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Die Chronik der anderen Welt

von

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Aloja

„Dad!“
 

Lucius hob eine Augenbraue und sah auf seinen Sohn, der aufgeregt in sein Büro gestürmt kam. „Solltest du nicht woanders sein?“
 

„Dad, ich kann Harry nicht finden! Nirgends!“
 

„Beruhig dich erst mal, “ ordnete Lucius ruhig an. „Setz dich und hol tief Luft. Dann erzähl in Ruhe, was passiert ist.“
 

„Ich... ich war... in seiner Wohnung und an den Klippen, aber... er ist weg! Einfach verschwunden!“
 

„Vielleicht ist er nur einkaufen oder in einem Schwimmbad, “ gab Lucius zu Bedenken. „Eventuell kauft er sich auch nur endlich neue Klamotten.“
 

„Nein!!“
 

„Was macht dich da so sicher?“
 

„Weil... weil all seine Sachen fehlen!“
 

„Wie, seine Sachen fehlen?“
 

„All die Dinge, die ihm was bedeutet haben! Sein Feuerblitz, der Dolch von seinem Patenonkel, sein Fotoalbum! Und das Junge, was ich ihm gebracht habe! Alles ist weg! Dad, er würde nicht einfach so gehen, ohne zumindest mir etwas zu sagen!“
 

Der Langhaarige betrachtete seinen Sohn eine Weile. „Ich glaube zu wissen, wo, nein, streich das, ich weiß genau, bei wem er ist.“ Er hatte den Verdacht schon seit einer Weile gehabt, aber es war ihm zu unglaublich vorgekommen, als das er sich weiter damit beschäftigt hätte. Der Junge der lebte, der Gryffindor-Goldjunge und der dauerschlechtgelaunte Tränkemeister? Nun aber war er sich dessen ziemlich sicher. Blieb nur die Frage, warum Severus sich genötigt gesehen hatte, gar keine Spuren zu hinterlassen oder warum Harry nicht wenigstens einen Zettel da gelassen hatte, um Draco nicht zu beunruhigen. Die wenigen Szenarien, die ihm dazu einfielen, waren alle hässlich. Sie beinhalteten, dass Harry nicht bei Bewusstsein war und sein Freund kurz vor dem durchdrehen.
 

„Bei wem? Dad, bitte! Ich mache mir Sorgen! Ich meine, wir reden von Harry und ... es ist ihm schon die ganze Zeit so schlecht gegangen!“
 

„Ich denke, er ist in Sicherheit.“
 

„WO?!“
 

„Nirgends, wo du hin könntest,“ gab Lucius ruhig zurück. „Nicht ohne ausdrückliche Einladung.“
 

„Dad, wo?!“
 

„In Naphthalla.“
 

„In...? Was redest du da? Wie sollte er denn dahin gekommen sein? Er weiß nichts von diesen Orten! Woher hätte er davon erfahren sollen? Es ist nicht so, als wäre er leseversessen, wie Granger!“
 

„Draco, was ich dir jetzt erzähle muss unter allen Umständen unter uns Beiden bleiben, du darfst es Niemandem anvertrauen, hörst du, nicht einer einzigen Person!“
 

„Du weißt genau, dass ich nicht rede!“
 

„Was weißt du über deinen Patenonkel?“
 

„Was? Was hat Onkel Sev mit all dem zu Tun? Er ist tot, Dad!“
 

„Nicht so tot, wie du annimmst.“
 

„WAS?!“
 

„Er war vor etwas mehr als einem Monat bei mir. Ich habe mich selbst ziemlich erschrocken, muss ich ehrlich sagen, und ich war sauer, aber er hatte gute Gründe, nicht aufzutauchen.“
 

„Onkel Sev... Onkel Sev lebt? Wo ist er jetzt? Wenn Jemand Harry findet, dann er! Er hat immer...!“
 

„Meine Vermutung ist, dass er schon bei Severus isst.“
 

„Was?! Wie das? Sev hätte ihn nicht finden können!“
 

„Draco, es gibt Dinge, die du über deinen Onkel nicht weißt.“
 

„Und die wären?“
 

„Fangen wir damit an, dass er zum Stamm der Nachtelfen gehört...“
 

„Was...?!“, japste Draco ungläubig. „Dad, hör auf, mich zu verarschen! Das ist nicht lustig! Elfen altern nicht! Und er hatte sogar schon die ersten, grauen Haare!“
 

