Zum Inhalt der Seite

Inner conflicts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Disarmament

Dienstag, Oktober 31, 1944
 

4:51 P.M.
 

Hermine hatte eine richtig schlechte Nacht hinter sich gebracht und es trennte sie nun nur noch wenige Stunden von dem Ball, der vielleicht die größte Herausforderung ihres Lebens war.

Sie seufzte und strich über das grüne Seidenkleid. Sie war einfach keine geborene Schauspielerin.

Blaise vertraute ihr völlig, aber sie hatte kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Und dass was Riddle gestern zu Zephir gesagt hatte, hatte sie noch mehr verwirrt.

Warum klang es so als wäre Zephir der wahre Böse und Riddle ein Unschuldslamm?

Das war doch völlig unmöglich. Was war nur zwischen den beiden vorgefallen?

Hermine überlegte, wen sie danach fragen konnte ohne dass es verdächtig klang. Sicher wusste Sophie eine Antwort darauf. Vielleicht konnte sie auch Lestrange fragen.

Eigentlich hätte sie gern Eileen befragt, aber die war immer noch nicht bereit dazu mit ihr ein Wort zu wechseln. Hermine hatte es mehr als einmal probiert, aber Eileen war ihr immer ausgewichen.

Nach dem heutigen Ball konnte sie es vielleicht wieder schaffen mit Eileen zu reden, da sie dann Zephir einen Korb geben würde. Möglicherweise stimmte Eileen das milde.

Aber jetzt war es Zeit, dass sie sich fertig machte, um perfekt auszusehen.

Wie beim Weihnachtsball würde sie Stunden brauchen, um ihre Haare glatt und geschmeidig zu bekommen. Zu Glück war ihr Haar nicht mehr so widerspenstig wie früher.

Sophie hatte sie gefragt, ob sie sich zusammen fertig machen wollen, doch Hermine hatte abgelehnt. Sie wollte, dass keiner sie danach fragten, warum sie ausgerechnet Slytherinfarben trug.

Wenn sie erst einmal einen glanzvollen Auftritt hingelegt hatte, würde sowieso keiner so schnell Fragen stellen. Aber spätestens bei ihrem Tanz mit Lestrange würde auch dem letzten klar sein, dass sie die Seite gewechselt hatte. Ihr tat es schrecklich leid, dass sie Zephir so sehr verletzten würde.

Hoffentlich kam es zu keinem Kampf. Zephir war gestern schon so wütend geworden.

Hermine steckte ihre Haare zu einer kunstvollen Frisur zusammen, sodass das ihr Nacken schön betont wurde und einige lose Locken ihr Gesicht umrahmten.

Das Kleid saß wieder perfekt und betonte ihre schmale Figur. Das machte sie viel weiblicher.

Sie atmete tief durch, um zu testen, ob die Korsage ihr nicht die Luft abschnitt, aber es saß alles richtig. Wie beim ersten Mal, als Blaise das Kleid für sie ausgesucht hatte.

Jetzt galt es ihr Gesicht dezent zu schminken. Ginny hatte ihr beigebracht sich zu schminken, da sie sich nie dafür interessiert hatte. Erst als sie Viktor Krum gefallen wollte, hatte sie sich damit auseinander gesetzt. Diesmal fiel es ihr viel leichter. Die Handgriffe waren geübter.

Hermine erkannte sich kaum selbst wieder, als sie in den Spiegel blickte. Dieses Mädchen ihr gegenüber konnte wirklich das Zeug haben heute Abend alle zu verzaubern.

Die Ravenclaw konnte wieder Mut und Selbstvertrauen fassen. Jetzt fehlte nur noch ein letztes Detail bevor sie fertig war. Sie nahm die Schlangenkette in ihre Hand.

Plötzlich musste sie daran denken, was Harry und Ron zu ihrem Outfit gesagt hätten. Ob sie unter die Schlangen gegangen wäre oder ob sie völlig den Verstand verloren hatte?!

Die Braunhaarige lächelte kurz und legte die Kette um. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie erfolgreich die drei Stunden herum gebracht hatte und es nun Zeit war für ihren großen Auftritt.

