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Strange World

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Achtung: Doch noch ein Sayachi-Kapitel. Nicht wundern. :3 Komplett anzeigen

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Ich weiß es nicht

Abgekämpft verließ ich den Klassenraum. Es war Prüfungszeit und ich hatte gerade meine letzte hinter mich gebracht. Normalerweise machten mir Prüfungen nichts aus. Ich lebte förmlich für Wissensabfragen. Das war mein Steckenpferd. Das, worin ich die Größte war. In meiner gesamten Schullaufbahn hatte ich niemals weniger als 95 % in meinen Klausuren gehabt. Und so sollte es auch bitte bleiben.
 

Die Sache mit Izzy steckte mir nach wie vor in den Knochen. Auch wenn ich fand, das wir einen wundervollen Schluss unter die Beziehung gesetzt hatten. Wir hatten nicht gestritten, wir hatten uns im Guten getrennt. Und das, wenn man es genau nahm, ja auch nur vorübergehend. Auch wenn das natürlich Schwachsinn war. Niemand trennte sich vorübergehend und machte dann irgendwann einfach weiter. Pausen in Beziehungen bedeuteten nur das man das Schluss machen noch verschob.
 

Ich bereute es dennoch, auf die Party von Matt gegangen zu sein. Denn so sehr ich mir auch vorgenommen hatte, ganz normal mit ihm umzugehen, hatte ich nicht ein Wort mit ihm gewechselt. Konnte ich auch nicht. Er war meinen Blicken und vermeidlichen Versuchen ausgewichen. Und noch etwas war mir aufgefallen: Mimi war auffällig nahe an ihn gerückt uns hatte ihn mindestens genauso lange angestarrt wie ich sie in Gedanken umgebracht hatte. Also eigentlich den ganzen Abend.
 

Aber das war schon fast zwei Wochen her. Und seitdem hatte ich nicht viel von der Truppe gehört. Nicht mal von Izzy. Nur Kari hatte mir geschrieben, mich gefragt wie es mir ging. Sie war aber auch schon von Anfang an immer die Einzige gewesen, die sich auch mal unabhängig von Treffen mit der Gruppe bei mir meldete. Ein sehr kommunikatives Ding. Koushiro hatte ich auch nicht besonders oft gesehen und das obwohl wir in der selben Klasse waren. Also ja klar, im Unterricht. Aber er saß hinter mir, also zählte das nicht. Wenn Pause war, rannte er sofort raus. Wenn Schulschluss war genau das Gleiche. Als wenn er vor mir flüchten müsste. Als wäre ich die Pest.
 

Wenn ich ihn mal zu Gesicht bekam, wirkte er ungewohnt leer und zufrieden zu gleich. Als hätte er mit etwas, was ihn zu tiefst gequält hatte, abgeschlossen. Und der Gedanke daran, dass ich das sein könnte, brach mir das Herz in tausend Stücke. Aber ich war ja selbst Schuld. Wieso hatte ich mich überhaupt auf diese Gefühle eingelassen? Ach ja. Weil mein Herz das einzige war, das ich ausnahmsweise nicht kontrollieren konnte. Man konnte leider nicht lernen, nicht zu mögen. Oder zu lieben.
 

„Sayachi! Warte mal!“, rief eine Stimme hinter mir, und ließ mich bis ins Mark erstarren. Diese fiepsige, diese Gläser zum zerspringen bringende, an einer Tafel kratzende Stimme. Da war sie wieder. Mimi. Innerlich die Augen verdrehend ging ich weiter den Gang herunter. Einfach nur weg von ihr. Wenn ich Glück hatte würde ihr das schnell langweilig werden. Leider lag ich falsch. Sie rannte und holte mich ein, packte mich an der Schulter. Ich schlug sie weg und sah sie zornig an. Keine Reaktion. Sie lächelte.
 

„Tut mir leid, dass ich dich hier so überfalle...“ Ich kniff die Augen zusammen.
 

„Überfallen trifft es ganz gut...“, grummelte ich, die Arme vor der Brust verschränkend. Sie hatte auch diesen widerlich zufriedenen Blick im Gesicht. Ekelhaft. Wieso ging es allen um mich herum so gut, und mir so schlecht? Und warum ausgerechnet war sie so glücklich?
 

„He he... War nicht meine Absicht.“ Sie machte ein Peace-Zeichen mit ihrer Hand und grinste. Wieso tat sie das? Waren wir auf einmal beste Freundinnen? Hatte ich etwas verpasst?
 

