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Durch unbekanntes Land

Durch unbekanntes Land
 

Es dauerte noch etwa einen Tag, bis Serina wieder Land unter ihren Füßen hatte. Die Reise war sehr anstrengend gewesen. Immer wieder hatte sie ihre Geschwindigkeit durch Wasserbändigen zusätzlich erhöht. Glücklicherweise war das Meer ihr wohlgesonnen gewesen, denn es war den ganzen Tag ruhig und still. Nicht einmal einen Regentropfen hatte Serina abbekommen. Somit hatte sie die Reise ohne größere Probleme überstanden. Die Nacht hindurch hatte sie das Segel gesetzt und ein paar Stunden geschlafen, denn immerhin wollte sie nicht total übermüdet im Erdkönigreich ankommen. Sie hatte die Karte, die Meister Tarik ihr eingepackt hatte, genauestens studiert. Wenn sie wirklich dort auf Land treffen würde, wo sie dachte, hätte sie noch einen langen Weg vor sich. Sie musste durch drei Städte, bis sie an dem Ort war, wo Toph zuletzt gewohnt hatte. Dort erst konnte sie mit ihren Nachforschungen beginnen.

Serina zog das Boot aus dem Wasser und zerrte es die paar Meter in den nächsten Wald hinein. Dort sammelte sie abgebrochene Äste und Zweige und versuchte, so gut wie möglich, das Boot zu verdecken. Die Wasserbändiger sollten nämlich nicht direkt vom Meer aus sehen, wo sie an Land gegangen war. So einfach wollte sie es ihnen dann doch nicht machen. Als sie das Boot soweit versteckt hatte, dass man es kaum noch sah, setzte sie sich nieder und kramte wieder in ihrem Rucksack herum. Sie holte etwas Essbares heraus und führte es sich zur Gemüte. Sie sah sich um und betrachtete die großen Bäume.

Es war das erste Mal, dass Serina von zu Hause fort war und am Nordpol gab es nicht viele Pflanzen. Sie hatte schon oft Bilder von Bäumen in Büchern gesehen, doch dass sie tatsächlich so hoch wachsen würden, hatte sich Serina nie vorstellen können. Eine Zeit lang saß sie einfach nur da und bewunderte das Grün der Blätter. Von zu Hause kannte sie nur weiß. Alles war voller Schnee in ihrer Heimat. Sie würde das weiße Glitzern vermissen, doch nun lag ein anderer Weg vor ihr, eine andere Welt. Serina nahm die Karte hervor und betrachtete sie. Wenn sie alles richtig gerechnet hatte, musste sie sich jetzt an der nordwestlichen Küste des Erdkönigreichs befinden. Und sie müsste noch bis in den Osten vordringen, bis zur großen Stadt Ba-Sing-Se. Zwischen sich und der Stadt waren auf der Karte mehrere Gebirge eingezeichnet und als Serina in den Wald hineinblickte, konnte sie schon erkennen, dass es leicht bergauf ging. Es würde eine anstrengende und beschwerliche Reise werden. Und Serina konnte sich gut vorstellen, dass es mehrere Tage dauern würde. Sie hoffte nur, dass sie nicht umsonst durch das Gebirge stiefeln musste, sondern dass sie wirklich etwas über Toph in Ba-Sing-Se erfahren würde.

‚Hoffentlich finde ich nicht heraus, dass sie genau in diesem Gebirge jetzt lebt. Denn dann dürfte ich den ganzen Weg wieder zurücklaufen.’, dachte sie. Serina nahm noch mal die Karte in die Hand und schaute, was für sie der geeignetste Weg wäre. Gar nicht weit von der Küste entfernt lag ein kleines Dorf. Serina entschied erst einmal dorthin zu gehen und sich neue Kleidung zuzulegen. Vielleicht würde sie dort auch irgendein Fortbewegungsmittel auftreiben können. Zumindest verlor Serina nur noch mehr Mut, wenn sie daran dachte, die ganze Strecke zu Fuß zurücklegen zu müssen. Sie nahm noch einen Schluck Wasser, steckte die Karte zurück in den Rucksack und machte sich dann auf den Weg.

