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KillerCat Chion und die rote Göttin

Leseprobe
von

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Das Amulett

Die Mönche trugen Chion in eine Kammer, die durch einen Schrein zugänglich ist. Raki wusste von dieser Geheimkammer, die „hintere Kammer“ genannt wurde, doch er hatte sie niemals betreten dürfen. Überrascht schaute er um sich. In der Kammer gab es ein Bett, einen kleinen Tisch, einen Stuhl, eine Waschschüssel, aber kein Fenster. „Hol heißes Wasser!“ befahl ein Mönch.

Der junge Mann lief los. Als er mit einem Eimer dampfenden Wassers zurückkam, lag Chion bereits spärlich bedeckt auf dem Bett und wurde von Alwa, dem „Kräutermönch“, mit sehr strengen Blick untersucht. Die tiefen Wunden an der Seite warfen seine Stirn in tiefe Runzeln. Raki, der beim ersten Anblick der fast nackten Chion errötet war und dem daraufhin die Wunden ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hervorgerufen hatten, schluckte und fragte zaghaft: „Wird sie es schaffen?“

Alwa antwortete ihm nicht. Abt Ensof, der während Rakis Abwesenheit dazugekommen war, seufzte. Schweigend versorgen sie die Verwundete. Alwa hatte eine Tasche mit vielen kleinen Tiegeln und allerlei medizinischer Geräte bei sich, er ließ sich von seinem Gehilfen alles Nötige reichen, während er an den Wunden arbeitete. Konzentriert schaute er durch die kleine Brille auf seiner Nase, ab und zu rannen Schweißtropfen an seinen Schläfen herab.

Chion lag bewusstlos da, ab und zu gab sie wimmernde Laute von sich. Die Mönche sprachen ihr beruhigend zu, aber niemand wusste, ob sie es hören konnte. Raki überlegte sich, wie groß ihre Schmerzen wohl waren, beklommen erinnerte er sich daran wie er sie gefunden hatte. Die Stimmung empfand er als derart bedrückend, dass ihm das Herz bang wurde. Er sah das Blut überall, am Bettlacken, in den Kleidern, die achtlos auf dem Boden lagen, an den Tüchern und Binden. Wieviel Blut hatte sie wohl schon verloren? Seine Lippen formten ein Gebet an die Götter. Allmächtige, lasst Chion nicht sterben, riefen seine Gedanken. Ein Funkeln machte den Novizen aufschauen. Am Hals der Frau glänzte ein türkisfarbenes Amulett. Es wechselte im Licht der Öllampen ständig seine Farben als hätte es ein heimliches Eigenleben.

Raki versenkte sich in seine Gebete. Wenn er meditierte konnte er sich in Gedanken von seinem Körper soweit lösen, dass er frei von äußeren Einflüssen sein Denken ziehen ließ. Er fühlte weder seinen Körper, noch beschäftigten ihn die Sorgen des Alltags. In diesem Zustand blickte er jenseits der Dinge, denn sein geistiges Auge eröffnete ihm die Wahrheit hinter den Erscheinungen.

Das Funkeln entfaltete sich zu einem schillernden Leuchten. Rakis Herz schlug glucksend im Hals. Tränen schossen ihm in die Augen und er glaubte zu entflammen. Das Licht drang in ihm und hob ihn hoch, er sah sich selbst leuchten. Brennender Schmerz überkam ihn, dann wurde es dunkel.
 

Auf dem Boden liegend kam Raki wieder zu sich. Abt Ensof beugte sich über ihn. „Narr!“ zischte er den Novizen ins Ohr.

Verwirrt blinzelte er um sich. Die Mönche verbanden Chions Wunden. „Was war das?“ lallte Raki. Er war noch vom Licht benommen.

„Hast du nicht gemerkt, das ihr Amulett magisch ist?“ flüsterte der Abt. „Du hast versucht eine Barriere zu durchdringen, die niemand berühren darf!“

Raki schwieg und rieb sich die Augen. Er entschuldigte sich. „Ihr habt es bemerkt?“ wisperte er.

„Natürlich. Ich sehe schon, deine Fähigkeiten sind wieder ein Stück weiter gewachsen, aber noch lange nicht vollkommen. Ich werde dich bald in die nächsten Weihen einführen müssen.“ Der Abt schien besorgt. „Das geht bei dir schneller als erwartet...“

Wäre es eine andere Situation gewesen, hätte sich Raki über alles gefreut, doch in diesen Moment beschäftigte ihn nur die Sorge, ob Chion die Wunden überleben würde.



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