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Schatten


Erstellt:
Letzte Änderung: 22.06.2009
abgeschlossen
Deutsch
77 Wörter, 1 Kapitel

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Kapitel Datum Andere Formate Daten
Kapitel 1 Schatten E: 30.03.2009
U: 22.06.2009
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Von:  Isamenot
2009-06-17T17:16:00+00:00 17.06.2009 19:16
Hm, interessant, doch recht interessant. Gefällt mir in der Umsetzung eigentlich recht gut. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich es als Gedicht oder Prosatext auffassen soll. Ich meine, der Text weist mehrere Charakteristiken der Lyrik auf: die „Kürze“, der scheinbare Aufbau nach Versen und auch das gewählte Vokabular. Andererseits fände ich es interessant, wenn gerade diese Eigenschaften in diesem Fall als Prosa aufgefasst würden. Du selbst hast bei deinen Angaben ja keinen Verweis auf Lyrik gegeben, weswegen ich den Text jetzt einfach als „Prosa“ ansehen werde. Und irgendwie wird das Ganze hier wohl recht interpretativ.
So wie wirken sich denn nun die lyrischen Charakteristiken aus: Sie schaffen meiner Meinung nach eine sehr passende Atmosphäre, wenn man den Inhalt mit in Betracht zieht. Insgesamt ist der Text ja zeitlos, es gibt keine direkten Hinweise, ob es nun die Gegenwart oder eher Mittelalter oder vielleicht gar Antike sein sollte. Von dem, was du beschreibst, könnte es alles drei sein und auch Zukunft könnte man sich darin vorstellen. Und an diesem Punkt kommen die lyrischen Elemente zum Tragen. Gerade, weil alles so minimalistische dargestellt ist, weil eine scheinbare Versform vorliegt, weil auch Kommata gänzlich fehlen (finde ich hier im Übrigen sehr angemessen) – alles Faktoren, die eine gewisse Verfremdung hervorrufen -, hat sich beim mir während des Lesens das Gefühl eines mittelalterlichen-mystischen Kontextes durchgesetzt, wobei es trotz allem offen ist, ob es sich um das tatsächliche Mittelalter handelt oder dieses nur auf eine andere Zeit übertragen ist. Das lässt dem Leser sehr viel Freiraum für eigene Vorstellungen.

Noch einmal kurz zu den fehlenden Kommata. Wie gesagt, finde ich, dass sie hier einen guten Effekt haben. Zum einen erinnern sie auf der äußeren Ebene an Zeiten in denen es noch keine Interpunktion gab (man denke zum Beispiel an Latein), was eben zu dem eigeneartigen Zeitgefühl beiträgt, zum anderen haben sie auch einen guten Effekt auf das Tempo. Während die erste „Strophe“ noch recht unbeeinflusst ist, da sie in ihrer Strukturierung jede einzelne Zeile unabhängig von den anderen belässt, erzeugt das Fehlen in den folgenden „Strophen“ ein Gefühl der Bedrohung, des Gejagt-Werdens, etwas, das in den Schatten lauert, weil die offiziellen Pausen zum Luftholen fehlen. Das unterstützt die Atmosphäre sehr gut.