Am Anfang hatte sie gedacht, dass sie schnell erschöpft sein würde, aber nach dem zweistündigen Fußmarsch, den sie bereits zurückgelegt hatte, musste sie feststellen, dass sie durch ihr Training mit Meister Tarik wohl eine ziemlich gute Kondition erlangt hatte. Sie blieb kurz stehen und schaute sich um. Eigentlich hätte sie das Dorf schon längst erreicht haben müssen. Vielleicht hätte sie mehr an ihrem Orientierungssinn arbeiten sollen. Sie holte noch einmal die Karte hervor, doch es gab um ihr herum kein besonderes Anzeichen, worauf sie jetzt hätte schließen können, wo sie sich befand. Resigniert stopfte sie die Karte wieder zurück und stiefelt auf gut Glück weiter. Auch wenn sie die Bäume erst bewundert hatte und über ihre Schönheit gestaunt hatte, war sie spätestens jetzt nur noch von ihnen genervt. Sie blieb ständig an den Ästen und Zweigen hängen, die überall auf den Boden lagen. Ein paar Mal wäre sie fast hingefallen, doch sie hatte sich noch gerade halten können. Und die Zweige, die noch an den Bäumen hingen, waren ihr auch ständig im Weg.

Zu Hause war es dann doch um einiges schöner gewesen, wo nichts als Schnee war. Dort hatte sie sich behände bewegen können, bewegte sich viel zu graziös, um überhaupt hinfallen zu können. Und hier musste sie ständig auf den Boden blicken, nur um überhaupt vorwärts zu kommen. Serina konnte sich gut vorstellen, dass es auf dem Bergen nur noch schwieriger werden würde, denn da musste sie aufpassen, dass sie nicht auf irgendwelchen kleinen Steinchen ausrutschte. Denn da würde sie nicht nur fallen, dort würde sie den ganzen Berg wieder herunterkullern. Serina war schon fast vor Wut am Kochen, als sie endlich das Dorf erblickte. Sie sah schon von Weiten, dass es dort Wege und Straßen gab, also ebenen Boden. So schnell sie konnte, flitzte sie aus dem Wald heraus und in Richtung des kleinen Dorfes.
 

Alle auf den Straßen schauten sie misstrauisch an. Serina fühlte sich unwohl in ihrer Haut, aber das war bestimmt noch besser, als das, was sie noch zu erwarten hatte. Diese Reaktionen waren ja noch einigermaßen zu verstehen, immerhin kam es bestimmt nicht oft vor, dass ein Mädchen vom nördlichen Wasserstamm hier durch ihr Dorf spazierte. Sie hätte genau so geschaut, wenn eine ganz normale Person aus dem Erdkönigreich durch ihre Stadt gelaufen wäre.

Sie versuchte möglichst freundlich zu lächeln, um den Bewohnern zu zeigen, dass sie keine bösen Absichten hatte. Und es funktionierte auch einigermaßen, zumindest gab es einige, die sogar zurücklächelten. Ein Mann tat das sogar sehr breit. Serina entschied, ihn um Hilfe zu bitten. Sie ging an seinen Stand, denn er verkaufte sehr lecker aussehende Früchte und verschiedene Obstsorten.

„Na, meine Kleine, was treibt dich denn den weiten Weg ins Erdkönigreich?“ Seine Stimme klang sanft und war sehr freundlich. Serina mochte ihn auf Anhieb. Er war zwar ziemlich riesig und sah auf den ersten Blick furchterregend aus, doch sobald man ihn Lächeln sah, war das vergessen.

„Hallo!“ Serina verbeugte sich kurz. „Ich besuche eine gute Freundin von mir. Sie hat bald Geburtstag und da wollte ich ihr einen Überraschungsbesuch abstatten.“ Serina lächelte, wie eine 14-jährige zu lächeln hatte, etwas naiv und unschuldig.

