Zurückweisung
Enjoy...it's your surprise..
Erschöpft, dennoch zufrieden ging der blonde Junge den Gang entlang. Max hatte trainiert, schliesslich war dies die erste Weltmeisterschaft, die er aktiv miterlebte. Doch jetzt wollte er eigentlich nur zurück in seine Kabine, die er sich mit dem Rest der Bladebreackers teilte. Mit Kopfhörer in den Ohren öffnete er die Türe, ohne zu bemerken, dass er offenbar stören würde, sobald er die Klinke hinunter gedrückt hätte. Erst als er zwei fragende, arrogante Blicke auf sich spürte, bemerkte er, dass er nicht alleine war, störte sich jedoch nicht weiter daran. Gelassen nahm er die Kopfhörer ab und grinste die beiden an, naiv, nicht wissend, was kommen würde. Kai sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an, während der Junge ihm gegenüber ihn nur ansah, beinahe höhnisch musterte.
Max lächelte. Freunde von Kai waren auch seine Freunde - zumindest wollte er sich vorstellen. Er ging auf den Jungen zu. “Hi, ich bin Max.”, meinte er, typisch für ihn, sich fröhlich vorzustellen. Er grinste und hielt dem Fremden seine Hand hin, nicht bemerkend, dass Kai ihn musterte.
“Du störst.” Anstatt die dargebotene Hand anzunehmen, hatte der Junge vor ihm die Arme noch immer verkreuzt und sah ihn herablassend an. Dann wandte er sich an Kai.
“Für diesen Kindergarten bist du geflohen? Respekt Hiwatari.”, meinte er noch zynisch in Kais Richtung, bevor er schwungvoll durch die Türe ging.
Kai grinste überheblich und folgte ihm.
Die erste Zurückweisung hatte Max bereits erhalten, als er noch nicht einmal seinen Namen kannte.
Irgendwann hatte Max Kai gefragt, wer dieser Junge war. Die Antworten waren kurz und ernüchternd gewesen. Alles was danach kannte war die abschätzige und dennoch irgendwie respektvolle Meinung Kais über den Jungen. Und ein Vorname.
Kampf. Irgendwo auf der Welt, irgendwer gegen irgendwen, Max konnte sich nicht mehr genau daran erinnern. Halbfinal? Er wusste es nicht mehr. Doch war dieser Kampf auch nicht wichtig, sondern der darauf folgende. Kai. Er stand schon auf bei der Arena. Sein Gegner, der aus irgendeinem Grund vorher mit ihm bei seinem Team geredet hatte, stolzierte nun arrogant an eben diesem vorbei. Präsenz markieren, einschüchtern. Max kannte diese Taktik - schliesslich war ihr vermeintlicher Erfinder sein Teamleader.
“Lern was, Blondie.”
Der erste Satz seit der Zurückweisung vor einem Jahr. Eine Demütigung.
Max hatte darauf verzichtet, Kai zu fragen warum sein Freund etwas gegen ihn zu haben schien. Kai war auch nicht unbedingt der Typ zum reden und so beschloss Max, dass es sich um harmlose Sticheleien handelte, die er sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen sollte. Genauso wenig wie die gehässigen Blicke. Und das abschätzige Lächeln, das er immer als solches empfand.
Max spannte sein Hard Metal Blade um endlich die Kontrolle über diesen zu erringen. Auch wenn Takao dies bereits ihm Griff, sein chinesischer Teamkamerad Ray auch keine gesteigerten Probleme damit hatte und auch Kai seinen Nachteil hatte aufgeholen können und seinen Blade mittlerweile kontrollierte, so quälten der blonde Querkopf noch ein wenig Probleme mit dem Gleichgewicht. Eine Feinheit, die er ausmerzen wollte, weil seine Strategie darauf beruhte, die perfekte Abwehr zu haben.
Abgelegen auf in einem Waldstück manövrierte er seinen Blade zwischen Steinen hindurch und auf den feinen Ränder abgebrochener Schilfhalme, die er aus dem kleinen Teiche hatte.
Er bemerkte erst spät, dass er beobachtet wurde. Sein Blick kreuzte sich mit jenen des Jungen. Dieser schüttelte nur höhnisch lächelnd den Kopf und lies ihn stehen.
Als Max wieder zu seinem Blade gesehen, steckte dieser in einem Baum, der bis zur Hälfte gespalten war.
Es waren die erste Geste gewesen, die er an Max gerichtet hatte, seit der Begegnung letztes Jahr. Abwertend wie jedes Mal.
Kontrolle war immer etwas, was Max sehr an sich selbst geschätzt hatte, natürlich auch seine sonstigen Charakterzüge, die inzwischen viel von ihrer Naivität und Kindlichkeit verloren hatten.
Doch in diesem Moment hatte er sich von seinen Emotionen leiten, wegen Kais Freund.
Er seine Kontrolle verloren, wegen eines Jungen, von dem er nur eine stichwortartige Idee hatte.
Yuriy Ivanov.
Kais Kindheitsfreund.
Mitstreiter in der Abtei.
Teamkollege - wobei das abzusehen davon war, bei welchen Team Kai gerade war.
