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Ride the Rockers 7 - Party Time

5. Sequel zu Ride the Rockers. Es ist nicht zwingend nötig, die anderen Fanfictions der Reihe zu kennen.
von

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Kapitel 4
 

Saga brauchte keine Sekunde, um zu begreifen, in was er gerade reingeplatzt war, aber dennoch zehn qualvolle Sekunden, bis sich der Konfettiregen soweit gelegt hatte, dass er sehen konnte, wer die Initiatoren der ›Überraschung‹ waren, von der scheinbar er als einziger nichts gewusst hatte. Und obwohl er damit hätte rechnen müssen, überraschte es ihn trotzdem.
 

Dort standen sie, all jene, die eigentlich im PSC Gebäude hätten sein sollen. Kagrra, Kra, der Rest von alice nine und the GazettE, und zu seiner Überrachung auch Screw und die zwei verbliebenen SuG Mitglieder. Alle mit Konfettibomben in der Hand, Luftschlangen um den Hals und albernen Partyhüten auf dem Kopf, von denen er sich erinnern konnte, dass er selbst und Uruha sie einst bei einem Wettsaufen zu Silvester in einem Club gewonnen hatten.
 

Hinter ihnen war ein kleines Buffet aufgebaut, bunte Luftballons schwebten an der Decke und unter dem Konfetti auf dem Boden schimmerten die roten, gelben, grünen und blauen Kreise seines liebsten Verrenkungs-Spiels hervor – mehr Beweise dafür, dass hier eine Überraschungsparty für ihn geplant worden war, gab es wirklich nicht!
 

Jetzt ergab auch alles Sinn! Miyavi, der ihn ins Auto gestoßen hatte, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gab, seine Geheimniskrämerei und nicht zuletzt Kais ausweichende Reaktion auf seine Frage, warum ihm noch niemand etwas erklärt hatte.
 

Seine Freunde schmissen eine Party für ihn! Doch warum in aller Welt würden seine Freunde eine Party für ihn schmeißen? Geburtstag hatte er nicht und abgesehen davon fiel ihm kein Grund für eine Party ein.
 

Er brauchte einige Zeit, bis er bemerkte, dass es seit seinem Hechtsprung auf den Boden überraschend unruhig geworden war. Ein leises Raunen ging durch die Menge, Izumi diskutierte scheinbar aufgebracht mit Nao, der nur hilflos mit den Schultern zuckte, während der Rest der Gruppe unschlüssig herumstand und ihn ansah, als wäre er irgendein seltsames Tier, das sich verirrt hatte.
 

Saga runzelte die Stirn, bis ihm auffiel, dass Chiyu neben ihm auf dem Boden lag. Vielleicht verwirrte es seine Freunde, dass der andere noch immer halb weggetreten war und keine Reaktion von sich gab.
 

»Dem geht’s nicht gut. Miyavi erklärt es euch!«, begann er so den ersten Vorstoß, die Situation zu entschärfen, doch das Gemurmel hörte nicht auf, bis sich auf einmal Nao von Izumi abwendete und auf ihn zuging.
 

»Was machst du schon hier?«, fragte der Drummer halb verwirrt, halb vorwurfsvoll, so dass Sagas Augenbrauen nach oben wanderten. »Und wo sind die anderen? Du verdirbst uns die gesamte Überraschung!«
 

Er tat bitte WAS? Sagas Kinnlade klappte nach unten und die Worte, die er sagen wollte, blieben ihm schlichtweg im Hals stecken. Er verdarb die Überraschung?! Er war gerade drauf und dran gewesen, seinen Kollegen um den Hals zu fallen und ihnen für ihre spontane Äußerung ihrer Zuneigung zu danken, und jetzt bekam er so etwas zu hören? Was sollte das bedeuten? Die Party war gar nicht für ihn? Weswegen sonst hätte Miyavi ihn entführen und im Unklaren lassen sollen? Es war der perfekte Streich vor einer großen Überraschung!
 

»Wa- …«, brachte er nur heraus und starrte Nao verwirrt an, bevor er sich hilflos zu den anderen umwandte und schließlich an Hiroto hängen blieb. Dieser lächelte hastig, bevor er sehr interessiert auf seine Schuhspitzen sah. Saga hätte ihm dafür am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, dass er ihm nicht zur Seite stand. Er war hier das Opfer! Und jetzt wurde er schon wieder angefahren, obwohl er überhaupt nichts getan hatte! Dieser Tag war verdammt noch mal echt scheiße!
 

Nao schien nicht länger auf seine Erklärung warten zu wollen, denn stattdessen schlüpfte er hinter Saga und schloss die Türflügel.
 

»Ok, Licht wieder aus, alle auf Position und neue Konfettibomben in Anschlag halten! Und wenn wir das heute noch drei weitere Male durchziehen müssen, bis wir die Richtigen erwischen, wir überraschen sie! Und du«, er wandte sich zu Saga, »gehst bitte zur Seite und denkst in Zukunft daran, nicht einfach in irgendwelche Räume reinzuplatzen. Und was hast du mit Chiyu gemacht? Miyavis Plan, sie hierher zu bringen, war dumm, aber nicht gefährlich. Was ist schief gegangen?«
 

Saga öffnete den Mund, um empört seine Unschuld zu beteuern, doch dann stutzte er plötzlich. Moment, noch jemand, der von Miyavis Plan wusste? Wussten hier etwa alle von Miyavis Plan, nur er nicht? Waren alle gaga geworden und er der einzige Mensch auf diesen Planeten, der noch klar denken konnte?
 

»Wenn mir nicht jemand in den nächsten zwei Sekunden erklärt, war hier gespielt wird, fange ich so laut an zu schreien, dass das gesamte Hotel auf den Flur kommt!«
 

Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn, als er die anderen Bands durchdringend musterte, doch keiner schien sich dafür verantwortlich zu fühlen, ihn aufzuklären. Stattdessen sahen sie ihn weiterhin so verwirrt an, dass er ihnen am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre.
 

Er öffnete den Mund und holte Luft, um seine Drohung wahr zu machen, doch noch ehe er dazu kam, winkte Nao hastig ab.
 

»Schon gut, schon gut!«, erwiderte er ein klein wenig panisch und Saga grinste düster, ehe er erwartungsvoll die Arme vor der Brust verschränkte.
 

»Spuck’s aus!«, sagte er kühl und Nao seufzte, ehe er die Schultern hängen ließ und zu erklären begann.
 