„Das ist aber lieb von dir. Wohnt sie hier im Dorf?“, wollte der Verkäufer wissen. „Vielleicht kenne ich sie ja.“

Doch Serina schüttelte den Kopf. „Nein, leider habe ich mich ein wenig verlaufen. Mein Boot ist vom Kurs abgekommen und da bin ich an einer Stelle an Land gegangen, die ich gar nicht kannte. Zum Glück habe ich dieses Dorf gefunden, sonst würde ich wohl immer noch in den Wäldern rumlaufen.“ Eine kleine Träne bildete sich in ihrem Auge und lief dann ihre Wange herunter.

„Oh nein“, kam es von dem Mann. Er ging um seinen Tisch herum und kniete sich vor Serina hin. „Du musst doch nicht weinen. Ich werde dir helfen.“

Serina schniefte ein paar Mal und sah ihn dann verweint an. „Wirklich?“, fragte sie ganz ungläubig. Innerlich grinste Serina. Die Nummer vom kleinen weinenden Mädchen zog bei den Erwachsenen immer.

„Na klar, sieht mal hier.“ Er nahm eine kleine gelbe Frucht aus einem Korb vom Tisch und reichte sie Serina. „Die kannst du jetzt erst einmal essen, dann rufe ich meine Frau und wir überlegen uns, was wir tun können, um dir zu helfen.“

Serina lächelte, diesmal aber ehrlich. „Vielen Dank, mein Herr. Sie sind wirklich sehr freundlich.“ Sie betrachtete die gelbe Frucht in ihrer Hand. So eine hatte sie noch nie gesehen, wohl eine Spezialität aus dem Erdkönigreich. Sie biss vorsichtig eine kleine Ecke ab. Süß und gleichzeitig ein wenig sauer, wirklich köstlich. Mit ein paar weiteren Happen hatte sie schnell die ganze Frucht vernichtet. Und dann kam auch schon der nette Mann zurück, dicht gefolgt von einer wunderschönen, zierlichen Frau.

Auch sie beugte sich vor und nahm Serina ganz plötzlich in den Arm. „Oh, meine arme Kleine. Hast du dich verlaufen? Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Mein Mann Haro und ich werden dir helfen. Ich heiße Beria und wie heißt du, mein süßes Kind?“

„Ka-Kaya“, stotterte Serina. Zum einen, um ihr kleines Mädchen-Image nicht zu gefährden, zum anderen, weil sie über die stürmische Umarmung so überrascht war.

„Kaya also. Das ist wirklich ein sehr hübscher Name“, meinte Beria. „Dann komm erst mal mit in mein Haus. Da bekommst du dann etwas Ordentliches zu Essen.“

Auch wenn das sehr verlockend klang, musste Serina das ablehnen. Deshalb schüttelte sie erneut den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich möchte so schnell wie möglich zu meiner Freundin. Ich bin nämlich schon sehr spät dran.“

Serina hatte kurz Angst, was sie jetzt sagen würden. Das sie ihr vielleicht nicht mehr helfen würden. Aber dann bückte sie Beria erneut und sah sie wieder mit diesem gewissen Gesichtsausdruck an. Serina wusste genau, was jetzt kam: wieder eine herzliche Umarmung. „Du bist ja so lieb. Ich verstehe das voll und ganz. Haro wird den Wagen holen und dann brechen wir sofort auf und bringen dich zu deiner Freundin, ganz gleich, wie weit das weg sein wird.“

Und diesmal erwiderte Serina die Umarmung. „Ich danke Ihnen vielmals.“ Dass die erste Etappe ihrer Reise so gut laufen würde, hätte Serina nicht in ihren kühnsten Träumen erwartet. Dass sie so nette Menschen getroffen hatte, war einfach unglaublich. „Ich muss mir aber noch etwas anderes zum Anziehen kaufen. Mit dieser dreckigen Kleidung kann ich nicht bei meiner Freundin auftauchen.“

„Kein Problem, Kaya. Ich habe noch ein paar alte Sachen von mir. Da müsstest du genau reinpassen.“ Sie reichte ihr die Hand und Serina ergriff sie freudestrahlend. So musste sie nicht mal ihr kostbares Geld für Kleidung ausgeben. Besser hätte es gar nicht laufen können.

