Zum Inhalt der Seite

Neverland Sky

»Wie du mir, so ich dir«
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The deep End

The deep End
 

»Let the hurricane set in motion«
 

Ich konnte nur noch rechtzeitig die Augen schließen, bevor es mich im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt erwischte. Ein ziehender Schmerz breitete sich für einige kurze Momente in meiner Stirn aus, doch er ebbte sehr schnell wieder ab. An dessen Stelle trat ein anderes, weitaus unangenehmeres Gefühl. Wie tausend kleine Nadeln stach das eisige Wasser in meine Haut. Die Flüssigkeit breitete sich auf meinem Kopf aus, sickerte in meine Haare und rann meinen Hals hinab. Ich konnte die Nässe an meiner Brust spüren; der eine Teil des Wassers, der mich dort getroffen hatte, sog sich in mein rotes Shirt und schmiegte sich kalt an meine Haut. Gänsehaut zog sich über meine Arme, die Kälte hatte mir alle Luft aus den Lungen gepresst, sodass ich nun nach Sauerstoff schnappte wie ein Fisch an Land. Scharf sog ich die Luft zwischen den Zähnen ein. Mein Gesicht war nass und das Wasser perlte von meiner Nase.
 

Als ich die Augen blinzelnd und langsam wieder öffnete, sah ich in das selbstgefällige Grinsen eines dunkelhaarigen Jungen, der mich feixend musterte. Die Genugtuung und das Vergnügen standen ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Er hatte Freude an meinem Anblick. Natürlich. Wie sollte es auch anders sein? Ich hatte ja gerechnet, dass ich mein Fett noch wegkriegen würde, aber ich hatte mir etwas anderes ausgemalt. Das bewies mir mal wieder, wie sehr ich mich doch in diesem Idioten täuschen konnte. Memo an mich: Nicht mehr so blauäugig sein, was einen gewissen Schwachkopf namens Cas Valentine betraf. Das konnte doch nur ins Auge gehen.
 

Ich wischte mir mit einer Hand über das Gesicht und schnaufte. Der Schwachkopf lachte und ich stand kurz davor, ihn zu würgen. Das hier war eine nie enden wollende Geschichte. Wir triezten uns, seit ich denken kann. Keine Tat blieb ungesühnt. Eine Endlosschleife. Eine Racheaktion folgte auf die nächste. Es war nie anders gewesen. Ich kann mich erinnern, dass wir mal notgedrungen Pausen eingelegt hatten, wenn wir mal im Urlaub waren oder so. Aber es bot sich sogar an, dass seine und meine Familie nur selten in Urlaub fuhren.
 

»Mr. Valentine, würden Sie mir bitte erklären, was um alles in der Welt Ihnen eigentlich einfällt, meinen Unterricht auf diese Weise zu stören?«, fragte Mrs. Randall scharf. Ich prustete los. Die Kälte tat meiner Schadenfreude keinen Abbruch. Er würde seine Strafe nicht nur von mir bekommen, sondern auch von der Lehrerin unseres Debattierkurses. Das geschah ihm Recht.
 

»Sie auch, Mr. Nightingale. Mir ist egal, welches Spiel Sie beide spielen, aber verlegen Sie es auf den Nachmittag und nicht in meinen Unterricht! Beide nachsitzen. Heute Nachmittag. Holen Sie sich nach dem Unterricht die Aufgaben bei mir ab«, zischte Mrs. Randall. Ich verzog das Gesicht. Eigentlich mochte ich sie ja. Sie war eine gute Lehrerin, hatte Witz und Charisma, aber sie konnte auch sehr streng sein. Ich schnaubte. Warum wurde ich angearscht, wenn Valentine den Mist verzapfte? Das war eindeutig ungerecht.
 

Ich pulte den zerrissenen Fetzen Gummi aus meinen nassen Haaren und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger fest. Dieser Spinner hatte mir doch tatsächlich eine Wasserbombe an die Birne geworfen! Irgendwie konnte ich es immer noch nicht glauben. Mitten im Unterricht. Wirklich zu dumm, dass er direkt vor mir beziehungsweise ich direkt hinter ihm saß. Andernfalls hätte er es sich bestimmt überlegt, ob er das Ding quer durch den Raum geworfen hätte. Saftsack. Während ich mit dem Saum meines Shirts mein Gesicht abwischte, schmiedete ich bereits Rachepläne. Das würde ich definitiv nicht auf mir sitzen lassen. Ich war nass … das konnte nicht wahr sein!
 

»Du bist genauso dran wie ich, Nightingale«, zischte Val mir zu, bevor er sich mit triumphierenden Lächeln wieder umdrehte. Dieser Dämpfer mit dem Nachsitzen schien ihn in Anbetracht der Tatsache, dass er mich buchstäblich kalt erwischt hatte, nicht zu stören. Aber er würde schon sehen, was er davon hatte. Sein dämliches Grinsen würde ich ihm aus dem Gesicht wischen. Gedanklich rannte ich bereits mit seinem Handy über den Schulhof und versenkte das dumme Ding im nächsten Klo. Die Vorstellung zauberte ein breites Grinsen auf meine Lippen.
 

Heute beim Nachsitzen würde ich jedenfalls Zeit haben, um ihm eins auszuwischen. Daher bot sich das sogar regelrecht an. Bis dahin musste ich mir nur etwas einfallen lassen, aber das sollte wohl nicht weiter schwer sein — was sich als Irrtum erwies.
 

Doch mein kleiner Racheakt ergab sich aus der Situation heraus und hatte sogar viel mehr Wirkung als irgendwas Geplantes. Wie immer saß ich beim Nachsitzen hinter ihm. Diesmal waren wir allein, offensichtlich hatte heute niemand sonst irgendeinen Schwachsinn berissen. Mrs. Randall war nicht gerade zimperlich gewesen, was die Aufgabenverteilung anging, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals Aufgaben beim Nachsitzen gemacht zu haben. Die hatte ich stets entweder zu Hause oder morgens in der Schule erledigt.
 

Valentine war genauso wie ich. Er machte seine Aufgaben auch nie hier, stattdessen saßen wir beide gelangweilt an unseren Tischen. Ich kritzelte meinen Block mit wahllosen Bildern und Symbolen zu, während mein Blick nahezu permanent an der großen Uhr über der Tür hing. Warum musste ich eigentlich nachsitzen? Valentine, dieser Idiot, hatte die Wasserbombe nach mir geworfen. Warum wurde ich jetzt noch einmal zusätzlich bestraft? Das war nicht berechtigt. Seit wann wurde denn das Opfer mit verurteilt?
 

Mir fiel der Füller aus der Hand. Es kam selten vor, dass ich mit dem Ding schrieb, aber die Mienen meiner Kugelschreiber waren allesamt leer, was mich im Endeffekt dazu veranlasste, wieder den Füller zur Hand zu nehmen. Beim Aufprall auf das Papier verspritzte die Feder einige blaue Tintentropfen, die sich zu mittelgroßen Klecksen auf dem weißen Untergrund entwickelten. Ich nahm den Stift. Es ging alles ganz schnell.
 

Ich sah, wie Valentine sich zu mir umdrehte, wieder dieses selbstgefällige Grinsen auf den Lippen — und in diesem Moment holte ich aus. Dann riss ich die Hand nach vorne. Ich konnte beobachten, wie die dunkelblauen Tropfen von seinem Shirt in einer Spur nach oben bis auf sein Gesicht flogen. Die Tinte saugte sich in dem hellen Stoff seines Oberteils fest, lief über seine helle Haut. Ein Tropfen rann in seinen Mundwinkel.
 

Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Ich fotografierte ihn imaginär ab, um dieses Bild für immer in Erinnerung zu behalten. Eine Mischung aus Überraschung und Verwirrung lag in seinen Augen, die abwechselnd mich und den Füller in meiner Hand anstarrten. Doch er brauchte nicht lange, um zu begreifen, was geschehen war. Vals Augenbrauen zogen sich zusammen. Er hob seinen Handrücken an seinen Mund und wischte die Tinte weg. Kurz betrachtete er die blaue Farbe auf seiner Hand, ehe er mich wieder anschaute.
 

Ich grinste ihn breit an. Die Tinte stand ihm ausgezeichnet. Val spannte und entspannte seine Hände immer wieder, ballte sie zu Fäusten und öffnete sie wieder. Ich wedelte vergnügt mit meinem Füller vor seiner Nase herum. Wir fixierten uns gegenseitig wie zwei feindliche Raubtiere. Ich wusste, er wäre mir am liebsten an die Gurgel gesprungen, aber zufälligerweise wusste ich, dass ich gerade sein Lieblingsshirt besudelt hatte. Er würde es sich also zweimal überlegen, ehe er auf mich losging. Ich war immer noch mit meinem tintesprühenden Füller bewaffnet.
 

Doch dann verzog er seine Lippen zu einem dünnen Lächeln, was seinem Gesicht einen sauren Ausdruck verlieh. Irgendwie war ich gespannt, was er sich einfallen lassen würde, um mich seine Rache spüren zu lassen. An Kreativität mangelte es ihm nicht, also wurde es auch nie langweilig.
 

Ich war froh, dass heute Freitag war. Heute Abend würde Party sein. Das war der einzige Lichtblick der Woche gewesen. Die Luft draußen war schwülwarm. Der Sommer war heiß dieses Jahr. Auf dem Parkplatz vor der Schule roch es nach heißem Asphalt. Es war reichlich bescheuert, dass der Parkplatz der prallen Sonne ausgesetzt war, und zu blöd, dass ich einen tiefgrünen Wagen fuhr. Ich fühlte mich wie in einem Ofen, als ich mich auf den Fahrersitz gleiten ließ. Aber glücklicherweise war mein Vater Automechaniker und hatte mir gütigerweise eine Klimaanlage eingebaut.
 

Als ich auf die Straße abbog, sah ich Val den Gehweg entlanglaufen. Er fummelte an seiner Tasche herum, während ich mir in Erinnerung rief, dass er normalerweise auch immer mit dem Auto zur Schule fuhr. So absurd es vielleicht klingen mochte, aber wir waren Nachbarn. Valentine und ich waren im selben Kindergarten gewesen. Unsere Eltern kannten sich. Ich verscheuchte den Gedanken und wunderte mich, ob er wirklich den Weg zu Fuß laufen wollte. Die Schule war doch recht weit entfernt.
 

Ich hielt neben ihm und er hob den Kopf. Er starrte mich einige Augenblicke lang durch die Scheibe an und ich starrte zurück. Dann glitt er leise auf den Beifahrersitz und schnallte sich wortlos an. Er sah aus seinem Fenster.
 

Wir waren keine Feinde in dem Sinne. Wir hassten uns nicht. Aber wir waren auch nicht wirklich befreundet. Wir kannten uns, nicht nur schulisch. Es war eine Art … Rivalität zwischen uns, ein Wettstreit vielleicht. Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte. Trotz dem, dass wir benachbart waren, wusste ich nicht viel über ihn. Er hatte keine Geschwister, seine Eltern waren geschieden, aber seine Mutter hatte vor einigen Jahren neu geheiratet. Sein Zimmerfenster war nach Süden hin ausgerichtet, also auf die Straße. Manchmal konnte ich ihn von meinem Zimmer aus sehen. Val hatte zwei Mäuse, zwei schwarze, Sherlock und Holmes. Ich hatte gelacht, als ich die Namen der beiden zum ersten Mal gehört hatte.
 

Was er aber für ein Mensch war, wusste ich kaum. Ich kannte zum größten Teil nur seine schulische Seite. Privat hatte ich so gut wie gar nichts mit ihm zu tun, auch wenn wir einander gegenüber wohnten; obwohl unsere Eltern sogar gut miteinander befreundet waren. Wir hielten uns bei ihren Plänen und Ausflügen immer aus.
 

