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Die Gilde der Weber

Warum? Warum hassen uns die Menschen so sehr?
von

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Prüfungen

„Feuerweber Narras!“

Narras seufzte, als er die hämische Stimme erkannte, aber er war fest entschlossen, den Besitzer diesmal zu ignorieren.

„Hey, Wölfchen! Bist du taub?“

Er biss sich auf die Unterlippe, was er sofort bereute, als er Blut schmeckte. Er vergaß immer wieder, wie scharf seine Zähne waren. Er drehte sich um und musterte den Jungen, der auf ihn zukam. Er war nicht besonders groß und sein hellblondes Haar bildete einen ziemlich starken Kontrast zu seiner schwarzen Robe. Die Robe der Dunkelweber.

Narras’ Blick blieb an dem schwarzen Band hängen, dass der Junge sich um das rechte Handgelenk gebunden hatte.

Auch das noch!

Er unterdrückte einen weiteren Seufzer. Also hatte Kharrek die Prüfungen bereits bestanden.

Kharrek folgte seinem Blick und hob feixend den Arm, um damit vor Narras herum zu wedeln. „Da staunst du, was? Ich frage mich, wie lange du wohl für die Prüfungen brauchst.“

Narras verdrehte die Augen „Verzieh dich!“

Er hatte wahrlich genug damit zu tun, sich auf seine restlichen Prüfungen vorzubereiten.

Kharrek grinste. „Tut mir Leid, ich habe dich nicht verstanden.“

Narras holte tief Luft „Du sollst abhauen.“

Kharreks Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Tut mir Leid, aber ich fürchte, diesen Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen. Du willst mir doch nicht etwa den Spaß verderben, das wäre nicht sehr nett.“

Narras spürte wie die Angst in ihm hochkroch. Er ahnte bereits, was Kharrek vorhatte. Fünf weitere Jungen tauchten hinter Kharrek in der Gasse auf und Narras wirbelte herum, aber auch am anderen Ende der Gasse kamen zwei Jungen die Treppe hinunter. Kharreks Gefolgschaft war vollständig. Nur wenige von ihnen trugen ein Band, aber es spielte keine Rolle, es waren einfach zu viele und sie begannen ihn einzukreisen.

Nicht schon wieder!

Verzweifelt sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Es gab keine.

Er stieß ein nervöses Lachen aus. „Ah Kharrek. Du brauchst also die Hilfe von sieben weiteren Menschen, um mich zu besiegen?“

Kharrek ging nicht darauf ein. „Was meinst du, wie lange du diesmal durchhältst?“

Narras blieb keine Zeit mehr zu antworten. Er konnte gerade noch rechtzeitig einen Schild hochziehen, als Kharrek und seine Begleiter ihn alle gleichzeitig mit magischen Angriffen attackierten.

Er taumelte leicht unter der Wucht der Angriffe und verstärkte seinen Schild, in der Hoffnung, dass er standhielt. Sollte er nicht mehr in der Lage sein ihn aufrechtzuerhalten, war der Kampf vorbei.

Langsam aber sich ließ seine Kraft nach und wieder sah sich Narras nach einem Fluchtweg um, doch der Kreis der Angreifer war unüberwindbar.

Der nächste Angriff ließ seinen Schild erzittern und der darauf folgende gab Narras den Rest. Er konnte den Schild nicht mehr aufrechterhalten und ließ ihn sinken. Dann taumelte er und sank auf die Knie, aber die Angriffe stoppten in dem Moment, da sein Schild verschwand.

Keuchend starrte er zu Kharrek hoch, der nun unmittelbar vor ihm stand. Eine schwarze Kugel aus Magie schwebte über seiner rechten Hand. Narras erkannte den Zauber, aber er hatte ohnehin nicht mehr genug Kraft, um sich zu verteidigen. Er hoffte bloß, dass Kharrek nicht inzwischen eine stärkere Variante gelernt hatte.

Kharrek sah ihn an und Verachtung glitt über seine Züge. „Dieses Mal hat es länger gedauert als letztes Mal.“

Narras brachte ein gequältes Grinsen zustande. „Und das, obwohl ihr zwei mehr wart.“

Sein Gegenüber sah ihn nachdenklich an und runzelte die Stirn, aber als er sprach schien er eher zu sich selbst zu sprechen. „Ja. Du scheinst stärker zu werden.“

Dann stand er eine Weile einfach nur da und sah Narras nachdenklich an.

Vielleicht lässt er mich dieses Mal gehen.