„Was willst du, Tachikawa?“, fragte ich emotionslos, sie mit einem Todesblick versehend. Kopfschüttelnd stemmte sie ihre Hände in die Hüpften und verlagerte ihr Gewicht auf eine Seite. Provokant wie immer.
 

"So geht das nicht weiter.", sagte sie gerade heraus und verblüffte mich. Leichte Neugierde kam in mir auf.
 

"Was geht so nicht weiter?", wagte ich zu fragen und bereute, das ich ein Gespräch mit Mimi anfing. Es gab viele Dinge die ich nicht wollte. Mit Mimi sprechen war unter den Top 10 auf Platz 3. Gleich nach mich mit Izzy auseinander setzen und Sport machen.
 

"Das hier." Sie wedelte mit ihrer Hand von sich zu mir und zurück. "Diese kalte Zickenstimmung zwischen uns." Ich zog verwundert die Augenbrauen hoch. Versuchte Mimi jetzt ein auf dicke Freunde zu machen? Mir war die Sache alles andere als geheuer.
 

"Ich versteh nicht was du meinst?" Mimi leckte sich über die Lippen. Wie konnte man eigentlich nur so verlogen sein?
 

"Ich habe in den letzten Wochen eine Menge Scheiße gebaut. Ich weiß ich habe Sachen gesagt und gemacht, die dir das Leben schwer gemacht haben. Vor allem die Beziehung mit Koushiro. Das war...“
 

„Überflüssig?“, unterbrach ich ihre Rede und bekam ein schüchternes Nicken als Antwort. Ich seufzte genervt. Ihr leeres Gerede änderte auch nichts daran, dass ich und Izzy getrennt waren. Und das würde auch so bleiben. Dank Mimi.
 

„Pass auf.“ Mimi holte tief Luft und sah mir direkt in die Augen. „Für dieses Chaos das zwischen dir und Izzy und mir und ihm und dir und mir abging bin ich ganz alleine verantwortlich. Ich weiß das. Ich kann selbst nicht beschreiben, was da los war. Was mit mir los war. Und ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst... Geschweige denn das wir Freundinnen werden.“ Ich lachte kurz ironisch auf, als sie ihren letzten Satz beendete. Freundinnen. Nein, dass würden wir niemals werden. Nicht einmal dann, wenn sie nicht Izzys Ex-Freundin gewesen wäre. Sie war mir zu laut, zu schrill, zu egoistisch und zu überheblich. Zu geschminkt. Zu falsch. Es war als würden sich zwei Extreme gegenüber stehen. Die klischeehafte, zickige, eingebildete Glitzerbarbie und das übereifrige, logisch denkende, Gehirn besitzende Genie. Okay, das mochte vielleicht von mir überheblich sein. Aber es stimmte. Mimi und wären unter normalen Umständen auch niemals Freundinnen geworden. Nichts, aber auch gar nichts verband uns. Wir hatten nichts gemeinsam. Ich hatte mich schon immer gefragt, was Izzy jemals an ihr gefunden hatte. Oder vielleicht sollte ich mich eher fragen, was er an mir gefunden hatte. Vielleicht stand er ja auf extreme, überemotionale, vor übertriebenem Selbstbewusstsein strotzende Mädchen? Offensichtlich. Mimi und er waren immerhin fast ein Jahr zusammen gewesen. Lange genug. Zu lange.
 

„Ich weiß, dass du das nicht hören willst. Das du nichts von mir hören willst, vor allem. Aber es ist mir wichtig, dass du weißt, dass es mir leid tut. Alles. Das ihr nur seltene Momente des Glücks hattet, Momente, in denen ich nicht in euren Gedanken kreiste, weil ich euch wieder bis an den Rande des Wahnsinns gebracht hatte.“, fuhr sie fort. Wie selbstverliebt sie von sich sprach, verursachte bei mir Kopfschmerzen. Und dennoch, erstaunlicherweise, ließ ich das einfach geschehen, ließ sie einfach reden. Die alte Sayachi hätte sich umgedreht und wäre gegangen. Weil sie so was nicht interessiert hätte, sie eigentlich nur Freude daran hatte, sich über dumme Verliebte lustig zu machen. Aber die alte Sayachi war nie verliebt gewesen. Da war das einfach. Nun stand ich hier, die Sayachi die krampfhaft versuchte, nicht an ihren geliebten Ex-Freund zu denken, dem, dem sie versprach, dass sie auf ihn warten würde. Auf den Tag, an dem er über seine einstige Ex-Freundin, die nun vor mir stand, hinweg war. Seinen Gefühlen bewusst wurde. Mit jedem Tag der verging, und an dem ich keine Nachricht, kein Lebenszeichen von ihm bekam, wuchs die Angst in mir, dass ich mir zu viele Hoffnungen gemacht hatte. Das ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn einbildete, dass es schon wieder werden würde. Einbildung war ja sprichwörtlich auch eine Bildung. Doch die Realität machte mir schmerzlich bewusst, dass es vielleicht nie wieder das werden würde, was es am Anfang einmal war. Schön. Voller Liebe. Freude. Licht.
 

