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Heldenlied

Legenden leben ewig [NejiTen][NaruHina][KibaIno][PeinKonan]
von
Koautoren:  moonlight_005 Arianrhod-

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Chapter 4 ~ From the north came a warrior

Die Hufe des stämmigen Apfelschimmels klangen dumpf auf dem durchweichten Waldboden und der Wind fuhr sacht durch seine helle Mähne. Er war schwer beladen mit seinem gerüsteten Reiter und dessen Gepäck. Vorn rechts war ein gefüllter Köcher am Sattel befestigt und über der Gepäcktasche auf derselben Seite ein einfacher, runder Buckelschild gesichert. Das Holz war mit Leder überzogen und von Metallstreifen und Nieten verstärkt, allerdings war der Schild schlicht und ohne ein Wappen. Den passenden Kurzbogen für die Pfeile trug der Reiter auf dem Rücken unter einem abgewetzten Wollumhang und am Gürtel hatte er ein einfaches, völlig schmuckloses Bronzeschwert sowie einen langen, schweren Dolch fest gemacht. Doch das war noch nicht alles. Links unter den Satteltaschen ragten die beiden abgedeckten Blätter einer Kriegsaxt hervor und vorn gegenüber dem Köcher hing ein zweites Schwert. Zwar steckte es ebenfalls in einer einfachen, abgewetzten Hülle, doch dem Griff – straff umwickelt mit abgegriffenem Leder – sah man die Kunstfertigkeit und Meisterschaft, mit der die Klinge gearbeitet war, sofort an.
 

Kriegsstern suchte sich sorgsam seinen Weg über Geröll und alte, knorrige Baumwurzeln, damit er nicht stolperte, und sein Herr ließ ihm freie Hand. Das Pferd schüttelte seinen Kopf und schnaubte, doch es ließ sich nicht beirren. Der Reiter beugte sich leicht vor und klopfte ihm auf den Hals. Er war allein, niemand schien ihn zu begleiten, doch er blickte sich immer wieder beunruhigt um, als würde er jemanden suchen.
 

Doch außer ihm und seinem Wallach war niemand zu sehen. Der Tag war dunkel und grau, die Sonne verdeckt von tief hängenden Regenwolken, die noch vor kurzem ihre Last auf die Erde entladen hatten und es sicher bald wieder tun würden. Es sah nicht so aus, als ob das Wetter sich in absehbarer Zeit bessern würde. Die Bergwälder waren tief und dunkel an dieser Stelle. Bäume und Unterholz bedeckten die Hänge des Zwielichtgebirges wie ein dicker Pelz. Der kalte Wind brachte das Laub zum Rascheln und von überall her kam das Frühlingsgezwitscher von Vögeln.
 

Pein war nervös wie lange nicht mehr. Das Verschwinden seiner Gefährten und Freunde hatte ihn mehr aufgewühlt, als er sich zugestehen wollte. Vor allem Konans Präsenz fehlte ihm. Seine Gefährtin, die ihm immer eine Unterstützung gewesen war, schweigend, lautlos, aber stets so stark und sicher. Mit ihr an seiner Seite hatte er alles tun können. Sie inspirierte ihn, sie ließ ihn träumen und für eine bessere Welt kämpfen, für den Frieden und die Zukunft. Sie war seine Zukunft. Ohne sie wirkte die Welt grauer – was nicht nur an dem schlechten Wetter liegen konnte – und es fühlte sich so an, als hätte man ihm einen Teil seiner Seele genommen.
 

Konan gehörte an seine Seite. Mit ihr konnte er großartige Taten vollbringen. Ohne sie wurde er wieder zu dem Soldaten, der stets überlebte und manchmal auch die Strategie für den Sieg in der Schlacht lieferte, aber ohne Ehrgeiz dafür, den gesamten Krieg zu gewinnen. Ohne sie war er nichts, austauschbar, antriebslos. Vielleicht sogar wie der Lichlord selbst: nur kühler Verstand und scharfer Intellekt, aber kein Herz und keine Seele. Denn das war Konan für ihn. Die Stimme auf seiner Schulter, die ihm sagte, was richtig und falsch war, und der feste Fels unter seinen Füßen, der ihn weder fallen noch zu hoch steigen ließ. Der Grund, warum es sich zu kämpfen lohnte. Die Zukunft, seine Zukunft und ein Versprechen für eine bessere Zeit. Ohne sie an der Seite – darüber war er sich schon immer bewusst gewesen – wäre er nicht der Kriegsherr geworden, der er geworden war. Er hätte in der Schlacht verrecken können, wie der gewöhnliche Soldat, der er gewesen war, oder zu jemandem wie Orochimaru werden können, einem Tyrann und Kriegsherrn, unter dem Reiche fielen und Menschen ihr Leben ließen.
 

Sein Pferd schnaubte und zog an den Zügeln, dass sie ihm beinahe aus den Händen rutschten. Die Bewegung riss Pein aus den Gedanken und er stöhnte auf. War er schon wieder abgeschweift? Aber er vermisste sie einfach so – das so seltene, aber erstaunlich breite Lächeln, das ihre Augen zum Strahlen brachte, ihr Duft, der ihr immer anhing, die sanften, zärtlichen Berührungen ihrer Hände, die doch so schnell und so leicht töten konnten…
 

Konzentriert richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die unbekannte Umgebung. Die Bäume um ihn herum wirkten traurig und niedergeschlagen, als würden sie seine trübe Stimmung teilen. Es waren größtenteils Nadelbäume, die wenig Licht durchließen – was bei diesem bedeckten Himmel allerdings keinen großen Unterschied machte. Zwischen den Stämmen und Zweigen ragten scharfkantige Felsen wie Klingen hervor und der Pfad war uneben, gefährlich, bedeckt von Geröll und überzogen von knorrigen Wurzeln, dicker als seine Arme.
 

Befand er sich überhaupt noch im Zwielichtgebirge? Seit dem Zusammentreffen mit der Priesterin und ihren Begleiterinnen war alles schief gelaufen. Erst der Nebel, dann waren seine Gefährten verschwunden und nun wusste er noch nicht einmal mehr, wo er war. Als er vor einiger Zeit einen höher aufragenden Felsen erklommen hatte, um sich etwas umzublicken, hatte er um sich herum nur Felsen und Bäume gesehen, einige Gipfel, die aus dem grünen Teppich aufragten, und grauen Himmel. Da war keine der bekannten Landmarken, die er zu sehen erwartet hatte. Keine Hinweise auf eine Gegend, die er kannte. Nichts. Er könnte überall sein. Selbst in einer Ecke des Zwielichtgebirges, die er noch nicht kannte – die Höhenzüge waren weitläufig und viele nicht bewohnt. Hier in der Nähe schien es außer ihm auch keine Menschenseele zu geben.
 

Und wenn er hier war und nicht mehr dort, wo er sein sollte - wie war es seinen Gefährten ergangen? Wo war Konan? Er hoffte nur, dass es ihr gut ging… Außerdem war die nur wenige Tage alte Speerwunde erneut aufgebrochen und vermutlich blutete sie wieder schwach. Doch darum konnte er sich jetzt noch nicht kümmern, da er noch keinen passenden Unterschlupf gefunden hatte um es zu wagen, sie sich anzusehen. Noch ging es, dass er sie ignorierte, aber wie lange konnte er das noch durchhalten? Irgendwann Halt machen und sich darum kümmern. Was im Moment nicht mehr war als ein dumpfes Pochen in seiner Seite, konnte sich mit der Zeit zu einem echten Problem auswachsen.
 

Sein Kletterabenteuer vor wenigen Stunden hatte es für einige Zeit verschlimmert, aber jetzt war es wieder abgeklungen. Doch er gab sich nicht der Illusion hin, dass es ohne sein Zutun ganz aufhören würde. Vermutlich waren auch einige der Stiche wieder aufgegangen. Aber im Moment war er noch nicht gewillt, für die Behandlung eine Pause einzulegen– es drängte ihn zu sehr danach, seine Freunde wiederzufinden und wieder zu ihnen zu stoßen.
 

Selbst ohne den kleinsten Anhaltspunkt darauf, wie er das anstellen sollte, würde er jetzt einfach nicht aufhören können zu suchen. Und schon gar nicht wollte er sich ohne Schutz und Rückendeckung in einer völlig fremden Gegend derartig angreifbar machen. Sie mochte zwar leer erschien, musste es aber nicht sein. Kriegsstern wieherte missvergnügt und hopste über einen niedrigen Baumstamm, der quer über dem Weg lag. Der andauernde Regen und die schlechten Straßenverhältnisse schienen ihm ebenso wenig zu gefallen wie seinem Herrn.
 

Dieser klopfte dem Tier auf den kräftigen Hals und fragte sich, ob er einfach absteigen sollte. Dann würde sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Wallach doch irgendwann ausrutschte und sich ein Bein brach, sicher um einiges verringern… Und er würde das Pferd ganz sicher brauchen. Ganz zu schweigen davon, dass sein Herz inzwischen an dem treuen, starken Tier hing, das so gut ausgebildet war und ihm eigens als Geschenk übergeben worden war. Doch auf dem Rücken des Wallachs würde er schneller vorankommen.
 

Als er die Veränderungen endlich bemerkt hatte, hatte wahllos eine Richtung eingeschlagen, doch das war Stunden her und seitdem hatte sich nicht viel geändert. Es war noch immer Frühling, obwohl es eigentlich Winter sein sollte. Seine Freunde und Konan waren noch immer nicht an seiner Seite und die Gegend war ihm noch immer völlig unbekannt. Was hatte es für einen Sinn, die heilen Beine seines wertvollen Pferdes zu riskieren? Er wusste sowieso nicht, in welche Richtung er gehen sollte. Warum sollte es da auf die Geschwindigkeit ankommen, mit der er dem falschen Weg folgte? Und der Pfad wurde immer schlimmer…
 

Zögerlich zügelte er Kriegsstern, so dass der Wallach immer langsamer wurde und schließlich zum Stehen kam. Rechts von ihm ragte eine Felswand auf, unregelmäßig und mehrere Mannslängen hoch. Links zog sich eine unregelmäßige Linie von Unterholz am Wegesrand entlang, die rasch in dichtes, altes Gehölz überging, in dem mit dem Pferd an kein Durchkommen zu denken war und das geradezu nach uralter Ehrwürdigkeit und lauernder Gefahr roch. Dieser Weg musste ein sehr häufig genutzter Wildwechsel sein. Vermutlich kam jedes Reh und jeder Hirsch der Gegend mindestens einmal hier vorbei. Wie eine Pilgerstraße ins Nirgendwo.
 

