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Alles, was nicht hätte beginnen dürfen...

Eine ShinichixShiho Fanfic für den Wettbewerb "Das Finale"
von

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Black Shadow

Alles, was nicht hätte beginnen dürfen
 

Eine mehrteilige Fanfiction für „Das Finale“, ein Autoren-Wettbewerb von Varlet
 

Disclaimer: Mir gehört Conan (leider) nicht und so wird’s auch für die nächsten Kapitel bleiben, also macht euch keine Hoffnungen.

Claimer: Diese Story gehört mir und nur mir.
 

Name: Alles, was nicht hätte beginnen dürfen…

Manga: Meitantei Conan

Grobhandlung: Das Ende

Pairing: AixConan, ShinichixShiho
 

Prolog
 

Er schaltete seinen Computer ein. Weiße Zeilen, kalt und stechend, wanderten den Bildschirm hinunter, dann begann er blau zu glimmen. Routiniert flogen seine Finger über die Tasten, als er den altbekannten Code eingab, der ihm Zugang in den Kaninchenbau gewähren würde. Die gesamte Intelligenz, alle Informationen, die er benötigte waren hier zusammengetragen. Kleine Icons erschienen auf der Bedienoberfläche, hinter jedem ein weiteres schreckliches Geheimnis verborgen. Er lies sich vor dem PC in dem bequemen Ledersessel nieder. Das harte, doch zugleich angenehme Material knarrte unter seinem Gewicht. Das einzige Licht, das den kleinen Raum beleuchtete, flimmerte bei jedem Klick vor ihm auf. Der Zeiger der Maus wanderte hin und her, öffnete, schloss, zerstörte Schicksale und lies andere links liegen, als ob in seiner Hand die Macht über Leben und Tod liegen würde.

Schlussendlich hatte er gefunden, wonach er so fieberhaft gesucht hatte. Der kleine, unscheinbare Ordner trug den Namen „APTX 4869“, fast schon lachhaft für das, was in ihm steckte. Als er ihn öffnen wollte erschien eine weitere Eingabeaufforderung vor seinen Augen. „Please authorize“, war zu lesen. Der Zeiger wählte die leere Zeile darunter an und schwarze Zeichen erschienen synchron zum Ton der Tastatur auf dem unschuldigen Weiß. Er bestätigte seine Eingabe und plötzlich blitzte ein Bild nach dem Anderen auf dem Schirm auf, nur um bald darauf wieder zu verschwinden. Für Sekundenbruchteile konnte er ihr Antlitz sehen. „Sherry“ Es war nur ein Flüstern, doch die Wut, der Zorn und die Abscheu in seiner Stimme hätten jedem Anwesenden das Blut in den Adern gefrieren lassen. Dann war der Moment vorbei und so, wie die anderen Photographien aufblitzten, um von Anderen ersetzt zu werden, so entschwand auch sie.

Er würde den Moment der Rache so sehr genießen, das hatte er sich vorgenommen. Was er sich vornahm, das geschah auch, sagte man unter der Hand und sie hatten Recht. Er würde Rache nehmen, doch seine Rache würde nicht nur sie treffen, sondern auch ihn, ihren Ritter in glänzender Rüstung.

Schlussendlich waren all die Daten auf seinen Laptop geladen. Bild für Bild, Gesicht für Gesicht, Akte für Akte studierte er, all die Menschen, die mit dem Gift in Kontakt gekommen waren, das Gift, das sie erfunden hatte. Es war ihr Meisterstück gewesen und es hatte ihr Letztes sein sollen. Ein gefährliches Grinsen umspielte seine schmalen Lippen und verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze. ‚Was für eine Verschwendung, dich zu opfern. Du bist so intelligent, du hättest uns noch viel nutzen können. Aber wir spaßen nicht mit Verrätern, meine kleine Sherry.’ Er sah all die, die durch die tödliche Mischung ihr Ende gefunden hatten, sah die, die an dem Präparat gearbeitet hatten oder immer noch arbeiteten. Nicht umsonst hieß es „Shelling Ford“. Diese Schlange hatte ihnen ein unausgereiftes Venom im Versuchsstadium überlassen, kein Wunder, dass es zu diesen besonderen Nebenwirkungen gekommen war. Nur zwei Fälle waren ihnen bisher bekannt, in denen APTX4869 versagt hatte.

Er verhielt beim Bild der rotblonden Wissenschaftlerin. Man hatte ihrer Akte ein weiteres Photo beigefügt. Es zeigte ein junges Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt, mit verlockend erdbeerrotem Haar in einem langen, grauen Trenchcoat und einer dunkelbraunen, ledernen Schuldtasche. Am Rand war der abgeschnittene Teil eines Armes zu erkennen, vermutlich der Ärmel eines dunkelblauen Pullovers. ‚Da bist du ja, meine Süße. Ich habe dich vermisst…’ Sein Lachen schallte durch den Raum und hallte von den Wänden wieder wie die Stimmen tausender, dämonischer Kehlen. Er hatte seinen Mund weit aufgerissen und starrte mit erschreckend durchdringendem Blick auf die Grundschülerin. Zärtlich strich seine Hand strich über das kleine Gesicht. „Willst du mir nicht verraten, wer er ist, dein Beschützer?“, fragte er das Bild. „Das brauchst du nicht, ich weis es schon, ich weis es schon lange. Er hat sich an dir übernommen. Jetzt hat eure Stunde geschlagen, es gibt kein Zurück, keinen Ort, an dem ihr euch verstecken könnt, ihr habt das Spiel verloren.“ Er hatte seine Zähne gebleckt, wie zum Sprung bereit. Es schien, als hätte er sie am Liebsten in ihrem Hals versenkt, um das Blut zu trinken, den ohrenbetäubenden Schrei der Schmerzen zu hören. Genüsslich leckte er sich über die Lippen. Ja, das würde er machen, er würde es voll auskosten. Endlich war die Rache sein.

Er überwand sich, ihr Bild nicht noch weiter anzustarren, das verschüchterte Mädchen, das ihren goldenen Ritter aus angstvollem Augen bewunderte. Er würde ihm schon noch lehren, was es bedeutete ihr Ritter zu sein.

Mit einem weiteren Klick der Maus wechselte die Darstellung auf dem Computerbildschirm. Es erschien ein siebzehnjähriger Junge mit zerzausten braunen Haaren, die ein attraktives Gesicht umrahmten. Seine azurblauen Augen blickten ihm frech entgegen, als ob er ihn herausfordern wollen würde. Dieser verdammte Bengel. Er hatte ihn doch schon einmal getötet, doch er lebte. Er musste es sein, es gab keinen Zweifel. Der schwarz-weiße Fußball, auf dem der Oberschüler einen Fuß lässig aufgestützt hatte war ihm schon bei einigen Gelegenheiten entgegengekommen, doch mit diesem Spiel würde es nun endgültig zu Ende sein. Auch diesem Datensatz war eine weitere Aufnahme angehängt. Seine Augen wanderten über die Darstellung eines Jungen im selben Alter wie die Grundschülerin und wieder funkelten ihm diese Augen entgegen, diese scharfen Augen, die schon so manche seiner Aktionen enttarnt und zunichte gemacht hatten. Er freute sich darauf, sie ihm ausreißen zu können, zuerst das Linke, dann das Rechte. Er würde sich auf den Moment des Schreckens freuen, der sich für immer in die beiden Linsen einbrennen würde, den Moment seines Triumphes. An den Kleinen in weiß-blauem Pullover hatte sich ein ängstliches Mädchen geklammert. Er hielt sie in einer zärtlichen Umarmung, schien ihr Trost und Mut zu spenden, ihr zu sagen: gib nicht auf. „Doch, aufgeben solltet ihr, solltest du, kleiner Detektiv“, spie er förmlich aus. „Das Versteckspiel ist zu Ende und du, du hast den großen Preis verspielt: dein Leben“

Die Rot-braunhaarige hatte sich eng an den Grundschüler gedrückt, der ihr Gesicht mit seinem Arm vor seinen schrecklichen Blicken behütete.

Er zog seine Waffe aus dem Halfter, eine handliche, aus schwarzem, gebürsteten Stahl gefertigte Pistole des Typs Walter P16. Auf ihren Lauf war eine lange Röhre geschraubt, die den Schall dämpfen sollte. Einer Maschine gleich nahm er die tödliche Schusswaffe auseinander, kontrollierte die einzelnen Teile und polierte den Schalldämpfer. Wie ein zärtlicher Vater sich um seinen Sohn kümmerte, so behandelte er das Instrument des Todes in seinen Händen. Mit einem Klick rastete das letzte Teil wieder an seiner vorbestimmten Stelle ein, um ein weiteres Mal seiner Bestimmung zu folgen. Mit einem schauderhaften Grinsen betrachtete er sie noch ein letztes Mal, dann erhob er sich aus seinem Sessel. Er betätigte den Ausschaltknopf des Computers und das blaue Glimmen wich der alles verschlingenden Dunkelheit des Hauptquartiers. Er konnte einen letzten Blick auf den jungen Mann in Schuluniform mit diesen verhassten Augen werfen, dann wandte er sich ab und verließ den kahlen Raum. „Wodka, wir gehen.“, befahl er und der dickere, schwarz gekleidete Mann, der hinter der Tür an der Wand lehnte, schreckte auf. „Jawohl, Aniki.“, blaffte er und folgte dem Blonden die langen Gänge hinunter. Ein Schauer lief seinen Rücken hinunter. ‚Gin hat wieder diesen Blick, er hat Blut geleckt.’, dachte er. ‚Na dann wird’s ja endlich interessant.’

Der Große mit den langen blonden Haaren grinste wölfisch.

Zeit für den letzten Akt, Zeit für den letzten Auftritt des Ritters in der glänzenden Rüstung, Zeit für dich von der Bühne zu gehen, Kudo…Shinichi…für immer…

Remember the times

Remember the times
 

Er war wieder eingeschlafen. Der kleine Detektiv war wieder einmal über seinen Studien eingenickt. Schmunzelnd betrachtete sie den Braunhaarigen, dessen Kopf auf der Tischplatte des kleinen Couchtisches in Professor Agasas Haus ruhte. Sein Oberkörper hob und senkte sich in gemächlichem Rhythmus und ein leises Schnarchen drang an ihre Ohren. ‚Du bist wohl das interessanteste Versuchsobjekt bisher, was Kudo-kun?!’, lächelte sie und nahm neben ihm auf dem Sofa Platz. Ihr erdbeerblondes Haar kaschierte den kurzen Moment der Verletzlichkeit, als ihre Gefühle nach Außen traten. Der Augenblick verging und wieder zierte das verächtliche Grinsen der Maske, die sie sich erwählt hatte, ihre Miene. Ai blätterte die Akten durch, die sie sich mitgebracht hatte. Sie redete abfällig von Kudo und war doch genauso, niemals aufhören zu arbeiten, niemals müde werden, arbeiten bis in die Nacht hinein. Nich selten saß sie bis spät in die Nacht in ihrem Labor und testete die neusten Ideen aus.