„Wir gehen zusammen zu mir. Du kannst dich dann umziehen und ich werde dir schnell noch eine Kleinigkeit kochen, die du dann auf dem Weg essen kannst. Währenddessen macht Haro den Wagen bereit, immerhin muss er ja erstmal die Rentierbüffel fertig machen.“

Das Haus von Beria und Haro war ziemlich klein und trotzdem fand Serina es überaus hübsch. Es war stilvoll eingerichtet und es hatte etwas sehr gemütliches an sich.

Beria führte Serina in ein Zimmer, holte eine alte Kiste hervor und öffnete sie. „Das sind alles meine alten Kleider. Du kannst dir etwas aussuchen und dich dann hier umziehen. Ich werde inzwischen etwas Leckeres für dich zaubern.“ Und mit diesem Satz war sie auch wieder aus dem Zimmer verschwunden.

Serina beugte sich vor und durchwühlte die Kiste. Es waren wirklich schöne Kleider darin, doch Serina entschied sich für etwas Alltägliches. Immerhin wollte sie nicht auffallen. Es war die traditionelle Kleidung der Erdnation. Keiner würde sie mehr für eine Wasserbändigerin halten, solange sie sich nicht beim Bändigen erwischen lassen würde.

Keine zehn Minuten später saß sie hinten auf einem Karren, vorne saßen Beria und Haro, der die Zügel hielt. Beria hatte ihr eine Schüssel mit Reis gereicht. Sie war noch heiß und dampfte stark, doch das hielt Serina nicht ab. Sie hatte schon seit zwei Tagen keine warme Mahlzeit mehr gehabt. Schnell schlang sie den Reis herunter und kramte dann ihre Karte hervor. Sie zeigte Beria, wo sie hinwollte. Es war nicht Ba-Sing-Se, sondern die Stadt, die am nächsten davon gelegen war. Immerhin wollte sie diese beiden netten Menschen nicht in Schwierigkeit bringen. Haro sah ebenfalls auf die Karte. „Das dauert aber ein bisschen, Kaya. Bis heute Abend würde ich schätzen.“

„Das macht nichts“, beteuerte Serina. „Zu Fuß würde ich noch länger brauchen.“

„Weißt du, die Rentierbüffel sind nicht besonders schnell, dafür aber sehr stark und ausdauernd. Ich brauche sie, um meine Lieferungen zu versenden und außerdem, um die geernteten Früchte zum Markt zu bringen.“

Serina hörte kaum noch zu, da sie sich bereits hingelegt hatte und die Augen geschlossen hatte. Sie merkte, wie die Müdigkeit langsam die Oberhand gewann. Das Letzte, was sie hörte, war die leise Stimme von Beria. „Sieh nur, Haro, wie niedlich sie ist. Sie musste völlig erschöpft gewesen sein.“
 

Serina schlief tief und fest. Sie wachte erst auf, als der Wagen stehen blieb. Sie war froh darüber, dass sie nicht schlecht geträumt hatte, denn dazu hätte sie jeden nur erdenklichen Grund gehabt. Sie blickte sich um und sah, dass sie am Rande einer Stadt zum Stehen gekommen war.

Beria drehte sich um. „Ist das die richtige Stadt, mein Schatz?“

Serina nickte und war schon dabei ihre Sachen zusammenzupacken. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Sonne bereits untergegangen war. „Ja, hier wohnt meine Freundin. Ich kann ihnen beiden gar nicht genug danken, dass sie mich bis hierher gefahren habe. Ich hoffe, dass ich mich irgendwann revanchieren kann.“ Mit einer gekonnten Bewegung sprang sie vom Karren. Leichtfüßig kam sie auf und war schon auf den Weg in die Stadt.

„Warte, Kaya“, rief Beria ihr hinterher. „Es ist schon dunkel, vielleicht solltest du nicht alleine hier rum laufen.“

Natürlich konnte Serina jetzt schwer behaupten, dass sie gut auf sich alleine aufpassen könne, nach dem sie so viel Mühe hatte, ihr kleines-Mädchen-Image aufzubauen. Deshalb drehte sie sich, mit einem naiven Grinsen auf dem Gesicht, noch einmal zu den netten Leuten um. „Das ist wirklich kein Problem. Meine Freundin wohnt direkt hier um die Ecke.“ Sie zeigte in die entsprechende Richtung.