Kriegsstern schnaubte laut und warf den Kopf, als wolle er fragen, wann es denn nun weiterginge. Pein gestattete sich ein feines Lächeln. Wenigstens auf die Ungeduld seines Pferdes konnte er sich verlassen. Er strich dem Tier kurz über den Hals und wollte gerade etwas sagen, als eine junge Stimme ihm das Wort abschnitt. „Hey! Hallo, da! Ist da wer?“ Sie kam von vorn. Dort, wo der Weg eine leichte Biegung machte und eine Felswand über ihm aufragte.
 

Kriegssterns Ohren richteten sich sofort auf das Geräusch und Pein runzelte die Stirn. Das hatte sich nach einem Kind angehört. Ob es sich hier verirrt hatte und nun festsaß? Oder war es doch etwas ganz anderes? „Hallo?“ Jetzt klang es ängstlich. „Ich brauche Hilfe! Ist da wer oder spreche ich hier mit einem Tier?“ Der Krieger ließ das Pferd weitergehen, eine Hand auf dem Griff des einfachen Schwertes, das er am Gürtel trug. Ihm waren schon mehrere Wesen begegnet, die auf diese Art ihre bedauernswerten Opfer in die Falle lockten. Und eine solche verlassene, einsame Gegend war ihr bevorzugtes Jagdgebiet. Doch sie waren trotz allem selten…
 

Seine Augen suchten die Felswände über ihm ab, aber er ließ weder den Wald noch den Pfad ganz aus dem Blick und auch nicht sein Pferd. Tiere hatten für solche Dinge immer ein feines Gespür. Kriegsstern wirkte jedoch völlig entspannt. Vermutlich war es tatsächlich ein Kind. Wielleicht das einer in der Nähe lebenden Holzfäller- oder Schäferfamilie. Mehr Leute, so wusste er, würden sich nicht die Mühe machen, so weit hoch in die Berge zu ziehen. Es war genug Platz für alle in den Tälern, auch wenn manche Kriegsfürsten das nicht zugeben würden, wenn man sie fragte.
 

Obwohl es gar nicht so weit oben war, wie er bei seinem Überblick festgestellt hatte. Viel tiefer, als die Strecke, die er mit seinen Gefährten hinaufgeritten war. Außer die Einwohner waren vor dem Krieg geflohen. Verlassene Landstriche wie dieser waren da immer willkommen, weil es sich für die Krieger einfach nicht lohnte, ihnen zu folgen. Eine einzige Familie war die Mühe nicht wert, die das Gebirge ihnen bereiten würde. Oder in der Nähe befand sich eine Miene und ein dazugehöriges Dorf, was natürlich ein guter Grund für eine Ansiedlung hier oben wäre. Metall, ganz egal welches, war immer und überall gern gesehen.

Endlich kam das Kind in sein Blickfeld. Es schien tatsächlich ein Mensch zu sein und halb hing und halb saß es einige Meter über ihm wie eine Spinne an der Felswand. Anscheinend war es hinaufgeklettert und kam jetzt nicht mehr weiter; weder nach vorn noch zurück. Es war ein Junge, das war deutlich an seiner Kleidung zu erkennen, die aus einer Hose, einem Wams und einem ehemals hellen Hemd bestand. Alles war aus gutem Material, wenig abgenutzt und absolut schmutzig von dem kleinen Ausflug die Felswand hinauf. Das runde Gesicht und der kräftige Körper trugen noch deutliche Anzeichen von Babyspeck und das kurzgeschnittene, dunkelbraune Haar stand in alle Richtungen ab. Er konnte keinen Tag älter als acht sein.
 

„Hallo!“ Das Gesicht des Jungen hellte sich deutlich auf, als er Pein sah. „Ich dachte schon, ich würde den ganzen Tag hier oben sitzen müssen! Ich wollte doch nur schauen, ob man von dort oben eine bessere Aussicht hat.“ Die hatte man ganz bestimmt, aber es gab sicherlich auch bessere Wege um dort hinaufzukommen. Und was machte ein Kind so jung wie dieses überhaupt allein so weit abseits von jeglicher Ansiedlung?
 

Die Eltern machten sich sicher schon Sorgen und wussten noch nicht einmal, wo ihr Sohn war und in welche Gefahr er sich gebracht hatte. Vermutlich hatten sie ihm eben solche Ausflüge wie diesen hier schon tausend Mal verboten. Oder er hatte keine Eltern mehr: Vielleicht hatte er sie in einem der zahllosen Kämpfe verloren? Aber nein, das konnte nicht sein. Dazu sah er zu gut genährt aus, zu sauber, zu gut gekleidet. Zu heiter, zu wenig mitgenommen. Nein, da war jemand, der sich um dieses Kind kümmerte, sich um es sorgte, es von allem Leid der Welt fernhielt. Es wirkte, als habe es noch nie von einem Krieg gehört, nie eine Schlacht gesehen, nie an einem Kampf teilgenommen. Denn wer begrüßte einen völlig Fremden so freudestrahlend? Niemand. Nicht in Peins Welt. Und doch … hier lachte ihn ein Knabe von weniger als zehn Jahren an, als sei er ein alter Bekannter.
 

Ausnahmslos alle Kinder, denen er vorher begegnet war, hatten ihn mit zumindest einer Spur Misstrauen betrachtet, mit Argwohn und Zweifel, als würden sie dem Frieden nicht ganz trauen. Als würden sie glauben, dass alles – seine Hilfe, sein Schutz, sein Angebot – eine Lüge war und er nur darauf wartete, dieses Gute, diesen Hoffnungsstrahl in ihrem harten Leben von ihnen zu reißen – indem er den übrig gebliebenen Elternteil mit einem Schwert durchbohrte oder sie mitleidslos den Wölfen zum Fraß vorwarf. Denn in seiner Welt lebten nicht einmal die Kinder ohne Angst und selbst Yahiko, seinen eigenen Sohn, hatte er nicht davor beschützen können.
 

„Aber jetzt sitze ich fest.“, endete das Kind verlegen. „Könnt Ihr mir herunterhelfen?“ Für einen Moment war Pein verwirrt, wen der Junge mit dem ‚ihr‘ meinte. Etwa ihn und das Pferd? Denn ansonsten war niemand anwesend. Oder war das einfach nur eine seltsame Art sich auszudrücken und ihn anzusprechen?
 

„Hey…?“ Jetzt klang der Junge unsicher. „Seid Ihr taub?“ Natürlich kam jemand wie ein achtjähriges Kind sofort auf diese Möglichkeit, warum es keine Antwort bekam. Nicht die viel einfachere, dass sein Gesprächspartner die Sprache einfach nicht verstand oder schlichtweg nicht helfen wollte. „Wie bist du da überhaupt so weit hinaufgekommen?“, wollte Pein schließlich wissen und ließ endlich seine Klinge los.
 

Das Kind zuckte mit den Schultern – oder wollte es, bis es merkte, dass es durch die Bewegung gefährlich ins Rutschen kam. „Ich bin einfach geklettert. Das war eigentlich ganz leicht.“ „Und dann?“ Pein zog eine Augenbraue hoch. „Hast du dich dann umgeschaut und plötzlich wirkte es nicht mehr so leicht?“ Ein erleichtertes Lächeln breitete sich über das Gesicht des Kindes aus. Anscheinend dachte es, es wäre gerettet. „Ja, ganz genau!“, bestätigte es mit bekräftigendem Nicken. „Und ich soll jetzt da hochklettern und dich hinuntertragen?“, wollte Pein wissen und schüttelte den Kopf.
 

Als ob das nicht gefährlicher wäre als die andere Möglichkeit! Vermutlich würden sie zusammen abstürzen; der Junge wirkte weder klein noch sonderlich leicht und die aufgebrochene Wunde in Peins Seite würde ein solches Abenteuer beinahe unmöglich machen. Außerdem musste das Kind lernen, dass es sich nicht in Dinge hineinreiten durfte, aus denen es nicht auch aus eigener Kraft wieder herauskam. „Nein, du hast es hinaufgeschafft, du schaffst es auch wieder hinunter.“ Dem Jungen entgleisten alle Gesichtszüge und er wurde blass und blickte vorsichtig nach unten. „Ab… aber…! Ich …“
 

Pein schwieg einen Moment. Von dort oben - das wusste er aus Erfahrung - sah die Entfernung viel größer aus als von unten. „Ich fang dich auf, falls du fällst.“, erklärte er dann und schwang ein Bein über die Kruppe seines Pferdes. Seine Stiefel sanken einen Fingerbreit in den matschigen Boden ein, aber er hatte einen festen Stand. Das sollte tatsächlich klappen.

„Du bist von allein da hochgekommen, oder? Du kannst es auch allein wieder hinunterschaffen. Versuch es nur – du wirst erstaunt sein, was du auf diese Weise alles hinbekommst.“ Der Junge wirkte einen Moment, als wolle er noch einmal protestieren, aber der Krieger schenkte ihm einen kurzen Blick und überkreuzte die Arme vor der Brust. Das Kind wandte sich ab, musterte noch einmal die Felswand und die Entfernung zum Boden und schluckte. „Aber…“ „Oder du bleibst da oben und sagst mir den Weg zu deinem Dorf und ich schicke deine Eltern vorbei.“ Pein hob die Schultern und starrte mit ausdruckslosem Gesicht weiterhin hinauf. „Aber entscheide dich schnell, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Kleiner.“
 

Trotzig starrte der Angesprochene mit zusammengezogenen Augenbrauen hinunter. „Mein Name ist Aring!“, antwortete er wütend, aber Pein nickte lediglich. Für einen Moment schwiegen sie sich an, dann erklärte der Junge: „Nicht meinen Eltern Bescheid sagen.“ Nicht, dass die das nicht von allein herausfinden würden – dazu musste man sich nur den Zustand seiner Kleidung ansehen. Aber dennoch nickte der Krieger und Aring wandte sich um, um mit dem Abstieg zu beginnen. Mit den Händen hielt er sich an Vorsprüngen fest und seine Füße tasteten vorsichtig nach geeigneten Stellen, die ihn trugen. Die ersten beiden Schritte bekam er ganz gut hin, doch dann hielt er inne und machte Anstalten, nachzusehen, wie weit sein Weg noch war.
 

„Nicht runter schauen.“, befahl Pein ihm scharf. „Willst du wieder hängen bleiben? Benutz deinen Tastsinn.“ Das Gesicht des Jungen verfinsterte sich, das konnte man sehen, auch wenn er tatsächlich nicht nach unten blickte. „Ihr habt gut reden! Ihr hängt hier ja nicht an der Felswand!“ Als er jedoch auch nach einigen Augenblicken noch keine Antwort bekam, machte er sich ohne ein weiteres Wort daran, weiter abzusteigen. Er war erstaunlich trittsicher, auch wenn er nicht immer auf Anhieb die richtige Spalte oder den besten Vorsprung erwischte.