»Eigentlich entstand die Idee, als es um die Planung der PSC Party heute Abend ging. Wir sind dort nie allein und alles ist voller Presse, also dachten wir, wir machen unsere eigene kleine Party, um die neuen Bands willkommen zu heißen und ein bisschen näher kennen zu lernen. Wir wollten sie unter einem Vorwand herlocken, doch Miyavi war für seinen bescheuerten Entführungsplan. Die Leader –übrigens die einzigen, die bis vor zwei Stunden hiervon wussten – haben abgestimmt und er hat verloren, aber scheinbar hat er sich nicht dran gehalten. Die neuen Bands kamen so, wie wir geplant haben, nur Chiyu, Takeru und Yuji fehlten. Da konnten wir uns recht schnell denken, was passiert ist, und haben gehofft, dass Miyavi nicht alles verbockt. Und als du nicht aufgetaucht bist, dachten wir, er hätte dich davon überzeugt, ihm zu helfen. Aber das hat er scheinbar nicht …«
 

Er senkte verlegen den Kopf und drehte an seinen Ringen herum, währen sich in Sagas Kopf auf einmal alles zu drehen begann. Das war das ganze Geheimnis?! Eine Überraschungsparty für die neuen Bands! Warum verdammt noch mal hatte ihm Miyavi das nicht sagen können?! Er würde dem Sänger den Hals umdrehen, sobald er ihn in die Finger kriegen würde. Doch vorher hatte er noch jemand anderen zu strangulieren!
 

Sein Blick wanderte zu Hiroto und dieser schien die Drohung in seinen Augen deutlich zu verstehen, denn er wich erschrocken einen Schritt zurück, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut auf seine Schuhspitzen richtete. Oh ja, Saga würde ihn dafür töten, dass er ihn nicht verteidigt hatte, wo er doch genau gesehen hatte, dass er gegen seinen Willen in den Wagen gestoßen worden war.
 

Mit einem plötzlichen Entschluss ging er auf Shou zu, der unbeteiligt an der Seite stand und zusah, und funkelte ihn düster an.
 

»Gib mir dein Handy!«, zischte er so bedrohlich, dass der Sänger nur trocken schluckte, bevor er ihm das Telefon reichte. Saga wählte, ehe mit versteinertem Gesicht wartete, dass abgenommen wurde.
 

»Miyavi!«, brüllte er mit einem Mal so laut in das Handy, dass alle im Raum zusammenfuhren. »Beweg sofort deinen Arsch in den Partyraum!«
 

Seine Augen verengten sich, als am anderen Ende der Leitung geantwortet wurde.
 

»Das ist mir egal, dann bring die SuG-Leute meinetwegen mit!«
 

Nao hob aufgeregt die Hände und sah beunruhigt zur Tür, doch Saga war es inzwischen egal, wenn er irgendeine Überraschung verdarb.
 

»Ach, lass bloß stecken!«, fauchte er gereizt und deutete auf Chiyu, der sich auf dem Boden zusammengerollt hatte und halb eingeschlafen zu sein schien. »Die kannst du eh nicht mehr überraschen. Die sind alle so drauf!«
 

Er gab Shou das Handy zurück und blickte sich um, als sich die Tür öffnete und Miyavi hereingestürzt kam, ehe er ihn so wütend anfunkelte wie noch nie jemanden zuvor.
 

»Und jetzt kann er euch alles erklären! Bitteschön! Erzähl ihnen, was du mit mir und den armen drei SuG-Mitgliedern gemacht hast!«
 

Seine Augen verengten sich und er blickte den Säger erwartungsvoll an, der mit einem Mal zu merken schien, in welch unangenehme Situation er gerade geraten war. Ein hilfloses Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er fuhr sich unschlüssig durch die Haare, ehe er den Mund öffnete, dann aber sofort wieder schloss.
 

Kai schlüpfte hinter ihm durch die Tür und als weder er noch der eigentlich Schuldige noch Uruha, dessen blonder Schopf vorsichtig durch den Türspalt lugte, einen Versuch machte, alles zu erklären und Sagas Weste wieder rein zu waschen, platzte diesem der Kragen.
 

»Er hat sie zu stark betäubt, weil er zu dumm zum Dosieren war! Dann hat er sie in seinen Wagen verfrachtet, mich gepackt und mit hineingestoßen, weil ich zufällig alles gesehen habe! Und dann hat er sich den Rest des Weges geweigert, mich aufzuklären, und mich und Chiyu stattdessen unter Drogen gesetzt, die er in einer komischen Flasche im Kofferraum deponiert hatte! Und als ich schließlich hier angekommen war, wollte mir auch niemand was erklären. Stattdessen behandeln mich alle wie einen Schwerverbrecher und langsam aber sicher geht mir das tierisch auf den Sack!!«
 

Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, doch die Wut saß viel zu tief. Er war das Opfer, aber niemand glaubte ihm, und dann war die Überraschungsparty noch nicht mal für ihn!
 

»Ich hab dir schon gesagt, das war nicht meine Flasche, und …«, erhob Miyavi mit einem Mal seine Stimme, doch Saga ließ ihn noch nicht mal zu Ende sprechen.
 

»Ach, halt die Klappe!«, unterbrach er seine Verteidigungsrede und rappelte sich auf, bevor er Chiyus Arm nahm und ihn sich über die Schulter hängte.
 

»Kai, Zimmerschlüssel!«, brummte er so bedrohlich, dass der Bandleader ohne Widerworte in seine Tasche griff und ihm eine Schlüsselkarte in die Hand drückte. Dann warf er noch einen letzten Blick in die Runde, ehe er Uruha von der Tür wegstieß und auf den Flur trat.
 

Es reichte einfach! Er hatte keine Lust mehr auf diese Spielchen und erst recht keine Lust, sich noch länger mit den Verrätern abzugeben, die sich in diesem Raum versammelt hatten. Er war gekränkt, dass alle mehr gewusst hatten als er! Wenn sie ihm nicht zutrauten, ein Geheimnis zu bewahren, dann sollten sie ihn aus der Band kicken und nicht alles über seinen Kopf hinweg entscheiden.
 

»Alles Verräter«, brummte er leise und schleppte sich mit Chiyu in Richtung der Zimmernummer, die auf der Schlüsselkarte stand.
 