Auch die Verseinteilung trägt ihren Anteil daran. In der Tat erzeugt sie ein ganz eigenartiges Gefühl, da sich nicht wirklich ausmachen lässt, wer da nun eigentlich „spricht“. Man scheint im Endeffekt zwei Akteure zu haben. (Und eine kleine Zwischenbemerkung: Je länger ich jetzt hier dran sitze und drüber nachdenke, desto besser gefällt mir die gesamte Konstruktion.) Zum einen wäre da „das verbitterte Gesicht“, zum anderen derjenige mit den „Zügen[n] dem Leben so müde“. Der Sprecher hingegen klingt sehr distanziert, auch wenn gewisse wertende Begriffe (verbittert, Bosheit, Spott) verwendet werden, scheinen sie in diesem Fall keine Meinung darzustellen, sondern reine Beobachtungen. Das ist sehr interessant gestaltet, da es wirklich klingt, als sei noch eine dritte Person zugegen, die das Ganze beobachtet, aber ohne zu werten und ohne von den anderen wahrgenommen zu werden. Und eigentlich widerspricht das halbwegs dem gestückelten Text.
Für gewöhnlich nähme ich eine solche Aufteilung in Prosa als sehr schnelle, teils verwirrte und ausschließlich auf Wahrnehmung basierte Gedanken wahr, also dass die entsprechende Person sich in einem so emotional aufgewühlten/angespannten Zustand befindet, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. Doch wie gesagt, vom Ton klingt es dafür viel zu distanziert. Und dieser Umstand hat mich persönlich zu dem Schluss geführt, dass es sich tatsächlich nur um eine Person handelt, nämlich um die mit den „Zügen dem Leben zu müde“.
Das heißt, sie ist für mich zum Teil regelrecht lethargisch, gleichgültig, so dass sie diese distanzierten Beobachtungen machen kann, sie identifiziert sich nicht (mehr) mit sich selbst, bemerkt nicht, dass das, was sie dort beobachtet, sie selbst ist. Zum anderen scheint sie aber auch eine gewisse Wut/Hass gegen zu haben, den sie in der Ausübung gegen sich selbst richtet (insgesamt läuft für mich das Ganze auf eine Art Selbstmord/Selbstzerstörung hinaus). Und dennoch ist kein wirklicher Grund offensichtlich, außer „Bosheit“, was mich daran zweifeln lässt, dass es tatsächlich ein bewusster Selbstmord ist, dass es wirklich um die bloße Zerstörung des eigenen Selbst geht. Es wäre von daher vielleicht angebracht, das Ganze auf einer abstrakteren Ebene zu sehen. Vielleicht die Niederlage gegen die eigene „Bosheit“? Eine metaphorische Darstellung dessen, was geschieht, wenn man seinen eigenen dunklen Seiten, die man gerne verdrängt/verleugnet, nachgibt, diese nicht mehr unter Kontrolle hat?

So, dann würd ich zum Schluss noch gerne einen genaueren Blick auf die einzelnen Abschnitte werfen. Ich rede der Einfachheit halber jetzt von Strophen.

1. Strophe:
Ein sehr stimmungsvoller und im Nachhinein auch trügerischer Einstieg. Das liegt zum einen an dem Bild der Kerze, das du zu Beginn verwendest, ruhig, friedlich, beruhigend – ein Versprechen von Schutz und Geborgenheit, Vertrautheit, aber auch etwas Heimlichkeit -, zum anderen am Rhythmus. Der ist hier sehr gleichmäßig und ruhig, fast schon einwiegend. Finde ich wirklich gut. So unterstützt er beim ersten Lesen das friedliche Kerzenbild und hüllt den Leser in „Zufriedenheit“ und beim wiederholten Lesen, wenn man das Ganze schon kennt, wirkt er etwas suspekt und schon zu perfekt friedlich.
Ok, zurück zum Kerzenbild. In der zweiten Zeile fügst du eine Wertung ein, die dieses Bild und die überwiegende Stimmung dieser Strophe unterstützen bzw. ihnen den positiv-gewerteten Anstrich verpassen. Zudem passen „warm und weich“ auch sehr gut zu „Schein“, was ja nicht nur vom Wortklang her weich ist, sondern auch einen eher sanften, weichen, nicht aggressiven Aspekt des Lichts darstellet.
In der dritten Zeile kommen dann die Schatten hinzu. Ich finde es schön, dass du sie als Folge des Vorangegangenen darstellst (was auch noch einmal schön in der Reihenfolge Kerzenschein -> Schatten dargestellt ist und auch durchaus den Aspekt der von innen aufsteigenden eigenen Dunkelheit unterstützt) und gleichzeitig damit beginnst, einen Kontrastpunkt aufzubauen, was auch noch einmal durch die genannten Eigenschaften „dunkel und kalt“ unterstützt wird. Dennoch lässt sich an dieser Stelle noch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Schatten negativ/“bösartig“ gewertet sind. Das einzige, was ich hier halbkritisieren oder sagen wir eher anmerken würde wollen ist das „dunkel“, wenn man nämlich die zweite und vierte Zeile gegenüberstellt. Allerdings ist das nur ein kleiner stilistischer Aspekt.
„warm und weich“ und „dunkel und kalt“: „warm“ und „kalt“ sind direkte Gegensätze und ihre Überkreuzstellung (Chiasmus) unterstreicht diesen Gegensatz noch einmal, weswegen es schön gewesen wäre, wenn auch „weich“ und „dunkel“ ein komplementäres Gegensatzpaar gebildet hätten. Aber wie gesagt, es fällt eigentlich nicht so sehr ins Gewicht.