Ihr Spiegelbild lächelte ihr aufmunternd zu, als sie sich ein letztes Mal umdrehte. Ihr Inneres dagegen tobte und wollte niemals die Treppen zur großen Halle hinunter schreiten.

Sie atmete ein letztes Mal tief durch und schloss dann die Tür. Sie war bereit.
 

Im Schulsprecherturm war Riddle nicht, was Hermine erleichterte. Sie wollte so wenig Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Allein der Tanz war schon zuviel, doch heute musste sie stärker sein und die Abscheu ablegen, um erfolgreich Riddle bezirzen zu können.

Ihr begegneten auf dem Weg hinunter keine Schüler mehr. Es waren wohl wirklich alle bereits unten versammelten und suchten ihre Partner.

Hermine genoss den Augenblick der Stille, als nur ihre Schritte in den Korridoren hallten. Gleich wurde der große Trubel beginnen und sie würde erst in einigen Stunden die Möglichkeit haben wieder durchatmen zu können. Dann erreichte sie die Treppe.

Die Braunhaarige blieb auf dem Absatz stehen und blickte hinunter. Sie versuchte Zephir, Blaise und Sophie ausfindig zu machen, doch es war schwer irgendjemand in den Farbgetümmel zu erkennen.

Ihr Blick glitt erneut über die Menge um Riddle ausfindig zu machen. Es brachte nichts.

Die ersten Blicke wanden sich bereits ihr zu und nun war es Zeit die Treppe hinunterzugehen. Sie strich noch ein letztes Mal über ihr Kleid. Jetzt war ihr Moment.

Alle Blicke richtete sich auf sie, als sie so elegant wie möglich die Treppe hinunterschwebte. Während sie hinunter schritt, erkannte sie plötzlich mitten im Getümmel Riddle.

Er stand völlig ruhig da und musterte sie wie immer mit einem völlig gleichgültigen Blick. Wie immer sah sie ihm nicht an, was er dachte und fragte sich, ob ihm gefiel, was er sah.

Auf einmal trat er einen Schritt auf sie zu und war damit schneller als Zephir, der viel weiter hinten gewesen war und noch dabei war sich durch die anderen hindurch zuschieben.

Hermine blickte kurz in seine dunklen Augen bevor sie seine dargebotene Hand ergriff und den Blick wieder von ihm abwendete. Augenblicklich machte die Schüler Platz für ihr Schulsprecherpaar.

Hermine suchte in der Menge das vertraute Gesicht von Blaise und sah ihn direkt neben der Tür stehen zusammen mit Sophie. Er nickte ihr kurz zu und sie lächelte zurück.

Dann kam der Augenblick, als die Tür zur Halle geöffnet wurde und sie als erstes eintraten. Während die anderen sich um die Tanzfläche herum versammelten, nutze Hermine die Chance einen Blick durch die geschmückte Halle schweifen zu können. Ihr Herz schwoll vor Stolz kurz an, als sie sah, dass alles genauso war, wie es sein sollte.

Doch jetzt musste sie sich notgedrungen zu Riddle umdrehen, denn sie hatten die Mitte der Tanzfläche erreicht und jeden Moment würde die Musik einsetzten.

Hermine wusste nicht so recht, wo sie nun hinsehen sollte. Sollte sie beim Tanz Riddle in die Augen sehen oder an ihm vorbeisehen?

Erstmal konzentrierte sie sich darauf die Hände an die richtige Position zu legen. Riddle legte seine Hand auf ihre Hüfte und nahm mit seiner Hand ihre Hand, als wäre sie so zerbrechlich, das, wenn er zuviel Druck ausübte, sie zerbrach.

Die Musik setzte ein und sie bewegte sich über die Handfläche. Hermine sah über Riddles Schulter hinweg und suchte Zephir, um nach Ende des Liedes zu ihm zu gehen.

Einige Drehungen später entdeckte sie ihn. Er schien Riddle mit seinen Blicken töten zu wollen. Sie lächelte zu ihm herüber und sein Gesicht wurde friedlicher.

Tief in ihrem Inneren schämte sie sich dafür ihn heute noch endgültig zu verraten. Er würde nie wieder mit ihr reden und das würde sie eindeutig vermissen.