„Das nennt sich magische Rüstung, “ gab Lucius trocken zurück. „Das ist keine Kunst. Oder warum dachtest du, hat er so oft überlebt, wo Andere, auch du und ich, schon längst gestorben wären? Warum war er denn ein so guter Spion? Warum konnte er sich immer bewegen, ohne, dass jemand es bemerkt hätte? Selbst der Werwolf hat ihn doch erst wahrgenommen, wenn er bereits Severus’ Stab zwischen den Schulterblättern hatte!“
 

Draco schloss kurz die Augen, atmete tief durch. „Das erklärt immer noch nicht, wie er Harry hätte finden sollen.“
 

„Draco, das war noch nicht Alles.“
 

„Was?“
 

„Dein Patenonkel ist nicht Irgendwer.“
 

„Ach?“
 

„Er ist der König über Naphthalla. Er ist der Führer der Nacht und Dunkelelfen. Er war hier, um zu verhindern, dass sein Volk entdeckt wird, dass der geheime Zugang zu ihrem Reich von Muggeln oder Zauberern aufgespürt werden kann. Dafür hat er einen Verjüngungstrank gebraut und kam nach Hogwarts.“
 

Draco starrte seinen Vater sekundenlang an – und kippte dann einfach um.
 

„Und so was will ein Malfoy sein, “ murmelte Lucius nur frustriert, wobei er ja eigentlich sagen musste, dass er selbst nicht besser reagiert hatte, als er das das erste Mal gehört hatte. Mit einem Zauber verfrachtete Lucius seinen Sohn auf das Sofa im Raum und setzte sich wieder hinter das Pult, wo er schnell einige Zeilen an Severus verfasste, sein Siegel aufdrückte und den Raben rief, den Severus ihm vor zehn Jahren geschenkt hatte, mit den Worten, dass nur der die Briefe zu ihm würde bringen können. „Flieg zu deinem Herrn und ärger ihn so lange, bis er dir eine Antwort mit zurück bringt, sonst kreischen meine Frau und mein Sohn im Doppelpack auf mich ein, bis ich taub bin...“
 


 


 

„Sevvie?!“
 

Ruhig blickte der Tränkemeister auf seine Schwester, die in der Tür stand, als würde man sie jagen. „Was gibt es?“, fragte er, ohne sie wegen des Spitznamens zurecht zu weisen, es wäre nicht so, als würde das irgendwas bringen und nach ein paar Hundert Jahren hatte er auch gar keine Lust mehr, sich ständig zu wiederholen, vor allem nun, da er sich um andere Dinge kümmern musste.
 

„Was gibt es? Das fragst du jetzt nicht im Ernst oder? Thea ist schneeweiß und kurz vor einem Heilersturz, weil dein Gefährte so krank ist! Wo ist er? Und wie kannst du nur so ruhig sein?!“
 

„Es geht ihm wirklich nicht gut und dein Schreien wird es nur noch schlimmer machen, “ gab Severus ruhig zurück. „Aber ich weiß, dass er es schafft, das hat er bisher noch jedes Mal. Wenn du dich also beruhigen könntest?“
 

Serena musste mehrfach blinzeln. Sie verstand nicht, wie der Andere so gelassen bleiben konnte. Sie würde durchdrehen. „Wo ist er?“, fragte sie schließlich, als sie Niemanden sonst sah.
 

Severus seufzte. Er wusste, er würde seine Schwester so schnell nicht mehr loswerden, also konnte er sich auch in sein Schicksal fügen. Er legte sein Buch beiseite und zog die Decke ein wenig herunter, gerade genug, um seiner Schwester Harrys Gesicht zu zeigen. Der Junge hatte sich im Verlauf der letzten Stunden immer weiter zusammengerollt und war unter der Decke verschwunden. Und da er nun einmal so dürr war, sah man kaum die Erhebung, die er in dem dicken Bettzeug verursachte.
 