Viel Zeit war vergangen, seitdem die Beiden geschrumpft worden waren, seitdem das Gift der Einen das Leben schenkte, dem Anderen das Leben nahm. Sie hatte unermüdlich an einem Antidot für APTX4869 geforscht und hatte bereits große Durchbrüche erzielt. Es würde nicht mehr lagen dauern, hoffentlich blieb ihnen die Zeit noch. Die Erfolge ihrer Arbeit waren in Tabellenwerken, Tafeln der Wirkungsdauer, der Zusammensetzung des eigentlichen Apoptoxins und den ersten länger wirkenden Gegengiften zu sehen. Jedes Detail hatte sie in Berichten wie denen, die vor ihr auf dem Tisch lagen niedergeschrieben, um nicht Gefahr zu laufen, etwas davon zu verlieren. Sie konnte stolz sein auf das, was sie erreicht hatte, doch was bedeutete Stolz schon für sie? Sie hatte einen Fehler gut zu machen, sie konnte sich nicht dafür rühmen, dass sie ihr eigenes Werkzeug des Todes unschädlich machte, egal wie oft Shinichi noch sagen würde, wie gut sie ihre Sache denn machte.

Wieder wanderte ihr Blick zurück zu dem schlafenden Grundschüler. Nicht nur sie hatte Fortschritte gemacht, nicht nur sie war erfolgreich, nein, auch er hatte zielstrebig sein Ziel verfolgt, seinen Kampf weiter gefochten und Sieg um Sieg errungen. Sie konnte schon gar nicht mehr an einer Hand abzählen, wie viele Mitglieder der finsteren Organisation er hinter Gitter gebracht hatte ohne seine Identität zu verraten. Mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen stellte sie fest, dass sie Stolz auf ihn war. Ohne seine Leistungen auf dem Gebiet der aktiven Bekämpfung der Black Organisation, wie er immer zu sagen pflegte, wäre sie niemals in der Lage gewesen, ein derart ausgereiftes Gegenmittel zu entwickeln. Ihm war es vor knapp einem halben Jahr gelungen, Gin höchstpersönlich eine Probe des Giftes zu entwenden. Damals hatte sie ihn angeschrieen, er sei vollkommen verrückt, durchgeknallt, lebensmüde und derlei unschöne Dinge, doch er hatte – wie jedes Mal – überlebt und war als Sieger aus der Konfrontation hervorgegangen.

Ai starrte ihn aus getrübten Augen an. Die Schatten der Vergangenheit waren plötzlich wieder so nah, Bilder aus vergangenen Zeiten tanzten vor ihren Augen, die Schrecken, die schönen Momente, all dies rief sie sich unbewusst in Erinnerung. Sie sah Kampf, sie sah Verzweiflung, sie sah Mut, sie sah sein siegessicheres Grinsen und immer blieb eine Konstante: er. Sie würde es ihm wohl niemals sagen – dann würde sein Ego wahrscheinlich endgültig die Bodenhaftung verlieren – doch sie brauchte ihn. Sie war froh, dass er bei ihr war, auch wenn sie derlei Dinge niemals zeigte, es wäre wohl Selbstmord gewesen. Ihre Gefühle erwidern? Er? Nein, das war unmöglich.

Mit Wasser in den Augen wandte sie sich wieder ihren Studien zu. Hatte sie sich nicht geschworen, diesen Baka zu vergessen? Ihr trauriger Blick wurde durch den kalten Ausdruck eines sarkastischen Grinsens verdrängt, doch ihre Augen verloren den Glanz der Tränen nicht.

‚So, Shiho, zurück an die Arbeit!’, befahl sie sich selbst und kümmerte sich erneut um die Zusammenfassung des heutigen Studientages. Heute war gut gewesen, erfolgreich, viel versprechend. Sie wollte keine Prognosen machen, doch es würde wahrscheinlich nicht mehr länger als einen Monat dauern, dann würde ihre Arbeit endgültige Früchte tragen. Frustriert stellte sie fest, dass er sie schon wieder geschlagen hatte. Nach dem Gekritzel und den Personenakten, hervorgegangen aus seinen Nachforschungen, zu urteilen würde sein Plan zum finalen Schlag gegen die Organisation innerhalb der nächsten paar Tage stehen, dann würde es heißen alles oder nichts. Shinichi hatte ihr nicht erzählt, was er vorhatte. Das war nun mal nicht seine Art, auch wenn er mit seinen Ermittlungen immer offener wurde und er ihr immer mehr erzählte. Immer mehr Vertrauen…doch nicht genug für dieses Himmelfahrtskommando.

‚Ist wohl besser so’, dachte sie. ‚Wahrscheinlich läuft er wieder Hals über Kopf in sein unvermeidliches Ende, so wie immer und dann überlebt er’s auch noch…’ Vorsichtig lehnte sie sich über seinen kleinen Körper, der halb auf der Couch, halb auf der Tischplatte lag. Bisher hatte sie noch keine Chance bekommen seine Aufzeichnungen zu studieren. Ja, sie wäre ja keine Wissenschaftlerin und erst Recht keine wirkliche Frau, wäre sie nicht auch nur etwas neugierig. Frech grinsend machte sie sich daran, seine Arme anzuheben, um endlich Zugang zu den delikaten Informationen zu bekommen, die ihr Interesse erregt hatten. ‚Na, dann betrachten wir mal ihre Fortschritte, tantei-kun.’…

Als sie seine weiche Haut berührte, schreckte er aus dem Schlaf. Überrascht fiel das kleine Mädchen nach hinten und landete ausgestreckt auf dem Sofa. Der geschrumpfte Meisterdetektiv starrte sie aus funkelnden Augen an. „Haibara?! Was zur Hölle hattest du vor? Du weist, dass ich es nicht leiden kann, wenn man in meinen Sachen rumschnüffelt! Wer ist hier sonst immer so peinlich darauf bedacht, dass ihre Unterlagen nicht mal berührt werden? Wenn ich mich nicht ganz irre, dann warst das du, nicht?“ Mit einem tiefen Schnaufer sog der Oberschülerdetektiv die Luft ein, um gleich wieder mit seinen Vortrag weiter zu machen, doch ein Blick in die Augen der introvertierten Wissenschaftlerin brachte ihn auf der Stelle zum Schweigen. Er musste schlucken…nein, das war nicht gut, alles andere als gut, wenn sie so schaute. Dieses miese Grinsen…

„Ach, tantei-kun, seit wann bist du denn eine Frau?“ Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. „Ach, Haibara, so hab ich das doch gar nicht ge…“ „Tja, Kudo-kun, dann solltest du dir das nächste Mal vorher überlegen, was du sagst, bevor du deine große Klappe aufreißt. Aber, wenn du grad schon dabei bist große Töne zu spucken, dann erzähl mir doch von deinen ach so ausgereiften Plänen.“ Sie konnte sich ein böses Schmunzeln nicht verkneifen. Es war jedes Mal wieder lustig, ihn aufzuziehen, auch wenn sie es eigentlich nicht so meinte. Tief in ihr wusste sie, dass er sie verstand. Zu ihrer Überraschung wandte er sich ab und studierte erneut seine Aufzeichnungen. „Du weist doch, dass ich nicht über halbe Sachen rede. Ich muss erst Nägel mit Köpfen machen, dann wirst du genaustens in meinen Plan eingeweiht, versprochen.“ Er schaute sie aus seinen kugelrunden, meerblauen Kinderaugen an und für einen Moment huschte ein echtes Lächeln auf ihre Lippen. Er hatte es mal wieder geschafft, er hatte sie überzeugt. „Tss“, gab sie zurück, als sie ihre Fassung wieder erlangt hatte. „Na wenn du meinst, ist ja deine Angelegenheit, ich mach bei diesem Wahnsinn sowieso nicht mit, ich passe. Ich bin doch nicht verrückt, da geh ich noch drauf dabei.“ Verblüfft starrte er sie an. „Haibara, du…?“ „Ja, was hast du denn gemeint? Dass ich dir in deinen Heldentod folge? Du spinnst wohl.“, meinte sie in ihrem kalten, emotionslosen Ton und betrachtete die Eingangstür. Sie hatte ihren Kopf auf ihren Armen abgelegt, die sie dahinter verschränkt hatte. Er ging ja nichts über ein Kissen, aber so würde es wohl auch gehen…

„Du willst mir doch nicht erzählen, dass du einen Rückzieher machst, Ai?“ Er machte sich wirklich Sorgen. Wenn die sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann bekam man das so schnell nicht mehr heraus, gerade dann, wenn es um die Organisation ging. Er betrachtete sie von oben bis unten. So wie sie da lag, sah sie wirklich verführerisch aus - die Jahre waren an ihr nicht vorbei gegangen. Sie wurde eine junge Frau…zum zweiten Mal. Schnell schüttelte er seinen Kopf. Wo kam das jetzt auf einmal her? Naja…viel wichtiger war, warum sie sich weigerte, so wie immer Seite an Seite mit ihm zu kämpfen, wo es doch ihr letzter Kampf werden sollte. Konnte es sein, dass…

„Seit wann habe ich dir erlaubt, mich mit meinem Vornamen anzusprechen, Kudo?“ Ihre rechte Augenbraue zuckte gefährlich, Zeit, den Rückzug anzutreten. „Ach komm, jetzt lenk doch nicht immer ab! Sag, warum?“, antwortete er verächtlich. Soviel zum Rückzug…aber es hieß ja Angriff sei die beste Verteidigung… „Tss, was geht das dich eigentlich an?“, blaffte sie und funkelte die Wand gegenüber an.

