Zum Inhalt der Seite

Alles, was nicht hätte beginnen dürfen...

Eine ShinichixShiho Fanfic für den Wettbewerb "Das Finale"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Remember the times

Remember the times
 

Er war wieder eingeschlafen. Der kleine Detektiv war wieder einmal über seinen Studien eingenickt. Schmunzelnd betrachtete sie den Braunhaarigen, dessen Kopf auf der Tischplatte des kleinen Couchtisches in Professor Agasas Haus ruhte. Sein Oberkörper hob und senkte sich in gemächlichem Rhythmus und ein leises Schnarchen drang an ihre Ohren. ‚Du bist wohl das interessanteste Versuchsobjekt bisher, was Kudo-kun?!’, lächelte sie und nahm neben ihm auf dem Sofa Platz. Ihr erdbeerblondes Haar kaschierte den kurzen Moment der Verletzlichkeit, als ihre Gefühle nach Außen traten. Der Augenblick verging und wieder zierte das verächtliche Grinsen der Maske, die sie sich erwählt hatte, ihre Miene. Ai blätterte die Akten durch, die sie sich mitgebracht hatte. Sie redete abfällig von Kudo und war doch genauso, niemals aufhören zu arbeiten, niemals müde werden, arbeiten bis in die Nacht hinein. Nich selten saß sie bis spät in die Nacht in ihrem Labor und testete die neusten Ideen aus.

Viel Zeit war vergangen, seitdem die Beiden geschrumpft worden waren, seitdem das Gift der Einen das Leben schenkte, dem Anderen das Leben nahm. Sie hatte unermüdlich an einem Antidot für APTX4869 geforscht und hatte bereits große Durchbrüche erzielt. Es würde nicht mehr lagen dauern, hoffentlich blieb ihnen die Zeit noch. Die Erfolge ihrer Arbeit waren in Tabellenwerken, Tafeln der Wirkungsdauer, der Zusammensetzung des eigentlichen Apoptoxins und den ersten länger wirkenden Gegengiften zu sehen. Jedes Detail hatte sie in Berichten wie denen, die vor ihr auf dem Tisch lagen niedergeschrieben, um nicht Gefahr zu laufen, etwas davon zu verlieren. Sie konnte stolz sein auf das, was sie erreicht hatte, doch was bedeutete Stolz schon für sie? Sie hatte einen Fehler gut zu machen, sie konnte sich nicht dafür rühmen, dass sie ihr eigenes Werkzeug des Todes unschädlich machte, egal wie oft Shinichi noch sagen würde, wie gut sie ihre Sache denn machte.

Wieder wanderte ihr Blick zurück zu dem schlafenden Grundschüler. Nicht nur sie hatte Fortschritte gemacht, nicht nur sie war erfolgreich, nein, auch er hatte zielstrebig sein Ziel verfolgt, seinen Kampf weiter gefochten und Sieg um Sieg errungen. Sie konnte schon gar nicht mehr an einer Hand abzählen, wie viele Mitglieder der finsteren Organisation er hinter Gitter gebracht hatte ohne seine Identität zu verraten. Mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen stellte sie fest, dass sie Stolz auf ihn war. Ohne seine Leistungen auf dem Gebiet der aktiven Bekämpfung der Black Organisation, wie er immer zu sagen pflegte, wäre sie niemals in der Lage gewesen, ein derart ausgereiftes Gegenmittel zu entwickeln. Ihm war es vor knapp einem halben Jahr gelungen, Gin höchstpersönlich eine Probe des Giftes zu entwenden. Damals hatte sie ihn angeschrieen, er sei vollkommen verrückt, durchgeknallt, lebensmüde und derlei unschöne Dinge, doch er hatte – wie jedes Mal – überlebt und war als Sieger aus der Konfrontation hervorgegangen.

Ai starrte ihn aus getrübten Augen an. Die Schatten der Vergangenheit waren plötzlich wieder so nah, Bilder aus vergangenen Zeiten tanzten vor ihren Augen, die Schrecken, die schönen Momente, all dies rief sie sich unbewusst in Erinnerung. Sie sah Kampf, sie sah Verzweiflung, sie sah Mut, sie sah sein siegessicheres Grinsen und immer blieb eine Konstante: er. Sie würde es ihm wohl niemals sagen – dann würde sein Ego wahrscheinlich endgültig die Bodenhaftung verlieren – doch sie brauchte ihn. Sie war froh, dass er bei ihr war, auch wenn sie derlei Dinge niemals zeigte, es wäre wohl Selbstmord gewesen. Ihre Gefühle erwidern? Er? Nein, das war unmöglich.

