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Fake Freak's Kiss

von

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Küsse zum Geburtstag

*mupf* Viel Spaß beim Lesen. ._.
 

In den nächsten Wochen traf Tobias sich sehr häufig mit Monami. Nachdem sie einander gründlich auf Manga- und Musikgeschmack untersucht hatten, gingen sie öfters zusammen in die Stadt, um die Mangaabteilungen der ansässigen Buchläden zu durchforsten. Und wenn die nichts hergaben, versuchte Monami, Tobias zum lesen anderer Bücher zu bringen. Sie kannte viele Bücher und auch viele Autoren, empfahl diesen und lehnte jenen ab, ohne allerdings zu vergessen, dass sie Tobias nur ihre eigene Meinung anbieten konnte.

Tobias war nicht der größte Leser. Für ihn gab es außer Manga kaum interessante Bücher. Neben seinen Manga fanden sich gerade einmal eine Hand voll Fantasybände und die Bibel. Dass er eine hatte, hatte Monami mit Belustigung quittiert. Tobias hatte sie nie weggeworfen, nachdem er sich aus Habsucht heraus hatte konfirmieren lassen. Eigentlich hatte er sie immer mal lesen wollen, weil ihn der Glaube interessierte, aber er war nie dazu gekommen. Monami war kein Mitglied der Kirche. Ihr kam es heuchlerisch vor, sich ohne Glauben taufen zu lassen, allerdings waren ihre Eltern wohl auch bekennende Atheisten.

Nichtsdestotrotz hörte Tobias Monami gern zu, wenn sie ihm diverse Bücher vorschlug, ihm erzählte, was ihr an diesem und jenem Autor besonders gut oder gar nicht gefiel. Tobias hatte nicht wirklich vor, auch nur eines der Bücher zu kaufen, von denen Monami sprach, aber das tat ja nichts zur Sache.

Wenn sie gerade nicht in der Stadt waren, brachte Monami Tobias bei, dass es nicht unbedingt langweilig sein musste, mit Mädchen Konsolenspiele zu spielen. Tobias selbst war genau so gehässig wie Monami, wenn er gewann, trotzdem war ihr Gehüpfe, wenn sie ihn besiegte, schon etwas nervig. Und das schlimmste daran war, dass sie durchaus fähig war, ihn zu besiegen.

Irgendwann hatte Tobias keine Lust mehr, sich virtuell mit Monami zu prügeln. Draußen war es inzwischen ohnehin zu heiß, um allzu lang drinnen zu bleiben. Besonders, wenn man wie Tobias schwarze Jalousien hatte und diese immer runter zug, damit der Fernseher keine nervigen Lichtspiegelungen aufwies. Die Jalousien gaben die aufgefangene Hitze an Tobias' Zimmer ab. Mehr als schlafen tat Tobias schon gar nicht mehr in seinem Zimmer.

Eigentlich waren er und Monami beide schon so oft zusammen unterwegs wie ein Pärchen, fand Tobias. Mal gingen sie schwimmen, dann wieder ins Eiscafé, nicht allzu selten in die Stadt und einmal waren sie auch im Kino gewesen. Monami hatten einen sehr offenen Filmgeschmack, daher hatten sie tatsächlich einen Streifen gefunden, der sie beide interessierte. Eine ziemlich sinnlose Komödie, die Tobias die Lachtränen in die Augen getrieben hatte.

Er hatte eigentlich schon befürchtet, sich die neueste Liebesschnulze antun zu müssen. Monami hatte zwar Interesse daran geäußert, aber auch gesagt, dass sie sich solche Filme schon aus Prinzip nur mit ihren Freundinnen ansehe. Mit Männern Liebesfilme zu gucken beschrieb sie als totale Zeitverschwendung und Tobias stimmte ihr da mit ganzem Herzen zu.

Was bei allem Zusammensein noch fehlte war eigentlich nur das Zusammensein im liebestechnischen Sinne. Tobias hätte sofort Ja gesagt, hätte Monami ihn gefragt, aber um sie selbst zu fragen, fehlte ihm definitiv der Mut, obwohl er sich selbst in einem Anflug von Selbstüberschätzung versprochen hatte, bis zu den Sommerferien mit Monami zusammen zu sein. Wenn er daran dachte, war es ihm fast schon wieder peinlich.

