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Ein nicht ganz romantischer Antrag

My Neighbour Dracula Fanfic ;)
von

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The one and only chapter

My Neighbour Dracula:

Ein nicht ganz romantischer Antrag
 

Es war viertel vor Acht, als Jonathan Harker sich seine Krawatte zum sicherlich zehnten Mal zurechtrückte. Er hatte sich bereits vor einer Stunde umgezogen und die darauf folgende Zeit damit verbracht ungeduldig zu warten, auf die Uhr zu sehen, zu warten und seine Krawatte zu richten.

Eigentlich war es nicht die Art von Jonathan Harker nervös zu sein. Er war Anwalt, ein frischgebackener Anwalt, um genau zu sein (Genauigkeit war ihm sehr wichtig) und ein Anwalt durfte nicht nervös sein und dies vor allem noch weniger Zeigen.

„Ach, du siehst wunderbar aus, mein Lieber“, meinte seine Mutter und kicherte, als sie ins Wohnzimmer kam, um – wie sie es sicher mindestens einmal täglich tat – den Staub von den Bücherregalen zu wischen. Nun ließ sie den Lappen liegen, ging zu ihm, und begann an seinen Haaren herumzuzupfen. „Sei nicht so nervös, Liebling“, meinte die burschikos wirkende Frau anfang fünfzig. „Mina wird begeistert sein! Wie könnte sie auch anders, bei so einen Prachtjunge! Anwalt…“ Für einige Sekunden schien sie vollkommen weggetreten zu sein. „Hach… Lass mich den Ring noch einmal sehen.“

Seufzend und etwas widerwillig holte Jonathan die kleine Schachtel aus der Jackeninnentasche. Für den Ring war beinahe das ganze Gehalt, was er für den ersten übernommenen Fall bekommen hatte, draufgegangen.

„Hach!“, seufzte seine Mutter schon wieder. „Ich wünschte ich hätte einen so schönen Verlobungsring bekommen!“ Das sagte sie laut genug, als dass es sein Vater, der im Arbeitszimmer im ersten Stock saß, mit Sicherheit hörte, wenn er nicht gerade mal wieder schlief.

Da fiel der Blick des jungen Mannes auf die große Standuhr. „Mama, ich muss gehen!“, rief er aus, richtete sich noch ein letztes Mal seine Krawatte und rannte auch schon aus dem Haus.

Es war fünf vor Acht, also fünf Minuten zu früh, als Jonathan das Haus erreichte, in dem Mina alleine lebte, seit ihre Mutter verstorben war.

Hatte er auch wirklich alles? Den Ring? Ja! Die Geldbörse? Ebenfalls! Oh, aber er hatte keinen Regenschirm! Was sollte er nur machen, wenn es zu Regnen begann?

Ach, das würde nicht passieren, versuchte er sich selbst zu beruhigen, während eine böse Stimme in ihm erwiderte: „Junge, du bist in England! Natürlich wird es passieren.“

Doch da ging auch schon die Tür auf und Mina Murray stand in einem beeschen, nicht besonders auffälligem Abendkleid vor ihm und auch, wenn sie nicht viel anders aussah, als jeden Tag, rang Jonathan nach Atem.

„Mina“, brachte er schließlich heiser hervor.

„Jonathan“, erwiderte sie, was ja schon einmal ein guter Anfang für ein Gespräch war.

Schweigen.

„Wollen wir?“, fragte er schließlich und bot ihr seinen Arm zum Geleit an.

„Liebend gern“, antwortete sie und nahm den angebotenen Arm an.
 

Es war viertel nach Acht, als die Kutsche, die sie genommen hatten, vor dem griechischen Restaurant Hades vorfuhr und Jonathan seiner hoffentlich bald Verlobten aus dem Gefährt half.

Nur die Ruhe bewahren, ermahnte er sich, stellte aber erleichtert fest, dass es nicht regnete. Vielleicht würde er ja doch keinen Regenschirm brauchen!

„Ich habe noch nie griechisch gegessen“, versuchte seine Verlobte in Spe so etwas, wie ein Gespräch zu beginnen.

„Nicht?“ Jonathan lachte verlegen. „Ich war während meiner Studienzeit zwei Mal mit meinem Kurs dort essen. Wusstest du, dass fast jedes griechische Gericht mit Olivenöl zubereitet wird? Und es werden dort viele Speisen gebacken und nicht gebraten. Allerdings muss ich dich vorwarnen, das Essen ist oft sehr fett…“

„Du kannst mir sicher einige Speisen empfehlen“, lächelte Mina und ging mit ihm zusammen ins Restaurant.

Natürlich hatte Jonathan reserviert – keine Frage. Immerhin hatte das Restaurant erst vor wenigen Wochen eröffnet und der frischgebackene Anwalt hatte noch viel vor, an diesem Abend, auch wenn ihm allein beim Gedanken daran das Herz in die Hose rutschte.

