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Schlimm

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Schlimm

Schlimm
 

„Werd von den Fans zu Mus gemacht, vom Bassisten ausgelacht...“
 

Noch bevor er die Augen öffnet, entweicht ein gequältes Stöhnen seinen Lippen. Sein Kopf brummt, als wäre in ihm ein Verstärker eingebaut und hätte er das notwendige medizinische Fachwissen, er könnte alle seine Knochen einzeln benennen.
 

Und an all dem ist nur Farin schuld.
 

--
 

>Was heißt das, du hast keine Lust mehr?<
 

<Das habe ich SO nie gesagt!>
 

>Ach ja?! Und wie war das mit „seine Energie erst mal in andere Dinge stecken“?!<
 

<So wie es auch gemeint war... und außerdem; sag mir nicht, dass du noch nie drüber nachgedacht hast.>
 

>Alles hin zuschmeißen nur weil mir irgendwo ein Zimperleinchen ziept und mal nicht alles absolut perfekt läuft? Nein, tut mir leid Jan, aber solche Gedankengänge sind mir völlig fremd...<
 

<Lügner>
 

--
 

Sich streckend, vergisst er völlig das er die Nacht in Gesellschaft von ein Dutzend guten und hochprozentigen Fläschchen verbracht hatte und schüttet deren spärlichen Reste auch prompt über den teuren Teppich des Hotelzimmers aus. Mit einem lauten Fluch rollt er sich auf die andere Seite des Bettes, schafft es nur mit höchster Anstrengung sich auf zu setzten. Ans stehen oder gar gehen will er jetzt noch überhaupt nicht denken.
 

Im Normalfall hätte Jan ihn eigentlich auch schon längst geweckt. Ihn wäre das breite und ein wenig selbstgefällige Grinsen des Blonden zwar tierisch auf den Zeiger gegangen, aber er hätte die schon aufgelöste Aspirin versöhnlich angenommen und sich den ganzen Morgen von vorne bis hinten bemuttern lassen.
 

Nur das er den Normalfall wohl von jetzt an zu den Seltenheiten legen kann. Gesetzt dem, dass er überhaupt noch existiert.
 

Denn warum soll sich der Gitarrist um ihn in seiner Selbstmitleidsphase kümmern, wenn er ihm anscheint schon im Urzustand zuwider ist?
 

--
 

>Verdammt, sag einmal, nur einmal in deinem Leben was du wirklich meinst! Nicht durch die Blumen oder von diesem ekligen hohen Ross deiner ach so ausgeprägten Intelligenz! Sei ehrlich, sei einfach nur ehrlich!<
 

<Du willst die Wahrheit wissen?! DU willst die Wahrheit wissen?! Die Wahrheit könntest du doch überhaupt nicht verkraften!>
 

>Oh, keine Sorge, JETZT brauchst du auch nicht mehr anzufangen dich um meine Seelenheil zu sorgen. Also tue dir keinen Zwang an, ich werde damit schon fertig!<
 

<Dein Seelenheil? Wer hat muss sich denn immer zurücknehmen, wenn sich der werte Herr Graf austoben will? Wer darf nie etwas sagen, weil er immer Angst haben muss, den ach so fragilen Drummer in seiner Entfaltung zu stören?! Siebzehn Mal, Dirk, siebzehn Mal in den letzten drei Wochen hast du Party gemacht, warst erst nach vier Uhr Morgens wieder da und hast noch nicht mal in Betracht gezogen mich zu fragen, ob ich mitkommen will. Ins Zimmer hast du mich abgesetzt, wie man ein kleines Kind los wird. Fragen durfte ich nach den Nächten auch nicht, denn das hätte dich ja in Erklärungsnot gebracht. Und wenn du schließlich mal da warst und nicht gerade als Schnapsleiche in der Gegend herumlagst, durfte ich mir anhören, warum die Setliste noch nicht fertig war oder wieso ich dich für ein Interview angekündigt habe.
 

Du willst die Wahrheit wissen?!
 

