt, ganz plötzlich willst du dich mit mir prügeln, weil ich dir zu feminin bin? Wir arbeiten schon immer so. Warum hackst du jetzt darauf herum?“
 

„Es regt mich einfach auf!“, gab der Ältere schnaubend zu. „Wenn wir auf der Straße unterwegs sind, sogar wenn du nicht geschminkt bist, hält man uns für ein Paar – und nicht für ein schwules!“
 

„Und das regt dich auf, weil ich ein Mann bin und nicht so aussehe?“ Sichtlich verwirrt zog Uruha die Augenbrauen zusammen. „Wäre es dir lieber, ich sehe aus wie ein Mann und man hält dich für die Frau?“ Keine Antwort erwartend stand er auf und packte seine Gitarre ein, um sich die Tasche dann auf die Schulter zu hieven.
 

Im selben Moment kamen Ruki und Kai zur Tür herein. „Sind die Proben vorbei? Kai, hast du Uruha freigegeben?“
 

„Ruft mich an, wenn Aoi begriffen hat, dass unser Geschäft nun mal so läuft, wie es läuft.“ Der Bandgrößte nickte nur Reita zu und verließ stapfend den Raum. Die sonst so feinen Gesichtszüge wirkten hart und geradezu – männlich ... Die Tür fiel zu.
 

„Was ... war das denn eben?“, wollte Kai wissen und sah zu Reita, der nur den Blick abwandte, und dann zu Aoi, der die Fäuste ballend immer noch vor der Couch stand, auf der Uruha eben gesessen hatte.
 

„Aoi scheint seine Tage zu haben.“ Reita verzog keine Miene. „Er kam rein und ging auf Uruha los, als wollte er sich ernsthaft mit ihm prügeln ...“
 

Bandleader-sama wurde sofort hellhörig. „Wieso? Was ist denn los, Aoi? Hat Uruha dir etwas getan?“
 

„Nein“, kam die geknurrte Antwort.
 

„Warum willst du dich dann mit ihm prügeln?“
 

Doch der Schwarzhaarige drehte nur den Kopf weg und knirschte mit den Zähnen.
 

„Aoi!“
 

„Es ist nichts. Ich dachte nur, ich müsste ihn mal herausfordern. Niemand steckt so viel ein wie Uruha und deswegen ... er sollte einfach mal Druck ablassen.“
 

Ein Schlag auf die Becken ließ alle zusammenzucken und zu Reita blicken, der noch immer dort stand, einen erneuten Schlag andeutete. „Du solltest wissen, dass er alles auslebt, wenn er auf der Bühne steht und Gitarre spielt. Uruha muss sich nicht schlagen und nicht wild diskutieren. Dafür hat er zu viel Spaß beim Gitarre spielen.“
 

Und in diesem Moment keimte etwas wie Zorn in Aois Augen auf. Er fühlte etwas, dass er noch nie für den Bassisten der Band empfunden hatte: Eifersucht. Es schmeckte ihm nicht. „Du spielst dich auf, als würdest du ihn so gut kennen wie keiner von uns ...“ Eine Drohung lag in seiner Stimme, die Reita nicht verborgen blieb.
 

„Komm wieder runter, Mann ...“ Ein weiterer Hieb auf die Becken folgte und der Bassist biss sich auf die Unterlippe. „Wenn du nicht damit aufhörst, wird das diese Woche nichts mehr mit den Proben. Denn ich gehe jetzt auch.“
 

„Seit wann ziehst du genau wie Uruha den Schwanz ein? Du läufst doch sonst nicht weg!“ Der Blonde zog an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. „Verdammt, ich rede mit dir, Reita! Wage es nicht, mich zu ignorieren!“ Er wollte ihm schon nachlaufen, doch Kai versperrte ihm den Weg. Reita blieb in der Tür stehen, einen kurzen Blick mit Ruki austauschend.
 