Als das Lied endete, ließ Riddle sie sofort los, als hätte er sich verbrannt und Hermine würdigte ihn keines Blickes. Sie schritt auf Zephir zu und ließ sich von ihm zurück auf die Tanzfläche begleiten.
 

„Ich bin so froh, dass ich dich jetzt ganz für mich hab“, flüsterte Zephir ihr zu.

Hermine lächelte sanft. „Ich hab erledigt, was ich sollte. Es tut mir leid.“

Zephir schüttelte den Kopf und sah sie ganz sanft an, während er sie über die Tanzfläche führte.

„Jetzt bist du hier. Das ist alles was zählt für mich.“

Es war viel entspannter mit dem Ravenclaw zu tanzen. Sie konnte ihn ansehen, auch wenn sich tief in ihrem Inneren ihr schlechtes Gewissen regte. Sie konnte mit ihm lachen.

Es war alles okay, solange es Riddle dazu brachte, sie besitzen zu wollen. Auch wenn es sicher das Letzte war, was sie persönlich wollte, sollte der heutige Abend nur diesem Zweck dienen.

Zephir ließ sie nicht los, als das Lied endete und tanzte immer weiter mit ihr. Er schien überhaupt nicht die Absicht zu haben sie noch einmal aus den Augen zu lassen.

Hermine wusste, dass sie nicht endlos lange mit Zephir tanzen konnte, wenn sie noch mit Lestrange und den anderen Slytherins ebenfalls tanzen wollte.

„Zephir ich würde gerne etwas trinken. Es ist hier ziemlich stickig und in dem Kleid bekommt man sowieso so schlecht Luft, also brauch ich eine Pause.“

Zephir wirkte verstimmt, ging aber mit ihr von der Tanzfläche. Hermine steuerte direkt auf den Tisch zu, an dem Blaise und Sophie saßen.

„Hermine, du siehst atemberaubend aus! Die Farbe steht dir super.“

Sophie konnte sich in ihrem gelben Abendkleid ebenfalls sehen lassen. Es war ein guter Kontrast zu ihren dunklen Haaren und Augen. Blaise bewies wieder seinen exzellenten Modegeschmack.

Er selbst sah auch umwerfend in seinem schwarzen Anzug aus. Seine helle Haut stach richtig ins Auge und er schien es gerade zu präsentieren.

Zephir ging notgedrungen Getränke holen. Kaum hatte er Hermine den Rücken gekehrt, stand bereits Lestrange wie bestellt auf der Matte und hielt ihr die Hand hin.

„Ich hoffe, ich bekomme jetzt meinen versprochenen Tanz, Prinzessin.“

Sophie klappte der Mund auf, als Hermine ohne zu zögern die Hand des Slytherins ergriff.

Eigentlich hätte sie gern wirklich eine Pause gemacht, aber der Plan war straff und Zephir wie ein blutrünstiger Wachhund, der sich auf alles stürzen würde.

Also ging es zurück auf die Tanzfläche, wo Hermine sich weiter um sich selbst drehte und von einem Schwindelgefühl ergriffen wurde. Sie hätte sich gern suchend nach Riddle umgeblickt, aber Blaise hatte ihr eingeschärft auf keinen Fall in seine Richtung zu gucken.

Daher sah Hermine die Leute nur unscharf an ihr vorbeitanzen ohne wirklich zu erkennen, um wen es sich handelte. Sie konzentrierte sich auf Lestrange, der sie anlächelte.

Wer hätte gedacht, dass sie einmal so tief sinken würde und mit einem Todesser tanzen würde?

Und davor sogar mit dem dunklen Lord? Aber im Augenblick wirkte keiner von ihnen so gefährlich, sondern sie sahen alle aus wie ganz normale Jugendliche, die sich auf einem Ball amüsierten.

„Worüber denkst du gerade nach?“, fragte Lestrange sie. „Du siehst so nachdenklich aus.“

„Es ist alles so anders als in Frankreich“, antwortete Hermine. „Aber es ist auf seine Art schön.“

Das Lied endete und sie kamen zum Stehen. Hermine hatte das Gefühl, dass sich alles weiterdrehte, doch diesmal sah sie nur zwei Meter von sich entfernt Riddle stehen.