Mit Wasser in den Augen wandte sie sich wieder ihren Studien zu. Hatte sie sich nicht geschworen, diesen Baka zu vergessen? Ihr trauriger Blick wurde durch den kalten Ausdruck eines sarkastischen Grinsens verdrängt, doch ihre Augen verloren den Glanz der Tränen nicht.

‚So, Shiho, zurück an die Arbeit!’, befahl sie sich selbst und kümmerte sich erneut um die Zusammenfassung des heutigen Studientages. Heute war gut gewesen, erfolgreich, viel versprechend. Sie wollte keine Prognosen machen, doch es würde wahrscheinlich nicht mehr länger als einen Monat dauern, dann würde ihre Arbeit endgültige Früchte tragen. Frustriert stellte sie fest, dass er sie schon wieder geschlagen hatte. Nach dem Gekritzel und den Personenakten, hervorgegangen aus seinen Nachforschungen, zu urteilen würde sein Plan zum finalen Schlag gegen die Organisation innerhalb der nächsten paar Tage stehen, dann würde es heißen alles oder nichts. Shinichi hatte ihr nicht erzählt, was er vorhatte. Das war nun mal nicht seine Art, auch wenn er mit seinen Ermittlungen immer offener wurde und er ihr immer mehr erzählte. Immer mehr Vertrauen…doch nicht genug für dieses Himmelfahrtskommando.

‚Ist wohl besser so’, dachte sie. ‚Wahrscheinlich läuft er wieder Hals über Kopf in sein unvermeidliches Ende, so wie immer und dann überlebt er’s auch noch…’ Vorsichtig lehnte sie sich über seinen kleinen Körper, der halb auf der Couch, halb auf der Tischplatte lag. Bisher hatte sie noch keine Chance bekommen seine Aufzeichnungen zu studieren. Ja, sie wäre ja keine Wissenschaftlerin und erst Recht keine wirkliche Frau, wäre sie nicht auch nur etwas neugierig. Frech grinsend machte sie sich daran, seine Arme anzuheben, um endlich Zugang zu den delikaten Informationen zu bekommen, die ihr Interesse erregt hatten. ‚Na, dann betrachten wir mal ihre Fortschritte, tantei-kun.’…

Als sie seine weiche Haut berührte, schreckte er aus dem Schlaf. Überrascht fiel das kleine Mädchen nach hinten und landete ausgestreckt auf dem Sofa. Der geschrumpfte Meisterdetektiv starrte sie aus funkelnden Augen an. „Haibara?! Was zur Hölle hattest du vor? Du weist, dass ich es nicht leiden kann, wenn man in meinen Sachen rumschnüffelt! Wer ist hier sonst immer so peinlich darauf bedacht, dass ihre Unterlagen nicht mal berührt werden? Wenn ich mich nicht ganz irre, dann warst das du, nicht?“ Mit einem tiefen Schnaufer sog der Oberschülerdetektiv die Luft ein, um gleich wieder mit seinen Vortrag weiter zu machen, doch ein Blick in die Augen der introvertierten Wissenschaftlerin brachte ihn auf der Stelle zum Schweigen. Er musste schlucken…nein, das war nicht gut, alles andere als gut, wenn sie so schaute. Dieses miese Grinsen…

„Ach, tantei-kun, seit wann bist du denn eine Frau?“ Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. „Ach, Haibara, so hab ich das doch gar nicht ge…“ „Tja, Kudo-kun, dann solltest du dir das nächste Mal vorher überlegen, was du sagst, bevor du deine große Klappe aufreißt. Aber, wenn du grad schon dabei bist große Töne zu spucken, dann erzähl mir doch von deinen ach so ausgereiften Plänen.“ Sie konnte sich ein böses Schmunzeln nicht verkneifen. Es war jedes Mal wieder lustig, ihn aufzuziehen, auch wenn sie es eigentlich nicht so meinte. Tief in ihr wusste sie, dass er sie verstand. Zu ihrer Überraschung wandte er sich ab und studierte erneut seine Aufzeichnungen. „Du weist doch, dass ich nicht über halbe Sachen rede. Ich muss erst Nägel mit Köpfen machen, dann wirst du genaustens in meinen Plan eingeweiht, versprochen.“ Er schaute sie aus seinen kugelrunden, meerblauen Kinderaugen an und für einen Moment huschte ein echtes Lächeln auf ihre Lippen. Er hatte es mal wieder geschafft, er hatte sie überzeugt. „Tss“, gab sie zurück, als sie ihre Fassung wieder erlangt hatte. „Na wenn du meinst, ist ja deine Angelegenheit, ich mach bei diesem Wahnsinn sowieso nicht mit, ich passe. Ich bin doch nicht verrückt, da geh ich noch drauf dabei.“ Verblüfft starrte er sie an. „Haibara, du…?“ „Ja, was hast du denn gemeint? Dass ich dir in deinen Heldentod folge? Du spinnst wohl.“, meinte sie in ihrem kalten, emotionslosen Ton und betrachtete die Eingangstür. Sie hatte ihren Kopf auf ihren Armen abgelegt, die sie dahinter verschränkt hatte. Er ging ja nichts über ein Kissen, aber so würde es wohl auch gehen…

