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Together we're never alone

Dein Herz weiß es schon lange ...
von

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Complications

Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel und erleuchtete mit seinem matten Licht die Umgebung, bevor der Donner über unseren Köpfen explodierte.

Dem Regen ungeschützt ausgeliefert stand ich Ryan gegenüber und bemerkte das laszive Grinsen, das seine Mundwinkel umspielte. Ein Schauer jagte mir über den Rücken und ich trat einen weiteren Schritt vor ihm zurück. Kurzzeitig gab ich mich der Illusion hin, dass er mir nicht folgen würde, wenn ich ihn einfach auf dem Statuenpark stehen lassen und versuchen würde, irgendwie in die Stadt zurück zu kommen.

Im selben Moment wurde mir bewusst, dass ich den Weg alleine niemals finde würde

Doch kaum hatte ich diese Gedanken zu Ende gesponnen, da schnellte sein Arm bereits vor und seine schlanken Finger schlossen sich eisern um mein Handgelenk. Ein energischer Ausdruck legte sich über sein markantes Gesicht und ich sog die Luft scharf in meine Lungen. Hatte ich mich verraten, als ich vor ihm zurückgewichen war? Wusste er, welche Überlegungen mir durch den Kopf geschossen waren? Nachdenklich schürzte ich die Lippen und furchte die Stirn.

Aber woher hätte er wissen sollten, worüber ich nachgedacht hatte? Verdammt! Verärgert versuchte ich mich seinem Griff zu entwinden, doch genauso gut hätte es in meinem Bestreben liegen können einer Gefängniszelle entkommen zu wollen.

Ein Muskel in meiner Wange zuckte und mir entschlüpfte ein gotteslästernder Fluch.

Der kalte Wind riss an den nassen Strähnen meiner Haare und hätte mich wahrscheinlich erbarmungslos umgerissen, wenn mich der jüngste Sohn der Familie Cornwell nicht festgehalten hätte. Vollkommen bewegungslos verharrte er vor mir und sah mich an; sein Blick wachsam und neugierig zugleich. Als wenn er bereits ahnen würde, dass es mich nicht interessierte, welches Risiko ich damit auf mich nahm, wenn ich vor ihm floh.

Inzwischen bereute ich es, dass ich Leon nicht angerufen und ihn darum gebeten hatte mich abholen zu lassen. Aber als ich vorhin unterwegs gewesen war, hatte ich blöder Weise geglaubt, ich würde den Weg alleine finden und war zu stolz gewesen. Das hatte ich jetzt davon. Stundenlanger Regen, Kälte, Wind und Ryan. Höchstwahrscheinlich würde ich eine Grippe bekommen. Für meine Gedankenlosigkeit hätte ich mir selbst in den Arsch treten können. Wie bescheuert war ich in den letzten Monaten eigentlich geworden?

Ich atmete zögernd aus, fixierte die Gestalt des Kleineren und ließ mich von seiner, jetzt lauernden Haltung, die eindeutig zeigte, dass er etwas im Schilde führte, nicht einschüchtern und reckte deshalb herausfordernd das Kinn. Als ich einen weiteren Schritt nach hinten machen wollte, riss er mich jäh zurück und mir blieb mehrere Sekunden die Luft weg.

Wütend holte ich aus, um ihn zu ohrfeigen, doch gerade noch rechtzeitig riss er den Arm in die Höhe und meine Hand traf seine. Ryan sabotierte den physischen Angriff, der eigentlich dazu hätte dienen sollte, dass er mich endlich losließ und aus meiner Reichweite verschwand. Zornig knirschte ich mit den Zähnen und starrte ihn hasserfüllt an.

Er kam näher, mir jeden Ausweg verweigernd, und ließ mich innerlich verzweifelten, während er mich nur belustigt anlächelte. Ryan umfasste mein Kinn und strich mit seinem Daumen zärtlich über meine Unterlippe. Ich wusste nicht mehr wie ich mich ihm entziehen sollte und war mit meinem Latein inzwischen am Ende. Jeden Versuch schien er vorherzusehen und erstickte ihn daraufhin im Keim. Das Herz schlug mir hart gegen die Rippen und ich fühlte die Panik, die mir im Genick saß.