„Weiter nach rechts.“, schlug Pein dann vor oder: „Einige Fingerbreit nach oben.“ Doch der Junge brauchte nicht viel Hilfe und der Krieger entspannte sich mit jeder Handlänge, die Aring zurücklegte. Er brauchte nicht viele Hilfestellungen zu geben. Was hatte das Kind so lange dort oben gesessen, wenn es doch so schnell an der senkrechten Wand unterwegs war? Vermutlich waren es doch nur die Selbstzweifel…
 

„Den Rest kannst du springen.“, bemerkte Pein schließlich. Aring kam der Aufforderung nach und stieß sich leicht von der Felswand ab. Er rutschte ein wenig auf dem Kies aus, als er aufkam, aber bekam rasch einen sicheren Stand unter den Füßen. Von Nahem war er kleiner, als Pein gedacht hatte, und seine dunkelbraunen Augen funkelten spitzbübisch. Aber das Gesicht, das er zog, war nicht gerade begeistert. „Vielen Dank für Eure überaus hilfreiche Unterstützung.“, spottete er und Pein zog eine Augenbraue hoch. „Du hast das doch ganz gut allein hingekriegt. Und sei nicht so frech zu bewaffneten Fremden.“

Aring verzog noch einmal missmutig das Gesicht, aber als ihm der Gedanke bewusst wurde, dass er es tatsächlich allein geschafft hatte, breitete sich ein strahlendes Lächeln über sein Gesicht aus. Jetzt war es an ihm, sein Gegenüber genauer zu mustern und er sog alles in sich auf – die Rüstung, die wappenlose Tunika darüber, die Waffen, der ungewöhnliche Schmuck in seinem Gesicht, die kühlen, berechnenden Augen…
 

„Wie heißt Ihr? Und wo kommt Ihr her? Ihr seid ziemlich schwer bewaffnet für einen einfachen Wanderer und so viele kommen hier sowieso nie vorbei. Was macht Ihr überhaupt hier? Hier gibt es doch nichts! Seid Ihr ein Ritter? Ein Söldner? Ein Fürst, der nicht erkannt werden will?“ Die Flut der Fragen erinnerte Pein an seinen eigenen Sohn, der zu allem und jedem immer eine Frage gefunden hatte und zu jeder Antwort zwei weitere. Die Erinnerung versetzte ihm einen schmerzhaften Stich und er konnte es für den einen Moment, den er sich gestattete, nicht erwarten Yahiko wiederzusehen. Doch das musste er auf später verschieben.

Erst galt es, seine Freunde zu finden und dann einen Krieg zu gewinnen. Wenn es bis dahin überhaupt noch einen Krieg gab, den man gewinnen musste… Die Heere vor Orochimarus Burg würden und konnten nicht auf sie warten. Vermutlich hatten sie ihren Angriff längst begonnen.
 

„Im Moment bin ich vor allem verirrt. Wo ist das nächste Dorf?“ Aring verzog enttäuscht den Mund, antwortete aber, als sei er gut erzogen worden: „Ich bringe Euch hin, ich muss sowieso zurück. Mein Vater ist Schmied dort. Kommt.“ Er winkte und machte Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. Dann hielt er jedoch noch einmal inne. „Sagt Ihr mir wenigstens, wie Ihr heißt, Herr?“ Pein öffnete den Mund um zu antworten und fragte sich, ob es so gut war, einfach seine Identität preiszugeben. Er hatte schon die verschiedensten Reaktionen auf ihn und seine Gefährten gesehen und nicht alle davon waren positiv gewesen. Und er fragte sich, ob er derartige Aufmerksamkeit – egal, wie sie am Ende aussah – brauchen konnte.
 

„Nagato.“, antwortete er schließlich und das war auch keine Lüge. Das war immerhin der Name, den seine Eltern ihm gegeben hatten. Der, den Konan noch immer benutzte – aber den er ansonsten beinahe abgelegt hatte. Er war nun Pein Kriegsfeuer, der Große Held, der Kriegsherr. Nicht mehr Nagato, Soldat. „Und ich bin kein Herr.“ Pein griff nach den Zügeln von Kriegsstern. Aring musterte das Tier und der Krieger war sicher, dass ihm die zahlreichen Waffen, die an dem Sattel befestigt waren, ebenfalls nicht entgingen. „Ist das Pferd nicht etwas klein geraten für Euch?“, wollte er dann frech wissen. „Ich dachte immer, Ritter würden große Schlachtrösser reiten, unter deren Hufen die Erde erbebt.“ „Ich bin auch kein Ritter.“, antwortete Pein einfach und musterte seinen Wallach einen Moment gründlich.
 

Es stimmte, der Stern des Krieges war nicht das größte Pferd, das er je gesehen hatte, aber wirklich klein würde er ihn nicht nennen. Eher von normaler Größe, wenn auch weniger massiger als die Ponys der Bauern und Händler, und mit einem eleganten, ausdrucksstarken Kopf. Außerdem hatte er auch noch nie Pferde gesehen, die ganz allein die Erde zum Beben bringen konnten – gehört hatte er auch noch nie von ihnen außer in Legenden und Märchen und niemand hatte dies je geglaubt.
 

Das Tier bewegte leicht die Ohren und blickte ihn zugleich ungeduldig und vorwurfsvoll an, als wolle es sagen: „Geht es jetzt endlich weiter? Steh hier nicht so rum!“ Pein zuckte die Schultern und wandte sich wieder nach vorn. Vermutlich waren es einfach nur die Übertreibungen eines Kindes. „Willst du ihn reiten?“, fragte er dann, wohl wissend, dass das ausreichen würde, das Herz des Jungen im Sturm zu erobern. Nicht, dass Aring ihn nicht sowieso schon interessant gefunden hätte mit seiner Ausrüstung und der Bewaffnung… Die Augen des Jungen leuchteten auf und wieder fühlte Pein sich an seinen eigenen Sohn erinnert.
 

Yahiko war als kleines Kind immer so stolz gewesen, wenn er auf dem Rücken eines Pferdes einige Runden gedreht hatte – inzwischen waren diese Zeiten jedoch vorbei und Yahiko ein geübter Reiter. „Darf ich wirklich?“ Er war sofort zur Stelle und schob einen Fuß in den Steigbügel. Anscheinend war das nicht das erste Mal, dass er auf ein Pferd stieg, aber viel Übung konnte er nicht haben. Er hopste ein wenig auf einem Fuß herum, während das Pferd die Behandlung ergeben über sich ergehen ließ. Solange sein Herr neben ihm stand, würde er nichts tun als gehorchen und derartiges zulassen. „Lass dich nicht in den Sattel fallen.“, wies Pein das Kind an und einen Moment später saß es im Sattel.

„Halt dich am Knauf fest.“ Statt der Anweisung zu folgen, griff der Junge beinahe fasziniert nach dem Schwertgriff Antarions, das am Sattel hing. Pein hielt ihn auf, indem er nach dem Handgelenk griff. „Und fass die Waffen nicht an. Schon gar nicht das Schwert.“
 

Für einen Moment überlegte er, das Singende Schwert von seinem Platz zu lösen. Denn der Name mochte sich zwar sehr romantisch anhören, aber die Waffe war alles andere als das. Die Macht der Klinge war groß, ungebrochen, stark, gefährlich und absolut verführerisch. Das Lied war immerwährend da, aber im Moment eher ein Summen in Peins Hinterkopf – und vermutlich Arings, der das noch nicht einmal bemerkte, sondern einfach nur den Drang verspürte, die Waffe zu berühren. Aber das war das Gefährliche an dem Schwert. Einmal ergriffen, ließ es einen Menschen nicht mehr los und nur wenige waren stark genug, sich dem Bedürfnis zu widersetzen, dem Wunsch der Waffe nachzukommen.
 

Denn mit einer Berührung fraß sich das Schwert in die Seele eines Menschen, ließ sie nicht mehr los und hielt sie in festem Griff. Ließ nicht zu, dass etwas anderes als der Tod die Klinge aus den Fingern des Trägers entfernen konnte, entfachte Mordlust und Gier und Kampfesrausch. Denn das einzige, was das Singende Schwert Antarion vermochte, war jene, die seine Lieder einmal vernommen hatten, dazu bringen zu kämpfen, zu morden und zu töten. Blut zu schmecken. Das Schwert wurde stets hoch gepriesen, als eine Waffe des Lichts, der Wahrheit, der Gnade, der Treue und allem, was gut war, aber eigentlich war es treulos, farblos und mitleidslos. Es war brutal, bestialisch und monströs. Es tat nur das, wozu es geschaffen worden war, und das war das Kriegshandwerk. Und daran war nichts Gutes zu finden.
 

Die Gnade und Güte dieser Waffe hingen immer von dem ab, der sie schwang und im Moment war es Pein – der es verstand, sie so wenig wie möglich zu nutzen und sie zu beherrschen. „Das ist gefährlich.“ Er ließ Arings Handgelenk los und löste stattdessen die Schnallen, die das Schwert am Sattel hielten um es in der Hand zu tragen. Dabei ignorierte er völlig den enttäuschten Gesichtsausdruck des Jungen. Beinahe hätte er Aring deswegen wütend angebrüllt, aber er unterdrückte den Impuls – das Kind wusste nicht, was es hier vor sich hatte, und es war sowieso ein Antrieb, der der Natur des Schwertes entsprang.
 

„Sag, wie weit ist es bis zu deinem Dorf, Aring?“, brachte er sich und das Kind auf andere Gedanken und der Junge ließ es bereitwillig zu. Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zu dem Bergdorf, das anscheinend gar nicht mehr so weit weg war und ein Stück weiter im Süden lag.
 


 

~ [ ♥ ] ~
 

Hinata wurde unsanft in den kleinen Raum gestoßen, sodass sie beinahe stürzte. Hinter ihr lachte jemand. Konan, die dicht hinter ihr war, packte sie am Arm und half ihr sich aufzurichten. Die Zauberin konnte förmlich sehen, wie sehr es sie danach dürstete Offizier Enevor für diese Beleidigung über den Mund zu fahren. Doch Konan schwieg, weil sie genau wusste, dass es ihre Lage noch schlimmer machen würde.
 

