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Inner conflicts

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Enlightment

Dienstag, Januar 02, 1945

 

2:46 P.M.

 

Hermines Kopf dröhnte als sie wieder zu Bewusstsein kam. Sie musste mit dem Kopf auf den harten Boden aufgeschlagen sein. Sie erinnerte sich an Eileens hämisches Grinsen und dann war da nichts mehr gewesen. Jemand musste hinter ihr gewesen sein und sie hatte es nicht bemerkt. Sie ärgerte sich über ihre eigene Unvorsichtigkeit, denn schließlich war sie darauf vorbereitet gewesen, dass ihr von allen Seiten Gefahr drohte. Ihr Zorn auf Riddle war wieder erloschen und stattdessen sah sie sich, als sie die Augen aufschlug, Zephir gegenüber.

Schnell ließ sie ihren Blick schweifen um zu wissen wo sie war und wie lange sie bewusstlos gewesen war. Auf die erste Frage fand sie schnell eine Antwort, denn es roch nach kaltem Stein und abgestandener Luft und das kleine Licht in der Mitte des Raumes reichte aus, um zu erkennen, dass sie in einem der Keller von Hogwarts war. Sie hätte gedacht, dass Zephir sich nicht ins Revier der Schlangen zurückziehen würde. In ihrem letzten Traum hatte sie ihn auf einem Turm gesehen und irgendwie hätte sie erwartet, dass sie genau wie in ihrem Traum gefesselt am Astronomieturm baumeln und Zephir sie vor die Wahl stellen würde. Hermine schallte sich eine Närrin. Nur weil sie ihre Träume so wichtig nahm, hatte sie noch lange nicht die Fähigkeit erlangt, in ihren Träumen die Zukunft vorherzusehen. Außerdem glaubte sie nicht an Vorhersagen. Aus diesem Grund hatte sie schließlich in ihrem dritten Jahr Wahrsagen als einziges Fach hingeschmissen. All diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie sich langsam aufrichtete, während Zephir an einem Tisch gelehnt ihr dabei zusah. Eileen war nicht zu sehen und auch sonst war niemand in dem Raum. Hermine tastete nach ihren Zauberstab, aber natürlich war er nicht mehr dort.

„Na Prinzessin ausgeschlafen?“

Hermine funkelte ihn wütend an. So durfte sie nur Lestrange nennen und selbst ihm nahm sie das noch böse. Sie wollte nicht auf dem Boden kauern und richtete sich ruckartig auf, doch sofort packte sie der Schwindel und alles verschwamm vor ihren Augen. Sie griff blind nach der Wand hinter ihr, doch fand ihre Hand nicht was sie suchte. Stattdessen spürte sie einen starken Griff an ihrem Arm. Hermine versuchte sich loszureißen, doch Zephir hielt sie fest. Langsam kehrte ihre Sicht wieder zurück. Die Angst packte sie wie bei ihrer letzten Begegnung mit Zephir und sie tat ihr Bestes um das Zittern zu unterdrücken.

„Angst Prinzessin?“, flüsterte Zephir in ihr Ohr. „Warum denn?“

„Was willst du von mir?!“, entgegnete Hermine und schrie dabei fast. Sie musste sich wieder unter Kontrolle bekommen. Es konnte einfach nicht sein, dass ihr Zephir so viel Furcht einjagte. Sie hatte sich schon in viel schrecklicheren Situationen befunden. Als sie von Bellatrix gefoltert worden war, hatte sie Todesängste ausgestanden und es dennoch überlebt. Sie versuchte Zephir wütend anzufunkeln, doch er grinste nur fies zurück.

„Ich habe gehört du willst Riddle töten“, entgegnete Zephir auf ihre Frage. „Das erscheint mir seltsam, denn selbst ein Blinder kann sehen, dass du Gefühle für ihn hast. Deine Gefühle für ihn sind natürlich bedauernswert, aber wegen eines gebrochenen Herzens bringt man doch niemanden gleich um. Also würde mich wirklich brennend interessieren, wie es kommt, dass du Riddle töten willst.“

Hermine biss sich auf die Lippe. Sie hatte das nur zu Eileen gesagt, in der Hoffnung sie würde sie ziehen lassen und keinen weiteren Gedanken daran verschwendet, was sie antworten sollte, wenn sie jemand nach dem „Warum“ fragte, denn eigentlich sollte sie Riddle längst getötet haben und zurück in ihrer Zeit sein.