Das einzige Wort, das meine Gedanken beherrschte war Flucht. Ich war mir nicht bewusst, was ich tat, als ich den Mund öffnete und meine Eckzähne in seinen Finger rammte. Er stieß ein Zischen aus und sein Griff lockerte sich für ein paar Sekunden. Eine Gelegenheit, die ich augenblicklich nutzte.

Ohne ein Wort zu verlieren, befreite ich mich von ihm und rannte in die Dunkelheit hinaus, in den Schutz, den er Wald, hinter dem Park, so verlockend bot.

Bereits wenige Sekunden später bildete ich mir ein, ihn hinter mir zu spüren, seinen Atem in meinen Nacken, obwohl das vollkommen lächerlich war … oder? Immer und immer wieder sagte ich mir, dass er mich nicht verfolgte, solange, bis ich schon fast bereit war es zu glauben. Panisch hetzte ich, trotz Seitenstiche, weiter, hinein in die Schatten der Bäume, im Zick-zack über das nasse Gras.

Der Saum meines Mantels schien sich irgendwo verheddert zu haben, denn ich konnte nicht weiter. Etwas zog mich zurück und zwang mich in die Knie.

Ich warf mich vorwärts, kniff die Augenlider fest zusammen, um ihn nicht sehen zu müssen, sollte ich mir seine Gegenwart doch nicht eingebildet haben und hätte ohnehin im treibenden Regen und der herrschenden Finsternis nichts richtig erkennen können.

Plötzlich spürte ich seine warmen Finger in meinem Nacken. Er rollte mich auf den Rücken. "Was zum Teufel machst du den bloß?", fragte er durch das Rumpeln des Donners. "Hier draußen holst du dir den Tod."

"Geh weg, du verdammter Scheißkerl!", keifte ich durch das Inferno.

Er schüttelte den Kopf. "Vergiss es", entgegnete er halsstarrig.

"Lass mich in Ruhe!" Zornig schob ich seine Hände weg und sprang auf die Füße. "Nie lässt du mich in Ruhe, seit wir uns begegnet sind."

Ein Blitz beleuchtete sein Gesicht – nur ganz kurz, doch ich konnte den gequälten Ausdruck in seinen Augen deutlich erkennen. Ich begriff, dass es nicht seine Absicht gewesen war, mich zu verärgern. Ich hatte gesehen, was ich sehen wollte – nur nicht die Wahrheit.

Eine Wahrheit, die ich niemals akzeptieren würde.

Warum eigentlich nicht? Es gab nichts auf der Welt, das ich mir mehr gewünscht hatte, aber gleichzeitig hatte ich Angst. Ich fürchtete mich davor, dass mir jemand wehtun könnte. Selbst wenn es der Mensch war, den ich liebte, ich musste ihn von mir fernhalten. Vielleicht war das egoistisch, aber damit bewahrte ich auch ihn davor, in Schwierigkeiten zu geraten.

Hatte ich doch vor längerer Zeit ein Telefongespräch von Mrs. Cornwell belauscht, als sie mit jemanden darüber geredet hatte, dass mit ihren Söhnen die besonderen Gaben aussterben sollten, worum es sich dabei auch immer handelte. Darum war es eine Notwendigkeit gewesen, das sie allesamt homosexuell wurden.

Diese Frau, die Mutter von Kai, Leon, Alister, Ryan und Shion, hatte gesagt, dass Kinder ganz klar erzogen und in eine bestimmte Richtung gelenkt werden könnten, aber der Rest sei Glückssache und ihr wäre das unmöglich gelungen. Keines ihrer Kinder würde sich einer Frau nähern und das wiederum bedeutete, dass ihre Fähigkeiten nicht weitergegeben werden würden.

Was sie auch gemeint hatte, ob Fluch oder Segen sei dahingestellt, war das Grund genug, um seinen eigenen Nachwuchs aus persönlichen Motiven derart zu manipulieren?

