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Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

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Kapitel 43-44

Kapitel 43:
 


 

„Wieso kannst du nicht einfach das machen, was ich sage?“

„Weil ich es nicht will!“

„Kathrin! Tu was deine Mutter dir sagt!“

„Vergiss es! Ich will nicht in den See! Da wimmelt es von Fischen!“

„Es sind nur Fische!! Die werden dich nicht auffressen!“

„Das kannst du nicht wissen!!“

Ich stand mit meinem Eltern an einem See und wollte einfach nicht rein, ich war mir sicher das diese Fische mich auffressen würden und doch zwangen sie mich hinein. Gerade als ich meinen Fuß ins Wasser halten und die Fische mich tatsächlich angreifen wollten, schreckte ich zurück und schrie meine Eltern an, welche plötzlich verschwanden. Verwirrt sah ich zu der Stelle hin, als aus dem Nichts Alucard vor mir auftauchte. Das hieß..ich schlief und träumte gerade und er war wirklich her gekommen. Erleichterung machte sich in mir breit und ich lächelte ihm zu. „Wer bist du?“ Und da verschwand mein Lächeln. Ich dachte, wenn er mich sieht, weiß er vielleicht wieder wer ich war. Aber dem war nicht so. Er kam näher auf mich zu, doch ging ich keinen Schritt zurück. „Du siehst Vladiana verdammt ähnlich, aber du bist nicht sie! Wie siehst du wirklich aus?“ Glaubte er etwa, ich könnte meine Gestalt ändern? Kann ich denn so was? Er ging um mich herum, doch beim Wasser versank er nicht, sondern ging auf diesem. Nur ein Traum, das sagte ich wieder und wieder zu mir selber. „Ich heiße Kathrin und Vladiana ist meine Mutter. Daher sehe ich ihr ähnlich.“

„Vladiana hat keine Kinder.“

„Woher willst du das wissen? Hast du sie in den letzten Jahrzehnten gesehen?“ Sonst immer sagte er, er kannte sie nur flüchtig, hatte ihr dennoch ein Versprechen gegeben. Warum also nicht die Situation kurz ausnutzen und raus finden, ob er nicht doch mehr wusste oder mir vieles verheimlichte. „Ich habe sie seit über 100 Jahren nicht mehr gesehen.“ Mist, also hatte er dazu die Wahrheit gesagt. „Woher willst du dann wissen, dass sie in diesen hundert Jahren nicht irgendwann ein Kind hatte?“

„Ich hätte von diesem Kind erfahren, jeder hätte irgendwann davon erfahren.“

„Wieso jeder?“ Jetzt stand er wieder vor mir und hatte aufgehört um mich herum zu gehen. „Weil ihr Kind mit Sicherheit nicht solch ein schwaches Nichts wäre wie du.“ Und Bähm, hatte er mir wieder einen Schlag gegen mein Selbstwertgefühl verpasst. „Vielleicht tu ich ja nur so, als wäre ich schwach und bin in Wirklichkeit stärker als du glaubst.“ Durfte ich Pokern? Konnte er mich im Traum umbringen? Er mit Sicherheit ja und noch ehe ich etwas anderes sagen konnte, verschwand er. „Was?..Komm zurück!!“ Er durfte jetzt nicht abhauen! Ich musste ihn irgendwie überzeugen mir zu helfen, oder wenigstens mich zu finden, in der Wirklichkeit. Ich lief zu der Stelle hin, wo er eben noch gestanden hatte. „Alucard!!...Verdammt....komm wieder her!“ Schrie ich und seufzte schließlich resigniert.
 

Kurz bevor ich mich irgendwie dazu durchringen wollte aufzuwachen, hatte ich seinen Arm vor meiner Kehle und er drückte meinen Rücken fest an sich ran, stand hinter mir. Ich griff mit beiden Händen seinen Arm und wollte ihn los bekommen. „Genau so schwach wie ich gedacht hatte. Es wird ein leichtes dir den Kopf abzureißen.“ Er flüsterte mir das ins Ohr und sein grinsen musste ich nicht sehen um zu wissen, das er dieses auf den Lippen trug. „Alucard...bitte...glaube mir...du kennst mich...bitte...“ Er übte noch mehr Druck auf und jetzt wollte ich doch schnell aufwachen um dem zu entkommen. „Ich werde dich nicht gehen lassen. Nicht ehe ich mit dir fertig bin, kleines Nichts.“ Ich schloss meine Augen und riss mich zusammen. Was hatte er letztes mal noch gesagt gehabt? Als wir zusammen in einem meiner Träume waren? Ich dachte an einige der Momente beim Training zurück und wand schließlich die Methoden an um ihn von mir los zu bekommen. Mit meinem Fuß stemmte ich mich in einer schnellen Bewegung gegen seinen Oberschenkel ab und nutzte dabei die Kraft um ihn am Arm zu packen und über mich zu werfen. Es dauerte nicht mal zwei Sekunden und er lag vor mir auf dem Boden, sah überrascht zu mir hoch. Doch noch ehe ich mich auf ihn werfen konnte, wie er es mir immer gezeigt hatte, war er schon wieder verschwunden. Jetzt lag ich auf dem Boden und hielt meinen Ellbogen fest. Warum tat das so verdammt weh, obwohl es nur ein Traum war? Ich bekam einen Tritt in die Rippen und flog Meter weit, landete mit dem Gesicht im Dreck und versuchte mich dann aufzurappeln. „Also..Kathrin, was bringt ein solches Nichts wie dich dazu, sich einzubilden es mit mir aufnehmen zu können?“ Ich sah zu ihm hin. Er hatte seine Brille auf der Nase gerade zurecht geschoben und lächelte mich wieder an, wobei ich seine Eckzähne mehr als deutlich sehen konnte. „Ich weiß ganz genau, das ich gegen dich keine Chance habe. Aber ich brauche deine Hilfe..du musst dich nur an mich erinnern...“

„Müssen tu ich nichts, außer dich den Hunden zum Fraß vorzuwerfen.“ Ich stand wieder und hielt mir die Hand gegen die Rippen, als ich plötzlich ein ziehen in mir spürte. „Sieh an, jemand ist bei dir und will dich wecken.“ Das konnte nur Sorin sein. „Hör mir zu Alucard..Juraj kann dafür gesorgt haben, das du dich nicht mehr an mich erinnerst, aber meine Sachen sind noch immer bei dir..geh in das Zimmer...das dritte von links im Keller bei der Treppe..Bitte..du wirst meine Sachen dort finden...“

„Was spielst du mit mir?“

„Nichts..tu es doch einfach, was hast du schon zu verlieren?“ Fragte ich ihn und lächelte schließlich. „Übrigens...ist das mein Traum..“ Ich scheuchte die ganzen Fische aus dem See irgendwie auf ihn, damit er abgelenkt war, während ich mich darauf konzentrierte aufzuwachen. „Ich werde dich finden!!“

„Das hoffe ich!!“ Schrie ich zurück und wachte dann wirklich auf.
 

„Hey, ganz ruhig Kleines...Alles in Ordnung mit dir?“ Ich lag auf der Couch und sah mich erschrocken um. Kein Alucard hier...irgendwie schade. Dann aber legte ich die Hand auf meine Seite. „Verdammt..ich hab wohl schlecht geträumt.“

„Ja, das habe ich bemerkt...aber es war wohl mehr als ein Traum.“ Fragend sah ich zu ihm, als er mit den Fingern auf seinen Hals deutete. Ich stand etwas unter Schmerzen auf und stellte mich vor eine der Glastüren der Schrankwand. In dieser konnte ich mich ein wenig Spiegeln. Er hatte recht. Mein Hals war rot, dort wo er seinen Arm hatte. Verdammt, er konnte mich also wirklich in meinem eigenen Traum umbringen. Hoffte ich mal, das es schnell weg ging, bevor noch Juraj dies mit bekam. Der würde sicher mehr als nur Verdacht schöpfen und wer wusste schon, ob ich dann überhaupt noch dazu kam mit irgendwem zu reden. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, setzte ich mich wieder auf den Boden. „Willst du mit mir reden?“

„Nein..im Moment will ich einfach nur etwas ruhe...Aber danke, Sorin... Obwohl...kannst du mir was zu trinken bringen?“ Das würde mir sicher helfen mich schneller zu erholen, denn irgendwie glaubte ich, eine meiner Rippen war gebrochen und wie sollte ich das erklären? „Dir was..Wie stellst du dir das vor? Wenn ich raus gehe werde ich nichts mehr von dir wissen.“ Da hatte er recht. So ein Mist. „Du siehst echt Scheiße aus, Kleines“