„Du weist ganz genau, dass es mich etwas angeht! Schließlich bist du ja meine beste Freundin und die Einzige, auf die ich wirklich vertrauen kann. Jetzt komm Ai, ich brauch dich doch, ohne dich kann ich meinen Plan vergessen.“ Wenn es auf die harte Tour nicht funktionierte, dann war schleimen angesagt. Er grinste in sich hinein. Das war doch eigentlich unmoralisch, oder? Aber es zeigte seine Wirkung…

‚Dieser Kudo, er weis ganz genau, wenn er mir wieder so kommt, dann kann ich ihm nichts abschlagen…’, murrte sie bei sich. Sie spürte, wie sie innerlich immer weicher wurde, ihr Beschluss plötzlich ins Wanken kam.

Er rutschte etwas näher an sie heran. Er konnte förmlich spüren, wie es in ihr arbeitete. Über die Jahre hatte er ihre Schwäche gefunden, er brauchte ihr nur etwas vorzusäuseln. „Oder,…“, lächelte er sie wohlwollend an, „hast du Angst…Shiho?“

Sie zuckte förmlich zusammen, als er ihren richtigen Namen gebrauchte. Als sie ihm in die tiefblauen Augen sah, merkte sie, wie nah er ihr gekommen war. Ein schwacher Rotschimmer umspielte ihre Wangen. In diesen Momenten wollte sie ihn nur noch küssen, ihrer Gefühle freien Lauf lassen, ihm alles zu gestehen, ihm ihr Herz öffnen. Er wusste, wie sehr er mit ihr spielte und doch konnte sie nicht widerstehen. Unbewusst kam sie ihm immer näher, der verschleierte Blick in seinen unwiderstehlichen, zaphirblauen Meeren versunken. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, der Augenblick der Zärtlichkeit überwältigte ihn.

Dann fiel der erste Schuss…

Hard Contact

Hard Contact
 

Chianti lag auf der Lauer. Vor knapp zwei Stunden hatte sie neue Instruktionen und den Befehl zum Ausrücken erhalten. Also hatte Gin seine Sherry endlich wieder gefunden. Sie hatte ihr Gewehr verstaut und war sofort zum Ziel aufgebrochen. Seit geraumer Zeit lag sie nun schon auf der Lauer, das Auge am punktgenauen Zielfernrohr der Charter Arms 8 Modell B, ihrer Lieblingswaffe. Sie hatte sich in einem verwaisten Hochhaus ihren Schießstand aufgebaut. Das auf einem transportablen Stativ fixierte Scharfschützengewehr zeigte durch ein kleines Fenster des Zielhauses direkt auf ein weiche Sofa auf dem ein kleiner Junge schlief. Vor gar nicht all zu langer Zeit hatte sich ein Mädchen neben ihn gesetzt und begonnen, Akten zu lesen. ‚Ja, für ein kleines Kind ein seltsames Verhalten, nicht wahr Sherry’, grinste sie. Ihr kribbelte schon der Finger am Abzug, doch die Anderen waren immer noch nicht auf Posten.

Plötzlich knisterte es im Interkom. „Gin hier, alles bereit zur Durchführung der Operation ‚second strike’? Ich erinnere noch einmal daran, der Boss will sie lebend.“, murrte der Blonde ins Mikro. Der Missmut in seiner Stimme war nicht zu überhören. Es hätte ihm so eine Freude bereitet, den vorwitzigen Detektiv endlich tot zu sehen.

„Korn hier, negativ, bin noch unterwegs“, kam es zurück. Chianti konnte und wollte sich nicht mehr beherrschen. „Du impotenter Tölpel, jetzt beweg dich endlich, ich lieg hier schon seit Stunden und mein Rücken tut mir langsam weh.“ „Sei einfach still, Zicke“, maulte der Scharfschütze zurück und setzte unbeirrt seinen Weg zum Zielort fort.

Die brillante Heckenschützin warf einen Blick durch das Objektiv. Der Junge war aufgewacht! Er schien sich gerade mit dem rotblonden Gör zu unterhalten. Nicht, dass er ihnen jetzt auch noch weglief, dann würde das bedeuten, sie müsste sich einen neuen Aussichtspunkt suchen, was das Ganze um Stunden hinauszögern konnte. Die Chance war doch so schön. Nur deswegen, weil sich dieser dumme Trampel nicht endlich mal in Bewegung setzen konnte! Sie schwenkte die Waffe ein paar Millimeter, um statt seines Herzens seine rechte Schulter anzuvisieren. Angespannt folgte sie jeder Bewegung des Grundschülers. Schlagartig schien es so, als ob er aufstehen wolle. Das konnte sie nicht zulassen, um keinen Preis. Es hieß jetzt oder nie. Sie entschied sich für jetzt.

„Tja, du Rotzlöffel, das war es jetzt für dich. DU hast mir schon genug Ärger eingehandelt und das hast du jetzt davon! Gin will dich lebend? Dann soll er deine verstreuten Teile einzeln einsammeln. Es ist Zeit zu sterben…“

Ihr Zeigefinger krümmte sich um den Abzug und die Präzisionswaffe ruckte gegen ihre Schulter. Eine heiße Patronenhülse wurde ausgeworfen und fiel klirrend zu Boden. Die Kugel jagte auf das kleine Fenster zu, durchdrang das Fenster und bohrte sich in die Schulter des Kleinen. Der jähe Aufschrei der Schmerzen war bis zu ihr zu hören, als die Wucht des Aufpralls den geschrumpften Detektiv herumwarf und von der Couch fallen lies. Wieder und wieder drückte sie ab, bis ein Klicken das Ende des Magazins anzeigte.

Chianti lud blitzschnell nach und richtete ihre Sniper wieder auf das Sofa mit dem Schulmädchen. ‚Tja, jetzt bist du dran…Sherry…und tschüss’
 

„Shinichi! SHINICHI! Nein!“, schrie Ai aus ganzer Kehle. Sie warf sich von der weichen Couch und duckte sich hinter die breite Lehne. Dahinter lag der geschrumpfte Meisterdetektiv in seinem eigenen Blut. Er hatte eine Hand auf die stark blutende Wunde an seinem Oberarm gedrückt und biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen, die der Treffer verursachte stand in seinen weit aufgerissenen, starren Augen. „Ai, wir müssen…hier raus. Sie sind es, sie sind hinter uns her. Es ist hier nicht…mehr sicher“, presste Conan hervor. „Aber…aber, was ist…mit dem…Professor? Wir…werden sowieso…alle sterben“, schluchzte sie. Die Angst spiegelte sich in ihrer Miene. „Shiho, wir müssen hier weg! Jetzt nicht aufgeben. Wir retten auch den Professor. Schnapp dir deine Studien und lauf. Bitte…“
 

Kreischend erwachte Chiantis Interkom zum Leben. Es war die Stimme von Gin, die sie aus ihrem Blutrausch riss. „Verdammt noch mal!“, schrie er, „ich habe den Feuerbefehl noch nicht gegeben. Er ist noch nicht bereit. Du gefährdest die ganze Unternehmung.“ Im Hintergrund konnte man das leise Zischen seines eigenen Gewehrs hören. „Schießt alle, sofort, wir müssen sie erwischen, beide. Erschießt sie. Das ist ein Befehl. Du wirst dich vor dem Boss dafür verantworten müssen.“
 

In das Konzert der Waffen stimmte Korns Feuer mit ein. Ein wahrer Kugelhagel regnete durch das kleine Fenster, durchlöcherte es und lies Splitter durch den Raum surren. Holzsplitter der Möbel, Putzteile, Teppichfetzen und Fliesenreste flogen durch das Zimmer in dem die beiden Kinder kauerten. Ihr Deckung löste sich unter dem großkalibrigen Beschuss in Fetzen auf. Es war lebensgefährlich hier noch länger zu bleiben. Für einen kurzen Moment blickte der Verletzte hinter dem Sofa hervor, nur um seinen Kopf sofort wieder einzuziehen. ‚Nicht besser’, dachte er. In solchen Situationen half nur noch Sarkasmus. Er betrachtete entschlossen die zusammengekauerte Gestalt der Wissenschaftlerin. „Shiho? Shiho?“ Die Kleine hatte ihren Kopf eingezogen und hatte ihre Arme darum geschlungen. Ein leises Wimmern entwich ihrer Kehle. „Shiho. Auf drei rennen wir in die Küche, dann nach unten in den Keller.“, brüllte er gegen den Lärm der einschlagenden Patronen an. Für einen kurzen Moment starrte sie ihn an und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Diese Angst, diese Furcht. Sie schüttelte panisch den Kopf, warf ihn hin und her. Doch was half das schon? Sie mussten jetzt überleben, wie jedes Mal bevor, dann würden sie morgen noch da sein, um zu kämpfen. Er spürte, wie sein kostbarer Lebenssaft aus der Wunde lief. Er würde es nicht mehr lange machen. Entweder jetzt oder ihr Schicksal war besiegelt. „Eins.“ Seine Muskeln spannten sich an. „Zwei.“ Er war bereit, den Krieg auf ein Neues zu beginnen. „Drei.“ Er sprang auf und packte die Hand seiner verängstigten Freundin. Jetzt hieß es laufen…
 

Ein Magazin nach dem Anderen landete leer auf dem Fußboden des verstaubten Appartements. Chiantis Waffe spie Tod, doch die Zwei schienen einfach nicht sterben zu wollen. Plötzlich hatte sie sie wieder im Visier. Sie hatten sich aus ihrem Versteck erhoben und rannten um ihr Leben. „Wie kindisch. Ihr habt doch keine Chance“, zischte sie. Klick, klick klick, bockte ihre Charter Arms. Sie griff neben sich, um aufs Neue nachzuladen, doch panisch stellte sie fest, dass dort nichts mehr lag. „Tötet sie, tötet sie, tötet sie!“, brüllte sie in das Kommunikationsgerät…
 

Korn setzte einen gezielten Schuss nach dem Anderen. Wenn er sie schon nicht direkt treffen konnte, dann würde er versuchen, das Zimmer in ein Schrapnell zu verwandeln. Wegen dieser Chianti waren die beiden Kinder immer noch nicht tot. ‚Die pisst ja auch Blei, der gehen sicher gleich die Kugeln aus’, dachte er abfällig. Wie konnte man nur so schießen? Ihr Geschrei im Ohr war ihm Bestätigung genug. Die Beiden hatten sich erhoben. Jetzt war seine Chance gekommen. Er hob das Gewehr und zielte direkt auf das Herz des kleinen Mädchens. ‚Eine Sekunde…eine Sekunde noch…gleich hab ich dich’ Sein Finger krümmte sich um den Abzug…
 