„Mein Gott, er sieht grausig aus, “ flüsterte Serena entsetzt, nun erst recht überfragt, wie Severus so ruhig bleiben konnte. „Was ist mit ihm geschehen?!“
 

„Rena, wie wäre es, wenn du dich beruhigst und mir das Aufregen überlässt?“, schlug Severus ruhig vor. „Harry ist stark, er wird auch...“
 

„Harry?!“
 

„Was soll das? Ja, das ist sein Name!“
 

„Das... das war das Erste, was du gesagt hast, als du aufgewacht bist, hat Thea gesagt!“
 

Severus verdrehte die Augen. „Ich habe mit ihm gekämpft, ich habe dir oft genug in meinen Briefen von ihm erzählt. Und er war immerhin die Hauptperson in dieser dummen Schlacht! Natürlich habe ich nach ihm gefragt!“
 

Serena schüttelte den Kopf: „Nein, du wusstest, tief in dir, schon dass er dein Gefährte sein muss...“
 

Der Tränkemeister zuckte mit den Schultern. „Leider ist es mir erst klar geworden, als ich ihn heute gesehen habe, “ gab er zu. „Und das war schon ein unglaublicher Zufall.“
 

„Du hättest einfach nur auf uns zu hören brauchen! Wärest du gleich...!“
 

„Rena, lass es, es ist vorbei, er ist hier, ich kann es nicht ungeschehen machen!“
 

Die Frau sah den Anderen an. „Du bist schrecklich, aber das weißt du, “ meinte sie nur und hob den Beutel, den sie bei sich hatte, öffnete ihn und händigte ihrem Bruder mehrere Phiolen aus, die der auf seinem Nachtschrank aufreihte. „Ich spüre eine magische Kraft, die nicht zu Sterblichen passt, Bruder...“
 

„Er ist Aloja.“
 

„WAS?!“
 

Severus spürte, wie Harry in seinem Schoß zusammenzuckte und knurrte. „Könntest du BITTE aufhören, so zu brüllen? Meine Ohren sind es gewohnt, seine aber nicht!“
 

Das brachte Serena wieder zur Vernunft. „Hast du eine Ahnung...?!“
 

„Die Predigt hatte ich heute schon von Thea, ich brauche sie keine zwei Mal, sie hat gesagt, er wird in den nächsten beiden Tagen wieder aufwachen und sein Körper erholt sich.“
 

Die Ältere schüttelte einfach nur ihren Kopf. Ihr Bruder war hoffnungslos in einigen Sachen, das war unbestreitbar. Er würde sich nie ändern. Dann aber kicherte sie, als sie den kleinen, schwarzen Panther sah, der gerade aus der Decke kroch und sich dann streckte. „Ein Tier in deinem Bett?“
 

„Sein Vieh, ich glaube nicht, dass er begeistert gewesen wäre, hätte ich es allein in dem Loch gelassen, in dem er gehaust hat.“
 

Serena lächelte nur und streckte dem Jungtier ihre Hand entgegen, bevor sie es streichelte. „Hat Grumpy dich einfach vergessen, meine Süße? Du bist ein Mädchen, nicht wahr? Na, so was Gemeines. Ich schicke gleich Jemanden mit etwas zu Essen und einem Körbchen, wie hört sich das an?“
 

„Miau?“
 

Severus stöhnte nur mitleiderregend. „Auf dem Tisch da drüben steht Harrys Rucksack, da sind die Sachen dieser Pest drin.“
 

„Ah, siehst du? Geht doch.“ Schnell vergrößerte sie die Sachen wieder. Es war wirklich Alles da. Korb, Kratzbaum, Spielsachen und ein Katzenklo. „Ich komme morgen wieder mit frischen Tränken,“ erklärte Serena. „Ich muss gleich zum Rat.“
 

„Kein Wort über Harry.“
 

„Warum denn nicht?“
 

„Weil ich es sage und weil ich hier drin keine Schaulustigen haben will! Du und Thea reichen mir vollkommen! Ich war zwei Monate weg, da werden sie mich wohl noch eine Woche nicht belästigen müssen.“
 

Serena lächelte bei der Aussage nur, nickte aber dann. „Bis morgen, Brüderchen. Und küss den Kleinen von mir...“
 

„Von wegen, “ murrte Severus nur und strich über Harrys Wange. „Hier küsst nur eine Person und die ist eifersüchtig...“ Er sah auf die geschlossene Tür, packte dann einen der Tränke und entkorkte ihn. Vorsichtig hob er Harrys Kopf etwas an, öffnete seinen Mund und ließ die dickflüssige Masse hinein laufen, bevor er seinen Gefährten zum Schlucken animierte. Das wiederholte er, bis die Phiole leer war.
 