Ich hielt in unserer Auffahrt und wir stiegen aus. Val huschte wie ein Schatten über die Straße, verschwand hinter der Haustür. Meine Eltern waren noch nicht zu Hause, ebenso wenig meine kleine nervige Schwester. Zum Glück. So hatte ich erst einmal meine Ruhe und konnte mich seelisch auf die Party heute Abend vorbereiten. Nicht, dass es von Nöten gewesen wäre, aber es konnte auch nicht schaden.
 

Da Hunger bei mir ein permanenter Zustand war, öffnete ich als erstes den Kühlschrank. Das war Routine. Immer, wenn ich von der Schule nach Hause kam, sah ich als erstes in den Kühlschrank; mein alltägliches Ritual. Ich war hingerissen, als ich die Schüssel mit Obstsalat entdeckte, die da so einsam herumstand. Unschlüssig kaute ich auf meiner Unterlippe herum, doch dann entschied ich mich einfach, egoistisch zu sein und alles aufzuessen. Frei nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ich bewaffnete mich mit einem Löffel und stiefelte die Treppe hinauf.
 

Vals Rache folgte am Montag. Wir hatten zusammen Sport und dieser Idiot hatte sich nach dem Unterricht meine Hose gekrallt. Rausrücken war natürlich auch nicht, und so kam es, dass ich ihn wie ein Verrückter über den gesamten Sportplatz jagte, während er fröhlich lachend mit meiner Hose in der Hand vor mir wegrannte. Er wusste, dass er mir im Laufen überlegen war. Val war ein Sprinter. Mir blieb keine andere Wahl, als ihn mit Boxershorts zu verfolgen, ich reichte nicht an ihn heran. Er schien immer schneller zu werden. Begleitet wurde unser kleiner Spektakel von Gelächter, Getuschel und verzücktem Kichern irgendwelcher Weiber.
 

Obwohl Val ein Sprinter war, war ich vorteilhafter dran als er. Er hatte keine Ausdauer. Ich dafür schon. Ihm ging nach einigen Runden allmählich die Puste aus. Als ich ihn endlich eingeholt hatte, warf ich mich von hinten auf ihn. Er landete auf dem Rasen und ich hoffte, dass er Gras gefressen hatte. Wir schnauften beide völlig außer Atem und rangen schwer keuchend nach Luft. Val drehte sich auf den Rücken. Dabei schubste er mich von sich, sodass ich neben ihm hockte. In der Zwischenzeit hatte ich ihm meine kostbare Hose entrissen, sprang auf und zerrte mir das Teil über die Beine, damit er damit nicht noch einmal davonlaufen konnte.
 

Dieser kleine Zwischenfall hatte dazu geführt, dass wir beide zu spät zum nächsten Unterricht kamen. Dummerweise war der Debattierkurs an der Reihe. Mrs. Randall war nicht sehr erfreut darüber und war ordentlich angesäuert, nachdem sie erfahren hatte, was genau uns nun von der Pünktlichkeit abgehalten hatte.
 

»Nightingale, Valentine«, sagte sie barsch und verschränkte die Arme ärgerlich vor der Brust, während sie uns anstarrte, als wollte sie uns unangespitzt in den Boden rammen. Wenn sie so aussah, hatte ich regelrecht Angst vor ihr. Val und ich standen nebeneinander an der Tür. Wir hatten beiden den Schwanz eingezogen. Keiner riskierte es, sich mit Mrs. Randall anzulegen.
 

»Strafarbeit, beide«, fauchte sie und schlug uns mit flacher Hand vor die Stirn. Es tat nicht weh, es war vielmehr ein harmloser Klaps. Ich stöhnte entnervt auf. Schon wieder? Konnte sie sich nicht etwas Neues einfallen lassen? Langsam wurde es wirklich öde. Ich grummelte leise vor mich, Val schien genauso wenig begeistert zu sein wie ich. Doch der Knaller sollte erst noch kommen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass sie sich ausgerechnet das einfallen ließ?
 

Wir sollten ein Referat halten. Val und ich sollten ein Referat halten. Und das nicht jeder einzeln, sondern in Partnerarbeit. Ich hatte Mrs. Randall ungläubig angestarrt, Val hatte nicht anders ausgesehen als ich. Jeder Versuch, die Strafarbeit in eine andere Richtung zu lenken, scheiterte kläglich. Sie war unerbittlich.
 

Damit waren Valentine und ich dazu verdammt, notgedrungen Zeit miteinander zu verbringen, um dieses Referat auszuarbeiten. Ob das gut gehen würde? Meine Revanche stand noch aus, ich würde also genug Zeit haben, mir etwas einfallen zu lassen, und auch mit Sicherheit genug Umsetzungsmöglichkeiten. Das würde die reinste Schlammschlacht werden. Ich sah es bereits kommen. Wir würden vermutlich gar nicht dazu kommen, dieses Referat vorzubereiten, sondern würden uns abwechselnd neue Sticheleien einfallen lassen.
 

Im Endeffekt waren wir selbst dafür verantwortlich, immerhin provozierten wir ständig irgendwelche Strafarbeiten. Dass es aber so enden würde, davon sind wir nie ausgegangen. Aber irgendwann war immer das erste Mal. Es war statistisch gesehen voraussehbar, dass wir mal so auf die Schnauze fliegen würden. Wir hatten uns selbst ein Bein gestellt, waren gestolpert und mussten nun wieder aufstehen. Ich stöhnte innerlich auf, als mir einfiel, dass ich anfing, Metaphern zu verwenden, um meine Situation zu beschreiben. Na wunderbar. Meine Mutter würde das sicherlich freuen, wenn ich zu einem Poeten mutieren würde. Herrlich! Mir blieb demnach keine andere Wahl, als mich mit diesem Los abzufinden. Ich würde versuchen das Beste daraus zu machen. So schlimm konnte es nicht sein, mit Val zusammenzuarbeiten.
 

Wir sahen einander skeptisch an. Ich konnte ihm ansehen, dass er genauso dachte wie ich. Wir trauten einander nicht so viel Hirnaktivität zu. Ich zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. Auf sie mit Gebrüll, dachte ich, bevor ich die Aufgaben von Mrs. Randall entgegennahm.
 

____

tbc.

A Piece of Peace

A Piece of Peace
 

»Every second I'm without you I'm a mess«
 

Ich rächte mich noch am selben Tag. Val hatte sich eine Colaflasche gekauft und als er sie unbeaufsichtigt ließ, weil er aufs Klo musste, schnappte ich sie mir und schüttelte sie kräftig durch. Als er sie dann öffnete, sprudelte die braune Brühe über und Val klebte wie eine Fliegenfalle. Natürlich war ihm sofort klar, dass ich dahinter steckte. Sein glühender Blick bohrte sich in meinen Kopf, da ich den Blick gesenkt hatte und mir nur mit Mühe das Lachen verkniff.
 

Als ich das Schulfoyer nach Unterrichtsende verließ, rannte ich fast in Val hinein. Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt, über seiner rechten Schulter hing seine Tasche. Alles in allem wirkte er ein wenig ungeduldig — und mich beschlich der beängstigende Verdacht, dass er auf mich gewartet hatte.
 

»Ich dachte schon, ich würde erst zu einer Steinstatue erstarren, ehe du hier auftauchst. Bist du immer so langsam?«, sagte er spöttisch. Ich verkniff mir einen Kommentar dazu, sondern spielte wieder mit dem Gedanken, sein blödes Handy im Klo zu versenken.
 

»Heute. Achtzehn Uhr. Bei mir. Ich will dieses Referat so schnell wie möglich hinter mich bringen. Je schneller ich dich los bin, umso besser. Wehe, du bist zu spät«, fügte er dann hinzu. Damit wandte er sich um und stakste stolz zu seinem Auto. Ich starrte ihm perplex nach, während mein Hirn langsam die Information und die Situation verarbeitete. Offensichtlich hatte mein Steuerapparat sich dazu entschlossen, das Geschehnis sacken zu lassen, und als dieser Vorgang abgeschlossen war, traf es mich mit voller Wucht.
 

Langsam ging ich zu meinem Auto. Ich zerpflückte gedanklich Valentines Sätze und versuchte irgendeinen Racheakt herauszufiltern. Nicht, dass ich davonlaufen würde, wenn ich es erst einmal durchschaut hatte, aber so offensichtlich war es nie gewesen. Warum sollte er jetzt also damit anfangen? Wenn das also kein geplanter Racheanschlag war, dann … Ich stutzte. Es war tatsächlich schwer, das zu glauben, es überhaupt gedanklich auszusprechen.
 

Er hatte mich gerade zu sich nach Hause eingeladen. Der Umstand, dass er es wegen dem Referat gemacht hatte, spielte keine Rolle. Gut, eine Einladung in dem Sinne war es auch nicht gewesen, viel mehr ein Befehl, aber … egal. Ich rubbelte mir mit den Fäusten durch die Haare und kniff dabei die Augen zu. Ich führte mich ja gerade auf wie eine verknallte Chica. Natürlich versuchte ich meinen wirren Gedankengang von eben vor mir zu rechtfertigen. Aber wie sollte ich denn auch darauf reagieren? Es war zwar nicht so, dass ich zum ersten Mal das Haus der Valentines betreten würde, aber es war das erste Mal, dass ich vom Spross der Familie hinbeordert wurde.
 

Valentine würde definitiv Heimvorteil haben. Das hatte er bestimmt schon so geplant und sich alles hübsch zurechtgelegt. Diese Schlange. Wer wusste schon, was mich dort alles erwarten würde? Mir blieb der kleine Hoffnungsschimmer, dass seine Eltern vielleicht zu Hause waren, aber … Ach Mist, dachte ich, als mir einfiel, dass seine Eltern beide immer erst spät nach Hause kamen.
 

Mir kam schließlich die Erleuchtung — sozusagen. Val hatte den Überraschungseffekt mit eingeplant, deswegen hatte er mich zu sich bestellt, bevor ich auf diese Idee mit dem Heimvorteil hätte kommen können. Verdammt. Warum fielen mir die besten Ideen immer erst zu spät ein? Ich grummelte vor mich her, während ich auf dem Weg nach Hause war. Es stellte sich also die Frage, womit ich heute Abend rechnen sollte. Zu blöd, dass ich keinen Grundriss des Valentinehauses hatte, denn dann hätte ich mir meine möglichen Fluchtwege im Falle eines Falles zurechtlegen können. Andererseits war ich kein Feigling. Ich würde Val eine Zielscheibe geben, wenn ich Schwäche zeigte. Das war demnach schon mal nicht drin.
 

Die Straße lag still und verlassen da, als ich das Haus verließ, um zu Val rüberzugehen. Vielleicht lag es an der sengenden Hitze, die draußen immer noch herrschte, vielleicht lag es aber auch an meiner zweifelhaften Wahrnehmung. Mir war das alles noch immer nicht ganz geheuer. Für einen kurzen Augenblick keimten in meinem krankhaften Hirn Bilder von einem Keller mit zahlreichen Folterutensilien auf. Ich hätte mich gern selbst geohrfeigt, aber unsere Nachbarschaft war sehr — sehr — aufmerksam, sehr sensationsgeil und es hätte sich schnell verbreitet, dass der älteste Spross der Nightingales sich ohne ersichtlichen Grund selbst ohrfeigte. Dann würde man anfangen, zu spekulieren, warum er das tat. War er ein Masochist? Hatte er Grütze im Kopf und wusste nicht, was er tat? War er ein Spast? Nicht zu rechnungsfähig? Einer Irrenanstalt entflohen und heimlich adoptiert worden? Vielleicht war er ein Psychopath und gefährlich für alle in seiner nächsten Umgebung.
 