„Shinichi, Shinichi lauf!“, schrie Ai. Sie hatten das Eck beinahe erreicht, dann würden sie zumindest für einen Augenblick in Sicherheit sein. Gleich…gleich…nur noch ein Stück…
 

Wie in Zeitlupe wanderte der Abzug immer weiter nach hinten. Beinahe hatte er seinen Anschlag erreicht…
 

Conan warf sich durch die Tür in Deckung…
 

Es klickte und das Glas des Objektivs wurde durchschlagen. Das Zielfernrohr des Scharfschützen zersprang in dem Moment, als die kleine Kugel eindrang und sich ihren Weg bahnte. Mit einem widerwärtigen Platschen durchdrang sie seine Hornhaut, lies sein Auge platzen und bohrte sich in sein Gehirn. Korns ohrenbetäubender Todesschrei hallte durch das Interkom…
 

Sie rannten und rannten und rannten, immer tiefer, immer weiter. Shinichi hatte den Tunnel vor einem Jahr anlegen lassen und jetzt tat er seinen Dienst. Er würde sie in die Freiheit führen, würde sie vor ihren Häschern bewahren. Würde Ai schützen…
 

Der Schütze schnappte sein Gewehr und warf es sich über die Schulter. „Tja Gin, wieder einer weniger, was? Schade eigentlich…“

Red and White

Red and White
 

Chaos brach in den Reihen der Organisation aus. Geschrei und Gebrüll brachte die Kopfhörer zum Übersteuern. Ein grässliches Piepsen überlagerte Befehle und brachte nur mehr Unordnung. Chianti hatte ihr Gewehr verstaut und hatte ihren Posten aufgegeben, um zu Korn zu eilen. Sein schrecklicher Schrei des Todes klingelte ihr immer noch in den Ohren. Auch wenn er ein Ekel war, war er doch immer noch lange Jahre ihr Partner gewesen. Gins penetrante Stimme schallte durch das Interkom. Der befehlende Ton hinter den taktischen „Anweisungen“, wie er sie nannte, gefiel ihr gar nicht. Dieser Trampel, der sie alle scheinbar in den Tod schicken wollte hatte nichts zu sagen. Behände schaltete sie das Kommunikationsset durch einen kleinen Knopf an der Seite ab. Eigentlich sollten sie immer erreichbar bleiben, aber das war ihr jetzt egal. Sie verließ fluchtartig das Hochhaus und rannte die Straße entlang. Jetzt zählte nur noch, ihren Kollegen zu retten…oder ihn sterben zu sehen.
 

Das erdbeerblonde Mädchen drückte das dicke Dossier an sich. Geistesgegenwärtig hatten sie die Forschungsergebnisse gerettet, genauso wie die Untersuchungsergebnisse Shinichis. Es war schon ein wahres Wunder, dass das Papier nur mit Staub bedeckt und nicht wie der Rest des Wohnzimmers zerfetzt worden war. Die Forschungen waren goldwert, nein, nichts in der Welt konnte diese Arbeit mit Geld aufwiegen. Die beiden rannten den Rettungsgang entlang, stolperten durch die diffuse Dunkelheit der Neonlampen. Der kleine Meisterdetektiv hatte sie am Handgelenk gepackt und seitdem sie losgelaufen waren nicht mehr losgelassen. Plötzlich zeichnete sich ein sanfter Rotschimmer auf ihren Wangen ab, als sie in der Sicherheit seines festen und doch zärtlichen Griffes badete. Nach scheinbar einer Ewigkeit hatten sie den Ausgang erreicht. Eine massive Stahltür, getarnt als Kabinentür einer öffentlichen Toilette, die verwunderlicherweise immer besetzt war, führte nach draußen in eine ungewisse Rettung.

Shinichi umfasste den Türknauf und öffnete mit einem Rück den massiven Ausgang. Licht flutete den langen Gang in das vermutlich zerstörte Haus des Professors. Mit einem befreienden Seufzer trat er hinaus ins Freie. Frische Luft strömte in seine Nase.

„Darf ich bitten, ma Sherry?“, kicherte der geschrumpfte Detektiv und hielt ihr galant die Hand hin. Jetzt war doch keine Zeit für Spielchen? Wie konnte dieser kindische Shinichi auch immer in den unpassensten Situationen mit so was anfangen? Mit einem verächtlichen Schnauben ergriff sie widerwillig den dargebotenen Arm. ‚Er wird schon seine Gründe haben…wahrscheinlich will er mich bloß wieder ärgern.’, dachte sich Ai und folgte ihm hinaus in den Stadtpark.

Das kleine Silberkästchen in ihrer Tasche schwang bei jedem Schritt mit. Auch das hatte sie gerettet, wenn auch unter großem Protest eines gewissen Oberschülers. Wie kannst du jetzt an so ein Silberdings denken, hatte er geschrieen. Wir müssen flüchten und du denkst an Schmuck! Frauen.

‚Ja, tantei-kun, wenn du nur wüsstest, was darin wirklich verborgen ist…
 

Verschwitzt stürmte Chianti in das Mehrfamilienhaus, das sich Korn als Schussposition auserkoren hatte. Außer Atem fiel sie mehr durch die Tür, als dass sie sie öffnete. Die Türe der Nummer 244 führte sie in einen kleinen, stickigen Raum, dessen Fenster allesamt mit dicken Brettern vernagelt worden waren. Durch ein kleines Loch im Verschlag durchdrang ein einsamer Lichtstahl die Düsternis. Er hatte ihn wohl für die Waffe benutzt. In der Mitte des kleinen Zimmers lag eine zertrümmerte Charter Arms 8A. Das Zielfernrohr des modifizierten Scharfschützengewehrs war durch den Schuss vollständig zerfetzt worden. Auf dem Fußboden waren überall die Splitter des mehrlinsigen Objektivs verteilt. Inmitten der Scherben lag er. Ein grausiger Anblick. Aus einer klaffenden Wunde in der rechten Gesichtshälfte tropfte kontinuierlich Blut und bildete eine dunkelrote Lache auf dem verstaubten Marmorboden. Der Kontrast zwischen Weiß und Rot lies ihren Magen zusammenkrampfen. Das augapfelgroße Loch im Schädel gab die Sicht auf weißliche Gehirnmasse frei. Einige Splitter steckten tief im blutenden Fleisch. Der Körper regte sich nicht mehr, würde sich nie wieder regen. Hirnmasse war auf die Präzisionswaffe verspritzt worden und klebte dort wie widerliche Maden. Eine gewaltige Übelkeit wallte in ihr auf und drohte, sie zu überwältigen. Sie hatte ja schon viele Menschen getötet, doch der Anblick ihres ehemaligen Kameraden war einfach zu viel. Sie drehte sich von der Leiche weg und übergab sich in eine der Ecken. Schwankend stützte sie sich an der Wand ab, um nicht postwendend zusammenzuklappen. Wer konnte so etwas getan haben? Wer konnte so perfekt schießen? Noch niemandem zuvor war dieses Kunststück des Mordens gelungen, nicht einmal Gin, dem besten Schützen der Organisation.

Der Moment des Abscheus ging vorüber und sie kam wieder zu Kräften. Langsam, einen Fuß vor den anderen setzend ging sie zu ihrem gefallenen Teamkollegen. Sie beugte sich über ihre Leiche und sah ihm in die Augen…in das Auge, das andere fehlte.

‚Ich schwöre dir Rache, Detektiv. Süße Rache…’
 

„So, jetzt müssen wir so schnell wie möglich Jodie-sensei erreichen und dem FBI Bescheid geben.“, resümierte der kleine Junge. „Wir müssen sie über weitere Schritte in Kenntnis setzen, sonst haben wir das Spiel verloren, bevor es überhaupt begonnen hat. Ich bin mir sicher, wir können auf ihre Mithilfe zählen.“ Ai beäugte Conan skeptisch. „Wie willst du das anstellen, tantei-kun? Dein Telefon hast du ja im Haus gelassen. So, wie ich die Organisation und besonders Gin kenne, brennt es bereits lichterloh. Es wird wohl nichts mehr zu retten geben. Wegen uns verliert der Professor seine gesamte Existenz, sein Haus, sein Auto, seine Erfindungen, alles…“ Die Grundschülerin verbarg ihren gequälten Blick hinter den schulterlangen, erdbeerblonden Haaren, doch Shinichi konnte sich denken, wie es ihr ging. „Ach komm, mach dir bitte keinen Kopf. Trauern können wir später, jetzt heißt es zu überleben. Gott sei Dank ist Hakase im Moment in Kyoto, wenigstens kann ihm da nichts zustoßen.“, versuchte der Jüngere sie aufzumuntern. „Das sagst du…die Organisation ist weit verzweigt und hat ihre Hintermänner überall. Wir können nur beten, dass er nicht schon tot ist.“ Kleine Tropfen perlten wie Regen zu Boden und verstoben in alle Richtungen. „Ai? Ai, jetzt bitte nicht weinen, ok?“ Völlig überfordert starrte der Oberschüler seine beste Freundin an, doch sie schluchzte unaufhörlich weiter. Er wusste nicht weiter, wusste nicht, wie er sie aufheitern sollte. War er wirklich so ein Idiot was Frauen betraf? Heiji schien Recht zu behalten. Doch er wollte nicht einfach nur so dastehen und die niedliche Wissenschaftlerin ihrer Trauer überlassen. Zärtlich legte er seine Arme um ihre Schultern und zog sie in eine innige Umarmung. Ai krallte sich an sein T-Shirt, salzige Tränen benetzte es. Er legte seinen Kopf auf den Ihren und streichelte zärtlich über ihren Rücken.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis ihr Schluchzen schließlich erstickte. Langsam sickerte hellrotes Blut durch den Verband und hinterlies einen unschönen Abdruck auf ihrem Top. Vorsichtig löste er sich aus der Umarmung und schaute ihr tief in die Augen.

„Danke Shinichi.“, flüsterte sie…
 

Langsam erhob sich die Scharfschützin von ihrem Kollegen. Es war Zeit aufzubrechen, Zeit sich mit Gin auseinanderzusetzen. Zielstrebig schritt sie auf die niedrige Tür zu und drückte die Klinke herunter. Die Türe schwang auf und offenbarte den eiskalten Blick Gins. Die schallgedämpfte Pistole im Anschlag drängte er sie rückwärts. Verängstigt stolperte sie in Richtung Wand, bis ihr Rücken kalten Stein fühlte. Der Wunsch zu Töten stand in seinen Augen.