Diese Gedanken verwerfend lief ich wieder los, doch diesmal folgte er mir auf Anhieb.

"Aber ich will dich nicht lassen!", brüllte Ryan durch den Wind, das Tosen des Regens und das Donnerrollen. "Verflucht – ich werde dich nie lassen können!"

Meine Überlegungen stoben auseinander, als ich über einen vermoderten Holzstamm fiel und der Länge nach hinfiel. Mir stockte das Herz, als er plötzlich wieder über mir war und mir einen zarten Kuss gab. Ich war erschüttert und vollkommen verwirrt. Das unvermittelt erwachte Gefühl, war mir fremd, doch ich wollte es nicht verdrängen. Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg, hob die Hände und legte sie auf seine kräftigen Schultern.

Er küsste mich sehnsüchtig, ohne jedoch mehr von mir zu fordern, als ich geben wollte. Ich wusste nicht, wie ich mich zu verhalten hatte. Sollte ich ihn zurückweisen oder ihm eine Freiheit gestatten, die ich noch niemandem vor ihm erlaubte? Ich ahnte, dass ich mich für das Falsche entschied, als ich meine Arme um seinen Nacken schlang. Doch ich fühlte das schreiende Bedürfnis, ihm nahe zu sein.

Hitze.

Unbezähmbares Verlangen.

Die unvorstellbare Macht des Berühren und Berührt werden, auf eine derart sinnliche Weise, als begänne und endete die ganze Welt in einem Strom wundervoller Empfindungen.

Sachte und unerhört sanft verstärkte er den Druck seines Mundes. Behutsam und unendlich erotisierend sog er das zarte Fleisch meiner Unterlippe zwischen seine Zähne. Mein Herz raste. Mir schwindelte unter dem Ansturm der Gefühle und ich spürte die dunkle Kraft seiner Besitzgier. Unwillkürlich stöhnte ich auf.

Lieber Himmel, nie hätte ich mir vorgestellt, wie herrlich, wie wild und süß und überwältigend das sein konnte.

Unwillkürlich klammerte ich mich noch fester an ihn.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Um uns herum wurde es langsam leiser, der Sturm klang ab und der Regen verwandelte sich in ein leichtes Nieseln. Nur das Rauschen der Blätter, die sich im Wind bewegten, durchbrach die anhaltende Stille.

Schlaf hatte sich über das Land gelegt und ich war mir sicher, dass sich seine Bewohner den zeitlosen Träumen ergaben, während ich noch immer mit den Emotionen zu kämpfen hatte, die mich jeglicher Logik beraubten.

Er küsste mich auf so eine wundervolle Weise, dass ich für einen Moment alles um mich herum vergaß.

Verschreckt rief ich mir in Erinnerung, dass nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Er war doch nicht der Mann, der eine vergessene, unterdrückte Leidenschaft weckte … oder? Es war einfach ausgeschlossen, dass ich Gefallen an Ryan fand. Er war ein widerlicher, ungezogener, gefühlskalter … Ich schüttelte den Kopf. Ich war mir nicht mehr sicher, was ich überhaupt noch glauben sollte.

Hastig ließ ich ihn los und kroch verstört unter ihm hervor.

Er regte sich nicht.

Ich wich vor ihm zurück.

"Ich werde mich nicht entschuldigen, also erwarte das gar nicht erst von mir", sagte er tonlos und stand auf, wobei er mich ebenfalls auf die Füße zog.

Mit reglosem Blick sah ich ihn an. Sein rabenschwarzes, Haar stand ihm wirr vom Kopf ab und vereinzelte Strähnen fielen ihm in die Augen. Seine Klamotten waren vollkommen durchnässt und schmiegten sich wie eine zweite Haut an seinen Körper. Meine Wangen brannten und ich schloss beschämt die Lider, als mir bewusst wurde, dass das bei mir auch der Fall war.

"Gehen wir zurück", verkündete Ryan trocken und nahm meine kalte Hand in seine. "Es wird Zeit. Die Sonne geht bereits auf."

