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Zeitlos

Hinter verschlossenen Türen
von

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Besuch bei Granmére

Paris 2007
 

Ihre Mutter hatte trotz des heftigen Protestes der übrigen Familienmitglieder hin beschlossen ihre Großmutter zu besuchen, was in der Regel nicht allzu oft wenn nicht sogar nur dann vorkam wenn es sich um eine absolute und nicht abzuwendende Notwendigkeit handelte.
 

Zwar war es ihnen schon mehrmals gelungen dieser „Notwendigkeit“ oder wie ihre Mutter es auch immer bezeichnete doch noch unter dem Vorwand falscher Tatsachen zu entgehen doch dieses Mal musste es sich wirklich um etwas Wichtiges handeln denn als der altbekannte Part mit der Ausrede warum sie dieses Jahr wieder einmal nicht kommen konnten anstand hatte ihre Mutter nur erschrocken die Augen aufgerissen und dann bis an die 5 Minuten ununterbrochen genickt.
 

Dieses Mal hatte sie auf die Fragen was denn passiert sei nur die Lippen zu einem Lächeln verzogen und geantwortet »Wir wollen uns mal ein bisschen um die Oma kümmern, nicht wahr mon chére?« und dem war natürlich nichts entgegenzusetzen, denn wenn es eines gab was Mutter stets einzusetzen beherrschte so war es ihr eiserner Wille. Was sie wollte bekam sie auch.
 

Und was sie dieses Mal wollte hatte dazu geführt das die ganze Familie bei fast 30 C° Außentemperatur im Auto saß und einer mehrstündigen Fahrt nach Nantes entgegensah. Blaire hatte nichts gegen einen Besuch einzuwenden, obgleich ihr die Aussicht einer endlosen Straße, bei schwülster Sommerhitze, neben ihrer kleinen nervigen Schwester doch nicht als das Wahre erschien.
 

Doch sie hatte keine Wahl gehabt, kaum hatte ihre Mutter ihren Beschluss bekannt gegeben war sie auch schon im Schlafzimmer verschwunden wo sie in wildem Durcheinander damit begonnen hatte Handtücher, Socken, und T-Shirts in die Koffer zu werfen. Was Blaire in dieser Hinsicht kein großes Kopferbrechen bereitete, da sie nur ihre Tasche, 2 T-Shirts, 1 Jeans und ihren Mp3-Player einzupacken hatte.
 

Da ihr nicht danach stand sich die ganze Fahrt über von ihrer Schwester tyrannisieren zu lassen, oder wie ein Gefangener aus dem Fenster zu starren und auf bessere Zeiten zu hoffen kramte sie ihren Mp3-Player aus der Tasche unter dem Sitz und schaltete diesen ein. Sofort erklang eine alt vertraute Melodie in ihrem Kopf, ja mit den Versen ihrer Lieblingsband ließ sich so eine Fahrt doch bei weitem besser aushalten.
 

Das nächste was sie wahrnahm war jemand der sie immerzu nervös vor sich herhopsend in die Seite kniff, weshalb sie letzten Endes auch aufwachte. Als Blaire die Augen aufschlug hatten sie das Haus ihrer Großmutter bereits erreicht, welches sich nun mit seiner strahlend gelben Farbe vom Grün der um sie gepflanzten Bäume abhob.
 

Früher hatte ihre Großmutter immer draußen gestanden und bei ihrer Ankunft gewunken, doch dieses Mal stand sie nicht auf ihrem üblichen Platz auf der Veranda, und auch sonst war sie nirgendwo zu erblicken.
 

Als sie ausstiegen überkam Blaire ein leichter Schauer, irgendwie seltsam nach so langer Zeit wieder hier zu sein, seltsam aber dennoch auf eine gewisse Art und Weise vertraut. Als sie durch die Eingangstür des Hauses traten, erklang die Stimme von Margareta aus der Küche die auch sogleich aus der Küche kam um uns zu begrüßen. Margareta war Großmutters Hausmädchen, die Art meiner Tante sich um Großmutter zu kümmern.
 

Vor etwa einem Jahr hatte sie meiner Mutter am Telefon mitgeteilt das sie eine Hilfskraft für Großmutter einstellen würde, da diese angeblich nicht mehr in der Lage sei sich selbst und die Arbeiten im Haus zu verrichten. So war alles was nun an Arbeiten im Haushalt anfiel ihre Aufgabe, auch was die Zubereitung des Essens betraf. Großmutter kochte leidenschaftlich gerne, und so war es ihr ein Dorn im Auge gewesen jemand anderen in ihrer Küche herumwerken zu lassen, mit der sie wie sie immer wieder betonte schon so einiges mitgemacht hatte.
 

