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Jahrestag

Wichtelfic für Latte_Schmidt
von

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öhm eins noch vorab: zweimal kleiner Zeitsprung, bei den größeren Absätzen(wollt kein neues Kapitel anlegen und so^^
 

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„Kannst du nich ma damit aufhörn?“

Genervt lehnte Rod sich mit seiner Zeitung in dem weißen Sessel zurück.

Bela, derjenige, der mit seinem Fuß und seinen Händen ein wenig herumgeklopft hatte, antwortete: „Tut mir ja Leid, wenn ich mich nich so einfach beschäftigen kann wie der große Gonzalès“

„Mensch, krepierst du jetzt bei jedem Stromausfall vor Langeweile oder was? Sonst biste doch auch immer so kreativ, denk dir was aus“

„Und was? Egal was ich mach, entweder isses öde oder es nervt dich!“

„Is mir egal, Hauptsache du verschwindest und hörst auf zu nerven“

Verletzt blickte der Drummer auf, sah aber nur noch wie Rod sein Gesicht hinter der Zeitung verbarg, um weiterzulesen. Wie sehr er ihn manchmal mit solchen Aussagen traf, schien er gar nicht mehr zu bemerken. Der Kleinere stand auf und verließ wortlos den Wintergarten, um in Richtung Küche zu gehen.

Früher wäre sein Rod ihm gefolgt, hätte nach ihm gesehen und sich entschuldigt. Jetzt war dieser nur noch froh, endlich Ruhe zu haben.

Er setzte sich auf einen der Stühle und blickte hinaus. Der Schneefall dauerte nun schon mehrere Tage an, und seit dem vorigen Abend war der Strom ausgefallen. Durch eines ihrer Batteriebetriebenen Radios hatten sie mitbekommen, dass die Stromwerke zwar versuchten, den Fehler zu beheben, es aber noch dauern könnte, bis die abgelegeneren Dörfer wieder versorgt werden konnten.

Darum hatte er selbst damals in der Stadt bleiben wollen, doch Rod hatte darauf bestanden, ein wenig außerhalb zu wohnen. Ungestörter würden sie hier sein, mehr Platz würden sie haben. Ihmzuliebe hatte Bela zugestimmt, und gemeinsam waren sie dann, nicht ohne die Hilfe einiger Freunde, zusammengezogen. Die erste Zeit hatten sie ihr neues Heim auch nicht mehr verlassen, blieben nur für sich. Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er an diese Zeit dachte. Frisch verliebt, und das, obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon über ein Jahr zusammen waren. Alles hatten sie gemeinsam gemacht. Zusammen gekocht, gegessen, eingekauft, sogar geduscht haben sie zusammen. Bei dem Gedanken hellte sich sein Gesicht kurz auf, nur um danach noch leerer und kälter zu wirken. Das war nun schon fast drei Jahre her, und in zwei Tagen, einem vor Weihnachten, würden sie Jubiläum feiern. Würden.

Verächtlich schnaubte er.

Seit wann waren sie so? So kalt, des anderen überdrüssig?

Noch vor kurzem wie es ihm schien, hatten sie sich geschworen es niemals soweit kommen zu lassen. Immer auf den anderen aufzupassen, auf einander zu achten, und nicht aneinander vorbei zu leben. Miteinander zu reden, und auch in schlechten Zeiten für den anderen da zu sein, und ihn nicht mit viel Mühe ertragen müssen. Nur zusammen zu bleiben um...ja, warum eigentlich?

Abwesend drehte er den Ring an seinem Finger.

Solche Auseinandersetzungen wie eben kamen doch fast täglich vor, auch früher schon. Doch damals haben sie sich danach wieder versöhnt, darüber gesprochen. Und nie hatte man den Anderen verletzt. Selbst wenn man wütend war nicht, und jetzt machten sie das am laufenden Band. Vielleicht sogar manchmal mit Absicht?
 

‚Hauptsache du verschwindest...’

Würde Rod es überhaupt bemerken wenn er verschwinden würde? Irgendwann sicherlich... irgendwann...

Ob er ihn vermissen würde, in suchen würde? Auch das irgendwann...

