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Sam

Mein Schicksal ist der Tod
von

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Mama und Stefan

„Samantha glaubst du ich kann wirklich so gehen?“, fragte sie wieder und begutachtete sich skeptisch im Spiegel. „Mama, du siehst super aus…mach dir keine Sorgen!“, beruhigte ich sie, „du setzt dich jetzt hin und wartest in aller Ruhe auf Herrn Fraszczak.“ „Okay…nein, ich geh noch mal ins Bad…noch einmal nachschminken und…“, sagte sie und lief ins Bad, ihre letzten Worte verhalten im Zuknallen der Tür. „Das kann ja was werden…“, stöhnte ich, als es an der Tür klingelte. Ich öffnete sie und Herr Fraszczak stand mit einem Blumenstrauß davor. Okay, ganz ruhig bleiben…nett lächeln und ihn rein beten!, dachte ich. „Guten Abend, Mama kommt gleich. Wollen Sie nicht rein kommen?“, bat ich ihn herein und schloss die Tür hinter ihm. „Schöne Wohnung habt ihr…“, sagte er und schaute sich um. „Ja…kann sein…“, entgegnete ich. „Sam? Wer ist da?“, rief Mama aus dem Bad. „Herr Fraszczak…“, antwortete ich und ging in Richtung meines Zimmers, „ich mach jetzt Hausaufgaben und geh schlafen…nacht!“

Ich lies mich auf mein Bett fallen und lauschte was Mama und Herr Fraszczak im Flur sprachen. „Guten Abend Stefan.“, begrüßte Mama Herrn Fraszczak. „Guten Abend Joana, du siehst gut aus…“, entgegnete Herr Fraszczak, „Lass uns gehen“ „Ja“, antwortete meine Mutter und kurz darauf fiel die Wohnungstür zu. „Hoffentlich kommen sie diesmal über die Freundschaftstour drüber“, sagte ich zu mir selbst und schaltete meine Stereoanlage an.

Gegen 24:00 Uhr hörte ich wie leise die Wohnungstür aufging. Mama war also wieder da, ob Herr Fraszczak auch dabei war. „Pssst Stefan, Sam schläft bestimmt schon…ich will sie nicht wecken…“, hörte ich Mama leise sagen und die Wohnungstür wurde geschlossen. „Ich will sie auch nicht wecken…“, entgegnete Herr Fraszczak und die Beiden gingen den Flur entlang. Dann öffnete sich die Tür zu Mamas Schlafzimmer und die Beiden verschwanden darin. Ich denk jetzt nicht weiter darüber nach, was die Beiden da mache, sagte ich zu mir selbst und drehte mich um, konnte allerdings nicht einschlafen. „Okay…ganz ruhig! Ich werde mir jetzt was zu trinken holen gehen…nein, dann stör ich ja Mama…hm…okay, tief einatmen, Augen schließen und schlafen“, sagte ich zu mir selbst und drückte mich in meine Matratze.

„Guten Morgen Sam“, begrüßte mich meine Mutter, als ich am Morgen in die Küche kam, „hast du gut geschlafen?“ „Ja…so einigermaßen…“, entgegnete ich und lies mich auf einen Stuhl sinken, „frühstückt Herr Fraszczak mit oder ist er schon gegangen?“ „Em…er is im Bad…aber woher weißt du das er hier ist?“, entgegnete sie und stellte die Kaffeekanne auf den Tisch. „Ich hab euch gehört“, antwortete ich und schmierte mir ein Brot. „Was?“, fragte sie und sah mich geschockt an. „Nein…nicht das…ich mein als ihr rein kamt!“, verbesserte ich und biss in mein Brot. „Achso…“, meinte sie lächelnd. „Mama…seid ihr jetzt zusammen…oder…“, fragte ich sie und streckte mich. „Em…ja…“, antwortete sie und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse, „Ist das okay für dich?“ „Guten Morgen“, erklang eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um. Es war Herr Fraszczak der gerade aus dem Bad gekommen war und nur in Jeans vor mir stand. Ich drehte mich wie erstarrt wieder zum Küchentisch und entgegnete leise:„Morgen“ „Em…Stefan…vielleicht solltest du dir was überziehen“, schlug meine Mutter vor, während ich versuchte den Anblick meines halbnackten Lehrers zu vergessen. „Ja…okay…“, stimmte er ein und ging ins Schlafzimmer. „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich meine Mutter. „Abgesehen davon, dass ich grad meinen Lehrer halbnackt gesehen habe und er in unserem Bad war…ja“, antwortete ich und nahm einen Schluck aus meinem Glas. „Sam…wenn du etwas dagegen hast…das ich und Stefan…dann sag das bitte“, bat mich meine Mutter und sah mich eindringlich an. „Mama es ist wirklich in Ordnung, sonst hätte ich schon vorher etwas gesagt. Ich muss mich nur erst daran gewöhnen, dass hier plötzlich ein Mann rum läuft…“, versicherte ich und lächelte leicht. „So da bin ich wieder…“, sagte Herr Fraszczak und kam in die Küche. „Ja…ich mach mich dann mal fertig…“, entgegnete ich und stand auf. „Sam…“, meinte meine Mutter und sah mich durchdringend an. „Es ist okay, wirklich…ich muss mich nur fertig machen…oder soll ich vielleicht im Schlafanzug in die Schule gehen?“, versicherte ich ihr noch einmal und ging ins Bad. Ich setzte mich einen Moment auf die Toilette, um noch einmal alles revue passieren zu lassen. Mir war klar, dass es früher oder später soweit kommen würde, aber jetzt schon? Das ging mir ein wenig zu schnell, aber hauptsache war, dass es Mama gut ging.