Sei ein Mann, Jonathan, ermahnte er sich selbst und folgte den Ober zu den ihm zugewiesenen Tisch direkt an einem der großen, gerahmten Fenster, die nach oben hin eine Halbbogenform hatten.

Auf dem Tisch brannte eine Kerze und der Ober nahm ihnen sehr artig Jackett und Mantel ab, ehe er ihnen die Karte brachte.

„Und, was kannst du mir empfehlen?“, fragte Mina und lächelte ihn über den Tisch hinweg an.

„Oh…“ Jonathan begann nervös zu lachen. „Äääh…“, fuhr er fort. Ja, was eigentlich? „Als Hauptgericht solltest du auf jeden Fall Lammspieße probieren“, meinte er schließlich. „Und als Vorspeise würde ich eine Suppe probieren.“

„Gut, danke“, entgegnete sie und lächelte ihn an, als wolle sie ihn beruhigen, nur helfen tat es ihm nicht.

Es war fünf vor Neun, als der Kellner endlich die Hauptspeise brachte und somit Jonathan unterbrach, der Mina gerade über die großen Baumeister der Gotik aufkläre, was sie offenbar wirklich interessant fand.

Ja, es beruhigte die Nerven des Armen Jonathan über irgendwelchen bildenden Themen zu philosophieren, so dass er bei der Hauptspeise – er selbst aß Fisch – begann über die griechische Antike zu reden. „Du weißt ja, dass die Griechen für viele Rechtssysteme das Vorbild gegeben haben…“, begann er. „Und die Philosophen…“, fuhr er irgendwann fort und vergaß dabei ständig das Essen, das auf seinem Teller bereits auskühlte.

Mina lächelte und nickte. „Das ist schön.“

„Kennst du eigentlich Platons philosophisches Idealbild einer Gesellschaft?“, fragte Jonathan, der langsam aber sicher vergas warum er überhaupt hier war. Wobei – wo waren sie überhaupt? Egal! Bei Platon. Bei Platon… „Er meinte nämlich, dass Philosophen den Staat anführen sollten. Eine seltsame, aber interessante Vorstellung, findest du nicht?“

Mina lächelte und nickte und Jonathan fuhr fort…
 

Es war kurz vor halb Zehn, als der Kellner den Nachtisch servierte und Jonathan gerade seine Ausflüge über den platonischen Idealstaat beendet hatte. Nun stocherte er wie Mina in seinem Minzparfait herum und beobachtete die Lehrerin.

Diese seufzte und gähnte, hob aber den Blick, als sie bemerkte, dass er sie ansah. „Was ist das für ein Auftrag, von dem du mir erzählt hast?“, fragte sie dann.

„Oh, das“, meinte er und lächelte. „Ich werde nach Rumänien fahren. Mein erster alleiniger Auftrag als Rechtsanwalt.“

„Nach Rumänien?“, hakte sie nach. „Wieso das? Wirst du lange weg sein?“

„Ich weiß es noch nicht, Mina“, antwortete er. „Aber es ist nichts großartiges. Ein rumänischer Graf will ein Landgut hier kaufen und ich soll ihm ein möglichst schlechtes andrehen und werde dann wieder zurückkommen. Das längste wird die eigentliche Reisezeit sein.“ Er lächelte. „Wirst du mich vermissen.“

„Natürlich werde ich dich vermissen, Jonathan“, entgegnete sie. „Ich werde mir Sorgen machen. Rumänien… Das ist ein ziemlich wildes Land.“

„Mir wird schon nichts passieren“, erwiderte er und widmete sich wieder seinem Parfait. Er wusste, dass dies eigentlich der Augenblick war, auf den er gewartet hatte und das es an der Zeit wäre, die kleine Schatulle mit dem Ring aus der Jacketttasche zu befördern. Wobei! Das Jackett hing an der Garderobe. Eine gute Möglichkeit vor sich selbst zu rechtfertigen, dass er den Ring nicht hervorholte…

Aber was würde seine Mutter sagen, wenn er unvollendeter Dinge nach Hause zurückkehren würde?

Aber was würde sie sagen, wenn Mina „Nein“ sagen würde?

Würde sie das?

Er wusste es nicht und irgendwie war es ihm auch nicht angenehm darüber nachzudenken. Stattdessen begann er davon zu plaudern, wie Parfait und Eis hergestellt wurde und das die Chinesen es einst erfanden, und ließ den Moment einfach verstreichen, was ihn irgendwie erleichterte.

Und während er redete nickte und lächelte Mina wieder.
 

Es war genau zehn Uhr und der Big Ben schlug, als die Kutsche vor Minas Haus vorfuhr und es langsam zu regnen begann. Nicht stark, nur mieselig. Echtes englisches Wetter!

Noch immer hatte Jonathan den Ring in der Tasche, als er Mina nun schnell zur Tür begleitete.