„Ich schlage vor, dass du jetzt einen diplomatischen Rückzieher machst“, erklärte Kai ruhig. „Kühl dich ab und dann kannst du einem von uns erklären, was mit dir los ist. Und was für ein Problem du jetzt mit Uruha hast ...“
 

Der Kleinste in der Band presste die Lippen aufeinander, weil ihm eine unausgesprochene Frage auf der Zunge lag, deren Antwort er jedoch längst kannte. Der größere Blonde nickte und setzte erneut zum Gehen an, doch Aois heiseres Flüstern hielt ihn auf:
 

„Was ist es, Reita ... Was ist es, das dich mit Uruha verbindet? Warum komme ich nicht so an ihn heran?“
 

Ein Seufzen kam als Antwort. Seine Lider zitterten, selbst als er die Augen schloss. „Ich kenne ihn länger als ihr alle. Vielleicht solltest du ihn fragen – ihm Prügel anzudrohen ist nicht der richtige Weg. Macht’s gut.“ Und wieder klappte die Tür.
 

„Was ist das denn heute?“, murmelte Kai leicht angesäuert. „Gut, wir machen Schluss. Wir sehen uns morgen in neuer Frische.“ Er schnappte sich seinerseits seine Tasche und wünschte Sänger und Rhythmusgitarristen einen schönen Feierabend.
 

Zurück blieben nur Ruki und Aoi. Schon seit einiger Zeit bestand ein Keil zwischen ihnen und auch im Moment wirkte er so unüberbrückbar wie der Nil für ein kleines Kind – ohne die Gefahr von einem Krokodil gebissen zu werden.
 

Überraschenderweise war Ruki es, der zuerst sprach. „Du ...“ Und auch derjenige, der zuerst wieder schwieg.
 

„Ich weiß nicht, was los ist, Ruki ...“ Stöhnend ließ Aoi sich in die Polster fallen. „In den letzten Wochen bin ich einfach so ... aggressiv – ich kann mich selbst nicht ausstehen.“
 

„Hat das überhaupt etwas mit Uruha zu tun?“
 

Einen Moment wusste Aoi nicht, ob er wahrheitsgemäß antworten sollte. Dann nickte er.
 

„Bist du sauer auf ihn?“
 

„Nein – Ja ... Ich weiß es nicht ... Eigentlich habe ich keinen Grund dazu.“
 

Der Kleinere ging zu ihm und setzte sich neben ihn auf die Couch. Den Kopf in den Nacken legend starrte er an die Decke und seufzte. „Das ... das zwischen Reita und Uruha ist sehr speziell“, fing er dann an.
 

Der Gitarrist sah ihn von der Seite her misstrauisch an. „Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass die beiden zusammen sind oder so etwas in der Art?“
 

„Nein.“ Ein leichtes Lächeln huschte über Rukis Lippen. „Sie kennen sich nur schon sehr lange und Reita weiß wahrscheinlich Dinge über Uruha, die niemand von uns auch nur ahnen würde ... das macht ihre Beziehung so speziell ... Reita weiß, wie er tickt, und Uruha vertraut ihm, dass er es nicht verraten würde.“
 

„Wieso weißt du das eigentlich?“
 

Ruki grinste wieder. „Es gibt nun mal Dinge, die Reita mir gegenüber nicht verbergen kann.“ Tastend fuhr er über seine Hosentaschen und angelte nach einer Zigarettenschachtel. „Wollen wir ...?“
 

„Wolltest du nicht nach der Tour wieder mit dem Rauchen aufhören?“
 

„Tue ich doch. Ich rauche schon viel weniger ...“ Langsam erhob er sich. „Kai hat es außerdem nicht gern, wenn sich jemand zu lange unbeaufsichtigt in der Nähe seiner Drums aufhält. Als ob wir sie kaputt machen würden ... austoben darf nur er sich darauf.“
 

So wie ihr Sänger das sagte, hatte es fast etwas Schmutziges an sich. Aber egal. Aoi erhob sich ebenfalls und sie verließen den Bandraum, um ihn abschließen zu können.
 

Draußen, im Hinterhof der PS-Company, stellten sie sich an den kleinen Raucherplatz mit Ascheimer. Ruki verschränkte nebenbei die Arme und pustete immer wieder den blauen Dunst in die Luft. „Es gab eine Zeit, da ... war Reita nicht Zuhause“, fing er unvermittelt an.
 

„Hm?“ Aoi konnte nicht begreifen, was der Jüngere ihm damit sagen wollte.
 

