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One litre of Tears

~100 fanfiction challenge~
von

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008. Weeks

008. Weeks
 

„Da wir am diesjährigen Chorwettbewerb der Oberschulen teilnehmen, sollten wir uns langsam für ein Lied entscheiden. Gibt es dies bezüglich schon Vorschläge?“

Ein wenig nervös aber dennoch hoffnungsvoll, blickte Aya in die Runde aus der allerdings nur gelangweilte Gesichter sprachen. Keiner der Anwesenden meldete sich oder versuchte zumindest seinen Kopf dazu zu bewegen, nach einer Idee zu kramen. Stattdessen bekam man das typische Verhalten von Schülern zu sehen, die absolut nicht angesprochen werden wollten: die einen versteckten sich hinter ihren Aufzeichnungen, die anderen hatten den Blick von ihrer Klassensprecherin gleich abgewandt, die nächsten fingen auf einmal an, etwas in ihrer Tasche zu suchen oder dergleichen. „Kommt schon. Irgendeine Idee?“

„Warum sollten wir uns darüber den Kopf zerbrechen?“, schaffte es zumindest wenigstens eine Mitschülerin Ayas ihre Meinung kund zu tun – obwohl dies gewiss in die falsche Richtung zielte, „Das ist doch die Arbeit des Klassensprechers!“

„Genau, denk dir doch selbst was aus!“, wurde sie auch sogleich von einem der Jungs unterstützt. Allgemein schienen sich nun die meisten dieser ignoranten Meinung anschließen zu wollen, und sahen das Thema erst recht als beendet an.

Auch wenn Aya noch etwas wartete, kam keine weitere Meldung. Somit musste sie wohl resignieren... Sich wieder zu ihrem Platz begebend, wurde ihr mitfühlend von ihrer Freundin Mari auf die Schulter getippt.

Hätte Mari eine Idee gehabt, dann hätte sie garantiert gesprochen, das wusste Aya, und dementsprechend konnte sie ihr auch nicht böse sein.

Dennoch verstand sie nicht, warum so wenig Einsatz oder überhaupt erst Interesse gezeigt wurde.

Natürlich konnte man nicht erwarten, dass sich alle Schüler nach kurzer Zeit bereits in den Armen lagen, und mitunter gab es sicherlich auch Klassen, bei denen nie ein wirklicher Gruppenverband entstand, aber... zumindest sollte man doch miteinander arbeiten, oder? Vor allem dann, wenn einem vom Lehrer aufgetragen wurde, an solch einen Wettbewerb teilnehmen zu müssen.

Dennoch: Den Ausgang dieser ersten Gesprächslage würde Aya nicht so einfach auf sich sitzen lassen wollen, das stand fest.
 

Innerhalb dieser Woche suchte sie also auf eigene Faust nach einer kleinen Auswahl an Liedern, die sich für einen Chorgesang recht gut eignen würden.

Nun müsste sie diese nur noch ihren Mitschülern nahe bringen...

Allerdings konnte sich Aya denken, dass dies nicht gerade einfach wäre und somit beschloss sie einen anderen Weg einzuschlagen:

„Asou-kun, warte bitte!“, kam sie aus dem Klassenzimmer der 1-A geeilt und holte ihren Mitschüler ein, welcher als erster nach Unterrichtsschluss den Raum verlassen hatte, um nach Hause zu gehen.

„Was ist?“ Mit Händen in den Hosentaschen drehte er sich zu ihr um und schien ganz und gar nicht begeistert zu seinm nun mehr noch einmal aufgehalten zu werden.

Aya ließ sich davon allerdings nicht beirren, sie wusste ja, dass er schweigsam und leicht mürrisch war, und hielt ihm schließlich eine Minidisk entgegen.

„Ich habe mir ein paar Lieder für den Chorwettbewerb überlegt. Vielleicht könntest du einmal reinhören und sagen, welches du-“

„Ist mir egal“, unterbrach er sie da schon forsch mitten im Satz und drehte ihr den Rücken zu, um seinen Weg weiterzugehen, „Nimm einfach irgendeines.“

Oh nein... nicht schon wieder!

Aya atmete hörbar die Luft aus und beeilte sich, um mit ihm Schritt halten zu können.

„Aber du bist Klassensprecher, genau wie ich. Also solltest du zumindest-“

„Ich sagte doch, dass es mir egal ist.“

„Warum?“

„Weil ich Musik hasse! Glaubst du, dass sich auch nur irgendeiner von uns ehrlich für diesen Wettbewerb interessiert?“

Bevor Aya darauf aber überhaupt antworten konnte und die Siuation eventuell sogar zu einem Streit eskalieren konnte, wurden die beiden von einer hellen Mädchenstimme aus ihrer Unterhaltung gerissen:

„Asou-san!“

Aya und Asou drehten sich beide gleichzeitig um und blickten ihrer Mitschülerin Tomita Keiko entgegen, welche auf sie... nein, viel mehr auf Asou Haruto zugelaufen kam. Aya wurde von ihr nicht einmal beachtet. „Asou-san, ich wollte dich fragen, ob wir vielleicht zusammen nach Hause gehen wollen?“

Statt Tomita daraufhin zu antworten, schwieg der Gefragte einfach nur und nahm Aya die MD aus der Hand, um endlich von hier fortzukommen und somit zumindest ein Problem gelöst zu haben. „Sag bloß, du hörst noch MDs?“, amüsierte sich Tomita über seine Reaktion und ging ohne auf eine Antwort zu warten mit ihm mit.