„Na schön. Ja, er hat mir das Herz gebrochen. Ich war wütend und da ist mir das herausgerutscht“, verteidigte sich Hermine.

„Ich glaube dir kein Wort. Du verschweigst etwas seit du hierher gekommen bist und ich denke es wird Zeit, dass ich die Wahrheit von dir erfahre.“

Ihr fiel jetzt das Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit auf, das auf dem Tisch stand. Es musste hinter Zephir verborgen gewesen sein, doch dadurch, dass er ihr zur Hilfe gekommen war, war es nun zu erkennen. Falls der Ravenclaw auf den Überraschungsmoment gehofft hatte, um ihr Veritaserum zu verabreichen, hatte er diesen Augenblick längst verspielt. Das Wahrheitsserum würde sie nun bekämpfen können, da sie wusste, was auf sie zukam. Ihrem trockenen Mund nach zu urteilen und der Tatsache, dass sie sich noch ganz als Herr ihrer Zunge betrachtete, ging sie davon aus, dass er ihr auch nichts verabreicht hatte, als sie noch bewusstlos gewesen war.

Zephir folgte ihrem Blick zum Glas. „Oh, keine Sorge. Eileen hat es mir gebracht, aber wo bliebe der ganze Spaß, wenn du mir alles so einfach erzählen würdest. Nein, nein, ich habe es nicht eilig. Wir haben alle Zeit der Welt, um dir jedes deiner Geheimnisse zu entlocken“.

Der irre Blick in seinen Augen versetzte Hermine zurück nach Malfoy’s Manor, als sie hilflos Bellatrix ausgeliefert gewesen war. Sie konnte es nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen bei der Erinnerung an die Schmerzen und Ängste, die sie dort ausgestanden hatte. Nicht schon wieder. Sie blinzelte die Tränen fort und kämpfte gegen Zephirs Griff. Er packte nur noch härter zu und ein leiser Schmerzensschrei entwich ihrer Kehle.

 

„Eileen hat mir erzählt, dass du deinen Geliebten in Frankreich verloren hast. Wie wäre es wenn wir damit anfangen, warum du hierher gekommen bist? Möchtest du mir darüber nicht etwas erzählen?“ Seine Stimme klang freundlich und einfach nur neugierig, doch Hermine sah den durchdringenden Blick mit dem er sie musterte und dann spürte sie es. Es fühlte sich an, als würde jemand ihren Kopf mit Gewalt aufbrechen. Sie musste dagegen ankämpfen. Sie dachte daran, wie sie immer mit Harry geschimpft hatte, wenn er sich mit den Okklumentikstunden bei Professor Snape nicht genug anstrengt hatte. Wie oft hatte sie ihm damit in den Ohren gelegen, dass er seinen Kopf frei von allen Gedanken machen sollte, um Voldemort aus seinem Kopf herauszuhalten. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass Harry es einfach nicht tat, weil er Professor Snape gehasst hatte. Dass es ihm gefiel, die Möglichkeit zu haben, an Voldemorts Gedanken teil zu haben. Doch jetzt wusste sie, dass Harry ihr nie erzählt hatte, wie grauenvoll seine Unterrichtsstunden gewesen sein musste und warum es ihm durch die Anstrengung immer schwerer gefallen war sich vor Voldemort zu verschließen.