„Wie nett du doch zu mir bist..ich fühle mich gerade auch Scheiße.“ Die Augen schloss ich und versuchte mich einfach so schnellstens zu erholen, bis ich den Geruch von Blut wahr nahm und fast aufstöhnen musste. „Wenn du das auch nur einen erzählst, werde ich dir gehörig den Arsch versohlen, kleiner Blutsauger.“ Ich sah zu ihm hin. Er hatte mir den Rücken zugedreht und doch wusste ich, was er da tat. „Sorin...“ Er drehte sich zu mir um, mit einer Wunde in der Handfläche. Warum tat er das? Verdammt nochmal, Kathrin! Jetzt nicht die Kontrolle verlieren! Ich schloss wieder meine Augen, doch nicht mal tief durchatmen konnte ich, da ich ansonsten den Geruch von seinem Blut wahr nahm und es mich nur dazu bringen wollte, ihn anzufallen. „Sorin..ich will...will dich nicht umbringen..“

„Dafür musst du wohl noch um einiges stärker werden, Kleines.“ Er lachte, doch ich fand das nicht gerade sehr witzig, wenn ich an die letzten paar male dachte. Doch dann war mein Denken auch schon vorbei, als er mir zu nahe kam. Ich sprang ihn regelrecht an und verbiss mich in seiner Handfläche. „AU...Hey! Das tut weh..nicht so fest, ich hätte dich doch saugen lassen!“ Das war mir aber egal. Ich hielt mich an seinem Arm fest und trank in geradezu gierigen Zügen. Es schmeckte anders als das sonstige. Etwas leichter..etwas würziger und komischerweise hörte ich von selber auf, lies von ihm ab. Ich sah zu Sorin hoch, der mich etwas an feixte. „Das erste mal anderes Blut als das von Menschen, wa?“ Ich nickte und musste mich dann hinsetzen, während er die Wunde an seiner Handfläche verband. Er nahm dazu einen der Kissenbezüge. „Ich glaube jetzt sollte ich doch raus gehen. Nicht das du auf den Geschmack gekommen bist und noch mehr willst.“ Verständlich, dachte ich mir und dankte ihm. Vor allem da ich die offene Wunde noch riechen konnte und er wohl dies meinte. Bevor sie nicht verschlossen war, sollte er nicht wieder her kommen. „Kleines, egal was hier gerade wirklich abgeht. Pass auf dich auf.“ Fragend sah ich zu ihm hin, doch ging er dann schon raus und sah nicht mal zu mir zurück, als er die Tür hinter sich schloss. Ich legte mich längs auf die Couch und strich mit der Hand über meinen Hals. Er fühlte sich schon nicht mehr so Wund an und als ich über meine Seite strich, spürte ich zwar noch immer ein paar Schmerzen, aber nicht mehr so stark wie vorhin noch. Ob er schon in mein Zimmer gegangen war? Was hat er sich wohl dabei gedacht? Glaubte er mir jetzt vielleicht? Ich musste es raus finden. Auch wenn ich ihm noch mehr Zeit geben sollte, ich konnte nicht und schloss meine Augen.
 

Die Barriere war nicht da, was hieß, das er mich wohl erwartete. Hoffentlich nicht um mich sofort fertig zu machen. „Alucard?“ Ich rief seinen Namen und spürte gleich darauf seine Präsenz, sie zog mich geradewegs zu sich und hielt mich fest. „Wer bist du?“

„Das hatte ich gesagt, Kathrin! Glaubst du mir endlich, das du mich kennst?“ War er in dem Zimmer gewesen? Ich hoffte einfach, aber warum sonst sollte er mich so schnell zu sich gelassen haben? „In dem Zimmer waren wirklich Sachen von einer Frau und es sah aus, als wenn das Zimmer erst vor kurzem genutzt wurde.“

„Ach wirklich? Hätte ich jetzt nicht gedacht.“ Ich seufzte. „Alucard. Ich kann hier nicht raus, ansonsten würdest du dich mit Sicherheit wieder an mich erinnern.“

„Wo bist du?“ Endlich kamen wir mal zum wichtigen Teil des Gespräches. „In einer kleinen Stadt Namens Durau. Sie liegt irgendwo bei den Karpaten..Aber Alucard, wenn du her kommst und dir sollte ein Werwolf über den Weg laufen, tu ihm bitte nichts.“ Plötzlich war es ganz ruhig und ich hatte schon sorge ihn verloren zu haben. „Du machst mich neugierig, Kathrin.“ Er sagte meinen Namen, ein Schauer zog sich über meinen Rücken. Warum auch immer, ich mochte es, wenn er ihn aussprach. „Wenn dich das schon überrascht, dann warte ab, bis du dem Drachen gegenüber stehst.“ Es war eigenartig, fühlte sich wie ein Streicheln über meine Wange an, als er wieder anfing zu lachen. „Ein Drache? In was bin ich da verwickelt?“ Ich wusste ja noch nicht mal, in was ich verwickelt war. Wie sollte ich ihm das dann erklären? „Wirst du mir jetzt helfen? Ja oder Nein?“ Komm schon, sag ja und beweg deinen Arsch hier her, aber schnell, befahl ich ihn in Gedanken und wurde so langsam unruhig. „In deinen Träumen sehen wir uns.“

„Was?? Nein! Wieso kommst du nicht einfach her??“

„Weil ich vorher wissen will, auf was für einen Drachen ich treffe und vor allem, will ich mehr über dich wissen.“ Und damit schmiss er mich geradezu aus seinen Gedanken raus. Ich konnte das nicht glauben. Wieso kam er nicht einfach hier her?? Letztes mal war er doch auch einfach aufgetaucht! Aber letztes mal wusste er ja auch wer ich war und hatte mich von sich aus ebenso gesucht gehabt. Ich rieb mir dir Stirn. Wenn es so weiter ging konnte ich zumindest von mir sagen, das ich es beherrschte mit Alucard über weite Distanzen zu reden. Vor einigen Tagen war ich nur mit viel Mühe dazu in der Lage gewesen. Warum nur konnte ich nicht auch bei anderen Sachen so schnell dazu lernen und beherrschen? Nun gut, es brachte nichts darüber nach zu denken. In meinem Traum hatte er gesagt. Ich sah auf die Uhr beim Fernseher. Wir hatten es kurz nach 15 Uhr. Hoffentlich tauchte Juraj nicht so schnell hier auf. Ich legte mich hin und versuchte einzuschlafen, aber da ich in letzter Zeit so verdammt viel geschlafen hatte, brachte ich es schon wieder nicht fertig richtig einzuschlafen. Eine halbe Stunde später starrte ich noch immer nur auf die Zeiger der Uhr. Vielleicht sollte ich mich selber fertig machen. Immerhin, das Zimmer verlassen sollte ich nicht, aber ich konnte doch ein wenig mit meinen Fähigkeiten üben. Dabei verausgabte ich mich so gut wie immer. Ich stand auf und ging zu einer Zimmer ecke. Warum nicht mit den Schatten verschmelzen? Ich blieb hier drinnen, übte aber und wurde hoffentlich müde. Kurz fröstelte es mich, doch dann machte ich es einfach und ließ mich von den Schatten einhüllen. Die Kälte kroch mir wieder in den Körper rein und dieses mal ließ ich es zu, ohne mich zu wären. Als ich es das letzte mal getan hatte, konnte ich mich durch die Finsternis bewegen. Eventuell gehörte sie einfach dazu und um so mehr ich versuchte mich vor ihr zu schützen, um so weniger konnte ich erreichen. Langsam konnte ich meine Finger nicht mehr spüren und versuchte sie zu bewegen, was mir dann auch gelang. Lächelnd machte ich einen kleinen Schritt und tatsächlich...ich konnte mich bewegen. Wenn auch sehr mühselig und langsam, aber es ging. Nur blieb ich dann stehen. Ob ich es jetzt auch hin bekam meine Augen zu öffnen? Noch immer fühlte es sich an wie ein schweres Gewicht auf meinen Lidern.
 