„Du hast recht, ich will das nicht hören...“, entgegnete ich leise nach einer Weile und sah wie sie enttäuscht drein blickte. „Aber was erwartest du jetzt von mir? Das ich dir in die Arme falle und dir danke, dass du deinen gepuderten Hintern vor mir aufbaust und so tust als täte dir irgendetwas leid?“ Mimi riss erschrocken die Augen auf und sah mich stumm an. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass auch ich schlagfertig sein konnte. Das ich auch zurück pfeffern konnte, was das Zeug hielt. Ich grinste gehässig ehe ich sie wieder emotionslos betrachtete. Wie sie da so von sich selbst eingenommen stand, lässig und arrogant. Gott, wie ich sie hasste, bis aufs Blut.
 

„Du bist das Allerletzte. Und daran wird sich in meinen Augen auch nichts ändern.“, ergänzte ich und schnalzte abwertend mit der Zunge. „Aber eines muss ich dir zu gestehen. Du hast echt die Gabe, schüchterne Jungs um den Finger zu wickeln und sie zu deinen hirnlosen Zombies zu machen. Du kannst dich dermaßen in deren Köpfe einpflanzen, dass sie nie von dir weg kommen. Darauf kannst du doch stolz sein...“ Ich drehte mich um und ließ die verstummte Mimi im Gang stehen. Ich bekam keine Luft mehr, so wütend war ich. Meine Kehle war wie zugeschnürt, meine Augen mit Tränen gefüllt. Es war mir egal, dass zu so einer Geschichte immer zwei gehörten. Dass Mimi nicht alleine Schuld war, dass Koushiro sie nicht aus dem Kopf bekam. Er ließ sich ja immer wieder auf ihre Sticheleien ein. Immer wieder war sie Gesprächsthema. Er hatte sie nicht aus dem Kopf bekommen, weil er es gar nicht versuchte. Vielleicht auch zu schwach war. Dummer Izzy. Dummer, dummer Izzy.
 

„Sayachi! Es gibt noch eine Chance für euch! Lass sie wegen so einer Dummheit nicht verstreichen!“, schrie sie mir hinterher, doch ich würdigte ihr keines Blickes und keines Wortes mehr. Sie konnte mich im wahrsten Sinne des Wortes mal kreuzweise.

Ich schnellte die Treppe herunter, dann die nächste und rannte raus auf den Schulhof. Als wäre ich minutenlang unter Wasser gewesen schnappte ich schwer nach Luft, stützte mich auf meinen Knien auf und atmete laut. Meine Lunge schmerzte als wäre ich einen Marathon gelaufen. Meine Beine zitterten als wäre mir der Tod persönlich begegnet. Mein Herz klopfte als hätte man mir einen Pflock hindurch gestoßen. Alles drehte sich. Heiß liefen mir die Tränen über die Wangen die ich versuchte mit einem Ärmel meiner Schuluniform abzuwischen. Ich hasste Emotionen die Weinen involvierten. Ich hasste sowieso diese ganze Liebesscheiße. Wieso musste man mir das antun? Ich vermisste meine emotionslose Lebensweise, in der es nur mich, meine Intelligenz und das Wissen dieser Welt gab. Kein Teenie-Geschwärme. Keine Gefühle. Außer meine Liebe zur Wissenschaft. Etwas, was ich und Koushiro teilten. Verdammt.
 

„Saya? Alles in Ordnung?“ Ich richtete mich auf und drehte mich erschrocken um. Da stand er. Unsicher wie immer. Mit seinen rot-brauen, zausigen Haaren. Diesen beinahe schwarzen Augen, die mich besorgt ansahen. Diese Wärme, die er ausstrahlte. Ich versuchte mich seinem ganz eigenen Charm zu entziehen, aber es ging nicht. Viel zu sehr freute sich meine Seele darüber, dass er mich endlich wieder ansprach. Das war ein Anfang.
 