Er sah nicht zu ihr hinüber, also erlaubte sie sich einen kurzen Blick. Woraufhin sie das Mädchen an seiner Seite erkannte. Anscheinend war sie nicht die einzige, die am heutigen Abend die Seite gewechselt hatte. Ungläubig starrte Hermine Eileen an, die nun mit Riddle statt mit Zephir flirtete.
 

Nachdem Hermine sich für den Tanz bei Lestrange bedankt hatte, eilte sie von der Tanzfläche. Sophie war inzwischen von einem anderen Jungen zum Tanzen aufgefordert worden, sodass Blaise alleine an dem Tisch saß. Von Zephir war zum Glück auch nichts zu sehen.

„Hast du gesehen, dass Eileen mit Riddle tanzt?!“

„Hab ich gesehen. Reg dich darüber nicht auf, sondern bleib ruhig!“

Blaise fixierte sie mit seinen dunklen Augen und Hermine zwang sich tief durchzuatmen.

Es brachte ihr nichts sich darüber aufzuregen. Es hatte sie geschockt, dass Eileen ihnen den Rücken gekehrt hatte. Vor allem da Eileen Riddle auf den Tod nicht ausstehen konnte, aber das war wohl Grund genug, um mit ihm auf den Ball zu kommen, um Zephir eins auszuwischen. Wohl möglich sollte es auch ein Schlag gegen Hermine sein, da sie auch gesagt hatte, dass sie Riddle nicht ausstehen konnte. Hermine ließ sich auf den Platz neben Blaise fallen.

„Und jetzt?“, fragte sie verbittert. „Was ist jetzt unser toller Plan?“

Blaise sah sie überrascht an, als wäre ihm nicht ganz klar, was sie so sehr verstört hatte.

„Glaubst du Eileen ändert etwas an unserem Plan?!“

„Aber was wird sie glauben, wenn ich mich jetzt an Riddle ranschmeiße? Sie wird mich für den Rest ihres Lebens hassen, weil sie glaubt, dass ich ihr alles wegnehme.“

Blaise schüttelte den Kopf und lachte leise auf.

„Hermine denk daran, dass wir nicht für ewig hier bleiben. Wir tun, was getan werden muss und dann verschwinden wir zurück in unsere Zeit. Eileen wird sich nicht mal mehr an dich erinnern.“

Trotz Blaises Worten kam es Hermine völlig falsch vor erneut Eileen zu verletzten. Sie mochte die Dunkelhaarige und hatte sie in den wenigen Tagen, die sie sich kannte, unglaublich lieb gewonnen. Es war einfach gegen ihre Art Menschen, die ihr wichtig waren zu verletzten.

Sie wollte nicht länger an den Plan festhalten. Sie wollte das alles einfach nicht.

„Denk dran, dass du Riddle umbringen willst für das was er in der Zukunft tun wird. Wenn wir nichts unternehmen, sieht unsere Welt genauso aus wie vorher. Keiner wird gerettet. Die Toten bleiben tot und die Überlebende haben mehr Narben an der Seele als am Körper.“

Hermine fühlte sich völlig erschüttert. Blaise hatte Recht, doch trotzdem kämpfte alles in ihr dagegen an. Alles, was in der Vergangenheit getan wurde, hatte Auswirkungen auf die Zukunft.

„Ich werde mit ihr reden“, murmelte die Braunhaarige. „Ihr erklären…“.

„Was erklären? Du kannst ihr schlecht die Wahrheit sagen!“

Blaise wurde wütend und wollte Hermine aufhalten, indem er sie festhielt, als sie mit einem Ruck aufstand. Sie funkelte ihn wütend an. Warum verstand er es bloß nicht?

„Ich werde ihr nicht die Wahrheit sagen, aber ich muss mit ihr reden und ihr verständlich machen, dass ich das nicht tue, weil sie mir verhasst ist.“

Sie entzog sich Blaises Griff und ging weg. Irgendwo musste Eileen schließlich zu finden sein und diesmal musste sie ihr einfach zuhören.