Ich nickte nur und folgte ihm gehorsam
 

***
 

Anni.

So hieß die Haushälterin, die bereits seit ihrer Kindheit zur Arbeiterklasse gehörte. Die Frau mittleren Alters, die ihr ergrautes Haar im Nacken zu einem strengen Knoten zusammengesteckt hatte, schälte die Kartoffeln, während sie mir noch mehr von sich zu erzählen begann. Angeblich standen die Mitglieder ihrer Familie bereits über Generationen hinweg im Dienst der Cornwells und die Älteren hatten, bis zum heutigen Tag, ihre Aufgaben stets an die Jüngeren weitergegeben. Zumindest behauptete sie das immer.

Ein Seufzen verließ meine Lungen. Ich saß zusammen mit der Haushälterin am Küchentisch, auf der Eckbank, während diese mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt war. Eine seltsame Melancholie umgab mein Herz, dessen Ursache mir verborgen blieb. Schweigend hörte ich dem sinnlosen Geplapper der Angestellten zu, ohne auch nur einen geringen Teil der Gesprächsfetzen wiedergeben zu können.

Ich hing meinen eigenen Gedanken nach. Zwischen dem ungeplanten Kuss mit Ryan und dem heutigen Tag, den ich bei Anni in der Küche verbrachte, lagen zwei Monate, in denen die Sommerferien verstrichen waren und es die Cornwells aus ihrem Ferienhaus in Budapest wieder in ihr Anwesen nach Alecu zurückgezogen hatte.

Seit diesem Abend, an dem wir uns, zumindest meiner Ansicht nach, ungewollt näher gekommen waren, wahrten wir schon fast penible Distanz zueinander. Bisher hatte Ryan sich mir nicht mehr genähert, als wenn er selbst Abstand suchte. Aber weil seine Familie noch immer glaubte, dass wir uns bis aufs Blut hassten, stellten sie auch keine Fragen, die ich mit Lügen hätte beantworten müssen.

Zumindest hatten sie damit aufgehört, nachdem Ryan öffentlich gezeigt hatte, das er mich nicht mehr leiden konnte.

Während die freundliche Haushälterin zu den Karotten wechselte, blickte ich nachdenklich aus dem Fenster. Es hörte einfach nicht auf zu regnen. Dichte, schwarze Wolken, ergossen sich über den Horizont. Ohrenbetäubender Donner folgte. Grelle Blitze zerrissen den Himmel und der beißende Wind schüttelte die Blätter, auf den Ästen der Bäume.

Gedankenverloren setzte ich die Tasse mit dem Kaffee erneut an meine Lippen.

"Was ist den mit dir los, Fiona?", fragte Anni nachdenklich und lächelte gutmütig. "Beschäftigt dich irgendwas? Ryan vielleicht? Seit du aus Budapest zurückgekommen bist, bläst du Trübsal. Das kann ich mir langsam nicht mehr mit ansehen."

Ich fühlte, wie mir heiß wurde und schüttelte heftig den Kopf, was die Vermutungen der alten Frau wohl noch verstärkten. Deprimiert starrte ich aus dem Fenster. Kurz bevor das Unwetter losgebrochen war, hatte ich Ryan weggehen sehen, jedoch war er kurze Zeit später völlig durchnässt wiedergekommen.

Abgesehen von der Tatsache, dass wir, dank des schlechten Wetters, alle in diesem alten Gemäuern eingesperrt waren, befanden sich Mr. und Mrs. Cornwell außer Haus. Das bedeutete, dass ich mit den Brüdern und Hausangestellten völlig allein war.

Jason und seine Frau übertrugen auf mich die gesamte Verantwortung, für alles was in ihrer Abwesenheit passierte. Ich wusste nicht genau, ob das eine Strafe sein sollte, oder ob die Cornwells mir als einzige vertrauten. Die Erwartung, dass ich alles richtige machen würde, lastete schwer auf meinen Schultern. Was sollte ich tun, wenn etwas passierte?

