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Pyaara Khatra

Liebliche Gefahr
von

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Jeden Tag wartete Srikanth vor dem Bordell darauf, dass Ganga herauskam, doch es war vergeblich. Zwei Wochen hielt er nach ihr Ausschau bis er schließlich kein Geld mehr hatte und enttäuscht wieder abreisen musste. Ihre Sturheit ärgerte ihn, da er ihr doch helfen wollte, doch offensichtlich wollte sie keine Hilfe. Vielleicht hatte sie sich dieses Leben auch selbst ausgesucht und ihr gefiel es, so wie es war... Doch das konnte er sich nicht vorstellen, denn er bezweifelte, dass Ganga es mochte, von diesem Girish Babu bedroht und geschlagen zu werden.
 

Wieder zu Hause stellte sich schnell der Alltagstrott wieder ein. Alte Damen kauften seine Armreifen, Amar jagte allen Röcken hinterher und ermutigte Srikanth es ihm gleich zu tun. Normalerweise hätte er das auch getan, doch seit er Ganga getroffen hatte, interessierten ihn andere Mädchen nicht mehr. Er verstand sich selbst kaum, da das nun wirklich nicht seine Art war, doch etwas an ihr hatte ihn gefangen genommen und ließ ihn nicht mehr los. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Noch nie hatte sich ein Mädchen seinem Charme lange widersetzen können und ausgerechnet sie machte da nun die große Ausnahme.

Amar verzweifelte währenddessen beinahe an seinem Freund. Bevor Srikanth Ganga kennengelernt hatte, hatte er Amar abends immer in die Kneipen begleitet und zusammen hatten sie die Mädchen umgarnt, doch nun war kaum noch etwas mit ihm anzufangen. Er saß den ganzen Tag in seinem Armreifenstand und starrte ins Leere. Amar ärgerte sich über das Verhalten seines Freundes und versuchte immer wieder, ihn abzulenken und aufzuheitern, doch das klappte selten bis gar nicht.
 

An einem Abend, zwei Wochen nachdem Srikanth Pataliputra wieder verlassen hatte, war er gerade dabei seinen Stand zuzumachen, als er hinter sich das Klingen von Fußkettchen hörte und wie eine bekannte Stimme sagte: „Du hast aber wirklich schnell aufgegeben...“ Verwundert drehte er sich um und schaute in das kokett dreinschauende Gesicht von Ganga. Nachdem er seinen ersten Schreck überwunden hatte, fand er schnell zu seinem Selbstbewusstsein zurück und meinte, während er einen Schritt auf sie zu machte: „Ich wusste doch, dass mein Charme Wirkung zeigen würde. Früher oder später kommen sie ja doch alle zurück zu mir...“ Ganga hob beide Augenbrauen, verzog das Gesicht und schüttelte dann mit dem Kopf. Als er ihre Reaktion sah, hätte er sich für seine Worte selbst ohrfeigen können, doch er versuchte, es zu überspielen, indem er sagte: „Ich habe zwei Wochen lang jeden Tag auf dich gewartet und ich hätte das auch weiterhin getan, aber ich muss ja schließlich auch von etwas leben und das Geld verdient sich nicht von allein...“ Ganga verschränkte die Arme vor der Brust, ließ ihren Blick über seinen kleinen Stand schweifen und meinte: „Ja, das scheint wohl so...“ „Wieso bist du hier?“, wollte Srikanth wissen, doch er erntete nur ein müdes Lächeln. „Hat er dich schon wieder geschlagen?“, hakte er nach und machte noch einen Schritt auf sie zu. „Nein, das hat er nicht. Er hat zu deinem und meinem Glück nicht mitbekommen, dass du unser Haus belagert hast. Hätte er das, würde ich sagen, dass wärest du jetzt sicher nicht mehr am Leben...“ Srikanth atmete aus. Wohlweißlich hatte er sich versteckt gehalten, während er auf Ganga gewartet hatte, doch sie hatte ihn anscheinend gesehen. Er wusste nicht, wieso sie hier war, doch dass sie es war, war ein gutes Zeichen. Soviel war sicher.