Die Wahrheit ist: ICH KANN ES NICHT MEHR ERTRAGEN!>
 

--
 

Die Frage, ob es das Zimmer ist, das so schwankt oder doch ehr seine Beine dafür verantwortlich sind, welche gerade die Konsistenz von Pudding zu haben scheinen, erübrigt sich eigentlich. Mit viel Glück schafft er es trotzdem ins Bad, das die nächste Überraschung bereit hält. In tausend glitzernden Scherben liegt der eigentlich mannshohe Spiegel zerbrochen auf dem Fußboden, vermischt mit diversen Überbleibsel eines Erste- Hilfe- Kastens.
 

Mit einer unguten Ahnung blickt er an sich herunter, um fast sofort auf einen mehr schlecht als rechten Verband zu treffen, der sich irgendwie anklagend um seinen rechten Oberschenkel schlingt.
 

Als ob er nicht schon genug Probleme hätte.
 

--
 

<Was soll das werden?>
 

>Nach was sieht es denn aus?<
 

<Ernsthaft? Nach einer deiner vielen kleinen Dramaqueen- Anfälle, die mich, wenn wir schon beim Thema Ehrlichkeit wären, eigentlich noch nie sonderlich beeindruckt haben. Was willst du eigentlich mit diesen Rumgeschnippel erreichen? Mitgefühl erhaschen oder deinen psychischen Qualen einen Ausdruck verleihen? Alles andere wäre nämlich Verschwendung. Dann könntest du auch Blutspenden gehen, statt dem Zimmermädchen einen Ohnmachtsanfall zu bescheren, wenn sie die Flecken sieht.>
 

>Und wenn ich mich aus diesem Leben entfernen wollte?<
 

<Würde ich dich bitten es nicht unbedingt in meinem Beisein zu tun...>
 

--
 

Einigermaßen zurecht gemacht, soweit es das halb zerstörte Badezimmer und sein noch immer schmerzender Schädel es zulassen, tut er das erste nach einen Streit mit Jan, was er immer macht. Er sucht sich Beistand.
 

Denn auch wenn es in der letzte Nacht wirklich extrem gekracht hatte, so ist er eigentlich doch voller Zuversicht, dass dies nichts ist, was man nicht wieder ins Lot bringen kann.
 

Zu oft hatte der Blonde nun schon angedroht ihn zu verlassen, aus seinen Leben ganz zu verschwinden. Ewig scheinen die Triaden darüber, was für ein schlechter Kerl er ist und das er nicht zu einer Beziehung fähig sei. Für ihn hat es den Ernst schon lange verloren.
 

Kommen sie doch immer wieder zusammen.
 

Irgendwie.
 

Wie von selbst tragen ihn seine Füße zu Rods Zimmer. Wenn einer helfen kann, dann ist es der Chiline. Ist er doch, im Laufe der Zeit, zu so etwas wie ihrem persönlichen Beziehungstherapeut geworden. Er kann gar nicht mehr zählen, wie viele Streits der Bassist mit seiner ruhigen Art abwand, wie oft er Jan getröstet und gut auf den Blonden eingeredet, ihn selbst von einen seiner Egotrips herunter geholt hatte.
 

Noch bevor er an der Tür klopfen kann, öffnet sie sich von Innen.
 

Und schon, als er das Gesicht des Jüngeren sieht, weiß er, dass dieses Mal irgendetwas anders ist.
 

Ist dieses doch nicht, wie sonst, mitfühlend besorgt. Sondern wird stattdessen von einem feinen und, er kann sich nicht helfen, fast schon gemeinen Lächeln verziert.
 

„Was willst du?“
 

Seine Stimme klingt nicht wirklich abweisend, doch irgendwie hat sich Bela mehr erhofft.
 

„Ich... und Jan... also wir hatten gestern... es hat mal wieder geknallt bei uns...“
 

„Ich weiß.“
 

Es macht ihn fast wahnsinnig wie gelassen der Andere im Türrahmen steht, als würde ihn das alles so überhaupt nichts angehen.
 