»Wer?«, ertönte die leise Stimme des anderen Bassisten nahe seines Ohrs und Saga zwang sich ein halbes Lächeln auf die Lippen, ehe er ihm wie einem Haustier den Kopf tätschelte.
 

»Nicht du. Du wusstest genauso wenig wie ich«, sagte er und seufzte tief, als er endlich die richtige Zimmernummer erreicht hatte und die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz steckte. Die Tür ging geräuschlos auf und als er den Lichtschalter betätigte, sah er zu seiner Erleichterung, dass das Zimmer leer war. Takeru und Yuji mussten in anderen Zimmern sein und sich von ihrer Betäubung erholen. Immerhin hatte es sie auch nicht so hart getroffen wie Chiyu.
 

»Ist dir immer noch schlecht?«, fragte er den jüngeren Bassisten, als er ihn vorsichtig auf eines der zwei großen Betten setzte, und dieser schüttelte den Kopf, ehe er schließlich doch nickte.
 

»Toilette?«
 

»Lieber Wasser, danke.«
 

Saga nickte und setzte den anderen halbwegs grade, ehe er an den kleinen Kühlschrank ging und eine Flasche herausnahm. Die Plastikflaschen mit Schraubverschluss ließ er links liegen und nahm stattdessen eine Glasflasche mit Kronkorken, deren Inhalt er in ein Glas füllte und Chiyu vorsichtig an die Lippen drückte.
 

»Diesmal ist nichts drin, keine Angst«, beruhigte er ihn, doch alles, was er von Chiyu bekam, war ein verwirrter Blick. Natürlich. Der andere konnte ja nicht wissen, dass seine plötzliches sexuelles Übersprungverhalten mit der Flüssigkeit aus Miyavis Auto zusammenhing.
 

»Schlaf am besten ein bisschen«, sagte er leise und zog dem anderen die Schuhe aus, ehe er seine Beine aufs Bett hob und die Überdecke um ihn schlug. Er fühlte sich beinahe wie ein Vater, der seinen kranken Sohn ins Bett stecke, als er auch noch das Kissen zurecht klopfte und es unter Chiyus Nacken schob. Doch der Gedanke verschwand sofort wieder, als er sah, wie sich der andere wohlig zurücklehnte und sich räkelte. Die vollen Lippen öffneten sich zu einem leisen Seufzen und seine Arme streckten sich zur Seite, so dass Saga hundert Ideen kamen, in welchen Situation er sie in genau dem selben Winkel festpinnen würde, um sich danach an dem hübschen Bassisten zu vergehen.
 

Hiroto hatte Recht gehabt, als er einmal über Sagas gestolpert war, wie dieser heimlich durch den Spalt von Toras Hotelzimmerdusche gespannt hatte. Er hatte ihm vorgeworfen, hormongesteuert zu sein, und leider war dies die Wahrheit! Und dummerweise konnte er sich schwer wieder mit etwas anderem beschäftigen, wenn ihn ein bestimmter Gedanke nicht losließ.
 

Nachdem er Tora schließlich bekommen hatte, war alles wieder gut gewesen. Doch das Warten davor, das heimliche Jagen nach verbotenen Momenten, war eine Qual gewesen. Und diesmal durfte er sich nicht einfach so von seinen Trieben leiten lassen. Tora war sein Freund und hatte gewusst, was in der PSC ablief. Doch Chiyu wusste nichts davon und Saga kannte ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, ob er überhaupt auf Männer stand und wie er danach mit der Situation umgehen würde.
 

Nein, das alles war viel zu kompliziert. Wenn er schnellen Sex wollte, hatte er genügend andere Freunde, die sich liebend gern dafür zur Verfügung stellen würden.
 

Er straffte die Schultern, stolz auf seine Selbstbeherrschung, und wollte sich abwenden, als ihn eine warme Hand am Handgelenk zurückhielt.
 

»Du bist echt nett«, sagte Chiyu leise und lächelte dankbar. »Wir sollten mal zusammen weggehen, wenn ich wieder fit bin!«
 

Saga schluckte trocken, die Bilder, die er sich gerade vorgestellt hatte, noch deutlich im Kopf. Dann jedoch zwang er sich ein Lächeln auf die Lippen und nickte.
 

»Klar, machen wir!«, sagte er und löste sich.
 

Doch erst, als er auf dem Flur den Kopf gegen die Wand in seinem Rücken kippen ließ, konnte er wieder klar denken. Er würde definitiv nicht mit Chiyu weggehen. Und er war auch nicht nett. Er war gefährlich und nahm sich, was er wollte. Doch diesmal würde er sich zügeln, das nahm er sich fest vor. Er hatte keine Lust, ein weiteres Mal der Böse zu sein.
 

Er stand sicher fünf Minuten auf dem Gang und grübelte vor sich hin, bis ihm auffiel, dass er keine Ahnung hatte, was er nun tun sollte. Zurück konnte er nicht. Er traute sich nicht sehr viel Selbstbeherrschung zu und wenn Chiyu einen Rückfall bekommen und ihn wie im Auto verführen sollte, könnte er nicht dafür garantieren, dass er sich zurückhalten würde. Nein, definitiv zu gefährlich!
 

Doch wohin sollte er sonst? Keine zehn Pferde würden ihn in den Partyraum mit den Verrätern bringen, doch er hatte kein Auto, um zurück zu fahren, kein Geld für Taxi oder U-Bahn, und sein Handy befand sich noch immer in Miyavis Besitz. Verflucht! Er würde sich in die Lobby setzen und solange schmollen, bis ihn jemand nach Hause bringen würde. Zwar war in wenigen Stunden die PSC Party, doch sollten sie ruhig eine Weile kriechen, bis er sich bereit erklärte, diese zu besuchen.
 

Er war gerade dabei, sich in Bewegung zu setzen, als ihn ein Geräusch auffahren ließ. Und als er zur Seite blickte, sah er Hiroto, der in geduckter Haltung vor ihm stand und ihn zaghaft anlächelte.
 

»Hey«, sagte er leise, doch Saga schnaubte nur abfällig.
 

»Verräter«, brummte er und sah, wie Hirotos Mundwinkel verletzt zuckte, doch auch wenn er wusste, dass er seinem Freund früher oder später verzeihen würde – gerade war er noch viel zu wütend dafür.
 