Sonst war er ja um keine Anmache verlegen und bekam so ziemlich jedes Mädchen rum, das ihm gefiel, aber bei Monami lag die Sache etwas anders. Da waren diese fiesen kleinen Gefühle im Spiel, die Tobias im Bezug auf Ben solche Probleme gemacht hatten. Er befürchtete, Monami genau so schnell wieder zu verlieren, wie er sie gefunden hatte, wenn er ihr sagte, was in ihm vorging. Deshalb schob er sein Vorhaben, sie als seine Freundin zu gewinnen, erst einmal nach ganz hinten auf seiner Prioritätenliste.
 

Die Sommerferien rückten immer näher, allerdings fand zwei Wochen vorher noch Tobias' siebzehnter Geburtstag statt. Tobias hatte nicht mehr viel Zeit, um sich zu überlegen, ob er an diesem Tag irgendetwas machen wollte.

Aus Solidarität heraus wollte er eigentlich mit Ben feiern, wenn überhaupt. Sie hatten einander kaum gesehen, seit Tobias sich so oft mit Monami traf. Ben kommentierte diese Tatsache nicht, wenn Tobias doch einmal Zeit für ihn hatte. Er hatte längst bemerkt, was Monami Tobias bedeutete, es allerdings nur kurz angemerkt und dann nie wieder erwähnt. Er schien froh zu sein, wenn Tobias ihn überhaupt noch beachtete. Tobias hätte unglaublich gern mit ihm über Monami gesprochen, Ben gefragt, was er tun sollte, doch das wäre Ben gegenüber nicht fair gewesen.
 

"Na, feierst du morgen auch mit Monami?", kam Ben allerdings unvermittelt am Tag vor Tobias' Geburtstag auf das Thema zurück. "Oder seid ihr immer noch nicht zusammen?" Tobias zuckte leicht zusammen und schnippte ein kleines Steinchen neben sich weg. Sie saßen wie so oft auf den Stufen zur Sporthalle. Die Sonne brannte auf sie herab und Tobias spürte, dass sein T-Shirt feucht an seinem Rücken klebte, aber das war ihm relativ egal. Im Sommer roch sowieso die ganze Schule nach Schweiß, da musste er sich nicht unbedingt dafür genieren.

"Nein, sind wir nicht. Ich weiß nicht, ob sie was von mir will", erwiderte er langsam und kratzte sich im feuchten Nacken. "Und ich hab keine Ahnung, ob ich morgen überhaupt feiere." "Aha", erwiderte Ben und klang dabei so uninteressiert, dass es Tobias schon fast weh tat.

"Warum fragst du sie nicht einfach, ob sie sich was mit dir vorstellen könnte?", wollte Ben wissen und sah Tobias fragend an. Plötzlich war da doch wieder Interesse zu erkennen. Tobias fragte sich ernsthaft, ob mit Ben alles in Ordnung war. Irgendetwas zwischen ihnen stimmte einfach nicht mehr. "Wenn du immer weiter überlegst und überlegst", unterbrach Ben seine Gedanken, "wird sie sich 'nen anderen suchen und dir mit einem Lächeln erzählen, wie verliebt sie ist. Und glaub mir: Das tut dann erst richtig weh."

"So wie bei dir?", fragte Tobias zaghaft. Er fühlte sich nicht wirklich wohl dabei, Ben darauf anzusprechen, doch er musste das klären. Bens distanziertes Verhalten fühlte sich auch nicht besser an als die Unsicherheit, was Monami anging.

Ben seufzte. "So ungefähr. Ich hab's dir ja gesagt, weil ich genau so eine Situation schon erwartet habe", erwiderte er. "Jetzt stecken wir mitten drin und ich hab ein Problem weniger als du. Du kannst darauf achten, was du sagst, Monami hat keine Ahnung und wird folglich keine Rücksicht auf dich nehmen."