„Danke“, meinte sie, während sie im Flur und er noch immer halb in der Tür stand. „Es war ein schöner Abend.“ Damit lächelte sie ihn an. „Schreib mir, wenn du in Rumänien bist.“

„Ich bin mir sicher, wir werden uns vorher noch sehen“, erwiderte er. „Im Moment suche ich die Immobilien heraus und bereite die Verträge vor. Ich bin mir sicher, dass es noch drei Wochen sein werden, bis ich fahre.“

„Gut.“ Sie nickte nur und für einige Augenblicke standen sie unschlüssig da.

„Vielleicht solltest du nach Hause gehen“, meinte sie dann. „Der Regen wird stärker.“

Er nickte und wollte sich schon umdrehen, als er wieder an seine Mutter dachte. Verdammt! Vielleicht würde sie ihn ja nicht einmal ins Haus lassen, wenn die Dinge unvollendet waren. Und sie würde ihn sicher ausquetschen – bis ins kleine Detail. „Mi… Mina“, brachte er schließlich hervor und kramte nervös in der Jacketttasche, halb hoffend, dass der Ober oder irgendwer hatte die Schatulle mitgehen lassen, doch das Restaurant war zu gut und zu fein, als dass so schnell etwas verschwand.

„Was ist denn?“, fragte sie und sah ihn an.

Da hatte er endlich die kleine Schachtel in der Hand und überlegte angestrengt, wie er sie ihr geben sollte. Schließlich hielt er ihr einfach die schlichte Schachtel hin und druckste unschlüssig herum, da er ebenso nicht wusste, ob er sich hinknien sollte oder nicht. Immerhin stand er noch halb in der Tür.

„Was ist das?“, fragte sie nun unsicher und sah ihn an.

„Für dich“, meinte er und lachte nervös.

„Für mich?“ Sie streckte vorsichtig die Hand aus und nahm die Schachtel, um sie zu öffnen. Als sie dies getan hatte, sah sie ihn eine Weile unsicher an, sagte aber nichts.

„Mina“, brachte Jonathan schließlich heraus. „Wilhelmina Muray“, verbesserte er sich dann. „Willst du… Willst du mi… Willst du mi-mi-mich heiraten?“ Dabei sah er sie nicht einmal direkt an.

Es herrschte Schweigen.

„Jonathan“, flüsterte sie schließlich und mühsam brachte er seinen Kopf dazu, sich zu heben, so dass er sie ansah.

„Mina?“, fragte er unsicher. Das konnte nicht gut ausgehen! Vielleicht sollte er das Thema wechseln…

„Ich will“, erwiderte sie schließlich und lächelte ihn unsicher an, ehe sie zu ihm ging und ihn auf die Wange küsste. „Ich habe schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass du mich fragst.“

„Wirklich?“, lächelte er nervös und gleichzeitig erleichtert, woraufhin sie nur nickte.
 

Es war kurz nach elf, als Jonathan es endlich geschafft hatte, seine Mutter abzuschütteln und ins Bett zu kommen. Er hatte es doch noch geschafft den Antrag zu machen und er war wahrlich stolz auf sich. Sicher, die Version, die er für seine Mutter erzählt hatte, war etwas geschönt gewesen, aber zumindest konnte seine Mutter nun stolz auf ihren Sohn sein.

Und trotzdem wurde er ein ungutes Gefühl nicht los. Heiraten wäre sicher nicht so einfach und bereits jetzt machte seine Mutter ihm klar, dass sie mindestens fünf Enkel haben wollte.

Seufzend betrachtete er sich im Spiegel. Vielleicht wäre es ganz gut aus London wegzukommen. Immerhin würde er dann auch europäischen Landadel kennen lernen… Wie so ein Graf wohl war?

Aber bis dahin war ja noch Zeit… Zeit, die er mit Mina… Und seiner Mutter verbringen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ryodita
2009-06-06T11:01:09+00:00 06.06.2009 13:01
Das ist toll! Nein ersthaft! Es ist zwar eine recht schlichte Szenerie, aber so schön geschrieben, dass es einfach Spaß macht sie zu lesen und ausserem passt genau das zu den Charakteren! Ich mag diese leichte sprachliche Ironie, die du da eingebaut hast und ich liebe Johnny und seine Mom! XD Der ist so süß! Ich erkenne meine Charas auf jedenfall wieder- und hätte jetzt große Lust Johnnys Mom auftauchen zu lassen! Aber nja, ersatzweise kann vielleicht die dicke Nonne herhalten!
Leider bin ich ziemlich ungeübt darin Kommentare zu Fanfics zu machen (der hier ist meine Premiere!)und kenne mich in Literatur auch nicht besonders gut aus, daher weiß ich nicht, ob mein Kommentar hier überhaupt Sinn ergibt XD". Aber ich kann auf jedenfall sagen, dass ich deine Geschichte sehr mag! *_* Und wenn ich später vom Mittelaltermarkt zurückkomme, werde ich sie sicher nochmal lesen!
Vielen vielen Dank! *knuffel*

Liebe Grüße,

Ryo


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