»Ich hab dich nicht verraten«, antwortete der kleine Gitarrist verlegen. »Ich musste Kai versprechen, dass ich nichts sage. Er wollte es allein mit Miyavi klären und dafür sorgen, dass gar niemand erfährt, dass du etwas damit zu tun hattest. Wir wurden alle erst informiert, als er dich schon entführt hatte. Und als du in die Party geplatzt bist, war es zu spät. Ich war selbst so überrascht, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. – Kai hat übrigens inzwischen alles aufgeklärt und niemand denkt mehr, du hättest was damit zu tun gehabt.«
 

Er stocherte mit den Schuhspitzen in dem flauschigen Teppichboden herum und wirkte mit einem Mal so schuldbewusst, dass Saga merkte, wie seine Wut zu verrauchen begann. Hiroto war sein bester Freund und er selbst kein Mensch, der lange auf andere sauer sein konnte.
 

»Ach verdammt«, murmelte er leise und zog den anderen zu sich heran, um ihn zu drücken und ihm durch die Haare zu wuscheln. »Vergessen wir es einfach. Auch wenn du die nächsten Male, wenn wir ausgehen, die Drinks bezahlst!«
 

Er grinste verschmitzt und Hiroto nickte enthusiastisch, ehe er Saga so fest umarmte, dass dieser leise aufschrie, als seine Wirbelsäule verdächtig knackte.
 

»Kommst du jetzt mit zur Party?«, fragte der Gitarrist schließlich und sah Saga so bittend an, dass dieser schon jetzt wusste, dass er keine Chance haben würde. »Alle wollen sich bei dir entschuldigen, dass sie dich verdächtigt haben! Nao hat extra deinen Lieblings-Pizzaservice angerufen!«
 

Saga legte die Stirn in Falten und legte eine Hand ans Kinn, um nachzudenken. So richtig besänftigt war er noch immer nicht.
 

»Schinken mit Ananas und viel Sojasoße!«, flüsterte Hiroto mit lockender Stimme in sein Ohr, so dass Saga schließlich seufzend aufgab.
 

»Fein. Eine halbe Stunde, nicht länger!«, sagte er und ignorierte Hirotos kleinen Freudensprung, ehe er ihm zurück zu der großen Flügeltür folgte.
 

»Aber Miyavi erwürge ich trotzdem noch dafür, dass er mich unter Drogen gesetzt hat. Der wird nicht noch mal ungestraft gefährliche Getränke in seinem Kofferraum lagern!«
 

Er rieb sich die Hände vor grimmiger Vorfreude, als Hiroto so unerwartet vor ihm stoppte, dass er in ihn hineinrannte. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, drehte sich der kleine Gitarrist auch schon um und blickte ihn ernst an.
 

»Das war nicht Miyavis Flasche!«, sagte er mit fester Stimme, und Saga runzelte die Stirn, als er sah, wie sich ein leichter Rotschimmer auf Hirotos Wangen legte, wie es nur einmal geschehen war, als Saga ihn vor Jahren in ein Pornomagazin vertieft erwischt hatte.
 

»Wessen dann?«, fragte er verständnislos.
 

Hiroto scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden herum, aber dann straffte er die Schultern.
 

»Meine«, antwortete er nachdrücklich. »Miyavi hat nichts damit zu tun! Ich hab sie vor ein paar Wochen irgendwo vergessen und konnte mich nicht mehr daran erinnern wo.«
 

»Deine?« Sagas Augen wurden groß und es hätte nicht viel gefehlt, da wäre er einfach mit einem dezenten Seufzen nach hinten gekippt. Hiroto, der kleine, unschuldige, süße Hiroto besaß Aphrodisiaka? »Wozu brauchst du so was?«
 

Hirotos Wangen wurden noch einen Schimmer röter und er wendete den Kopf ab.
 

»Um Keiyuu ein bisschen locker zu machen. Ich hatte nie vor, dass das jemand anders trinkt!«
 

»Um Keiyuu ein bisschen locker zu machen?«, äffte Saga ihn nach und wusste noch immer nicht genau, ob er die ganze Geschichte glauben oder sich lieber ordentlich kneifen sollte. Seine Augen mussten inzwischen so groß wie Untertassen sein, denn als Hiroto ihn das nächste Mal ansah, konnte er deutlich erkennen, wie peinlich dem kleinen Gitarristen seine erschütterte Reaktion war.
 

»Ja, um ihn locker zu machen«, antwortete er patzig und verschränkte die Arme vor der Brust. »Können wir das Thema nun lassen? Es war ein Unfall, dass du davon getrunken hast, und wenn du willst, entschuldige ich mich auch bei Chiyu und erkläre es den anderen. Allerdings wird mich Keiyuu in diesem Fall meucheln und höchstwahrscheinlich nie wieder ein Wort mit mir sprechen!«
 

Er sah Saga bittend an, doch dieser war noch immer viel zu abgelenkt, um überhaupt mitzubekommen, was er als letztes gesagt hatte.
 

»Du hast dir tatsächlich ein Aphrodisiaka beschafft, um deinen Freund flachzulegen?«, fragte er noch einmal nach, nur um ganz sicher zu gehen, dass er auch alles richtig verstanden hatte. Er hätte sich mit allen möglichen Alternativerklärungen anfreunden können – von Miyavi, der Shou in seiner Freizeit auf die Motorhaube fesselte, bis hin zu einer Gruppenorgie der Gazette-Mitglieder, denen er sowieso fast alles zutraute – aber auf seinen eigenen Bandkollegen, der sich vor nicht allzu langer Zeit noch beständig gegen Sagas Vorschläge zur unmoralischen Aufpeppung seines Liebeslebens geweigert hatte, wäre er niemals gekommen.
 

»Kannst du das Thema jetzt lassen?«, riss ihn Hirotos Stimme zurück aus seinen Gedanken, dessen Gesicht inzwischen so rot wie eine Tomate leuchtete. Er wirkte wie ein Schulmädchen, das man bei seinem ersten Kuss erwischt hatte, und plötzlich fand Saga die Situation furchtbar lustig.
 

»Hat es denn funktioniert?«, wollte er wissen und rückte interessiert ein Stück auf, so dass Hiroto ihn skeptisch musterte. In den Augen des Bassisten leuchtete die Neugierde und er rieb sich voller Vorfreude auf pikante Informationen die Hände, vollkommen vergessend, dass er noch vor nicht allzu langer Zeit wütend gewesen war.
 

»Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das verrate, oder?« Hiroto hob eine Augenbraue, doch Saga ließ sich nicht beirren.
 