„So, “ murmelte er dann. „Das wäre erst mal ein Anfang...“ Sanft bettete er den Jüngeren auf eines der Kissen, bevor er aufstand und ins Bad verschwand, um sich umzuziehen.
 

Danach schlüpfte Severus selbst mit unter die Decke, er hatte gesehen, dass das Vieh versorgt war, also konnte er sich auch etwas Ruhe gönnen. Er lächelte, als der Jüngere sich automatisch wieder an ihn drückte, schloss ihn sogar in die Arme. „Schlaf gut, du Dummkopf – den Ärger bekommst du trotzdem noch – sobald ich sicher sein kann, dass du auf deinen eigenen Beinen sicher stehen kannst...“
 


 


 

Es war warm, stellte Harry fest.
 

War er tot? Das würde erklären, warum er sich einbildete, Severus gesehen zu haben. Nicht zu vergessen, dass er seinen Körper wieder fühlte, er pochte immer noch und zog, aber es war erträglich geworden. Gut erträglich sogar. Nicht zu vergessen, dass ihm warm war, das erste Mal seit einer Ewigkeit, seit... seinem letzten Tee mit dem Tränkemeister.
 

Aber wenn er tot war? Warum hatte er dann überhaupt noch Schmerzen? Das war... verwirrend. Vor Allem, als er spürte, wie seine Kleine sich auf seinem Bauch zurecht rollte, wie sie es immer getan hatte. Oh, nicht zu Vergessen, dass da eine Hand war, die immer mal wieder durch seine Haare strich. Und der vertraute Geruch nach Kräutern, der überall in der Luft zu liegen schien. Jetzt war er offiziell verwirrt. Vorsichtig und schüchtern öffnete Harry schließlich die Augen, zumindest ein kleines Stück weit.
 

Severus merkte, wie Harry begann, sich zu rühren. Er war überrascht, dafür, dass der Jüngere so zusammengebrochen und am Ende gewesen war... Thea hatte ihn gewarnt, dass der Grünäugige vielleicht sogar noch einen Tag länger brauchen würde, als sie ursprünglich angenommen hatte. Daher hatte Severus auch erst gedacht, dass Harry einen Alptraum hatte, doch nun war er sich sicher, dass es das nicht war.
 

Kurz sprach er einen Zeitzauber und lachte leise. Mittagessen. Welch Überraschung. „Nun?“, fragte Severus ruhig. „Ausgeschlafen, junger Mann?“
 

Erschrocken riss Harry die Augen nun ganz auf, fuhr in die Höhe – und stockte. „S...:S....Sev...?“ hauchte er ungläubig. Die abrupte Bewegung hatte wieder höllisch wehgetan, doch es hätte ihm gleichgültiger nicht sein können. Er starrte den Anderen an, er sah jünger aus, als in seiner Erinnerung und auf den Bildern, nicht wie fast Vierzig, höchstens wie Anfang Dreißig. Aber er war es, eindeutig, das spürte Harry. Die Augen sagten es ihm und der eindeutige Geruch.
 

„Na toll, noch einer, der anfängt, mich mit Spitznamen zu bepflastern, “ stöhnte Severus, gespielt leidend, bevor er Harrys Kinn hob. „Ja, ich bin es, nein, weder bin ich tot, noch bist du es, ich habe noch nicht mal deinem... Flohbeutel den Hals umgedreht, obwohl ich schon mehr als ein Mal kurz davor war.“
 

„Wie..?“, flüsterte Harry ungläubig, während er eine Hand hob, sie dem Anderen auf die Wange legte, dann zu dessen Hals fuhr, dahin, wo Nagini zugebissen hatte. Er wunderte sich vage, warum der Andere ihn ließ, aber noch erleichterter war er, tatsächlich Haut zu fühlen, die Wärme des Älteren. Zu sehen, dass er da war.
 