„Hallo Chianti.“, wisperten seine schmalen Lippen. „Man widersetzt sich meiner Befehle nicht, nicht wahr? Seit meine süße Sherry nicht mehr da ist, scheint ein gewisses…Ungehorsam aufzukommen… Das werde ich nicht tolerieren.“ Seine Stimme lies das Blut in ihren Adern gefrieren. Ihr Herz weigerte sich, den Moment der Ruhe zu brechen, es schien für einen klammen Augenblick vor Angst auszusetzen, dann durchschnitt sein Wispern die Furcht erregende Stille.

„Hätte der Boss nicht höchstpersönlich angeordnet, dich nicht auf der Stelle zu exekutieren, wärst du jetzt schon tot. Ich hätte es so genossen, dir deine Eingeweide eigenständig…“

Der Blonde schüttelte seinen Kopf.

„Du folgst uns freiwillig, sonst werden wir dich dazu zwingen. Er will dich sehen…“
 

Conan eilte auf die nächste Telefonzelle zu. Shiho hatte sich wieder beruhigt und folgte ihm nun auf Schritt und Tritt. Zwei, drei Münzen fielen in den Schlitz, dann tippte der kleine Junge mit einiger Mühe die Nummer der Agentin ein. Es klingelte fünfmal, dann hob sie ab.

„Ja, hier Starling.“ „Jodie-sensei, es ist keine Zeit für Erklärungen, wir brauchen einen Unterschlupf und ein Planungsteam, sofort.“, blaffte er ins Telefon. Ein stechender Schmerz in seiner Schulter erinnerte ihn an seine Wunde. Blut war durch seinen provisorischen Verband gesickert und färbte das weiße T-Shirt rot. „Und…einen Arzt.“

„Cool Kid, sag nicht sie…“, stammelte die Blonde am anderen Ende der Leitung.

„Doch, haben sie. Wir sind hier nicht mehr sicher, wo kann ich euch finden? Könnt ihr Ai und mich irgendwo aufsammeln, ich denke, sie sind uns dicht auf den Fersen, also bitte beeilt euch.“

„Natürlich. Wo seid ihr gerade, dann kann ich dort ein Team hinschicken.“

„Wir sind am Rande des Stadtparks, Ecke Shinsei-Straße. Machen sie schnell.“

Plötzlich zupfte Ai an seinem Shirt. „Shinichi. Leg auf, wir werden beobachtet…sie sind es…“
 

Hinter der Hausecke lugte eine rosahaarige Gestalt hervor. Bourbon grinste in sich hinein. Das würde einige Mitglieder der Organisation wohl brennend interessieren. Geschwind zückte er sein Handy und wählte die Nummer Gins. Die Belohnung für solch eine Information würde schier gewaltig sein. Er setzte das Mobiltelefon ans Ohr, als plötzlich eine Gestalt vor ihm auftauchte. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er direkt in vor Zorn flammende Augen, dann zersplitterte der Lauf einer Schrotflinte seine makellos weißen Zähne. Der Fremde hatte ihm den Mund mit der Waffe gestopft und den Finger um den Abzug gekrümmt. Eine widerlich entstellte Fratze starrte ihn an, dann zerfetzten Schrotkugeln sein Rückrat.
 

„Tja…zu spät. Wieder einer weniger Gin, da kann man nichts machen...“

For Kingdom and Glory

For Kingdom and Glory
 

Shinichi betrachtete den verklebten Verband an seiner Schulter. Der weiße Stoff hatte sich in kürzester Zeit voll gesogen und eine sattrote Farbe angenommen. Tropfen für Tropfen färbte das Blut auch den Bordstein. Sie hatten sich auf den Bürgersteig gesetzt und warteten auf die Agenten des FBI. Ein seltsames Kribbeln hatte sich im Bereich der Wunde ausgebreitet und es wollte einfach nicht aufhören zu bluten. Conan presste seine Hand so fest es ging auf die Verletzung. Wenn nicht bald jemand kam und ihn versorgte, dann würde er sich noch Wundbrand einfangen.

Ai sah den kleinen Jungen besorgt an. Seit einiger Zeit war sein Blick glasig, kein gutes Zeichen. Sie ergriff seine Hand und spendete ihm so ihren ganzen Mut und bewahrte ihn davor, plötzlich das Bewusstsein zu verlieren. Kurz sah er sie verdutzt an, dann lächelte er. Er hatte sie also verstanden. Ob er…?
 

Gin hatte die Verräterin den ganzen Weg hinter sich her geschleift. Sie hatten keine Minute verloren und Chianti direkt wie angeordnet zum Boss geschafft. Jetzt standen sie vor der unscheinbaren schwarzen Metalltür eines verfallenen Gebäudes am Rande der Stadt. Er stieß die Tür auf und betrat eine vollständig leere Lagerhalle. Zielstrebig schritt er zur gegenüberliegenden Wand und entfernte ein loses Wandpanel. Dahinter kam ein kleines Bedienelement zum Vorschein dessen Tasten stechend blau leuchteten. Geschickt tippte er auswendig die Nummer ein, die ihm Zugang in die tiefsten Tiefen der Hölle verschaffen würde: 13 15 18 9 1 20 25. Mit einem Klicken setzte sich ein enormer Mechanismus in Gang. Der Boden der kleinen Halle begann plötzlich sich zu bewegen, fuhr immer weiter nach unten. Dunkelheit umgab sie auf ihrem Weg nach unten. Einzelne Positionslichter umgab ein schwaches Licht, dass durch die Düsternis verschlungen zu werden schien. Ein weiteres Klicken ertönte, dann war das Ende des Tunnels erreicht. An den Wänden glimmten kleine, gelbe Lampen auf die einen diffusen Schein erzeugten. Ein großes weißes M zierte die schwarzen Mauern. Der Blonde machte sich daran, ein weiteres Tor zu öffnen, dann verschwand er in den unendlichen Gängen des Hauptquartiers. Wodka befahl ihrer Gefangenen mit einem harten Stoß, sich in Bewegung zu setzen. Sie stolperte zwei, drei Schritt vorwärts, dann folgte sie dem Bluthund der Organisation widerwillig. Beinahe wäre sie gestreckt hingefallen, doch dies war im Moment ihre kleinste Sorge.

Was würde der Boss mit ihr machen? Sie wusste aus eigener Hand, wie mit angeblichen Verrätern umgegangen wurde, vor gerade einmal einer halben Stunde wollte sie eine solche exekutieren. Die sonst so starke Frau hatte in dem Moment, als Gin ihr die Waffe unter die Nase gehalten hatte ihren ganzen Mut verloren und ergab sich in ihr Schicksal. Sie würde es jetzt sowieso nicht mehr ändern können, mit Gin als ihrem Vollstrecker würde er ihr schon beim Gedanken an Flucht Dinge antun, die grässlicher waren, als alles, was der Boss mit ihr anstellen konnte. Bei der Vorstellung musste sie würgen. In der Organisation kursierten Gerüchte über Gins Vorgehensweise…sie wollte sie nicht einmal beim Namen nennen.

Immer weiter führte der endlos erscheinende Korridor. Auf jeder Seite zeichneten sich die Schemen einzelner Türen ab. Einige waren offen und man konnte die Mitglieder der kriminellen Vereinigung bei ihren Tätigkeiten beobachten, die sich über die verschiedensten Bereiche erstreckten. Buchhalter prüften ihre Zahlen, Forscher arbeiteten in ihren Laboren an den neusten Mixturen, Techniker und Programmierer konstruierten die skurrilsten Erfindungen, Mediziner sezierten Leichen, Interrogatoren quälten ihre Opfer bis ihre Geheimnisse durch die Gänge hallten, Menschen taten ihre letzten Atemzüge, Mörder grinsten widerlich. Dann war das Ende des Weges erreicht, an dem eine gewaltige Eichentür thronte. Ein weißes M war auf das Holz geschmiert worden.

Gin klopfte an und die Tür öffnete sich wie von Geisterhand.

Eine dunkle Stimme wie schwerer Wein dröhnte durch den ganzen Komplex. „Ich habe euch erwartet…“
 

Seine Hand krampfte sich um die schmerzende Wunde. Sie waren spät, ungewöhnlich für das FBI. Sterne tanzten vor seinen Augen, der Blutverlust macht ihm schwer zu schaffen. Das zusammen gekrümmte Bündel, das irgendwann einmal ein Oberschülerdetektiv gewesen war würgte vor Übelkeit. Lang würde er es nicht mehr durchhalten.

Ai währenddessen hatte sich erhoben und lief panisch hin und her. Er durfte nicht sterben, nicht jetzt, nicht durch sie, nicht wegen ihr. Sie hatte schon so viele wertvolle Menschen verloren, nicht auch noch ihn! Wenn er ihr genommen würde, was dann? Was war, wenn sie sie verfolgt hatten, wenn sie nur darauf lauerten, dass das FBI kam, um sie abzuholen? Was würden sie dann mit ihnen tun? Ihr Gesichtsausdruck war so cool wie immer, doch in ihr drin stand ihr Herz in Flammen, verbrannt durch den Schmerz des Verlustes.

„Hey Ai.“ Sein Wispern traf sie wie ihn Chiantis Kugel getroffen hatte. „Was ist?“, schnauzte sie ihn und bereute einen Herzschlag später, dass sie so gemein zu ihm war. „Jetzt mach dir keine Sorgen…Unkraut…ver…“ Ein röchelnder Husten unterbrach ihn immer wieder, umso weniger glaubte sie ihm seine Worte. „Hör auf davon zu reden, dass es dir besser geht! Hör auf, zu sagen, dass wir überleben! Wir sind schon tot! Du leichtgläubiger Irrer, meinst du, die lassen und jetzt noch laufen, UNS? Hör auf, immer so optimistisch zu sein, wenn alle Zeichen gegen uns stehen, hör auf, obwohl ich dich…“ Sie hatte sich in Rage geschrieen, als ihr plötzlich klar wurde, was sie drauf und dran war, ihm ins Gesicht zu speien. Beschämt drehte sie sich weg und ein Hauch Röte zierte ihre Wangen. Er hatte es schon wieder geschafft, hatte sie schon wieder zur Weißglut getrieben, doch die Wärme in seinen Augen hatte Kälte ihres Herzens erwärmt. Er hatte es schon wieder geschafft, ihre dunklen Gedanken mit Licht zu erfüllen, es war ihm wiederum gelungen, dass sie die Fassung verloren hatte, ihre Wut, ihre Angst, ihre Einsamkeit heraus getragen hatte.