Aya sah den beiden eine kurze Zeit nachdenklich hinterher, ehe sie sich wieder auf den Weg zum Klassenraum machte, um auch ihre Sachen zusammenzupacken.
 

Dass er allerdings tatsächlich in die Musikdateien reinhören würde, hätte sie nicht erwartet...

Ein paar Tage später kam Asou nämlich in der kleinen Pause zu ihrem Platz vor und legte ihr die MD auf die Pultplatte.

„Das dritte ist okay. Ich denke, das geht.“ Mehr sagte er nicht und Aya nickte daraufhin auch einfach nur, aber sobald er ihr den Rücken zugewandt hatte, lächelte sie still vor sich hin.

In jenem Moment betrat auch schon ihr Klassenlehrer das Zimmer, um seine Homeroomstunde abzuhalten.

„Ikeuchi, wie steht es um den Wettbewerb?“, erkundigte sich Nishino-sensei angespannt, da auch er nur gut genug wusste, dass seine Klasse im Gegensatz zu denen anderer Schulen nicht recht voran kam.

Etwas verunsichert erhob sich Aya von ihrem Platz.

„Nun... wir... haben das Lied, was wir vortragen werden, ausgewählt. Allerdings... fehlt uns auf jeden Fall noch eine passende Begleitung am Klavier und ein Dirigent.“

Es reichte aus, damit es wieder großen Tumult in der Schülerrunde gab, da man nun wohl doch nicht an diesem Wettbewerb vorbeikam und sich nun mehr drauf einstellen müsste, ernsthaft zu proben und seine Zeit zu opfern.

Dass ihre Klassensprecherin nun aber auch noch verlangte, dass sie sich einen Pianisten und Dirigenten aus dem Ärmel schütteln, ließ sie gleich wieder in Höchstform auflaufen:

„Warum machst du das denn nicht?“

„Genau, wir haben genug für die vielen Tests zu lernen! Warum sollen wir uns also auch noch mit so etwas abgeben?“

Aya schwieg kurz, um sich ihre Worte genau zu bedenken, während Nishino-sensei versuchte die aufgebrachte Gruppe wieder ruhig zu bekommen.

Im Grunde hatten sie ja recht. Natürlich hatten sie alle wahnsinnig viel zu tun. Die Lehrer gaben ihnen genug Hausaufgaben auf, kündeten Tests ohne absehbares Ende an und schon bald wusste man nicht mehr, wofür man noch lebte, außer um zu lernen... dass der kleine bisschen verbliebene Freiraum nicht unbedingt dafür genutzt werden wollte, um sich mit weiteren „schulischen“ Dingen aufzuhalten, war verständlich. Wenn es daraum ging, fiel ihr keine gute Begründung ein, dass es anders sein sollte, aber... dafür kam Aya etwas in den Sinn, was sie erst neulich von ihrem Vater gesagt bekommen hatte:

„Wisst ihr... mein Vater bertreibt ein Tofugeschäft. Das ist der Job, den er schon immer machen wollte“, begann sie zögerlich und schaffte es nach ein paar Sekunden, dass die Klasse tatsächlich schwieg. Vielmehr lag das aber wohl daran, dass sich alle fragten, warum sie jetzt ausgerechnet von ihrem Vater erzählte, was zu dem doch Niemanden wirklich interessierte? „Allerdings... bis es so weit war, hatte er viele andere Berufe ergriffen. Er arbeitete als Lieferant, gab dies allerdings bald wieder auf. Dann fühlte er sich als Schneider berufen und entwarf vewrschiedene Hemden. Aber da die Kunden ausblieben, merkte er, dass er nicht genug Talent besaß!“ Was dies betraf, musste Aya nun fast schon ein wenig lachen. Das Nähtalent ihres Vaters war wirklich nicht der Rede wert! Dennoch gab er sich immer Mühe, wenn er mal wieder etwas fabrizieren wollte. „Anschließend reparierte er Uhren und baute selbst solche zusammen, und dann-“

„Was willst du uns damit sagen, Ikeuchi?“, wurde ihr mitten im Satz über den Mund gefahren, „Uns interessiert reichlich wenig, was deine Familie bereits alles erlebt hat!“

Aya sah zu dem Störenfried auf, der ihr genervt entgegenblickte, und lächelte sanft. Nein, das würde sie jetzt zu Ende bringen. Sie... hatte das Gefühl, dass es äußerst richtig und wichtig wäre, genau dies zu tun.

„Was ich damit sagen will... Manche Dinge finden wir erst auf eine, langen Weg, und manchmal vergeht deswegen auch sehr, sehr viel Zeit. Allerdings ist diese Zeit, die wir investieren, nicht verschwendet.

Ja, wir haben eine Menge zu lernen und stehen unter Druck, aber was sind schon zwei, drei Wochen? Wir haben im Gegensatz dazu drei ganze Jahre, die wir an dieser Schule verbringen werden! Lernen ist äußerst wichtig, aber... wir sollten doch auch die Zeit hier genießen, nicht? Bevor wir uns versehen, sind die jetzt noch so ewig erscheinenden Jahre vorbei. Ich für meinen Teil... möchte Erinnerungen erschaffen, an die ich später gerne zurückdenke!“

Kaum mehr hatte Aya geendet, füllte sich die Klasse mit Schweigen.

Keiner traute sich nun mehr noch etwas zu sagen, aber keiner wusste auch überhaupt, was er sagen sollte.

Sich nun mehr setzend, hatte Aya das Gefühl, dass sie tatsächlich einige ihrer Mitschüler erreicht hatte.

Vielleicht... war dies zumindest ein Anfang.



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