„Ich lasse mich doch nicht von einer dummen, hässlichen, übergroßen Schlange einfach umbringen!“, gab Severus trocken zurück. „Gut, ich war eine Weile außer Gefecht gesetzt, aber so leicht wird man mich nicht los.“ Er strich über Harrys Wange, beobachtete, wie die grünen Augen langsam wieder zum Leben erwachten. Wenn auch immer noch vorsichtig, da der Jüngere sich nicht sicher zu sein schien, ob er dem, was er sah, glauben konnte.
 

Harry starrte den Anderen ungläubig an, während sein Hirn begann, noch ganz andere Dinge zu verarbeiten. Er war mit dem Anderen in einem Bett, er war, bis auf seine Boxer, nackt. Severus hielt ihn. Er lebte, der Tränkemeister lebte. Er war definitiv nicht mehr in seiner Wohnung.
 

Severus spürte, wie verwirrt Harry war und zum ersten Mal konnte er es ihm nicht wirklich verdenken, im Gegenteil. „Was ist?“, fragte er leise.
 

„Wo... wo warst du?“, flüsterte Harry verzweifelt. „Warum warst du auf ein Mal weg?!“
 

„Meine überfleißigen Bodyguards haben mich gekidnappt und hierher gebracht, “ gab Severus zurück. Und um deiner nächsten Frage vorzugreifen, hier ist meine Heimat, ich zeige sie dir, wenn du wieder einigermaßen fit bist.“
 

„Bodyguards?“
 

„Lange Geschichte, “ gab Severus nur zurück und griff neben sich zu den Phiolen. „Harry, wann hast du das letzte Mal richtig gegessen? Und ich rede nicht davon, dass du über einen Tag verteilt ein trockenes Brötchen gegessen hast.“ Allein die Tatsache, dass Harrys Kopf sich senkte, sagte ihm, dass er richtig geraten hatte. „Es ist also schon länger her.“
 

Harry nickte. „Ich... es hat weh getan, “ flüsterte er. „Ich... wollte ja essen, ich... ich wollte weiter machen, aber... es hat Alles so weh getan...“
 

Severus sagte nichts, er drückte Harry nur kurz an sich. „Ich weiß, dass es weh getan hat, “ gab er leise zurück. „Hätte ich gewusst, was du bist, hätte ich dich direkt nachholen lassen...“
 

„Was ich bin?“, fragte Harry nun erschrocken. „Was... was stimmt nicht?!“
 

„Harry, hör sofort mit diesem Mist auf,“ befahl Severus mit seiner besten Lehrerstimme, die aber auch die gewünschte Wirkung erzielte und den aufgebrachten Jungen wieder etwas beruhigte, genug, dass Severus die Aufmerksamkeit des Jüngeren auf dessen Bauch lenken konnte. „Siehst du das da?“ Sanft strich er über die Zeichnungen, die in der Nacht und bis gerade noch etwas tiefer geworden waren und um die ursprünglichen Zeichnungen hatten sich Schatten entwickelt.
 

Erschrocken starrte Harry an sich herunter. „Was...? Was ist mit mir passiert? Das... das war doch vorher nicht da! Ich hatte keine Tattoos!“
 

„Es ist dein magisches Erbe, “ gab Severus ruhig zurück. „Es ist nichts Schlimmes, im Gegenteil. Du giltst als etwas Besonderes.“
 

„Ich bin ein Freak...“
 

Der Tränkemeister stöhnte frustriert auf, hob Harrys Kopf an: „Bist du nicht, du Dummkopf! Ganz im Gegenteil! Niemand mit etwas Hirn im Kopf würde dich je so nennen! Also solltest du es auch nicht tun!“ Er strich dem Jüngeren über die Wange. „Du bist ein Aloja geworden, ein magisches Wesen.“
 

Also doch ein Freak, stellte Harry für sich fest, denn er war sich sicher, dass das keinem seiner Freunde geschehen war. Wie seine Verwandten es immer gesagt hatten.
 