„Du willst mir doch nicht erzählen, dass du einen Rückzieher machst, Ai?“ Er machte sich wirklich Sorgen. Wenn die sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann bekam man das so schnell nicht mehr heraus, gerade dann, wenn es um die Organisation ging. Er betrachtete sie von oben bis unten. So wie sie da lag, sah sie wirklich verführerisch aus - die Jahre waren an ihr nicht vorbei gegangen. Sie wurde eine junge Frau…zum zweiten Mal. Schnell schüttelte er seinen Kopf. Wo kam das jetzt auf einmal her? Naja…viel wichtiger war, warum sie sich weigerte, so wie immer Seite an Seite mit ihm zu kämpfen, wo es doch ihr letzter Kampf werden sollte. Konnte es sein, dass…

„Seit wann habe ich dir erlaubt, mich mit meinem Vornamen anzusprechen, Kudo?“ Ihre rechte Augenbraue zuckte gefährlich, Zeit, den Rückzug anzutreten. „Ach komm, jetzt lenk doch nicht immer ab! Sag, warum?“, antwortete er verächtlich. Soviel zum Rückzug…aber es hieß ja Angriff sei die beste Verteidigung… „Tss, was geht das dich eigentlich an?“, blaffte sie und funkelte die Wand gegenüber an.

„Du weist ganz genau, dass es mich etwas angeht! Schließlich bist du ja meine beste Freundin und die Einzige, auf die ich wirklich vertrauen kann. Jetzt komm Ai, ich brauch dich doch, ohne dich kann ich meinen Plan vergessen.“ Wenn es auf die harte Tour nicht funktionierte, dann war schleimen angesagt. Er grinste in sich hinein. Das war doch eigentlich unmoralisch, oder? Aber es zeigte seine Wirkung…

‚Dieser Kudo, er weis ganz genau, wenn er mir wieder so kommt, dann kann ich ihm nichts abschlagen…’, murrte sie bei sich. Sie spürte, wie sie innerlich immer weicher wurde, ihr Beschluss plötzlich ins Wanken kam.

Er rutschte etwas näher an sie heran. Er konnte förmlich spüren, wie es in ihr arbeitete. Über die Jahre hatte er ihre Schwäche gefunden, er brauchte ihr nur etwas vorzusäuseln. „Oder,…“, lächelte er sie wohlwollend an, „hast du Angst…Shiho?“

Sie zuckte förmlich zusammen, als er ihren richtigen Namen gebrauchte. Als sie ihm in die tiefblauen Augen sah, merkte sie, wie nah er ihr gekommen war. Ein schwacher Rotschimmer umspielte ihre Wangen. In diesen Momenten wollte sie ihn nur noch küssen, ihrer Gefühle freien Lauf lassen, ihm alles zu gestehen, ihm ihr Herz öffnen. Er wusste, wie sehr er mit ihr spielte und doch konnte sie nicht widerstehen. Unbewusst kam sie ihm immer näher, der verschleierte Blick in seinen unwiderstehlichen, zaphirblauen Meeren versunken. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, der Augenblick der Zärtlichkeit überwältigte ihn.

Dann fiel der erste Schuss…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rukia-sama
2009-07-11T16:30:47+00:00 11.07.2009 18:30
Vorab eine Sache

"Ihre Stimme troff vor Sarkasmus."

Es heitßt, "triefte", okay? :)
Aber das Kapitel hat mir seehr gut gefallen
Aber eine Frage, wie alt sind die beiden denn jetzt?
Eig. sind sie in der Folge ja 8, aber bei dir?...
Wär´ nett wenn du es mir sagen könntest^^


Zurück