Würde ihm dann wieder bewusst werden, wie wichtig sie füreinander waren, wie sehr sie sich eigentlich liebten? Liebte Rod ihn überhaupt noch?
 

Tränen bahnten sich ihren Weg an seinen Wangen entlang, um sich an seinem Kinn zu sammeln und von dort hinunterfielen.
 

Liebte er den Chilenen noch?

Noch bevor er die Frage zuende gedacht hatte, wusste er die Antwort, und die schmerzte ihn, so sehr, dass er sich wünschte, einfach nur nicht nachgedacht zu haben. Rods Worte einfach nicht an sich herangelassen zu haben, wie all die Male zuvor. Er hätte es still ignorieren sollen, am Besten noch einen draufsetzten, wie er es sonst immer tat. Den Chilenen auch an einem Wunden Punkt treffen, sowie dieser es getan hatte. Schließlich wussten beide wo diese beim anderen lagen. Aber das hat er nicht.
 

Langsam glitt er vom Stuhl, setzte sich mit dem Rücken gegen die Wand und zog die Beine an. Sein Gesicht vergrub er in den Händen. Wie hatte er es soweit kommen lassen? Schleichend war diese Routine gekommen, und mit ihr diese Ignoranz. Sie führten eine Beziehung, die nur noch besteht, weil man die Worte des Anderen ignorieren kann, über vieles hinwegsehen kann. Eine Beziehung, in der man den Anderen ertragen muss, statt sich über seine Anwesenheit zu freuen.

Er hätte es merken müssen. Trotz allem hätte er es merken müssen. Hatte es zu lange gedauert? War es bereits zu spät etwas zu tun? Was sollte er denn überhaupt tun?

Er wusste schließlich nicht einmal mehr, ob er Rodrigo noch liebte. Er wusste es nicht, fühlte sich bei dem Gedanken an ihn einfach nur leer. Angst hatte er vor der Antwort, würde er sie herausfinden. Ging es dem Anderen genauso?

Früher war da doch so viel gewesen...so viel das sie verbunden hatte, so viele Unterschiede, wie auch Gemeinsamkeiten, alles war so perfekt, doch nun?
 

Heftige Schluchzer ließen den Körper beben. Der erwachsene Mann wirkte jetzt nur noch wie ein kleines, verlorenes Kind. Einsam, sich selbst haltend, kauerte er auf dem Boden. Er kümmerte sich nicht um seine Tränen, die auf sein Hemd tropften und dort kleine dunkle Punkte hinterließen.

In diesem Moment sehnte er sich so sehr nach Rod wie schon lange nicht mehr. Er wünschte sich, dass er kommen und mit ihm reden ,oder ihn einfach nur festhalten würde, doch er kam nicht. Wie lange er auch sitzen blieb, er kam nicht.
 


 

Gähnend streckte Rod seine Glieder von sich und legte die Zeitung beiseite. So lange hatte er wirklich nicht lesen wollen, war es doch jetzt schon recht spät. Ein Blick nach draußen verriet ihm, dass der Schneefall langsam nachgelassen hatte. Der Mond ließ die weite Schneelandschaft, welche sich über die weiten Felder, die man von ihrem großen Wintergarten aus sehen konnten, erstreckte, glitzern. Er war wirklich froh hier zu wohnen und nicht mitten in der Großstadt. Dieser Ausblick war auch einer der Gründe, weshalb dieser Platz der liebste im ganzen Haus war. Der Raum war in hellem Holz gehalten, und tagsüber durch schien durch die Fensterfront soviel Licht, dass man auch in der Küche keine Lampen brauchte. Er musste lächeln als er an die ganzen Diskussionen dachte, in denen er versucht hatte, Bela zum Landleben zu überreden. Wo war dieser überhaupt?

Der Chilene war es nicht gewohnt, so lange Zeit nichts von ihm zu hören. Nach so einem Angezicke, wie es bei ihnen leider immer öfter vorkam, wie er sich eingestehen musste, dauerte es meist nicht lange und Bela kehrte zurück oder machte irgendwelchen anderen Krach um sich abzulenken.