"Hast du dir nie Hoffnungen auf mich gemacht, als du's mir gesagt hast?", rutschte es Tobias heraus und er stockte für einen Moment, da er das eigentlich gar nicht hatte fragen wollen. Ben hob die Augenbrauen, dann schüttelte er mit einem matten Grinsen den Kopf. "Koala, es wird dich hoffentlich nicht wundern, dass ich weiß, wie du deine Partys bei Danny verbringst", erwiderte er. "Wie sollte ich mir bei 'nem Frauenhelden wie dir Chancen ausrechnen, hm? Ich wollte nur, dass du es weißt. Seit ich's ausgesprochen hab, kann ich wieder atmen, wenn ich dich sehe."

Tobias spürte, wie er errötete. Bens Geständnis hatte ihn damals aus heiterem Himmel getroffen. Dass Ben davor irgendwelche Probleme in seiner Gegenwart gehabt hätte, war Tobias nie aufgefallen, was ihm aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen aufdrückte.

"Es tut mir leid", sagte er leise. Ben legte verwirrt den Kopf in eine Schräglage. "Was tut dir leid?", wollte er wissen und warf einen Blick auf seine Uhr. "Dass ich nichts gemerkt habe", ergänzte Tobias. Ben lächelte und boxte ihm gegen die Schulter. "Ich wollte nicht, dass du's selbst merkst, also stress dich nicht", sagte er fast nachsichtig. "Und jetzt komm, die Pause ist gleich schon wieder vorbei. In Bio kannste mir ja erzählen, was du wegen deines Geburtstages und deiner Gefühle für Monami unternehmen willst." Tobias seufzte, rappelte sich auf und wischte sich erst einmal den Schweiß von der Stirn, bevor er mit Ben zum Schulgebäude zurück ging.
 

Tobias hatte im Endeffekt für beide Probleme keine Lösung. Monami einfach zu fragen traute er sich schlicht und ergreifend nicht und die ganze Nachdenkerei über sie hielt ihn davon ab sich zu überlegen, wie er seinen siebzehnten Geburtstag feiern wollte. Entsprechend frustriert radelte er neben Ben nach Hause.

Bei Bens Wohnung angekommen, wollte Tobias eigentlich gleich weiter zu seiner eigenen Wohnung. Ben ergriff allerdings noch einmal das Wort, bevor Tobias einfach abhauen konnte: "Sag mal, Koala, was ist eigentlich dein Problem? Du hast so viele Mädchen rumgekriegt, warum nicht auch Monami?" Tobias seufzte. "Ist das nicht völlig offensichtlich? Das Problem ist diese kleine Pestkrabbe namens Liebe, die versaut mir mein ganzes Selbstbewusstsein." Ben sah ihn kurz verwirrt an, dann lachte er. "Mann, bist du blöd, ey", stellte er fest. "Ich mach dir mal 'nen Vorschlag: Du stellst mir deine Monami mal vor und ich horch sie ein bisschen aus, was hältst du davon?"

Tobias blinzelte ein paar Mal, weil ihm der Schweiß schon in die Augen lief. "Jetzt ernsthaft? Glaubste, das klappt?", fragte er skeptisch. "Klar klappt das", grinste Ben. "Ich kann dir nicht versprechen, dass sie dich auch mag, aber ich kann dir versprechen, dass du danach etwas sicherer mit ihr umgehen kannst." Tobias glaubte nicht wirklich daran, doch dann hielt er Ben die Hand hin.

"Folgender Vorschlag", sagte er, nachdem Ben eingeschlagen hatte. "Wir drei gehen morgen irgendwohin, ich verschwinde zwischendurch aufs Klo und ihr unterhaltet euch ein bisschen." "Lässt sich einrichten, Koala. Und an wo hast du da gedacht?" Tobias zuckte die Achseln. "Wie wär's mit bowlen?", schlug er vor. "Haben wir schon ewig nicht mehr gemacht." Ben zuckte ebenfalls die Achseln. "Klingt gut. Vielleicht solltest du sie gleich anrufen."

Tobias zog sein Handy aus seiner Tasche und schaltete es ein. Während der Schule ließ er es immer ausgeschaltet in seiner Tasche liegen, da es schon drei Mal von seinen Lehrern beschlagnahmt worden war, weil seine Freunde immer die selten dämliche Idee hatten, ihn mitten im Unterricht anzurufen.