»Komm, spuck’s aus! Ich sag es auch niemandem weiter«, bettelte er fast und hob die Hände, so dass der Gitarrist mit den Augen rollte und den Kopf schüttelte.
 

»Vergiss es! Du erzählst es auf jeden Fall weiter!«, sagte er überzeugt und ignorierte Sagas verletzten Schmollmund, ehe er herumschnellte, als sich die Flügeltür in seinem Rücken öffnete und Uruhas Kopf herauslugte.
 

»Was macht ihr noch hier draußen?«, wollte der blonde Gitarrist wissen, doch noch bevor Hiroto etwas sagen konnte, hatte Saga das Wort ergriffen.
 

»Sexgespräche, hat dich nicht zu interessieren!«, antwortete er und grinste, als er Uruhas überraschtes Gesicht sah, ehe dieser äußerst interessiert aus der Tür schlüpfte und Hiroto, welcher Saga mit hochrotem Gesicht giftige Blicke zuwarf, musterte.
 

»Sein Sexleben oder deins?«, wollte er wissen, und Saga grinste breit.
 

»Seins!«, antwortete er wichtigtuerisch und legte Uruha einen Arm um die Schulter. »Unsere Mühe mit den Handpuppen war nicht vergeblich!«, sagte er wie ein stolzer Vater und ignorierte die leise gemurmelten Flüche, mit denen Hiroto ihn bedachte. Das war die Rache für die Droge und dass sich der kleine Gitarrist geweigert hatte, ihn in seine Bettspiele einzuweihen.
 

»Im Ernst?« Uruhas Augen wurden groß und er musterte Hiroto eingehend, als könnte er dadurch herausfinden, was geschehen war.
 

»Es ist, als würde ein Küken flügge werden und das Nest verlassen«, schwärmte Saga theatralisch und zwinkerte Hiroto zu, dessen Gesicht inzwischen so rot angelaufen war, als würde er jeden Moment platzen.
 

»Ey, ihr habt sie doch nicht mehr alle!«, schimpfte er peinlich berührt, ehe er dem grinsenden Saga gegen die Brust boxte und in den Partyraum stürmte. Der Bassist lachte und klopfte Uruha, der die ganze Situation noch nicht vollkommen zu verstehen schien, auf die Schulter.
 

»Lass dich nicht beirren, Mama. Wir haben ihn gut erzogen!«, scherzte er, ehe er hinter Hiroto herhastete, um seinen Freund wieder gütig zu stimmen. Er ignorierte Uruhas Protestschrei, als dieser endlich schaltete, als was er ihn gerade bezeichnet hatte, und wich gerade noch Reita und Aoi aus, ehe er Hiroto am Armzipfel zu fassen bekam und ihn lachend zu sich zog.
 

Er würde nun eine halbe Stunde Buße tun und sich entschuldigen, dann war wieder alles beim Alten, das wusste er genau. Hiroto würde noch eine Weile weiter schmollen und sich weigern, ihm Details zu verraten, aber spätestens, wenn Saga ihn in seinem Lieblingsclub mit Wodka-Cola abfüllen würde, würde er singen wie ein besoffener Kanarienvogel. Er würde lediglich ein bisschen Geduld zeigen müssen.
 

Die nächste Stunde verbrachte er trotzdem damit, den kleinen Gitarristen zwischen Krabbenchips und Gesellschaftsspielen zu löchern und immer wieder Andeutungen in Uruhas Richtung zu machen, so dass er den Blonden am Ende der Feier davon überzeugt hatte, er hätte schon alles herausgefunden, würde es ihm bloß nicht sagen. Wie schön war es, wenn auch mal andere im Unklaren waren, nicht immer nur er.
 

Kai zog ihn irgendwann kurz zur Seite und entschuldigte sich bei ihm für die ganzen Unannehmlichkeiten und als auch noch Miyavi ankam, Nao und Isshi mit belehrenden Blicken im Rücken, war er schon so gut wie versöhnt. Er war kein nachtragender Mensch, aber deshalb würde er noch lange nicht darauf verzichten, von allen Seiten ein bisschen verhätschelt zu werden.
 

Viel zu schnell mussten sie das ausgelassene Beisammensein wieder beenden, denn die eigentliche PSC Party stand noch bevor und durch Miyavis Entführungsplan hatte sich alles ein wenig nach hinten verschoben. Dies war auch der Moment, in dem Saga plötzlich auffiel, dass er Chiyu vollkommen vergessen hatte. Takeru und Yuji waren nach einer halbe Stunde noch etwas verstimmt, aber eindeutig wieder fit aufgetaucht und hatten Miyavi unter Popcorn-Bombardierung um den Buffettisch gejagt, doch erst jetzt fiel Saga auf, dass er sich nicht daran erinnern konnte, auch Chiyu gesehen zu haben.
 

Kai war zwischendurch verschwunden, um sich um die Entführungsopfer zu kümmern, und da er selbst viel zu beschäftigt gewesen war, brauchbare Informationen aus Hiroto herauszuquetschen oder Uruha zu ärgern, hatte er seine Pflicht für erledigt gesehen. Doch jetzt fühlte er sich auf einmal furchtbar schuldig.
 

»Hey, wo ist Chiyu?«, fragte er Kai, welcher gerade dabei war, die übrig gebliebenen Häppchen in Tupperdosen zu verpacken, und versuchte, seine Stimme nicht allzu besorgt klingen zu lassen.
 

»Der wollte sich noch ein bisschen ausruhen, damit er nachher beim Fototermin fit ist«, antwortete der Leader und verstaute drei volle Dosen in Reitas Rucksack, um, wie er zuvor erklärt hatte, den beim Kochen völlig untalentierten Bassisten vorm Hungertod zu bewahren. »Er war ziemlich durchgeschwitzt, also hab ich ihm seinen Anzug und noch ein paar Wechselsachen herbringen lassen. Kannst du nachsehen, ob er schon fertig umgezogen ist? Wir wollen in einer halben Stunde los.«
 

Er lächelte Saga breit an und dieser nickte, erfreut darüber, dass der andere ihn aufgefordert hatte, und er sozusagen gar keine andere Wahl hatte, als sich zu vergewissern, dass es Chiyu gut ging. Normalerweise kümmerte er sich nicht so sehr um jemand anderen.
 

»Wir kommen dann gleich in die Tiefgarage«, verabschiedete er sich und machte sich auf zu dem Raum, in den er Chiyu gebracht hatte.
 