Gähnend stand er auf, pustete die wenigen Kerzen aus und ging in direkt in den Flur in Richtung Schlafzimmer, ohne einen der anderen Räume zu betreten. Bela würde einfach schon schlafen, dachte er sich. Sonderliche Sorgen machte er sich nicht, schließlich war ja nichts vorgefallen, was in seinen Augen schlimm gewesen war.

Im gemeinsamen Schlafzimmer fand Rod jedoch nicht wie erwartet den Drummer, sondern ein vom Morgen gemachtes Bett vor. Ein wenig verwundert drehte er noch einmal um, um ihn zu suchen. Nachdem er das Haus erfolglos durchgegangen war, betrat er schließlich die Küche. Hier erwartete er ihn am wenigsten, schließlich war das Licht aus und er hatte im Vorbeigehen kurz hereingespät und nichts gesehen.

Als er in Richtung Fenster sah, breitete sich Panik in ihm aus. Bela saß zusammengesackt an der Wand, den Kopf auf die Brust gesunken. Was, wenn er schon seit Stunden so hier saß und Hilfe brauchte?

Schnell trat er näher an ihn heran, setzte sich neben ihn und hob seinen Kopf ein wenig. Erleichtert bemerkte er, dass der andere nur schlief, sah aber auch, dass er geweint haben musste.

Wieso?

Zuerst einmal beschloss er, den Kleineren ins Bett zu bringen, sonst würde dieser morgen mit ziemlichen Schmerzen erwachen, war das doch nicht die beste Position um zu schlafen. Also nahm Rod ihn hoch, den einen Arm in dessen Kniekehlen, den andern am Rücken. Ganz so leicht wie er dachte, war Bela zwar nicht, aber der Weg war ja schließlich nicht weit. Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, brachte er ihn ins Schlafzimmer, legte ihn sanft auf das weiche Bett und deckte den leicht zitternden Körper zu. Er selbst setzte sich daneben, beobachtete den Schlafenden stumm.

Er hätte früher nach ihm sehen sollen, und das nicht nur, damit er nicht so lange auf dem kalten Boden gesessen hätte. Sie redeten in der letzten Zeit viel zu wenig miteinander.

Gedankenverloren begann er, sanft über Belas Kopf zu streicheln.

Ob er deswegen geweint hatte? Ging es ihm genauso schlecht wegen ihrer derzeitigen Situation?

Er hatte nicht so abweisend sein wollen und doch...

Die Situation hatte wieder damit geendet, dass einer der Beiden gegangen war, und diesmal war es deutlich seine Schuld gewesen. In den letzten Wochen war er ziemlich oft so gemein zu seinem Drummer, dabei liebte er ihn doch mehr als alles andere. Er war nur so unglücklich mit dieser Distanz, aber anstatt sie zu verringern, schien er die Kluft, die sich zwischen ihnen befand, immer mehr zu vergrößern mit seiner schlechten Laune. Zuerst war da ein kleiner Riss gewesen, an dem sie sich nicht gestört hatten. Das ist wohl so, wenn man zusammen lebt, hatten sie beide gedacht. Doch fast unbemerkt wuchs er, keiner der Beiden bereit, ihn zu stoppen. Die Augen hielten sie verschlossen, wollten es nicht sehen, und jetzt schien es keine Brücke mehr zu geben, um auf die andere Seite zu kommen.

Was hatten sie, hatte er, nur angerichtet?

Er musste versuchen, ihre Liebe zu retten, und einen Plan hatte er auch schon. Sie hatten für all das hier so sehr gekämpft, und nun würde er weiterkämpfen, nichts unversucht lassen, und einen Weg finden, die Schlucht verschwinden zu lassen. Und diesmal, schwor er sich, würde er, mit Bela zusammen, den kleinen Riss der übrig blieb, verschließen, dass so etwas nicht wieder vorkommen kann.

Er hatte ihn so verletzt, hatte sich selber verletzt. Das darf einfach nicht noch einmal passieren.
 

Er seufzte, lehnte sich zurück.

Lange saß er da, starrte in die Leere und dachte nach. Er war sich nicht sicher, ob er das schaffen würde, und er hatte furchtbare Angst, zu weit gegangen zu sein, zu lange gewartet zu haben. Er hatte Bela noch nie weinen sehen...