Drama in der Wisteria Lane. Haha. Die Herzen der lieben Nachbarn wären natürlich erblüht bei so einem fruchtbaren Boden der ganzen Hysterien und Übertreibungen und dramatisierenden Details, die man dazugedichtet hätte. Herrlich. Aber nein, mein Leben brauchte kein Drama dieser Art. Nicht von alten Klatschtanten, die ihr Leben mit einem Fernglas in der Hand vor dem Fenster verbrachten oder wahlweise auch einen Stimmenaufzeichner — oder wie auch immer diese Dinger hießen — neben sich hatten.
 

Als ich an der Tür der Valentines klingelte, schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis sie geöffnet wurde. Vals helles Augenpaar schaute mir entgegen. Ich bereitete mich innerlich auf den Kampf vor.
 

»Du bist zu früh«, sagte er dann sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mich weiter ungnädig ansah. Ich starrte zurück. Sollte das ein Witz sein? Er hatte gesagt, ich solle um achtzehn Uhr bei ihm sein, ich solle mich hüten, zu spät zu kommen, und nun war ich vielleicht dreißig Sekunden vor sechs da und ich war zu früh? Hatte dieser Junge noch alle Frösche im Teich? War das ein Teil seines Racheplans? Wenn ja, dann war er reichlich erbärmlich.
 

»Und was jetzt? Willst du warten, bis die Uhr sechs schlägt, und mich dann erst reinlassen? Oder sollen wir das Referat zwischen Tür und Angel bearbeiten?«, erwiderte ich schnippisch. Ich wandte den Blick kurz über die Schulter und sah, wie Mrs. Bradburry, eine unserer Nachbarinnen, mit ihrem Fahrrad auf dem Gehweg stehen blieb und zu uns hinüberstarrte, mit einer nahezu aggressiven Neugier. Als ich mich wieder zu Val drehte, um ihn davon zu überzeugen, so schnell wie möglich ins Haus zu verschwinden, um nicht völlig auf dem Präsentierteller ausgeliefert zu sein, packte er mich am Arm und zerrte mich in den Flur, ehe er schnell die Tür ins Schloss warf.
 

»Würde mich nicht wundern, wenn sie gleich vor der Tür steht und nach Mehl fragt«, murmelte Val kopfschüttelnd. Wir sahen einander für einen Moment an. Ihm waren unsere aufmerksamen Nachbarn also auch bereits aufgefallen, die überall einen Skandal witterten. Ihm ging es offensichtlich genau wie mir. Da hatten wir wieder was gemeinsam.
 

»Irgendwann verwanzen sie sich gegenseitig heimlich die Häuser«, sagte Valentine und ich verdrehte die Augen. Allein die Vorstellung war ein Grauen.
 

»Bis dahin will ich hier weg sein«, erwiderte ich. Val grinste mich kurz an, dann nickte er und ging auf die Treppe zu. Ich folgte ihm. Während ich die Stufen hinter Valentine hinaufstieg, schweiften meine Gedanken zu den kommenden Gerüchten ab. Ich wusste, die lieben Nachbarn würden es so hindrehen, dass es natürlich völlig verquert aussehen würde. Selbst wenn man ihnen erklären würde, dass Val und ich uns nur trafen, um ein Referat für die Schule zu machen, würden sie daraus falsche Schlüsse ziehen. Praktische Anwendung eines Kondoms am lebenden Objekt. Ergüsse und Ergebnisse festhalten und dem Kurs präsentieren. Dass es aber für den Debattierkurs war, würde dabei auch keine Rolle spielen. Die Nachbarn würden es schnell zu Biologie umwandeln und dann vermutlich auch noch die Schule verklagen, dass sie ja etwas Anstößiges wie Homosexualität förderten.
 

Moment. Was ging mir denn da gerade durch den Kopf. Ich hätte mir gern vor den Kopf geschlagen, aber dann hätte Val mich skeptisch angesehen. So ein Unsinn. Referat für den Debattierkurs. Darum ging es. Biologie … pah! Ich schüttelte imaginär den Kopf über mich selbst, und in diesem Moment fiel mir auf, dass ich Valentine gerade auf den Hintern starrte. Verwirrt blinzelte ich, fuhr mir mit der Hand über die Augen und verspürte wieder das dringende Bedürfnis, mich zu ohrfeigen.
 

Heute war definitiv nicht mein Tag. Das war die Hitze, sagte ich mir. Ich mochte ja den Sommer, aber brütende Hitze war etwas, das nicht zu meinen Favoriten gehörte. Das konnte noch was werden. Val würde mir vermutlich den Kopf abreißen, wenn ich weiterhin so geistesabwesend war. Meine Gedanken verselbstständigten sich heute eindeutig zu viel. Ich musste mich konzentrieren, sonst würde das nichts werden. Je schneller Val und ich dieses Referat durchgearbeitet hatten, desto besser war es. Irgendwie spukten beunruhigende Bilder in Zusammenhang mit ihm durch meinen Kopf.
 

Ich sah den hohen Käfig von Sherlock und Holmes. Die beiden hatten sich allerdings irgendwo versteckt und schliefen vermutlich. Die Wärme war für die beiden bestimmt auch nicht ohne. Vals Zimmer hatte sich verändert, seitdem ich das letzte Mal hier gewesen war — und zugegeben, das war schon eine ganze Weile her. Eine Wand war angeschrägt, allerdings gab es einen Erker mit breitem Fensterbrett. Die Wände waren von einem klaren Azurblau. Gegenüber dem Bett befanden sich Noten auf Notenpapieruntergrund, schwarz auf blau. Ich konnte mich erinnern, dass Mrs. Valentine gegenüber meiner Mutter mal erwähnt hatte, dass Val sich das mithilfe einer Schablone auf die Wand gesprüht hatte. In einer Ecke des Zimmers befand sich eine hohe Pflanze, auf dem kleinen Nachttisch standen zwei Bilderrahmen mit Fotos darin. Der Teppich war weich und hell. Val hatte ich einen großen, aufgeräumten und übersichtlichen Schreibtisch mit Computer, Boxen für Musik, Stifthaltern, Papierkram und einem Telefon. An der Wand, vor der der Schreibtisch stand, befand sich eine Fotowand, völlig chaotisch aber mit einer anziehenden Faszination. Ich sah mir solche Collagen gerne an.
 

Es gelang uns sogar, friedlich zu sein. Wir suchten das Material zusammen, das wir brauchten, erstellten eine grobe Gliederung und teilten auf, wer was machen sollte. Einmal beobachtete ich ihn dabei, wie er gedankenversunken über einer Quelle saß und auf seinem Stift herumkaute. Sein Tief-in-Gedanken-Gesicht. Das hatte ich schon ein paar Mal gesehen. So sah man ihn nur, wenn er sich wirklich ernsthaft mit etwas beschäftigte, wenn er konsequent über etwas nachdachte — und, das musste man dazu sagen, kam nicht sehr oft vor.
 

Ich schreckte hoch, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Val hob unbeeindruckt den Kopf, er war es offenbar gewöhnt, dass jemand wie ein Wirbelsturm in sein Zimmer kam. Er hatte den Stift immer noch zwischen den Lippen.
 

»Casper«, hörte ich eine weibliche Stimme, noch bevor ich meine Augen auf irgendjemanden fokussieren konnte. Doch dann stellte ich fest, dass es Mrs. Valentine war und im nächsten Augenblick öffnete ich ungläubig den Mund. In meinem Kopf schallte ein Echo wider. Perplex sah ich Val an und sah …
 

Ein Blitz schien durch meinen gesamten Körper zu gehen, als ich sah, wie er doch tatsächlich rot wurde. Valentines Kopf glich einer gesundroten Tomate, fruchtig, saftig. Er hatte die Lippen pikiert geschürzt, sah mehr als nur peinlich berührt aus und funkelte seine Mutter verärgert an. Doch das hatte bei seinem Gesichtsausdruck gar keine Wirkung. Dann blickte ich wieder zu Mrs. Valentine, die ein wenig verwirrt aussah, als sie mich anschaute. Doch dann lächelte sie milde.
 

»Jesse, wie schön, dass du uns mal wieder besuchst«, sagte sie an mich gewandt und klatschte die Hände aneinander. »Möchtet ihr etwas essen? Kuchen? Pizza? Schnittchen?«
 

»Mom«, stöhnte Val und schüttelte mit verzogenem Gesicht den Kopf. Mrs. Valentine wirkte ein wenig gekränkt, als sie das Zimmer wieder verließ, nachdem sie mir ein freundliches Lächeln geschenkt hatte. Nachdem sie weg war, herrschte peinliche Stille im Raum. Ich sah auf meine Hände und aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Val dasselbe tat. Schweigend spielte ich mit der Kappe meines Füllers.
 

»Beiß dir bloß die Zunge nicht ab«, murmelte Val schließlich. »Sag schon.«
 

Ich presste die Lippen aufeinander, als ich den Blick hob, um ihn anzusehen. Er schaute mir entgegen, die Röte in seinem Gesicht war abgeflaut, aber immer noch da. Ich wusste, ich sollte besser nichts sagen, aber er hatte Recht, vermutlich hätte ich mir dann solange auf der Zunge herumgebissen, bis sie ab gewesen wäre.
 

»Du heißt Casper
 

So absurd es auch war, aber ich hatte bis dato nicht gewusst, dass er so hieß. Ich war immer davon ausgegangen, dass sein Vorname Cas wäre. Jeder sprach ihn so an, ausnahmslos jeder. Die Lehrer, seine Freunde, sogar seine Eltern. Es war das erste Mal, dass ich hörte, dass Mrs. Valentine ihren Sohn mit Casper ansprach. Für mich war es immer selbstverständlich gewesen. Das hier war eine gewaltige Überraschung. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich verhört, aber seine Reaktion war Beweis genug, dass es tatsächlich sein Name war.
 

»Ja«, sagte er und schaute mich fest an. »Erwähne es vor niemandem, sonst schneide ich dir die Zunge ab. Du bist der einzige, der es außer meinen Eltern weiß.«
 

Ich sah die Peinlichkeit in seinen Augen. Es war wirklich sein wohl gehütetes Geheimnis. Auf absurde Art und Weise war ich sogar stolz, dass ich jetzt ein Geheimnisträger war. Immerhin war ich der einzige außerhalb seiner Familie, der jetzt seinen richtigen Namen kannte. Das war doch was. Wie wohl seine Freunde reagieren würden, wenn sie erführen, dass er eigentlich Casper hieß? Sie hielten ihn für den Checker schlechthin, die Mädchen liebten ihn.
 

»Casper«, murmelte ich und sah, wie die Röte erneut in Vals Wangen aufflackerte. Er sah angesäuert aus, schwieg aber. Irgendwie gefiel es mir, seinen Namen zu sagen. Nicht, um ihn zu ärgern, nein, ganz einfach aus dem Grund, dass es ein schönes … Mundgefühl war. Ich betrachtete Val einige Augenblicke. Der Name passte zu ihm. Irgendwie. Nachdenklich wiegte ich den Kopf hin und her.
 

»Ich verrate es schon niemandem«, sagte ich, als ich seinen misstrauischen Blick sah. Wahrscheinlich dachte er, ich würde ihn auffliegen lassen, wenn ich mal wieder mit meiner Racheaktion dran war. Aber wir hatten eine Art stilles, unausgesprochenes Abkommen. Nichts Erniedrigendes, nichts unter der Gürtellinie, nichts physikalisch Verletzendes, kein Manipulieren von anderen Personen. Ich konnte Vals Privatsphäre akzeptieren und vor allem auch respektieren. Immerhin erwartete ich von ihm dasselbe.
 

Ich konnte seiner Miene ansehen, dass er mir glaubte. Er nickte kurz, doch wir saßen weiterhin schweigend beieinander und sahen uns einfach nur an. Es dauerte ein bisschen, bis wir uns wieder unserer Arbeit zuwandten.
 