„Unter anderen Umständen würde ich es begrüßen, was du hier machst, aber nicht jetzt!“ Ich erschrak und wurde mit Gewalt aus den Schatten gerissen. Es schmerzte unheimlich, vor allem als die Kälte aus mir raus gezogen wurde. Meine Augen öffnete ich, war noch immer im Zimmer, aber hielt mich Juraj fest in seinen Armen. Als ich das registrierte, stieß ich ihn von mir und landete mit dem Rücken gegen die Schrankwand, welche wackelte, zum Glück aber nichts kaputt ging. „Ich hab das Zimmer nicht verlassen!“ Schrie ich ihm entgegen und wollte das er verschwand. „Dennoch werde ich nicht zulassen, das du durch die Schatten mit ihm Kontakt aufnimmst!“ Was? Er wusste also nicht, das ich das auch ohne konnte? Interessant. „Von mir aus...Du wirst doch aber sicher nichts dagegen haben, wenn ich mich schlafen lege, oder?“ ich ging an ihm vorbei und setzte sich auf die Couch. „Reiz mich nicht, Dakaria. Ich will dir ungern Schaden zufügen.“

„Tse! Als wenn!“ Er wollte noch etwas sagen, hob ich aber meine Hand. „Spar dir das für jemanden, der dir glaubt. Du hast bei mir verschissen! Ich weiß das du es kein bisschen gut mit mir meinst!“

„Nicht mehr lange, nur noch ein paar Tage muss ich das ertragen.“ Er ging zur Tür und schien dies wie ein Mantra immer wieder zu wiederholen. Da fragte ich mich doch kurz, warum er sich diese ganze Mühe gab, wenn es ihn doch genau so ankotzte wie mich. Als er die Tür hinter sich schloss, ließ ich mich rücklings aufs Sofa fallen und schloss die Augen. Zumindest war ich jetzt wirklich müde.

Ich war in einem Park und hatte einen Hund, mit welchem ich gerade Gassi ging, als dieser mir von der Leine gerissen wurde und weg lief. Ich lief ihm sofort nach, doch stieß ich dabei gegen jemanden und wäre beinahe auf den Boden gefallen, wenn er nicht den Arm um mich gelegt hätte. Sofort sah ich hoch. „Alucard?..Nur ein Traum?“ Fragte ich und sah mich wieder um. „Du hast mich ganz schön warten lassen, kleines Nichts.“

„Ich konnte nicht einschlafen und verdammt nochmal! Könnt ihr alle nicht mal aufhören mir irgendwelche Pseudonyme zu verpassen??“ Ich ging von ihm ein paar Schritte zurück, was er auch zu ließ. „Warum sollte ich?“ Fragte er grinsend und schob seine Brille ein wenig runter, so das ich ihm in die Augen sehen konnte. „Jetzt zeig mir diesen Drachen.“

„Und wie? Ich konnte ihn leider nicht als Handgepäck mit her nehmen!“ Verdammt nochmal, ich war noch immer etwas gereizt wegen dem was vorhin geschah. „Das hier ist ein Traum, stell ihn dir vor, so wie er wirklich aussieht.“ Als er das sagte und ich kurz wieder an das eine mal denken musste, als er das Bild erschienen ließ von dem, an was ich damals dachte in meinem Traum...ich musste rot wie eine Tomate sein.
 

„An was denkst du gerade?“

„NICHTS!! Und wehe du spielst wieder mit meinen Gedanken!!“ Das eine mal hatte mir schon gereicht, nochmal würde ich mit Sicherheit nicht verkraften. „Also haben wir bereits mit einander gespielt?“ Wie er das letzte Wort betonte, es lief mir kalt den Rücken runter und ich drehte mich wieder zu ihm. „Du hast angefangen mich zu trainieren. Mir gezeigt, wie ich mit den Schatten verschmelzen kann und wolltest mir beibringen mich durch diese zu bewegen.“

„Wirklich? Wie kam ich dazu, einer wie dir das alles beizubringen?“

„Die Frage habe ich mir auch dutzende Male gestellt..vielleicht kannst du sie mir beantworten.“ Warum hatte er es getan, wenn er es doch anscheinend niemals machen würde. Dann aber dachte ich wieder an seine Worte von damals. „Weil du es meiner Mutter versprochen hast...Das hast du immer wieder gesagt.“ Und wieder war es wie ein Stich in die Brust hinein. Warum nur fühlte ich mich auf einmal, als würde mir jemand ein Messer in die Brust jagen? Ich drehte mich von ihm weg. „Dann bist du also tatsächlich Vladianas Tochter...wer ist dein Vater?“

„Woher soll ich das wissen? Bis vor kurzem wusste ich ja nicht mal, das meine eigentlichen Eltern nicht meine richtigen sind und den Namen meiner richtigen Mutter hattest du mir erst letztens gesagt!“ Wieso war ich so aggressiv ihm gegenüber? Ich musste mich beruhigen, bevor er noch verschwand und mich alleine zurück ließ. Ich durfte nicht vergessen, sobald er in das Zimmer kam, oder ich hinaus ging, müsste er sich wieder an alles erinnern. Meine Faust ballte ich ein paar mal und drehte mich wieder zu ihm um. „Du hast mir nie gesagt, was du meiner Mutter genau versprochen hast. Was war es, das mich zu betreffen scheint, obwohl ich damals ja noch nicht mal existiert habe?“

„Sollte einer von uns vernichtet werden, wird der andere denjenigen vernichten, der dies getan hat.“

„D..Das ist alles?..Aber...was hat das mit mir zu tun?“ Ich verstand gerade gar nichts mehr. „Wie es scheint, bis du der Grund für ihren tot. Deswegen werde ich dich in meiner Nähe behalten haben. Jener welcher Vladiana vernichtet hat, wird es wohl auf dich abgesehen haben. Ging ich wohl von aus.“ Mir stockte der Atem. Das war alles? Dann ging es dabei ja nicht mal um mich wirklich. Es fühlte sich an, als wenn eine Welt zerbrach. Es war noch schlimmer als ich von meinen Eltern erfuhr, das ich adoptiert war..noch schlimmer als sie einfach verschwunden waren und noch schlimmer als sie mich einfach zurück gelassen hatten. Nein, das konnte nicht wahr sein, das musste ein Missverständnis sein. Er konnte doch nicht wirklich... Ich sah wieder zu ihm und musste mir selber eingestehen, dass dies wirklich alles war. Er hatte mich nur benutzt, genau wie es Juraj versucht hatte. Die Tränen, welche sich bahnen wollten, unterdrückte ich und schloss dafür kurz meine Augen. Als ich mir sicher war, das sie nicht fließen würden, sah ich wieder zu ihm hin. „Du bist ein verdammtes Arschloch!!“ Schrie ich ihm zu und zwang mich dann selber aufzuwachen. Er kam auf mich zu und griff meinen Arm. Komm schon, wach auf Kathrin!! Jetzt!! Rief ich selber zu mir und sah zu Alucard hoch, meine Tränen noch immer zurück haltend. „Zeig mir den Drachen!“

„Sieh ihn dir doch selber an!“ Ich wusste wirklich nicht mehr, wem ich eigentlich überhaupt noch glauben oder trauen konnte. Erst Juraj und jetzt auch noch er. Gab es überhaupt auch nur einen, der mich meinetwegen wollte und der mich nicht verriet? Nicht hinterging? Nicht verletzte? „Ich werde dich nicht gehen lassen, ehe du ihn mir gezeigt hast!“

„Als wenn du mich aufhalten könntest! Das hier ist mein Traum und in dem habe ich noch immer ein Mitspracherecht und jetzt lass mich los!“ Ich schlug seine Hand von meinem Arm, nur um als nächstes seine Hand an meiner Kehle zu haben. Wieso nur griffen die immer dort hin? Er hob mich etwas an, so das ich nur noch auf den Zehenspitzen stand und zog mich nahe an sein Gesicht ran. „Was ist alles zwischen uns geschehen, das du auf einmal meine Hilfe nicht mehr willst, nachdem du geradezu danach gebettelt hattest?“

„Nichts ist zwischen uns geschehen...du hast mich lediglich trainiert..entschuldige..mich in deiner Nähe behalten...damit du das Versprechen erfüllen kannst!“ Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, konnte mich aber gerade noch so zurück halten. „Es muss mehr gewesen sein.“

„Wenn, dann hast du es mir nicht gesagt..und jetzt lass mich los!..Du weißt wo ich bin...weißt wo der Drache ist...wenn du dir so sicher bist das er meine Eltern umgebracht hat...dann such ihn doch einfach auf....“

„Das werde ich und danach werde ich mich um dich kümmern.“ Ich musste etwas lächeln. Sollte er Juraj wirklich in den Arsch treten, werde ich schnellstens verschwinden und versuchen nie wieder auch nur an ihn zu denken. „Durau in Rumänien? Ich werde bald dort sein und dann sehen wir uns wieder.“ Jetzt ließ er mich los, verschwand und ich konnte endlich aufwachen, setzte mich aufs Sofa.
 