Rasch suchte er im Telefonbuch nach Monami und rief sie an. Sie meldete sich nach Sekunden: "Yo, Tobias, was gibt’s?" Tobias sah Ben hilflos an. Ben schmunzelte nur herzlos. "Hey, Monami", meinte Tobias langsam. "Ich wollte fragen, ob du morgen Nachmittag Zeit hast." "Für dich doch immer", erwiderte Monami. "Haste was bestimmtes vor?" "Naja, ich wollte mit dir und Ben meinen Siebzehnten feiern...", fing Tobias an, als Monami ihn unterbrach: "Was? Warum weiß ich nichts von deinem Geburtstag, du Horst? Jetzt hab ich gar nix für dich." Tobias lachte. "Lass mal, muss nicht sein", wehrte er amüsiert ab. "Jedenfalls wollte ich morgen zum Bowling. Kommst du mit? Ben wollte dich eh mal kennen lernen." Ben zog ein schiefes Grinsen, das Tobias fast schon wieder zum lachen brachte.

"Naja, ich bin 'ne Niete beim Bowling", meinte Monami. "Aber wenn du damit leben kannst, komm ich natürlich gern." "Hey, je weniger du kannst, desto wahrscheinlicher ist mein Sieg", scherzte Tobias. "Wir bringen dir das schon bei", fügte er versöhnlich hinzu, als Monami beleidigt schnaubte. "Und wie sieht das zeitlich aus?", fragte sie. "Öhm...", machte Tobias und sah Ben fragend an.

"Ben, wann kannst du morgen?" "16:00 Uhr", schlug Ben achselzuckend vor. "Kannste um vier?", fragte Tobias ins Telefon. "Yo, geht klar", erwiderte Monami. "Treffpunkt bei dir?" "Yep. Ihr beide kommt einfach morgen um vier zu mir und dann fahren wir zusammen hin, würde ich sagen." "Okay, dann bis morgen", verabschiedete sich Monami und legte auf. So war sie. Nie ließ sie Tobias Zeit, sich von ihr zu verabschieden.

"Das war doch gar nicht mal so schwer, oder?", grinste Ben, während Tobias sein Handy wieder weg steckte. "Das war ja noch gar nicht die eigentliche Hürde", brummte Tobias unmotiviert. Ben lachte und klopfte ihm sachte auf die Schulter. "Ist doch egal. Was zählt ist, dass Operation "Wie-kriegt-Tobias-Monami-rum?" erfolgreich eingeleitet wurde, oder?" "Operation "Wie-kriegt-Tobias-Monami-rum?"?", wiederholte Tobias ungläubig. "Geht’s eigentlich noch?" Ben lachte erneut laut auf. "Ja, ich weiß, klingt nach Kuppelaktion à la Schulmädchen", gab er zu.

"Mir fiel grad nix besseres ein. Und jetzt hau ab, ich muss noch mein Outfit für morgen zurecht legen", fügte er übertrieben tuntig hinzu und tat so, als würde er seine Haare zurück werfen, was bei seiner Igelmatte schlecht zu bewerkstelligen war. Tobias lachte und schwang sich auf sein Fahrrad. "Bis morgen. Und wehe, du siehst nicht umwerfend aus", scherzte er, dann trat er in die Pedale und radelte mit Bens Gelächter im Ohr los.
 

Dass Ben am nächsten Tag nicht anders aussah als sonst, störte Tobias überhaupt nicht, als er sah, wie Monami angezogen war. In weißem T-Shirt und knielangen schwarzen Hosen sah sie vergleichsweise brav aus. Ihre Füße steckten in abgewetzten Chucks. Das braune Haar fiel ihr wie immer offen über die schmalen Schultern. "In 'nem Minirock bowlt's sich nicht allzu gut", merkte sie an, als Tobias bereits raus gerutscht war, wie hübsch sie aussah. Sie wirkte ziemlich verlegen.

"Da hat sie allerdings recht", stellte Ben fest. Er war gerade auf der Toilette gewesen, als Monami geklingelt hatte. Nun hielt er ihr lächelnd die rechte Hand entgegen. "Benjamin", stellte er sich vor, als sie seine Hand ergriff. "Aber so nennt mich nur meine Mutter. Für den Rest der Welt einfach Ben." "Lena-Katharina, aber für Normalsterbliche einfach Monami", erwiderte Monami mit dem selben Lächeln. "Freut mich, dich kennen zu lernen." "Gleichfalls."