Val entschuldigte sich irgendwann und ich nutzte die Zeit, um mir die Beine zu vertreten. Die ganze Zeit auf dem Boden zu sitzen, war einerseits nicht sehr komfortabel und andererseits schliefen die Beine dabei ein. Ich streckte mich, ehe ich mich kurz in dem Zimmer umschaute. Erst da fiel mir das große gerahmte Foto an der Westwand des Raumes auf. Ich ging näher und betrachtete es.
 

Eigentlich war es nichts Außergewöhnliches. Kein atemberaubender Stunt oder so was. Das Foto zeigte burgunderrote Kirschen, die gerade von einem Wasserstrahl getroffen wurden. Wie Perlen glitten die Tropfen über die glatten Oberflächen der Früchte; das Wasser spritzte in alle Richtungen. Es gab einen schlichten, weißen Hintergrund, der aber den geringsten Teil des Fotos ausmachte. Das Bild sah wirklich beeindruckend aus. Ein perfekter Moment, im richtigen Augenblick abgedrückt und sehr schön eingefangen. Die Reinheit, die das Bild darstellte, war fast greifbar.
 

Dann fiel mein Blick in die rechte untere Ecke des Fotos. In einfachen, weißen, aber kleinen Lettern stand dort Casper Valentine; daneben das Jahr. Ich war erstaunt. Val hatte vielmehr verborgene Seiten an sich, al sich gedacht hätte. Ich wandte mich um und machte mich daran, die Fotowand zu betrachten. Einige der Fotos da hatten denselben Charakter wie das große Kirschbild. Es war also davon auszugehen, dass Val diese Bilder geschossen hatte. Sie hatten etwas Professionelles an sich, aber vielleicht sah es nur für mich als Laien so aus. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Mir gefielen die Fotos.
 

Mir war nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen war. Es war ziemlich spät, als ich wieder nach Hause ging. Meine Mutter war überrascht, als ich ihr erzählte, was ich gemacht hatte. Doch es zauberte ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Vals und meine Eltern hatten ja schon immer gehofft, dass wir mal Freunde werden würden.
 

Ich tigerte durch mein Zimmer. Mir war langweilig, ich hatte nichts zu tun und ich war verdammt noch mal kein Stück müde. All meine Sinne waren wach, keine Spur von Ermattung. Normalerweise war ich um diese Uhrzeit bereits so gut wie tot und hing nur noch schlaff irgendwo in der Ecke herum, wenn ich nicht ins Bett konnte. Während ich Runden durch mein Zimmer lief, dachte ich darüber nach, dass Val heute mit seiner Revanche noch hatte Gnade walten lassen. Ich passierte gerade mein Fenster und konnte ihn an seinem stehen sehen.
 

Schaute er gerade zu mir rüber? Ich beugte mich vor und kniff die Augen zusammen. Im schwachen Licht war es schwer zu erkennen, ob er mit dem Gesicht zum Fenster stand oder nicht. Und selbst wenn, konnte ich aus der Entfernung und bei der Beleuchtung nicht ausmachen, ob er zu meinem Fenster herübersah. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass er mich gerade beobachtete.
 

Und in diesem Moment wurde mir klar, dass er sich gerächt hatte. Dass ich hellwach war, hatte ich ihm zu verdanken. Mir klappte unweigerlich der Mund auf, als ich zu ihm hinüberstarrte. Dieser Bastard, dachte ich empört. Er beraubte mich meines Schlafes! Ich begann fieberhaft zu grübeln, wie er das angestellt hatte. Drogen waren es nicht. Ich fühlte mich wach, nicht wie auf Wolken.
 

Als ich wieder zum Fenster sah, war ich mir absolut sicher, dass er sich gerade lachend wegdrehte. Sein Körper wurde geschüttelt, das konnte ich erkennen. Ich knirschte ärgerlich mit den Zähnen und nahm mir fest vor, herauszufinden, wie er das angestellt hatte, mich wach zu halten.
 

___

tbc.

Turning the Key

Turning the Key
 

»You make the sound of pulling heaven down«
 


 

Als ich am nächsten Morgen zur Schule ging, fühlte ich mich wie gerädert. Ich war erst um drei im Bett gewesen, erst da war ich wieder müde geworden. Dementsprechend müde war ich, dementsprechend auch schlecht gelaunt, muffelig und völlig unausstehlich. Meine Mutter bekam fast wieder ihren hysterischen Wutanfall, als sie sah, dass ich die Milch aus der Packung trank. Heute Morgen war es mir aber egal, ich tat ihr wütendes Gezeter mit einem Schulterzucken ab. Immer diese gekünstelte Aufregung. Irgendwann würde sie noch umkippen. Ihr Kopf lief nämlich immer puterrot an, wenn sie wütend wurde. Auf absurde Weise fand ich das sogar lustig.
 

Ich bekam wieder Nachsitzen aufgehalst, weil ich in Mathe eingeschlafen war. Eigentlich hätte ich Mr. Marson gerne meinen Mittelfinger gezeigt, aber ehe er mich mit Aufgaben überhäufte, die ich nicht einmal erledigen, geschweige denn schaffen würde bis ich mindestens achtzig war, verkniff ich mir diesen ersten Impuls und nickte ergeben.
 

Doch dieses unglückselige Ereignis hinderte mich nicht daran, auch in anderen Fächern immer wieder einzunicken. Ich konnte wohl von Glück reden, dass mein Kopf nicht auf die Bank knallte, andernfalls wäre ich wohl in Aufgaben fürs Nachsitzen erstickt. An den langweiligen, konstanten und sich nie ändernden Schulalltag würde ich mich wohl nie gewöhnen. Einmal abgesehen von meinen Spielereien mit Val hatte die Schule nichts Spektakuläres.
 

Nach dem Sportunterricht ergab sich die Gelegenheit, sich an Val zu rächen. Der Debattierunterricht war heute erstaunlich ruhig verlaufen. Ich war mir sicher, dass sogar Mrs. Randall sich darüber gewundert hatte. Aber das tat nichts zur Sache. Val half nämlich nach dem Sportunterricht dabei, das Volleyballnetz abzubauen. Ich lieh mir von einem Kumpel sein Deo — ein wirklich abartig riechendes Gemisch — und sprühte damit Vals Klamotten von oben bis unten ordentlich ein. Dass ich fast an dem Gestank krepierte, geriet bei meiner Verzückung in den Hintergrund. Ich hatte wirklich keine Ahnung, warum es so war, aber das brachte mir jedes Mal aufs Neue einen Adrenalinkick und diese Racheakte waren die Dinge, auf die ich mich immer diebisch freute. Nicht nur meine eignen, sondern auch die von Val. Das erhellte den tristen Alltag.
 

Ich musste sogar vor mir selbst zugeben, dass es fast an Körperverletzung grenzte, ihn mit diesem Zeug zu verpesten. Aber seine angewidert verzogene Miene war einfach unbezahlbar. Unsere Blicke begegneten sich, als er sich nach mir umdrehte und ansah. Ein Funkeln lag darin, ein belustigtes, schwaches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Vermutlich war ich der einzige, dem bewusst war, dass Val gerade grinste.
 

Er war wirklich erstaunlich mutig. Mit Würde und Stolz marschierter er stinkend durch die Schülerschar auf dem Parkplatz zu seinem Auto. Die meisten, an denen er vorbeiging, rümpften die Nasen, verzogen die Gesichter oder stöhnten angewidert auf. Sie drehten sich nach ihm um, fluchten und schimpften, doch Val tat so, als würde er sich nicht angesprochen fühlen. Er fuhr an mir vorbei, während ich immer noch an meinem Wagen stand. Grinsend sah ich ihm nach, bis er den Parkplatz verlassen hatte.
 

Dann durchsuchte ich meine Hosentasche nach meinem Schlüssel. Dabei fand ich nicht nur die Schlüssel, sondern auch einen kleinen, sauber gefalteten Zettel. Darauf stand eine Uhrzeit und das Datum, das heutige. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Grinsen breiter wurde. In meinem Bauch kribbelte irgendwas, doch dem schenkte ich keine Beachtung. Ich stieg ins Auto und fuhr nach Hause. Das Grinsen wurde ich während der ganzen Fahrt nicht los. Es war beängstigend.
 

Als ich am späten Nachmittag wieder zum Haus der Valentines hinüberging und klingelte, flog die Tür augenblicklich auf. Val sah mir entgegen, ein gequälter Ausdruck lag für wenige Momente in seinen hellen Augen, doch dann verschwand er gänzlich. Als hätte er auf mich hinter der Tür gewartet. Und als wollte er irgendetwas verbergen. Mir blieb vorerst keine Zeit, um mir weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, denn im nächsten Moment hörte ich wütendes Geschrei aus dem inneren des Hauses. Der verzerrten Stimme nach zu urteilen, war es Mrs. Valentine, die lautstark und heftig mit irgendjemandem stritt. Es fielen Worte, die ich ihr nie zugetraut hätte. Worte, die ich nur benutzte, wenn ich allein war, oder gedanklich.
 

Val schloss schnell die Tür hinter sich, als er über die Schwelle nach draußen zu mir getreten war. Er ließ den Blick kurz über die Straße gleiten, aber es war niemand da. Für einen winzigen Augenblick huschte ein verletzter und zugleich peinlich berührter Ausdruck durch seine Augen, als er mich kurz ansah. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammen gepresst. Er verbarg tatsächlich etwas. Diese Erkenntnis war wie ein Schock für mich. Ich hatte keine Ahnung, warum. Aber wenn er Probleme in der Familie hatte, dann …
 

Offenbar verriet mein Gesichtsausdruck meine Gedanken, denn Vals Miene verdunkelte sich ein wenig, als er mich ernst anschaute.
 

»Mein Erzeuger am Telefon«, sagte er — und das so schnell, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen. Aber sein Tonfall sagte, dass es die einzige Information war, die ich bekommen würde. Ich fragte nicht weiter nach.
 

»Komm. Wir fahren dahin, wo es ruhig ist und niemand uns stört«, meinte er dann, spielte mit dem Schlüsselbund in seiner Hand, während er in die Auffahrt ging und sich ins Auto gleiten ließ. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Während wir fuhren, fragte ich mich, wo er hin wollte. Wo wollte er denn einen Vortrag machen? In einem Café? Aber da war es nicht ruhig. Er navigierte den Wagen aus der Stadt und ich zerbrach mir unterdessen den Kopf weiterhin über unseren möglichen Zielort.
 

Wir waren nicht sehr weit raus aus der Stadt und Val hielt direkt vor einer großen, alten Windmühle. Die Felder rings herum waren mit hohen Gräsern überwachsen, die wie Wellen im sanften Wind wogten. Die Mühle selbst war mit Efeu überwachsen, das sattgrün im Sonnenlicht schimmerte. Irgendwie sah das hier ein wenig wie ein Bild aus einem Märchen aus, aber mir gefiel es. Es wunderte mich nur, dass Val solche Orte kannte. Nicht, dass ich das schlimm fand, aber er besaß doch tatsächlich eine romantische Ader.
 

Aus der Vortragsbearbeitung wurde dann doch nichts. Unsere Anfänge und Versuche scheiterten schnell kläglich aufgrund von Unlust. So kam es, dass wir nebeneinander im hohen, wogenden Gras lagen. Ich betrachtete die verschiedenen Wolkenformationen, die langsam über den makellos blauen Himmel zogen. Ich sah einen Hasen und einen Stier und noch viele andere Dinge. Erst, als ich in einer Wolke ein Herz erkannte, wandte ich den Blick vom Himmel ab. Für einen kurzen Moment spürte ich Hitze in mir aufwallen.
 

»Sag mal, was hast du mir gestern Abend gegeben? Ich konnte erst um drei schlafen«, fragte ich Val schließlich und drehte ihm den Kopf zu. Er hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt, sein Blick war gen Himmel gerichtet. Zwischen seinen Lippen steckte ein langer Grashalm, auf dem er scheinbar gedankenverloren herumkaute.
 