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Der Grund, weshalb Max sich gerade jetzt an alle Erniedrigungen die ihm durch den rothaarigen Russen zugefügt worden waren erinnerte war der Fakt, dass sowohl Yuriy wie auch Kai ihr langgelegtes Ziel erreicht hatten und es somit keinen Grund mehr gab, ihre Pläne geheim zu halten. Tatsächlich lauschte er gerade Kais kargen Erzählungen, wie es dazu gekommen war, dass sich die beiden entschlossen hatten, die Abtei und somit ihre Peiniger zu stürzen. Max stellte fest, das sich Yuriy oft irgendwo bei ihrem Team rumgetrieben hatte- und sich auch mit den anderen Mitgliedern unterhalten hatte. Auf dem Tisch stand sein Glas. Voll war es auch nicht mehr.
Er blickte herum. Gespannt folgten die restlichen Anwesenden - das formelle Team der Bladebreackers plus weiblichem Anhang - der Geschichte. Warum Kai gerade jetzt auf die Idee kam, ihnen diese zu erzählen blieb ihm ein Rätsel. Allerdings könnte es damit zu tun zu haben, dass sich ihre Wege für das Erste trennten, zumindest aus seiner Sicht. Er würde in zwei Tagen in die USA fliegen, um sein Studium auf zu nehmen und danach bei seiner Mutter zu arbeiten. Kai wollte vielleicht einfach reinen Tisch machen - Unklarheiten beseitigen, bevor sich ihre Wege trennten. Was auch immer ihn dazu bewegte, an sich war die Geschichte der beiden Jungs, die es mit dem Bösen aufnahmen doch relativ interessant, auch wenn Kai keinen Erzählerpreis dafür bekommen würde. Er sah auf Kais Sitznachbar, der seinen Blick genervt erwiderte. Max senkte seinen Kopf.
Es brachte nichts sich etwas einzureden, Ivanov mochte ihn nicht, doch die ganzen Sticheleien gingen ihm langsam aber sicher extrem auf den Geist. Damals, in Latzhosen und T-Shirt, da waren diese Gemeinheiten auch noch gerechtfertigt gewesen. Obwohl Yuriy in seinem Kampfanzug relativ bekloppt ausgesehen hatte, so umgab ihn doch bis heute ein Aura, die zu cool war, als dass dieser Mensch jemals bescheuert wirken konnte. Max hob wiederum kurz den Blick um aus seinen Überlegungen auf zu tauchen. Was ihm begegnete war der nun taxierende Blick des Russen, an den er sich mittlerweile beinahe gewöhnt hatte, weil es schliesslich die einzige Art war, wie sie miteinander kommunizierten. Max erwartete beinahe irgendwelchen Hohn und Spott, doch überraschenderweise beliess es Yuriy dabei, ein Gespräch mit Ray anzufangen. Genervt von den subtilen Demütigungen des Anderen, für die er nach wie vor keine Erklärung fand, stand er auf und verliess den Raum, nicht ohne vorher Kais Zigaretten mitgehen zu lassen.
Bläulich steig der Rauch in den Nachthimmel. Max fuhr sich genervt durch die blonden Haare. Eigentlich, so war es zumindest einmal geplant gewesen, wollten sie feiern gehen. Kais Genesung. Zerfall der Abtei. Verurteilung Voltairs. Ende ihrer gemeinsamen Zeit. Doch zuerst hatten sie sich bei Takao getroffen. Kai hatte gemeint, es sei wichtig und nun schien er den Rest des Abends damit zubringen zu müssen, das er von dem rothaarigen Russen taxiert wurde, weil diesem nicht besseres einfiel als ihn weiterhin zu nerven. Ein weitere Zug an der Zigarette nehmend hörte er, wie hinter ihm die Türe aufging.
“Darfst du das überhaupt?”
Max hätte seinen Arsch darauf verwettet, dass Yuriy ihm folgen würde, um ihn zu nerven. Er zog es vor nicht zu antworten.
“Du ignorierst mich? Fein. Mamasöhnchen hat eine Taktik.” Max befand, dass es sich nicht lohnte, darauf einzugehen, wohl ein Fehler, den schliesslich schien es das zu sein, was Yuriy weiterhin antrieb.
“Du fragst dich bestimmt, weshalb du immer das Opfer bist, nicht?”, meinte er, gefährlich grinsend und langsam, wie ein Wolf vorwärts schleichend, "weisst du, Blondie, das”, mittlerweile umkreiste er Max, der sich von der Hauswand abgeschoben hatte, "hat damit zu tun”, fuhr er fort und stand schliesslich zu seiner vollen Grösse aufgerichtet vor diesem, "dass du ein erbärmlicher Feigling bist und dich ständig hinter anderen versteckst. Eine Meme, wenn nach mir gegangen wäre hätte ich dir nicht mal einen neuen Blade gegeben. War klar dass du verlieren würdest und unseren Plan beinahe zu Grunde gerichtet hättest.” Abfällig grinsend, beinahe leicht psychopatisch fuhr er weiter und setzte zum Todesstoss an. “Du bist ein elender Versager und ohne die Anderen oder deine Mami kein Stück besser als irgendein Kind, dass auf der Strasse bladet.”
Abgesehen davon, dass Yuriy sämtliche wunde Punkte angesprochen hatte, darin herumgewühlt und Tequila hinein geschüttet hatte, war es die längste Unterhaltung der beiden jungen Männer gewesen die sie bisher geführt hatten. Und das erste Mal in seinem Leben, dass Max die Kontrolle über seinen Körper verlor.
Gedankenverloren sah er auf seine Faust, in deren Handrücken ein Gebissabdruck deutlich zu sehen war. Als er aufsah, blickte ein das hämische Gesicht von Yuriy, der sich über die blutige Lippe fuhr.
“Elender Versager.”
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Nachschlag? x)