Er klopfte an und öffnete vorsichtig die Tür, als er keine Antwort bekam.
 

»Bist du da?«, fragte er und sah sich um, ehe er hinter sich die Tür schloss, doch schon aus dem schmalen Flur des Hotelzimmers konnte er sehen, dass das Bett leer war.
 

»Chiyu?«, fragte er ein weiteres Mal, bevor er erschrocken zusammenfuhr, als sich die Badtür direkt neben ihm öffnete und der andere ihm förmlich in die Arme stolperte.
 

»Huh, was machst du denn hier?«, fragte er und Saga öffnete den Mund, um sich zu erklären, doch nur Sekunden später waren die Worte aus seinem Kopf verschwunden, als er registrierte, in welchem Aufzug Chiyu vor ihm stand.
 

Die brünetten Haare waren nass, klebten an der capuccinofarbenen Haut und der nackte Oberkörper glänzte feucht, als wäre Chiyu gerade erst aus der Dusche gestiegen. Sagas Blick folgte einem Wassertropfen, der über die makellose Haut hinab über den flachen Bauch rann, bis er in dem weißen Handtuch verschwand, das um die schmalen Hüften gewickelt war und gerade so viel verdeckte, wie es musste. Saga wusste nicht, ob es ihm zu wenig oder doch noch zu viel war, aber sein Gehirn hatte sich sowieso schon vor einigen Momenten verabschiedet.
 

Das war zu viel Haut! Das war eindeutig zu viel Haut! Er fühlte deutlich, wie sein Herz schneller zu klopfen begann und seine Hände feucht wurden. Herrgott noch mal, warum hatte sich niemand die Mühe gemacht, den Neuen zu erklären, dass sie so nicht vor ihm herumlaufen durften! Am besten auch nicht vor Uruha oder Ruki, aber vor ihm definitiv nicht! Und schon gar nicht, wenn er genau wusste, dass er die Finger von Chiyu zu lassen hatte!
 

»Ähm, Saga?« Große braune Augen sahen ihn fragend an und Saga zuckte zusammen, als ihm auffiel, dass er die letzte Minute nur stumm gestarrt hatte. Hastig schnappte er nach Luft, panisch alle verbliebenen Gehirnfunktionen darauf konzentrierend, schnellstmöglich eine halbwegs plausible Erklärung zu finden, doch Chiyu schien ihn eher amüsant als aufdringlich zu finden.
 

»Darf ich durch?«, fragte er und steuerte das Hauptzimmer an, als Saga wortlos einen Schritt zur Seite tat, sich innerlich dafür verfluchend, dass er seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte. Das musste die verbliebene Wirkung des Aphrodisiaka sein! Ja, das war eine Erklärung, mit der er sehr gut leben konnte, wenn er nicht weiter drüber nachdachte.
 

Er brauchte einen Moment, bis er sich erinnerte, warum er eigentlich hergekommen war.
 

»Kai hat mich geschickt, um dich zu holen. Wir wollen aufbrechen«, sagte er, bewusst Kai vorschiebend, und versuchte wegzusehen, als Chiyu das Handtuch löste und sich die Haare trocken rubbelte. Zum Glück hatte ihm der andere den Rücken zugewandt, aber Saga musste trotzdem hart schlucken, als sein Blick auf Chiyus Po hängen blieb.
 

»Willst du dir nicht was anziehen? Ist kalt …«, sagte er abwesend und schaffte es gerade noch, den Blick zu heben, als sich Chiyu das Handtuch wieder umwickelte und sich mit einem verlegenen Gesichtsausdruck zu ihm umdrehte.
 

»Muss noch warten, bis meine Unterwäsche wieder trocken ist«, sagte er und deutete auf die graue Panty, die auf der Heizung ausgebreitet war. »Ich hab ziemlich … geschwitzt.«
 

Saga runzelte die Stirn, bis es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Verdammte Scheiße, das hatte er ja total vergessen! Auch wenn er ihm im Kofferraum eine andere Hose angezogen hatte, die Unterhose war immer noch die selbe gewesen. Und die Spuren darin unübersehbar! Fuck! War er jetzt dran? Aber Chiyu benahm sich nicht so, als wäre er auf ihn sauer, weil er seine hilflose Situation ausgenutzt hatte. Er konnte nur hoffen, dass es dem anderen zu peinlich war, es zu erwähnen, so dass sie es beide vergessen konnten.
 

»Zwei Minuten, dann müsste sie wieder trocken sein. Ich hab voll aufgedreht«, riss ihn der andere aus seinen Gedanken, und setzte sich auf das Bett, ehe er seine Schulterwirbel knacken ließ und das Gesicht verzog.
 

»Fuck, ich fühle mich noch immer wie gerädert. Verdammter Miyavi! Wenigstens hatte er vorhin den Anstand, vorbeizukommen und sich zu entschuldigen, aber das ändert auch nichts daran, dass ich so verknotet gelegen habe, dass ich noch zwei Wochen lang Rückenschmerzen haben werde.«
 

Er ließ sich nach hinten sinken und schloss die Augen. Saga betrachtete ihn noch immer wortlos, selbst nicht wissend, wie er mit der Situation umgehen sollte. Chiyu verhielt sich viel zu unbefangen in seiner Gegenwart. Konnte es sein, dass er vergessen hatte, was im Auto geschehen war? Er hätte Hiroto fragen sollen, wie sich das Aphrodisiaka auf das Erinnerungsvermögen auswirkte, aber Chiyu war schon durch Miyavis Betäubungsmittel so weggetreten gewesen, dass er kaum etwas registriert hatte. Vielleicht hatte er Glück und der jüngere Bassist hatte es entweder komplett vergessen oder dachte, es wäre nur ein feuchter und sehr peinlicher Traum gewesen.
 

Oder aber … Saga zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, als er den schlanken Körper betrachtete und sich an die Art erinnerte, wie sich der andere vollkommen ungeniert vor ihm präsentiert hatte. Erinnerte sich Chiyu vielleicht ganz genau und versuchte ihn zu verführen?
 

»Wenn dir der Rücken weh tut … Soll ich dich massieren?«, hörte sich Saga sagen, noch bevor er richtig darüber nachdenken konnte. Chiyu öffnete ein Auge, dann grinste er.
 

»Dein Ernst? Klar, gerne!«, antwortete er und krabbelte komplett auf das Bett, um sich auf den Bauch zu legen und den Kopf auf den Armen zu betten.
 