„Harry, du bist nicht der Einzige.“ Er kannte den Anderen zu gut, um nicht zu wissen, was er gerade dachte. „Ich bin auch kein Mensch – und ich war es nie.“
 

Verwirrt sah Harry wieder auf, er beobachtete, wie Severus seine Haare zurück strich – und sah überrascht auf die spitzen Ohren. Vorsichtig hob er seine Hand und strich über die Spitzen, wieder überrascht, dass der Andere das zuließ. „Was...?“
 

„Ich bin Nachtelf, “ gab Severus amüsiert zurück. „Kennzeichen der Rasse sind dunkle Haare und helle Haut, “ fügte er an, da er wusste, wie oft Harry im Unterricht gefehlt hatte. „Es gibt noch die Lichtelfen, helle Haare, helle Haut, die Sonnenelfen, dunkle Haut und helle Haare, sowie die Dunkelelfen, dunkle Haut und weiße Haare. Sie werden aber alle von einer königlichen Familie geleitet, wobei jede Art aber auch noch eine Art König hat.“
 

„Oh..., “ murmelte Harry, immer noch vollständig überfordert von all den Informationen. Er war kein Mensch, er war nicht mal ein wirklicher Zauberer, aber auch Severus war auch anders. Ganz offensichtlich. Er dachte nicht einmal nach, als er die nun jüngeren Züge des Anderen nachfuhr.
 

Der Ältere lächelte etwas: „Und die Malfoys sind seit Generationen reinrassige Veela. Ja, die Gerüchte sind korrekt. Dracos Braut ist ebenfalls eine über Generationen reinrassige Veela und nein, es ist keine von Eltern arrangierte Hochzeit, beide haben sich kennen gelernt und haben sich verliebt, aber sie wollen erst nach der Schule heiraten.“
 

„Oh...“
 

Severus wuschelte nur liebevoll durch die Haare des Anderen. „Du weißt noch viel zu wenig über die magische Welt, in der du lebst...“, stellte er leise fest.
 

„Ich... will da nicht mehr sein, “ begehrte Harry auf. „Bitte! Ich...ich mag einfach nicht mehr! Nicht zurück!“
 

„Wer redet denn von England?“, fragte Severus nur. „Du könntest nicht weiter von da entfernt sein. Ich lege selbst keinen großen Wert darauf, in baldiger Zeit dorthin zu gehen, außer um Lucius mal zu besuchen. Aber Harry, du bist ein magisches Wesen, du brauchst die konzentrierte Magie um dich herum, gerade du.“ Seine Finger glitten über die Symbole auf Harrys Brust.
 

„Was... was bin ich?“, fragte Harry, nun doch wieder aufgebracht.
 

Der Ältere zog Harry an sich, hielt ihn ruhig fest. „Aloja sind Naturwesen, “ erklärte er. „Du wirst in der Lage sein, die Elemente zu kontrollieren und die meisten Zauber ohne Stab zu sprechen.“ Er hielt Harry, strich dann über seine stark hervortretenden Schulterblätter. „Ich vermute sogar, dass du Flügel hast. Bist du nicht schon immer gern geflogen?“, fügte er sanft an.
 

Harry wusste nicht, was er mit all dem neuen Wissen anfangen sollte, oder warum Severus das alles mit sich machen ließ. Er verstand nicht, warum der sonst so harte Tränkemeister ihn einfach nur hielt, manchmal über seine Arme strich. Und wieso sich das so verdammt richtig anfühlte. Er merkte nur, wie erschöpft er war, aber immer wieder, kurz vor dem Einschlafen, riss er die Augen wieder auf.
 

Severus beobachtete das ganze fünf Minuten lang. „Du bist noch vollkommen erschöpft. Schlaf einfach etwas, ich verschwinde schon nicht.“
 

„Nein! Nein, ich...!“
 

„Harry, du bist vollkommen am Ende.“
 

„Ich... will sie nicht wieder... alle sterben sehen, “ flüsterte Harry nur verzweifelt. „Bitte...“
 

Ah, daher wehte also der Wind. „Du musst schlafen, du hast dich noch lange nicht wieder erholt. Ich bin da, ich wecke dich, wenn du schlecht träumst. Aber du hattest doch auch bis jetzt keinen schlechten Traum, nicht wahr? Schlaf, dann erkläre ich dir mehr.“
 

Harry wollte etwas sagen, aber irgendwie schaffte er es nicht mehr, die Augen zu öffnen, vor allem, als die schlanken Finger des Anderen über seine Lider strichen. Er merkte, wie er wieder in die Dunkelheit abglitt.
 