„Sam…soll ich dich mit zur Schule nehmen?“, fragte Herr Fraszczak, als ich aus dem Badezimmer kam. „Ja, das wäre nett“, antwortete ich und kam wieder in die Küche, um zu ende zu frühstücken. Ich setzte mich hin und schmierte mein Brot. Herr Fraszczak und Mama saßen mir gegenüber und schauten mich an. „Is was?“, fragte ich und sah sie verwundert an. „Nein, gar nichts…“, antwortete Mama lächelnd und trank ihren Kaffee leer. „Na okay…ich geh mal meine Sachen packen…“, verkündete ich unsicher und ging auf mein Zimmer. Irgendwie war es heute Morgen anders als sonst. Okay, abgesehen davon, dass Herr Fraszczak da war. Ich packte meine Schulsachen ein, nahm mein Handy und meine Jacke. „Bist du fertig?“, fragte Herr Fraszczak und nahm seine Jacke von der Garderobe, „ich muss noch mal daheim vorbei, meine Sachen holen…ist doch kein Problem für dich oder?“ „Nein, ich hab Zeit…“, antwortete ich und nahm meinen Wohnungsschlüssel. „Aufwidersehen Joana“, verabschiedete sich Herr Fraszczak von Mama und gab ihr einen Kuss. „Tschüss Stefan…“, sagte sie und lächelte ihn an. „Ciao Mama“, meinte ich und folgte Herrn Fraszczak. „Bye Sam“, sagte Mama, doch ich hörte es nicht mehr, da ich schon die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte.