Was wenn dieser ihn nicht mehr liebte? Er sich dessen klar geworden ist und deshalb geweint hatet?

Schmerz durchzuckte seinen Körper, Hilflosigkeit machte sich in ihm breit.

Die Tränen, die er die ganze Zeit versucht hatte zu unterdrücken, kamen nun zum Vorschein. Bei diesem Gedanken war es unmöglich sie zurückzuhalten.
 

Er würde ihm zeigen müssen, wie sehr er ihn noch immer liebte, und würde darauf hoffen, dass sich seine Gefühle noch nicht verändert hatten...
 

Ein von Tränen verschleierter Blick auf die Uhr, punkt 12 Uhr Nachts.

Er küsste seinen Liebsten aufs Haar.„Alles Gute zum Jahrestag“, flüsterte er leise und legte sich hin.
 


 

Grummelnd drehte er sich um und versuchte seinen Kopf unter die Decke zu verfrachten, um das Sonnenlicht, welches durch das geöffnete Fenster drang, auszuschließen. „Zu hell“, stellte er nüchtern fest, als das nicht so ganz gelingen wollte. Seufzend ergab er sich und setzte sich hin. Dann fiel ihm auf, dass er gar nicht ihm Bett sein durfte. Eigentlich müsste er doch noch unten in der Küche, wo er eingeschlafen war, liegen. War er etwa von allein hier hochgegangen? Ausgeschlossen. Schließlich war er ja nicht betrunken gewesen.

Als er überlegte, schweiften seine Gedanken zum Vorabend zurück, und damit auch automatisch zu der Zickerei und seinen Gedanken über seine und Rods Beziehung.

Ein weiteres Seufzen, diesmal eher traurig gestimmt, verlies seine Lippen. Wo war Rod denn eigentlich?

Fast schon als Antwort hörte er, wie eben jener unten ein Liedchen pfiff.

„Da is aber ein gut drauf“ brachte er traurig heraus.

Also hatte er ihn gesehen, wenn nicht sogar hochgebracht, was ja eigentlich was Erfreuliches wäre. Aber dann muss er auch gesehen haben, dass Bela geweint hatte, und trotz allem war er so fröhlich? Machte es ihm denn gar nichts mehr aus?

Bevor er wieder in Tränen ausbrechen konnte machte er sich auf den Weg in Richtung Bad, wo er sich erst mal duschte. Angezogen, die wirren, noch nassen Haare wild vom Kopf abstehend betrat er dann die Küche. Und blieb überrascht stehen.

Rod, welcher eben noch leise singend am Gaßherd gestanden hatte, trat an seine Seite und lächelte ihm entgegen. „Guten Morgen“ Ein vorsichtiger Kuss auf seine Wange.

„Setz dich“ sagte er fröhlich, während er einen der Stühle zurückzog. Eine Geste machte deutlich, dass dies Belas Platz sein sollte, welcher sich verwirrt dreinschauend setzte.

Der Tisch war für zwei Personen gedeckt, aber nicht irgendwie. Das gute Gesteck, welches sie fast nie benutzen, stand vor ihm, eine Rote Tischdecke lag über dem Holz. Des weiteren konnte er zwischen vielen Dingen auswählen. Verschiedene Aufstriche, Kaffee, Brot, Toast, Milch, Cornflakes, Säfte, und Bela konnte sehen, dass Rod dabei war, Rühreier zu machen. Eine Kerze in Tischmitte tauchte alles in ein schummerndes Licht.
 

„Ich hoff du hast heut morgen viel Hunger“

Bela löste seinen Blick von dem Essen und sah hinüber zu Rod, der sich ihm gegenüber setzte. Der schien kurz zu überlegen, dann begann er, sich von dem Ei zu nehmen.

“Möchtest du nichts?“ Ein enttäuschtes paar Augen blickte ihm entgegen.

„Ähm doch, klar“ Keine Sekunde später hatte er auch schon einen Eierberg auf seinem Teller liegen, der ihm entgegenschaute. Rod stellte die nun leere Pfanne auf die Spüle und strahlte ihn an, während er langsam begann, zu essen.