Der Tränkemeister beobachtete, wie der Jüngere wieder zurück in den Schlaf glitt. Er lächelte, vor allem, als er merkte, dass Harry seine eine Hand fest umklammert hatte. Sanft küsste er seinen Gefährten. „Keine Sorge, ich zeige dir schon, was es bedeutet, “ murmelte er. „Und wenn du das verdaut hast, bekommst du sicher gleich den nächsten Schock...“
 

Er wartete, bis der Griff um seine Hand sich etwas lockerte, dann legte er Harry vorsichtig auf die Kissen zurück, deckte ihn sanft zu. Er würde ihn in einigen Stunden wecken und sehen, ob Harry es dieses mal schaffen würde, etwas zu essen. Aber schon allein die Tatsache, dass der Jüngere wieder wach war, war vielversprechend. Und die Entwicklung der Zeichnungen war mehr als befriedigend. Harry hatte mal wieder alle Rahmen gesprengt, das würde sich schnell zeigen. Er hatte schon Aloja gesehen, keine der Zeichnungen schien so tief und dunkel zu sein.
 


 

„Dad, hast du schon was gehört? Weißt du, ob es Harry gut geht?!“
 

War ja klar gewesen, dass der vermaledeite Rabe auffiel, wie ein bunter Hund unter all seinen Eulen und Falken. „Severus hat sich gemeldet, offensichtlich, “ gab der Blonde zurück und wies seinem Sohn einen der Stühle.
 

„Und? Dad, mach es doch nicht so spannend!“
 

Lucius grinste und faltete den Zettel auseinander. „Lucius, Narcissa, Draco. Ich habe den kleinen Trottel gefunden, eingesammelt, versorgt und ins Bettchen gebracht. Ich werde ihn auch, trotz erstaunlicher Bemühungen seinerseits das zu verhindern, wieder aufpäppeln, um ihn anschließend über mein Knie zu legen und für seine Dummheit versohlen. Und Draco gleich mit dazu, weil er zu dumm war, einen Erwachsenen zu informieren. Ich muss mich jetzt um meinen kleinen Dummkopf kümmern, wenn du etwas hast, weißt du, wie und wo du mich erreichen kannst. Aber nerv mich nicht, wenn es nicht nötig ist, ich stecke so schon über beide Ohren in Arbeit und muss zusätzlich Babysitter spielen.“
 

Draco sah seinen Vater erst einfach nur an, dann lachte er lauthals los. „Sein... hat er sein Dummkopf geschrieben?“
 

„Offensichtlich, “ gab Lucius amüsiert zurück.
 

„Er... heißt das, was ich denke, was es heißt??!“
 

„Vermutlich, “ gab Lucius nur zurück. „Irgendwie tut mir Severus leid.“
 

„Also ich weiß nicht, Harry tut mir aber auch leid, ich meine...“
 

„Die Beiden werden sich nicht um viel vergeben, “ meinte Lucius nur und grinste amüsiert. „Auch, wenn ich mehr Mitleid mit Severus habe. Immerhin findet Harry auf jedem Feld den einzigen Stein, über den man fallen kann...“
 

Draco grinste. „Na, jetzt wo er Voldi nicht mehr hat, muss er sich doch beschäftigen...“
 

„Auch wieder wahr...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Bessere_Haelfte
2009-02-26T21:07:33+00:00 26.02.2009 22:07
ui das kapi ist supi.. freu!
endlich hat sevi es geschafft! bin gespannt wie es noch so weiter gehen wird.
Von:  sky74
2009-02-24T20:15:34+00:00 24.02.2009 21:15
Hallo Da-chan,

wieder ein mehr als gelungener Teil. *freu*
Ich verschlinge Deine Geschichten und sie sind einfach toll.

Ich bin auch gespannt, was es mit dem Aloja-Blut bei Harry auf sich hat und Sev ist soooo trocken. *lach* Aber auch seine Schwester ist echt mal eine Nummer für sich. :o)

Hach, und ich bin schon jetzt begeistert, von "Deinen" Malfoys. Die sind so klasse getroffen hier.

Freue mich schon auf mehr davon.