Der Schmerz in ihrem Kopf explodierte und sie sah Erinnerungen in schneller Abfolge an ihr vorbeirasen. Da waren Harry und Ron, die mit ihr zusammen lachten und im Gemeinschaftsraum der Gryffindors saßen nachdem sie dem Troll im ersten Jahr entkommen war. Ihre Eltern, die sich nicht mehr an sie erinnerten. Die Toten der Schlacht in der Großen Halle. Ginny, die weinte und die sie in den Arm nahm. Blaise als Todesser, der ihr gegenüberstand. Gleich würde sie wieder miterleben müssen, wie Ron starb. Hermine kämpfte verbissen und sie hatte das Gefühl langsam Zephir aus ihrem Kopf zurückzudrängen. Plötzlich ließ der Schmerz in ihrem Kopf nach und sie zitterte am ganzen Körper. Zephir lockerte seinen Griff ein wenig, während er sie nachdenklich ansah. Er hatte viel zu viel gesehen, doch wusste er die Puzzlestücke richtig zusammenzusetzen?

Hermine fühlte sich völlig schwach und ausgelaugt, obwohl nicht einmal eine Minute vergangen war. Jetzt wünschte sie sich beinahe, dass sie doch das Veritaserum verabreicht hätte bekommen. Das wäre schmerzloser gewesen. Dann schoss ihr die Erkenntnis durch den Kopf. Das Veritaserum war ihre Chance. Sie musste nur von Zephir loskommen. Doch genau in diesem Augenblick verstärkte sich sein Griff wieder.

„Interessant“, sagte er nur leise zu sich selbst. „Du warst schon mal in Hogwarts. War das etwa der Gemeinschaftsraum der Gryffindors, den ich dort gesehen habe? Wirklich erstaunlich für jemanden, der angeblich aus Frankreich kommt und noch nie vorher in Hogwarts gewesen ist.“

„Ach“, entgegnete die Braunhaarige mit soviel Verachtung in ihrer Stimme, wie sie noch aufbringen konnte. „Sagt jemand, der noch nie in Beauxbatons war?! Was weißt du schon von meinem Leben?!“

Zephir lachte laut auf und schüttelte dann den Kopf. „Du willst also spielen? Dann lass uns spielen. Je länger du gegen mich kämpfst, desto mehr Spaß wird es sein dich endgültig zu brechen.“

Und bevor Hermine die Chance hatte etwas zu erwidern, explodierte der Schmerz in ihrem Kopf wieder. Sie keuchte und versuchte sich zu wehren. Sie dachte verzweifelt an den Inhalt des ersten Buches, das ihr einfiel. In ihrem Kopf ging sie Satz für Satz die Märchen von Beedle den Barden durch und versuchte alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf zu bannen. Das klappte für einen Augenblick, doch dann ging ihr das Märchen von den drei Brüdern durch den Kopf, da es das Märchen war mit dem sie sich am meisten beschäftigt hatte und damit kehrten Harry und Ron wieder zurück und Erinnerungen von den beiden tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Sie versuchte ihren Kopf wieder zu leeren bevor Zephir zuviel sah, doch die unvorstellbaren Schmerzen, die sie durchlitt, machten es ihr unmöglich, ihren Kopf leer zu fegen. Wieder gelangte sie zu der Szene, in der sie Blaise gegenüberstand. Sie sah den Todesfluch und war bewegungslos. Wieder brach Ron über ihr zusammen und wieder war sie gelähmt vor Schmerz und Trauer. Dann die Wut und der Rachewunsch. Weiter durfte Zephir nicht gehen. Sie kämpfte verbissen gegen den Erinnerungsstrom. Nein, er durfte auf keinen Fall sehen, wie sie hierher gekommen war. Er hatte schon viel zu viel gesehen. Sie hörte entfernt sich selbst schreien und flehen. Die Schmerzen waren unerträglich. Gleich würde sie wieder das Bewusstsein verlieren. Sie ertrug nicht die körperlichen und seelischen Schmerzen, die Zephir ihr zufügte. Sie suchte verzweifelt nach einem Anker, an den sie sich klammern konnte, um nicht von den Erinnerungen fortgeströmt zu werden und da tauchte ein Bild auf. Riddle, der friedlich auf dem Sofa schlief. Riddle, der beinahe lächelte. Riddle, der dieses verräterische Funkeln in den Augen hatte.

Zephir schnaubte und ließ sie angewidert los. Er trat einen Schritt zurück und verzog das schöne Gesicht zu einer hässlichen Grimasse.

