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Schwan und Wolf

von

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Prolog

Mühsam schleppte ich mich einen Schritt nach dem anderen weiter, doch ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Die rechte Hand hatte ich in meine Seite gepresst und über meine verkrampften Finger rann mein eigenes, warmes Blut. Das war nicht die einzige Verletzung die ich davongetragen hatte, aber die Schwerste. Es gab fast keine Stelle an meinem Körper, die nicht wehtat und nur mein Überlebensinstinkt trieb mich immer weiter. Ich hatte mich so teuer wie möglich verkauft, aber gegen so viele Gegner hatte selbst der kampferprobteste Mann keine Chance. Fünf gegen einen war nicht nur unfair, es war auch erniedrigend, wie sie mit mir gespielt hatten. Meine Gedanken wanderten zu den Ereignissen der letzten Stunden zurück und lenkten mich so etwas von meinen tierischen Schmerzen ab. Gerade noch so gelang es mir mich aufrecht zu halten, als ich wegen einer Baumwurzel ins Stolpern geriet.

Ein Grollen entrang sich meiner Kehle. Ich würde den Teufel tun und hier verrecken! Bis zur nächsten Stadt waren es nur noch ein paar Kilometer und das würde ich noch schaffen. Schon während ich das dachte, wusste ich, dass ich mich gerade selbst belog. Ich hatte viel zu viel Blut verloren, es tanzten schwarze Flecken vor meinen Augen und mein Atem war zu flach und zu schnell. Mein Herz raste und Schweiß stand mir in großen Perlen auf der Stirn.

Erneut stolperte ich und diesmal schaffte ich es nicht mehr mich auf den Beinen zu halten. Ich war nicht schnell genug gewesen mich abzustützen und so stürzte ich schwer. Stöhnend versuchte ich mich aufzurichten, doch ich schaffte es nur mich auf die Unterarme hoch zu drücken, dann brachen mir die Hände wieder unter meinem Körper weg. So lag ich eine Weile mit dem Gesicht in dem trockenen Laub und konzentrierte mich auf das Atmen, bevor ich mich auf den Rücken drehte und hoch zu dem Mond über den Bäumen sah. Mein Blick war verschwommen und ich sah nur sehr schemenhaft die Äste und Blätter dort oben. Mein Leben war zu Ende. Ich merkte deutlich, wie mit jedem Herzschlag noch mehr Blut mein zerfetztes T-Shirt durchnässte und langsam wurde es mir kalt. Zwanghaft versuchte ich mich zu entspannen, ich musste mir meine letzten Augenblicke nicht noch schlimmer machen. Ich schloss die Augen und zog tief die frische Waldluft ein. Es roch nach Bäumen und verrottendem Laub auf dem Boden, nach Erde und kleinen Waldtieren. Darüber lag der störende und beißende Geruch von meinem eigenen Blut und Schweiß. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Manchmal war es schon ein Kreuz mit meinem guten Geruchssinn, es gab Dinge, die wollte man nicht riechen.

Langsam dämmerte ich weg und ich musste mir eingestehen, dass ich froh war es endlich hinter mir zu haben, denn die letzten Wochen hatten mir nicht gerade Glück gebracht. Von den letzten Stunden ganz zu schweigen. Da hörte ich über den normalen Waldgeräuschen eindeutig Schritte einer Person. Leise wimmerte ich auf, konnte man noch nicht mal in Ruhe sterben? War es ihnen nicht schnell genug gegangen, oder hatte jemand Lust auf einen Nachschlag?

Ich versuchte meine müden Augen zu öffnen und nur mit schier übermenschlicher Anstrengung gelang es mir auch. Meine Sicht hatte sich noch mehr verschlechtert und ich erkannte nur eine verschwommene Figur, die langsamem und gemessenem Schrittes auf mich zukam. Ein leichter Duft nach irgendwelchen Blumen lag in der Luft und ich wandte mich irritiert der Person zu. Meine Angreifer hatten eindeutig nicht nach Blumen gerochen, eher nach Hass, Bier und Schweiß. Da ich mich anscheinend in keiner akuten Gefahr befand weiter gequält zu werden, hatte ich nicht mehr die Kraft meine Augen weiterhin offen zu halten.

Ich hörte das Rascheln von trockenen Laubblättern und Stoff, als sich die Person neben mich nieder ließ. Nur halbherzig machte ich eine Abwehrbewegung, als eine Hand mich sanft berührte und die Wunden untersuchte. Ironischerweise genoss ich die federleichten Berührungen, auch wenn sie mir noch zusätzliche Schmerzen bereiteten. Vielleicht war es ja auch nur, weil ich mich dadurch nicht so allein fühlte und wer starb schon gerne einsam? Mit einem zufriedenen Seufzer ließ ich mich in die kalte Dunkelheit treiben, die mir Vergessen versprach und mich mit offenen Armen umfing.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Evaleska
2010-03-22T18:56:37+00:00 22.03.2010 19:56
Dann bekommst du von mir auch endlich mal Kommentare.
Also, das ist schon mal eine schöne Einleitung. Ist zwar ein echter Senkrechtstarter, aber in diesem Fall kann man kaum lang um den heißen Brei herumreden, vor allem, da später noch erzählt wird, was ihm denn passiert ist.
Paar Kommafehler hast du eingebaut. Die stören aber nicht den Lesefluss und somit die Atmosphäre, die du aufbaust. Dafür hast du schließlich auch ein paar wirklich schöne Formulierungen, z.B. den letzten Satz.


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