„Bringt sie in die Zelle“, befahl der Offizier einem Soldaten, der den Gefangenenzug begleitet hatte, „ich werde sie holen lassen, wenn die Befragung beginnt. Wollen wir doch mal sehen, ob wir aus ihnen nicht ein paar Informationen für Lord Uchiha heraus pressen können.“ Auf seinen Befehl hin traten zwei Soldaten vor, von denen einer eine der Zellen aufsperrte und der andere in einem herrischen Tonfall befahl: „Rein da! Oder soll ich euch Beine machen!?“

Konan warf ihm einen mörderischen Blick und stolzierte erhobenen Hauptes in die vergitterte Zelle. Hinata stolperte unsicher hinterher. Das Gitter fiel krachend hinter ihnen ins Schloss und sie fühlte eine kalte Ohnmacht in sich aufsteigen. Wenn nur Neji hier wäre…
 

„Wie könnt Ihr es wagen!“, erklang plötzlich eine aufgebrachte Stimme aus der Ecke, „entführt Ihr jetzt auch schon wehrlose Frauen? Und ich dachte, Ihr könntet nicht noch tiefer sinken! Mögen Euch die Götter für Eure Sünden bezahlen lassen, Ihr-“ „Schweig, Rebell!“, fuhr ihn Offizier Enevor an, „dein Verhör wird schon schnell genug kommen und dann hast du keine Zeit mehr dir um andere Sorgen zu machen!“
 

„Aber wir haben doch nichts getan!“, brach es aus Hinata hervor, „ihr könnt doch nicht einfach-“ „Das“, sagte Offizier Enevor gehässig, „entscheidet Lord Uchiha.“ Und damit drehte er sich um, die Soldaten im Schlepptau, und verließ den Raum. Hinata hörte noch das Rascheln von Schlüsseln, dann fiel die Tür krachend zu.
 

Hinata war zum Heulen zumute. Erst verloren sie Neji, Kiba und Pein, dann hatten sie keine Ahnung, wo sie waren, geschweige denn, was mit ihnen passiert war, und nun waren sie Gefangene in einer Burg, allein für das Verbrechen verdächtig auszusehen. Die Zauberin sank an der Wand zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen. Heiße Tränen brannten hinter ihren Augenlidern und sie fühlte sich ganz und gar ausgeliefert. Kein Neji, kein Kiba, kein Pein. Man hatte ihnen ihre Waffen abgenommen und sie war nicht mal in der Lage Magie zu wirken. Dieser Nebel… Es war, als hätte er ihre Kräfte betäubt und die Macht des Ismalith, ihres Amuletts, das sie immer um den Hals trug, für unbestimmte Dauer eingefroren. Sie mochte keine geborene Kriegerin sein wie ihre Freunde, aber ihre Magie hatte ihr trotzdem ein gewisses Selbstvertrauen verliehen. Und nun war auch das fort. Konan und sie konnten nur darauf warten bis irgendein Adliger aus einer Laune heraus entschied, was mit ihnen geschehen sollte.
 

Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Konan war neben sie getreten und sah genauso aus, wie sie sich fühlte. Da war eine gewisse Ohnmacht in ihrem Blick, aber gleichzeitig ein Trotz, mit dem ihre Gefährtin ihr auf ihre Art zeigte, dass die Lage zwar im Moment aussichtslos erscheinen mochte, aber es noch immer Hoffnung gab. Schließlich hatten sie schon viel schlimmere Situationen überstanden.
 

Trotzdem konnte die junge Zauberin die Verzweiflung nicht ganz aus ihren Zügen vertreiben. „Nicht weinen!“ Erschrocken fuhr Hinata Kopf in die Höhe. Sie hatte den anderen Gefangenen ganz und gar vergessen. „Nicht weinen“, sagte er noch mal, „Ihr steht doch in der Blüte Eurer Jugend, da würden Tränen doch nur Euer hübsches Gesicht entstellen!“ Hinata war so überrumpelt, dass ihr die Worte fehlten.

Es gab ein leises Geräusch, als der Fremde mit einem Ächzen aufstand und bis an die Gitterstäbe seiner Zelle, die ihrer gegenüber lag, heran humpelte. Seine Hand- und Fußgelenke waren mit dicken Eisenketten gefesselt, die in der Wand endeten, und schon blutige Wunden in sein Fleisch gerissen hatten.

„Nun ignoriert mich doch nicht!“, gab er leicht beleidigt zurück, als sie ihm immer noch nicht geantwortet hatte, „immerhin sitzen wir alle im selben Boot, da können wir uns doch wenigstens unterhalten. Ich bin Lee!“
 

Hinata legte die Hände in den Schoß und richtete sich an der Wand ein wenig auf. Durch das einzige Fenster im Raum fiel nur wenig Licht, sodass es kaum möglich war ihren Mitgefangenen richtig anzusehen. Soweit Hinata erkennen konnte, hatte Lee schwarze Haare, die in einem Stil geschnitten waren, der ihr fremd war, erstaunlich dichte Augenbrauen und einen sehr lebendigen Blick, mit dem er sie enthusiastisch anstrahlte, was Hinata völlig fehl am Platz fand, da man ihm gerade erst noch gedroht hatte. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Folter oder Schlimmeres, aber trotzdem fühlte sie sich durch seine Herzlichkeit ein klein wenig besser.
 

Der Rest an ihm war nicht so lebendig. Sein Körper war zwar recht muskulös, aber man hatte ihm übel mitgespielt, was etliche blaue Flecken, Prellungen und Schnittwunden bewiesen, die das zerrissene Hemd, das er trug, nicht verdecken konnte. Hinata hatte Mitleid mit ihm. Was hatten sie ihm nur angetan? Womit hatte er sie nur so sehr gegen sich aufgebracht? Als Offizier Enevor sie hierher gebracht hatte, waren Hinata und Konan über eine gigantische Burganlage geführt worden, dessen Herr, so vermutete die junge Zauberin, einen entsprechenden Einfluss haben musste.
 

„Und?“, riss Lee sie aus ihren Gedanken, „mit wem habe ich das Vergnügen? Ich muss gestehen, ihr beide seid die beste Gesellschaft, seit ich hier bin, auch wenn ihr nicht mit mir sprecht.“ „Ich bin Hinata.“ Konan warf ihr einen warnenden Blick zu, aber Hinata spürte, dass sie Lee trauen konnten. Er plapperte zwar ziemlich viel und ziemlich schnell drauf los, aber in einem Punkt hatte er recht: Er war ebenso ein Gefangener wie sie und Konan. Wenn sie hier überhaupt einer Menschenseele trauen konnten, dann ihm. „Konan“, erklärte ihre Freundin widerwillig.
 

„Es ist mir eine Ehre“, grinste Lee und deutete eine Verbeugung an, die recht albern wirkte und bei der er schmerzhaft das Gesicht verzog. Gleich darauf entspannte er sich jedoch wieder, ließ sich auf dem Zellenboden nieder, was sicher bequemer war, und sah sie aufmerksam an. „Und nun können wir einen Ausbruchsplan schmieden. Drei Köpfe denken besser als einer, nicht wahr? Außerdem gehen mir langsam die Ideen aus.“
 

„Du hast recht“, stimmte Hinata ihm zu und fragte sich im gleichen Moment, wie oft er schon versucht hatte zu flüchten, „aber wo sind wir überhaupt?“ „Ihr wisst nicht, wo ihr hier seid?! Glaub mir, das wollt ihr gar nicht wissen. Lasst uns lieber darauf konzentrieren, wie wir hier wieder raus kommen-“ „Sag‘ es!“, unterbrach ihn Konan. Hinata warf ihr einen Seitenblick zu. Egal wie sehr Konan versucht hatte sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen, jetzt brach sie sich in einer Weise Bahn, wie Hinata es noch nie erlebt hatte. Wüsste sie es nicht besser, würde sie vermuten, dass ihre Gefährtin kurz davor war die Nerven zu verlieren. Was musste das für ein Gefühl für sie sein ohne Pein an diesem Ort festzusitzen und nicht einmal zu wissen, auf wessen Burg sie eigentlich waren?
 

„Wir sind mitten im Machtzentrum der Familie Uchiha“, sagte Lee leise, der Konans Stimmung offensichtlich zum Anlass nahm nicht weiter um den heißen Brei herum zu reden, „ihr wisst schon, den Statthaltern von Konoha, die die Macht zu Unrecht an sich gerissen haben und jeden tyrannisieren, der sie auch nur schief anguckt. Ihre Leute sind nicht viel besser, aber das habt ihr ja schon gesehen.“
 

Die Gedanken der jungen Zauberin überschlugen sich. Konoha hatte keine Statthalter. Konoha war das Land, in dem sie, Neji, Kiba, Konan und Pein sich getroffen und gemeinsam begonnen hatten für den Frieden zu kämpfen. Es lag im Zentrum des Kriegsgebiets! Bei allen Göttern, wie konnte es da einen Statthalter geben! Es gab ja noch nicht mal einen König!
 

Konan schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen. Während Hinata noch rätselte, ob ihre Freundin nicht doch noch irgendwo ein verstecktes Messer aufbewahrte, das den Soldaten entgangen war, hatte sie hatte sich am Gitter aufgebaut. Doch von Konans gewohnter Gelassenheit war nicht mehr viel übrig. Sie war kreideweiß und die Tatsache, dass sie ihre Gefühle so offen zeigte, machte Hinata mehr Angst als Offizier Enevors Gehässigkeit.
 

Konan öffnete gerade den Mund um Lee zu antworten, als ein ohrenbetäubendes Geräusch die Stille zerschnitt. Ein Geräusch, das die Erde unter ihren Füßen erzittern ließ und von einer solchen Macht war, dass Hinata vor Angst aufschrie. Sekundenlang sah sie einen roten Feuerball durch das winzige Zellenfenster und fragte sich, ob sich nun die Erde unter ihr auftauen würde und sie allesamt verschlingen würde.
 


 

~ [ ♥ ] ~
 

Während der Zeit, die sie für den Weg in Arings Heimatdorf brauchten, hatte es wieder begonnen zu regnen. Der Junge hatte kurz in seinem Redeschwall innegehalten und das Wetter verflucht, das ihnen den gesamten Abend und damit das Frühlingsfest verdarb. Immerhin wusste Pein inzwischen, dass er in der kleinen Siedlung – Grauhausen – geboren worden war, wie seine Eltern hießen – Bral und Yerina –, dass seine gesamte Familie ebenfalls dort lebte – außer ein paar Cousinen, die nach ihren Hochzeiten in die umliegenden Dörfer gezogen waren, dass er den Nachbarsjungen hasste, weil der ihn immer hänselte, und vieles mehr. Unter anderem, dass am heutigen Tag eine Art kleines Willkommensfest für den Frühling stattfand.
 