„Er war von Zuhause weggelaufen. Eine Zeit, in der wir euch noch nicht kannten. Reita hatte keine Lust, bei uns zu versauern, und er hatte davon gehört, dass woanders mehr los sei.“ Ruki grinste schelmisch. „Schon damals war er recht burschikos und draufgängerisch. Seine Zeit in Yokohama war jedoch ein echter Neuanfang gewesen.“
 

„Yokohama? Er war bei Uruha?“
 

„In Yokohama war viel los, was den Underground anging. Er wollte etwas erleben. Er war siebzehn. Ich habe ihn einen oder zwei Monate nicht gesehen, bis er wieder aufgetaucht ist. Danach blieb er mit Uruha in Kontakt, bis wir uns wieder sahen. Sie lernten sich eben nicht im Fußballclub kennen. Das ist das, was ich weiß.“
 

„Das ist das Geheimnis?“, fragte Aoi ungläubig.
 

„Nein. Aber es war der Anfang ihrer Freundschaft. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist oder ob sie etwas miteinander hatten oder sonst irgendwas ... aber es hat sie zusammen geschweißt.“ Ruki sah kurz in den Himmel und schloss dann die Augen.
 

„Warst du eifersüchtig?“, fragte der Ältere im vorsichtigen Ton.
 

„Nur ein wenig. Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand, den ich gar nicht kenne, meinen besten Freund wegnimmt. Was unsinnig war, sieh sie dir an ... und dann bedenke, was Reita und ich sind ...“
 

„Ihr seid das seltsamste Pärchen, das ich je gesehen habe, ohne dass ihr zusammen seid.“ Aoi lachte, als er Rukis irritierten Blick sah. „Komm schon, man sieht so oft, wie ihr euch umarmt oder Händchen haltet – und jeder von uns weiß, dass ihr nicht zusammen seid und keiner von euch was vom anderen will.“
 

„Das stimmt.“ Ruki stimmte mit ins Lachen ein. „Wär ja auch schlimm ...!“
 

Aoi zuckte zusammen. „Du willst doch nichts von ihm, oder ...?“
 

„Von Reita?“ Der Kleine lachte erneut auf. „Auf keinen Fall! Er hat keine Möpse, wenn ich dich erinnern darf!“
 

„Ruki!“, stieß Aoi gespielt empört aus und grinste diabolisch. Sie lachten gemeinsam so lang, dass sie sich fast am Rauch verschluckt hätten.
 

„Und wie ist es bei dir?“
 

„Wie ist was bei mir?“
 

„Na, wie ist das bei dir? Willst du was von Uruha?“
 

Bang! Da war der Moment wieder, in dem Aoi sagte: Stopp, das geht zu weit, Ruki, das geht dich nichts an! Doch irgendwie kam das nicht über seine Lippen ... „Ich weiß es nicht“, gab er leise zu und drückte die Zigarette auf dem Gitter aus. „Wenn ich es nur wüsste ...“
 

Der Jüngere sah den Bandältesten ausdruckslos an, dann lächelte er warm und klopfte ihm auf die Schulter. „Wenn es dich so unheimlich wurmt, dass da was zwischen Reita und ihm ist, was du nicht verstehst, musst du mindestens einen der beiden fragen ...“
 

„Und da Reita nichts verraten wird“, Aoi seufzte schwer, „muss ich Uruha fragen.“
 