»Du verträgst kein Koffein«, stellte er dann fest. Ich blinzelte. Woher wusste er das? Ich war nicht allergisch auf Koffein, aber ich verhielt mich immer wie ein kleines Kind, das Kaffee getrunken hatte: Ich war vollkommen aufgekratzt und unruhig und ich konnte partout nicht zur Ruhe kommen. Ein andauernder Zustand. Aber es gab kaum Leute, die das wussten. Meine Überraschung und Verwunderung war demnach ziemlich groß, als ich es von Val hörte.
 

»Du hast die Bonbons, die ich hochgebracht hab, in dich hineingestopft wie Pralinen. Die waren koffeinhaltig«, erklärte er mir dann weiter. Ich setzte mich ruckartig auf. Die Bonbons! Ich fasste mir an den Kopf. Dass ich nicht von allein darauf gekommen war. Wie dumm. Natürlich, die Bonbons. Warum war es mir auch nicht seltsam vorgekommen, dass er plötzlich Süßigkeiten gebracht hatte, wo er doch das Angebot seiner Mutter abgelehnt hatte.
 

»Woher weißt du überhaupt, dass ich keinen Koffein vertrage?«, wollte ich wissen und schaute ihn an, während ich ein Bein anwinkelte und das Knie an mich zog, und das andere ausgestreckt ließ. Nachdenklich sah Val mich an, als würde er mich abschätzen wollen. Der Grashalm bewegte sich leicht zwischen seinen Lippen. Sein Blick war aufmerksam.
 

»Du trinkst nie Cola oder Kaffee oder irgendwas in der Art. Als ich mal kurz auf der Geburtstagsfeier deiner Mutter war, hab ich mitbekommen, wie du auch schwarzen Tee abgelehnt hast, mit der Begründung, da sei Koffein drin. Und vor drei Jahren auf der Nachbarschaftsparty, da bist du herumgelaufen, als wäre ein Schwarm Hummeln hinter dir her. Deine Mutter hat dir eine Szene gemacht, weil du Cola getrunken hattest, mit den Worten: ›Du weißt doch, dass du herumrennst wie ein unruhiges Nashorn, wenn du irgendwas Koffeinhaltes getrunken hast!‹«
 

Ich starrte ihn an und er blickte gelassen zu mir zurück. Daran konnte ich mich erinnern. Damals hatte ich die Cola eigentlich nur aus Jux getrunken. Aber dass Val sich noch daran erinnern konnte und sogar noch an den genauen Wortlaut meiner Mutter, das haute mich doch echt vom Hocker. Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und schaute über die Felder. Die Straße schlängelte sich wie ein Reptil grau hindurch. Außer dem Rauschen des Winds in den Gräsern war nichts zu hören. Die langen Flügel der Mühle warfen Schatten auf das Grün der Umgebung.
 

Irgendwie warf es mich aus der Bahn, dass Val das wusste. Nicht, dass es mein Geheimnis war, aber einfach, dass er aufmerksam genug war, um solche Dinge mitzubekommen, das erstaunte mich. Ich legte mein Kinn auf mein Knie.
 

»Deine Schwester will unbedingt einen Hund haben, aber das geht nicht, weil du allergisch auf Hundehaare bist. Trotzdem liebst du Hunde und ärgerst sich, dass du diese Allergie hast. Du nimmst das Jucken und den Ausschlag und die zugeschwollene Nase und Augen in Kauf, um einen Hund zu streicheln. Außerdem trägst du Kontaktlinsen, deine Brille trägst du nur zu Hause, weil du der Meinung bist, dass du damit aussiehst wie ein Nerd. Das grüne Armband hast du immer um. Es ist ein Geschenk von deiner besten Freundin Jo, die vor zwei Jahren weggezogen ist. Dein zweiter Vorname ist Jonah«, zählte er auf und mit jedem neuen Fakt wurden meine Augen größer und mir klappte die Kinnlade runter. Ich stierte ihn fassungslos an. Woher wusste er das alles über mich? Okay, dass ich eigentlich eine Sehhilfe brauchte, war nichts Neues und war es kein Geheimnis. Dass ich tatsächlich eine beste Freundin namens Jo hatte, war eigentlich auch bekannt, aber vermutlich in Vergessenheit geraten. Aber dass das Armband von ihr war, das wusste kaum jemand. Meine Allergie auf Hundehaare war auch nichts Unbekanntes, aber auch nicht sehr verbreitet, zumindest nicht in der Schule. Dass ich aber einen zweiten Vornamen hatte, wusste niemand außerhalb meiner Familie. Erst recht nicht, wie der überhaupt lautete. Ich hasste meinen zweiten Namen, daher verbarg ich ihn wohl auch, so, wie Val es mit seinem vollständigen Vornamen tat.
 

Noch bevor ich überhaupt weiter nachdenken konnte, hörte ich mir selbst zu, was ich zu sagen hatte. Und es überraschte mich nicht minder.
 

»Okay, du Alleswisser. Dein vollständiger Vorname ist Casper, aber das war ein Cheat, den hat deine Mutter mir unfreiwillig verraten. Deine Mutter war bereits von deinem leiblichen Vater geschieden und mit George zusammen, als ihr hierher gezogen seid. Du magst klassische Musik, vor allem Vivaldi, und du fotografierst. Weiterhin hast du eine romantische Ader, was dieses Plätzchen hier beweist, und du liebst Kinder. Den Anhänger, den du immer trägst, hat deine Mutter dir zum sechzehnten Geburtstag geschenkt. Außerdem behauptest du in der Schule immer, dass du dir deine Brote immer selber machst, obwohl das gar nicht stimmt, denn das macht immer noch deine Mutter. Und du cremst dir abends vor dem Schlafengehen die Hände ein. Du trägst seit du zehn bist jedes Jahr im Herbst und Winter denselben Schal.«
 

Ich verschnaufte. Eigentlich war das noch lange nicht alles, was ich über ihn wusste. Aber ich musste ihm auch nicht auf die Nase binden, was ich noch alles kannte. Als ich Val anschaute, sah ich die Überraschung in seinen Augen. Offensichtlich hatte er nicht gedacht, dass ich ebenso viel über ihn wusste wie er über mich. Aber er war nicht der einzige Beobachter. Oft fiel mir vieles nur durch Zufall auf, manches beobachtete ich aber immer wiederkehrend, zum Beispiel sein allabendliches Ritual sich die Hände einzucremen. Mir war aber bis jetzt nicht bewusst gewesen, dass sich da tatsächlich schon so viel angehäuft hatte und vor allem: dass ich es mir überhaupt gemerkt hatte. Aber wenn man bedachte, dass ich ihn schon seit etwa acht Jahren kannte, dann war das vielleicht gar nicht so überraschend.
 

Dann breitete sich plötzlich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er nahm den Grashalm aus dem Mund und warf ihn weg, ehe er sich ebenfalls aufsetzte und mich funkelnd ansah. Euphorie lag in seinen hellgrünen Augen, als er das Gesicht zu mir beugte, sodass unsere Nasenspitzen sich fast berührten. Ich hielt unwillkürlich den Atem an, ohne es zu bemerken. Sein Atem kitzelte auf meiner Haut und ich konnte seinen Duft einatmen. Er stank nicht mehr nach dem abartigen Deo von vorhin. Nein, es war ein anderer Geruch, ein viel angenehmerer, dezenter.
 

»Ich trage den Schal schon, seit ich sechs bin, aber der Rest stimmt so«, sagte er und eine Art Feuer tobten in seinen hellen Iriden. Er schien sich zu freuen, aus welchem Grund auch immer. Ich war gerade nicht in der Lage, klar zu denken. Dann lehnte er sich wieder zurück und stützte sich auf seine Fußballen, den Blick immer noch auf mich gerichtet. Das Grinsen lag immer noch auf seinen Lippen, der Wind fuhr durch seine dunklen Haare und wehte sie ihm in die Augen.
 

»Ich habe heute Nachmittag Ewigkeiten gebraucht, dieses stinkende Deo abzuwaschen. Mindestens eine halbe Stunde hab ich in dieser verdammten Dusche verbracht, ehe ich nicht mehr danach gerochen habe, und ich hab mir bestimmt vier Mal die Haare gewaschen, bevor der Geruch raus war. Das war absolut unzumutbar. Ich sollte den Hersteller verklagen. Das ist ja Erregung öffentlichen Ärgernisses!«, meinte er dann schnaubend und mich traf es wieder, als er das Gespräch auf etwas derart Belangloses lenkte. Aber irgendwie trieb es mir trotzdem unverschämte Freude ins Blut, als ich das hörte. Jedenfalls war das die angemessene Strafe dafür, dass ich dreiviertel der Nacht nicht hatte schlafen können.
 

»Auge um Auge, Zahn um Zahn«, sagte ich schief grinsend. Val verzog kurz amüsiert das Gesicht, ehe er ein Grasbüschel aus dem Boden rupfte und mich damit bewarf. Die dünnen Halme rieselten über mein Gesicht und meinen Oberkörper.
 

»Wenn das so wäre, dann wären wir beide schon längst blind und zahnlos«, erwiderte er und ich lachte auf. Da hatte er allerdings Recht. So lange, wie das zwischen uns schon lief. Ich riss meinerseits Gras aus dem Boden und schmiss es ihm entgegen.
 

»Oh«, sagte er gespielt entsetzt zu mir und schüttelte mit übertriebener Theatralik den Kopf. »Du hast keine eigenen Ideen, Nightingale. So wird nichts aus dir. Lass dir was Eigenes einfallen.«
 

Ich konnte nicht anders und brach in schallendes Gelächter aus. Diese Situation war so … unerwartet, fast sogar irgendwie surreal. Irgendwie konnte ich gerade nur schwer realisieren, dass es Val war, mit dem das hier geschah. Es war wie ein Traum, wie eine Fantasie und andererseits so real, so entspannend und erholsam; so anders, als mit meinen anderen Freunden. Val hatte keine Erwartungen oder Anforderungen an mich. Ich musste mich keinem Schema anpassen. Ich konnte mich gehen lassen, weil es für ihn keine Rolle spielte, ob ich seiner Meinung war oder nicht. Weil es ihm offensichtlich egal war, dass ich mit zweitem Vornamen Jonah hieß und wusste, dass sein vollständiger Name Casper war.
 

»Du bist so kindisch«, sagte ich mit einer schauspielerischen Finesse erster Klasse. Diesmal war es an Val zu lachen. Er ließ sich rücklings ins Gras fallen und hielt sich den Bauch vor lachen. Es war schon eine Weile her, dass ich ihn das letzte Mal lachen gesehen und gehört habe. Aber irgendwie hatte sein Lachen bei mir immer ein angenehmes Gefühl ausgelöst — so, als wäre alles in Ordnung, wenn man nur lachen konnte. Val hatte so ein warmes, ansteckendes Lachen. Genau genommen eine recht kranke Lache auf ihre Art und Weise, aber wessen Gelächter war nicht so? Jo hatte mir damals mal gesagt, ich würde lachen wie eine Mischung aus Hyäne und Schwein. Meine Meinung war natürlich nicht so, aber ich war subjektiv.
 

Es war schon späte Dämmerung, als wir wieder nach Hause fuhren. Im Auto merkte ich, wie müde ich war. Der Tag hatte mich ziemlich geschlaucht und in Kombination mit erheblichem Schlafmangel war das wie eine Abrissbirne. Ich fühlte mich wie ein in Wasser getränkter Sandsack, schwer und träge. Ich hatte sogar die Befürchtung, dass ich gar nicht mehr aus dem Wagen kommen würde vor lauter Schlaffheit. Die Vorstellung jetzt einfach die Augen zuzumachen und zu schlafen, war überaus verlockend, aber ich zwang mich, wach zu bleiben. Das gelang mir eher schlecht als recht, denn ich schlief halb, als wir wieder daheim ankamen. Val musste mir gegen den Oberarm boxen, um mich aus dem Halbschlaf zu holen.
 