„Was findest du nur an dem?!“, spuckte er ihr förmlich entgegen. „Du hättest an meiner Seite stehen können. Du kannst immer noch an meiner Seite stehen. Lass diesen Idioten sein. Wir wären ein atemberaubendes Paar. Du mit deiner schwarzmagischen Herkunft wärst perfekt für meinen Plan. Aber nein, du willst Riddle diesen weichherzigen Trottel.“

Er schauderte bei dem Gedanken an Riddle und sah aus, als würde er im nächsten Augenblick sie packen und sie solange schütteln bis er alle Gedanken an Riddle aus ihr herausgeschüttelt hatte. Plötzlich begriff Hermine, dass Zephir nie an ihr als Person interessiert gewesen. Statt Riddle mit den Gerüchten über ihre schwarzmagische Herkunft zu ködern, hatte Zephir angebissen. Sie wusste immer noch nicht warum, aber jetzt da er sie nicht mehr festhielt und von seinem Hass auf Riddle abgelenkt schien, sah sie ihre Chance zum Gegenschlag gekommen. Sie rappelte sich so schnell sie konnte auf und stürzte auf den Tisch zu. Zephir überrumpelt, war eine Sekunde zu langsam bevor er sie packen konnte, hatte sie schon das Glas mit Veritaserum in der Hand. Sie hatte nur diese eine Chance. Mit einer Geschwindigkeit, die sie sich gar nicht zugetraute hatte, wirbelt sie herum und schüttete die Flüssigkeit direkt in Zephirs Gesicht.

 

Der Ravenclaw hatte vor Überraschung den Mund geöffnet, vermutlich um einen Fluch auf sie loszulassen, doch das war genau das was sie brauchte. Drei Tropfen würden genügen, dachte Hermine sich, während sie sah, wie die Flüssigkeit über Zephirs Mund lief. Nur drei Tropfen. Gebannt starrte sie auf seinen Mund. Nur drei Tropfen. Es schien eine Ewigkeit in dieser einzelnen Sekunde zu vergehen bevor Zephir sie packte und sein Mund sich schloss. Doch sein Gesichtsausdruck wurde ausdrucksloser und sein Griff war nicht mehr so stark wie vorher. Veritaserum würde Zephir zwar nicht außer Gefecht setzen, aber durch den überraschten Angriff würde er sich zumindest nicht mehr gegen ihre Fragen wehren können. Was aber nicht bedeutete, dass er nicht noch auf sie losgehen konnte. Sie entriss sich seinem Griff und brachte den Tisch zwischen sich und dem Ravenclaw bevor sie die Frage stellte, die ihr schon so lange auf dem Herzen lag.

„Ich will die Wahrheit wissen. Was ist zwischen dir und Riddle passiert?“

Zephirs Gesicht verzog sich wieder zu der widerlichen Grimasse, die die Erwähnung von Riddle mit sich brachte. Er atmete schwer und presste seine Lippen fest aufeinander, als wollte er verhindern, dass er sprach, doch es war nur eine Frage bis er nicht mehr Herr über seinen Mund war. Sein Blick wurde von Sekunde zu Sekunde leerer bis Hermine sicher war, dass er genug Veritaserum geschluckt hatte, um ihr jede Frage zu beantworten. Sie wiederholte ihre Frage.

„Riddle und ich?“, begann Zephir. „Wir waren uns so ähnlich. Beide besessen von der Frage, wo wir herkamen, fest davon überzeugt, dass unsere Väter große Zauberer gewesen sein mussten. Das sie aus irgendeinem Grund nicht für uns hätte sorgen können. Ich traf Riddle das erste Mal im Pokalzimmer, wo er die alle Pokale und Medaillen nach dem Namen seines Vaters absuchte. Er wollte es vor mir verstecken, doch ich verstand ihn. Auch mich hatte es in diesen Raum getrieben auf der Suche nach meiner Familie.“

Zephir schien gedankenverloren in die Ferne zu starren und in Erinnerungen zu schwelgen. Sophie hatte mit ihren Nachforschungen also Recht behalten. Riddle und Zephir hatten sich gemeinsam auf die Suche nach ihrer Herkunft begeben. Sie konnte sich die zwei elfjährigen Jungen vorstellen, die gemeinsam die Pokale absuchten und die Bücher wälzten, um endlich auf die Namen zu stoßen, die sie so sehnsüchtig suchten.