„Dann war er schon bei dir?“
 

„Ist es immer noch.“
 

Verwirrt versucht er an den Größeren vorbei ins Zimmer zu schauen. Hinter diesem liegt der Wohnbereich, der vollkommen verwaist ist und nicht wirklich auf Jans Anwesenheit schließen lässt.
 

„Wo?“
 

„Im Bett.“
 

Als sich das Lächeln Rods, in das berühmte Grinsen der Katze, die gerade den Kanarienvogel gefressen hat, wandelt, weicht jegliche Farbe aus seinem Gesicht und er ist mit einem Schlag so weiß wie eine Wand. Geschockt versucht er zu begreifen, was gerade mit ihm passiert, doch ist es einfach zuviel.
 

Das kann nicht sein.
 

Darf einfach nicht sein.
 

Er und Jan... sie kommen doch immer wieder zusammen.
 

Und nun sollte alles...
 

Und dann auch noch Rod?
 

Ausgerechnet Rod?
 

„Tja, Felse, Pech gehabt würde ich da mal sagen. Obwohl, genug Gelegenheiten hattest du ja eigentlich. Aber keine Sorge, ich mach dir keinen Vorwurf. So was nennt man wohl trügerische Sicherheit. Hattest wohl nicht mehr damit gerechnet, dass er wirklich noch mal Schluss macht.
 

Obwohl ich gestehen muss, dass es mich auch ziemlich Überredungsarbeit gekostet hat. Du weißt ja wie sehr er an dir hängt. Aber wenn die einzige Person, die immer an diese Beziehung fest mit geglaubt hat nun auch noch zweifelt... Jan weiß nun mal auf wenn man hören kann...
 

Ich verspreche dir aber gut auf ihn aufzupassen. So unter Freunden. Besser als du werde ich es alle Male machen...
 

Na ja... ich muss jetzt auch wieder. Er wird bald aufwachen und sicherlich noch ein wenig Trost brauchen. Man sieht sich.“
 

Und das letzte was Bela hört, bevor sein Welt in Trümmern versinkt, ist das Lachen seines Bassisten.
 

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Das Ende mag ich mal... zur abwechslung
 

pudel



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  dadgrin
2008-12-16T20:24:17+00:00 16.12.2008 21:24
:'( hab mitleid mit Jan der Arme!!!
*heul*
ja Rod kümmer dich um ihn, so is gut!

deine ff is supiii ^^ x3 *keks geb*
gefällt mir, die idee

Von:  weniger_suess
2008-11-22T18:08:44+00:00 22.11.2008 19:08
Super Fanfiction, Kompliment, auch wenn ich gerade ein bisschen Gehrintot bin und deshalb nicht viel schreibe. Es ist schön mal was anderes zu lesen und dein schreibstil ist auch toll. Ich stimm dir zu das ende ist gut auch wenn Bela mir leid tut.
Freue mich auf mehr von dir
lg
weniger süß
Von: abgemeldet
2008-11-22T16:48:39+00:00 22.11.2008 17:48
X3 ich finde diese ff wirklich wirklich klasse!!!!
*smile*
auch wenn bela mir ein bisschen leid tut... verdient hat er es!
ich an farins stelle hätte wahrscheinlich genau das selbe getan, schließlich ist es unzumutbar wenn jemand sich konstant so rücksichtslos verhält wie bela.
gut dass dem grafen mal die augen geöffnet wurden <3
und ich hoffe, dass es keinen zweiten teil geben wird, denn die story ist perfekt so wie sie ist.
ein super tolles ende.
lehrreich, auf gewisse art und weise!! ^,~
Danke dafür!!! *kisses*

Sara
Von: abgemeldet
2008-11-22T12:43:27+00:00 22.11.2008 13:43
wow
das ist so geil
ich musste das echt zweimal lesen
absolut klasse

"Rumgeschnibel"
einen Fehler hab ich entdeckt, was ist das für ein wort?
rumgeschreibsel? oder... na ja wär nett wenn du das korrigieren würdest
ist im 3. Streitpart und Jan sagt das glaub ich


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