„Hast du gut geschlafen?“

Noch verwirrter als zuvor antwortete Bela langsam. „Ja, schon. Und ehm...du?“

„Sehr gut, danke. Los, jez fang an, sonst wird’s kalt“

Bela konnte einfach nicht anders als Rod anzustarren. Was sollte das?

Trotzdem hatte dieser recht, also begann er den Berg zu verkleinern, bis dieser nach wenigen Minuten ganz verschwunden war.

„Sonst noch irgendwas? Hast du Hunger? Durst? Soll ich...“

„Rod, Stopp!“

Sofort beendete der sonst so stille Chilene seinen Redefluss und blickte ihm ängstlich entgegen. Hatte er etwas Falsch gemacht?

„Was soll das alles? Ich meine...sonst machst du so was ja schließlich auch nicht, und...“

„Ich dachte, ich mache dir eine Freude...“

„Rod, natürlich freut mich das. Aber...wieso jetzt?“

Hatte er sich wegen gestern doch Gedanken gemacht?

„Naja, heute is doch... und ich dachte...auch wegen...ach komm vergiss es, war ne blöde Idee“

Wie von der Tarantel gestochen sprang der Jüngere auf und begann den Tisch abzuräumen. Bela blieb erst ein wenig perplex sitzen, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Heute war ja ihr Jahrestag! Wie hatte er das nur vergessen können? Wollte Rod ihm so zeigen, dass er ihm doch noch etwas bedeutete? Den Kopf über seine Vergesslichkeit und über Rods Verhalten schüttelnd stand er auf und trat hinter seinen Partner, der dabei war, die Spülmaschine einzuräumen. Dieser zuckte kurz zusammen, als Bela ihn von hinten umarmte und umdrehte. Er küsste ihn sanft auf die Lippen. Vor Überraschung konnte Rod sich erst nicht bewegen, starrte einfach nur auf die geschlossenen Lider seines Gegenübers. Als er anfangen wollte, den Moment zu genießen, hatte Bela den Kuss wieder gebrochen. Ein wenig enttäuscht, und trotzdem glücklich über die Geste blickte er ihm gespannt entgegen.

„Das war keine blöde Idee, okay? Das ist unglaublich süß von dir, und natürlich freue ich mich über die Mühe, die du dir gemacht hast. Ich war nur ein wenig...überrascht... So was hast du schließlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht“

Rodrigo tat es Bela gleich und legte seine Arme um die Taille des anderen, hielt in fest, bevor er anfing zu sprechen.

„Ich weiß, und das war auch schon längst überfällig. Weißt du, in der letzten Zeit....“

Er brach ab, wusste einfach nicht was er sagen, wie er es beschreiben sollte.

„Ich verstehe dich. Mir geht’s nicht anders. Erinnerst du dich noch an den Tag, als wir beschlossen haben, zusammen zu ziehen? Da haben wir gesagt, dass wir immer darauf achten, uns nicht auseinander zu leben, und immer zu reden. Wir...wir haben damit einfach aufgehört...“

Traurig blickte Bela an Rod vorbei an die Wand. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis das Schweigen gebrochen wurde.

„Es tut mir so Leid“

Erschrocken wandte der Kleinere sich dem anderen zu, als er die tränenerstickte Stimme hörte. Kleine Tränen rannen an Rodrigos Wangen herunter und tropften an dessen Kinn nach unten. Schnell senkte er den Kopf und sprach weiter.

„Ich hab es kommen gesehen, Dirk, hab genau mit angesehen, wie der Alltag diese verdammte Mauer zwischen uns gebaut hat. Aber anstatt sie einzureisen hab ich fleißig den Beton gemischt und draufgeklatscht, dass die folgenden Steine auch gut halten können. Ich hab dich einfach immer mehr verletzt, und das schlimme ist nicht, dass ich das gewusst habe, sondern es mit Absicht gemacht hab. Ich weiß genau wo man dich treffen kann, wo du am verwundbarsten bist, und hab dich einfach ständig zurückgewiesen, nur um dir zu zeigen, dass auch ich dir wehtun kann.“

Erschrocken über die Worte Rods lies Bela seine Hüfte los, starrte ihn einfach nur an. Er konnte nicht verarbeiten, was er sagte, nahm es einfach nur stumm auf. Rod, der wohl nicht bereit war jetzt aufzuhören, blickte starr nach unten. Sein gesamter Körper versteifte sich, seine Hände verkrampften sich in dem Stoff seiner Hose.