„Sam…“, durchdrang Herr Fraszczak die Stille, als wir auf dem Weg von seiner Wohnung zur Schule waren. „Ja?“, fragte ich. „Hör zu, deine Mutter bedeutet mir sehr viel…“, fing er an. „Ich weiß“, unterbrach ich ihn. „Ja und ich…wenn du ein Problem damit hast, dass ich und dein Mutter…“, fuhr er fort. Nicht das schon wieder! „Ich hab kein Problem damit und wenn Sie oder meine Mutter mich das noch hundertmal fragen. Ich habe kein Problem damit!“, entgegnete ich leicht angenervt. „Okay…ich wollte nur nicht, dass du dich ausgeschlossen oder so fühlst…“, erklärte Herr Fraszczak, „weißt du…deine Mutter ist ein sehr toller Mensch und vielleicht wird auch mehr aus uns, aber eins sollst du wissen, falls mehr aus uns werden sollte…ich weiß ich kann nie wie dein Vater sein…aber ich will wenigstens versuchen dir zu helfen…“ „Herr Fraszczak niemand kann wie Papa sein und auch wenn Sie seinen Platz einnehmen, werden Sie ihn niemals ausfüllen können! Ich weiß Sie wollen diesen Platz nicht einnehmen und das ist auch okay…es ist völlig okay, dass Sie und meine Mutter zusammen sind. Sie machen Mama glücklich, so glücklich wie sie schon lange nicht mehr war und ich mag Sie. Aber wenn Sie versuchen sollten Papas Platz einzunehmen, dann werden Sie einige Probleme mit mir bekommen. Von mir aus seien Sie der Mann an Mamas Seite, aber nehmen Sie nicht Papas Platz ein!“, sagte ich und schaute aus dem Fenster. „Ich will seinen Platz ja auch gar nicht einnehmen. Glaub mir, ich versteh dich sehr gut…aber wenn aus mir und deiner Mutter mehr werden sollte…dann bin ich ja…“, fing er an verstummte aber. „So was wie mein Vater…“, beendete ich seinen Satz, „Sie können es ruhig sagen. Wenn Sie Mama heiraten sollten, ist das schön und gut…ich werde Sie als Mamas Mann akzeptieren, aber als meinen Vater niemals. Ich hatte nur einen Vater und ich werde nur einen Vater haben!“ „Sam, ich will den Platz deines Vaters wirklich nicht einnehmen, aber wenn ich und deine Mutter wirklich heiraten sollten, dann habe auch ich die Verantwortung für dich.“, sagte er und bog auf den Parkplatz vor der Schule ein. „Ich werde Ihre Entscheidungen akzeptieren…aber wir sollten erstmal abwarten, ob überhaupt was daraus wird…wer weiß schon wie lange es halten wird…“, meinte ich und schnallte mich ab. „Ich liebe sie Sam…“, sagte er und sah mich durchdringend an. Ich sah ihn kurz an und stieg aus dem Auto aus. Als ich aus dem Auto ausgestiegen war, atmete ich tief durch und machte mich auf den Weg zur Schule. Gegen Herrn Fraszczak hatte ich ja nix, aber Papas Platz durfte er nicht einnehmen! Niemals!

„Hey Sam…“, durchdrang Kims Stimme meine Gedanken. „Tach“, sagte ich und drückte mich gegen meine Stuhllehne. „Hast du Erdkunde gelernt?“, fragte sie mich, „ich glaub der Richter hat eben ne HÜ kopiert.“ „Wie der Richter hat ne HÜ kopiert? Biste dir sicher?“, entgegnete ich verwundert und dachte daran was mir Jan im Chat gesagt hatte. „Also es sah zu mindest nach einer HÜ aus…Genaueres kann ich dir nicht sagen…hm…also hast du gelernt?“, erklärte Kim. „Em…ein wenig. Also ich habs mir noch mal durchgelesen, aber wirklich gelernt habe ich nicht.“, antwortete ich und nahm meine Erdkundesachen raus, „Aber ich bezweifle das er was schreibt. Vielleicht war es ja ne HÜ für ne andere Klasse…“ „Ja hoffen wir mal, denn ich weiß gar nichts“, meinte Kim und band sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Morgen Sam, morgen Kim“, begrüßte uns Kai als er in die Klasse kam. „Moin Kai“, entgegnete ich und lächelte ihn an. „Na, wie wars gestern noch mit Jan?“, fragte er mit einem eindeutigen Unterton. „Wir haben uns unterhalten…mehr kann man im Chat ja auch nicht machen. Er is nett…“, antwortete ich. „Und? Magst du ihn?“, erkundigte sich Kim und grinste mich alles sagend an. „Ich kenn ihn doch noch gar nicht richtig! Außerdem hab ich ihn noch nie gesehen, wer weiß wie der wirklich ist?“, stöhnte ich und schüttelte den Kopf. „Und wie war das Treffen der Mutter mit ihrem Lover?“, wollte Kai wissen. „Er is nicht ihr Lover…er is jetzt ihr Freund“, antwortete ich und lehnte mich an die Stuhllehne an. „Wie?“, erkundigte sich Kim. „Jetzt ernsthaft?“, fragte Kai nach. „Ja, er hat bei uns übernachtet und heut morgen stand er halb nackt in der Küche. Auf den Anblick hätte ich echt verzichten können!“, erklärte ich, „Er hat mich auch mit zur Schule genommen.“ „Oh…zieht er jetzt zu euch?“, erkundigte sich Kai. „Woher soll ich das denn wissen? Bin ich Gott? Bin ich allwissend?“, antwortete ich gereizt. „Tut mir Leid das ich gefragt hab“, entschuldigte sich Kai kleinlaut. „Nein tut mir Leid, ich hätt dich nicht so anzicken sollen“, sagte ich leise, „aber das ist irgendwie komisch. Ich meine, ich steh morgens auf und mein Lehrer steht halbnackt in der Küche…“ „Ach Sam…“, grinste Kim, „dann wirst du ihn wohl jetzt öfter sehen.“

Herr Richter kam in die Klasse. Er sah irgendwie müde aus. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht und er sah aus, als würde er gleich einschlafen.