Seine Lippen hatten sich zu einem liebevollen Lächeln durchgerungen, doch für ihn standen die Zeichen alles andere als gut. Er fühlte, wie sich sein Verstand verabschiedete, wie die Zeit knapper und knapper wurde. Er spürte den schwarzen Hauch Janus’, ein Blick in die Zukunft und die Vergangenheit gleichermaßen.

Mit quietschenden Reifen bog ein schwarzer Mercedes um die nächste Hausecke und raste auf sie zu. Dunkelheit verschlang ihn, als sich die Fahrertür öffnete und ein äußerst besorgter James Black seiner hysterischen Kollegin Jodie Starling folgte. Das Licht der Sonne kämpfte gegen die Schatten, als sie ihn aufhob und ins Auto trug, während James Shiho befahl, einzusteigen.

„Ihr habt lange gebraucht…vielleicht zu lange…“, wisperte Conan, dann versank er in unendlicher Schwärze…
 

Chianti hatte seinem Schreibtisch gegenüber Platz genommen. Der mysteriöse Anführer ihrer Organisation saß in einem großen schwarzen Ledersessel und drehte ihr den Rücken zu. Ein kleines Fenster spendete das einzige natürliche Licht im ganzen Komplex. Wo es bloß herkam? Eines der vielen Rätsel, die mit dem Boss verbunden waren…genauso wie sein Name…

Breite Schultern ragten über den Rand des bequemen Sessels. Nachtschwarze Haare, von silbernen Strähnen durchtrennt, bedeckten den Hinterkopf des Mannes, der schon so viele Menschen auf dem Gewissen hatte. Ein kleiner Geigenkasten lag offen neben dem Sekretär aus Mahagoni. Das Prachtstück, eine Stradivari lag samt Bogen auf dem ungeheuer wertvollen Tisch. Eine Flasche französischen Weines, Marke Chateau Pétrus stand geöffnet daneben, der dunkelrote Traubensaft eingeschenkt in einen edlen Weinkelch.

„Chianti!“ Die Scharfschützin schreckte bei der Nennung ihres Decknamens auf. „Chianti du hast mich enttäuscht. So viel Temperament und so wenig Vernunft…“ Der britische Akzent der düsteren Stimme verlieh seinen Worten eine Spur der Lachhaftigkeit. „Ich hatte von dir bessere Arbeit erwartet. Dem Plan gemäß hätte zuerst jeder seine Position beziehen sollen, dann hätten Gin und Wodka das Haus stürmen sollen und ihr beide wart dazu vorgesehen gewesen, ihren Vorstoß zu decken.“ Seine feingliedrige Hand tanzte beim Reden hin und her, als ob sie selbst reden würde. „Doch was machst du? Tss. Ich bin wirklich enttäuscht…“ Der Sarkasmus, der in jeder Silbe mitschwang, zeigte, wie es ihm gefiel, sie zu quälen, sie um ihr Leben bangen zu lassen.

Für einen Moment lies der Kopf der Organisation seine wohl gewählten Worte wirken, dann wurde er plötzlich Ernst.

„Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ausschlagen kannst. Suche ihn und töte ihn, das ist dein Prioritätsziel. Wenn du ihn erledigt hast, dann nimm sie aufs Korn, dein Sekundärziel. Das ist der einzige Weg, den Tod, eines unserer Mitglieder zu sühnen und deine eigenen Fehler ungeschehen zu machen. Das ist der einzige Weg: Blutrache, Auge um Auge…“ Das wahnsinnige Kichern untermalte seine Worte mit ungeahnter Wirkung. Was für eine Wahl hatte sie schon? Natürlich würde sie ja sagen…
 

Er blinzelte. Gleißend weißes Licht blendete ihn. Keuchend versuchte er sich aufzurichten. Der beißende Geruch von Reinigungsmitteln reizte seine Nase. Sie hatten ihn also in ein Krankenhaus gebracht. Umso besser…

Ai saß schon seit Stunden neben ihm auf dem weißen Krankenbett und hielt seine Hand. Sie hatte um ihn gebangt, als sie ihn in die Notaufnahme gebracht hatten, als die Ärzte die Kugel aus seiner Schulter entfernt hatten, als sie die Wunde verschlossen hatten und ihn hier her gebracht hatten. Sie hatte sogar sich geschlagen, als ein Arzt sie hinderte, den OP-Saal zu betreten, um ihn zu sehen. Jetzt war sie wieder ruhig und bangte weiter um ihn.

Er schlug die Augen auf und versuchte sich zu bewegen, doch sie drückte ihn sanft zurück auf das Bett. Ihre kalte Visage war einem warmherzigen Lächeln gewichen. Sie war so froh, dass er es geschafft hatte. Er war der Einzige, der ihr Leben noch lebenswert machte…

„Hallo Ai, wie geht’s dir?“, grinste er sie an. ‚Wer wurde hier angeschossen?’, dachte sie und ein verächtliches Lächeln versteckte ihre wahren Gefühle auf ein Neues. „Wurde ich von ner Kugel beinahe zur Hölle geschickt oder du?“ „Ach übertreib nicht so, mir geht’s doch schon wieder gut. Die Ärzte haben perfekte Arbeit geleistet. Ich kann den Arm…“ Als er versuchte, ihn zu bewegen, durchzuckte ihn ein plötzlicher Schmerz. „Was kannst du? Das glaub ich eher nicht. Komm ja nicht auf die Idee, jetzt aufstehen zu wollen. Sie sagen, du hast viel Blut verloren, du solltest dich ausruhen.“, belehrte ihn die Ältere. „Uns läuft die Zeit davon, wir haben nur jetzt die Chance, die sie uns so selbstlos angeboten haben. Der Köder ist perfekt und wir müssen jetzt zuschlagen!“, schnauzte der verletzte Grundschüler. „Das is nicht die richtige Gelegenheit, um jetzt im Bett zu liegen.“

„Kudo, jetzt sei doch vernünftig, das bringt dich noch um.“, gab sie nicht weniger schnippisch zurück.

„Ich denk gar nicht dran, das wäre ja was ganz Neues. Hal Jodie-sensei her, dann erkläre ich euch den Plan…und ich brauche dich…“
 

Die geübte Scharfschützin war auf der Pirsch. Sie hatte ihn getroffen, das hatte sie gesehen. Das hieß, er lag jetzt wahrscheinlich in einem Krankenhaus. Seit Stunden klapperte sie jedes Krankenhaus Tokios ab, in dem Verletzungen dieser Art behandelt wurden. Aufs Neue tippte sie eine Nummer in ihr Telefon und das nervtötende Klingeln kam wieder. Nach einigen Augenblicken meldete sich eine junge Frauenstimme. „Beika-Central-Hospital, wie kann ich ihnen helfen?“ „Mein Name ist Edogawa, ich suche meinen Sohn.“, ratterte sie den altbekannten Satz herunter. Mindestens 50 Mal hatte sie sich schon als die Mutter des Rotzgörs, das für den Tod ihres Partners verantwortlich war, ausgegeben. „Einen Moment. Ja, gestern Abend wurde ein kleiner Junge mit Namen Edogawa hier bei uns eingeliefert. Man hat ihn wegen einer Schussverletzung behandelt. Seltsam für Grundschüler…“ „Ja, ich weis auch nicht, wie er das wieder geschafft hat. In welchem Zimmer liegt er denn? Ist es ein Einzelzimmer? Fensterseite oder innerhalb des Gebäudes?“, sprudelte es nur so aus Chianti heraus. „Immer mit der Ruhe“, versuchte sie die Krankenhausangestellte zu beruhigen. „Ich weis, dass sie um ihren Sohn besorgt sind, aber bitte eins nach dem Anderen. Er liegt im Trakt 3 – Zimmer 224. Ja, man hat ihm ein Einzelzimmer zugeteilt, mit Sicht auf unseren hauseigenen Park. Moment mal…irgendeine Blondine hat ihn doch gestern eingeliefert. Sie hatte gesagt, sie sei seine M…“ „Arigatou!“, unterbrach sie das Organisationsmitglied und legte blitzschnell auf. ‚Gefunden’
 

„Also, so sieht mein Plan aus.“ Die Agenten des FBI hatten sich um das Bett des Grundschülers geschart. Ai saß auf der Bettkante und wartete genauso gespannt wie die anderen auf seine Ausführungen, jedoch nicht aus Interesse, sondern aus Angst. ‚Wie will er sich diesmal umbringen lassen?’, dachte sie bekümmert. Früher hätte sie seinem arroganten Betragen nur Verachtung entgegen gebracht, doch jetzt, wo sie wusste, was es bedeutete, ihm zu folgen: den Sieg, doch nicht immer ohne Opfer und sie wusste genau, dass er bereit war, sich, einem höheren Ziel willen, zu opfern.

„Ich habe wochenlang an einer Möglichkeit gearbeitet, die Organisation ein für alle Mal ihrer Führungsspitze zu berauben, doch ich bin immer wieder an einer Sache gescheitert: Wie kann ich die Organisation dazu bringen, aus ihren Löchern zu kriechen und sich zu zeigen, damit ich mein Spiel mit ihnen spielen kann? Dies hat sich ja jetzt erübrigt…“ Ein kleines, ironisches Lachen huschte über seine Lippen. „Also, so wird es gemacht…“

Es war klar gewesen und sie hatte Recht gehabt. Er war verrückt! Er wollte es wirklich tun…
 

Zum zweiten Mal in kürzester Zeit setzte die Meisterschützin ihr Gewehr zusammen. Der lange Lauf rastete mit einem Klicken ein, dann montierte sie das Zielfernrohr. Rot glimmte die Zoomvorrichtung auf. Sie hatte sich extra ein neuartiges Zielsystem geben lassen. Dieses Mal würde sie nicht versagen. Der schallgedämpfte Lauf durchbrach die Scheiben des kleinen Fensters, von dem aus sie gedachte, seinen Gnadenschuss zu setzen. Wenn Gin ihn erst in den Fängen hätte, dann…
 

Er hatte die Erklärung seines Vorhabens abgeschlossen, doch noch immer standen sie um ihn. Kein Agent hatte es gewagt, ihm zu widersprechen. Die Sicherheit in seiner Stimme, die Selbstaufgabe, die hinter seinen Worten stand, alles nur, um sie endlich zu fangen und dem Spuk der schwarzen Organisation ein Ende zu setzen. Die Einzige, die es nicht verkraften konnte, ihn nicht verstehen konnte, war Ai. „Verschwindet, raus hier, alle!“, schrie sie die FBI-Agenten an. Der Glanz ihrer Augen, die Hysterie in ihr verschreckte die altgedienten Mitglieder des ‚Büros’. Einer nach dem Anderen verließ den Raum, bis nur noch die beiden Kinder übrig geblieben waren. ‚Das ist eine Sache zwischen den Zwei’, dachte Jodie mit einem wissenden Lächeln.