2. Strophe
Hier beginnt dann die eigentliche Aktion, gleich in der ersten Zeile, wobei diese Genitivkonstruktion doch noch eine gewisse „Ruhe“ ausstrahlt und so einen schönen Übergang zum ersten Teil bildet. Auch vom Rhythmus passt diese Zeile noch zum vorangegangenen, bevor dieser dann in den folgenden Zeilen holpriger/anders, leicht unregelmäßiger wird. Das wirkt beim ersten Lesen zwar etwas irritierend, - auch wenn es an dieser Stelle noch geht, etwas später war es dann doch schwieriger, weil man dort dann vollkommen aus dem Rhythmus gerissen wurde -; im Nachhinein finde ich diesen Wechsel jedoch nicht schlecht, da er dem Gefühl der aufsteigenden Bedrohung zu Gute kommt. Er erinnert an ein vor Aufregung/Angst flatterndes Herz.
Was noch auffällig ist, ist der Reim, der hier vorkommt („Licht“/“Gesicht“). Ist der eigentlich beabsichtigt oder nur zufällig?
Das ist auffällig, da die nächste Strophe ja wieder keine Reime hat, die beiden letzten dann aber doch wieder. Das verwirrt mich ein wenig. Ich finde die Idee Reime hineinzubringen eigentlich nicht schlecht, nur ist mir das an dieser Stelle etwas zu früh. In den beiden letzten Strophen finde ich sie angemessen, da sie dort einen Widerspruch entwickeln. Eigentlich werden Reime ja gerne für Harmonie und Wohlklang genutzt. Gerade deswegen finde ich ihr Auftreten bei dir in den letzten Strophen sehr interessant. Dort ist von der Thematik her ja nicht gerade Harmonie zu finden, eher das Gegenteil. Und deswegen sind die Reime da interessant, sie wirken irgendwie höhnisch, geben dem Ganzen ein gewisses Etwas. Deswegen würde ich auch nicht zu früh damit ansetzen, da die Wirkung sonst auch durchaus verfälscht werden könnte, und mir fehlt hier in der zweiten Strophe auch um ehrlich zu sein dieser Kontrast.