„Kou-Koushiro...“, stammelte ich und wischte mir mit dem Handrücken über die nassen Augen. Zum Glück trug ich kein Make-Up, dass sähe nun selten dämlich aus. Ich versuchte zu lächeln. Vergeblich. Er runzelte besorgt die Stirn und kam ein wenig näher. Mir wurde heiß und kalt.
 

„Was ist denn passiert? Du bist ja total blass...“, stellte er fest, nun direkt vor mir stehend. Mein Herz klopfte so laut dass es in meinen Ohren pochte, und ich befürchtete, dass man es durch meiner Brust schlagen sah. Ich sah zu ihm auf und schüttelte den Kopf.
 

„Alles gut. Ich bin nur etwas k.o. von den Prüfungen.“, log ich – und ich war schlecht im lügen. Und das wusste Izzy. Er lächelte schwach und strich mir über den Kopf, liebevoll wie er es einst getan hatte. Ich war ihm also doch noch nicht egal.
 

„Das glaub ich dir nicht. Du bist die Königin der Gelassenheit, wenn es um Prüfungen geht.“ Er lachte, was mich zum lächeln brachte. Wie ich das vermisst hatte.
 

„Vielleicht hast du recht...“, antwortete ich und fühlte plötzlich wieder den Schmerz des Verlustes in mir. Musste es mir denn erst offensichtlich schlecht gehen, damit mich Koushiro wieder ansprach? Hätte er überhaupt wieder mit mir gesprochen, wenn ich nicht in einer Panikattacke nach draußen gerannt wäre? Ich wollte nicht daran denken, dass das wohl die Wahrheit sein könnte. Und schon gar nicht wollte ich so von ihm denken.
 

„Ich habe da schon so eine Ahnung, was dich erwischt haben könnte... Oder vielmehr wer...“ Er seufzte, sah zu Boden und wieder hoch. Ich legte fragend den Kopf schief. Würde diese Geschichte von eben jetzt nun ihren traurigen Höhepunkt finden? Ich wollte nicht noch mehr weinen. Ich hasste weinen. Und Mimi. Und alles.
 

„Mimi hat wohl versucht mit dir zu sprechen, was?“ Ich nickte stumm. Verheimlichen konnte ich Izzy noch nie etwas. Er war einfach zu schlau. Auch wenn es verwunderlich war, dass er mich durchschauen konnte, obwohl ich kein Computer war. Ich benahm mich zwar oft wie eine Maschine, aber ich war keiner. Das konnte ich beweisen. Hatte ich ja gerade.
 

„Sie wollte sich entschuldigen.“, antwortete ich knapp und ging ein paar Schritte zurück. Das mir Izzy so schnell wieder so nahe kam war mir unangenehm. Nein, ich mochte seine Nähe sehr. Aber es war so plötzlich. Damit konnte ich nicht umgehen. Wie so oft.
 

„Ja... Sie macht gerade einen Rundumschlag.“ Verwirrt sah ich zu ihm auf und er lachte. „Mimi hat beschlossen reinen Tisch zu machen. Sie will ihren Fehler wieder gut machen und rennt jetzt allen hinter her, den sie in letzter Zeit so ordentlich das Leben vermiest hat... Um ihr Gewissen wieder rein zu spülen.“, erklärte er. Da war es wieder. Dieser leere und zugleich zufriedene Blick. Nun fing ich an zu verstehen. Ich begriff, warum er so aussah. Mimi hatte sich auch bei ihm entschuldigt. Und blauäugig wie er war, hatte er ihr natürlich verziehen. Wut und Verzweiflung stiegen gerade in mir auf, als er fort fuhr.
 

„Ich will mich auch entschuldigen. Bei dir.“ Er sah nervös von mir ab und kratzte sich am Hinterkopf. Ich zitterte. Bloß nicht weinen, dachte ich und bemühte mich meine Haltung zu waren.
 

„W-wofür denn?“, fragte ich obwohl ich die Antwort natürlich kannte. Und auch er wusste, dass ich wusste, was er meinte. Aber er spielte mich. Ganz der Gentleman.
 

„Das ich dich wie Luft behandelt habe. Dich nicht einmal morgens begrüßt habe... So getan habe, als gäbe es dich nicht mehr...“ Eine Weile verging in der er gedankenverloren in die Ferne starrte. Nur der Wind der heute stärker war, als wie üblich, heulte unter den überdachten Eingang der Schule.
 