Ruki nickte nur.
 

~~~
 

Es vergingen etwa sieben Stunden, bis Aoi sich aufraffen konnte, um Uruha auf dem Handy anzurufen. Natürlich wollte er ihn nicht am Telefon ausquetschen, aber bei ihm anfragen, ob er noch Zeit und Lust hätte, sich mit ihm zu treffen und zu reden.
 

Es war dreiviertel neun, als er endlich dieses putzige, kleine Gerät in der Hand hatte. „The person you’ve called is temporary not available …”
 

Aoi legte auf. Uruha hatte das Handy aus. Wieso? Wusste er womöglich, dass er bald angeschissen gekommen wäre, und wollte dies abwenden? Oder er wollte einfach nicht gestört werden? War Reita bei ihm?
 

Die Frage setzte ihm einen Stich. Sofort wählte er jedoch Rukis Nummer. Der wüsste garantiert, ob Reita schon zu Hause war, schließlich wohnten sie nebeneinander. „Ruki?“
 

„Hey Aoi ... Bist du schon im Himmel angekommen?“
 

„Wie meinst du das?“
 

Er hörte Ruki kichern und sich auf der Couch wälzen. „War nurn Spruch. Was ist denn?“
 

„Ist Reita schon zu Hause? Ich kann Uruha nicht erreichen, vielleicht sind sie ja noch zusammen unterwegs ...“
 

„Reita ist noch nicht da, aber er hat sich vorhin gemeldet, damit ich mir keine Sorgen mache ...“
 

„Wie lieb von ihm ...“
 

„Ja, nicht wahr? Sie wollten noch ins Fitness-Center am Ueno-Park, um runterzukommen.“
 

„Fitness-Center? Uruha im Fitness-Center? Was will er denn da?” Aoi schüttelte irritiert den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass ausgerechnet ihre kleine Banddiva zum Abkämpfen ins Studio ging. „Hocken sie etwa in der Sauna, oder was?“
 

„Was weiß ich? Sicherlich sind so noch da. Du könntest Uruha doch abholen. Viel Spaß dabei.“
 

„Willst du mir keinen Tipp geben?“
 

„Nein. Du packst das, ich vertrau dir da schon.“
 

Wenn ich mir mal so vertrauen würde ... „Wie du meinst. Wir sehen uns morgen bei den Proben.“
 

„Ja, hab bis dahin ein bisschen bessere Laune. Sonst wirft Kai wahrscheinlich mit Drumsticks nach dir.“ Ruki lachte. „Bis dann!“
 

„Ja, bis dann.“ Der Sänger hatte schon aufgelegt. Aoi seufzte. Das würde mit Sicherheit nicht lustig werden ...
 

~~~
 

Eine halbe Stunde später kam er am Ueno-Park an, um dort nach diesem Fitness-Center zu suchen, wo sich Reita und Uruha aufhalten sollten. Was würde ihn erwarten? Innerlich rechnete er schon mit dem Schlimmsten: Uruha und Reita, inniglich vereint, sich windend, stöhnend – und aufschreiend, wenn sie ihn erblickten.
 

Er hatte es schon alles ganz genau vor Augen und er hätte sich beinahe übergeben. Der Gedanke, auf den irritierender Weise Ruki ihn gebracht hatte, gefiel ihm nicht. Dass er eifersüchtig war, weil ihr Bassist mehr Zeit mit Uruha verbrachte als er, mehr von ihm wusste, mehr mit ihm teilte ...
 

Die Lichtreklame leuchtete hell, aber er konnte die Zeichen nicht erkennen. Es interessierte ihn auch nicht, wo genau sie waren. Endlich war er angekommen, die Tür stand offen, er konnte ungehindert hineingehen. Die Hände in den Jeanstaschen vergraben, die Sonnenbrille vor den Augen, obwohl die Sonne schon untergegangen war. Langsam, in Gedanken versunken, den Blick auf die Stufen gesenkt erklomm Aoi die Treppen. Stockwerk um Stockwerk, bis ihn wieder der leuchtende Schriftzug zurückholte.
 

Das Studio war offen, im Eingangsbereich blendeten ihn die Deckenstrahler, ausgelöst durch den Bewegungsmelder. Kein Mensch war zu sehen. War er alleine dort? Wo würde sich ein heimliches Liebespaar verkriechen? Augenscheinlich musste er sich erst durch die Umkleide kämpfen, um zu den Trainingsräumen zu gelangen. Die Hand am Türgriff hielt er inne.
 

Würden sie es in der Umkleide tun ...?
 

Aoi schüttelte den Kopf. Das sollte ihn nicht kümmern. Würde er sie ertappen, würde er sofort verschwinden – jedoch beiden nicht wieder in die Augen sehen können.
 

Mit einem plötzlichen Knall taumelte er zurück, hielt sich die Stirn und nahm mit der anderen Hand die Brille ab, die einen Knick in der Mitte hatte. Wütend funkelnd blickte er der Tür entgegen – und erstarrte im nächsten Moment wieder.
 

Reita sah ihn verdutzt an. „Aoi, was machst du hier?“ Erst danach erkannte er, was er getan hatte. „Oh, war ich das etwa? Tut es sehr weh?“
 

Der Schwarzhaarige lächelte und rieb sich die Stirn. „Nein, danke ... war ja meine eigene Schuld.“ Ein schiefes Lächeln zog sich über sein Gesicht, als Reitas Hand seine Schulter berührte. Der Mann, auf den er wütend war, hier war er, um sich um ihn zu sorgen.
 