Aring hatte den Krieger natürlich sofort dazu eingeladen, aber der war vorsichtig ausgewichen. Ein Kind wie er konnte kaum entscheiden, wer an einer solchen Feier teilnehmen durfte. Außerdem wusste Pein nicht, ob er tatsächlich bleiben sollte. Von seinen Gefährten fehlte noch immer jede Spur und vielleicht sollte er auch erst einmal herausfinden, wo er sich befand. Dabei konnte Aring ihm nämlich auch nicht helfen. Nur, dass er tatsächlich noch im Zwielichtgebirge war stand inzwischen fest und war eine ungeheure Erleichterung für den Krieger.
 

Auch, wenn er sich ein ganzes Stück von dem Ort entfernt war, wo er sein sollte. Er würde mehr als eine Woche reiten müssen und das würde ihm wohl wenig bringen – seine Freunde würden wohl kaum mehr dort sein. Außerdem konnte er wohl davon ausgehen, dass nicht nur er unfreiwillig die Örtlichkeit gewechselt hatte. Wie konnte er darauf hoffen, sie je wieder zu sehen? Sie hatten nichts ausgemacht für einen Fall wie diesen, kein Treffpunkt, keine Richtung, kein gar nichts. Wie hätten sie auch erwarten können, dass derartiges geschah? Es schien aussichtslos. Aber kam Zeit, kam Rat. Vermutlich war es im Moment tatsächlich das Beste, wenn er sich irgendwo einen Unterschlupf suchte und sich erst einmal die Wunden leckte. Und aus diesem Regen herauskam, der überall eindrang, seine Kleidung durchnässte und mit jedem Meter schwerer werden ließ.
 

Die Wunde in seiner Seite pochte heftiger, bei jedem Schritt flammte der Schmerz erneut aus. Es war vermutlich keine so gute Idee gewesen, so lange zu laufen. Aber jetzt war es schon zu spät. Und dann hörte der Wald plötzlich auf und sie standen auf der Kuppe eines halbrunden Hügelkammes, der im Osten in eine schroffe Felswand überging und im Süden zu einem sanften Hang, durch den sich eine Straße – eine richtige, gepflasterte und sogar recht gut in Stand gehaltene Straße – schlängelte. In dem so entstandenen Tal lag das Dorf, eine Ansammlung von Häusern aus Holzstämmen und Stein, gedeckt mit Schieferplatten. Am Rande der Siedlung befanden sich einige Holzschuppen, die unschwer als Tierställe zu erkennen waren, denn dahinter tummelten sich in Pferchen, auf umzäunten Weiden und unter den Unterständen vor allem Schweine und Schafe, aber auch einige Ponys und Kühe und überall lief Federvieh herum.
 

Menschen tummelten sich in den gepflasterten Gassen und auf dem großen Platz, um den alles angeordnet war und auf dem sich der Dorfbrunnen befand. Es schien ein Dorf wie tausend andere, doch da waren so viele Dinge, die Pein sofort ins Auge stachen. Dinge, die es von jeder anderen Siedlung absetzte, die er bis jetzt gesehen hatte. Es gab keine Schutzmaßnahmen – da waren keine Palisaden, keine Gräben, nicht einmal ein paar behelfsmäßiger Barrikaden oder sonstige Hindernisse. Die Häuser wirkten allesamt äußerst gepflegt und gut in Schuss, keine Löcher in den Dächern, keine halb abgebrannten Ruinen, keine Stadien des Wiederaufbaus nach Zerstörung. Kein Fahnenmast mit einem Banner, das die Zugehörigkeit zu einem Kriegslord verkündete. Ohne ein solches Zeichen lebten die meisten Dörfer nicht lange, denn es zeigte, unter wessen Schutz die Ansiedlung stand.
 

Die Menschen waren äußerst fröhlich, er konnte die lachenden Stimmen bis hinauf zu den Hügeln hören. Sie wirkten gut genährt, gesund und wohlhabend – nicht reich, aber sie hatten, was sie für das Leben brauchten und dazu noch etwas mehr. Ebenso wie die Tiere, die allesamt gut im Futter stehen mussten. Und das konnte er von so weit weg sehen. Wie musste es erst sein, wenn er dort unten durch die Straßen ging? Wie viele Kleinigkeiten würde er sehen, die dieses Dorf von dem Rest der Welt abhoben, die er kannte? War das hier … eine Art verstecktes Paradies, hoch in den Bergen, so dass kein Mensch herkam, niemand sich um sie kümmerte und der Krieg ungesehen an ihnen vorbeizog?
 

Es war … es war wie ein Traum. Der wahrgewordene Wunsch, das Ziel, das er immer vor Augen gehabt hatte, wenn er an die Zukunft dachte und vom Ende des Krieges sprach. In ein solches Dorf wollte er Konan und Yahiko bringen und wenn er es selbst hätte errichten müssen. Nach dem Krieg, das hatte er sich und seinem Sohn versprochen, auch wenn er in seiner Gefährtin keine Hoffnungen wecken wollte, die sie sich so wünschte und doch nicht an sie glauben konnte. Ein solches Dorf, solcher Frieden, freundliche Menschen, unberührt vom Krieg, den immerwährenden Kämpfen, dem Tod und dem Leid und dem ganzen Elend. Dann leben davon, was die eigenen Hände hergaben. Jagen. Pferde oder Hunde züchten. Endlich Frieden finden. Doch das hatte bis jetzt immer wie ein unwirklicher Traum gewirkt, etwas, über das er noch nicht einmal mit Konan sprechen wollte und konnte, aus Angst, sie enttäuschen zu müssen. Und jetzt war es zum Greifen nahe.
 

Der Dorfplatz und eine große Wiese direkt im Anschluss desselben waren vorbereitet für das Fest – Freudenfeuer, die trotz des inzwischen nachlassenden Regens hoch brannten, improvisierte, bunte Pavillons, die überall aufgestellt worden waren und die Nässe von oben abhalten sollten, grob gezimmerte Holzböden, die dafür sorgen sollten, das Feiernde nicht bis zu den Knöcheln im Matsch versanken, lange, schwere Tafeln, die sich unter der Last der aufgefahrenen Köstlichkeiten bogen, knallbunte, aber im Moment klatschnasse Bänder und Girlanden, die dem Ganzen einen fröhlichen, festlichen Anstrich verliehen. Und im Süden klarte sogar der Himmel auf, so dass die Wolken leuchtendes Blau enthüllten – als hätte das Wetter endlich ein Einsehen, so dass der Abend vielleicht doch nicht gänzlich unter den überdachten Flächen verbracht werden musste.
 

„Was habt Ihr?“, riss Aring ihn aus den Gedanken und Pein zuckte beinahe ertappt zusammen. „Habt Ihr noch nie ein Dorf gesehen?“ Er grinste verlegen auf den Blick, den der Krieger ihm daraufhin schenkte, und hob kleinlaut die Schultern. „Ihr habt nur einen so verwunderten Gesichtsausdruck… Als könntet Ihr nicht glauben, was Ihr hier seht.“ Was im Grunde auch stimmte, schoss es Pein durch den Kopf. Nein, derartiges hatte er wahrlich noch nie gesehen. Stattdessen erklärte er: „In meiner Heimat … sehen die Dörfer anders aus.“ Und das musste Aring genügen. Er wollte dem Jungen keine Geschichten über ständige Angst erzählen, über Kinder, die ihre Eltern an vorbeiziehende Horden oder plündernde Soldaten verloren, über Palisaden, andauernde Kämpfe, Hunger und Leid. Er wollte dieses friedliche Bild genießen, dieses kleine Paradies, das Aring als selbstverständlich hinnahm und das er bald hinter sich lassen musste.
 

„Ihr müsst ja von ziemlich weit weg kommen.“, brummte Aring und Pein musste ihm insgeheim zustimmen – auf die eine oder andere Art und vielleicht sogar eine, von der nicht einmal er ahnte, war es die Wahrheit. Mit diesem Gedanken setzt er sich in Bewegung und folgte dem kleinen Pfad den Hang hinunter. Im Dorf konnte er zumindest Kriegsstern tränken und wer wusste es schon, vielleicht bekam er ein kleines Zimmer, in dem er sich etwas ausruhen konnte? Je näher sie kamen, desto mehr Einzelheiten fielen ihm auf – das Pflaster der Straße war gefegt. Die Blumen in den Kästen vor den Fenstern waren einfach nur das – keine Kräuter, keine Gewürze, einfach nur hübsche, bunte Blüten. Die Fenster selbst waren entweder mit dünner, durchscheinender Tierhaut bespannt oder durch echtes, durchscheinendes Glas verschlossen. Die Wände waren frisch gestrichen oder zumindest sauber geputzt. Im Grunde wirkte alles sauber und adrett – da waren keine Risse in den Wänden, keine Löcher, keine Brüche. Pein war beinahe erleichtert, als er ein Baugerüst in einer Gasse sah, bis er bemerkte, dass da jemand nur jemand sein Haus ausbaute.
 

Das war verrückt. Alles hier – die friedliche Atmosphäre, der Reichtum des Dorfes, die glücklichen Menschen, die wohlgenährten, zahlreichen Tiere… Es war alles, was er sich von der Zukunft erträumte, und jetzt kam es ihm so surreal vor. Unwirklich. Als würde es, wenn er versuchte, die Hand danach auszustrecken und es zu berühren, zerbrechen wie die Knochen eines Rotkehlchens in einer geballten Faust oder sich einfach auflösen wie zarter Nebel unter der frühen Sommersonne. Als wäre es einfach nicht für ihn geschaffen. Darum war seine Aufmerksamkeit gebunden von Wunder und Staunen, als sein Blick über die adretten Häuser glitt, die blühenden, bunten Blumen an den Glasfenstern, die gefegten Straßen…
 

Er bemerkte kaum die Augen, die auf ihn gerichtet waren, ihn, den fremden Krieger, der so unvermittelt aus dem verwilderten, unbevölkerten Norden auftauchte, mit zahlreichen Waffen und einem Pferd, in dessen Sattel Aring saß. Vermutlich war der Junge der einzige Grund, warum man ihn überhaupt so weit gehen ließ, ohne dass ihm jemand den Weg versperrte. Immerhin kannten sie ihn, jedoch nicht den Krieger und wer würde einen bewaffneten Fremden einfach so ins Dorfzentrum lassen, ohne Fragen zu stellen? Selbst in ein Dorf, das nicht von Palisaden, Gräben oder anderen Begrenzungen umgeben war? Denn man starrte ihn zwar an, aber niemand kam näher, niemand machte einen Versuch, ihn abzuweisen oder ihm auch nur ein paar Fragen zu stellen.
 