Saga näherte sich ihm langsam, noch immer in Gedanken, doch entschlossen, herauszufinden, was Sache war. Wenn sich Chiyu nicht erinnerte, dann wäre dies nur eine einfache Massage. Wenn er ihm jedoch nur den Unwissenden vorspielte, dann würde er ihn weiter in Versuchung bringen. Und diesmal nicht nur durch ein bisschen nackte Haut.
 

Vorsichtig legte er seine Hände auf die nackten Schultern und fuhr mit leichtem Druck die Muskelstränge auf und ab, um sie zu wärmen, bevor er seine Finger schließlich unter die Schulterblätter grub.
 

»Gut so?«, fragte er und bewegte seine Hände weiter so, wie er es vom Physiotherapeuten der PS Company in Erinnerung hatte, genau auf Chiyus Reaktion achtend.
 

»Toll …«, nuschelte dieser nur ins Kissen und seufzte wohlig, ehe er wieder still wurde.
 

Saga verzog die Mundwinkel leicht und massierte weiter, doch auf diese Art würde er nicht sehr viel herausbekommen. Er würde einen Schritt weitergehen müssen.
 

Ein listiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er die Schulterblätter weiter massierte, die Bewegungen jedoch immer größer werden ließ, bis er sich unauffällig an den unteren Teil des Rückens herangetastet hatte. Er fuhr die Wirbelsäule entlang, drückte seine Finger in die verspannten Muskeln und lockerte sie vorsichtig, doch gleichzeitig wanderte er immer weiter in Richtung der sensiblen Seiten und koste einen winzigen Moment darüber, bevor seine Hände wieder in Richtung Körpermitte wanderten.
 

Er fühlte, wie sich Chiyu schnell vollkommen seinen Berührungen hingab. Er zuckte nicht zusammen wie ein normaler heterosexueller Mann, dem es unangenehm war, wenn ihn ein anderer so berührte. Immer wieder verließen kleine Seufzer seinen Mund, wenn Saga eine bestimmte Stelle berührte, doch nichts davon war auffällig genug, um irgendeinen Schluss zuzulassen.
 

Erneut ließ er seine Fingerspitzen über die weiche Haut gleiten, diesmal sanfter, beinahe überhaupt nicht mehr massierend, sondern eher wie ein zärtliches Streicheln, deutlich zu zart, um nicht Verdacht zu erregen. Chiyu regte sich leicht und gab einen wohligen Laut von sich, ehe er sein Gesicht drehte und endlich in die Richtung wendete, dass Saga seinen Gesichtsausdruck sehen konnte.
 

Die Augen waren geschlossen, lange Wimpern lagen auf der ebenmäßigen Haut und die Lippen waren ein winziges Stück geöffnet. Saga betrachtete ihn einen Augenblick fasziniert, bevor er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrierte und seine Hände hinauf zu Chiyus Hals wandern ließ. Sanft fuhr er den Haaransatz hinauf und hinab, verstrich die feuchten Haare und spreizte seine Finger, so dass die Spitze seines kleinen Fingers wie zufällig über Chiyus Wange strich.
 

Er achtete bewusst darauf, bei der Abwärtsbewegung die Hände so zu bewegen, dass sie die sensiblen Außenseiten des Halses berührten und dezent über das Brustbein streiften, bevor sie wieder nach hinten wanderten. Er lächelte zufrieden, als Chiyus Atmung jedes Mal, wenn er dies tat, ein wenig schneller ging und die Töne, die seine delikaten Lippen verließen, lauter wurden, bis er vollkommen davon überzeugt war, dass der andere dies absichtlich tat.
 

Die Art, wie er sich den Berührungen entgegenstreckte, wie er auf Sagas Hände reagierte … Das war nicht normal. Vor allem, da er schon vor einigen Minuten mit dem Massieren aufgehört hatte und seitdem nur noch mit leichtem Nachdruck streichelte. Ein weiteres Mal ließ er seine Hände den kompletten Rücken hinabgleiten, und als Chiyu nur unterdrückt aufseufzte, als Saga das Handtuch ein Stück von seinen Hüften schob, war er sich sicher.
 

Es war egal, wenn er nachher von Kai oder Nao eine Standpauke bekommen würde. Chiyu wollte dies! Er wollte von ihm berührt werden, und das sicher nicht nur auf jugendfreie Art und Weise. Und er, Saga, würde sich nehmen, was er schon seit den Ereignissen im Kofferraum haben wollte. Den schlanken, sehnigen Körper unter sich, stöhnend, die Fingernägel in seine Schultern krallend, während er ihn mit festen Stößen als sein Eigentum brandmarkte.
 

Saga grinste, ehe er sich über den anderen beugte und seine Zunge über dessen Schulterblatt gleiten ließ. Er hörte, wie Chiyu überrascht die Luft einsog und sich bewegte, doch er hielt ihn fest und ließ seine Zunge weiter hinaufgleiten, bis er seinen Hals erreicht hatte.
 

»Was tust du?«, keuchte der Jüngere, doch Saga hatte nicht vor, ihm zu antworten. Wenn er weiterhin den Unschuldigen spielen wollte, bitteschön! Er konnte nicht leugnen, dass ihn diese interessante Abwechslung zu seinen oft nur allzu willigen Bandkollegen durchaus erregte.
 

»Saga?« Chiyus Stimme war heiser und er gab einen überraschten Laut von sich, als sich Sagas Hand in seinem Haarschopf vergrub und seinen Kopf so zog, dass sich seine Lippen auf seinen Hals legen konnten.
 

Saga atmete geräuschvoll ein, als er den Geruch des anderen einsog, völlig fasziniert davon, wie weich sich dessen Haut unter seinen Lippen anfühlte, beinahe so, als wäre sie noch nie von jemandem berührt worden und nur für ihn gemacht. Sie betörte ihn, war neu und verlockend, so dass er gar nicht bemerkte, wie Chiyu unter ihm zu zappeln begann.
 

Er spürte, wie etwas in seinem Bauch zu kribbeln begann, als er sich Chiyus Lippen näherte, und als er sie schließlich berührte, war es so, als würde alle Spannung, die sich in den letzten Stunden ihn ihm angesammelt hatte, mit einem Mal abfallen.
 