„Also, Tische auseinander, Atlas zwischen euch, alles vom Tisch außer nem Mäppchen und Klappe zu!“, befahl Herr Richter und legte einen Stapel Blätter auf den Tisch. Er schrieb also wirklich eine HÜ. Woher wusste Jan nur davon? War es nur Zufall gewesen? Natürlich! Woher sollte er es auch wissen? „Sam? Stell deinen Tisch rüber“, wurde ich von Herrn Richter aus meinen Gedanken gerissen, „Oder willst du direkt ne sechs haben?“ „Nein, ich mach schon“, beruhigte ich ihn und schob meinen Tisch an die Wand und setzte mich daran. Warum war er denn so gereizt? Und warum wusste Jan, dass Herr Richter heute eine HÜ schrieb? Ich würde ihn heute Mittag im Chat fragen, auf seine Antwort war ich wirklich gespannt! Herr Richter legte die HÜ auf meinen Tisch und sagte:„So ihr könnt jetzt anfangen. Ihr habt 15 Minuten Zeit und keine Sekunde länger!“ Alle fingen sofort eifrig an zu schreiben. Ich drehte erst mal das Blatt um und las mir alle Aufgaben durch. Es war eigentlich eine einfache HÜ. Er fragte noch nicht einmal die Fachbegriffe nach, aber hätte ich es mir am Abend nicht durchgelesen gehabt, hätte ich Probleme beim Beantworten der Fragen gehabt. Als ich fertig war schaute ich mich um. Kim sah mich gequält und fragend an. Also schob ich so unauffällig wie nur irgendwie möglich, meine HÜ an die Tischkante, damit Kim abschreiben konnte. Sie warf einen flüchtigen Blick darüber und schrieb etwas auf ihre HÜ. Dann kam Herr Richter und schob meine HÜ weiter in die Mitte meines Tisches. „Wir wollen ja nicht, das ich jemandem zu Unrecht das Blatt abnehme, weil ich den Verdacht habe er schreibt ab. Wenn du fertig bist, dreh dein Blatt bitte um!“, sagte er und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. „Ich…les mir noch mal alles durch, falls ich Fehler gemacht hab…“, entgegnete ich und richtete den Blick auf mein Blatt. Hatte er gemerkt, dass Kim abgeschrieben hatte?