Meine Wangen waren ganz nass und ich sah auf meine Hände. Verdammt, ich hatte geweint, während ich schlief. Dort konnte ich die Tränen zurück halten, hier hatte es nicht geklappt. Ich stand schnell auf und suchte nach einem Taschentuch. Als ich keines fand, riss ich einfach den Vorhang vom Fenster runter. Das brauchte so wie so keinen, wenn die Fensterläden zu waren. Jetzt hieß es abwarten. Hoffentlich sorgte er dafür, das Juraj nicht noch einmal in meiner Nähe aufkreuzte. Wegen Sorin machte ich mir etwas Sorgen, hoffte das er nicht ins Kreuzfeuer geriet. Immer wieder ging mein Blick zur Uhr. Eine Stunde...zwei Stunden....drei Stunden und die Tür öffnete sich. Juraj brachte mir ein Glas Blut. Ich lächelte ihm kurz zu und wünschte ihm in Gedanken größte Schmerzen. Ob er wirklich meine Eltern auf dem Gewissen hatte? Wollte ich das überhaupt wissen? Das Glas trank ich schnell leer und reichte es ihm zurück. Ich war noch immer so zornig wegen dem was Alucard gesagt hatte, das ich für kaum was anderes platz hatte und nicht mal die Kontrolle verlor beim trinken. „Sorin, kann er wieder zu mir?“ Fragte ich und tat so, als würde ich einsam sein. Doch wollte ich nur, das er hier war, wenn es los gehen sollte. „Du hast den Wolf wirklich gerne, nicht wahr?“

„Einer der ehrlich zu mir ist, ja!“ Gestand ich ihm und ging von Juraj weg, drehte ihm meinen Rücken zu und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Ich werde den Wolf zu dir schicken. Aber lass ihn nicht zu viel mit dir spielen. Irgendwann sieht er dich wirklich noch als Spielzeug an und die Wölfe können so verdammt schlecht Teilen, wenn es darum geht.“ Als wenn mich das interessierte! Ich sah wieder auf die Uhr als er raus gegangen war. Eine halbe Stunde später kam Sorin rein und ich drehte mich gleich zu ihm. Er musste den Kopf schütteln und dann lachen. „Dafür sollte man Eintritt bezahlen!“

„Ich kann drauf verzichten.“ Lächelnd ging ich zum Sofa und setzte mich drauf, schaltete den Fernseher an, so wie auch die letzten paar Male, wenn er her kam. „Sag mal Sorin, wie sieht es eigentlich bei euch im Rudel aus? Gibt es da Häuser oder lauft ihr alle nackt durch die Gegend?“

„Wir laufen so herum wie wir wollen. Wenn jemand ne Hose tragen will, soll er machen. Ich mache es nur, weil ich mir dachte das dir meine Gegenwart dann angenehmer ist.“

„Das ist sie so auch und bitte behalt die Hose ja an!“ Er musste wieder lachen und schlug mir kurz auf den Rücken. Ich ächzte dabei auf und lehnte mich kurz nach vorne. Hatte er einen festen Schlag drauf. „Wir haben aber auch Häuser. Einige von uns bevorzugen es dort drinnen zu leben und warum sollten wir es verbieten? Jedem das seine.“

„Das hört sich gut an.“

„Warum willst du das wissen, kleiner Blutsauger?“

„Nur so...nein..sag mal, wenn..könnte ich für ein paar Tage bei euch unterkommen? Du sagtest doch, das ein Schutzbann um Euer Gebiet gezogen ist, das Menschen fern hält..hält es auch andere Vampire fern?“

„Es hält jeden außer Wölfe fern. Aber wieso willst du zu uns?“

„Keine Ahnung..besser als in irgend eine Stadt, wo ich vielleicht aus Verzweiflung und Hunger irgendwelche Menschen umbringe...Du hast doch selber gesagt, ich sei so schwach das du mich mit Leichtigkeit daran hindern könntest dich leer zu trinken.“

„Mich ja, aber andere, vor allem unsere jungen, da...“
 

Er schwieg und ich hielt mich an ihm fest als der Boden unter unseren Füßen begann zu wackeln. Nicht nur dieser, das ganze Haus begann zu beben. Der Wandschrank fiel um und alles was drinnen war schepperte auf dem Boden. Der Fernseher flog vom Tisch und ich sprang auf das Sofa rauf. Sorin jedoch sprang hinter dieses und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie sofort und wir rannten in das kleine Minibad, welches mit zu dem Zimmer hier gehörte und nur in einer Art Nische versteckt war. Er hielt mich fest in seinen Arm, als wir uns dort hin stellten. War es hier wirklich sicherer als dort hinten? Meine Frage hatte sich erledigt, als die Lampe auf das Sofa fiel. Ich schrie vor Schreck auf und vergrub mein Gesicht an Sorins Brust. War das hier alles wegen Alucard? War er hier? Als ein markerschütterndes Brüllen zu hören war, hielt ich mir die Ohren zu. Juraj, dachte ich nur. Das war er..er als Drache. „Alles wird Gut.“ Der Wolf versuchte mich zu beruhigen und strich mir immer wieder über die Haare. „Wir müssen hier weg!“ Schrie ich hysterisch und weinte dabei. „Noch nicht. Das ist zu gefährlich. Sobald die Luft rein ist, rennen wir, hast du gehört? Bleib immer hinter mir.“ Ich nickte und drückte mich noch fester an ihn ran. Der Boden wackelte noch immer und ich hielt die Augen geschlossen, hoffte das nicht die Decke runter fiel und uns begrub. Sirenen ertönten und etwas das wie Schusswaffen klang. Es mussten die Menschen sein, sie wussten nicht, auf was sie sich da gerade einließen. Ob das hier überhaupt auch nur einer überlebte? Wieder schrie ich auf, als die Wand hinter mir begann zu glühen. Es roch nach verbranntem Gras, aber auch nach etwas viel schrecklicheren, nach verbrannten Haaren und Haut. „Nicht zu tief einatmen.“ Wieder nickte ich und fragte mich, wie es für Sorin sein musste, der mit Sicherheit um einiges besser riechen konnte als ich. „Mach dich bereit...wenn ich sage Los, dann rennst du los und hältst erst an, wenn ich anhalte, verstanden?“

„Ja...“ Meine Stimme bröckelte. Ob ich das wirklich packte? Was wenn Juraj uns sah und was wenn er uns vorher verbrannte? Ich wollte nicht sterben, noch nicht. Dann schob er mich etwas von sich weg. „LOS!“ Als er es schrie und los rannte, eilte ich ihm sofort hinter her. Noch immer keine Schuhe an, aber er ebenso wenig. Ich sprang über den umgefallenen Schrank drüber und trat mir zum Glück nichts ein. Sorin stieß die Tür mit der Schulter auf und ich rannte aus dieser hinaus, ihm hinterher. Daran, wie er kurz den Kopf bewegte konnte ich feststellen, dass er überrascht war mich zu sehen, dann aber ihm sofort wieder alles einfiel. Er rannte nicht zur Vordertür, sondern einen Flur entlang. Da ich ihm vertraute und mal hoffte, das dies kein Fehler war, folgte ich ihm. Wir liefen durch eine Küche und er trat dort hinter die Tür auf, durch welche wir weiter raus rannten. Es war Dämmerung. Die Sonne am untergehen. Der Wald vielleicht einen Kilometer entfernt, auf den wir zu liefen. Wieder ein Brüllen und ich wollte mir die Ohren zuhalten. „Nicht stehen bleiben!!!“ Hätte er es nicht gesagt, ich wäre bestimmt kurz langsamer geworden, so aber blieb ich weiter dicht hinter ihm. Die ersten Tannen. Sorin verschwand hinter diesen regelrecht und gerade als ich ihm dort hinein folgen wollte, breitete sich eine Feuerbrunst vor mir aus. Ich schrie und lief zurück.
 