„Ihr habt euch also im Pokalzimmer getroffen. Und was ist dann passiert? Was habt ihr gefunden?“, fragte Hermine begierig darauf endlich die ganze Geschichte zu erfahren.

„Riddle hatte es einfacher als ich, da er wusste, dass er nach seinem Vater und seinem Großvater benannt worden war. Ich dagegen hatte nur den Nachnamen meines Vaters. Wir suchten und suchten, doch wir fanden weder ein Riddle noch einen Cavill in den Schülerlisten. Wir waren enttäuscht und dem Aufgeben nahe. Riddle folgte daraufhin einer neuen Spur. Er hatte längst herausgefunden, dass Salazar Slytherin ein Parselmund wie er gewesen war. Besessen von der Idee, ein Nachfahr von Slytherin zu sein, begann er dessen Stammbaum nachzuvollziehen. Ich dagegen musste mir eingestehen, dass ich keiner weiteren Spur folgen konnte. Es gab niemand mit dem Namen Cavill, der je in Hogwarts studiert hatte. Ich suchte nach allen Zephirs in der Hoffnung wie Riddle nach meinem Vater oder Großvater benannt worden zu sein, doch die wenigen, die diesen Namen trugen, waren vor langer Zeit verstorben und von keinem schien ein Weg zu mir zu führen. Ich war ein Niemand.“

Hermine spürte Mitleid in sich aufwallen. Sie konnte sich nicht in die Lage versetzten nicht zu wissen wer ihre Eltern waren, aber sie konnte genug Fantasie aufbringen, um sich vorzustellen, dass das Nichtwissen einen verzweifeln lassen konnte.

„Aber du hattest doch eine dich liebende Familie, die dich adoptier hat, oder nicht?“

„Wenn interessieren schon diese Heuchler? Sie haben mich nur aufgenommen, weil es gerade schick war in ihrem durchlauchten Kreise sich um Bedürftige zu kümmern. Und was war schon großartiger als selbst ein Waisenkind zu adoptieren und ihm ein besseres Leben zu ermöglichen?! Ich war nur ein Mittel, um sich unter ihren so genannten Freunden abheben zu können. Als der Brief aus Hogwarts kam und ich endlich wusste, dass ich etwas Besonderes war, dass meine Eltern etwas Besonderes gewesen sein mussten, war ich froh dieser Familie aus Heuchlern zu entfliehen. Ich würde endlich herausfinden, wer ich wirklich war und meine Vergangenheit hinter mich lassen.“

Die Ähnlichkeit zwischen Riddle und Zephir war so hervorstechend. Hermine konnte sich kaum diesem Gedanken entziehen, dass sie das Gefühl hatte gerade fast exakt dieselbe Geschichte zu hören, wie die, die ihr Harry über Riddles Vergangenheit erzählt hatte.

„Was ist zwischen dir und Riddle passiert?“, griff sie ihre ursprüngliche Frage wieder auf. „Woran ist eure Freundschaft zerbrochen?“

„Wir waren nie Freunde“, fuhr Zephir mit matter, monotoner Stimme fort. „Wir waren Rivalen. Immer deutlich wurde unsere Rivalität. Wir waren ehrgeizig, wollten uns beide beweisen und wir waren talentierter als der Rest unseres Jahrgangs. Wir versuchten einander zu übertrumpfen, wo es nur ging und distanzierten uns immer weiter voneinander.“

„Aber ihr hasst euch so sehr. Da muss doch mehr als nur Rivalität hinter stecken. Warum hasst du Riddle so sehr?“

Zephir zuckte mit den Augen und sein Gesichtsausdruck begann sich wieder zu einer Grimasse zu verziehen. Lange würde der Trank nicht mehr halten. Zephir begann dagegen anzukämpfen.