Doch plötzlich drehte sie sich um und machte Anstalten zu gehen. „Hey, wo willst du hin?“, fragte er und griff nach ihrem Handgelenk, woraufhin sie sich umdrehte und meinte: „Ich... Ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht... Und jetzt lass mich bitte gehen, sonst gibt es Ärger...“ Da Srikanth wusste, worauf sie hinaus wollte, ließ er sie los und schaute ihr so lange hinterher bis sie hinter einer Häuserecke verschwunden war.
 

„Ich... Ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht...“

Jedes Mal, wenn Srikanth an Gangas Worte dachte, musste er grinsen. Er lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Dach seiner Hütte und starrte in den Sternenhimmel. Eine leichte Brise wehte und trug die Stimmen von ein paar Männern, die wahrscheinlich gerade auf dem Heimweg waren, zu ihm hinauf. Ansonsten herrschte eine friedliche Stille.

Srikanth fühlte sich seit einiger Zeit wieder lebendig. Dass er sich durch seine Hartnäckigkeit anscheinend doch einen Platz in Gangas Leben erkämpft hatte, verschaffte ihm Genugtuung, doch nun wollte er erst recht ihre Freundschaft gewinnen. Dann konnte er sie überreden, aus dem Bordell zu fliehen und möglicherweise bei ihm zu bleiben. Ihm gefiel der Gedanke, endlich nicht mehr allein leben zu müssen. Seit seine Eltern vor einigen Jahren gestorben waren und er sonst keine weitere Familie hatte, hatte er versucht, seine Einsamkeit mit Mädchen und um die Häuser ziehen mit Freunden zu kompensieren, doch das hatte nie eine Familie ersetzen können. Nun also setzte er seine ganze Hoffnung auf Ganga.

Doch Srikanth fragte sich, ob sie wohl öfter hier in der Stadt war oder ob sie nur wegen ihm gekommen war, denn wieder stand er vor der Frage, ob und wann er sie wiedersehen würde. Sie war sicher wieder nach Pataliputra und somit zu Girish Babu und seinem Bordell zurückgekehrt. Es beruhigte Srikanth, dass Ganga nur Tänzerin war und keines der leichten Mädchen, doch die Tatsache, dass sie jederzeit an irgendeinen reichen Kerl verkauft werden konnte, machte ihn verrückt. Er wollte ihr helfen, doch er konnte nicht.
 

Am nächsten Tag erzählte Srikanth Amar von seinem erneuten Treffen mit Ganga. „Und was jetzt? Nur weil sie nochmal zufällig an deinem Stand aufgetaucht ist, denkst du gleich, dass sie darauf wartet, dass du sie errettest?“, wollte Amar wissen und biss ein Stück des Zuckerrohrs ab, das er bei sich hatte. „Arre, hast du mir überhaupt zugehört? Das war kein Zufall! Sie wollte wissen, wie es mir geht, Yaar!“, gab Srikanth zurück und ärgerte sich über die Gleichgültigkeit seines Freundes. „Dann ist eben kein Zufall. Und was hast du jetzt vor? Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass dieser Girish oder wie der heißt, sie so einfach ziehen lässt, wenn du ihn nett bittest?!“, gab Amar zu bedenken, doch das war Srikanth längst klar. „Ja, ich weiß. Da ist auch noch eine Lücke in meinem Plan, aber solange ich damit beschäftigt bin, mir Gangas Vertrauen zu verdienen, habe ich noch Zeit darüber nachzudenken...“ „Tu, was du nicht lassen kannst. Und solange du mich in keine gefährlichen Situationen bringst, kannst du dich auch auf meine Hilfe verlassen.“, bot Amar an und lehnte sich auf dem Karren, auf dem sie saßen, zurück und legte sich auf den Rücken. „Da fällt mir ein, dass mein Vater übermorgen nochmal nach Pataliputra muss. Er würde dich sicher mitnehmen, wenn ich ihn frage.“ Ruckartig drehte sich Srikanth zu seinem Freund um. „Arre, Yaar! Das wär perfekt!“



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