Aber diese Hoffnung schwand sofort wieder, als er Kharreks kaltem Blick begegnete. Als hätte dieser seine Gedanken gelesen begann er plötzlich laut zu lachen.

Die Wucht seines Angriffes riss Narras nach hinten. Er wurde ein paar Schritt weit nach hinten geschleudert und schlug hart auf dem Boden auf. Dann setzten auch die übrigen Jungen ihre Angriffe fort.

Narras stöhnte auf vor Schmerz. Jeder Zentimeter seines Körpers schien in Flammen zu stehen. Er zog die Beine an, rollte sich zu einer Kugel zusammen und hoffte, dass sie bald von ihm ablassen würden.

Es dauerte nicht lange, dann wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.
 

„…war das ganz sicher nicht.“

„Nicht? Glaubst du wirklich, dass andere Novizen zu so etwas fähig wären?“

„Ich weiß es nicht, aber… warte. Ich glaube er kommt wieder zu sich.“

Narras fragte sich, was geschehen war. Er kannte keine der beiden Stimmen, aber offensichtlich sprachen sie über ihn.

„Kannst du dich aufsetzen?“

Narras stöhnte. Jeder Zentimeter seines Körpers schmerzte, aber er zwang sich die Augen zu öffnen. Eine Elfe beugte sich über ihn. Sie war vielleicht ein paar Jahre älter als er, aber auf jeden Fall nicht viel.

Ihre blonden Haare hatte sie zu einem losen Zopf zusammengebunden und man konnte ihre spitz zulaufenden Ohren sehen.

Natürlich hatte auch Narras spitze Ohren, aber er versuchte sie meist unter seinen Haaren zu verstecken.

Die Elfe lächelte und ihre grünen, mandelförmigen Augen vermittelten ein Gefühl der Wärme. „Ich bin Akolythin Livri. Lichtweberin.“, stellte sie sich vor.

Narras musterte sie. Sie trug das weiße Gewand der Lichtweber und um den Oberarm das weiße Band, dass sie als Akolythin und Lebensweberin auswies.

Er wollte sich ebenfalls vorstellen, aber er brachte keinen Ton heraus. Sie lächelte wissend.

„Novize Narras. Feuerweber, ich weiß.“

Narras stöhnte wieder und Livri stützte ihn, als er versuchte sich aufzusetzen.

„Vorsicht.“, ermahnte sie ihn. „Ich habe zwar deine schlimmsten Verletzungen geheilt, aber eben nicht alle. Du hast noch zahlreiche Prellungen und Blutergüsse.“

Narras nickte. Im sitzen konnte er den Besitzer der zweiten Stimme sehen. Es war ein Dunkelelf mit langen schwarzen Haaren und einer schwarzen Robe. „Akolyth Relliw. Dunkelweber.“, sagte er und seine Mundwinkel zeigten die Andeutung eines Lächelns.

Wieder nickte Narras nur. Er traute seiner Stimme noch nicht ganz. Er drehte den Kopf und sah sich um. Selbst diese kleine Bewegung verursachte furchtbare Schmerzen. Er erkannte, dass er sich noch immer in der Gasse zwischen den Novizengebäuden befand. Dann erinnerte sich an das was geschehen war und Wut kochte in ihm hoch. Acht gegen einen! Bisher hatten sie ihn nur zu dritt oder zu viert angegriffen und er hatte gedacht, dass sie es nach dem letzten Angriff, bei dem sie zu sechst gewesen waren, ein wenig fairer halten würden. Aber er hatte sich offensichtlich getäuscht.

„Was ist eigentlich passier?“

Verwirrt hob Narras den Kopf und schaute zu Relliw, der ihn eindringlich musterte. Er zögerte kurz, dann fiel sein Blick auf die Treppe. Vorsichtshalber befeuchtete er seine Lippen. „Bin ausgerutscht und wohl die Treppe hinab gestürzt.“ Erleichtert stellte er fest, dass er wieder normal sprechen konnte. Seine Stimme klang nur ein wenig heiser.

Livri sah ihn scharf an. „Ach ja? Und auf was genau bist du ausgerutscht?“

Narras schwieg. Was für eine dumme Ausrede. Es hat seit Wochen nicht geregnet.

Livri fuhr fort. „Versuch nicht mir weis zu machen, dass man sich bei einem Sturz von einer zehn Stufen langen Treppe vier Rippen brechen kann.“

Narras keuchte. Er hatte sich vier Rippen gebrochen?