3. Strophe
Eine tolle Gegenüberstellung von Aktivität und Passivität. Das hier ist ja der Moment, wo man zunächst geneigt ist anzunehmen, es wären zwei Personen, obwohl, mir fällt grad auf, du sprichst von „Augenpaaren“, also Plural. Das würde ja eigentlich auf noch mehr Personen hinweisen oder auf eine Reflexion und damit Verdopplung der Persönlichkeit. Na ja, wie dem auch sei. Mir gefällt der Aufbau. Die „Augenpaare“ übernehmen hier den aktiven Part, während die Züge eindeutig passiv sind und zudem noch von den ganzen Aktivitäten eingeschlossen und quasi erdrückt werden. Es besteht für sie keine Möglichkeit zur Gegenwehr, was die Passivität, das „dem Leben so müde“ noch einmal unterstreicht.
Dabei finde ich auch den Anschluss mit „Ihr Lachen“ sehr gut gelungen. Von der Natürlichkeit würde ich behaupten, dass sich dieses, ebenso wie die letzte Zeile, auf die Augenpaare bezieht, die ja im ersten Teil das Subjekt bilden, so dass hier eine Subjektanalogie entstände, und die im ersten Teil den aktiven Part darstellen, also Aktivitätsgleichheit. Es gibt aber keinen Grund, keinen eindeutigen Hinweis, der unterbinden würde, das Lachen und die Bosheit auf die „Züge“ zu beziehen. Das hätte auch etwas, eine eigenartige aktive Verzerrung der Passivität sowie der eigenen Wahrnehmung. Und das wäre ein sehr bitterer Beigeschmack, der aber zum Ganzen passt.
Einziges Manko in dieser Strophe, in Zeile drei „lachen“ und in Zeile vier „spott“ und „hohn“ müssen großgeschrieben werden. Das fällt auf, da es die einzigen Fehlerchen sind.

4. Strophe
Hier haben wir dann eine sehr rasche Klimax des Textes. Sie dauert gerade mal zwei Zeilen. Alles spitzt sich auf diesen Moment, auf die eigentliche Ausübung einer wirklich aktiven Handlung zu und dann ist diese nach zwei Zeilen vorbei. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Es ist schon verständlich, dass dieser Moment recht schnell vorbei zieht, auch dass er nicht übermäßig ausgeschmückt dargestellt wird, sondern eher minimalistisch, und dennoch ist er mir ein klein wenig zu kurz, zu schnell. Man hat kaum Gelegenheit ihn wirklich zu realisieren, weil du dann sofort wieder auf eine etwas distanziertere, beobachtendere Position gehst. Andererseits, vielleicht war das ja deine Absicht, das Versagen des Gehirns bei der Erfassung eines solchen Momentes darzustellen?

5. Strophe
Sehr schöner Abschluss des Ganzen. Auch wenn die Klimax in der Vorstrophe so schnell war (oder gerade deswegen), hatte ich als Leser am Ende der besagten Strophe ein gewisses betäubtes Gefühl. Dieses Gefühl, eine gewisse Leere greifst du hier am Anfang wieder auf: der unvollständige Satz in der ersten Zeile, der kurze in der zweiten. Zudem wirken hier auch die verwendeten Bilder aus den ersten beiden Strophen (die Kerze, der Windzug) dafür unterstützend. Sie runden das Ganze noch einmal ab, machen die Endgültigkeit noch einmal bewusst.
Stilistische wäre vielleicht zu erwägen, ob man bei dem Windzug nicht noch einmal die exakte Formulierung aus der zweiten Strophe verwendet, da das einen gewissen Déjà-vu-Moment erzeugen würde.
Auch die letzten beiden Zeilen fügen sich gut ein. Sie scheinen zunächst diese leere Ruhe weiterzutragen, aber dennoch spürt man sofort, und das dürfte an ihrer Länge liegen, das dort unterschwellig eine Art „Agitation“, zumindest doch eine gewisse emotionale Aufwühlung zu spüren ist. Eine Unruhe oder Schwere der Erkenntnis würde ich jetzt mal sagen, was zum Abschluss noch einmal bitter ist, aber nicht aufdringlich.

So, alles in allem noch einmal zusammengefasst: Ein sehr interessant gestalteter Text, der ziemlich viel Raum für den Leser lässt und zum Denken und Interpretieren einlädt.
Von:  CuteAngel
2009-03-30T21:26:28+00:00 30.03.2009 23:26
Schön, zuerst harmlos und dann blutig, wie ich es liebe.
Sehr schöner Text. =)