Ich sah die Haushälterin an und stand vom Tisch auf. Stur steuerte ich die Hintertür an. Ich vertraute darauf, dass sich Leon darum kümmern würde, dass es in der Villa still blieb und alles mit rechten Dingen vor sich ging. Ich war vielleicht das Dienstmädchen, aber doch nicht der Babysitter für die Personen, die in diesem Haushalt lebten!

"Wo willst du den hin?", erklang Annis Stimme und ich blieb stehen; die Türklinge in der Hand. "Du wirst dich nur erkälten oder von dem Wind erfasst und davon geweht. Also bleib hier."

"Ich kann hier aber nicht einfach herumsitzen und Däumchen drehen."

"Wartest du darauf, dass etwas passiert?" Die Augen der freundlichen Haushälterin blitzten amüsiert auf. "Bleib hier."

Wie aufs Stichwort wurde die Küchentür aufgerissen und wieder zugeschlagen. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um. Ein völlig verstörter Ryan, dessen Gesicht wie der eines in die Ecke getriebenen Tiers wirkte, lehnte sich schwer atmend gegen die hölzerne Barriere und machte dabei einen recht erschöpft Eindruck, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.

"Schnell, du musst mich verstecken", platzte der Kleine heraus, sah die Haushälterin flehend an und hielt mit Gewalt die Tür zu, als daran gerüttelt wurde. "Versteck mich, ich bitte dich."

"Avalon ist ganz schön hartnäckig", verkündete Anni erheitert, während ich mich wieder auf die Küchenbank niederließ.

Erschrocken starrte ich die Haushälterin an, die einen Topf mit Wasser auf die Cerankochfläche stellte. Der Mund blieb mir offen stehen. Seit wann war Adrian wieder zu Besuch? Gut, die Arschgeige hatte verkündet, dass er öfter hier sein würde, wenn die Cornwells aus den Ferien wieder kommen würden, aber ich hätte nicht gedacht, dass dieser geistesgestörter Anwärter für die Klapsmühle hier aufkreuzen würde, wenn die Familienoberhäupter nicht da waren.

"Hartnäckig ist gar kein Ausdruck", erwiderte Ryan missmutig und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Ich hörte das Schloss einrasten. "Er ist einfach nur eifersüchtig."

Überrascht blinzelnd neigte ich den Kopf zur Seite.

"Und worauf?", fragte Anni, während sie über ein Kochbuch gelehnt war.

Ryan murrte auf. "Darauf, dass ich Fiona …" Er stutzte, nachdem er mich bemerkte. "Was zum Teufel sollte das?"

"Eigentlich nichts." Anni grinste breit. "Fiona erzählt nicht viel, weißt du."

Ich schürzte die Lippen.

"Ryan, ich weiß genau, dass du da drin bist", donnerte Adrian und rüttelte an der Türklinke. "Komm sofort raus."

Die genannte Person seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Verdammt und zugenäht. Der klebt mir schon am Arsch, seit er hier angekommen ist", schimpfte er ärgerlich.

"Versteck dich in der Vorratskammer", schlug die Haushälterin vor und nahm ihre Arbeit wieder auf. "Dort wird er nicht nach dir suchen. Dafür ist er sich zu fein.“

"Danke. Ich schulde dir was", sagte Ryan und lief in besagten Raum.

Anni nickte mir kurz zu, bevor sie die Tür wieder aufschloss. Adrian betrat die Küche und sein Blick richtete sich auf die Frau, die vor ihm stand und ihn tadelt ansah, als hätte Avalon gerade die heiligsten alle Hallen mit seiner bloßen Anwesenheit beschmutzt. Ihrem offensichtlichen Missfallen schenkte er scheinbar keinerlei Beachtung, denn er lief einfach an ihr vorbei, ohne sie weiter zu beachten.

"Kann ich Ihnen helfen?", fragte Anni und versperrte ihm den Weg. "Sie sehen aus, als wenn Sie etwas suchen würden."

"Hast du Ryan gesehen, alte Frau?", wollte dieser Bastard unhöflich wissen.

Interessierte es ihn überhaupt nicht, warum die Tür abgeschlossen gewesen war?