„Riddle konnte es nicht lassen mir seinen Fund auf die Nase zu binden. Ich hatte die Suche längst aufgegeben und begann mir eine reinblütige Familie anzudichten, um die Frage nach meiner Herkunft für immer zu unterbinden. Doch Riddle wurde fündig. Er behielt Recht. Er war ein Nachfahr des legendären Salazar Slytherin. Er kam damit direkt zu mir und lachte über mich für meine ausgedachte reinblütige Herkunft. Er belächelt das nur, denn schließlich konnte er auf einen langen Stammbaum von reinblütigen und mächtigen Zauberern zurückblicken. Ich hasste ihn dafür und schwor mir ihn eines Tages zu töten. Ich würde ihm das Leben zur Hölle machen. Ich würde der größte Zauberer aller Zeiten werden und ihn übertriumphen. Niemand würde mehr meine Herkunft belächeln, denn niemand würde mich mehr in Frage stellen. Ich wäre der mächtigste Zauberer.“

 

Hermine begriff auf einmal soviel. Zephir war die Konsequenz ihrer Zeitreise. Dadurch, dass sie in die Vergangenheit mit dem Wissen der Zukunft gereist war hatte sie eine Anomalie geschaffen. Um die Zeitachse aufrecht zu erhalten gab es nun zwei Jungen mit dem Potential Lord Voldemort zu werden. Vielleicht war das der Grund, warum sie nie den Namen Voldemort gehört hatte. Solange sie sich in der Vergangenheit einmischte mussten beide Möglichkeiten bestehen bleiben. Würde sie Riddle ausschalten, würde Zephir seinen Platz annehmen. Er begann bereits damit, weil Riddle Gefühle für sie entwickelt hatte. Je stärker seine Gefühle für sie geworden waren, desto böser war Zephir geworden. Was würde passieren, wenn sie beide auslöschen würde? Würde dann eine dritte Person mit dem Potential für Lord Voldemort auftauchen? Hermine wollte über diese Möglichkeit gar nicht weiter nachdenken. Ihr wurde klar, dass es nicht ausreichte Riddle zu töten und dann in ihre Zeit zurückzukehren. Sie musste auch Zephir aus dem Weg schaffen, um sicher zu gehen, dass nicht er Lord Voldemort wurde. Warum machte ihr die Vergangenheit es nur so schwer? Alles was sie wollte war ihre Liebsten vor Schaden in der Zukunft zu bewahren. Doch dafür musste sie selbst den höchsten Preis zahlen. Sie atmete tief durch. Sie war nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. Zwei letzte Fragen hatte sie noch, obwohl Hermine noch tausend andere Fragen durch den Kopf schwirrten, doch dafür hatte sie keine Zeit mehr.

„Wo ist mein Zauberstab?“, war ihre erste Frage. Ohne ihn konnte sie nichts unternehmen, um hier heraus zu kommen.

„In meiner Umhangtasche.“

Hermine umrundete den Tisch und wagte sich wieder an Zephir heran. Der Trank schien ihn noch zu lähmen und er sah sie nur desinteressiert an. Sie griff schnell in seine Umhangtasche und wurde zum Glück sofort fündig. Augenblicklich brachte sie wieder genug Abstand zwischen sich und Zephir, der ihr trotz seiner Geschichte immer noch Angst einflösste.

„Und was erwartet mich außerhalb dieses Kellers?“, war ihre zweite Frage. Sie wollten vorbereitet sein falls Eileen oder welche von Zephirs Anhänger dort draußen auf sie warteten.

„Ich habe Eileen fortgeschickt. Sie ist mit ihrer Eifersucht einfach völlig unbrauchbar. Sie war als Werkzeug zwar nützlich, aber ich wollte nie sie. Ich will dich!“ Die letzten Worte sprach Zephir mit einem solchen Nachdruck, dass Hermine wusste, dass es jetzt nur noch eine Frage von Sekunden war bevor der Trank seine Wirkung endgültig verlieren würde. Sie hatte genug gehört und wussten, dass sie erst einmal hier raus musste. Doch Zephir war dichter an der Tür dran und sie hatte nicht daran gedacht ihm seinen Zauberstab abzunehmen. Hermine atmete tief durch und durchquerte den Raum, vorbei an dem Tisch, vorbei an Zephir, dessen Gesicht langsam wieder Ausdruck annahm.