„Kathrin!!!!!“ Sorin war auf der anderen Seite und zum Glück unbeschadet. Dennoch, ich würde nicht zu ihm durch kommen, außer ich liefe durch das Feuer und ganz sicher war ich einiges, aber nicht Feuerfest. „Lauf!!“ Rief ich ihm nun zu und deutete nach rechts, wo ich nun hin lief, in der Hoffnung einen Weg zu ihm zu finden. Was hinter mir geschah, wollte ich gar nicht wissen und riskierte daher nicht mal einen Blick. Es reichte mir schon zu hören wie die Welt unter zugehen schien. Es begann zu regnen. Wieso regnete es? Ich musste mich gerade an meinen einen Traum erinnern, als ich auf der Wiese war. Warum nur jetzt? Ich hatte keine Zeit daran zu denken und lief einfach weiter. Hörte diese verdammte Feuerwand denn nie auf? Da! Endlich sah ich eine Möglichkeit! Ein Felsvorsprung. Dieser hatte einen kleinen Hohlraum zwischen den Flammen verursacht. Es war meine einzige Möglichkeit, also nutzte ich sie und lief gebückt durch. Das Feuer war heiß, es sengte mir schon die Haare an und selbst meine Haut schmerzte vor Hitze. dennoch schaffte ich es durch zu kommen und gleich darauf hin weiter zu laufen. Zwei starke Arme umschlossen mich und ich schrie, erkannte dann aber Sorin, der den Daumen nach oben zeigte und dabei lächelte, gleich aber weiter lief. Ich folgte ihm wieder und wir rannten immer tiefer in den Wald hinein. Dieses mal versuchte ich dabei auch drauf zu achten, auf keinen Kiefernzapfen zu treten. Ich konnte es mir nicht leisten stehen zu bleiben. „Irgendwann musst du mir erzählen, was das alles mit dir zu tun hat!“ Brüllte er von vorne zurück. „Wenn ich es selber weiß, sag ich es dir!“ Noch immer konnten wir die Erde beben fühlen. Selbst die Bäume schwanken und das, obwohl wir bestimmt schon über eine halbe Stunde gerannt waren. So langsam konnte ich nicht mehr, während Sorin noch nicht mal aus der Puste zu sein schien. Ich wurde langsamer und irgendwann hielt ich dann an, beugte mich nach vorne. „Nicht stehen bleiben!“

„Ich kann einfach nicht mehr...“ Gestand ich und lehnte mit einer Hand am Baum an. „Wir müssen weiter...komm schon...noch etwa drei Stunde und wir sind in der Nähe des Schutzbannes.“

„Drei Stunden laufen? Vergiss es! Ich bin nun mal kein Wolf.“

„Aber ein Blutsauger und jetzt beweg dich.“ Nur deswegen konnte ich dennoch nicht Stundenlang laufen. Ich stieß mich vom Baum ab und lief weiter, allerdings mehr als langsam. Gerade als wir an einem kleinen Bach lang kamen, über den er mit Leichtigkeit sprang, war mir alles egal und ich ging einfach durch. Das kühle Wasser tat meinen Füßen sogar richtig gut und ich blieb einen Moment stehen, rannte dann aber weiter, als er wieder nach mir rief. Eine kleine Anhöhe mussten wir hoch und als es dann geradeaus weiter ging, wurde ich zur Seite weg gerissen. Ich versuchte um mich zu schlagen, doch hielt er mir die Arme fest. Erst dachte ich, es wäre Juraj, doch dann sah ich die Handschuhe und schluckte. Nein! Ich durfte mich nicht so einfach geschlagen geben! Nicht nachdem was er gesagt hatte! Ich stemmte mich gegen ihn und schlug mit meinem Ellbogen zu. Danach mit meinem Fuß gegen sein Knie. Als er mich los ließ, rannte ich sofort weiter. „Kathrin!! Bleib stehen!“ Er folgte mir und holte mich auch schnell ein. War er schon fertig mit Juraj? Was wollte er dann noch von mir? Plötzlich tauchte er vor mir auf, doch noch ehe er mich greifen konnte, ließ ich mich fallen und rutschte ein paar Meter auf dem Boden an ihm vorbei. Sorin stand vor mir und zog mich schnell hoch, rannte mit mir weiter.
 

„Wer ist der Blutsauger?“

„Niemand!“

„Dafür ist er aber ziemlich hartnäckig!“ Ich wollte nicht darüber reden, nicht jetzt wo ich meine ganze Kraft brauchte um vor ihm weg zu laufen. Als die Erde schon wieder bebte und ich das laute Brüllen erkannte, wusste ich nun wirklich nicht mehr, was ich denken sollte. Ich dachte Alucard hatte ihn fertig gemacht, ihn vernichtet, wie er doch wollte. Wieso also war er hinter mir her und lies diesen Mistkerl am Leben? „Du kennst den Blutsauger! Wie stark ist er?“ Was? Hatte Sorin etwa vor? „Zu stark!...Tu nicht das...was ich denke...das du es...tun willst..“ Röchelte ich beim laufen. Ich konnte nicht mal mehr einen Satz zusammenhängend sagen, so fertig war ich. „Okay Kleine...dan Plan B. Spring!“

„Was??“ Ich sah ihn fragend an, als ich sah, das er auf eine Schlucht zu lief. War er verrückt? Wie sollte das Alucard aufhalten? eher würde es mich umbringen! Doch noch ehe ich stoppen konnte, griff er mein Handgelenk und sprang. Ich schrie und schloss meine Augen. Das Ende wollte ich einfach nicht mit ansehen. Als wir aufkamen wartete ich auf den Schmerz oder irgend was anderes, aber ich hörte nur mein Herz rasen und meine schnelle Atmung. Langsam öffnete ich die Augen und wurde von Sorin schon weiter gezogen. Wir waren nicht ganz auf der anderen Seite, sondern etwas tiefer auf einem Vorsprung, der einige Meter weiter tiefer war und auf den wir uns fort bewegten. „Keiner kennt die Wälder besser als wir!“ Sagte er lachend und rannte mit mir durch eine Höhle, die sich auftat. Sie war dunkel, doch konnte ich sehen wo wir lang liefen. Genau so gut wie ich sehen konnte, das vor uns eine Gestalt aus dem Nichts auftauchte. Der Wolf blieb sofort stehen und zog mich hinter sich. „Der Kerl ist echt hartnäckig...Dann eben auf die harte Tour.“ Mir rutschte das Herz gerade zu in die Hose. „Nein!! Glaube mir! Du schaffst es nicht gegen ihn!“

„Lass es ihn doch versuchen.“ Jetzt stellte ich mich vor Sorin, was bestimmt ein komisches Bild abgab. „Was willst du? Juraj scheint sich seines Lebens noch immer zu freuen! Also tu was du tun willst und verzieh dich!“

„Ich werde mich um ihn kümmern, sobald du in Sicherheit bist.“

„Ich bin in Sicherheit!“

„Naja..Sicherheit würde ich anders interpretieren.“ Ich sah über meine Schulter hinweg Sorin böse an, er sollte mir jetzt nicht in den Rücken fallen. „Der Köter hat recht. Sicherheit wird anders definiert.“

„Hast du mich eben Köter genannt, Blutsauger?“ Sorin schlug mit der Faust in seine Handfläche und fletschte die Zähne. „Soll ich dich eher Fußabtreter nennen?“ Das war gar nicht gut. Ich drehte mich sofort um und stemmte beide Hände gegen Sorins Brust, doch dann ging ich schnell von ihm zurück, als ich zusah wie seine Knochen begannen sich zu verformen. Das Knacksen und Knarren verursachte mir Übelkeit. Sein Schädelknochen begann sich zu verändern und seine Zähne verformten sich, genau wie alles andere auch. Ich spürte eine Hand an meinem Handgelenk und sah zu Alucard hin. „Tu ihm nicht weh...“ Bat ich ihn und wurde plötzlich nach hinten in die Finsternis gezogen. Ich konnte noch sehen, wie die Wolfsgestalt von Sorin auf Alucard zustürmte und dieser nur grinste.
 