„Shinichi, bist du eigentlich verrückt geworden? Das kannst du doch nicht machen! Das ist doch…“ „Ai.“ Er war so ruhig, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Sie schreckte aus ihrer Rage auf und starrte ihn aus großen Augen an. „Shiho, bitte. Nicht jetzt. Ich tue nur, was getan werden muss. Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen, also steht es dir frei zu gehen.“ Sein sicherer Blick sprach vom Unausweichlichen.

„Aber…aber ich kann nicht einfach gehen, Kudo!“, schrie sie wieder. Die Wut jedoch war aus ihrer Stimme gewichen, Verzweiflung und etwas Anderes hatten die Oberhand gewonnen. „Shinichi, das musst du verstehen, ich kann dich nicht einfach so hier sterben lassen. Bitte, lass uns von hier fliehen, weit weg, das Leben hier hinter uns lassen. Wir können es schaffen, zusammen!“ „Nein.“ Das kleine Wort nahm ihr den Wind aus den Segeln. „Shinichi, bitte!“, brüllte sie unter Tränen. Das Wasser schimmerte auf ihren Wangen und versteckte das Rot.

„Ich werde nicht fliehen, du kannst mich nicht von meinem Plan abbringen, das kann niemand.“ Sein Tonfall untermauerte seine Worte.

Das weinende Mädchen brach auf seiner Bettdecke zusammen und krallte sich an ihn. Weinend und schluchzend benetzte sie den weichen Stoff. Seit dem Vorfall mit Masami Hirota hatte sie nicht mehr so geweint…
 

Chianti legte an. Das Fadenkreuz war auf das rechte Auge des kleinen Jungen gerichtet, der durch das Fenster seines Krankenzimmers wie auf dem Präsentierteller lag. Das Mädchen war auch noch bei ihm. Perfekt. Zwei auf einmal. ‚Meine Rache ist gekommen’
 

„Gut.“ Die erdbeerblonde Schülerin blickte auf. All die Gefühle waren scheinbar aus ihrem Gesicht gewichen, doch er kannte sie besser. „Wenn du dein Leben geben willst, dann will ich dir helfen.“ Sie zog das kleine, unscheinbare Metallkästchen aus ihrer Tasche und stellte es auf sein Nachtkästchen, dann wandte sie sich zum Gehen. Als sie die Tür erreicht hatte, wandte sie sich um.

„Shinichi.“ Das Schimmern in ihren Augen war zurückgekehrt, die Tränen würden wieder fließen.

„Bevor wir beide sterben möchte ich, dass du eines erfährst. Ich liebe dich…“, wisperte sie, dann verschwand sie aus dem Raum.
 

In diesem Moment brach die Tür zu dem kleinen Raum in dem Chianti lag. Erschrocken wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Eindringling zu und blickte in schmerzverzerrte Augen. „Du…du…bist…!“, stammelte sie, doch sein schwere Stiefel in ihrem Gesicht lies sie verstummen. Ein Ruck brach ihr Genick und beendete ihre Jagd für immer.
 

“For Kingdom and Glory, white knight.“
 


 

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Diesmal ein sehr langes Kapitel. Ich würde mich über Reviews sehr freuen, dann geht es das nächste Mal weiter mit: „The dark knight“. Weiter oben ist ein kleines Zahlenrätsel zum Namen des Bosses versteckt, das im letzten Kapitel aufgelöst wird. Wer mir jedoch jetzt schon die Lösung sagen kann, der bekommt eine kleine Überraschung.

Vielen Dank fürs Lesen

NaruxHina-Fan

The dark Knight

The dark Knight
 

Das Krankenzimmer war stockfinster. Die kleine Gestalt lag auf ihrem Bett. Zusammengekauert versteckte sie sich unter der Bettdecke, der braune Haarschopf lugte unter dem weichen Stoff hervor. Das sonst typische Hemd mit dem dunkelblauen Sakko und der knallroten Fliege hatte er gegen die verpflichtende Kleidung des Krankenhauses getauscht. Es war ungewöhnlich kalt heute. Durch das große Fenster des Raumes drang der schwache Schein der Sterne. Wenigstens schien ihm das Wetter heute Nacht wohl gesonnen zu sein. Es würde sich noch herausstellen, ob die Glücksgötter dies ebenfalls waren.

Es war alles bereit. Sie würden der Organisation schon gehörig einheizen. Ein selbstsicheres Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, verdeckt durch die allgegenwärtige Maske, die ihn vor der Ansteckung mit einer schlimmen Infektion schützen sollte. Seine ‚Waffen’, entworfen durch Professor Agasa, lagen griffbereit auf seinem Nachtkästchen. Er war auf sie vorbereitet, sollten sie nur kommen. Er war sich sicher, dass sich Gin seines Problems höchst persönlich annehmen würde…
 

Sie hatten sie gefunden, tot. Chianti war an der Erfüllung ihres Auftrags gescheitert. ‚Kein Wunder’, dachte sich Gin. Dieser Stümperin konnte man solch wichtige Arbeit nicht überlassen. Jetzt hatte sie bekommen, was sie verdiente. Doch etwas bereitete ihm Sorgen. Wer war dieser Unbekannte, der einen seiner Agenten nach dem anderen aus dem Verkehr zog? Er musste ein Profi sein, so, wie seine Männer gefallen waren. Er hatte sie umgebracht, kaltblütig, brutal, rücksichtslos. Sein Verhalten zeugte von Wut, viel Wut, jedoch genauso von methodischem Vorgehen. Er musste jeden einzelnen Schritt akribisch vorbereitet haben, sonst hätte er sich garantiert vorher verraten.

Er hatte die Leichen gesehen. Der Schock, der letzte Augenblick der Überraschung hatte sich in ihre Augen eingebrannt. Früher hatte man geglaubt, dass das Letzte das ein Mensch zu Gesicht bekam bevor er starb für immer sichtbar in seine Linsen geschrieben war. Wenn man diesen Toten ins Gesicht sah konnte man es fast glauben. Falten des Hasses gruben sich in die Miene des Blonden. Wer auch immer dafür verantwortlich war, würde den gesamten Zorn der Organisation spüren und der war gewaltig.

Doch wer war er? ‚Es gibt nur einen, aber der…’, dachte er sich, ‚ist tot.’
 

Die Zeit des Wartens war eine wahre Folter. Shinichi konnte es gar nicht mehr erwarten, den Männern in Schwarz endlich wieder entgegen zu treten. Der Köder war ausgelegt, jetzt mussten sie nur noch anbeißen. Der Köder würde unwiderstehlich sein…denn der Köder war er.

Er hatte sie schon vor Stunden erwartet. Es war wirklich ungewöhnlich für die Organisation solch eine Chance ungenutzt zu lassen. Ai hatte ihn tausendmal für verrückt erklärt, hatte ihn angeschrieen, hatte ihn angefleht, nicht in seinen Tod zu laufen, aber würde ihm mit Würde in die Augen blicken und ihm ein Schnippchen schlagen. Er hatte keine andere Wahl, als sich selbst anzubieten.

Beim Gedanken an Ai wurde ihm warm. Es war herzlich von ihr gewesen, sich solche Sorgen um ihn zu machen, um ihn, der sie wieder in Gefahr bringen würde, obwohl es das Letzte war, was er wollte. Ihre Worte hallten wieder und wieder durch seinen Verstand und vertrieben alle anderen Gedanken. Er hatte schon länger geahnt, dass sie etwas für ihn empfinden würde, immerhin war er ja der strahlende Ritter, der sie beide immer wieder aus allen möglichen Situationen gerettet hatte. Naja, er musste ja zugeben, zum Großteil hatte er sie verschuldet, hatte sich wieder einmal überschätzt und war dadurch in solche Schlamassel geraten, aber er war immer als Sieger hervor gegangen. Immer war sie an seiner Seite gewesen und hatte den Kampf zusammen mit ihm bis zu Ende gekämpft. Heute würde der letzte Akt beginnen.

Er musste gestehen, sie war ihm ans Herz gewachsen. Die Tapferkeit und Gewitztheit, mit der sie ihm immer wieder geholfen hatte, war ein unschätzbar wertvolles Gut geworden. Ihr erheiternder Sarkasmus half ihm abzuschalten und die Welt einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die kleine Wissenschaftlerin war ihm eine unverzichtbare Hilfe geworden, sowohl bei seiner Arbeit, als auch bei seinem Leben als Conan. Ohne sie hätte er sicher schon lange aufgegeben, die Waffen gestreckt und sich seinem Schicksal ergeben. Er wäre wohl wahnsinnig geworden.

Wenn er ehrlich war, war sie einfach viel angenehmer als Ran. Die Oberschülerin mochte wohl hübsch und niedlich sein, doch mehr Qualitäten besaß sie ja bekanntlich nicht. Sie hatte seine Detektivkarriere noch nie zu würdigen gewusst, im Gegensatz zu Shiho, sie sich seit einiger Zeit immer eifriger daran beteiligte. Genau betrachtet war sie nicht einmal wirklich klug, während Ai alle anderen Mitglieder ihrer Altersgruppe in Sachen Intelligenz in den Schatten stellte. ‚Schlecht sieht sie ja auch nicht aus’, grinste er. ‚Der eine Traum, in dem ich wieder Shinichi war…ja, ansehnlich.’