Livri war seine Reaktion nicht entgangen, aber sie ging nicht darauf ein. „Außerdem stammen einige deiner Verletzungen eindeutig von einem magischen Angriff.“

Ah. Natürlich! Sie hat es gesehen, als sie mich geheilt hat.

Er starrte auf seine Füße, dann erhob er sich. Ganz langsam und den Schmerz ignorierend, der durch seinen Körper schoss stand er auf. Die Welt begann sich zu drehen und er taumelte ein paar Schritt weit, bevor er sich an der Wand des Novizengebäudes abstützte. Er hielt inne und wartete, bis sich der Schwindel gelegt hatte, dann drehte er sich lächelnd zu Livri um.

„Hör mal.“, sagte er leise. „Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mir geholfen hast und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mich geheilt hast, aber das hier ist meine Sache.“

Er wandte sich wieder ab, aber noch bevor er einen Schritt machen konnte erklang hinter ihm Relliws Stimme. „Weißt du was ich denke? Ich denke du hast einen Kampf gegen einen anderen Novizen ausgetragen und verloren. Und jetzt bist du zu stolz, das zuzugeben. Was hältst du von meiner Theorie?“

„Gegen einen? Schön wär’s.“, lachte Narras und bereute es sofort.

Warum kann ich in solchen Situationen nicht einfach den Mund halten?

Livri runzelte die Stirn. „Wie viele?“

Naja, dachte Narras säuerlich jetzt hab ich schon angefangen, dann kann ich genauso gut alles erzählen.

„Acht.“, sagte er sehr leise.

„Acht?“, wiederholte Relliw fassungslos.

Narras nickte.

„Warum?“

Noch bevor er antworten konnte erklang Livris Stimme „Du bis ein Wolfsdämon, nicht wahr?“

Wieder nickte er, wenngleich sehr widerstreben, und sah gleichzeitig wie die Erkenntnis über Relliws Züge glitt.

„Ah.“, sagte er langsam. „Ja in letzter Zeit hat der Hass gegenüber den Dämonen stark zugenommen. Passiert das öfters?“

Narras zuckte die Achseln. „Ungefähr jeden zweiten Tag.“, antwortete er wahrheitsgemäß. Er hörte Livris entsetztes Keuchen hinter sich und drehte sich um.

„So oft? Wer? Man muss diese Novizen zur Rede stellen.“

Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Es sind auch drei Akolythen dabei.“

„Umso schlimmer.“, entgegnete Livri. „Ihnen sollten die Bänder abgenommen werden. Jemand der so etwas tut ist nicht würdig Akolyth genannt zu werden.“

„Wie ich schon sagte.“, flüsterte Narras. „Das ist meine Sache.“

Dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab und verließ die schmale Gasse. Als er die Uhr über der Eingangstür des Gebäudes sah fluchte er leise. Er hatte seine Prüfung in „Geschichte und Gesetzte“ verpasst und in fünf Minuten begann seine Prüfung in praktischer Magie.

Trotz seiner Schmerzen wirbelte er herum und rannte so schnell er konnte zwischen den Häusern hindurch, bis er auf eine lange Alle kam. Weißer Kies bedeckte den Boden und die hohen Chrytanisbäume zu beiden Seiten spendeten angenehm kühlen Schatten, aber Narras hatte dafür keinen Blick übrig.

Das Gebäude der Meister befand sich am Ende der Allee und dort fanden auch die Prüfungen statt. Eine Wasserweberin, erkennbar an der dunkelblauen Robe mit silbergrauen und weißen Mustern, blickte ihm nachdenklich hinterher. Sie hatte sich das silberweiße Band mit dem Zeichen der Weber, das sie als Eisweberin auswies ins Haar gebunden.

Narras kümmerte sich nicht um sie und verlangsamte sein Tempo erst, als er das Gebäude der Meister erreicht hatte.

Eine breite Treppe führte zur Eingangstür hinauf und die Säulen mit ihrem gewaltigen Umfang und ihrer Höhe erweckten den Eindruck, als handle es sich eher um einen Tempel, als um ein bewohntes Gebäude. Das ganze Gebäude und auch die Treppe waren aus einem weißen Stein gefertigt, durch den sich schwarze und an manchen Stellen auch rote, blaue, grüne oder silberne Linien zogen. Das seltsame an der ganzen Sache war, dass alles aus einem einzigen Stein zu bestehen schien, nicht aus mehreren aufeinandergeschichteten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  PONPON
2009-02-25T14:13:57+00:00 25.02.2009 15:13
watashi will meeehr *___*
narras hatte ich dir doch eig auch mal zeichnen
wollen, oder?
<3


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