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Ein blauer Vogel

von

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Die Schlange und das Bild

Die Schlange und das Bild
 

Geschwinder Strich geht von der Hand,

Als der junge Mann den Pinsel schwang.

Und in Tiefen seiner Kunst gebannt

Ahnt er schon was ihm bekannt

Noch solcher als ein Sophist

Ihm die Schlange des Bildes ist.

„Aus Farbe wird kein Gold gemacht“,

Zischt sie lauernd klug bedacht,

Was Zweifel streut, das weiß er wohl,

„Denn Farbe, Kreid und bunte Kohl’

Wachsen nicht auf Wies und Feld.

Das Zauberwort ist heute Geld.“

Unbesorgt lacht der Knabe:

„Was nützt mir schon Ruhm und Habe?

Der Künstler, der ist frei“.

„Das ist reine Träumerei!

Selbst deine Muse wirst du missen“,

Hört man die Schlange tückisch hissen,

„Traust du dich nur einmal wegzusehen

Wird sie von der armen Hand zur reichen gehen.“

„Dein Geschwätz ist mir doch einerlei“,

Sagt Junge pfeifend noch dabei,

Doch merkt er gleich wie ihm der Quast

In den Händen wird zur Last.

„Auch ein Künstler lebt vom Brot

Und nicht von der Armut, die ihm droht“,

Flüstert ihm weiter noch die Natter

„Ein froher Mensch, das ist ein Satter.“

Da platzte dem Künstler schon die Ader:

„Sei bloß still, elender Salbader.

Was weißt du schon von meiner Kraft?

Müh mich ab, jeden Tag und jede Nacht.

Was ist für diese Kunst der Lohn?“

„Deine Ernte ist nur Spott und Hohn“,

Sagte ihm da das Schuppentier,

„Doch meine Hand, die reich ich dir.

Ich werd deine Arbeit noch in Gulden wiegen

Auf das alle Menschen lieben,

Was du aus Pastell und Farbe schaffst.

Ist unser Geschäft nun abgemacht?“

Der Bursche wiegte zögernd noch den Kopf.

„So pack ich die Gelegenheit beim Schopf!

Doch was willst du zum Tausch von mir?“

„Ich will nur deinen Pinsel hier.

Er soll nach meinen Worten tanzen,

Sie in fruchtbar, bunte Erde pflanzen.

So wie ich es will, geschieht ihm auch.

Das ist aller Verträge Brauch.

Jeder hat nun mal seinen Preis,

Ob aufgewogen nach Tat und Fleiß.

Doch deiner wird bezahlt nach Gaben.“

„Dann will ich keinen haben.

Wenn ich meine Kunst in Ketten lege,

Teile ich mit ihr Käfig und Gehege.

So wie Stern mit Himmel bleibt verbunden

Bleibt auch Werk und Werkler unumwunden.

Aus Farbe wird kein Gold gemacht,

Doch Gold hat nie die Kunst geschafft.

Da sag ich dir, da bin ich ehrlich,

Ist doch der Weg des Künstlers stets beschwerlich.

Man will uns an der Leine haben,

Sollen wie der Hund ein Maulkorb tragen.

Doch sind wir in unseren Hallen,

Ohne Zwang der Reichste von euch allen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rayligh
2010-02-17T14:32:38+00:00 17.02.2010 15:32
Passenderweise fällt mir nur ein Wort dazu ein: Wow.
Du greifst Gedanken auf, die vermutlich die meisten, die jemals etwas mit Kunst (sei es bildnerische oder die des Schreibens/Musikmachens) zu tun hatten, schon einmal hatte.
Und du schaffst es, der Frage, ob man seine Kunst verkleiden sollte, um Anerkennung und Reichtum zu erhalten, ein Stück weiter zu einer Antwort zu verhelfen.
Die "Textform" unterstützt den Inhalt sehr gut; hättest du es wie eine Kurzgeschichte aufgebaut, wäre die Wirkung vermutlich eine andere.
In dem Sinne danke ich dir für dieses Stück Kunst,
LG
Jiyu


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