„Ist wirklich alles in Ordnung?“
 

„Ja ... ist Uruha da drin?“ War das ein geschickter Zug zur Ablenkung? Wohl kaum.
 

„Er trainiert noch ein wenig. Fordere ihn nicht zu sehr, er ist etwas ... erledigt. Du wirst ihn schnell finden.“ Der Blonde lächelte schwach und klopfte ihm erneut auf die Schulter. „Ruki wartet sicher auf mich – er wird noch nichts gegessen haben. Bis morgen, Aoi!“
 

Da war kein böswilliger Ton in seinen Worten. Kein böses Wort, als sei alles in Ordnung. Der Ältere nickte zum Abschied. Dann war Reita weg. Was hatte er damit gemeint, dass Uruha ‚erledigt’ war? War er rechtzeitig genug gekommen, um alles verpasst zu haben? Nein ... Hatten sie sich an den Geräten verausgabt? Schon eher.
 

Ein kleiner Schupser gegen die Tür und schon war er in der Umkleide. Er roch Uruhas Parfum ... und folgte dem Geruch zu den Trainingsräumen. Hörte das Geräusch von aneinanderschlagendem Leder, dem er sich immer weiter näherte. Was war das? Hörte auch Uruhas Stimme, unterdrückte Laute, die durch die leeren Räume schallten. Wieder das stetige Geräusch des Leders ... Ein Boxsack?
 

Aoi lief den langen Flur entlang und erkannte in einem dunklen Raum einen sich bewegenden Schatten. Zuckend, schlagend, rhythmische Laute von sich gebend. Der helle Körper glänzte vor Schweißtropfen im Licht der Leuchtreklame. Aus den hellbrünetten Haaren lösten sich kleine Tröpfchen, während der Kopf umherwirbelte, dem Körper folgend, der um den schweren Sandsack tanzte und ihn immer wieder berührte.
 

War das noch der Mann, den er am heutigen Vormittag als Memme bezeichnet hatte? Seine Hände waren eingepackt in Boxhandschuhe, die immer wieder auf das Leder trafen, dass der Sack hin- und herschwankte. Sogar seine Fußspanne, Knöchel und Schienbeine waren bandagiert; immer wieder hob er ein Bein und trat so fest zu, dass der Dunkelhaarige vor Schreck gegen die Wand hinter ihm stieß.
 

Nie im Leben hätte er von Uruha erwartet, dass er so trainierte. Vielleicht mit Hanteln, aber doch nicht, indem er Gewalt gegen einen Gegenstand ausübte ...
 

So sehr ihn dieser Anblick auch erschreckte, musste Aoi im Gegenzug gestehen, wie sehr es ihm gefiel. Er kannte Uruha erschöpft und ausgelaugt, schwitzend und seufzend. Wenn er sich nach einem Konzert gegen die Wand sinken oder auf einen Stuhl fallen ließ, die Augen geschlossen, die verschwitzten Haarsträhnen im Gesicht mit einem seligen Lächeln auf den vollen Lippen.
 

Jedoch war das hier mehr als überraschend für ihn. Wenn er auch nie bezweifelt hatte, dass sein Gitarrenpartner Kraft besaß, das hier war ... erschreckend viel Kraft und Energie.
 

Sein Blick glitt über den sich bewegenden Körper. Die helle Haut, kaum von Stoff geschützt, matt glänzend – wie gern würde er sie berühren ... Aoi wusste nicht, was er tun sollte. Die Gedanken, die ihn überkamen, gefielen ihm viel zu sehr. Uruhas verschwitzter Leib, sich auf seinem Bett windend, diese braunen Augen, die vor Erregung schwarz glänzten.
 

Moment!
 