Nachdem sie alle noch rasch etwas kaltes getrunken hatten, weil die Temperaturen für bremische Verhältnisse wirklich pervers hoch waren, machten sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle, nahmen den nächstbesten Bus in die richtige Richtung und fuhren zum Bowling-Center.

Tobias hatte am Vorabend eine Bahn reserviert und das war definitiv eine gute Idee gewesen, denn bis auf ihre reservierte waren alle Bahnen besetzt. Monami sah sich unbehaglich um, während Ben ihre Namen in den Computer an ihrer Bahn eintippte. Ihre Bahn war Bahn Vierzehn. Dreizehn und Fünfzehn waren mit ziemlich begabten Spielern besetzt. Zumindest fielen die Pins nicht allzu selten alle auf einmal, während Tobias, Ben und Monami sich noch vorbereiteten.

"Oh, Mann", stieß Monami hervor. "Ich kann das echt nicht. Und die Jungs hier links und rechts sind nicht grad die beste Motivation." Tobias lächelte sie aufmunternd an. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn du willst, ziehen wir dir die Bande hoch, okay?" Monami zog ein fragendes Gesicht und Tobias wunderte sich, ob sie überhaupt eine Ahnung vom Bowling hatte.

"Naja, fangen wir einfach mal an", schlug er vor. Ben hatte sich selbst an die Spitze gesetzt, Monami war die zweite Spielerin und Tobias war als letzter dran. "Vielen Dank auch", kommentierte er trocken. "You're welcome, Koala", grinste Ben, schnappte sich eine Bowlingkugel und trat an die Bahn.

Währenddessen setzten Tobias und Monami sich auf die Sitze vor der Bahn. Monami schien sich alles andere als wohl zu fühlen, was Tobias irgendwie verwirrte. Es war doch nichts dabei, eine Niete beim Bowling zu sein. "Stimmt was nicht?", erkundigte er sich sicherheitshalber. Monami zuckte die Achseln. "Ich fühl mich 'n bisschen beobachtet", seufzte sie unschlüssig. "Was erwartest du?", schmunzelte Tobias. "Du siehst umwerfend aus." "Ich fühl mich eher tierisch verschwitzt", murmelte Monami verlegen, doch ihre Mundwinkel zuckten wenigstens ein bisschen nach oben. Und wenn Tobias sich nicht irrte, wurde sie sogar rot, was ihn unwillkurlich strahlen ließ.

"Hey, da lächelt ja wer!", ertappte er sie und Monami fing an zu lachen. "Du bist doof!", kicherte sie und boxte ihm mehr liebevoll denn brutal in den Bauch. "Ach, wenn du dafür lachst, nehm ich das auf mich", gab Tobias sich genügsam und legte den Arm um ihre Schultern. Monami lächelte verlegen. Bevor Tobias noch etwas sagen konnte, küsste sie ihn rasch auf die Wange. Tobias hob die Augenbrauen und hätte am liebsten etwas dazu angemerkt, hätte Ben sich nicht plötzlich schwungvoll neben ihn geworfen.

"So, Koala, du musst dein Schatzilein jetzt mal kurz loslassen", grinste er und Tobias ließ Monami mit schlarlachroten Wangen los. "Monami ist jetzt nämlich dran." "Oh", machte Tobias. "Monami, soll ich dir die Bande hoch ziehen?" Monami zuckte die Achseln. "Was bringt das denn?", fragte sie. Tobias schmunzelte. Sie hatte offenbar tatsächlich keine Ahnung vom Bowling. "Die ziehste hoch, damit du keine Rinne werfen kannst, ganz einfach", erklärte er amüsiert.

Monami warf einen Blick auf die Bahn, dann straffte sie stolz die Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich bin lieber 'ne Niete als 'n Cheater", sagte sie kühl, auch wenn das eine in Tobias' Augen ziemlich übertriebene Ansicht war. Es ging schließlich nur ums Bowling.