„Alohomora!“ Die Tür sprang auf und ließ Hermine entkommen. „Colloportus!“ Sie drehte sich um, um die Tür hinter ihr wieder zu versiegeln. Der Gang lag ausgestorben da. Sie brauchte einen kurzen Augenblick, in dem sie verschnaufen konnte. Sie hatte sich gerade selbst der Chance beraubt Zephir direkt auszuschalten, aber seine Geschichte hatte sie zu sehr an Riddle erinnert, sodass sie eine gewisse Distanz brauchte. Den Plan zu haben jemand zu töten und es wirklich zu tun waren immer noch zwei verschiedene Dinge. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, zwei Menschen zu töten. Doch wenn sie die Wahl hatte, würde sie lieber nur Zephir töten wollen. Aber diese Wahl hatte sie nicht mehr. Tief in ihr hatte sie mit ihrer Erkenntnis längst eine Entscheidung gefällt. War sie bereit den ultimativen Preis zu bezahlen?

 

Plötzlich hörte Hermine Schritte von allen Seiten auf sie zu kommen. Sie trat in den Schatten einer Rüstung und hielt den Zauberstab bereit. Sie spähte nach links und rechts, während die Schritte immer dichter kamen. Den Geräuschen nach zu urteilen kamen mehre Personen von beiden Seite. Sie war umzingelt. Rechts sah sie zuerst die Schatten, die den fünf Leuten voraneilten, die gleich um die Ecke kommen würde. Hermine staunte nicht schlecht, als sie die bunte Truppe sah, die da um die Ecke bog. Ganz vorne war Sophie, die hinter sich Riddle hatte – ihr Herz machte ungewollt einen Hüpfer –, Nashira und Alrisha, die sich scheinbar von der Auseinandersetzung wieder erholt hatte, und als letzte im Bund Eileen. Sie war auch diejenige, die Hermine als erste erspähte.

„Da ist sie!“

„Hermine!“ Sophie stürzte auf sie zu. „Alles in Ordnung bei dir?“ Sie fiel Hermine um den Hals und schien erleichtert sie bei bester Gesundheit vorzufinden. Hermine war verdattert. Gerade mit Riddle, Eileen und den Yaxley-Schwestern im Schlepptau, hatte sie etwas anderes erwartet. Sie blickte zu Riddle, der ihrem Blick auswich und mit verschränkten Armen dastand.

Sophie grinste und flüsterte. „Eileen hat mir Bescheid gegeben. Sie konnte wohl den Gedanken nicht ertragen, dass Zephir mit dir alleine im Raum sein wollte.“

„Und die anderen?“, flüsterte Hermine zurück. Sie konnte sich keinen Reim aus dieser Kombination machen.

„Alrisha ist dir nach und hat gesehen was passiert ist. Sie ist zu Riddle und wir haben uns auf dem Weg hier unten getroffen.“

Doch bevor Hermine noch mehr fragen konnte, war auch von links eine Gruppe von Personen angekommen. Lestrange führte die Gruppe an. Es waren die Todesser und Blaise, der wieder besser aussah und ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Plötzlich schienen alle an einem Ort versammelt mit denen Hermine, die letzten Monate verbracht hatte. Es war eine merkwürdige Situation. Hermine wollte zu gern mit Blaise reden und sie wollte wissen, warum Riddle hier war. War er gekommen um ihr zu helfen oder war er froh gewesen, dass Alrisha ihm die Suche nach ihr erspart hatte, um sie endlich töten zu können? Aber würde er bei der zweiten Möglichkeit sie nicht zumindest böse funkelnd ansehen? Wieder hatte sie diese Hoffnung, die in ihr aufflammte. Nein, sie konnte das nicht mehr zulassen. Doch was konnte sie in einem völlig überfüllten Kellergang schon unternehmen?