»Aufwachen, Dornröschen«, sagte er mit leicht spöttelndem Unterton in der Stimme. »Ich will nicht, dass Dornenranken um mein Auto wachsen, bis dein Prinz dich erwecken kommt.«
 

Ich war zu müde, um rot zu werden. Wäre ich aber nicht so abgestumpft nach diesem Tag gewesen, wäre ich definitiv zu einer Tomate mutiert. Prinz, dachte ich matt und schnaubte gedanklich. Aber der Nachdruck ging flöten. Ich wollte einfach nur ins Bett.
 

Als ich aus dem Auto stieg, musste ich mich an dem Türrahmen festhalten, um nicht umzufallen. Ich hatte meinen Fuß nicht weit genug gehoben und blieb irgendwo an der Karosserie hängen. Wie durch Watte hörte ich Val leise lachen. Kraftlos warf ich die Autotür hinter mir zu, winkte ihm kurz und torkelte dann verschlafen Richtung Elternhaus.
 

Meine Mutter war überraschter als am Vortag, aber sie sah mir meine Aufnahmeunfähigkeit wohl an, daher sagte sie nichts weiter. Ich verkroch mich so schnell wie meine müden Beine es zuließen in meinem Zimmer und schälte mich aus den Klamotten. Ich zog noch das Rollo hoch, da ich es nachmittags immer runterließ, damit die Sonne nicht in mein Zimmer knallte, und sah, dass Val an seinem Zimmerfenster stand und herübersah. Vielleicht sah ich mal wieder Geister, aber mein Bauchgefühl sagte mir wieder nachdrücklich, dass er zu mir hinüberschaute.
 

Als ich mich ins Bett legte und mich zudeckte, dachte ich lächelnd daran, dass er sich die Hände eingecremt hatte, während er zu meinem Fenster gesehen hatte.
 

___

tbc.

Welcome to Wonderland

Welcome to Wonderland
 

»I’m not fond of asking«
 


 

Wie gut, dass es ein Nachmittag gewesen war, als Val seine Rache vollstreckt hatte. So hatte ich die Chance gehabt, unbehelligt davon zu kommen. Weitgehend zumindest. Besser gesagt: Ich dachte, es würde so sein, bis mich die grausame Realität und mein partout nicht vorhandenes Glück auf den Boden der Tatsachen zurückholten. Wie immer.
 

Ich hatte mich hinter dem Haus ins Gras gelegt und war dabei eingeschlafen. Nach der Dusche, die ich mir gegönnt hatte, war ich dösig geworden. Meine Schwester war die einzige, die zu Hause war, aber sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich ihre verblödenden Girlie-Serien reinzuziehen, als dass sie mich großartig beachtet hätte.
 

Als aus meinem Nickerchen wieder erwachte, stellte ich fest, dass ich rosa bemalte Finger- und Zehennägel hatte. Ich meine … rosa! Und nicht so ein edles Altrosé, nein, ein widerliches Baby-Schweinchen-Rosa, gottverdammte Scheiße! Das Schlimmste war: Es glitzerte. Ja, es glitzerte! Ich hätte auf der Stelle im Boden versinken können. Wie in aller Welt war dieser Bastard auf die Idee gekommen, mir die Nägel zu lackieren? Wo zum Geier hatte er den verfluchten Nagellack überhaupt her? Stand er etwa auf rosa?
 

Nein, wurde mir klar, als ich das Gackern meiner Schwester aus dem Hausinneren hörte. Meine Schwester, dieses verräterische Stück. Sie hatte rosa Nagellack. Als ich durch die Glastür von der Veranda aus ins Wohnzimmer kam, schaute sie immer noch ihre dümmlichen Serien. Sie schaute mich kurz an und brach dann in schallendes Gelächter aus, als ich wütend meine Hände hinhielt. Das war mir Beweis genug, dass sie mit Val unter einer Decke steckte. Das hieß also, ich durfte niemandem mehr vertrauen, nicht einmal meiner eigenen Familie!
 

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es nicht schlimmer werden könnte, aber wie immer irrte ich natürlich. Gewaltig.
 

Ich durchstöberte sämtliche Regale und Ablagen nach Nagellackentferner, aber das wäre ja zu einfach gewesen. Wir hatten keinen. Nirgends. Ich konnte es nicht fassen. Es konnte absolut unmöglich sein, dass mir das tatsächlich widerfahren sollte. Warum immer ich? Als hätte ich die Arschkarte im Namen der gesamten Menschheit gezogen … oder zumindest meiner Landesbevölkerung.
 

Aber das sollte noch nicht alles gewesen sein. Es war der reinste Domino-Effekt. Meine erste Überlegung war natürlich, Nagellackentferner kaufen zu fahren, wobei sich aber das schlichte Problem aufwarf, dass alle Läden mittlerweile zu hatten und morgen Sonntag war, demnach würde ich also erst Montag an dieses Zeug kommen. Ich knirschte mit den Zähnen und lief unruhig in meinem Zimmer auf und ab, während ich nach einer Lösung suchte. Doch mir fiel nichts ein. Ich konnte den Nagellackentferner frühestens Montag kaufen …
 

Der Domino-Effekt zog sich weiter. Der letzte Stein fiel, als meine Mutter meine lackierten Nägel sah. Nicht nur die Fingernägel, nein, auch meine Zehennägel, weil ich Idiot in aller Aufregung vergessen hatte, mir Socken anzuziehen. Ihr Blick war wirklich beunruhigend gewesen. Sehr beunruhigend. Nahezu beängstigend. Sie sah mich an, als wäre ich geistig nicht ganz da oder …
 

»Schatz, wenn du Schminke haben möchtest, dann kannst du mir das ruhig sagen. Wir können am Montag losfahren und dir dein eigenes Make-up besorgen. Dann musst du deiner Schwester nicht alles wegnehmen«, sagte sie schließlich zu mir und tätschelte dabei meine Schulter. Ich starrte sie fassungslos an und sie schaute mit besorgtem Blick und gerunzelter Stirn zurück. Für wen oder was hielt sie mich eigentlich? Für eine Tucke, eine sich im Vorstadium befindende Transe? Sah ganz danach aus.
 

Sie drückte noch einmal kurz meine Schulter, dann wandte sie sich ab und ging in die Küche. Ich hörte, wie sie mit meinem Vater darüber sprach, dass ich jetzt meine weibliche Seite entdeckt hätte. Es sei ja nur eine Frage der Zeit gewesen und sie habe sich schon die ganze Zeit gefragt, wann es so weit sein würde, bis es mich überkomme. Aber jetzt sei es soweit. Das Schärfste war, als meine Mom meinen Dad fragte: »Glaubst du, ich muss ihm auch meine BHs leihen?«
 

Ich wollte schreien. Wirklich. Das war der erste Impuls, den ich spürte. Aber das ging ja nicht. Die lieben Nachbarn hatten ihre Ohren überall. Der nächste Impuls war zerstörerisch. Ich wollte irgendwas kaputt machen. Als erstes fiel mir ein Glas gefüllt mit Wasser ins Auge, das auf dem Esstisch im Wohnzimmer stand. Ich griff bereits danach, hielt aber inne, ehe ich es berührte und suchte nach etwas anderem.
 

Da ich meinen Zerstörungstrieb aber auf nichts umlenken konnte, ging ich wieder nach oben und stellte mich unter die Dusche. Diesmal drehte ich kaltes Wasser auf. Ich japste auf, als die Kälte meine erhitzte Haut berührte. So unangenehm es auch war, es half. Meine Aufregung flaute ab und im nächsten Moment fragte ich mich, warum ich mich eigentlich so aufregte? Ich konnte meiner Mutter alles erklären und das bisschen Nagellack. Außer meiner Familie würde mich wohl niemand sehen, also war es doch egal.
 

Hoffte ich.
 

Ich schaffte es nicht, mir am Montag vor dem Unterricht Nagellackentferner zu besorgen und somit war ich gezwungen, den ganzen Tag mit rosa lackierten Nägeln durch das Leben zu laufen. Diesmal schien das Glück auf meiner Seite zu sein, denn niemandem schien dieser Fakt aufzufallen. Aber eigentlich hätte ich bereits ahnen müssen, dass es nicht so bleiben würde. Letztendlich hätte es aber auch schlimmer kommen können.
 

Einer meiner Freunde bemerkte es in der Sportumkleide beim Umziehen und schaute mich eine ganze Weile lang abschätzend an. Als er meinen Blick sah, zog er die Augenbrauen hoch.
 

»Deine Schwester?«, fragte er und ich nickte bloß. Er nickte ebenfalls, aber offenbar war er sich nicht ganz sicher, ob er mir das wirklich glauben sollte. Warum auch immer. Ich sagte nichts mehr dazu, er auch nicht und so beugten wir einer Auseinandersetzung vor.
 

Val war der Einzige, der jedes Mal fast Lachanfälle bekam, wenn er mich sah. Beim Sport ergab es sich aber auch, dass ich meinen kleinen Racheakt vollstrecken konnte. Man konnte es Glück nennen oder aber auch Zufall, dass Val mit einem seiner Freunde direkt neben dem — ausgeschalteten, wohlgemerkt — Sprenger stand und sich mit ihm unterhielt. Mir fiel in diesem Moment auch auf, dass ich direkt neben dem Wasserhahn stand, an dem der Sprenger angeschlossen war. Ich schaute zwischen dem Hahn und Val hin und her, ehe ich grinsend das Wasser aufdrehte.
 

Mit unverschämten Vergnügen sah ich zu, wie Val, der die volle Breitseite des eisigen Wassers abbekam, japste und erst realisieren musste, was gerade passierte. Sein dunkles Shirt färbte sich fast schwarz von der Nässe und klebte an seinem Körper, gleichfalls Hose und Haare. Auf seinen Freund achtete ich weniger, aber ich ging davon aus, dass es ihm nicht sehr viel anders ging.
 

Val schüttelte den Kopf, sodass seine nassen Haare wild um seine Stirn flogen und Wasserspritzer in die Luft entließen. Dann wrang er sein Oberteil provisorisch aus, während er den Blick aufmerksam über den Sportplatz gleiten ließ. Natürlich, er suchte nach mir. Er wusste gleich, dass ich dafür verantwortlich war. Er wusste es auch, obwohl ich mich inzwischen gar nicht mehr in der Nähe des Wasserhahns befand.
 

Nachdem er mich schließlich ausgemacht hatte, sah er mich kurz an, dann wandte er den Blick ab und zog sich das Shirt über den Kopf. Hinter mir hörte ich ein paar Mädchen kichern. Ich verdrehte die Augen und wandte den Blick über die Schulter, um zu sehen, wer aus dem Sportkurs es war. Nicht zu fassen, dass die immer noch so albern waren. Als hätten sie noch nie einen Kerl mit nacktem Oberkörper gesehen. Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder um und mein Blick nagelte sich wie von selbst an Val fest.
 

Die Wassertropfen schimmerten im Sonnenlicht auf seiner hellen Haut und besprenkelten sein dunkles Haar mit hellen Tupfern. Mir war es noch nie aufgefallen, aber er war muskulöser, als es auf den ersten Blick schien. Ich hatte immer gedacht, er wäre ein wenig schlaksiger als ich. Aber offensichtlich hatte ich mich mal wieder geirrt. Irgendwie konnte ich sogar verstehen, warum die Mädchen so dämlich kicherten, denn ich war mir sicher, dass ich auch gleich anfangen würde, wenn ich mich nicht beherrschte. Aber ich wandte räuspernd den Blick ab und hustete gekünstelt vor mich her. Ich betete, dass es niemandem aufgefallen war, dass ich gerade Val begafft hatte.
 