Sekundenlang stand sie so da und sah Tobias an, dann seufzte sie schwer und ließ die Arme sinken. "Kannste mir helfen, die richtige Kugel zu finden?", fragte sie kleinlaut. Tobias konnte sich ein leises Prusten nicht verkneifen. "Du musst eigentlich nur gucken, wo deine Finger am besten rein passen. Bei deinen Händen würd ich am ehesten auf die leichteste Kugel tippen."

Monami hatte sehr schlanke Finger, so dass sie tatsächlich am besten mit der leichtesten Kugel klar kam. Nichtsdestotrotz landete ihr erster Wurf schon nach einem Meter in der Rinne. Dass sie beim zweiten Wurf immerhin einen Pin umwarf, sah dagegen fast wie eine gute Leistung aus. Tobias kam allerdings nicht umhin zu bemerken, dass Monami trotzdem eine ziemlich gute Figur machte.

Sichtlich frustriert setzte sie sich wieder neben ihn und nickte zur Bahn hin. "Du bist dran. Mach's besser als ich", murrte sie. Tobias schmunzelte. Bei jedem anderen hätte er einen Spruch Richtung "Das dürfte ja nicht allzu schwer werden" gebracht, aber Monami war schon geknickt genug. Also legte er eine Hand auf ihre Schulter und meinte: "War doch nur der erste Zug, Monami. Der nächste wird bestimmt besser." Sie lächelte eher halbherzig.

Tobias begab sich zur Bahn und schnappte sich eine Kugel, dann warf er einen kurzen Blick auf Ben, der nun näher an Monami heran rückte und sie ansprach. Bei der ziemlich lauten Musik hörte Tobias nicht, was Ben sagte, doch er hoffte, dass er angefangen hatte, Monami auszufragen. Bei dem Gedanken schlug sein Herz für einen Moment schneller.

Als er nach seinem Wurf zu Ben und Monami zurück ging, nickte Ben zu den Toiletten hinüber und stand auf. "Ich muss mal kurz für kleine Jungs", verkündete er. Tobias sah ihn verwirrt an. War das nicht anders herum geplant gewesen? "Könnt ihr eben warten?", fuhr Ben fort und packte Tobias mit sanfter Gewalt am Arm, zog ihn für einen Moment aus Monamis Blickwinkel. "Sieht gut aus, Koala", raunte er ihm ins Ohr, dann lief er zu den Toiletten hinüber.

Tobias stand erst einmal bedröppelt herum und sah Monami verlegen an. "Dein Freund ist ganz schon neugierig", bemerkte diese und klopfte neben sich auf den Sitz. "Inwiefern?", wollte Tobias wissen und setzte sich langsam neben sie. "Er hat sich neben mich gesetzt und grade raus gefragt, ob ich mir was mit dir vorstellen könnte", gab Monami amüsiert Auskunft. Tobias nahm sich im Stillen vor, Ben ganz liebevoll zu erwürgen. Unsensibler war es wohl nicht möglich gewesen.

"Und was hast du geantwortet?", fragte er stockend. Monami lächelte. "Frag mich noch mal, wenn wir allein sind", erwiderte sie, was Tobias nicht gerade weiterhalf. "Dann sagst du's mir aber, okay?", bat er verlegen, womit er praktisch schon preisgegeben hatte, dass er etwas von Monami wollte. Monami lachte leise. "Hast du mir was zu sagen, Tobias?", fragte sie hinterlistig und lächelte ihn verschmitzt an. "Frag mich noch mal, wenn wir allein sind", erwiderte Tobias sofort mit scharlachroten Wangen und einem hilflosen Lachen in der Stimme.

Als Ben zurückkam, waren Tobias und Monami noch nicht viel weiter. Ben hatte sich viel Zeit gelassen. Monami war müde geworden und hatte kurzentschlossen Tobias' Schulter als Kissen zweckentfremdet. Sie schlief nicht, aber sie schien bequem zu liegen und gähnte leise, als Ben an ihnen vorbei zur Bahn ging.
 

Sie blieben nicht sehr lange im Bowling-Center. Tobias hatte sich von seiner Geburtstagsfeier eh nicht allzu viel erhofft. Bis auf ein Bier pro Nase war nichts drin und die Atmosphäre war ohnehin nicht das Wahre. Tobias war eben nicht Danny. Der zog jeden seiner Geburtstage zu einer mordsmäßigen Party auf.