„Ich weiß, wenn du so was sagst, passiert das ohne Absicht, aber ich ... Verdammt Dirk, gestern hab ich erst gemerkt, wie sehr uns das schadet, verstehst du? Gestern! Ich hab einfach nicht gesehen, dass das unsere Liebe zerstört, ich wollte diese verdammte Scheiße einfach nicht sehen und hab immer noch einen draufgesetzt. Und jetzt hab ich Angst, dass es zu spät ist. Zu spät, um umzukehren, zu spät um neu anzufangen, zu spät um uns zusammenzuhalten. Es ist einfach zu spät....“

Erschöpft und von Keinem Heulkrampf geschüttelt gaben seine Beine nach und er drohte hinzufallen, doch Bela, dessen Gehirn sich langsam wieder einschaltete, fing ihn rechtzeitig auf. Er konnte nichts tun, ausser seinen Geliebten in eine Umarmung zu ziehen, ihn fest an sich zu drücken. So einen Gefühlsausbruch hatte er, obwohl sie schon so lange zusammen waren und er ihn schon viel länger kannte, noch nie gesehen. Er war absolut überfordert mit der Situation musste seine Gedanken erst einmal ordnen.

Er wusste nicht wie lange sie dort standen, bis sich Rods Atmen langsam wieder normalisiert, das Zittern aufgehört hatte. Doch Bela hielt ihn immer noch genauso fest wie vorher, bis er merkte, wie der Größere sich versteifte. Es war ihm wohl unangenehm nach einer solchen Situation so nahe bei Bela zu sein, also lies er lockerer, drückte Rod ein wenig von sich weg, hielt in aber weiterhin an den Schultern fest. Er suchte seinen Blick, doch der andere schaute nur beschämt zu Boden.

Das war typisch für ihn. Sonst verbarg er seine Gefühle, und wenn er sie dann zeigte, wollte er sich in sein kleines Schneckenhaus verziehen, so sehr schämte er sich für sie. Aber das würde Bela jetzt nicht zulassen.

„Rod? Sieh mich bitte an“

Zögerlich hob er den Blick. Sofort verspürte der Drummer das Bedürfnis, die übrig gebliebenen Tränen wegzuküssen, aber sie mussten jetzt reden. Jetzt oder nie.

„Zieh die Schuld nicht nur auf deine Schultern. So unabsichtlich wie du denkst, hab ich das gar nicht gemacht...Ich... In manchen Sachen sind wir uns oft ähnlicher, als du denkst“

Ein schiefes Lächeln glitt über seine Lippen.

„Wie meinst du das?“

„Abgesehen von gestern, hab ich...ich hab auch versucht dich zu verletzten. Ich weiß nich, ich glaub mein Ego hat das gebraucht. Wir ham uns da in was reingesteigert, aber das muss aufhören. Wir müssen einfach wieder versuchen, aufeinander zu hören. Es...es ist nicht zu spät, so lange der kleinste Faden uns noch verbindet. Und auch wenn ich diesen gestern aus lauter Verzweiflung nicht gesehen hab, so wie du eben, ist er doch noch da. Und damit dieser uns nicht entgleitet, müssen wir ihn festhalten.. Und zwar zusammen“

Er griff nach Rodrigos Hand, welcher den zarten Druck kaum merklich erwiderte. Die Zeit schien stillzustehen, die letzten Worte des Drummers hingen lose in der Luft.

‚Zusammen’

Als der Verstand des Größeren diese Worte verarbeitet hatte, er die neue Chance realisierte, fiel er Bela überglücklich um den Hals.

„Ich...liebe dich Dirk, noch genauso wie am ersten Tag, auch wenn ich dir das viel zu selten zeige. Und ich tu alles dafür, dass es wieder so wird wie vorher, alles“

„Wir Rod, wir tun alles dafür...“

Zärtlich vergrub Bela sein Gesicht in Rods Haaren, welcher sich an seine Schulter lehnte.