Bye
sky
Von:  Lilly-san
2009-02-23T01:33:17+00:00 23.02.2009 02:33
Waren wieder tolle Kapitel^^ (Muss mir echt mal mehr Zeit nehmen zum lesen^^)

Die Idee mit dem Panther find ich süß^^
Freut mich auch, das Severus endlich seinen Gefährten gefunden hat ^.~
Bin gespannt, wie Harry reagiert, wenn er alles verdaut hat und ob Severus ihn und Draco wirklich noch übers Knie legen will^^
Harry & Severus werden sicherlich noch einiges zu besprechen haben
Und natürlich, was es mit dem Aloja-Blut zu tun hat, da Harry der Letzten seiner Art ist.
Die Malfoys sind echt cool. Voll lässig drauf *g*

Freu mich schon, wenn es weiter geht^^
Von:  miaga
2009-02-22T21:05:28+00:00 22.02.2009 22:05
klasse kapis.
Von:  aYaKaShI
2009-02-22T21:03:15+00:00 22.02.2009 22:03
also echt
ich finde es ja gemein dass harry als gefahrenmagnet bezeichnet wird...auch wenn es stimmt
ich freue mich schon auf harrys reaktion wenn er dann alles relisiert^^

lg aya
Von:  xuxu713
2009-02-22T18:28:14+00:00 22.02.2009 19:28
Na endlich hat Severus Harry gefunden. Gerade noch rechtzeitig. Der Brief von ihm an die Malfoys war genauso amüsant wie Dracos Reaktion auf die wahre Identität seines Patenonkels oder auf Severus' und Harrys kleinen Eigenarten. Auf die Predigten von Severus Harry und auch Draco gegenüber bin ich gespannt.
Von:  Kyuuo
2009-02-22T18:17:58+00:00 22.02.2009 19:17
tolles kapi
harry is mal wieder außergewöhnlich^^
der letzte absatz bei den malfoys war lustig^^
wie wird harry alles aufnehmen
freu mich aufs nächste
mfg kyuuo
Von:  ai-lila
2009-02-22T17:34:33+00:00 22.02.2009 18:34
Hi~~

Wie war das doch gleich?
Sev braucht etwas um was er sich kümmern kann? Nun, mit Harry hat er da wohl genung zu tun.
König sein und einen Krieg zu führen treten in den Hintergrund.
Was wird wohl sein böser Onkel zu Harry sagen?
Dem wird es sicher net passen, das Sev nun einen Partner hat.
Ging es dort nicht auch um irgendeine Prophezeiung?

Wie auch immer... es war ein super Kapi. ^________^b
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  katsuja
2009-02-22T15:06:07+00:00 22.02.2009 16:06
Wieder ein sehr gut gelungenes Kapitel.

Aber ich denke das in den nächsten Kapiteln noch viel Erklärungen zwischen Sev und Harry nötig sind .

Und es muß auch noch die leidige Sache mit den Krieg geklärt werden , also noch viel Stoff für die nächsten Kapitel .

Bis zum nächsten Kommi Katsuja
Von: abgemeldet
2009-02-22T14:01:36+00:00 22.02.2009 15:01
Der Schluss ist zu geil xD
Die Malfoys sind cool. Gut find ich ja das Snape auch Draco "verhauen" will weil er sich nicht an einen Erwachsenen gewendest hat. Das gibt dem ganzen wieder ertwas normalität und realität. Schließlich heißt es hier ja auch immer 'wende dich an einen Erwachsenen wenn etwas nicht stimmt, die können eh alles viel besser als ihr, blablabla' an einen 'Großen' wendet man sich trotzdem nicht egal was ist und glaub mir ich spreche aus Erfahrung.

Bei deinen FFs wünsch ich mir ja immer das es noch weiter geht. Also wenn man z.B. das letzt Kapitel gelesen hat welches da ist fragt man sich schon immer gleich wann denn endlich das nächste kommt. So wie jetzt.

Ich freu mich schon tierisch auf das nächste Kapitel. Bin gespannt ob da erklärt wird was ein Aloja ist aber meiner Meinung nach muss das noch nicht sofort im nächsten Kapitel passieren. Kann von miraus auch im übernächsten.
Also hau rein.

Schrecklich liebe Grüße
Miss Genetic


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