Nach zwei Spielen, in denen Monami fortwährend Frust schob und Tobias krampfhaft versuchte, sie aufzumuntern, fuhren sie also wieder nach Hause. Ben stieg als erster aus dem Bus aus. Er verabschiedete sich mit einem ziemlich zermürbten Lächeln von ihnen, murmelte Tobias noch ein "Na dann viel Glück noch, Koala" ins Ohr und verließ dann den Bus.

Tobias brachte Monami noch bis zu ihrer Haustür, obwohl er näher an der Haltestelle wohnte als sie. Die Stimmung war ziemlich verkrampft. Tobias vermutete, dass Monami genau so intensiv über ihr spaßig-ernstes Gespräch nachdachte wie er.

"So, jetzt sind wir allein. Du hattest da 'ne Frage an mich", fing Monami an, als sie vor der Tür standen. Sie spielte verlegen mit ihrem Schlüsselbund. "Dito", erwiderte Tobias und trat sich in Gedanken in den Hintern, weil er sein blödes Maul nicht auf bekam. Monami lachte. "Fein. Hast du mir denn was zu sagen, Tobias?" Tobias schluckte. "Naja", begann er, noch nach Worten ringend. Eigentlich war es einfach. Er wollte mit Monami zusammen sein. Sein Problem war nur, seine Gefühle zu formulieren, ohne albern zu klingen.

Sekundenlang stand Tobias da, wedelte mit den Händen herum und sagte kein Wort. Höchstens ein schwaches "Ähm" brachte er hin und wieder hervor. Monami ergriff plötzlich seine Hände und lächelte ihn sachte an. "Ich glaub, ich weiß, was du mir sagen willst", sagte sie. "Ach ja?", murmelte Tobias peinlich berührt. Sein Gesicht machte wahrscheinlich einer reifen Tomate Konkurrenz und dank der herrschenden Jahreszeit war es noch ziemlich hell, so dass Monami seine Gesichtsröte wahrscheinlich auch problemlos erkennen konnte.

"Was will ich denn sagen? Ich hab grad Formulierungsprobleme." "Ich merk das schon." Monami hatte inzwischen ein wissendes Dauergrinsen im Gesicht. "Wenn du weißt, was ich dich fragen will, warum antwortest du dann nicht einfach?", maulte Tobias. Er hatte noch nie jemandem ein Liebesgeständnis machen müssen und war entsprechend demotiviert.

Alles Murren war allerdings vergessen, als Monami ihn plötzlich küsste. Einfach so, auf den Mund. Es war kein langer Kuss, nichts, was Tobias hätte erwidern können, und als Monami den Kopf zurückzog, schlug Tobias' Herz irgendwo in seinem Hals herum.

"Weil ich hören möchte, wie du fragst", sagte Monami lächelnd. "Also?" Tobias atmete tief durch. Sie war noch immer so nah, dass er sie mit einem kleinen Ruck seines Kopfes nach vorn hätte küssen können.

"Ich mag dich, Monami", sagte er schließlich. "Sogar sehr. Und... naja..." Er kam sich tierisch blöd dabei vor, wie er diesen Schnulz hervor stotterte, aber es half ja nichts. Erneut atmete er tief durch. "Möchtest du meine Freundin sein?", fragte er kleinlaut und sah sie, obwohl er fast einen Kopf größer war als sie, fast von unten herauf an.

Als Monami ihn umarmte und erneut küsste, bekam Tobias schon wieder Herzklopfen. Wenn so etwas Liebe war, fühlte sie sich alles andere als gesund an. "Natürlich möchte ich", flüsterte Monami lächelnd. Die grünen Augen funkelten Tobias überwältigend süß an.

Tobias schloss Monami in seine Arme, zog sie so eng wie nur möglich an sich und küsste sie zärtlich. Es war er erste seit bestimmt mehreren hundert Küssen, bei dem er an seinem Können als Küsser zweifelte. Aber dass Liebe ein wenig am Selbstbewusstsein nagte, hatte er ja schon vorher bemerkt.



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