Alle starrten sich verwundert an, als wüsste keiner wirklich, warum sie sich hier unten getroffen hatten. Als warteten sie auf eine Ansage oder einen Startschuss. Die Atmosphäre war seltsam aufgeladen, voller Erwartungen und Ängste, voller offener Fragen und voller Entscheidungen, die jeden Augenblick gefällt werden musste.

Dann kam der Knall. Die Kellertür, die Hermine versiegelt wurde, flog aus den Angeln, traf mehrere der Todesser und knockte diese aus. Staub wirbelte auf und Hermine wirbelt herum den Zauberstab auf Anschlag. Zephir trat aus der Öffnung hervor und lachte laut auf. „Jetzt habe ich es verstanden! Danke für diesen interessanten Einblick!“ Sein Lachen wurde noch lauter und manischer.

Im Gang wurde es zunehmend unruhiger. Zauberstäbe wurden gezogen und jeder schien bereit zum Angriff. Hermine wollte sich am liebsten umdrehen, um zu sehen, was Riddle in ihrem Rücken tat. Welcher Ausdruck lag jetzt auf seinem Gesicht? Doch sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Was immer Zephir dachte, dass er sich zusammengereimt hatte, durfte nicht ausgesprochen werden. Hermine wechselte einen schnellen Blick mit Blaise, der ihr zunickte. Sie hoffte er verstand, welche Gefahr von dem Ravenclaw ausging. Er durfte auf keinen Fall ihr Geheimnis ausplaudern.

Zeitgleich feuerten Hermine und Blaise, die erste Zaubersprüche ab.

„Stupor!“

„Expelliarmus!“

Zephir lachte und wehrte beide Zaubersprüche ab. Sein Blick wanderte an Hermine vorbei zu der einzigen Person, die ihn interessieren zu schien. Nun konnte Hermine nicht mehr an sich halten. Sie musste sich umdrehen und wie Zephir zu Riddle schauen. Der stand mit dem Zauberstab in der Hand da und erwiderte den Blick seines Rivalen. Hermine konnte nicht ausmachen, was er gerade dachte. Er schien völlig emotionslos zu sein.

Zephir deutet mit der Hand in ihre Richtung. „Du wirst nicht glauben Riddle, was ich über deine kleine Prinzessin hier herausgefunden. Ich habe dir ja immer gesagt, dass es abscheuliche Menschen dort draußen gibt und hier ist eine von dieser Sorte Mensch. Genauso wie ihr angeblicher Bruder.“ Er wedelte in die Richtung von Blaise. Hermine erinnerte sich an den Spruch aus dem Okklumentikbuch. Danach hatte sie Zephir gar nicht mehr befragt.

Alle sahen verwirrt aus mit Ausnahme von Hermine und Blaise. Riddle verzog dagegen nicht einmal den Mundwinkel. Er wusste, dass sie etwas mit den Horkruxen zu tun gehabt hatte. Dass Blaise ebenfalls daran beteiligt gewesen sein konnte, würde er sich an einer Hand abzählen können. Sie gehörte also auch ohne Hinweis sicher zu der Kategorie von Personen, die er verabscheute. Doch noch war Zephir nicht fertig mit seiner großen Enthüllung. Hermine musste ihn mit einem ungesagten Zauber schocken bevor er nur ein weiteres Wort sagen konnte. Im nächsten Augenblick riss es sie selbst von den Füßen.

„Lass mich doch zu Ende reden“, wies Zephir sie zurecht. „Das hier geht alle etwas an. Ihr müsst nämlich wissen, dass unserer Geschwisterpaar gar nicht aus Frankreich zu uns gekommen sind, sondern…“, er machte eine kunstvolle Pause, in der der ganze Gang den Atem anzuhalten schien“, …sie kommen aus der Zukunft, um die Vergangenheit zu ändern. Sie haben Menschen verloren in einer großen Schlacht hier in Hogwarts und sind jetzt hier um den Menschen zu töten, der dafür verantwortlich war.“

Immer noch diese erwartungsvolle Stille. Jeder schien vergessen zu haben wie man Luft holte.

„Sie sind hier, um dich zu töten, Riddle.“



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