„Die Schmiede meines Vaters ist dort am anderen Ende des Platzes.“, erklärte Aring plötzlich und riss ihn aus den Gedanken. „Hn?“, machte Pein fragend und folgte dem Fingerzeig mit den Augen. Aber der wäre kaum nötig gewesen. Die Schmiede war auch so gut zu erkennen. Es handelte sich um ein zweistöckiges Gebäude über dessen Eingang ein großes Schild mit dem das Universalzeichen für das Metallhandwerk hing – dem Hammer. Die Buchstaben, die unter dem Symbol standen, konnte Pein nicht entziffern, da er nicht lesen konnte, aber das spielte keine Rolle. Die Bedeutung des Gebäudes war auch so zu erkennen.

Eine schwere Holztür führte ins Innere, vor den Fenstern hingen Blumenkästen und die Schmiede nahm den größten Teil des Erdgeschosses ein. Der hintere Teil war durch eine Wand abgetrennt, aber eine große Schiebetür stand offen und gab den Blick auf Arbeitsplätze, Werkzeug und Rohmetall frei. Die größte Esse, der enorme Blasebalg und der Amboss standen so halb im Freien, nur überdacht. Die Deckenbalken waren schwarz verrußt, aber gut intakt.
 

„Aring, was hat das zu bedeuten?“ Die dunkle, energische Frauenstimme riss Pein aus der Betrachtung und er wandte sich um, um zu erklären, warum das Kind auf seinem Pferd saß und dass er ihm nichts Böses wollte. Aber die kleine, matronenhafte Frau mit den Lachfältchen um die Augen und den in die breiten Hüften gestemmten Fäusten schaute nicht ihn misstrauisch und feindselig an. Ihr strenger, missbilligender Blick lag auf dem kleinen Reiter, der in Kriegssterns Sattel in sich zusammengeschrumpft war, wie es nur ein Junge tat, der wohlverdiente Schelte von seiner Mutter erwartete. „Ich… Er … Oben im Wald…“, druckste Aring ein wenig herum und lenkte sich dann ab, indem er umständlich aus dem Sattel stieg.
 

Yerina – und Pein war sich sicher, dass sie es war, wenn man nach dem pausbäckigen Gesicht und dem braunem Haar ging – verfolgte seine Handlungen mit strengem Blick, ehe sie sich mit einem freundlichen Lächeln Pein zuwandte. „Ich hoffe, er ist Euch nicht zu sehr in den Ohren gelegen oder ist Euch auf eine andere Art auf die Nerven gefallen, Herr Ritter.“, sagte sie. Der Krieger, überrumpelt ob der Höflichkeit, der Anrede und des allgemein freundlichen Tonfalls, stand einen Augenblick stumm da, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, er hat mir den Weg zum Dorf gezeigt.“ Dabei ließ er die prekäre Lage, in der er das Kind angetroffen hatte, unter den Tisch fallen – Vorsicht war besser als Nachsicht und er würde Aring nicht auf diese Weise in Schwierigkeiten bringen. Nicht, dass seine Mutter nicht sowieso herausfinden würde, was passiert war; Yahiko war das auch nie anders gegangen. Mütter hatten da ihre Möglichkeiten, selbst wenn sie nicht von Kindesbeinen an in Spionagetechniken ausgebildet worden waren wie Konan.
 

„Sag, ist das Wasser frei für jeden?“ Mit dem Kopf deutete er auf den Brunnen in der Mitte des Platzes. Die Frau starrte ihn überrascht und verwirrt an, nickte dann aber. „Natürlich.“ Sie lächelte. „Bedient Euch nur, während ich mich mit diesem Bengel hier unterhalte.“ Sie brauchte nichts anderes zu tun als die Arme vor der Brust zu verschränken und Aring schlich zu ihr wie ein geprügelter Hund. Pein schmunzelte amüsiert – das Bild kam ihm bekannt vor – und führte Kriegsstern dann zu der Wasserstelle hinüber. Die Leute, die um den Brunnen standen und das Spektakel belustigt mit angesehen hatten, machten ihm bereitwillig Platz.
 

Ein Halbwüchsiger zog sogar bereits den Wassereimer nach oben um den Tiertrog zu füllen, der daneben aufgestellt worden war. Mit einer Geste bedeutete er dem fremden Krieger, das Pferd zu tränken. Fragen stellte niemand. Im Gegenteil: die Dorfbewohner zogen sich größtenteils zurück und unterhielten sich tuschelnd. Doch die Blicke, die in seine Richtung geschickt worden, waren eher neugierig und verwirrt, als unfreundlich oder gar feindlich.

Die beiden Personen, die zurückblieben, waren eine junge, blonde Frau, der Haltung und dem trainierten Zustand ihres Körpers nach eine Kriegerin, die ihn neugierig und durchdringend musterte, und der Halbwüchsige, der weiterhin den Brunnen bediente um den Trog zu füllen.

Zwischendurch reichte er Pein eine Kelle, aus der man trinken konnte. Dieser nahm mit einem dankenden Nicken an und ließ den Blick wieder über das Dorf schweifen, die Sauberkeit, die fehlende Zerstörung, die gut genährten Menschen und Tiere, die keine Sorgen auf der Welt haben schienen. Die gläsernen Fenster. Die Abwesenheit des Banners. Der helle Schein der Freudenfeuer, die ihn an das vorbereitete Fest denken ließen, welches er vom Dorfplatz aus nicht sehen konnte. All das ging über seinen von vielen Leuten so gepriesenen Verstand.
 

Yerina steuerte mit ihrem Sohn im Schlepptau bereits auf ihn zu, als Kriegsstern sich vom Trog abwandte. Er schüttelte den ausdruckstarken Kopf und die dicke Mähne, um das Regenwasser loszuwerden. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, nur noch hin und wieder fielen einige Tropfen herab und die vorher so dunklen Gewitterwolken wichen nun auch über dem Dorf klarem, blauen Himmel.
 

Yerina und Aring kamen schließlich bei ihm an. „Ich bin Yerina, die Frau des Schmieds und die Mutter von diesem Racker hier.“, stellte sie sich resolut vor. „Er hat mir erzählt, dass Ihr ihn aus einer heiklen Situation gerettet hab. Habt Dank dafür, Herr Ritter.“ Pein winkte ab. „Ich bin kein Ritter, nur ein Soldat. Und er hat sich selbst geholfen.“ Aring schnitt hinter dem Rücken seiner Mutter eine Grimasse, so dass sie es nicht sah, sagte aber nichts. Yerina zog eine Augenbraue hoch, als könne sie das nicht so ganz glauben, erwiderte jedoch nichts darauf. Anscheinend hatte sich das Thema für sie erledigt.
 

„Wir haben keine echte Herberge im Dorf – Besucher nächtigen in der Dorfhalle – aber wenn Ihr nichts dagegen habt, könnt Ihr diese Nacht unser Gästezimmer nutzen. Es wäre uns eine Ehre, …“ Sie ließ den Satz fragend in der Luft hängen und wies damit höflich darauf hin, dass sie sich zwar vorgestellt hatte, aber er das bis jetzt unterlassen hatte. „… Nagato.“ Erneut klang der Name beinahe fremd auf seiner Zunge, als wäre es nicht sein eigener.
 

„Ich hatte gehofft, noch heute weiterzukommen.“, erklärte er vorsichtig, aber Yerina wollte davon nichts hören. „Die Sonne geht bald unter.“, bemerkte sie. „Und das nächste Dorf ist einige Stunden entfernt, Ihr würdet es niemals rechtzeitig erreichen. Und Ihr seht mir aus, als hättet ihr eine schlimme Zeit hinter Euch – auf Eure Rippen könnte ruhig noch etwas Fleisch und Ihr seht etwas blass um die Nase aus.“ Erneut überrumpelt starrte Pein sie nur an; es fühlte sich beinahe so an, als hätte ihm jemand mit einem Brett vor den Kopf geschlagen. Yerina machte eine einladende Geste. „Kommt, kommt. Ich stelle euch meinem Mann vor. Das Pferd kann in den Stall, Aring wird es versorgen.“ Darüber wirkte der Junge nicht sonderlich begeistert, aber als er ansetzte, um sich zu beschweren, schenkte seine Mutter ihm nur einen strengen Blick und er klappte den Mund wieder zu.
 

Pein warf einen nachdenklichen Blick auf Kriegsstern, der beinahe hoffnungsvoll aussah – Worte wie ‚Stall‘ verstand er sehr gut – und dachte an seine eigene Verletzung und daran, dass ein gutes Mahl und eine Nacht in einem Bett Wunder tun konnten. „Also gut. Vielen Dank.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an und nahm die Zügel des Pferdes wieder auf. Yerina lächelte breit und führte ihn zu der Schmiede hinüber. „Bral!“, rief sie laut, als die kleine Gruppe sich bis auf ein paar Meter genähert hatte. „Bral! Wir haben einen Gast!“ Als keine Antwort kam, schüttelte sie den Kopf und murmelte: „Wo steckt dieser Nichtsnutz?“ Allerdings klang sie nicht, als wäre sie wirklich böse auf ihren Mann. „Soll ich ihn suchen?“, bot Aring hoffnungsvoll an, aber seine Mutter warf ihm nur einen strengen Blick zu. „Das könnte dir so passen. Bring lieber das Pferd in den Stall und kümmere dich darum.“ Das klang endgültig und die Schultern des Kindes sackten geschlagen nach unten, doch noch immer machte er keine Anstalten, Kriegsstern zu dem kleinen Gebäude hinüberzuführen, das halb hinter und halb neben der Schmiede errichtet worden und von einer nahezu winzigen Weide umgeben war.
 

„Bral!“, rief seine Mutter jetzt lauter und ihre Stimme wurde energischer. „Bral!“ „Jaja.“, kam diesmal eine Antwort. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Dann tauchte der Schmied aus dem Hintergrund seiner Werkstatt auf, von wo es offenbar ins Wohnhaus ging. Er war ein großer, breiter Mann mit den Muskeln, die sein Gewerbe mit sich brachte, einem völlig kahlen Schädel und klaren blauen Augen. Beim Gehen stütze er sich schwer auf eine Krücke, die er sich unter die Achsel geklemmt hatte – sein rechter Fuß war durch ein Holzbein ersetzt worden und eine alte Narbe zog sich quer über seine Wange. Pein erkannte mit dem geübten Blick eines Mannes, der schon zu viele Verletzungen dieser Art gesehen hatte, dass sie von Klingen stammten. Auch die Bewegungen deuteten darauf hin, dass dies kein einfacher Schmied war, sondern ein Krieger. Vielleicht hatte er vor Jahren in der Armee eines Kriegsfürsten gedient, wo Schmiede immer willkommen waren – und auch nicht selten aktiv an den Kämpfen teilnahmen. Doch dieser hatte anscheinend ausgedient und sich mit seiner Familie in dieses kleine, friedliche Paradies zurückgezogen.
 