„Okay…alle Stifte hinlegen und Blätter umdrehen! Die Blätter bitte nach vorne durchgeben!“, beendete Herr Richter die HÜ und sah streng in die Klasse, um zu überprüfen ob noch jemand schrieb. „So ein Mist, ich wusste so gut wie gar nix…danke dass ich ma gucken durfte“, stöhnte Kim, als ich meinen Tisch wieder hinstellte. „Gern geschehen, ich hoffe nur er hat nichts gemerkt!“, entgegnete ich und setzte mich wieder hinter meinen Tisch. „Also, wer von euch hat die Hausaufgaben für heute vergessen?“, fragte Herr Richter deutlich genervt. Was war nur mit ihm los? Und warum um alles in der Welt interessierte es mich, was mit meinem Lehrer war? „Hat einer die Deutschhausaufgaben nicht?“ „Also bis jetzt noch nich, aber bis zur fünften Stunde hab ich sie“, scherzte Mirko. „Ja und gleich hast du nen Klassenbucheintrag!“, zickte Herr Richter sauer, „Wir machen jetzt Deutsch…also Sachen raus!“ Leicht eingeschüchtert holten wir unsere Deutschsachen raus. „Weiß jemand was wir in der letzten Stunde gemacht haben?“, wollte Herr Richter wissen und nahm seine Mappe aus seiner Tasche. Niemand zeigte auf und er schrie sauer:„Warum mach ich hier eigentlich Unterricht, wenn ihr eh nicht zuhört und euch nichts merkt? Ihr müsst auch was machen! Ich schenk euch eure Noten nicht und ich hab auch keine Lust jeden Tag immer wieder alles zu wiederholen nur weil ihr zu faul seid, es euch daheim durchzulesen!“ Ich rückte ein Stück von ihm weg. Was war denn bitte mit dem los? Alle schauten ihn geschockt an und dann zeigte Katrin auf. „Ja Katrin?“, nahm Herr Richter Katrin immer noch ziemlich gereizt ran. „Wir haben über die deutsche Nationalhymne geredet“, sagte sie. „Geht doch! Warum muss man hier immer erst rumschreien, damit ihr was macht? Liegt es an mir? Habt ihr irgendein Problem mit mir oder seid ihr einfach nur zu faul? Mach ich zu schlechten Unterricht?“, fuhr er uns wieder an, „Jetzt hört mir mal zu! Wenn ihr so eine Arbeitseinstellung habt, braucht ihr euch nicht über schlechte Noten zu wundern. Und dann rennt bitte nicht zu euren Eltern und erzählt denen, dass es am Lehrer liegt! Nur weil ihr zu faul zum Lernen seid und schlechte Noten schreibt, müsst ihr mich nicht dafür verantwortlich machen! Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum ich das euch hier erzähle, dann fragt euren Klassenkameraden! Ich trag euch nicht zum Abschluss und nur weil ihr Schiss vor euren Eltern habt, müsst ihr mich nicht für eure schlechten Noten verantwortlich machen!“ Wir schauten ihn alle überrascht an und dann uns. Wer hatte denn bitte seinen Eltern so was erzählt? „Wenn ihr irgendein Problem mit meinem Unterricht habt, dann sagt es mir! Denn wenn ich abends angerufen werde von einer Mutter und die dringlichst mit mir morgens reden möchte und ich dann morgens so was zu hören kriege, dann hab ich echt so nen Hals!“, sagte er sauer, „Und wenn ich dann auch noch erzählt kriege, dass ich ja ein totaler Loser als Lehrer bin, dann könnte ich echt ausrasten. Ich habe ein Studium hinter mir und ich habe gelernt zu unterrichten und wenn dann irgendeine Mutter, die keine Ahnung davon hat daher kommt und…ach is ja auch egal! Vergesst es einfach!“ Er packte sauer seine Mappe wieder in die Tasche und wühlte in ihr rum. Dann klingelte es. Alle standen ein wenig verwirrt auf, um in die Turnhalle zu gehen. Ich saß einige Zeit da und beobachtete ihn. Er war kein schlechter Lehrer! Ganz und gar nicht! Er war einer der besten an unserer Schule, umso weniger verstand ich, dass jemand so etwas zu ihm sagte. Es klingelte erneut. So langsam müsste ich mal in die Turnhalle, aber ich konnte nicht mit ansehen, dass er so traurig war. Ich ging zu ihm und sagte leise:„Herr Richter?“ „Was? Hast du keinen Unterricht?“, fragte er abwehrend. „Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert, aber ich finde Sie sind ein guter Lehrer“, entgegnete ich und ging zur Tür. „Sam…danke“, bedankte er sich bei mir und ich ging zur Turnhalle.