Woran dachte er da bitte? Hatte Ruki wirklich Recht mit seiner Vermutung? Wollte er Uruha für sich haben und war er deshalb eifersüchtig auf Reita? Und sollte er nicht aufhören, ihn so anzustarren, als wollte er ihm augenblicklich die Kleider wegreißen, und ihn stattdessen ansprechen, damit er nicht ertappt –
 

„Aoi?“
 

~~~
 

Sehr unspektakulär bisher, ich weiß ^^'
 

Danke fürs Lesen *sich verbeug*

Für Kommentare, Verbesserungsvorschläge und Hinweise bin ich immer dankbar.

Bis zum nächsten Mal ^^

Himitsu
 

22.45h;

13.11.2008



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Len_Kagamine_
2012-08-23T21:14:36+00:00 23.08.2012 23:14
wau da ging es aber am anfag ab ich hatte schon ein bissen angst das da was schlimes pasieren wird
und ich fand es nicht Unspektakulär im gegenteil ^^
ich bin auch gespant was Uruha und Reita verbintet *smile*
und ein wunder das Reita und Ruki nicht zusammen sind so wie die manchmal sind also mit hänchen halten und so ^^
und ich finde es toll das Ruki Aoi so hilft und ihn soger versucht aufzumuntern *smile*
zu Kai kann ich nicht viel sagen weil man über den noch nicht viel erfahren hat xDDD
und Uruha verschwitzt *sabber*
ich bin mal echt gespant wie es weiter geht ^^
ein kp schaffe ich jetzt auf jeden fall noch ^^
bin dann auch mal weiter lessen *grinz*

dat nessy-tan
Von:  Armaterasu
2009-06-16T07:22:51+00:00 16.06.2009 09:22
ich finde die ff sehr interessant ^^ ich mag das enge verhältnis zwischen reita und uruha.. sowas ist echt gold wert ^^ und auch die freundschaft zwischen reita und ruki... eine freudnschaft ist manchmal mehr wert als eine beziehung ^^''
ich finde es schön wie sich ruki um aoi kümmert, mit ihm spricht und ihn sogar etwas aufbaut ^^
(ich bin noch zu müde um was anständiges zu schreiben ^^'')
ich les weiter!
LG
amy
Von:  Katha007
2008-11-18T20:49:43+00:00 18.11.2008 21:49
Diese Wendung hatte ich nie erwartet...
Danke für die Benachrichtigung...
Süß die Szene wo sich Aoi bei Uruha entschuldigt!
*hihi*^///^
Liebe Grüße
Katha
Von:  Kimochi-chan
2008-11-18T15:11:50+00:00 18.11.2008 16:11
*anluvz*
GEIL! *___*
*Q*
<3

Schön geschrieben n___n
Nette Wendung x3
MIt nem Boxsack hätte ich jetzt nicht gerechnet x3
Von:  Whity
2008-11-18T00:33:37+00:00 18.11.2008 01:33
gefällt mir schonmal und ich freu mich, wenn es weiter geht ^_____^
*knuddel*
whity
Von:  SeductionParade
2008-11-17T21:40:40+00:00 17.11.2008 22:40
Total toll..^^
Kann ich nur sagen,
gefällt mir wirklich richtig gut und ich hoffe du schreibst schnell weiter.
Meld dich wenn das neue Kapi on ist^^..das wäre sehr lieb.
*flausch*
Lg
myv
Von:  DragonSoul
2008-11-16T23:10:11+00:00 17.11.2008 00:10
Aufjedenfall lesenswert...und selbt wenn noch nicht all zu viel passiert ist o,o ,,, allein das es uru&aoi ist macht mich neugieirg es weiter zu verfolgen *lol*
Toll geschrieben ^-^ bin schon gespannt wies nun weiter geht war ja gemein da einfach aufzuhören XP
Immer weiterso ^-^
Baba sui^^
Von: abgemeldet
2008-11-16T22:13:28+00:00 16.11.2008 23:13
wow ein perfektes erstes kapitel das lust auf mehr macht^^
ich würd gerne um ne ens bitten^^

Von:  Kanoe
2008-11-16T21:12:40+00:00 16.11.2008 22:12
ich finds gut
.. hmm das training stell ich mir schön vor.. sedy.. ich will auch so einen sandsack
Von:  Ruha_Chan
2008-11-16T13:29:46+00:00 16.11.2008 14:29
hey, die ist richtig gut! Idee, Schreibstil und Ausführung sind klasse! Nicht immer das selbe und dass du einen kleinen Hintergrund hast, finde ich auch gut! Hier deutet sich schon viel an, das werde ich weiter verfolgen. Erst konte ich mir kein Aoi vorstellen, dass sauer auf ein Uruha losgeht, aber du hast es sinnig begründet. Ich nehm dich auf die favos!



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