Es gibt immer zwei Seiten

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James Potter, seines Zeichens

qualifizierter Quidditchkapitän aus Leidenschaft. Talentiert, intelligent, stur & ehrgeizig.

risikofreudiger Rumtreiber aus Überzeugung. Mutig, verwegen, cool, stolz & überheblich.

selbstbewusster Schülersprecher aus Pflichtgefühl. Begeisterungsfähig, beliebt & beneidet.

ungeduldiger Unruhestifter aus Prinzip. Frech, gewitzt, unverschämt & unreif.

arroganter Animagus aus gutem Grund. Begabt, anmaßend & übermütig.

verliebt.

Lily Evans, ihres Zeichens

schlagfertige Schülersprecherin. Pflichtbewusst, zuverlässig, klug & vernünftig.

erlösender Engel in der Not. Gütig, gerecht & fürsorglich.

hochbegabte Hexe. Talentiert, belesen & geschickt.

verständnisvolle Freundin. Ehrlich, ermutigend & einfühlsam.

gewissenhafte Gryffindor. Mutig, aufrichtig, loyal & bescheiden.

unerbittlich.

Die Fakten bleiben dieselben.
Immer.
Schwarz auf weiß sind sie unantastbar.
Egal, wie man es dreht und wendet.

Aber zwischen den Zeilen, da existiert eine Grauzone.
Eine Welt voller Gedanken.
Gefühle.

Es kommt immer auf den Blickwinkel an.

Lily

Abrupt drehte sie sich zu dem Störenfried um, konfrontierte ihn direkt. Denn Lily Evans war vieles, aber feige war sie nicht. Ist sie nie gewesen.


James

„Wie, nein?“ Er musste sich erst mal räuspern. James Potter wurde nicht oft verweigert, was er wollte.

James

Er seufzte. Alles gegeben und trotzdem verloren.
Müsste er nicht erleichtert sein?
Es war vorbei. Ein für alle Mal. Die Qual hatte ein Ende.
Oder auch nicht.

James

James zuckte nur mit den Schultern und beschwichtigte Sirius, bevor er zu ihrem Tisch schlenderte.
Er hatte es wahrlich nicht eilig.
Kopfschüttelnd wurde ihm bewusst, dass der alte Slughorn ihm damit früher einen Gefallen getan hätte.


Lily

Lily dachte noch lange über diese Stunde nach. Er hatte in keinster Weise versucht, sie zu beeindrucken.
Und doch hatte er es getan. Ganz leise und subtil. Unauffällig.
Es war ein Liebestrank gewesen.
Kein dummer Spruch. Nicht ein einziger.
Konnte es sein, dass James Potter tatsächlich erwachsen geworden war?

Lily

So nah. Er war plötzlich so nah. Sein Gesicht … seine Augen … sein Mund … so nah.
Für einen Moment drohte sie sich zu verlieren, ihre Prinzipien zu vergessen. Sich zu vergessen…
So nah.

James

Spöttisch beugte er sich ein Stück zu ihr herab. Nur um sie zu ärgern. Natürlich.

„Ich werde dich nicht küssen, keine Sorge.“

Er kam noch ein Stück näher. Sah ihre schreckensgeweiteten Augen.

„Ich weiß doch, dass du das nicht willst“, murmelte er.


Lily

Wusste er das wirklich? Wusste sie das überhaupt?
Seit wann gab es auf diese Frage keine eindeutige Antwort mehr?

Lily

Sie hatte ihre Chance vergeben, ihn besser kennenzulernen. Er hatte sich wirklich verändert.
Und in einigen, wirklich minimal kleinen Dingen, hatte sie sich von Anfang an getäuscht. Auch wenn sie sich das nur äußerst widerwillig, zähneknirschend eingestand.

Die Wahrheit schmeckte manchmal eben wie bittere Medizin.

James

„He Evans, weißt du was“, raunte er, „der Widder passt ganz toll zum Wassermann.“ Hoffentlich hatte er das jetzt richtig ausgesprochen. Komische Muggelwörter.

Sie zuckte kurz zusammen. Fast unmerklich. Fast.

Lily

Sie hatte es getan.
Das Unfassbare.
Sie hatte tatsächlich James Potter geküsst.

Eben gerade.
Vor einer Minute.
Und zehn Sekunden.
Elf.
Zwölf.
Dreizehn.

James

Er liebte ihr Temperament, ihre Wut, wie sie sich auflehnend gegen seine Brust stemmte. Instinktiv verstärkte er den Griff, zog sie wieder zu sich ran. Wer A sagt, muss auch B sagen, Evans.