Es war Pause und ich saß auf dem Schulhof neben Kim in der Sonne. „Man war Sport wieder anstrengend! Muss die uns denn immer so rumhetzen?“, stöhnte Kim legte sich mit dem Rücken auf ihren Ranzen. „Sie ist Sportlehrerin, dass ist ihr Job“, entgegnete ich und sah zur Pausenhalle, aus der langsam alle Schüler auf den Schulhof kamen, „Welche Mutter glaubst du hat mit Herrn Richter geredet?“ „Keine Ahnung. Interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht. Er ist ein scheiß Lehrer“, sagte Kim und hielt sich die Hand vor die Augen, um etwas sehen zu können, „Ich mein, sie hat ja nur die Wahrheit gesagt. Deshalb muss er nicht so ausrasten“ „Kim! Er ist ein guter Lehrer. Du magst ihn doch nur nicht, weil er dir mal nen Tadel gegeben hat, aber daran warst du auch selber Schuld!“, entgegnete ich leicht zickig, „Außerdem, selbst wenn er so ein schlechter Lehrer sei, was er ja nicht ist, dann sagt man ihm das trotzdem nicht ins Gesicht. Das ist total unfair und unhöflich“ „Was hast du denn? Warum nimmst du ihn denn jetzt in Schutz?“, wollte Kim wissen und setzte sich auf, „Sam, er ist total zickig und unerfahren. Er hat keinerlei Ahnung wie man mit uns umgehen soll. Außerdem hätt er mir keinen Tadel geben brauchen!“ „Ich nehm ihn nicht in Schutz! Ich sage nur, dass es nicht fair war, ihm so was ins Gesicht zu sagen“, stellte ich richtig, „Außerdem nur weil er noch jung ist und noch nicht so viel Erfahrung hat, heißt das nicht, dass er ein schlechter Lehrer ist. Dein Problem ist doch nur, dass du nen Tadel gekriegt hast und ihm die Schuld daran gibst. Aber du weißt genau, dass du selbst dran schuld bist. Hätte er dir keinen gegeben und es wär raus gekommen, hätte er verdammten Ärger gekriegt!“ „Du nimmst ihn wohl in Schutz!“, zickte Kim, „Er ist einfach nur ein Feigling und ein doofer noch dazu. Ich kann nicht verstehen das du ihn in Schutz nimmst!“ „Worüber streiten wir uns hier eigentlich? Das ist doch Schwachsinn!“, entgegnete ich. „Keine Ahnung...“, meinte Kim leicht lächelnd. „Weißt du Kim, wessen Mutter es auch immer war…das war einfach nicht fair. Er ist auch nur ein Mensch…er hat auch Gefühle…“, sagte ich leise und schaute Kim an. „Kann sein…aber das einzige Gefühl das ich bis jetzt bei ihm vernommen habe, war Wut oder Hass…hm…ob der wohl auch andere Gefühle hat?“, überlegte Kim und kicherte leise, „Kannst du ihn dir verliebt vorstellen? Lächelnd oder gar lachend? Wär irgendwie komisch ihn so zu sehen…so ungewohnt…“ „Natürlich hat er noch andere Gefühle und er ist bestimmt verliebt…oder war es zu mindest mal. Ist ja nicht schlimm, dass er das nicht so zeigt…er will halt Job und Privatleben voneinander trennen…“, meinte ich, „Aber das hat ihn belastet, also das mit der Mutter…er war total fertig…“ „Sag mal, kann es sein das du ihn irgendwie magst?“, fragte Kim und sah mich breit grinsend an. „Em…er ist mein Lehrer und nicht mehr…“, antwortete ich leicht verwirrt. Wie kam sie denn auf den Mist. „Ja, wenn du meinst…was ist jetzt eigentlich mit dir und Ben? Du redest ja gar nicht mehr von ihm…biste geheilt?“, wechselte Kim das Thema. „Em…Ben…na ja, ich weiß nicht. Ich zweifele ein wenig daran. Ich hab ihn gern, aber…keine Ahnung. Irgendwie hab ich das Gefühl ihn nicht wirklich zu lieben.“, gestand ich und sah zu Boden, „Ich muss mir erst über meine Gefühle klar werden, vorher kann ich dazu nichts sagen.“ „Hm…ich dachte ihr seid euch gestern ein wenig näher gekommen…oder hat er dir etwa keinen Kuss gegeben?“, fragte Kim. „Woher weißt du das?“, entgegnete ich überrascht, „Aber es war ja kein richtiger Kuss…nur auf die Wange“ „Von Ben…er hat es heut morgen rum erzählt. Allerdings hat er gesagt, ihr hättet rumgeleckt“, antwortete Kim und sah mich durchdringend an. „Bitte was? Spinnt der? Wir haben nicht rumgeleckt! Wieso erzählt der so nen Mist?“, entgegnete ich geschockt und sauer zu gleich. Warum machte er das? Das hätte ich nie von ihm gedacht! „Keine Ahnung, aber er hat sich ziemlich damit angegeben. Ich war schon ein wenig sauer, weil du mir nichts erzählt hattest“, antwortete Kim. „Weil es da nichts zu erzählen gibt!“, fiel ich sauer ins Wort, „Dem mach ich die Hölle heiß, so nen Mist über mich zu erzählen!“ Stink sauer stieg ich auf und ging zu Ben. „Oh hi Sam, was ist?