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Sitting, writing, wishing

Feder und Stift
von

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Übung VIII

Atemlos
 

Immer wenn ich diesen Traum habe, schnürt es mir die Luft ab, obwohl es doch alles, nur keine Realität ist und dennoch schrecke ich auf, huste, keuche, bete darum, endlich Luft zu kriegen, denn zu sehr erinnert es mich an das, was einmal war und was ich niemals wieder erfahren will.

Dabei fing alles so harmlos an, ein Pferd, ich sehe es, ich renne hin, denn ich liebe Pferde. Ich will es streicheln, will mich auf es schwingen, will es reiten. Anfangs spüre ich es nicht, dann diesen leichten Druck, der mir das Atmen erschwert. Ich ignoriere es, schiebe es auf das schnelle Laufen, mangelnde Kondition, doch es wird immer stärker, ich werde langsamer. Es fängt an zu schmerzen, meine Brust wird immer enger, sie wird zu einem engen Panzer, schnürt mich ein. Das Pferd ist zum Greifen nah, ich strecke die Hand aus, doch ich schaffe es nicht, es zu berühren, es zu streicheln, mein Atem geht schneller, immer schneller und trotzdem kriege ich keine Luft, Panik ergreift mich. Langsam sinke ich auf Knie, stütze mich auf, spüre das Gras zwischen meinen Fingern, feucht, kühl, zu real im Angesicht meines Kampfes. Husten schüttelt mich, hin und her, ich spüre es, wie er meine Brust fast zum Springen bringt. Ich keuche, kralle mich fest, ringe nach Luft, doch es geht nicht. Um mich herum wird alles schwarz, meine Augen, mein Gesicht, heiß, angeschwollen, es erschwert mir das Atmen. Obwohl ich so kämpfe, höre ich, was um mich herum geschieht, höre das Wiehern, die Hufe, die langsam weg traben, spüre den kühlen, erfrischenden Wind auf meinen Wangen. Eine eigentümliche Ruhe erfasst meinen Geist, während mein Körper noch kämpft, ich höre mich keuchen, praktisch aus dem letzten Loch pfeifen, schleimigen Husten, der meinen Körper schüttelt. Weiße Pünktchen erhellen das Schwarze vor meinen Augen, die brennen und schmerzen. Es ist als würde meine Lunge mit aller Macht versuchen die Fesseln, den Panzer zu sprengen, doch es geht einfach nicht. Die Schmerzen werden immer stärker, immer unerträglicher, ich kann einfach nicht mehr und dennoch atme ich keuchend weiter, obwohl ich trotzdem keine Luft bekomme, es schmerzt, es schmerzt so sehr. Und dann…

… dann wache ich aus diesem Traum auf, meine Lunge pfeift, mir ist schwindelig, alles dreht sich. Suchend taste ich nach der Rettung in der Not, dem kleinen Asthmaspray, das immer bereit liegt, für diesen Fall. Mit zittrigen Händen schaffe ich es, atme so tief ein, wie es die Faust, die immer noch meine Lunge umfasst hält, zulässt. Schließlich kommt sie, die Erlösung, langsam aber stetig. Der Druck lässt etwas nach, die Schmerzen werden zwar stärker, durch die Anspannung, die abfällt, aber ich merke, wie die Luft wieder ihren Weg findet. Das Pfeifen lässt nach, nur noch ein schwacher Hustenreiz bleibt übrig, zusammen mit den Schmerzen. Ich lasse mich zurückfallen auf mein Kissen und sehe nach oben, obwohl ich doch nichts sehe. Mein Herz pocht schnell und unregelmäßig, mein Hals kratzt, ich atme tief und bewusst ein, versuche mir vorzustellen, wie die Luft ihren Weg findet. Ich habe Angst wieder einzuschlafen, habe Angst, dass ich irgendwann mitten in der Nacht, in meinen Träumen ersticke, und nicht mehr rechtzeitig zurückkehre.
 