 

Kapitel 44
 


 

Mit voller Wucht wurde ich aus der Finsternis geschmissen und hustete in den unter mir liegenden Dreck. Langsam richtete ich mich auf und fragte mich ernsthaft, ob es irgendwann mal ein Ende nahm von einem Ort zum anderen gebracht zu werden. Nachdem ich es geschafft hatte aufzustehen, sah ich mich um und war dann doch verwundert. Ich war in der Nähe der Themse in London. Also wieder zurück in England. „Also wirklich! Sie sollten sich schämen in der Öffentlichkeit so leicht bekleidet herum zu laufen!“ Eine ältere Dame, welche gerade mit ihrem kleinen Hund spazieren war, sah mich streng und missbilligend an. Am liebsten hätte ich ihr konter gegeben, doch fiel mir nichts gescheites ein. Daher ließ ich es und ging lieber ein paar Schritte weiter. Ich hoffte sehr, das es Sorin gut ging und ebenso, das Alucard ihn in ruhe ließ und sich lieber um Juraj kümmerte. Das war es doch eh, was er wollte. Der Hund von der älteren Dame begann heftig zu bellen, und sie schimpfte immer wieder mit ihm, das er ruhig sein sollte, als plötzlich vor mir Alucard auftauchte. Die ältere Dame bekreuzigte sich bei dem Anblick und lief schließlich so schnell weg, wie sie nur konnte. Den kleinen Hund dabei hinter sich her ziehend. Auf Alucards Wange war ein tiefer Kratzer, welcher jedoch bereits am verheilen war. „Wie geht es Sorin?“

„Der Wolf leckt sich die Wunden.“ Er kam näher auf mich zu, wohingegen ich von ihm weg ging. „Lass mich in Ruhe! Kümmere dich lieber um Juraj!“

„Das werde ich, wenn ich mit dir fertig bin.“ Was meinte er damit nun schon wieder? „Bis dahin wird Juraj über alle Berge sein!“

„Er wird nicht sehr weit kommen.“ Da schien er sich aber richtig sicher zu sein. Was er dem Drachen wohl vorher angetan hatte, bevor er mich im Wald verfolgte? Wollte ich das überhaupt wissen? Um ehrlich zu sein, nein.

„Alucard...was willst du noch von mir? Du hast doch das was du wolltest.“

„Hab ich das?“

„Ja! Du wolltest den finden, der Vladiana auf dem Gewissen hat und ich wette mit dir, das es Juraj war, also los! Kümmere dich endlich um ihn und dann lass mich in Ruhe!“ Noch immer war ich wütend auf ihn. Er hatte mich angelogen und mein Vertrauen missbraucht. Ich dachte bei ihm sicher zu sein und das er mir helfen wollte mit allem fertig zu werden. Auf seine verschrobene Art und Weise, dennoch. Er hatte es geschafft, das ich ihm vertraute und dann war es alles nur gelogen, alleine um dieses verdammte Versprechen zu erfüllen, was er ihr gegeben hatte. Er sollte meinetwegen zur Hölle fahren.
 

Mit dem Rücken stand ich an eine der Häuserwände. Er war mir so nahe, das ich kurzentschlossen handelte. Ich griff an seine Seite und zog seine eine Waffe, welche ich direkt gegen ihn richtete. Doch drückte er sich mit der Brust gegen den Lauf. „Willst du mich erschießen?“

„Wenn du noch näher kommst, drücke ich ab!“

„Und dann?“ Was meinte er mit und dann? Wollte er etwa, das ich ihm eine Kugel verpasste? Würde sie überhaupt was bei ihm ausrichten? Er war vieles, aber er konnte doch sicher nicht Kugelsicher sein, oder? Er beugte sich zu mir nach vorne und meine Hand fing an zu zittern. Ich traute mich nicht abzudrücken, wollte ihn doch nicht umbringen. Dann jedoch legte er seine Hand auf meine und es ging ein Schuss los. Ich schreckte auf und ließ die Waffe sofort fallen. Natürlich hatte ich oft genug mit einer auf dem Schießstand geschossen, aber noch nie auf eine Person gefeuert. Er bewegte sich nicht mehr. Hatte ich ihn umgebracht? Oh bitte nicht! Ich sah zu seinem Gesicht, auf welchem sich aber ein Lächeln ausbreitete. „Seras wird dich gleich abholen und dich zurück bringen.“ Er konnte noch reden? Mit einer Kugel in der Brust? Ich sah nun auf die Stelle hin und mir blieb glatt die Luft weg. Er...Er...er hatte ein Loch dort, aber dieses begann sich zu schließen. Das war doch nicht real. Wie ging das? „Irgendwann wird es bei dir genau so sein.“ Wirklich? Aber das war doch... Wie konnte das nur sein? Er lehnte sich zurück und ging schließlich einen Schritt von mir weg. Die Waffe, welche eben noch am Boden lag, flog in seine Hand. Er musste viel mehr Geheimnisse haben, als er mir sagte. Obwohl, sicher hatten die so ziemlich alle. Nur ich nicht. „Jetzt werde ich mich um den Drachen kümmern.“ Und damit verschwand er wieder im Schatten, ließ mich hier auf der Straße alleine stehen. Ich war noch immer vollkommen baff und schockiert. Alles das eben geschehene musste ich verdauen. Doch dann fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Sollte ich auf Sera warten? Mit ihr zurück? Warum? Vielleicht dachte Alucard ja, das es nicht Juraj war, welcher Vladiana umgebracht hatte und will mich deswegen noch länger in seiner Nähe behalten. Aber das konnte er vergessen! Ich lies mich doch nicht ausnutzen! Genau aus diesem Grund machte mich schleunigst auf den Weg weg von hier. Wohin? Egal, nur nicht länger hier bleiben. Ich würde mir später etwas überlegen.
 

Ich lief durch die Straßen von London und wurde von den wenigen Menschen, welche ich in der Nacht antraf komisch angesehen, was an meiner spärlichen Kleidung lag. Wenn ich es nur auch hinbekommen könnte bewusst mich durch die Schatten zu bewegen und zu sehen wo ich hin ging, ich hätte in irgend einen Laden gekonnt und mir dort Sachen einfach weg genommen. Aber da ich keine Lust hatte plötzlich in irgend einem Zimmer zu stehen, vielleicht noch mitten in einem Wohnzimmer von irgend wem, machte ich es lieber nicht.

Es war vielleicht kurz vor vier Uhr Morgens als ich vor dem Bahnhof stand. Ich hatte mir vorgenommen meinen damaligen Plan umzusetzen. Ich wollte nach Frankreich zu meiner Familie. Jene bei denen ich mir sicher sein konnte, das sie mich nicht für ihre eigenen Ziele benutzen. Drinnen in der Bahnhofshalle sah ich mir den Fahrplan an. Der nächste Zug fuhr um kurz nach sechs Uhr. Also etwa zwei Stunden. Ich sollte die ganze Zeit nicht hier verbringen, irgendwie war ich mir sicher, das er mich schneller fand wenn ich stehen blieb. Wenn er überhaupt nach mir suchen sollte. Eventuell war er noch immer mit Juraj beschäftigt und Sera? Ein wenig tat es mir leid wegen ihr, doch dann fragte ich mich, ob sie mich nicht auch belogen hatte. Ich ging mehrere Runden immer wieder um den Bahnhof herum, in verschiedenen Abständen und sah ständig auf die Uhr, wenn ich am Bahnhofsgebäude vorbei kam. Mittlerweile war es halb sechs. Wenn ich jetzt noch eine Runde drehte, könnte ich den Zug verpassen, also ging ich wieder hinein und direkt zum Bahnsteig. Hoffentlich klappte alles und ich konnte mich tatsächlich vor dem Schaffner verstecken. Ich wollte so schnell es nur ging nach Frankreich. Auf dem Bahnsteig ging ich hin und her, und wenn einer der anderen Wartenden mich komisch ansah, erwiderte ich dessen Blick und fragte ob irgendwas sei. Es half so gut wie immer und sie sahen weg, ignorierten mich dann einfach. Doch genau das war es auch, was ich wollte. Als endlich der Zug einfuhr, stieg ich in den letzten Wagon und setzte mich auch auf einen der letzten Plätze.
 