Hermine suchte mit ihrem Blick die tanzenden Paare ab, doch weder Eileen noch Riddle waren zu sehen, also ging sie weiter durch die Halle.

Sie fühlte sich ein wenig verloren, als sie erkannte, dass sie kaum jemand hier kannte. Fast alle Gesichter waren ihr völlig unbekannt. Nicht einmal die Leute aus ihrem eigenen Jahrgang würde sie erkennen, da sie immer nur auf eine Person konzentriert gewesen war.

Blaise hatte verdammt noch mal Recht. Sie gehörte nicht hierher. Sie musste sich nicht darum kümmern, was hier passierte, wenn sie nur verhindern konnte, was in der Zukunft geschehen würde.
 

Hermine erkannte, als sie das dritte Mal die Halle durchrundete hatte, dass Eileen nicht hier war. Sie musste nach draußen gegangen sein. Die Braunhaarige wollte sich gar nicht vorstellen, was Eileen möglicherweise draußen mit Riddle trieb.

Wahrscheinlich würde sie es sowieso früh genug erfahren. Also ging sie durchs Portal nach draußen.

Ein frischer Wind fuhr ihr durch die Haarsträhnen und Hermine fröstelte augenblicklich. Der Herbst hatte in Hogwarts schon längst Einzug gehalten und der Winter war nicht mehr fern.

Trotzdem waren einige Schüler draußen und saßen auf Bänken, um miteinander zu kuscheln und den Sternenhimmel zu genießen.

Hermine blickte sich suchend nach dem einzigen Gesicht um, dass sie jetzt gern sehen wollte.

Eileen war ganz weit hinten und saß neben einem Kürbis, in dessen Inneren ein magisches Feuer leuchtet, das Wärme spendete. Sie war allein.

„Eileen“, sprach Hermine sie leise an.

Die Dunkelhaarige zuckte zusammen und setzte ein böses Gesicht auf.

„Was willst du? Mich daran erinnern, dass du dir Zephir geschnappt hast?!“

„Ich will es dir erklären. Bitte hör mir einen Augenblick zu!“

Eileen sah Hermine finster an, doch wich nicht zurück, als Hermine sich neben ihr hinsetzte.

Hermine sagte einen Augenblick nichts und auch Eileen schwieg.

„Weißt du, ich bin hierher nach England nicht gekommen, weil ich Lust darauf hatte. Ich bin eher geflohen vor dem, was zuhause geschehen war.“

Wieder schwieg sie kurz und setzte erneut an.

„Ich habe meinen besten Freund verloren. Nein, eigentlich noch viel schlimmer. Ich habe den Jungen verloren, den ich geliebt habe. Ich wollte nicht an dem Ort bleiben, an dem mich alles daran erinnerte, also bin ich hierher gekommen. Mein Bruder hat mich begleitet, weil er sich Sorgen um mich machte. Ich dachte hier wird es besser.“

Hermine biss sich auf die Lippe. Es war nah genug an der Wahrheit. Sie hatte wirklich ihren Liebsten verloren, doch war sie nicht freiwillig hierher gekommen. Hoffentlich glaubte ihr Eileen.

„Ihr wart alle so freundlich zu mir. Ich hatte endlich wieder Spaß. Als Zephir mich fragte, war ich völlig selbstsüchtig, weil ich dachte es hilft mir mit so einem netten Jungen auszugehen. Ich hab keine Sekunde daran gedacht, wie es dir geht und das tut mir wirklich leid.“

Eileen schwieg immer noch und sagte nichts. Hermine wusste nicht, was sie noch hinzufügen sollte. Eileen musste ihr einfach glauben, dass da nichts war mit Zephir.

„Also bist du nicht in Zephir verliebt?“, fragte Eileen leise.

Hermine schüttelte den Kopf. „Nein bin ich nicht. Ich mag ihn als Freund, aber mehr auch nicht.“

Eileen atmete erleichtert aus. „Da bin ich aber froh.“

„Ich wollte dich nicht als Freundin verlieren. Es tut mir wahnsinnig leid.“

Eileen schüttelte den Kopf bestimmt. „Wir sind noch Freunde!“

Hermine war froh, dass Eileen ihr geglaubt hatte. Blaise hatte zwar Recht, dass sie nicht für immer bleiben wollten, aber sie wollte nicht völlig ein Monster werden.