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Kleine Anmerkung: Ich bin tatsächlich gegen Pferde allergisch und habe diese Atemnot schon erleben müssen. Als ich das Ganze geschrieben habe, habe ich die Schmerzen gefühlt und schlechter Luft bekommen >.<



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Evaleska
2010-09-01T16:06:35+00:00 01.09.2010 18:06
Die Idee, eine Allergie durch einen Traum auszulösen, ist schlichtweg genial. Man glaubt ja immer, Träume seien so fernab der Realität, dass die Leiden aus Selbiger dort keine Bedeutung haben. Dass sich die Person in deiner Geschichte selbst im Traum, wenn auch unbewusst, dieser Allergie bewusst ist, macht das Ganze wirklich interessant.
Der Text reißt einen mit, man liest, wie bereits gesagt wurde, schneller, will wissen, was genau los ist. Die teils ellenlangen Sätze unterstützen den Effekt.
Die Gefühle in dieser Situation hast du sehr gut beschrieben, womöglich auch, weil du das kennst. Und dass die Nachwirkungen eines Traums jemanden in die Realität zurück verfolgen können, dürfte wohl jedem bekannt sein. Die Angst, wieder einzuschlafen, ist da durchaus berechtigt.
Insofern hast du ja eigentlich sogar die Alternative dieser Schreibübung mit eingebaut. Schlaflos infolge von Atemnot. Die Gefühle bringst du sehr gut rüber, die Panik, die Angst vor dem Ersticken. Du schreibst sehr authentisch, gut vorstellbar.
LG Lianora
Von:  Ditsch
2010-06-28T15:51:03+00:00 28.06.2010 17:51
Viel anderes als die anderen kann ich dazu eigentlich nicht sagen :D Meine Augen sind einfach nur so über die Sätze hinweg gerast, weil ich durch die Beschreibungen auch von dieser Hektik erfasst war und wissen wollte, wie es weitergeht. Sehr gut ;)
Ich hab blöderweise deinen Kommentar schon vor dem Lesen gesehen, daher kann ich nicht beurteilen, ob man es versteht^^
Ich finde übrigens diesen Rahmen mit dem Traum sehr gut gewählt :)

Ditsch
Von:  sunshishi
2010-06-19T15:17:35+00:00 19.06.2010 17:17
Da bleibt einem glatt die Luft weg^^
Ich finde, du hast die Atemnot sehr gut beschrieben. Doch ich muss auch ChasingCars zustimmen, dass ich nicht auf Pferdeallergie gekommen wäre. Heuschnupfen vielleicht...
Trotzdem konnte ich wirklich die Beklemmung, die Angst und die Atemnot spüren.
Sehr gut^^

Liebe Grüße
SuShi
Von:  Lysette
2010-06-17T16:44:59+00:00 17.06.2010 18:44
so^^

also ich finde alles sehr gut beschrieben.
die kurzen knappen sätze unterschtreichen die Panik und den hektischen versuch luft zu bekommen nur noch.
ebenso ist alles sehr realistisch darstellen und cih denke, jeder kann es sich ziemlich gut vorstellen^^
mach weiter so^^
Von:  ChasingCars
2010-05-22T16:17:21+00:00 22.05.2010 18:17
Ich würde sagen, gute Schreibung! :)
Die Atemnot hast du sehr real beschrieben, da wurde mir auch schon fast ein bisschen komisch.
Die langen Kettensätze mit den vielen Kommata gefallen mir sehr gut, weil sie diese Panik unterstützen.
Dass das ganze mit einer Allergie auf Pferde zu tun hat, darauf wäre ich allerdings nicht gekommen. x'D Es erschien mir eher ein wenig mysteriös, dieses Pferd, das da herumsteht. Aber so 'ne Pferdeallergie ist bestimmt weniger lustig. Ich mag Pferde allgemein nicht allzu sehr, von daher würde ich wohl nichts vermissen, aber wenn man sie mag...


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