Glücklicherweise hatte Großmutter mit dem Lauf der Zeit in Margareta eine gute Zuhörerin wie auch Freundin gefunden so dass es dieser nun erlaubt war die Küche ohne jegliche Einschränkungen zu benutzen, und das auch ohne Großmutters Missgunst zu erlangen.
 

So hatte Margareta es sich nicht nehmen lassen und ein üppiges Déjeuner vorbereitet was alle nach einer herzlichen Begrüßung im Speisezimmer zu sich nahmen. Sie hatte sich wirklich selbst übertroffen, nach diesem Essen würde man eine Woche wenn nicht sogar zwei brauchen ehe man auch nur ansatzweise wieder an etwas Essbares dachte.
 

Da ihre Eltern nach Margaretas Ansicht sicherlich erschöpft sein mussten von der langen Fahrt stand sie auf und zeigte ihnen den Weg in die oberen Stockwerke. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wusste war das in diesem Haus niemand ans Schlafen dachte.
 

Margareta hatte inzwischen damit begonnen den Tisch abzuräumen und war nachdem sie ihre Eltern hatte am Fuß der Treppe verschwinden sehen wieder in die Küche gegangen um sich dort um den Abwasch zu kümmern. Da Cateline Anstallten machte Blaire wieder einmal zu ihrer Spielgefährtin bei der Teeparty ihrer Puppen zu machen beschloss sie lieber gleich es ihren Eltern gleichzutun und sich für eine Weile hinzulegen.
 

Leisen Schrittes stieg sie die Treppen zum ersten Stock hinauf und wollte in dem für sie während des Aufenthaltes vorgesehenem Zimmer verschwinden als sie aus dem Zimmer gegenüber schluchzende Laute vernahm. Langsam trat sie näher und spähte durch den kleinen Spalt der offenen Türe.
 

Mehr unbewusst als das sie es wollte sah sie ihre Mutter neben dem Bett ihrer Großmutter knien, dabei ihre Hand fest in der ihren umschlossen. Tränen liefen ihr übers Gesicht als ihre Großmutter mit schwachem Atem die Worte „Ich habe Krebs, mir bleibt nicht mehr viel Zeit“ hervorbrachte.
 

Der Tränenfluss ihrer Mutter wollte kein Ende nehmen, als auch Blaire spürte wie sich in ihrer Magengegend ein stechender Schmerz bemerkbar machte. Geistesabwesend machte sie kehrt und ging zurück nach unten ins Wohnzimmer, wo sie Cateline sitzend vor dem Kamin vorfand.
 

Dieses Bild weckte in ihr Erinnerungen und sie erinnerte sich wie Großmutter früher dagesessen hatte, um Cateline wie sie auf ihrem Schoß saß Märchen vorzulesen wie sie es Jahre zuvor auch bei Blaire getan hatte. Wie sie gespannt den Geschichten von Abenteurern, Prinzen, Prinzessinnen Feen und Elfen gelauscht hatte um sich anschließend das Gelesene mit funkelnden Augen in Bildern vorzustellen.
 

Diese Erinnerungen ließen ihr die Tränen in die Augen treten und sie spürte wie ihr die Beine versagten, sie musste sich am Türstock festhalten um nicht zu fallen. Ihre Hand zitterte und Cateline die nun die Anwesenheit ihrer Schwester bemerkt hatte kam schnellen Schrittes auf sie zu gerannt.
 

Ihre kleine Hand lag leicht auf ihrem Arm aber es war dennoch ein gewisser Druck vorhanden der sie letzten Endes dazu brachte aufzusehen. Nun hatte auch Cateline ihre Tränen bemerkt, und so sah sie sie aus ihren großen blauen Augen heraus an und fragte immer wieder »Schwester, was…hast du?« »Du weinst ja!« Inzwischen war auch Margareta aus der Küche gekommen und als sie die zwei Kinder, beide auf dem Boden vorfand bekam sie es mit der Angst zutun und erkundigte sich sogleich nach ihrem Befinden.
 

Unfähig auch nur ein Wort hervorzubringen ließ Blaire einfach zu wie Margareta sie am Arm fasste und wieder auf die Beine zog. Sie wurde von ihr nach oben auf ihr Zimmer gebracht und sogleich ins Bett gesteckt.
 

Margareta zog die Vorhänge zu und sagte dass sie wohl nur etwas Ruhe und eine Tasse de chocolat bräuchte. Dann verließ sie das Zimmer mit einem Augenzwinkern und dem Versprechen sogleich mit einer Tasse wiederzukommen. Als sie die Tür hinter sich zuzog drehte sich Blaire zur Seite und schloss die Augen. Es nutzte ja doch nichts, denn keine Ruhe, noch die beste chocolat der Welt würde ihrer Großmutter helfen können.



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