Sie wollte einfach Hermine Granger bleiben, die einen unglaublichen Hass auf Riddle hatte und nicht das Mädchen, das Menschen wie Schachfiguren behandelt und sich sogar selbst zur Schachfigur degradieren ließ. Sie brauchte Freunde.

Während sie in völliger Eintracht den Sternenhimmel betrachteten, hörten die Mädchen plötzlich Kampfgeräusche und es stoben Funken in die Luft.

„Was ist da denn los?“, fragte Eileen verwundert.

„Lass uns lieber nachsehen bevor etwas Schlimmes passiert.“

Sie sprangen auf und rannten in Richtung der Funken, um zu sehen, wer sich dort duellierte.

Hermine hatte ein ungutes Gefühl im Bauch.
 

Es waren Riddle und Zephir, die nun nachholten, was sie gestern nicht getan hatten. Es hatten sich schon einige Schaulustige versammelt, aber keiner schien dazwischen gehen zu wollen.

Hermine erkannte deutlich die zwei Parteien, die sich gebildet hatte. Auf der einen Seite standen die Slytherins, die es für gut hießen, dass Zephir mal eins übergebraten bekam. Auf der anderen Seite standen Zephirs Bewunderer, die sich um ihn sorgten und ihn zeitgleich anfeuerten.

Hermine musste an Harry und Malfoy denken, die sich immer genauso gegenüber gestanden hatten.

Es gab wohl zu jeder Zeit zwei Erzrivalen an der Schule, die einander hasste und jede Chance nutzten, um sich die Haare zu kriegen. Das war einfach typisch für Jungen.

Hermine beschloss einzuschreiten und Schlimmeres zu verhindern. Riddle hatte bereits getötet und Zephir schien oft genug auch bereit dazu zu sein.

„Hört auf!“ Hermine zog ihren Zauberstab und blickten die beide wütend an.

Zephirs Miene zerfraß ihr beinahe das Herz. Er sah sie mit einer solchen Abscheu an, während seine Augen zeigte, wie verletzt er war, weil sie ihm in Stich gelassen hatte.

Riddle beachtete sie kaum und sein Blick flog nur kurz zu ihr bevor er den nächsten Zauberspruch auf Zephir los schoss, denn dieser abwehrte.

Riddle hatte wieder dieses mörderische Grinsen.

„War Hermine nicht gestern noch deine Auserwählte? Und heute schon duellierst du dich wegen eines anderen Mädchens, die dir bis gestern egal war. Zum Glück hat dich der Sprechende Hut dich nicht nach Hufflepuff geschickt, denn treu bist du sicher nicht.“

Hermine stutzte und begriff dann. Es ging bei dem Duell diesmal gar nicht um sie, sondern um Eileen.

„Hermine ist genauso eine falsche Schlange wie du es bist. Ihr solltet euch zusammentun. Ihr wärt das perfekte Paar. Hinterlistig und boshaft genug seid ihr ja. Eileen hat wenigstens zu mir gehalten.“

Zephir versprühte mit jedem seiner Worte Gift. Hermine fühlte sich schrecklich. Es ging einfach alles schief. So hätte das alles nie kommen sollen. Sie war nicht wie Riddle.

Kraftlos ließ die Braunhaarige den Zauberstab sinken. Sie fühlte sich völlig erschlagen.

„Was ist hier los?“ Albus Dumbledore war aufgetaucht und die zwei Duellierenden ließen ihre Zauberstäbe sinken, um sich eine Strafpredigt anzuhören.

Hermine drehte dem Geschehen einfach den Rücken. Sie wollte heute nichts mehr hören.

Wie ein Schatten ihrer selbst durchquerte sie schnellen Schrittes die Halle und hoffte, dass Blaise sie nicht sah und sie darauf ansprach, was draußen geschehen war.

Oben im Schulsprecherturm ließ sie sich auf eins der Sofas sinken und zog die Beine an den Körper.