„Wir haben einen Gast.“, erklärte Yerina ihm, während er besagten Fremden mit aufmerksamen Blick musterte. Ihm entging nichts; nicht die Haltung des Kriegers, nicht das trainierte Pferd, nicht die Waffen und auch nicht die … „Eine außergewöhnliche Rüstung.“, bemerkte er mit einem kundigen Blick auf besagte Ausstattung, selbst wenn er von der eigentlichen Brünne nicht viel sehen konnte dank der zerschlissenen Tunika, die Pein darüber trug. „Und ein außergewöhnliches Material! Sind das Schuppen?“ Für einen Moment fragte sich Pein, ob es ungefährlich war, einfach mit Ja zu antworten. Seine Rüstung – das Kettenhemd und die Armschienen, die er im Moment trug, sowie den Rest, der in den Taschen des Packesels verborgen war (wie auch die gleichen Rüstungen seiner vier Gefährten) – bestand aus einer kunstvollen, zusammengesetzten Arbeit aus tiefroten Drachenschuppen und den winzigen, schwarzen Kettenringen aus der Hand eines Meisterschmiedes. Einem Mann wie Bral, selbst Schmied und mit einem Auge für Waffen und Rüstungen, musste das sofort auffallen und er erkannte, dass dies keine normale Arbeit war.
 

Yerina war es, die ihm die Antwort ersparte, indem sie Bral in die Seite knuffte. „Wo sind deine Manieren, Mann?“ Sie wandte sich Pein zu. „Dies ist mein Gatte, Bral. Er ist der Schmied des Dorfes.“ Sie drehte sich wieder um. „Und dies ist Nagato. Er hat deinen Sohn aus einer schlimmen Lage befreit, in die er sich einmal mehr gebracht hat, und darum habe ich ihn eingeladen, die Nacht bei uns zu verbringen.“
 

Bral musterte den so plötzlich auftauchenden Fremden noch einmal misstrauisch und Pein erwiderte den Blick ruhig. Gerade, als er anbieten wollte, doch schon jetzt weiterzuziehen, rang der Schmied sich ein freundliches Lächeln ab. „Na dann, willkommen in unserem bescheidenen, kleinen Dorf, Herr Ritter.“ „Er ist kein Ritter.“, krähte Aring von hinten, doch das brachte ihm nur einen weiteren, strafenden Blick seiner Mutter ein. „Ich bin nur Soldat.“, fügte Pein trotzdem hinzu. „Und ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Bral-san.“ Der warf ihm noch einen durchdringenden, doch etwas überraschten Blick zu und nickte. Yerina dagegen strahlte zufrieden in die Runde. „Kommt mit, Nagato. Ich zeige Euch, wo Ihr die Nacht bleiben könnt. Und Aring wird sich um das Pferd und Eure Satteltaschen kümmern.“ „Aber…“, wagte der Genannte einen letzten Versuch, doch seine Mutter schnitt ihm das Wort an: „Das ist das Mindeste, was du tun kannst, nachdem er dir so freundlich geholfen hat.“
 

Mit einem schweren Seufzen griff Aring nach Kriegssterns Zügeln und führte das Pferd über den Hof in den Stall. „Kommt.“, winkte Yerina ihrem Gast. Dieser folgte der Frau in das Gästezimmer, das im hinteren Teil des Gebäudes direkt angeschlossen an die Wohnstube lag. Die Betten der Familie mussten sich im oberen Stockwerk befinden. Die kleine, hintere Kammer war nicht reich ausgestattet, aber sauber. Über dem Bett lag eine Überdecke mit bunten Mustern, ein Fenster ging auf eine kleine, von Blumen gesäumte Gasse hinaus und die Möbel – Bett, Schrank, Truhe, Tisch und ein Stuhl – bestanden aus haltbarem, sauber bearbeitetem Holz.
 

„Fühlt Euch wie zuhause.“, erklärte Yerina mit einem Lächeln. „Braucht Ihr noch etwas?“ Die ehrliche Freundlichkeit in ihrer Stimme ließ in Pein erneut das Gefühl aufsteigen, von allem einfach überwältigt zu werden und komplett überfordert zu sein. Doch dann nickte er – er musste praktisch denken. „Wenn du eine Schüssel warmes Wasser hättest? Und saubere Tücher?“ „Natürlich. Ich bring es gleich vorbei.“ Damit verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
 

Pein starrte ihr einen Moment nach, noch immer gefangen in einem Gefühl der Surrealität, der Absonderlichkeit. Vielleicht war dies ein Traum. Doch wenn es einer war, war es dann ein guter Traum oder das Gegenteil – ein Albtraum? Mit einem Kopfschütteln wandte er sich ab. Als ob das eine Rolle spielte. Und selbst wenn er sich nicht sicher wäre, dass dies die Wirklichkeit war, so unglaublich sie sich auch präsentierte, was blieb ihm anderes übrig, als mitzuspielen und sich einen Weg in dieser fremdartigen Welt zu suchen? Dies war das erste Mal seit der Trennung von seinen Gefährten, dass er wieder die Ruhe und Sicherheit fand, die er brauchte, um sich um essentielle Dinge wie die aufgebrochene Wunde zu kümmern; er musste diese Zeit nutzen.
 

Er warf das Singende Schwert auf das Bett und ließ seinen Umhang darüber fallen, so dass es völlig verdeckt war, und ebenso die einfache Tunika, die er darunter trug. Mit geübten Bewegungen öffnete er die Schnallen, die die Armschienen an seinen Unterarmen festhielten, und dann jene an der Brünne, die Bral vorher so bewundert hatte. Das Hemd, das er darunter trug, war an der Seite von Blut durchtränkt. Vorsichtig schob er eine Hand darunter, um den Ausmaß des Schades zu ertasten. Ein paar der Stiche hatten sich geöffnet und die Heilrunen, die die Heilerin so sorgfältig darum verteilt hatte, vermutlich verwischt und ohne weitere Wirkung.
 

An der Tür klopfte es kurz, dann stieß Aring sie auf und stolperte herein, die Satteltaschen hinter sich herziehend. „Ich lege sie einfach hier an die Seite, ja?“, sagte er und schob das Gepäck in die Ecke neben der Tür. Pein zog eine Augenbraue hoch und nahm ihm einen Teil der Last ab. Aring grinste zu ihm hoch. „Dem Pferd geht es gut. Kann ich die Axt nachher mal halten?“ Für einen Moment fühlte Pein sich beinahe schmerzhaft an Yahiko erinnert. „Vielleicht. Lass uns das später bereden.“ Aring seufzte, nickte aber ergeben, was aber auch daran liegen konnte, dass seine Mutter in diesem Moment nach ihm rief. „Aber nicht vergessen!“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer wieder und Pein wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner wichtigsten Aufgabe zu: der Versorgung der Verletzung.
 

Auch er trug, wie jeder gute Soldat, ein Bündel mit den rudimentären Verbandsmaterialien bei sich – ein paar einfache Kräuter und Salben, Bandagen, Nadel und Faden sowie starken Alkohol zur Wundsäuberung. Er rollte das Bündel auf dem Tisch auf, dann nutzte er das sowieso schon blutige Hemd, um die gröbsten Verunreinigungen zu entfernen, ehe er sich den Schaden genauer ansah. Drei der Stiche waren wieder aufgegangen, aber zum Glück schien die Blutung schon wieder versiegt zu sein. Es sah jetzt nur noch hässlich aus. Die Gastfreundschaft des Schmiedes und seiner Frau würde ihm sehr helfen.
 

Er blickte auf, als die Tür erneut geöffnet wurde. „So.“ Geschäftig und mit einem Tablett in der Hand, auf dem die erbetenen Dinge standen, betrat Yerina das Zimmer. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab. „Hier ist es und ich bin… Oh!“, rief sie aus, als sie bemerkte, warum genau er nach Wasser und Tüchern gefragt hatte. Mit großen Augen starrte sie auf die offene Wunde und die frische Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Wie…“, begann sie, aber Pein wehrte jedes weitere Wort mit einer Handbewegung ab. „Das ist schon ein paar Tage alt, kaum lebensgefährlich.“, erklärte er und spürte die altbekannte Irritation aufsteigen, die zimperliche Leute in ihm weckten.
 

„Die Stiche sind nur wieder aufgegangen.“ Yerina nickte, noch immer etwas blass um die Nase, den Blick auf die Verletzung geheftet. „Ich kann mich allein darum kümmern.“, erklärte er mit bemüht ruhiger Stimme. „Seid … seid Ihr sicher? Wir … wir haben … einen Heiler im Dorf und ich kann…“ „Ich hatte schon einen Heiler.“ „Aber…“, begann sie, doch anscheinend wusste sie nicht, was sie hinzufügen sollte. Endlich schaffte sie es, den Blick abzuwenden und er irrte zum Fenster, an die Decke, auf den Boden, nur nicht zu Pein.
 

„Ich…“ „Ich bin sicher. Würdest du…?“ Er machte eine Kopfbewegung zur Tür und sie verstand. „Ich… Ja, ich…“ Sie wandte sich ab. „Falls Ihr nochmal etwas braucht… Frisches Wasser oder…?“ Er nickte und sie verschwand endlich, schloss leise die Tür hinter sich und Pein atmete auf. Situationen wie diese waren ihm fremd – und darum unangenehm. Meist versuchte er sie so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
 

Trotz seines Status‘ als Held und Kriegsherr hatte er sich nie daran gewöhnt, mit anderen Menschen umzugehen. Er war eher der Einzelgänger, der nie die Erziehung genossen hatte, hinter der Neji sich verstecken konnte, oder das harte Training, das Konan ihre Eloquenz gab, hatte nicht die natürliche Freundlichkeit Hinatas oder Kibas Gabe, Verbindungen zu knüpfen. Und er hatte auch keine Geduld mit Leuten, die derart schockiert über Verletzungen, Blessuren und Blut waren. Es war alltäglich… Doch vielleicht konnte er es Yerina gar nicht vorhalten – sie lebte hier in ihrem kleinen Paradies, abgelegen und abgeschnitten von der Welt, die er kannte, dem Krieg und all den Schrecken, die damit folgten. Die Versorgung von Wunden gehörte zu den ersten Dingen, die man auf Kriegszügen lernte, denn an Heilern mangelte es immer und überall. Es war nun einmal einfacher, Leben zu nehmen, als es zu bewahren.
 