Nach der Schule kaufte ich mir Nagellackentferner und als ich bezahlte, schaute die Verkäuferin mich seltsam an, nachdem ihr meine gefärbten Fingernägel aufgefallen waren. Ich zog eine säuerliche Schnute, packte die Flasche ein und verschwand so schnell wie möglich. Zumindest war ich wenig später endlich befreit von diesem hässlichen Zeug und konnte erleichtert aufatmen, dass alles mehr oder minder glimpflich verlaufen. Vielleicht hatte Val gedacht, ich würde bei Nagellack völlig aufgeschmissen sein und nicht wissen, wie man das entfernt. Falsch gedacht!, dachte ich schadenfroh.
 

Ich rätselte am nächsten Morgen, was Val wohl einfallen würde. Doch ich stellte fest, dass er gar nicht in der Schule war. Das wunderte mich ein wenig und ich fragte mich, ob er womöglich verschlafen hatte. Aber ich konnte mich nicht an einen Tag erinnern, an dem Val das passiert war. Also wenn er nicht verschlafen hatte, wo war er dann? Krank um diese Jahreszeit? Wohl kaum. Er hatte ein unbezwingbares Immunsystem. Das letzte Mal war er vor fünf Jahren so richtig krank gewesen, mit allem drum und dran. Aber irgendwie war ich auch enttäuscht, dass er nicht da war. Worauf sollte ich mich denn freuen? Über wen konnte ich mich ärgern? Wie sollte ich diesen Schultag ohne ihn überleben? Ich fragte einen von seinen Kumpels, aber der zuckte auch nur die Schultern. Niemand wusste, wo Val war.
 

Er blieb für den Rest der Woche weg.
 

Ich hatte dank meiner Eltern die Telefonnummer der Valentines, aber jedes Mal, wenn ich versuchte, anzurufen, sagte mir eine Stimme, dass der Teilnehmer nicht zu erreichen sei. Über die Straße zu gehen und zu klingeln, traute ich mich irgendwie nicht. Ich wusste nicht, was mich davon abhielt, einfach rüber zu gehen und nach Val zu fragen. Es war eigenartig.
 

Die ganze Zeit über konnte ich Val noch nicht einmal in seinem Zimmer sehen. Das Fenster blieb immer dunkel. Kein einziges Mal brannte Licht. Ich hatte noch nicht einmal den Ansatz einer logischen Idee, wo er sein könnte oder was los war. Alles, was mir in den Sinn kam, verwarf ich schnell wieder, weil nichts davon passte. Ich sah auch nie ein Auto in der Auffahrt stehen, aber das hatte nichts zu bedeuten.
 

Als ich meine Mutter wie nebensächlich fragte, ob sie wisse, ob die Valentines vielleicht in Urlaub gefahren seien, verneinte sie. Andernfalls hätten sie gebeten, dass wir auf Sherlock und Holmes aufpassen. Da hatte sie Recht. Der Gedanke war mir noch nicht gekommen. Dann standen die Autos vermutlich in der Garage … oder? Mussten Mr. Und Mrs. Valentine denn gar nicht zur Arbeit? Ich spekulierte wie wild herum, aber nichts schien schlüssig zu sein.
 

Und nie brannte Licht in Vals Zimmer.
 

Meine Unruhe hatte ihren Höhepunkt erreicht, als Val auch die nächste Woche nicht auftauchte. Ich hatte es geschafft, mir irgendwie Mut zuzureden, und stand vor der Haustür des Valentinehauses. Es vergingen einige Augenblicke, ehe die Tür nach meinem Klingeln geöffnet wurde. Mrs. Valentine sah ziemlich müde und erschöpft aus, als hätte sie lange Zeit nicht genug Schlaf bekommen. Als sie mich anlächelte, sah sie sogar noch schlimmer aus.
 

»Hallo, Jesse«, grüßte sie mich. »Kann ich dir helfen?«
 

Ich stammelte herum, als ich merkte, wie der Mut mich wieder verließ. Aber irgendwann schaffte ich es doch, nach Val zu fragen. Mrs. Valentine sah sehr wehmütig aus, als ich nach ihrem Sohn fragte, aber dann schüttelte sie nur den Kopf.
 

»Er ist nicht da, tut mir leid. Soll ich ihm etwas ausrichten?«, erwiderte Mrs. Valentine und schaute mich an.
 

»Nein, aber danke trotzdem«, sagte ich und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Dann wandte ich mich ab und ging über die Straße zurück nach Hause. Irgendwie ärgerte es mich, dass Val nicht da war. Wo steckte dieser Idiot? War das seine Rache? Das hätte seine Mom nie zugelassen. Außerdem, was hätte er denn davon? Er würde nicht einmal meine Reaktion sehen. Aber vermutlich war das besser so, denn mir ging es auch nicht sonderlich gut seit seiner Abwesenheit.
 

Mich nervte alles nur noch. Ich hatte keine Abwechslung, keinen Spaß. Die Schule ödete mich an, weil niemand da war, der Pfeffer in die Sache brachte. Ich war gereizter als sonst, regte mich viel zu schnell über irgendwelche Dinge auf und fluchte die ganze Zeit.
 

Meine Eltern waren noch nicht zu Hause und meine Schwester war in ihrem Zimmer versunken. Ich setzte mich auf einen der Barhocker, die an dem Küchentresen standen, während ich ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herumtrommelte. Gelangweilt ließ ich meinen Blick durch Wohnzimmer und Küche gleiten, bis ich mich an einem Punkte festhakte. Es war eine Postkarte, die wir mal von den Valentines aus dem Urlaub bekommen hatten. Vielmehr war es ein Foto von ihnen, das sie zu einer Postkarte umfungiert hatten. Ich stand auf und ging zu der Magnetwand, die am Kühlschrank befestigt war. Vorsichtig zog ich das Foto unter einem Magneten hervor und betrachtete es. Wie alt es mittlerweile war, konnte ich nicht sagen, aber ich schätzte es auf zwei Jahre, wenn ich Vals Haarlänge auf dem Bild beurteilte. Er hatte leichten Sonnenbrand auf der Nase, seine Augen waren klein auf dem Foto, weil er sie zukniff, da die Sonne blendete. Seine Haut war dunkler als gewöhnlich, damals war er zurückgekommen und sah aus wie ein geräucherter Fisch. Ich lachte bei der Erinnerung leise in mich hinein.
 

Ich legte die Karte weg, nahm meinen Autoschlüssel und setzte mich ins Auto. Nachdenklich fuhr ich einige Zeit durch die Gegend, bis ich mich auf den Weg aus der Stadt machte. Es dauerte einiges an Zeit, bis ich die Mühle wiederfand, an der ich mit Val zum ersten Mal gewesen war. Nachdem ich das Auto geparkt hatte, rannte ich regelrecht zu der Mühle.
 

Der Platz war leer und es war ruhig. Nichts außer den ruhigen Lüftzügen der Mühlenflügel war zu hören, während sie sich langsam wie von Geisterhand drehten. Es enttäuschte mich, denn irgendwie hatte ich gehofft, Val hier zu finden. Das war frustrierend. Wo war dieser Spinner? Was dachte er sich denn dabei, einfach so zu verschwinden?
 

Auf einmal kam mir eine passende Idee. Vielleicht war Val von Zuhause abgehauen, das würde auch Mrs. Valentines Zustand erklären. Wer würde nicht so übermüdet aussehen, wenn der Sohn davonlief? Das schien plausibel zu sein. Andererseits war es nichts, worauf ich hoffte. Mein Magen schien sich zu einem schmerzhaft schweren Klumpen zusammenzuziehen, als ich daran dachte. Langsam ließ ich mich ins hohe Gras nieder und schaute über die grünen Felder.
 

Wenn er wirklich abgehauen war, was sollte ich dann jetzt tun? Wenn ich es schon kaum zwei Wochen ohne ihn aushielt … wie sollte es sein, wenn er gar nicht erst zurückkam? Nein, sagte ich mir, nein. Er war nicht abgehauen. Das war Unsinn. Dazu hatte er keinen Grund, oder? Mir fiel das Geschrei seiner Mutter von neulich wieder ein. Vals Vater war am Telefon gewesen, hatte er mir gesagt. Hatte das etwas damit zu tun? War Val zu seinem Vater gezogen? Still und heimlich? Das war doch so gar nicht seine Art.
 

Ich legte mich rücklings hin, verschränkte die Arme unter dem Kopf und schaute in den Himmel. Er war strahlend blau, keine Wolke zierte diese Makellosigkeit. Während ich dalag und mir zwanghaft einredete, dass Val auf jeden Fall wieder auftauchen würde, dachte ich daran zurück, als ich mit ihm hier gewesen war. Es war noch gar nicht so lange her, aber es erschien mir, als würde es Jahre zurückliegen.
 

Als es leise raschelte, wandte ich den Kopf und erkannte ein paar Beine, die sich durch das hohe Gras schlugen. Mein Herzrhythmus verdoppelte sich mindestens und ich setzte mich abrupft auf. Val grinste schief, als er mich sah, während ich fassungslos zu ihm zurückstarrte. Er sah genauso müde und ausgelaugt aus wie seine Mom. Ich brachte kein Wort heraus, als er sich neben mir ins Gras ließ. Langsam schob er seine Hände ineinander und schaute mich aufmerksam an. Wieder hatte er dieses eigenartige Funkeln in den Augen, als er mich ansah.
 

»Wo warst du?«, platzte es aus mir heraus. Ich konnte spüren, dass Zornesröte mir ins Gesicht schoss. Jetzt, wo er hier war, konnte ich endlich wütend auf ihn sein. Er schien nichts anderes erwartet zu haben, denn er lachte leise. Trotz seines erschöpften Erscheinungsbilds schien ihn das wirklich zu amüsieren. Val sah aus wie ein kleines, glückliches Kind, wenn er lachte.
 

»Ich war bei meiner Oma«, antwortete er dann, als er sich wieder beruhigt hatte. »Mom hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass du nach mir gefragt hast. Ich war mir nicht sicher, ob ich dich hier finden würde, aber siehe da: Du hast wirklich hierher gefunden.«
 

Ich starrte ihn weiterhin an. Es dauerte lange, bis mein Hirn diese Information verarbeitet hatte. Doch noch ehe ich weiter nachfragen konnte, sprach Val weiter.
 

»Dass ich bei meiner Oma und nicht in der Schule war, hat schon seinen Grund«, erklärte er dann und fuhr sich durch die Haare. Er seufzte tief. Offenbar wollte er nicht darüber reden. Für mich sah es ganz danach aus, als wäre ihm das ganze Thema überaus unangenehm. Aber auch diesmal fuhr er fort, ehe ich etwas sagen konnte.
 

»Ich hab dir doch neulich gesagt, dass mein Vater am Telefon war«, meinte er dann und schaute mich kurz fest an, bis ich genickt hatte. »Meine Mutter hat sich furchtbar aufgeregt, sie war völlig aufgelöst. Sie war wütend, weil mein Vater auf einmal auf die wahnwitzige Idee gekommen ist, dass er mich bei sich haben will. Damals bei der Scheidung haben sie das Sorgerecht zwar geteilt, aber ihm war es egal. Er hat seinen Teil davon nie in Anspruch genommen. Aber jetzt auf einmal fällt ihm ein, dass er einen Sohn hat.«
 

Val lachte humorlos, dann sah er auf seine verschränkten Hände. Er sah wieder sehr müde aus. »Er hat sie angeschrien. Hat gedroht, wieder vors Gericht zu ziehen, wenn er mich nicht sehen darf; wenn Mom ihm seinen Sorgerechtsanteil verweigert. Als sie ihm aber gesagt hat, dass ich ihn nicht sehen will, hat er ihr das nicht geglaubt. Wer hätte denn gedacht, dass er herkommen würde …? Ich bin vor ihm geflohen. Neulich am Montag sah ich sein Auto vor der Schule und ein Kumpel hat mir seinen Wagen geliehen, damit ich unbemerkt nach Hause fahren konnte. Mein Vater weiß, welches Auto ich fahre. Er hätte mich sofort erkannt. Jedenfalls war meine Mutter total am Ende, als ich es ihr erzählt habe. Ich hab schnell ein paar Sachen zusammengepackt und bin zu meiner Oma gefahren.«
 

Er schwieg einige Zeit. Auch ich sagte nichts, sondern versuchte, zu begreifen. Warum floh Val vor seinem Vater? Das ging doch über normales Nicht-sehen-wollen hinaus. Stumm schaute ich ihn an, während er weiterhin seine Hände ansah. Warum erzählte er mir das alles? Es war offensichtlich, dass er nicht gern darüber sprach? Warum also mühte er sich dann so ab?
 