Sie war es so leid die Böse sein zu müssen. Die Tränen kamen schon fast wie gute alte Freunde, die sie daran erinnerte, warum sie hier war und was davor geschehen war.

Diese Zeit schien sie zu zerreißen wollen bis sie ihr Selbst völlig verloren hatte und nicht mehr als nur ein Schatten von Hermine Granger war. Sie wollte mit diesen Methoden nicht mehr weitermachen.

Es war Zeit, dass sie das Ruder übernahm und es wieder nach ihrer Nase ging.

Es war doch völlig egal, ob sie nun Riddles Herz erweichte oder nicht. Es ging nur darum ihn zu töten.

Nie wieder sollte jemand sagen sie wäre wie Riddle. Sie wollte einfach nur die Menschen retten, die sie liebte und auch wenn es einen Mord bedeutete, würde sie das in Kauf nehmen.

Es ging Hermine nicht um Macht wie Riddle. Sie war anders. Völlig anders.

Die Tränen wollten nicht mehr versiegen. Zephirs Worte hatten sie tief verletzt.

Dann schwang das Porträt vor dem Portal auf. Hermine brauchte nicht hochzusehen, um zu wissen, dass es Riddle war, der den Schulsprecherturm betreten hatte.

Sie wollte nicht, dass er sie so sah, also erhob sie sich und stand Riddle direkt gegenüber, der sich in den wenigen Sekunden ihr genähert hatte.

Er musterte ihr tränenverschmiertes Gesicht mit einem solchen neutralen Gesichtsausdruck, das Hermine ihn am liebsten für seine Gefühllosigkeit erschlagen hatte.

Dann fiel sein Blick auf die Kette, die sie immer noch trug. Hermine wünschte sich sie hätte sie abgerissen und in alle Einzelheiten zertrümmert. Sie war keine Schlange.

Riddle wand sich ab und ging ohne etwas gesagt zu haben. Hermine wurde einfach nicht schlau aus dem Kerl. Sie ließ sich zurück aufs Sofa sinken und atmete aus.

Riddles Schritte entfernten sich und sie war froh, dass er nichts gesagt hatte. Sie wollte nichts hören und nicht reden. Morgen würde sie sich wieder dem Kampf stellen.

Sie schloss die Augen und suchte Stärke und Kraft in ihrer glücklichen Erinnerungen mit Harry und Ron. Es beflügelte sie, wenn sie an die beiden dachte.

Als Hermine die Augen wieder öffnete, stand Riddle wieder vor ihr, doch diesmal lag etwas anderes in seinem Blick. Er beugte sich zu ihr vor und berührte die Kette an ihrem Hals.

Hermine fröstelte, als sie seine kalte Hand so dicht an ihrer Haut spürte und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch seine dunklen Augen hielten sie im Bann.

So fühlte sich also ein Beutetier einer Schlange, wenn es hypnotisiert wurde.

Und dann legten sich seine Lippen auf ihre und ihr Herz setzte aus.
 

~Kapitel 8 Ende~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hot-girl
2011-06-02T20:50:30+00:00 02.06.2011 22:50
Tolles Kappi
Der Kuss war so, mir fehlen die Worte

bitte schreib schnell weiter

L.G.

Von:  YuMorino
2011-06-02T09:14:55+00:00 02.06.2011 11:14
Hallo^^
ich finde diese FF voll super. Besonders da ich alle drei Hauptcharas voll gerne habe und die Idee ist einfach nur super
Besonders das Ende jetzt soooo genial <3
Der Kuss wobei ich auch nichts gegen einen Kuss von Blaise hätte
Bin schon gespannt wie es weitergeht
LG
yu
Von:  Faelia
2011-06-01T11:56:28+00:00 01.06.2011 13:56
Ich dachte schon, zu dem Kuss kommt es in diesem Kapitel nicht mehr! <3 Du hast mich nicht enttäuscht. ;)
Wunderbares Kapitel. Du lässt Hermine Hermine sein und nicht OOC werden, trotzdem ist da eine nachvollziehbare Veränderung innerhalb der Geschichte. Finde ich gut, weiter so :>


Zurück