„Kathrin, wo willst du hin?“ Seine Stimme war in meinem Kopf und ich schloss die Augen, atmete tief durch. Den Gedanken, das er wirklich versuchte mit mir zu reden hatte ich in den letzten Stunden verworfen und fragte mich, wieso erst jetzt? War er fertig mit dem Drachen oder hatte er gewartet? „Steig aus und komm zu mir.“ Als wenn ich das machen würde. Ich ignorierte ihn ganz einfach, sollte er doch sagen was er wollte. Ich würde nicht aussteigen und zu ihm kommen! Endlich fuhr der Zug los und ich entspannte mich, rutschte in dem Sitz etwas nach unten. „Jetzt muss ich zu dir kommen.“ Ich seufzte und lehnte mit der Stirn gegen die Fensterscheibe neben mir als er tatsächlich im Wagon auftauchte. „Du spielst unfair.“ meinte ich und bekam mit, wie die drei anderen Passagiere hier drinnen aufstanden und den Wagon wechselten. Er musste sie manipuliert haben. „Warum sollte ich fair spielen?“

„Weil ich dann eine Chance hätte.“ Doch zuckte er dazu nur mit den Schultern und kam näher auf mich zu. Ich schloss wieder meine Augen. „Was willst du noch von mir?“

„Ich konnte mich nicht an dich erinnern, als du in diesem Haus warst.“

„Nicht in dem Haus, in dem Zimmer...es war nur das eine Zimmer. Aber ist doch jetzt auch egal. Hast du Juraj..“

„Er wird uns keine Probleme mehr bereiten.“ Hieß das jetzt, er war tot oder was? Sollte mir auch egal sein. Solange ich endlich meine Ruhe hatte. „Du warst mir fremd.“ Als wenn das jetzt noch eine Rolle spielte. So konnte ich wenigstens die Wahrheit erfahren und war auch dankbar dafür. „Lass mich einfach in Ruhe und geh.“

„Das werde ich nicht.“

„dann wirst du wohl oder übel mich nach Frankreich begleiten müssen, denn aussteigen werde ich nicht!“ Jetzt sah ich wieder zu ihm und zuckte kurz zusammen. Er hatte sich neben mich gesetzt. „Was wird das?“

„Du willst nach Frankreich, dann fahren wir dort hin.“

„Ja, ich will da hin, aber ich alleine!“ Doch ging er darauf nicht mehr ein und ich schüttelte frustriert den Kopf. „Ich verstehe dich nicht. Was willst du noch von mir?“

„Dich nicht alleine in dieser Welt herum laufen lassen, solange du eine Gefahr für jene bist.“

„Was sollte ich denn für eine Gefahr sein?“ Doch noch ehe er darauf antwortete, hielt ich meine Hand hoch. „Vergiss es einfach. Ich kann mir schon einige Sachen vorstellen.“ Das größte Problem war wohl mein Durst. Da hatte er recht. Ich hatte keine Lust irgendwelche Menschen nochmal umzubringen. „Also gut. Zeig mir wie ich mich unter Kontrolle halten kann, wenn ich von Menschen trinke und danach trennen sich unsere Wege!“

„Die Wege sind nicht immer gerade.“ Was meinte er damit nun schon wieder? Doch er griff dann schon meine Hand. „Nicht schon wieder!“ Schrie ich und wurde dann aber von ihm bereits in die Finsternis gezogen. Wieso konnten wir uns nicht einmal ganz normal fort bewegen? Ich hielt mich dabei an ihm fest und spürte währenddessen wieder eine Wärme um mich herum.
 

Wir kamen in einem dunkeln Zimmer raus und ich sah mich kurz um. „Wo sind wir?“

„In meinem Zimmer.“ In seinem Zimmer? Wirklich? Hier drinnen war ich bisher noch nicht gewesen. Dann fragte ich mich aber auch, wieso er mich hier her mit nahm? Ich ging sofort ein paar Schritte von ihm zurück. Zumindest konnte ich mich gleich duschen und dann umziehen gehen. Obwohl ich mal wieder Lust auf eine Badewanne hätte. Ob ich irgendwo im oberen Teil des Gebäudes einfach eine aufsuchen sollte? Ich flüchtete schon wieder mit meinen Gedanken irgendwo hin. „Wann fangen wir damit an, das du mir beibringst mich unter Kontrolle zu halten?“ Um so eher um so besser, so musste ich nicht lange in seiner Nähe bleiben. „Sobald du bereit bist.“ Jetzt sah ich ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich bin schon lange bereit.“ Ein Lachen, welches von ihm kam, und wieder hatte ich das Gefühl, als wenn etwas über meine Wange strich. Sofort schüttelte ich den Kopf und ging zur Tür. Ich musste hier raus. Mich aufhalten tat er nicht, wahrscheinlich hatte er auch keinen Grund dazu. Immerhin war ich wieder zurück und konnte es nicht fassen. Warum nur hatte ich zugesagt? Ich wollte ihn am liebsten hassen, und doch..er war meine einzige Möglichkeit mit allen richtig fertig zu werden, mir alles beizubringen so ungern ich es auch einsehen wollte. Nachdem ich die Tür zu seinem Zimmer hinter mir geschlossen hatte, atmete ich erst mal tief durch. „Kathrin? Geht es dir gut?“ Ich sah nach links wo Sera gerade im Gang stand und mich ziemlich baff ansah. „Ja, nur etwas fertig...ich brauche dringend eine Dusche.“ Ich ging an ihr vorbei ohne mich noch weiter großartig mit ihr zu unterhalten. Aus irgend einem Grund schien sie verwirrt zu sein, ich hatte aber auch keine Lust darauf mich mit ihr zu unterhalten.
 

Endlich war ich wieder in meinem Zimmer und öffnete den Kleiderschrank. Andere Sachen, ich freute mich richtig drauf aus den dreckigen raus zu kommen und nahm eine dunkle Jogginghose und ein schwarzes Shirt raus. Mit den Sachen unterm Arm ging ich die Treppe nach oben. In einem der dortigen Bäder fand ich auch eine Wanne und ließ das Wasser rein laufen, zog die Sachen aus und schmiss sie in die Ecke. Nochmal anziehen würde ich die mit Sicherheit nicht. Mit einem wohligen Seufzer glitt ich in das warme Wasser. Während ich mich anfing in der Wanne zu entspannen, kamen wieder die Bilder von den letzten Tagen in mir hoch und damit auch erneut die Wut auf Alucard. Doch war ich dann auch erleichtert, dass er dafür gesorgt hatte, das Juraj nicht nochmal in meine Nähe kam. Obwohl ich noch immer nicht wusste, was ansonsten passiert wäre. Ich öffnete die Augen. Mit dem Mund war ich unter Wasser und blubberte dieses ein wenig, bevor ich mich nach oben streckte und die Arme auf den Wannenrand legte. Eventuell noch eine Woche, vielleicht etwas mehr bis der Zauber ganz von mir verschwunden war. Ich betrachtete meine Haut auf dem Arm und strich etwas drüber, als wenn ich diesen Zauber weg wischen könnte. Warum nur wurde ich überhaupt damit belegt, wenn er zeitlich begrenzt war? Wäre es nicht besser gewesen dafür zu sorgen, ihn so lange auf mir zu behalten, bis ich an Altersschwäche starb? Zudem, meine Eltern hatten es gewusst, von Anfang an. Sie hätten es mir eher sagen sollen. Ich hätte mich darauf vorbereiten müssen.. Was wäre gewesen, wenn wir nicht hier in England gewesen wären? Hätte es jemanden in Frankreich gegeben, der mir beigestanden hätte? Der mir alles erklärte und versuchte mich in diese Welt einzuführen? Und schon wieder machte ich mir zu viele Gedanken. Es war passiert und damit hatte es sich erledigt. Mein altes Leben war vorbei, ich sollte aufhören darüber nach zu denken was gewesen wäre. Die Zeit zurück drehen kann ich eh nicht. Wieder schloss ich meine Augen. Ich hörte wie draußen auf dem Gang Leute lang gingen. Sicher war gerade großes Reinemachen angesagt bei denen. Ich stieg aus dem Wasser raus, ehe sie noch auf die Idee kamen, das Bad zu putzen. Nachdem ich mich abgetrocknet und angezogen hatte, verließ ich es. Meine dreckigen Sachen hatte ich in den kleinen Mülleimer im Bad gestopft. Auch wenn sie nicht ganz rein passten, war wohl der Sinn und Zweck eindeutig zu erkennen. Ich ging wieder nach unten und in mein Zimmer, wo ich mich direkt aufs Bett fallen ließ. Die letzten Tage hatte ich nur sporadisch geschlafen und wenn, war er in meinen Träumen gewesen, also konnte man von Schlaf nicht wirklich reden. Warum auch immer, sobald ich mich hingelegt hatte, spürte ich eine schwere über mich kommen und war schnell eingeschlafen.
 