Leise, und doch verständlich murmelte dieser gegen sein Hemd.

„Ich bin so froh, dich wiederzuhaben Ich dachte, ich hätte dich verloren........“

Bela strich sanft an den Seiten seines Geliebten entlang. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

„Ich hab auch gedacht ich hätte dich verloren...“

Mit diesen Worten drückte er seinen Rod fester an sich, wollte ihn nie wieder loslassen. Beide schlossen die Augen, wünschten sich, dass dieser Moment nie vorbeigehen würde. Einfach nur die Presens des Menschen, den man liebt, spüren, miteinander sein, füreinander sein und den anderen seine Zuneigung spüren lassen.
 

Bela musste lächeln. Jetzt hatte er seine Antwort gefunden. Er liebte Rod, mehr als alles andere auf der Welt, und diese schwere Zeit würde sie beide nur noch enger aneinander binden. Beide waren sich sicher, dass sie es schaffen würden. Der Anfang wurde gemacht, und langsam würden sie das Loch, das sie soeben in die Mauer gerissen hatten, vergrößern, Stein für Stein niederreißen, bis sie ganz verschwunden sein würde.
 

Das alles wussten sie, auch ohne miteinander zu sprechen. Worte waren nicht mehr nötig. Nur eine Sache musste Bela ihm noch sagen, etwas, was er schon viel zu lange nicht mehr ausgesprochen hatte.

„Rod?“

„Hmm?“

Langsam hob Rod den Kopf und sah ihn mit leuchtenden Augen an.

„Ich liebe dich“

Lächelnd beugte Rod sich nach vorne und flüsterte: „Ich dich auch. Alles gute zum Jahrestag“

Danach versanken sie in einem nicht enden wollenden Kuss, der alle weiteren unausgesprochenen Worte sagte, der wie ein reinigendes Gewitter wirkte, dass die letzten Überreste des Streits mit fortspühlte und Platz machte, für die kommende, neue Zeit.
 

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Ich hoff es hat gefallen...hab mir auf jeden Fall mühe gegeben...^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-27T20:28:49+00:00 27.12.2008 21:28
du bist mein held du kleine V****, ich liebe dich und deine geschichten...
...und hier die is echt sau schön!!! (nein, ich rutsche nicht auf meiner schleimspur aus, ich mein es echt ernst!)
Von:  MrsMoxley
2008-12-25T00:33:00+00:00 25.12.2008 01:33
okay...

Ich bin zwar nicht mehr die Erste, aber ich war auch zu blöd, um die Geschichte rechtzeitig zu entdecken xDDD

Also...
ich LIEBE sie *_____*

Keine Angst... ich bin weder ein Gott was schreiben angeht oder sonstwas...
Ich finde meine Sachen, mit Verlaub, sogar richtig schlecht XDDD
Daher fühl ich mich sehr sehr geehrt, dass du meine Sachen so magst :33

Okay... zur Story.:

Sie ist einfach nur wunderschön...
Vor allem der Satz.: "Der erwachsene Mann wirkte jetzt nur noch wie ein kleines, verlorenes Kind." hat es mir angetan ^^
Alles in allem eine harmonische Story und für mich auch durchaus romantisch... damit spreche ich vor allem das Ende an...
Wie Rod und Bela wieder richtig zueinanderfinden und nicht mehr aneinander vorbei reden...
einfach schööö~~~~~ön :3333

*quiek*
Ich bin so glücklich mit dieser Story, das glaubst du gar nicht ^^

Ich liebe dich, ich liebe diese Story...
ich liebe Wichtelaktionen xDDDDDD

gggggggggggggggggggggggglg
und ganz viel L&V

Kathi :)
Von: abgemeldet
2008-12-24T21:56:12+00:00 24.12.2008 22:56
wow, das ist echt super!
wunderbar geschrieben!
und das mit der mauer ist super beschrieben!
einfach klasse!
frohe weihnachten!
lg
Clara
Von: abgemeldet
2008-12-24T20:58:45+00:00 24.12.2008 21:58
schööön! finde ich echt sehr schön geschrieben und auch nachvollziehbar!
einfach wunderschön!
frohe weihnachten noch und bitte weiter so!^^
lg jenny


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