Zusammen(bruch)
A/N
Raitos POV (für mich doch relativ ungewohnt).
Ich saß beim Schreiben auf einer Parkbank bei schönem Wetter.
Der OS ist sehr an den Anime angelehnt.
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Es fing damit an, dass ich ihn im Park sah.
Ich war mitten im Studium, 20 Jahre alt und meine Macht wuchs. Nichts konnte mich aufhalten, nie hatte mich etwas aufhalten können...
...immer nur war er es gewesen, der mich überhaupt nur zum Stutzen bringen konnte.
Wenigstens einen Augenblick lang.
So ging ich an jenem Tag also durch den Park, der zwischen meinem Zuhause und der Uni lag.
Normalerweise ein weiter Weg, doch es war Sommer und ein schöner Tag.
Meine Beine bewegten sich wie von selbst im Schlendertempo, während ich zusah, wie weiches Licht der Abendsonne durch die vollen Baumkronen schien.
Meine Augen waren hinter einer Sonnenbrille geschützt (versteckt), als ihr Blick auf die Parkbank fiel, auf der er saß.
Er sah genauso aus wie vor zwei Jahren, aß einen Doughnut und las in einem kleinen Buch.
Was er las, welche Literatur er bevorzugte - Sachtexte, Gesellschaftskritik oder pure Unterhaltungsliteratur - ich war nie dazu gekommen, ihn das zu fragen.
Komisch.
Allerdings dachte ich in diesem Augenblick auch nicht an solche belanglose (wichtige) Dinge. Die Tatsache, dass er hier, zwei Jahre nach seinem Tod (seiner Niederlage) (meinem Sieg) saß, beschäftigte mich dann doch zu sehr.
Einen Augenblick des Irrsinns lang glaubte ich, dies wäre keine Einbildung (welche die weitaus weniger irrsinnige Option gewesen wäre).
Doch dann wurde mir klar, dass ich ihn mir (nur) einbildete.
Ich fragte mich einen kurzen Moment, wieso dem so war, dabei war die Antwort so klar - mir wurde langsam langweilig.
Alles lief zu reibungslos, ohne jegliche Herausforderung.
Falsch.
Doch plötzlich sah sein Bild meines Hirns (mein Bild von ihm) zu mir auf, lächelte mich an, ließ etwas in mir zerbechen, irgendeine Wand aus Stahl, irgendeine Mauer aus Granit.
Mein Umfeld behauptet, ich hätte mich verändert.
Charakterlich.
Wie durch einen Bruch.
Heute schätze ich, dass es genau das war. Das, was meinen Ehrgeiz noch verfünffacht hat.
(vertausendfacht vielleicht, ich weiß es nicht)
Was mich Privatangelegenheiten vergessen hat lassen (obwohl dies die privateste aller Angelegenheiten war).
Ich wollte es ihm zeigen.
Denn ich sah ihn nun öfter, immer im Park, manchmal in der Uni, im Lesesaal, manchmal auch zu Hause auf der Couch.
So präsent, dass ich Misa nicht mehr beachtete, weil ich es unter seinen Augen nicht tun konnte.
Seinen schwarzen Augen, die im Augenblick seines Todes so menschlich dunkelgrau gewirkt hatten.
Und immer zierte seine Lippen ein wissendes Lächeln.
_____
Was weißt du?
Was willst du?
Ich weiß es.
Was?
Verdammt nochmal was?
Dass du...
_____
Weiter kam er nie.
Mein Unterbewusstsein ließ meine Einbildung nie ausreden.
Aus Selbstschutz?
Belog ich mich selbst?
Verheimlichte ich mir etwas?
War er die Verkörperung meines Gewissens?
Brauchte ich als Gott etwa ein Gewissen?
Er verfolgte mich immer, überall hin. Jeden Tag sah ich ihn und fürchtete regelrecht, dass er verschwinden würde.
Ich wurde abhängig von ihm und fühlte mich erniedrigt, denn wie ein Kind, das zu seinem Vater kam und ihm stolz sein neuestes Bild (meistens ein Haus mit drei, vier Strichmännchen davor) präsentierte, kam ich zu ihm und zeigte ihm mit schon fast kindlicher Genugtuung meine Arbeit.
Wollte Lob.
Anerkennung.
Nicht für Kira.
Sondern für mich.
Und immer lächelte er wissend.
_____
Im Augenblick steht er vor mir, ich blute, ringe nach Atem, die Welt geht im Nebel des Schmerzes unter.
Er steht im Licht und lächelt diesmal nicht wissend.
Doch ich weiß, dass er es weiß, dass er es schon zu seinen Lebzeiten gewusst hat.
Sein Tod... Sein Wiederkommen... Meine Brüche (Zusammenbrüche)...
Er steht im Licht.
Ich will ins Licht. Ich bin für das Licht geschaffen.
Er streckt die Hand nach mir aus, hatte es die ganze Zeit schon versucht...
...und ich mit meinem blinden Ehrgeiz wollte es ihm nur zeigen, wollte triumphieren.
Die Arme der Dunkelheit legen sich um mich, und es sind nicht die Arme eines Geliebten, wie ich gedacht habe.
Die richtigen Arme blenden mich in ihrer Reinheit, und ich merke, wie schmutzig ich bin.
Und plötzlich ist das Licht weg.
Ich tauche in die Dunkelheit ein.
Er ist weg.
Und ich breche (zusammen).