“, fragte er mit einer Unschuldsmiene nach. „Was soll der Mist?“, wollte ich von ihm wissen und sah ihn vorwurfsvoll an. „Was meinst du?“, entgegnete er gespielt überrascht. „Das weißt du genau! Wieso erzählst du den andern, dass wir rumgeleckt hätten?!“, fuhr ich ihn wütend an. „Weil es stimmt…“, antwortete er und schaute kurz die Jungs, die um ihn standen an, „oder hast du es schon wieder vergessen? Dir muss das doch nicht peinlich sein!“ „Spinnst du?! Das stimmt nicht und das weißt du genauso gut wie ich! Warum erzählst du so nen Mist?“, zickte ich sauer, „Willste deinen Kumpels irgendwas beweisen oder was?! Du bist doch echt krank!“ Ich drehte mich um und wollte gehen, als er mich festhielt. „Ich bin nicht krank und ich weiß nicht, warum du nicht zugeben willst, dass du mich geküsst hast!“, sagte er und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. „Weil ich es nicht getan hab und jetzt lass mich gefälligst los!“, befahl ich ihm sauer und versuchte mich loszureißen. Er griff fester zu, zog mich zu sich, legte seine Arme um meinen Rücken und küsste mich. Die Jungs um ihn herum grinsten sich einen ab und lachten sich schlapp. In mir stieg eine ungeheuere Wut auf, ich schuppste ihn weg und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Spinnst du jetzt total? Hast du sie noch alle? Ich glaub du bist nicht mehr ganz dicht!“, schrie ich ihn an. „Jetzt stell dich nicht so an, ich weiß doch, dass du es auch wolltest!“, entgegnete er grinsend und packte mich wieder am Arm. „Lass mich los!“, zickte ich ihn an und versuchte wieder mich loszureißen, als Kim mir zu Hilfe kam. „Ey, lass sie in Ruhe!“, fuhr sie ihn an und schuppste ihn weg. Einer seiner Freunde hielt sie jedoch fest und sie versuchte sich erfolglos zu befreien. „Lasst mich in Ruhe!“, schrie sie wütend. Dann kam Herr Fraszczak. Ich war noch nie so erleichtert ihn zu sehen! „Was ist denn hier bitte los?“, fragte er, „lass sie los!“ Der Junge lies Kim los und sie kam zu mir. „Sam hat mich geschlagen und Kim hat mich geschuppst, wir haben uns nur verteidigt.“, log Ben mit einer Unschuldsmiene. „Das stimmt nicht! Er hat Sam geküsst und sie festgehalten, obwohl sie es nicht wollte! Als ich helfen wollte, hat mich dieser Idiot da festgehalten!“, fauchte Kim wütend. „Er hat dich geküsst?!“, fragte Herr Fraszczak überrascht nach. Ich nickte nur, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Das war mir alles so peinlich! Warum denn gerade er? Mama würde das bestimmt sofort erfahren und sich dann nur wieder Sorgen machen! Aber was mir viel mehr zusetzte war, dass es Ben war, der es tat. Warum denn Ben? Hatte ich ihn denn so falsch eingeschätzt? War das wirklich der Junge, in den ich mich verliebt hatte? „Ben du kommst mit mir zur Direktorin!“, befahl Herr Fraszczak mit kaltem Blick. „Warum? Ich hab nix gemacht!“, wehrte Ben sich. „Du hast sie geschuppst und zu Sachen gezwungen die sie nicht wollte! Das ist sexuelle Belästigung!“, entgegnete Herr Fraszczak ein wenig angenervt. „Das sagen Sie doch jetzt nur, weil sie auf Sams Mutter stehen!“, warf Ben Herrn Fraszczak vor und wie man an seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte, bereute er es auch schon eine Sekunde danach. Woher wusste er davon? Und warum sagte er so nen Mist? „Ben, du kommst jetzt sofort mit!“, schrie Herr Fraszczak und schleifte ihn ins Schulgebäude. Ich sah nur geschockt hinterher. Was war denn bitte los? Woher wusste Ben, was zwischen Herrn Fraszczak und meiner Mutter war?

„Sam?“, riss mich Herrn Richters Stimme aus meinen Gedanken, als ich im Klassenraum saß. „Ja?“, fragte ich und sah ihn an. „Herr Fraszczak möchte mit dir sprechen. Du sollst vors Elternsprechzimmer gehen!“, antwortete er und sah mich mit einem auffordernden Blick an. Also stieg ich auf und ging vors Elternsprechzimmer, wo Herr Fraszczak schon auf mich wartete. „Sammy, da bist du ja“, begrüßte er mich und wir gingen ins Elternsprechzimmer. „Was it denn?“, fragte ich, als wir uns hinsetzten. „Das weißt du genau…erzähl mir bitte was da heute in der Pause mit Ben war“, bat er mich und sah mich mit einem mitleidigen Blick an, „ich will dir nur helfen“.



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