Beria nickte, doch nur sehr widerwillig, wie Serina auffiel. Serina betete nur, dass Beria jetzt nicht vom Karren sprang und darauf bestand, sie noch bis zur Tür zu bringen, denn dann hätte sie ein Problem. Zum Glück gab es da aber noch Haro. Er beugte sich zu seiner Frau rüber und flüsterte ihr etwas zu. Daraufhin lächelte Beria Serina zu. „Okay, Kaya. Dann auf Wiedersehen. Es war nett, dich kennen zu lernen.“

Serina winkte zum Abschied, ging dann weiter, noch immer den Blick der beiden auf sich spürend. An der nächsten Abzweigung bog sie links ab und blieb dann an der Hauswand gelehnt dort stehen. Sie lauschte in die Nacht herein. Sie hörte, wie die Peitschte schnellte und sich dann der Karren in Bewegung setzte. Serina wartete noch etwa weitere zehn Minuten, bevor sie sich wieder auf die Hauptstraße begab. Zuvor lugte sie noch einmal kurz um die Ecke, um sich zu vergewissern, dass Beria und Haro auch wirklich schon außer Sichtweite waren.

Sie schlenderte die verlassenen Straßen entlang. Aus manchen Häusern drangen noch dumpfe Stimmen. Serina wurde ein bisschen traurig. Ihr fiel wieder ein, dass sie nun ganz alleine war, bis sie Toph fand. Und dann war auch noch die Frage, ob Toph ihr überhaupt helfen würde. Aber Tarik war sehr zuversichtlich gewesen und Serina vertraute Tarik. Sie hoffte nur, dass sie Toph genau so mögen würde, wie Tarik. Denn sie konnte sich schwer vorstellen einen Lehrer zu haben, den sie nicht leiden konnte.

In ihren Augenwinkel sah sie plötzlich etwas und ging ein paar Schritte zurück. Sie stand vor einem Gasthof. Ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Sie schaute in ihren Rucksack, um zu sehen, wie viel Geld Tarik ihr eingepackt hatte. Eine letzte Nacht in einem warmen Bett konnte sie sich leisten, entschied Serina. So machte sie die Tür auf und trat ein. Die Frau, die im Empfangsbereich saß, sah sie zwar etwas skeptisch an, doch gab ihr ohne weitere Fragen ein Zimmer.

Serina ließ sich auf ihr Bett fallen. Eigentlich war sie gar nicht müde, da sie fast den ganzen Weg hierher geschlafen hatte und trotzdem nahm sich Serina vor, wenigstens noch ein paar Stunden zu schlafen, denn es war die Frage, wie viel Schlaf sie in den nächsten Tagen und Wochen überhaupt kriegen würde. Erst einmal nahm sie noch mal die Karte in die Hand und schaute auf das Kreuz. Ba-Sing-Se war also ihr Ziel. Die große Stadt des Erdkönigreichs. Das Herz der Erdbändiger. Serina seufzte laut. Sie hatte schon viele Geschichten über die Mauer gehört, die nach all den Jahren immer noch stand. Ein Schutzwall, um die Feinde fern zu halten. Serina schluckte, als ihr bewusst wurde, dass sie nun zu den Feinden zählte. Sie hoffte nur, dass die Wasserbändiger noch nicht so weit gekommen waren.

Schließlich steckte sie die Karte wieder zurück und holte zum ersten Mal wieder das Buch von Meister Tarik hervor. Sie hielt es einige Momente in der Hand. Der Einband fühlte sich rau an, doch das war nicht sehr verwunderlich, da dieses Buch schon sehr alt war. Es war zu einer Zeit geschrieben worden, wo noch alle vier Nationen in Harmonie zusammen gelebt hatten. Und das war nun schon ungefähr 150 Jahre her. Behutsam öffnete sie das alte Buch. Es war in vier Kapitel eingeteilt, für jede Nation eins. Der Autor des Buches war nirgends erwähnt, was sie ein wenig seltsam fand.