„Ich dachte schon du hasst mich jetzt...“, sagte ich beinahe lautlos und umarmte mich selbst. Izzy sah wieder zu mir herüber, beobachtete mich wortlos. Bitte sag irgendwas, flehte ich innerlich, denn so vor ihm zu stehen, und nicht zu wissen, woran ich war, machte mich wahnsinnig. Wenn er mich hasste, dann sollte er es mich einfach sagen. Und mich nicht weiter mit seinen Blicken durchbohren.
 

„Wie könnte ich dich hassen, Saya?“, flüsterte er sanft und lächelte. Meine Augen weiteten sich bei seinen Worten und ein samtig weiches Gefühl legte sich um meine Schultern. Er hasste mich nicht.
 

„Tust du nicht?“ Er schüttelte den Kopf.
 

„Nein. Wieso sollte ich?“
 

„Weil...“
 

„Weil was?“, unterbrach er mich. Erschrocken zuckte ich zusammen. Ja warum? Weil ich mit ihm Schluss gemacht hatte, als er weinend vor mir kniete, mich quasi anflehte ihn nicht aufzugeben. Und ich hatte es getan. Ihm zu liebe. Weil ich ihn liebte. Weil er seine erste Liebe noch nicht vergessen hatte. Ich hatte es gut gemeint. Meine eigenen Gefühle zurückgesteckt um ihm die Freiheit zu geben, sich über alles klar zu werden.
 

„Ich danke dir, Saya.“, sagte er und lächelte erneut. Dieses Mal sah ich in seinen Augen etwas Trauriges. Zumindest sah es so aus. Vielleicht war es aber auch etwas anderes. Ich war furchtbar im Gefühle deuten.
 

„Wofür?“
 

„Für alles. Für dein Lächeln. Für deinen Witz. Für dein Vertrauen. Für deinen Mut... Für alles.“ Verwundert blinzelte ich, und deutete seine Mimik als eine Art... Schuldgefühl. Irgendetwas schien ihm auf der Seele zu liegen. Irgendetwas, was er mir sagen wollte, aber nicht konnte. Und je länger ich ihn ansah, desto weniger wollte ich es wissen. Weil ich befürchtete, dass es mich innerlich zerreißen würde. Mich den Rest geben würde.
 

„O-okay...?“, stammelte ich stattdessen und wechselte in den Verteidigungsmodus. Auf keinen Fall wollte ich wissen, was hinter den Verdachte, den ich hegte, steckte. Ich wollte nicht wissen, ob er sich wegen irgendetwas, das er getan hatte schuldig fühlte. Ich wollte generell nicht, dass er sich so fühlte. Alles was ich wollte war, dass er glücklich war. Das war im tiefsten meines Herzens mein einziger Wunsch.
 

„Ich will ehrlich zu dir sein Saya... Auch ich hatte dieses... Gespräch mit Mimi...“, begann er und mein Verdacht, dass er etwas zu verheimlichen hatte und drum herum druckste, bestätigte sich. Und da es mit Mimi zu tun hatte, wollte ich es erst recht nicht wissen. Nein. Ich würde mich vor der Wahrheit, die hinter meinem Gedanken stecken könnte, schützen. So wie ich es vorher auch immer mit Gefühlen getan hatte. Ich verschloss sie in einer Box. Auch wenn es in dieser Situation umso schwieriger war. Schließlich ging es hier nicht um irgend wen, sondern um Izzy. Den ersten Menschen, den ich wirklich geliebt hatte. Oder noch liebte. Wenn er mir jetzt mehr oder minder gestehen wollte, dass da noch etwas mit Mimi lief, dann wollte ich es nicht wissen. Nein. Niemals würde ich zulassen, dass mir wieder das Herz gebrochen würde. Auch wenn es Izzy war. Aber unsere Trennung und diese schwere Phase in der er mich ignoriert hatte, waren schon genug für mich gewesen. Mehr ertrug ich nicht.
 

„Das interessiert mich nicht...“, platzte es aus mir heraus und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, das Ganze nicht mehr so an mich heran zu lassen, erwischte ich mein Herz dabei, wie er sich vor Schmerzen zusammenzog. Ich wollte ihn nicht anmaulen. Auch, wenn er das wohl möglich verdient hatte. Er sah mich verwundert hat und nickte dann verständnisvoll. Und erleichtert. Ich biss mir auf die Lippe. Nicht darüber nachdenken, Saya, denk bloß nicht darüber nach, was er über sich um Mimi angedeutet hatte. Vielleicht haben sie wirklich nur gesprochen. Ja, das wird es gewesen sein.
 