Zornig knirschte ich mit den Zähnen und musste den Impuls niederkämpfen, aufzuspringen und diesem Drecksack die Fresse einschlagen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Miene begann sich zunehmend zu verfinstern. Bedrohlich zog ich die Augenbrauen zusammen und zitterte vor unterdrückter Wut.

"Hier war er jedenfalls nicht." Die Haushälterin zuckte die Schultern. "Ist er den nicht bei Ihnen?"

Ich bemerkte, wie schwer es Anni fiel, weiterhin höflich zu sein.

" Wenn dem so wäre, würde ich ihn ja nicht suchen, oder?", erwiderte Adrian merklich genervt.

"Hier war er nicht. Also gehen Sie."

Ich hatte Mühe damit ruhig zu bleiben, schloss meine Finger fester um die Tasse und trank von meinem Kaffee. In dieser Sekunde schien er mich endlich zu bemerken, zumindest nahm ich an, dass er mich vorher nicht gesehen hatte, denn er starrte mich an. Eifersucht und namenloser Zorn spiegelte sich in seinem Gesicht wieder.

"Und, freust du dich jetzt?", fuhr er mich an. "Jetzt hast du es endlich geschafft, du billiges Flittchen."

Ich furchte irritiert die Stirn.

Beschützend stellte sich Anni vor mich. "Lassen Sie sie in Ruhe", sagte sie kalt und gestikulierte mit den Armen in der Luft herum. "Gehen Sie oder ich schlage Ihnen die Pfanne in Ihr vornehmes Gesicht."

"Lass gut sein, Anni", meldete ich mich zu Wort und erhob mich von der Eckbank.

Adrian grinste. "Geruht sich die vornehme Dame dazu herabzulassen und sich unters normale Fußvolk zu mischen?", verspottete er bissig. "Ich sollte meinen Hofknicks üben."

Ich wusste nicht, worauf er eigentlich hinauswollte.

"Was wollen Sie überhaupt von mir?", fragte ich so emotionslos, wie mir das unter den gegebenen Umständen möglich war.

Im nächsten Augenblick lag ich auf dem Boden, ohne zu begreifen, was eigentlich passiert war. Ich legte die Finger an meine brennende Wange und spürte die Tränen, die mir in die Augen schossen. Mein Kopf dröhnte, als würde er gleich explodieren und ich schmeckte Blut, auf meinen Lippen. Ein leises Stöhnen entfloh meinen Lippen und vor meinen Augen drehte sich alles

"Deswegen habe ich dich immer gehasst", verkündete Adrian kalt.

"Dann verlassen Sie doch dieses Haus", äußerte Anni empört. "Niemand zwingt Sie hier zu bleiben."

Mühsam versuchte ich mich aufzurappeln und sah nur noch, wie dieses Arschloch majestätisches die Küche verließ.

"Soll ihn doch der Teufel holen!", murmelte Anni verstimmt und wandte sich mir zu. "Tut es weh? Soll ich dir einen kühlen Umschlag holen?"

"Es geht schon", meinte ich, zu stolz, um Hilfe anzunehmen.

Ryan öffnete die Tür, steckte seinen Kopf aus der Vorratskammer und fragte leise: "Ist er weg?"

Anni nickte und begann einen Kohlkopf klein zu schneiden. "Du kannst raus kommen."

Ich sah ihn kurz an, nur um gleich darauf zu spüren, wie unaussprechliche Ärger in meinen Schläfen zu pochen begann. Ich war verwirrt und stand meinem Zorn hilflos gegenüber. Ich wollte ihn nicht noch mehr verletzen. Ich wollte nicht noch mehr hässliche Worte, zwischen uns, fallen lassen und trotzdem fühlte ich mich verraten und war … enttäuscht.

Er richtete seine Kleidung und näherte sich mir. Er drehte mein Gesicht zur Seite und besah sich die zunehmende Schwellung. Ich riss mich los und wich vor ihm zurück.

"Geht es dir gut, Fiona?", erkundigte er sich und seine Miene verzerrte sich vor Zorn. "Dieser verdammte Hundesohn."