Sie zuckte mit der Schulter und schlug das Buch an der von ihr gewollten Stelle auf. Sie fing beim dritten Kapitel „Das Erdkönigreich“ an. Immerhin musste sie das als Erstes lernen. Die Entstehungsgeschichte der Erdbändiger überflog sie, da ihr diese nur zu gut bekannt war. Meister Tarik hatte sie sehr oft erzählt. Dafür las sie dann die Stelle, wo es um die Natur des Erdvolkes ging, etwas genauer. Nach dem Beschreibungen zufolge schien das Erdvolk ein sehr stolzes Volk zu sein. Stark und standhaft. Sie ließen sich nicht gerne von anderem Befehle erteilen. Sie folgten nur dem Stärksten, in ihrem Fall dem König. Serina überlegte kurz. Das war wohl auch der Grund, weshalb sie die Nation war, die am längsten gegen die Feuernation durchgehalten hatte. Ba-Sing-Se hatte standgehalten, bis Prinzessin Azula die Stadt von innen zerstört hatte.

Serina las noch etwas über die Stadt Ba-Sing-Se, denn schließlich würde sie schon morgen dort ankommen. Dann verstaute sie das Buch wieder und legte sich schlafen. Sie schloss die Augen, doch spürte überhaupt keine Müdigkeit. Höchstwahrscheinlich würde sie noch lange wach liegen, bis sie schließlich einschlief. Sie dachte an zu Hause. Wie sie mit Paku immer bis spät in die Nacht hinein, Geschichten erzählt hatte. Eine kleine Träne huschte über ihre Wange. Wie sehr wünschte sie sich, jetzt Paku an ihrer Seite zu wissen. Er würde sie trösten, so wie er es immer getan hatte, wenn sie traurig war und würde mit lustigen Geschichten versuchen, sie wieder aufzuheitern.

Sie beide, Serina und Paku, waren ohne Eltern aufgewachsen und hatten nur sich gehabt. Sie waren die besten Freunde, fast schon Geschwister füreinander. Und sie hatten sich geschworen, immer zusammen zu bleiben. Und jetzt hatte Serina ihn einfach so zurückgelassen, ohne sich überhaupt zu verabschieden. Sie fühlte sich schuldig deswegen. Meister Tarik hatte ihr verboten, ihn mitzunehmen, aber Serina musste in diesem einen Punkt ihrem Meister widersprechen. Er hatte ein falsches Bild von Paku. Immerhin waren er und Serina die besten Freunde, da würde er seine Vergangenheit vergessen. Es wäre ihm gleich, was damals passiert war. Da war sich Serina hundertprozentig sicher.

Mit den Gedanken an Paku schlief sie schließlich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nochnoi
2009-01-04T17:43:22+00:00 04.01.2009 18:43
Tja, da hat Serina ja wirklich Glück, dass sie gleich so nette Menschen getroffen hat :) Und sie kann wirklich ganz passabel schauspielern, ihr süßes und unschuldiges Mädchen-Image hat ja ziemlich gut angeschlagen XD

Aber an die Umgebung muss sie sich, wie es scheint, erst noch gewöhnen. Kein Wunder, wenn man sein ganzes Leben lang nur Eis und Schnee gesehen hat und plötzlich mit einem ganzen Wald konfrontiert wird. Und dann diese ganzen blöden Äste und Zweige, die einen zum Stolpern bringen XD Dann muss sie wohl noch lernen, sich im Erdkönigreich so graziös wie zu Hause zu bewegen, damit sie nicht andauernd hinfällt XDD (übrigens, eine schöne Anspielung ;p)

Und irgendwie beschäftigt mich diese blöde Sache mit dem Buch *grübel* Wahrscheinlich ist es völlig belanglos, aber warum steht da kein Autor bei? Jetzt werde ich die ganze Zeit darüber nachdenken und am Ende ist es eh total unwichtig XDD

Dann bin ich auf jeden Fall gespannt, ob Serina einen Hinweis auf Toph oder gleich sogar Toph selbst findet ^^ Und Serina braucht sicher keine Angst zu haben, die Lady wird ihr bestimmt gefallen XDD

Hab dich lieb


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