„Erinnerst du dich noch an deine Worte, Saya?“, fragte er nach einer Weile und riss mich aus meinen mich auffressenden Gedanken. Angestrengt versuchte ich seinen Worten zu folgen, konnte mich aber kaum konzentrieren.
 

„W-Was meinst du?“, harkte ich nach. Izzy schaute mich bedrückt an, seine Unsicherheit stand ihm wieder ins Gesicht geschrieben.
 

„Das... du und ich eines Tages wieder zusammen sein könnten. Das unsere Geschichte noch nicht zu ende sei...“ Ich erinnerte mich stockenden Atems urplötzlich an unser letztes Gespräch. An dem Tag, an dem wir uns trennten und ich ihm sagte, dass ich auf ihn warten würde. Das wir noch eine Zukunft hatten.
 

„Meinst du... das gilt noch?“, fragte er tonlos und kam ein Stück näher. Seine Hände berührten meine und ich sah zu ihm auf. Hoffnungsvoll erwiderte er meinen Blick. Einige Sekunden verstrichen ehe ich reagierte. Ehe ich begreifen konnte, dass er mich gerade fragte, ob wir noch eine Chance hätten. Hatten wir das? So sehr ich es mir wohl wünschte, aber hatten wir wirklich noch eine? Wie konnte ich mir sicher sein, dass nicht irgendwann wieder Mimi auf seiner Festplatte auftauchte, und ihn mit ihrem Virus infizierte? Hatte ich so viel Vertrauen dass es funktionierte? Vertraute ich meinen eigenen Worten? Konnte ich meine Gedanken über das, was er vorhin andeutete, vergessen? Verdrängen? Wegsperren? Nicht daran zerbrechen? Ich war schließlich gerade im Begriff dies zu tun. Aber vielleicht würde ich nachher nach Hause gehen und wieder das ganze Haus zusammen schreien, weil mich die Erkenntnis traf. Die offensichtliche Wahrheit über das Gespräch mit Mimi.
 

„Ich... weiß es nicht.“, sagte ich mit zitternder Stimme, fing seinen verletzen Blick ein und taumelte rückwärts von ihm weg. „Ich weiß es einfach nicht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dattelpalme11
2015-11-25T10:25:07+00:00 25.11.2015 11:25
Sooo, heute habe ich mir vorgenommen, bei dir ein wenig aufzuholen :D
Ich finde es echt toll, dass Saya nochmal ein Kapitel bekommen hat :) Ich hoffe, sie bekommt danach nochmal eins, weil ich sie mittlerweile echt mag <3
Sie tut mir im Moment unfassbar leid, da man richtig merkt, wie sehr die Trennung an ihr nagt :(
Dass sie mit Mimi nicht sprechen will, kann ich verstehen. Ist ja auch mega unangenehm -.-
Sie kann Mimi wirklich absolut nicht leiden, was durch das Gespräch echt deutlich wurde :D
Aber gut, wer mag schon aufdringliche Ex-Freundinnen?
Allerdings findet Mimi ja selbst, dass Saya und Izzy noch eine Chance verdient hätten :O Ich hoffe, dass das klappt!
Izzy scheint sie ja schon wieder zurückhaben zu wollen. Und mittlerweile glaube ich auch, dass der Sex mit Mimi wirklich nochmal dazu gehört hat, um mit der Sache abzuschließen :(
Trotzdem könnte ich im Moment auch nicht sagen, ob zurzeit mit Izzy zusammen sein wollte. Das ist echt ein ewiges hin und her gewesen. Ich denke Saya braucht noch ein bisschen Zeit.

Soo ich wandere mal zum Nächsten ;)
Von: abgemeldet
2015-11-08T15:14:15+00:00 08.11.2015 16:14
Soo jetzt bin i wieder drin in der storY haaaa 🤓

Soo izzy will also Saya wieder haben....nur wenn er wirklich Mimi mag und sie ihn dann .... Oh man was für ein durch einander

Soo und was is jetzt eig mit Sora und matt das interessiert mich mehr😚
Antwort von:  MissBloodyEnd
08.11.2015 16:51
Haha :D

Du musst dich noch etwas gedulden, wie es mit Sora und Matt weitergeht :D


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