»An und für sich wäre es kein Thema, meinen Vater zu sehen, wenn es da nicht eine Sache gäbe …«, fuhr Val schließlich langsam fort und holte tief Luft. »Mein Vater ist homophob, durch und durch. Er hat sich, soweit ich weiß, auch schon einige Klagen zugezogen, weil er gewalttätige ›Maßnahmen‹ gegen Homosexuelle ergriffen hat. Das hat ihn aber nie sonderlich beeindruckt, vor allem, weil es angeblich vor Gericht auch nie genügend Beweismaterial gegen ihn gegeben hat. Und du weißt ja, im Zweifel für den Angeklagten. Er ist immer davon gekommen. Aber was wohl geschehen würde, wenn er erführe, dass sein einziger Sohn auch homosexuell ist …?«
 

Es blieb lange still. Die Sekunden verstrichen, der Wind rauschte leise und die Schatten wurden langsam länger. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eigentlich wusste ich es schon. Mir schwirrten die verschiedensten Sachen im Kopf herum, die ich gern gesagt hätte, aber ich wusste nicht, wie. Als hätte ich das Sprechen verlernt. Das Signal kam offenbar nicht bei meinem Sprachzentrum an. So saßen wir in Eintracht schweigend beieinander.
 

Val hatte den Blick wieder gehoben und schaute mich an, als würde er eine Reaktion von mir erwarten. Ich sah ihn kurz an, hielt seinen Augen aber nicht Stand. Irgendwie fühlte es sich schön an, dass er mir das anvertraute, es mir erzählte. Das hatte doch etwas zu bedeuten? So etwas erzählte man nicht jedem. Ich hätte es zumindest nicht getan.
 

Als ich den Kopf wieder hob, schwebte Vals Gesicht dicht vor meinem. Ich dachte, ich würde zurückzucken, aber ich war völlig ruhig, nur ein wenig überrascht darüber, dass er mir unbemerkt so nah gekommen war. Wieder konnte ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren, seinen Duft riechen, seine Wärme spüren. Ich hörte das Gras leise rascheln, als er das Gewicht verlagerte. Seine Fingerspitzen berührten meinen Arm. Ein heißes Prickeln jagte meine Haut entlang.
 

Ganz behutsam legte er seine Lippen auf meine. So vorsichtig, als hätte er Angst, ich würde zerbrechen, wenn er zu fest war. Mehr geschah nicht. Sanft lag sein Mund auf meinem, für einige, wenige Sekunden. Dann löste er sich wieder von mir und rutschte ein Stück zurück. Seine hellgrünen Augen glühten, als er mich ansah. Er sah schuldbewusst aus, fast verletzt.
 

»Verzeih mir«, wisperte er dann. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie sich das anfühlen würde, deine Lippen auf meinen zu spüren. Jetzt weiß ich es. Unsere Rachespielerei … mir hat sie immer das Gefühl gegeben, dir zumindest dadurch nahe zu sein. Es gab mir das Gefühl, du könntest mich jemals mögen. Verzeih mir, Jesse. Ich kann verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst.«
 

Ich hatte das Gefühl, dass in meinem Kopf ein Feuerwerk stattfinden würde. Es war alles so verrückt, so eigenartig und neu. Mir schien, als würden sämtliche Empfindungen über den Haufen geworfen werden, ein Strudel aus Farben und Sinneswahrnehmungen. Mein Gesicht kribbelte. Ich hatte immer noch Vals Duft in der Nase.
 

Vielleicht war es leichter, als ich dachte. Vielleicht machte ich es mir alles zu kompliziert.
 

»Ich hab dich doch nie gehasst, du Spinner«, sagte ich schließlich. Ich war nachdrücklicher, als ich es mir in diesem Moment zugetraut hätte. Mein Schnaufen klang echt. Meine Empörung wurde deutlich.
 

»Ist mir doch egal, wer oder was du bist. Du bist gut so, wie du bist. Ich will nicht, dass es anders wäre. Und nur, damit du es weißt, für mich waren diese Rachespielchen doch genauso. Als würden sie je einen anderen Grund gehabt haben …«, fügte ich hinzu und setzte mich im Schneidersitz hin. Auf Vals Gesicht bildete sich ein erleichtertes, glückliches Lächeln. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er sah so hinreißend aus, wenn er lächelte. Mir fehlten die Worte. In meinem Kopf war noch immer nicht alles ganz klar.
 

»Machst du’s … noch mal?«, fragte ich dann leise und schaute Val an. Er grinste schief. Ich hatte ihn noch nie zufriedener gesehen. Langsam kroch er wieder zu mir herüber. Wir sahen einander einige Zeit in die Augen, und dann küsste er mich noch einmal. Ich schloss die Augen, kostete den Geschmack seiner Lippen. Er nahm meine Hand in seine, während er mit der Zunge sachte über meine Unterlippe strich. Seine Vorsicht hatte er immer noch nicht abgelegt. Vermutlich traute er meiner Zurechnungsfähigkeit noch nicht ganz.
 

Mich ärgerte seine übertriebene Zurückhaltung. Ich schob ihm meine Zunge entgegen und spürte, wie seine Mundwinkel sich zu einem Grinsen bogen. Er nahm meine Einladung an, öffnete die Lippen und ich fühlte, wie er meine Zunge zurückdrängte. Ja, in meinem Kopf gab es tatsächlich ein Feuerwerk. Ein großes. Ein sehr fulminantes. Ein unvergessliches.
 

Val strich mit der Nasenspitze an meiner entlang, nachdem er sich wieder von meinen Lippen gelöst hatte. Ein seliges Lächeln lag auf seinen Lippen. Dann gab er mir wieder einen kurzen, sanften Kuss auf die Lippen, strich mir kurz eine Haarsträhne aus den Augen und schaute mich an. Das Lächeln wandelte sich in ein Grinsen.
 

»Da fällt mir ein …«, murmelte er verschlagen. »Ich bin dran. Rosa steht dir übrigens ausgezeichnet.«



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (83)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]
/ 9

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-12-27T17:59:39+00:00 27.12.2010 18:59
Ich bin sprachlos :3
*schärm*
mein Herz klopft iwie total .. :)
ich liebe alle deine Storys ;D
besonders "Your Smile" ! Mach weiter so!!! =)
Von:  Donald
2010-07-20T14:01:46+00:00 20.07.2010 16:01
Ok, kein Wunder, dass das eines deiner Babys ist, das ist wirklich eine schöne Geshcichte - auch wenn man hierzu noch ne Fortsetzung schreiben könnte. Also auf dem Vater von Cas bezogen =D
Dein Schreibstil ist wirklich gut, weiß gar nicht, warum du dich da beschwerst xD
Schreibfehler und so passieren selbst den besten Autoren ;)

MEEEEEEHR DAVOOOOON! =D
Von:  nekochaninspe
2010-03-14T14:47:38+00:00 14.03.2010 15:47
Uh....ich bin eig die geborene >Schwarzleserin...-.- Aber ich will sie auf die favo-liste setzen...

Ich sehe meine Meinung nicht als wichtig an, da ich nur sagen kann das dein Schreibstil echt toll ist und ich die Entwicklung genossen hab. xD
Von daher "die Story ist toll" ist jetzt nicht das Kommentar was zu verbesserungen führt. ^^° Ich liebe es wenn ich geschichten lese und am ende einfach nur sprachlos bin...(absolut unvorteilhaft für kommis.)
Aber danke das ich deine Story lesen durfte.

Von: abgemeldet
2010-03-02T14:53:21+00:00 02.03.2010 15:53
»Da fällt mir ein …«, murmelte er verschlagen. »Ich bin dran. Rosa steht dir übrigens ausgezeichnet.«
Das Ende finde ich klasse. Vorallem weil es nicht zu sehr in`s Kitschige abgerutscht ist. Toll wie du den Charakteren so treu geblieben bist.
Oh...und glitzernder rosa Nagellack sieht wrklich scheiße aus.

Von: abgemeldet
2010-03-02T14:48:41+00:00 02.03.2010 15:48
"Dass ich fast an dem Gestank krepierte, geriet bei meiner Verzückung in den Hintergrund."- Genial.
Das mit dem Koffein ist eine tolle Idee und eine Antwort auf die letzte Frage vom vorherigem Kapitel die ich niemals erwartet hätte.
Das Ende finde ich total süß.
Von: abgemeldet
2010-03-02T14:39:46+00:00 02.03.2010 15:39
Das "kommende Gerücht" ist genial! Da musste mich wirklich kringeln vor lachen.
Und ganz am Ende zweifelt man automatisch. Wie soll Val ihn denn um den Schlaf gebracht haben?
Mal schauen wie die Antwort heißt.
Von: abgemeldet
2010-03-01T18:37:09+00:00 01.03.2010 19:37
Genial, was der alles denkt...
Der Anfang ist so toll. Und ich muss mich voll und ganz Sakanade anschließen das es toll ist das du nicht in diese Klieschees verfällst oder in Mustern schreibst.
Von:  Schwarzer_Fussel
2009-12-22T09:45:17+00:00 22.12.2009 10:45
uhi so toll *-*
die beiden sind so niedlich :)
ich mag sie :)

gleich ma favon ^^
und ich find deinen schreibstyl toll ^^

lg schwarzer_fussel :)
Von:  Kaoru
2009-11-21T15:11:14+00:00 21.11.2009 16:11
Wenn man deine Stories so liest, kann man es sich kaum verkneifen, verträumt vor dem PC zu sitzen und ein 'Awwwww' hören zu lassen.
Sehr niedliche FF, man erkennt einen roten Faden und es macht Spaß zu 'beobachten', wie sich die Hauptpersonen näher kommen. Auch bei 'Your Smile' dachte ich das...

Die Idee mit den Neckereien gefällt mir echt gut. Ich wäre nie darauf gekommen, dass Val ihm tatsächlich was 'gegeben' hat, was ihn vom Schlafen abhält. Kann man mal sehen...
Aber der pinke Nagellack war dann wohl die Krönung! Gott, als Junge hätt ich mich krankschreiben lassen!!! Aber mal im Ernst, warum hat er es eigentlich nicht abgekratzt? meines Erachtens hätte das zumindest grob gehen müssen... Der Blick von der Kassiererin war bestimmt Gold wert! (und der von Mama erst^^)
Aber wenn Val meint, dass es ihm steht...^^

Homophobie... ich finde es ist eine traurige Realtität, dass es so viele Menschen gibt, die mit Homosexualität nicht umgehen können und/ oder auch noch handgreiflich werden.

In diesem Sinne~
Von: abgemeldet
2009-11-02T19:44:55+00:00 02.11.2009 20:44
Wow, ich habe schon lange nicht mehr etwas soooo Süßes und wundervolles gelesen. Es hat mich irgendwo berührt und ich muss ganz dämlich grinsen, weil ich die ganze zeit endlich auf den Kuss gewartet habe *___*

eine zuckersüße, leichte story für zwischendurch, wundervoll!

lg bella


Zurück