Ich zuckte unwillkürlich zusammen.

"Es ist deine Schuld." Anni zuckte die Schultern und legte das Messer aus der Hand. "Du hättest am ehesten wissen müssen, was passieren würde."

"Was hätte ich denn tun sollen?", brummelte er beleidigt.

Anni wich seiner Frage anscheinend aus. "Du wusstest, dass Adrian stark zur Eifersucht neigt. Besonders wenn es sich dabei um Fiona handelt."

Ich betrachtete Ryan nachdenklich, hatte keine Ahnung davon, worüber die beiden überhaupt sprachen und stellte fest, dass es mich auch gar nicht interessierte. Stattdessen fragte ich mich zum Millionsten Mal, ob ich wirklich das richtig tat.

Ich war ihn einen Blick zu, der nicht vernichtender hätte sein können und ging Wortlos an ihm vorbei.

"Fiona, komm zurück!", rief er mir nach.
 

Fortsetzung folgt ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Severinam
2009-04-16T08:32:47+00:00 16.04.2009 10:32
so lange hats gedauert...asche auf mein haupt... aber jetzt komm ich endlich mal zum kommentieren^^

So, also zwischen den beiden gehts ja allmählich voran.
Und, so ein mist, es fällt ihr auch noch schwer seine gefühle zu akzeptieren ... aus angst. Merde

Die szene in der Küche war ja unglaublich... wenn die heeren des Hauses nicht da sind zeigt Avalon sein wahres gesicht.
So ein sackgesicht. ^^

Nun gut, was zum kriteln find ich grad nicht... und dein schreibstiel scheint für mich übersichtlicher zu werden xD

Gruß
S.
Von:  Flippi
2009-04-03T21:37:28+00:00 03.04.2009 23:37
Wow, das war was...
Da gebe ich Sara-Jay recht...
Der Anfang war sooo genial geschrieben,
einfach spitzenklasse!
Der war genial, wirklich so schön geschrieben, das man sich wirklich in Fiona reinversetzen konnte......
Aber später wurde es auch schön hart...
Gut, Ryan muss wohl wirklich noch einiges lernen...
Aber mal schauen, vielleicht kann er später auch mal zu Fiona stehen?
Wär gut... den ist ja wirklich böse was sie da erleben muss...
Bin da wirklich mal soooo gespannt auf mehr!
Es war einfach sooo genial!
Freue mich wirklich ganz doll auf das neue Kapi!
Lg

Flippi
Von: abgemeldet
2009-04-03T14:57:31+00:00 03.04.2009 16:57
Boah, also der Anfang war der Hammer! Ich hab mich echt gefühlt, als wäre ich Fiona, so schön detailgetreu hast du das beschrieben.
Okay, Adrian ist wirklich ien Arschloch, aber verdammt, er sieht zu gut aus ^^ Aber das er Frauen schlägt, wie gemein!
Und Ryan ist ein verdammter Feigling! Ich meine ich kann seine Angst verstehen, aber er hätte Fiona doch wenigstens versuchen können zu verteidigen. Also ne, der hat auch erst mal bei mir verschissen. Blödmann >.>
Da sollte er sich dann mal gewaltig was einfallen lassen, wie er das wieder grade beigen kann.
Ich weiß, es ist nur die grobe Fassung, aber ich lese immer wieder, dass du schreibst, "er furchte die Stirn" heißt es nicht eigentlich "er furchtete die stirn"?
wie auch immer, schönes kapitel, so voller leidenschaft und zorn... gut beschrieben, ich bin begeistert =)
Von:  Sayuri_the_devil
2009-04-03T05:59:28+00:00 03.04.2009 07:59
Das ist mal wieder ein super Kapitel!^^ Sollte die Überschrift nicht eher "Complications" heißen?
Adrian ist ein totales Schwein. Ich hätte ihm ja schon längst eins in die Fresse gegeben! (Entschuldige meine Ausdrucksweise)

Ich bin jetzt schon gespannt, wie es weiter geht^^


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