Er spürte die Weichheit, den berauschend neuen Geschmack, der ihn so sehr faszinierte, dass sogar vergaß, dass er ihn eigentlich stürmisch hatte küssen wollen. So verweilte er still, genoss den Moment, bis er plötzlich registrierte, wie angespannt Chiyus Körper war und wie der andere versuchte, ihn von sich wegzudrücken.
 

Ein kalter Schauer fuhr über Sagas Rücken und er schreckte zurück, als habe er sich verbrannt. Er sah die Überraschung in den geweiteten Augen des anderen, den Schrecken, aber nichts, was auch nur annähernd darauf hindeutete, dass Chiyu ihn dazu hatte verführen wollen.
 

Verdammt! Ein Kloß begann sich in Sagas Hals zu bilden, als er vom Bett aufsprang, vollkommen aus der Fassung gebracht, als ihm klar wurde, was er soeben vielleicht angerichtet hatte, bevor sich der Ausdruck auf Chiyus Gesicht plötzlich änderte und ein angedeutetes Lächeln auf seinen Lippen erschien.
 

»Keine Angst«, sagte er und zog das Handtuch zurecht, ehe er sich herumrollte und aufstand, um auf Saga zuzugehen. Seine schlanke Hand strich dem versteinerten Bassisten vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht, ehe er ihn mit einem Funkeln in den Augen, das Saga nicht im Geringsten interpretieren konnte, ansah. Und dann sagte er etwas, was er noch weniger zuordnen konnte, als alles andere zuvor, und was ihn komplett aus der Bahn warf.
 

»Miyavi hat es mir vorhin schon erzählt. Ich weiß alles …«
 

*****
 

tbc.
 

Ich versuche ein Kapitel pro Monat, versprochen! Ich bin nur gerade in meiner Hauptprüfungszeit und da ist das nicht so einfach.
 

Ich glaube übrigens, dass einigen das Pairing nicht so sehr liegt. Ich wollte aber mal was schreiben, was vorher noch niemand geschrieben hat. Ich mag die beiden wirklich zusammen, weil Chiyu Saga aus dem Konzept bringen kann. Außerdem sehen die beiden echt gut zusammen aus.
 

Und keine Angst, ich hab den Fünfer im Auto nicht vergessen. Nur weil es gerade nicht danach aussieht, heißt es nicht, dass der nicht noch kommt. Ihr kennt mich doch!



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Kommentare zu diesem Kapitel (41)
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Von:  Shane-
2009-05-16T14:45:11+00:00 16.05.2009 16:45
Also ich mag Chiyu und Saga zusammen auch! ^-^
Total klasse, wie Chiyu ihn verwirrt! xD
Das Kapi war super und bei der Stelle, wo Hiroto sagte, dass er das Mittel gebraucht hatte um Keiyuu locker zu machen, musste ich so lachen! Richtig toll ^^
Von:  Oceanwhirl
2009-04-30T16:17:02+00:00 30.04.2009 18:17
Der Fünfer im Auto.... Naja, sie müssen ja noch zur Tiefgarage, ich bin recht zuversichtlich, was das angeht XD
Nebenbei toll, wie du Chiyu charakterisierst, du hast recht, wenn du behauptest, dass er Saga aus der Reserve locken kann. Ich hoffe, er wird dieses Können auch ausgiebig nutzen!
Viel Spaß beim Schreiben des nächsten Kapitels!! ^-^
-Kai


Von:  Kei-hime
2009-04-24T21:37:18+00:00 24.04.2009 23:37
So, endlich bin ich up-to-date! |D Hab gerade alle Kapitel dieses Teils in einem Rutsch gelesen und bin schon seeehr gespannt, wie's weitergeht! X3 Deine Wendungen sind echt immer das Tollste - von der sexuellen Spannung mal abgesehen! ^.~
Von:  MinuU
2009-04-13T22:01:09+00:00 14.04.2009 00:01
Also ich mag das Pairing in dieser FF sehr gerne ^^
Mal was ungeweöhnliches und mir gefällt wie saga die fassung so ein bisschen verliert dank chiyu~
bin sehr gespannt wie es weiter geht *_____*
Von:  xXRenoXx
2009-03-31T13:22:33+00:00 31.03.2009 15:22
Ich kann gar nicht aufhören zu lesen.
Ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel.
Die Story ist auch wieder voll super.
Bin gespannt, wie es mit den beiden weiter geht.
Weiter so. ^^
*smile*
Von:  -_tsuki_-
2009-03-31T10:52:44+00:00 31.03.2009 12:52
muah! so aufhören! *heuls*
aber ich finds geil dass saga endlich mal an jemanden gerät der ihm ebenbürtig is *-*
hehehe...der kann was erleben *lach*
freu mich schon aufs nächste kapi....is dir wirklich gut gelungen <3
also: bitte schnell weiterschreiben...denn das ende is wirklich fies xD
und ich hoffe auf ein adultkapi XDDDDD
baibai
lg
tsuki
Von: abgemeldet
2009-03-29T13:52:34+00:00 29.03.2009 15:52
Duuuuuuuuu fiesliiiing~~~ *seufz*~
schreib weiter...an so stellen aufhören.. immer wieder.. du willst deine fans quälen~ davon bin ich überzeugt... los los los schreib >< *raphi an tastatur drücks*~ loooos >///< will gebumsel x3!
Von: abgemeldet
2009-03-25T08:47:56+00:00 25.03.2009 09:47
Wie kannst du nur!
So was von gemein! genau an dieser Stelle aufzuhören! Denk doch auch mal an uns arme Leser!
Aber das pairing is gut... sehr gut sogar! Gefällt mir viel besser wie die Vorstelleung von Saga und Miyavi!XD
Freu mich schon voll auf das nächste Kap!
Von: abgemeldet
2009-03-22T22:38:19+00:00 22.03.2009 23:38
gefällt mir gut...
Chiyu kommt interessant rüber...nicht leicht zu durchschauen...mit Saga zusammen echt eine interessante Mischung...bin gespannt wie es im nächsten Chap mit den beiden weiter geht...
mata ne
Shin
Von:  PA
2009-03-20T09:55:06+00:00 20.03.2009 10:55
hui hui hui menno da wird einem ja richtig heiß XDDDDDD richtig cooooeeel schade das des jetzt noch so lange dauert bis du wieder was hochstellst, du schreibst so unglaublich toll einfach nur genial^^ ich freu mich aufs nächste kappi ...adult??? hmmm^//^' hach ein monat is soooo lang *seuftz*


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