Mich streckend erwachte ich und fühlte mich so gut wie lange nicht mehr. Scheinbar hatte ich die Ruhe dringend nötig gehabt. Als ich mich umsah, war ich auch noch immer hier im Zimmer und dies alleine. Wäre es anders gewesen, ich hätte wohl getobt oder geschrien. Nachdem ich aufgestanden war und mich ausgiebig gestreckt hatte, ging ich zum Kleiderschrank und zog eine Jeans und ein Shirt raus. Danach sah ich erstmals auf die Uhr. Ich hatte gut 18 Stunden durch geschlafen. Besser als Tage zu verlieren. Noch hier im Zimmer zog ich mich an und band mir danach die Haare zu einem Pferdeschanz zusammen. Mein Magen hatte sich bereits bemerkbar gemacht und ich war doch etwas überrascht, das Walter noch nicht hier gewesen war. Wusste er überhaupt, das ich wieder hier war? Mit Sicherheit. Doch ging dann schon die Tür auf und ich drehte mich um, wollte eigentlich sagen, wenn man vom Teufel spricht. Doch es war nicht Walter. „Seit wann benutzt du denn Türen?“ Ich war überrascht Alucard zu sehen und ging dann zu meinem Sneakers. Endlich mal wieder Schuhe an. „Ich wollte was neues ausprobieren, aber es macht mir nicht so viel Spaß.“ War ja klar, dachte ich nur und sah ihn abwartend an. „Du wirst ab jetzt nichts mehr von hier zu trinken bekommen.“ Jetzt sah ich ihn überrascht an. „Wieso nicht?“

„Weil du lernen musst dich unter Kontrolle zu behalten. Das war es doch, was du wolltest.“

„Ja, aber...Wieso?“ Ich verstand es nicht. Er hingegen drehte mir einfach den Rücken zu und war dann schon wieder weg. „Die Tür macht man hinter sich zu!!“ Schrie ich noch ins Nichts hinein und erschrak, als diese zusprang. Nun, zumindest hatte er auf mich gehört.
 

Ich saß gelangweilt auf einen der Stühle und drehte immer wieder den Bleistift auf der Spitze im Kreis. Ganze drei Stunden saß ich jetzt schon hier und bisher war er noch nicht wieder gekommen. Keiner war bisher her gekommen. Sollte das ein Test werden, wie lange ich es durch hielt mich zu langweilen? Wenn ja, würde ich mit bestnote durchfallen. Ich hatte keine Lust mehr hier einfach herum zu sitzen und zu warten das was geschah. Mein Zimmer ließ ich hinter mir und verließ das Gebäude. Ich hatte ein Ziel und das war meine Sabroa. Nachdem ich den Fingerabdruckscann hinter mir gelassen hatte, nahm ich sie vorsichtig heraus. So lange hatte ich sie schon nicht mehr in meiner Hand gehalten. Ein Wunder das sie überhaupt noch hier war. Ich legte ein paar Kugeln hinein und schloss den Schrank danach wieder. Mit der geladenen Sabroa in meiner Hand verließ ich das Gebäude und ging zum Schießstand. Wie viele Nächte hatte ich hier gestanden und geübt bis ich anfing mit irgendwelchen Kunststückchen? Ein Lächeln huschte auf meine Lippen, als ich die Waffe nach vorne richtete und das Ziel genau anvisierte. Dann der erste Schuss. Das Gefühl des Rückstoßes, welches mich nicht mehr erschrak, sondern ich es genoss. Ich wollte gerade ein weiteres mal feuern, als sich eine Hand auf die meine legte. Sofort verkrampfte ich mich. „Ein wenig höher. Du willst doch auf den Kopf zielen, nicht wahr?“

„Ich will das du von mir weg gehst und mich nicht nochmal anfasst.“ Mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich dies zu ihm. „Und was willst du dagegen tun? Mich erschießen? Versuch es kleines Nichts.“ Ich knurrte und drehte mich zu ihm um, wollte mit der Waffe nach ihm schlagen, doch war er da bereits von mir weg gegangen. Sofort lief ich auf ihn zu und versuchte nach ihm zu treten. Er wehrte meine Bewegungen ab und ich hasste ihn dafür noch viel mehr.
 

Wieso hatte er das eben gesagt?? Machte es ihn Spaß mich fertig zu machen? Wollte er mich ärgern? Warum nur war ich doch hier her zurück gekommen? Meine Bewegungen wurden schneller und präziser, bis ich es schaffte ihm einen Schlag gegens Schulterblatt zu verpassen. Gleich darauf hin griff er jedoch mein Handgelenk und zog mich so, das er hinter mir stand und meinen Arm nach hinten zog. Meinen Oberkörper drückte er nach vorne und ich schrie auf vor Schmerzen. „Später wirst du dich mit vielen Situationen auseinander setzen müssen, in welchen du die Beherrschung verlieren könntest. Lerne damit umzugehen. Ignoriere das gesagte.“ Ich sah über die Schulter hinweg zu ihm und mein Blick verfinsterte sich. „Ich kann das bereits, hab es Jahrelang getan!“ Damit trat ich nach ihm, wobei er mich los ließ. In einer Drehbewegung griff ich wiederum nach seinem Arm und wollte ihn nach vorne ziehen um danach mein Knie in seinen Bauch zu rammen, doch drehte er sich dabei weg und legte den Arm von hinten um meine Kehle. „Kommt mir gerade nicht so vor, kleines Nichts.“ Wieder entfachte er den Zorn in mir und ich ließ dieses mal meinen Kopf nach hinten schnellen. Es tat mir selber unheimlich weh, als mein Hinterkopf sein Kinn traf, zumindest aber ließ er mich dabei los und ich konnte mich zu ihm umdrehen, verpasste ihn noch einen Tritt gegens Knie, was ihn aber nichts auszumachen schien. Er griff mein Bein, als ich gerade wieder zutreten wollte und hielt es nach oben fest. „Du lässt dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten.“

„Das sagst du nur, weil du keine hast!!“ Schrie ich und versuchte mein Bein von ihm weg zu ziehen, schaffte es aber nicht und als er einige Schritte zurück ging, musste ich ihm hinter her hüpfen. „Im Gegensatz zu dir, habe ich schon vor Jahrhunderten gelernt mich zu beherrschen und die Situationen zu meinem Vorteil zu nutzen.“ Er schlug mit der anderen Hand auf meine Wade und ich hörte es knacken. Ein heftiger Schmerz ging durch mein Bein und ich schrie laut auf, ging zu Boden. Er hatte mir doch tatsächlich den Knochen gebrochen. Ich konnte es durch die Hose sehen, wie ein Stück meines Wadenknochens raus ragte. Tränen schossen in meine Augen und ich konnte nicht aufhören vor Schmerzen zu schreien. „Und Kathrin, behalte den Schmerz für dich. Jemand anderer wüsste genau in diesem Augenblick, das du am Boden bist und würde dir den letzten Stoß geben.“ Ich sah mit Tränennassen Augen zu ihm hoch, als er meine Waffe vom Boden zu sich schnellen ließ und sie auf meine Schulter richtete. Ich dachte wirklich er wolle mir gerade nur Angst einjagen, als er tatsächlich schoss. Warum tat er das? Ich fiel nach hinten weg auf den Boden und wusste nicht mehr wohin mit meinen Schmerzen. Er ging an mir vorbei und ließ dabei die anderen Kugeln aus der Waffe zu Boden fallen. „Jetzt wäre der Moment, in welchem du aufstehen solltest.“ Ich konnte nichts sagen, hoffte einfach das der Schmerz schnell vorbei ging. „Aber wie es scheint, bist du noch immer zu schwach. Hoffen wir, das es bald anders ist.“ Er ließ meine Waffe nun auch zu Boden fallen. Ich hasste ihn immer mehr und als er weiter weg ging, drehte ich mich mit Mühe zur Seite, robbte zur Waffe und griff diese unter Schmerzen. Ich hatte zwei Kugel mit eingesammelt gehabt, welche ich rein legte und dann mit Zorn in den Augen zu ihm sah. Dabei drehte ich mich auf den Bauch und ächzte vor Schmerzen, doch richtete ich schließlich den Lauf auf seinen Rücken und drückte ganze zwei mal ab. Ich erwischte ihn einmal an der Hüfte und einmal in der Mitte seines Rückens. Dann lies ich die Waffe aber fallen und mich ebenso. Ich konnte nicht mehr. Mein Körper schrie nach Ruhe und ich fragte mich wirklich, ob ich das hier überstand, oder ob es nicht doch zu viel war.



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