Aber er konnte sich jetzt nicht länger darum kümmern und würde Yerina auch nicht weiter damit zur Last fallen. Mit einer Hand hielt er das Hemd auf die Wunde gepresst, während er seine Utensilien vorbereitete. Er tauchte einige der Tücher in das Wasser, fädelte eine dünne Schnur in die Nadel, durchtränkte ein weiteres Tuch mit dem Wundalkohol und betrachtete schließlich noch einmal die Verletzung, ehe er sich daran machte, sie zu reinigen. Schließlich griff er nach der Nadel. Mit ruhiger Hand und versteinertem Gesicht macht er sich an den schmerzhaftesten Teil seiner Arbeit.
 

Das Wasser in der Schüssel hatte sich rot gefärbt, als er seine Arbeit beendete. Gerade, als er den letzten Knoten des Verbandes zuknüpfte, pochte es laut an der Tür, die ohne weitere Umstände aufgestoßen wurde. Bral stand im Türrahmen, schwer auf die Krücke gestützt, mit der er eben angeklopft hatte. Er warf nur einen kurzen Blick auf den Verband, sagte jedoch nichts dazu. „Meine Frau möchte wissen, ob Ihr noch etwas benötigt.“, erklärte er stattdessen. „Außerdem findet heute Abend, wie Aring Euch sicher erzählt hat, ein Fest statt.“ Er ließ den Satz für einen Moment in der Luft hängen. Pein wusste, was er damit ausdrücken wollte und nickte, dass der Schmied fortfahren sollte.
 

„Yerina besteht darauf, dass Ihr auch daran teilnehmt.“ Bral zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln nach oben. „Ihr solltet nicht mit Ihr darüber streiten, sondern einfach kommen. Ihr könnt einfach am Rand sitzen, falls Euch nicht nach Gesellschaft ist.“ Pein zog eine Augenbraue hoch – war er so offensichtlich? Oder hatte Bral einfach große Menschenkenntnis und genug Erfahrung mit ähnlichen Situationen? Pein war nicht nach einem Fest, aber er konnte seine Gastgeber nicht einfach vor den Kopf stoßen.
 

„Und es gibt immer gutes Essen.“, fügte der Schmied hinzu. „Aring wird Euch nachher abholen.“ „Danke.“, antwortete Pein und er meinte damit nicht die Einladung zu dem Frühlingsfest. „Dass du mir eine Unterkunft bietest. Wo ich herkomme, ist das keine Selbstverständlichkeit.“ Nur, dass seine Gastgeber dies auch wussten. Für Pein war eine derartige Freundlichkeit gegenüber Fremden ein rares Gut – und damit wertvoll. Bral neigte als Antwort nur mit einem freundlichen Lächeln den Kopf und humpelte wieder hinaus. Doch anscheinend hatte er – mehr als Aring und Yerina das konnten – verstanden, was ein Geschenk er seinem Gast bereitet hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt hab ich ausversehen das ganze Nachwort wieder gelöscht. Ups. Auf ein Neues...

Nach langer Wartezeit endlich wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe, irgendwer interessiert sich noch für diese FF. ^^"
Und ich muss ich erst einmal mit all diesen neuen FF-Funktionen zurechtfinden, weil es eine halbe Ewigkeit her ist, dass ich das letzte Mal was hochgeladen habe.

Jetzt sind endlich alle 5 Helden angekommen, was uns freut, weil wir jetzt nämlich richtig schön einstegen können. Dieses Kapitel mag sich etwas ziehen, weil nicht so viel passiert, aber dafür macht es (hoffentlich) ein paar andere Dinge deutlich. Und keine Sorge: im nächste Kapitel geht es richtig rund! Und in den folgenden wohl auch. Wir haben nämlich einiges vor! :D
Darum werden die Kapitel wohl auch weiterhin so lang bleiben, denn egal wie wir uns anstrengen, es werden immer zu viele Worte. v.v Ich hoffe, das Kapitel hat euch trotz allem gefallen. :)

Grüße
Sorca~ (& moony) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kerstin-san
2015-09-04T13:26:20+00:00 04.09.2015 15:26
Hallo,

wow, Pein und Konan scheinen gemeinsam so in sich zu ruhen und aus der Anwesenheit des jeweilig anderen so eine Kraft zu ziehen, dass sich diese Trennungwirklich sehr extrem auf beide auswirkt.
Es liest sich so seltsam, wie beide auf einmal völlig aus dem Tritt sind. Das Stichwort, was mir dazu einfällt ist "Seelenverwandte". Ganz genau so wirkt die Beschreibung ihrer Beziehung auf mich nämlich.

Ahhh, mir wird gerade klar, dass Pein und Konan ja einen Sohn haben, den sie nie wieder sehen werden. Wie unfassbar bitter!
Peins singendes Schwert erinnert mich nebenbei bemerkt an das Höllenschwert aus Inu Yasha :)

Ohh, Lee ist ja wirklich niedlich, wie er veruscht Hinata aufzumuntern und sein Tatendrang und Optimismus sind wirklich ansteckend.

Aber was es hat es jetzt mit diesem roten Feuerball auf sich? Ist da etwa Deidara am Werk? Oder Sasuke? Oder jemand ganz anderes? Ich bin ja shcon megamäßig AUf Sasukes gespannt!

Ich finde den Namen "Grauhausen" irgendwie total unpassend. Das klingt so deutsch und dazu die fremdländischen Namen. Hm, komisch, dass mich das vorher gar nicht gestört hat. Immerhin sind der "hinkende Frosch", das Zwielichtgebirge und die Namen der Pferde auch deutsche Namen, aber hier ist es mir irgendwie ins Auge gestochen.
Pein hats auf jeden Fall gut getroffen mit der Gastfreundlichkeit des Dorfes. Kein Wunder, dass er fast glaubt, er würde träumen.

Liebe Grüße
Kerstin (Helferlein der KomMission)
Von:  L-San
2013-12-30T09:53:09+00:00 30.12.2013 10:53


Morgen, ihr beiden! ;D


Ich glaub, ich bin so etwa in der Mitte gelangt.
Warum so wenige Kapitel erst? Q.Q
Es macht mir einfach viel zu viel Spaß, diese FF zu lesen.^^


Wie immer habe ich mir Notizen gemacht.
Als ersten Punkt habe ich Pein stehen.
Es war interessant, seine Sicht zu lesen.
Auch diese Verbundenheit mit Konan, und durch den Verlust fühlt er sich eben verletzter.
Was ihn alles menschlicher und sympathischer macht.
Gefällt mir sehr gut.^^

Dann, wie er später auf den Jungen trifft.
Lustige Szene muss ich sagen und sehr authentisch dargestellt. ;]
Eigentlich bin ich kein Fan von OC, aber in diesem Fall war es recht angenehm.
Hätte man da aber trotzdem nicht jemanden aus dem Manga nehmen können wie zum Beispiel Konohamaru?

Die Informationen über das Schwert fand ich interessant.
Ich frage mich, ob es einen derart schlechten Einfluss auf Pein hat.
So viel ich rauslesen kann, ist, dass er dem einigermaßen standhalten kann oder so.
Und mit Konan an der Seite wäre das alles kein Problem, denke ich, da sie ihn dann immer wieder zur Vernunft bringen kann und so.
Aber jetzt, da sie nicht da ist, kann natürlich alles Mögliche passieren.
Ich hoffe, ich sehe diese Waffe mal in Aktion. ;D

So so, Hinata und Konan sind nun im Kerker.
Waffen entnommen, und Hinata kann keine Magie ausüben.
Und was hat es mit dem Feuerball auf sich?
Bloß eine Beschreibung oder eine Fähigkeit der Uchiha?
Können die zaubern oder so?
Meine Vermutung wäre, dass Sasuke, falls er auftauchen sollte in dem Verlies, seinen sadistischen Neigungen geht? ;DDDD

Peins Eindrücke.
Ich fand es schön, wie ihr immer wieder seine Zweifel aufgezeigt habt und Parallelen zwischen seiner Welt und dieser Welt, oder sagen wir mal besser, die ganzen Unterschiede durch die Zeitverschiebung.^^
Es war zwar nicht viel passiert, doch finde ich das nicht schlimm.
Und ich bin mehr als gespannt, was noch so alles passieren wird.

Wie immer ein tolles Kapitel. ;D
Beschreibungen top. @.@


LG
L-San

Von:  Schokokatze
2013-06-24T15:10:41+00:00 24.06.2013 17:10
Ich liebe diese FF einfach! Echt toll, dass ihr das Projekt nicht aufgegeben habt und so fleißig am Schreiben seid!!! Und ich finde nicht, dass eure Kapitel zu lang sind, sondern eher klasse! Zwar dauert es länger, aber man hat auch länger davon. Es ist ja alles andere als langweilig XD

Die Ideen sind echt total interessant! Auch die Mischung von den verschiedenen Charakteren, die untereinander andere Bindungen haben als im Original, finde ich echt spitze! <3

Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung *__*

Liebste Grüße
Von: abgemeldet
2013-06-05T16:22:50+00:00 05.06.2013 18:22
Wasw ist mit Ino sie kam schon langenicht mehr vor...
Aber es ist beruhigend zu wissen wo Pein ist.
Die Armen drei sitzen im Kerker. Hinata und Konan haben zu dem keinen Plan wie es passieren konnte das Konoha sich so verändert hat.
Es scheint auch so als hätten sie keine Ahnung das sie plötzlich in der Zukunft sind.
Von:  funnymarie
2013-05-31T06:46:15+00:00 31.05.2013 08:46
huhu^^
endlich geht es weiter
und armer pein, wie er wohl reagieren wird, wenn er erfährt, dass sein sohn tot ist?
aber ich fand das kapitel trotzdem sehr schön
ich würde mich sehr freuen, wenn das nächste kapitel nicht so lange auf sich warten lässt, weil ich die idee der story einfach genial finde und es schade ist, dass es immer ein bisschen dauert, bis es weiter geht
ich bin gespannt auf die nächste kapitel
lg funnymarie
Von:  fahnm
2013-05-30T23:01:45+00:00 31.05.2013 01:01
Hammer Story.
Mach weiter so^^
Von:  hol-chan
2013-05-30T18:55:03+00:00 30.05.2013 20:55
Da schaut man aus Langeweile mal auf Animexx rein und was sieht man? Endlich ein neues Kapitel von Heldenlied!

Endlich ist der Aufenthaltsort von Pain geklärt. Bin ja mal gespannt, wann er durchschaut, was wirklich passiert ist.
Hinata und Konan im Gefängnis und der arme Lee, wie ist der denn da gelandet? Hoffentlich wird das im nächsten Kapitel aufgelöst (oder hab ich was in den vorherigen Kapiteln überlesen?).
Und Neji, Kiba und die anderen? Wie geht es da wohl weiter?

Ich kann es kaum erwarten, dass das nächste Kapitel erscheint, das hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lässt ;-)

LG


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