Er erschrak über seine eigenen Gedanken. Warum dachte er jetzt plötzlich darüber nach, wer von den Beiden interessanter sei? Sein Kopf kam ihm vor wie ein Viehmarkt und die beiden Mädchen wie gehandeltes Vieh. Er liebte doch Ran, was sollte dann diese Diskussion? Oder etwa…
 

Er hatte den Auftrag endlich bekommen. Stundenlang hatte er auf den Boss eingeredet, jetzt war es offiziell. Gin und Wodka würden sie jagen und sie töten, die beiden Kinder und den Unbekannten. Er halfterte seine schallgedämpfte Walter P-16 mit poliertem Schalldämpfer. Sie würden es leise und endgültig machen, dann würde ihre Jagd vorbei sein, bevor sie begonnen hatte. Er war am Fundort von Chiantis Leiche gewesen. Etwas daran hatte ihm sofort Aufschluss über den Aufenthaltsort des kleinen Detektivs gegeben. Wer auch immer seine Agentin getötet hatte, der hatte das Gewehr nicht entfernt. Er hatte sich hinabgebeugt und durch das Teleskop geblickt, direkt in das Krankenzimmer eines gewissen Jungen. Dieses Mal würden sie kein Risiko eingehen, er würde dem Rotzbengel in die Augen sehen, wenn er ihn erledigte. Er würde seinen Atem spüren können, seinen Angstschweiß riechen, wenn er ihm die Waffe gegen den Kopf presste und ihn winseln lies. Er würde das Letzte sein, was er sah, bevor die Kugel seinen Kopf zum Platzen bringen würde.

Sie hatten sich sofort aufgemacht, um ihre Mission ein für alle Mal zu beenden. Der schwarze Porsche 356-A raste über den Asphalt. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hätten sie das Beika-Central erreicht. ‚Ich freue mich schon, Kudo Shinichi…’
 

Der Oberschüler hatte sich gegen eine Wand gelehnt und lauschte den Geräuschen um ihn, während sich seine Gedanken im Kreis drehten. Angewidert schüttelte er den Kopf. Jetzt war nicht der richtige Augenblick darüber nachzudenken, welches Mädchen den größeren Busen hat. Jetzt hieß es, sich darauf zu konzentrieren, dass die Organisation jeden Moment hier aufkreuzen konnte. Die Gedanken Organisation und Ai kreuzten sich und erinnerten ihn an das silbern glänzende Kästchen. Sie hatte ihm schon wieder geholfen, wieder einmal war sein Plan durch sie perfektioniert worden. Sie wusste, wie man ihn überraschen konnte. Sie wusste, wie man ihm eine Freude machen konnte. Sie wusste, was es ihm bedeutete.

Er hatte es geöffnet, nachdem sie gegangen war. Die kleine Metallbox hatte einen großen Schatz verborgen. Auf den unscheinbaren roten Samt, der im Licht der untergehenden Sonne wie Feuer geleuchtet hatte, war ein kleiner Zettel gebettet, daneben eine Locke ihres verführerischen, erdbeerblonden Haares. Er hatte ihn herausgenommen und langsam, fast zärtlich aufgefaltet. In der geschwungenen Handschrift einer Frau stand groß ein Satz: ‚Es wird Zeit, das Spiel zu verändern’

Dann hatte er tiefer in das Kästchen gegriffen…
 

Es war dunkel, verdammt dunkel. ‚Das richtige Licht für die Jagd’, grinste Gin bösartig. Seine Züge hatten sich wieder zu der Fratze verformt, die er jedes Mal trug, wenn es Zeit für Blut war.

Leise schlichen sie durch die finsteren Gänge des Krankenhauses. Vor kaum einer Minute war der Strom ausgefallen. Ihr Werk natürlich. Wodka war seinem Aniki dicht auf den Fersen. Es würde noch 3 Minuten dauern, bis der Notstrom anspringen würde. Das war genug.

Sie hatten sein Zimmer erreicht. Seine große Hand schloss sich um den metallenen Türgriff und drückte ihn langsam herunter. Die Tür schwang auf und Gin schob sich durch den engen Spalt. Zielstrebig strebte er dem Bett des kleinen Jungen entgegen, der friedlich schlief. Er ahnte sein Verhängnis nicht einmal!

Wodka nahm seine Position hinter dem Eingang ein und deckte ihren Rückzug. Sie wollten ja nicht von diesem ominösen Unbekannten überrascht werden.

Gin beugte sich über die schlafende Gestalt. Sein braunes Haar lugte unter der Bettdecke hervor, sein Gesicht war darunter vergraben. Ohne ein Geräusch zu verursachen enthalfterte er seine Pistole. Seine gewaltige Linke näherte sich immer weiter dem Hals des Grundschülers. Er würde es genießen.

Das Sternenlicht war aus dem Raum verschwunden, die Schatten nahmen Überhand. ‚Zeit zu sterben’, lachte er für sich, während sich seine Finger um den dünnen Hals legten.
 

„Halt, an deiner Stelle würde ich das nicht machen. Waffe weg, Hände hinter den Kopf. Du hast verloren, Gin.“

Die Worte des Oberschülers durchschnitt die Stille. Shinichi trat aus der Dunkelheit ins Licht, seine Narkoseuhr hoch erhoben. Er trat hinter seinen langjährigen Erzfeind, der sich keinen Zentimeter bewegte. „Hast du nicht gehört, was ich dir gesagt habe? Du sollst deine Waffe weglegen, das Spiel ist aus. Du hast mich lang genug an der Nase herumgeführt.“, dröhnte die tiefe Stimme des 18-Jährigen. Der Blonde lies ein lautes, hungriges Knurren hören. „Ich denke, du hast etwas vergessen. Wir arbeiten immer zu zweit.“

In dem Moment, als seine Worte verhallten spürte der Detektiv den kalten Stahl einer Pistole an seinem Hinterkopf. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Konnte er wirklich so eine simple Tatsache übersehen haben? Hatte ihn seine Arroganz so sehr geblendet? War er wirklich so verbohrt? Hatte er seine Chance verspielt? Hatte sie Recht behalten?
 

„Du hast auch etwas vergessen Gin. Wir sind auch nie allein.“ Knochen knackten, als ein dicker Gewehrkolben Wodkas Schädel zertrümmerte. Blut spritzte. Erschreckt wandten sich Shinichi und Gin gleichzeitig um. Sie starrten in ein entstelltes Gesicht. Narben verzerrten die eine Gesichtshälfte des Unbekannten. Grüngraue Augen blitzten zwischen den Resten schwarzer Haare hervor. Der halbe Schädel war vom Feuer der Explosion gezeichnet.
 

„Bye, bye, Gin.“ Er hob den Lauf der schwarzen Schrotflinte…
 


 

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So, das nächste Mal wird die geheimnisvolle Identität des Unbekannten gelüftet, also wartet geduldig ;)

MFG NaruxHina-Fan

Shining Knight

Shining Knight
 

„Nein!“

Shinichi packte den Lauf der Waffe und riss sie herum. Ein Schuss hallte durch die dunklen Hallen des Krankenhauses und Putz bröckelte von der Wand. Weißer Steinstaub spritzte auf sie wie die Gischt der See. Die Schrotflinte hatte ein großes Loch in die reine Oberfläche der Mauer gestanzt, das die Größe eines Menschenkopfes weit überstieg.

Mit einem Flackern erwachte das elektrische Licht zu einem neuen Unleben. Der rötliche Schein der Notbeleuchtung enthüllte erstarrte Blicke der Überraschung. Shinichi sah seinem Gegenüber in die Augen, das Doppelrohr der Schrotflinte immer noch in der Hand, obwohl das heiße Metall seine Finger verbrannte und die Kuppen zum schmoren brachte. Ekel breitete sich in ihm aus. Einen derartig entstellten Menschen hatte er in seiner ganzen Laufbahn als Detektiv noch nicht gesehen und das Schlimmste daran: er lebte! Die grausige Fratze, die ihn wohl genauso überrascht wie er – dachte er zumindest – anstarrte, war zur Hälfte nicht mehr menschlich zu nennen. Der Scheitel des dunklen Haares war kaum mehr sichtbar, so viel war den Flammen anheim gefallen. Haut, Fleisch, Muskeln, Sehnen waren im Feuer unwiederbringlich vergangen. Die Nase schien in der Mitte durchtrennt worden zu sein. Sein linkes Auge rollte ohne Lider durch seine Höhle, Augenbrauen und Wimpern waren vollständig verschwunden. Das Ohr schien von einer Flammenzunge verschlungen worden zu sein, genauso wie der Ausdruck in seinem Gesicht.

Sein Magen drehte sich um. Die unnatürlichen Schmerzen, die der Mann erlitten haben musste, schienen Shinichi in diesem Augenblick überrollen zu wollen wie eine Anklage der Schuld. Er verspürte den Drang, sich zu übergeben, während sich das Bild in seine Erinnerungen brannte wie die heißen Flammen sich in sein Antlitz gebrannt hatten.

„Was willst du, er gehört mir!“, spuckte der Grünäugige. „Er wird büßen, denn die Rache ist mein, für immer. Sie steht mir zu, nur mir.“ Ein tierisches Fauchen lies sowohl den Oberschüler als auch den abgebrühten Agenten zurückweichen. Shinichi wollte jedoch um keinen Preis das Gewehr loslassen, so war er gezwungen, dem Furcht erregenden Mann ins Gesicht zu sehen. Der kärgliche Rest seiner langen, schwarzen Haare wirkte verwirrt und zerzaust, fettig hingen sie ihm ins heile Gesicht. Bleicher Knochen ragte hier und da aus der zerflossenen Masse, die die Flammen geschmolzen hatten. Ein abartiges Grinsen lag auf seinen unkenntlichen Lippen. Gelbe Zähne waren durch fehlende Muskeln entblößt, Blut rann aus seinem linken Mundwinkel.

Was die größte Abscheu hervorrief, war, dass er einem alten Bekannten und Mitstreiter erschreckend ähnlich sah. Doch das war unmöglich…denn er war tot…
 

„Wer bist du, dass du mich aufhältst? Gin hat seine letzten Augenblicke gelebt, jetzt ereilt ihn die Vergeltung! Ich bin der Racheengel, der dich büßen lässt, du Abschaum. Du hast sie getötet, sie alle getötet. Erst Akemis Vater, dann sie und schließlich wolltest du mich auch noch, aber ich stehe auf, immer und immer wieder. So oft du mich auch zur Hölle schicken magst, ich werden leben um zu sehen, wie meine silberne Kugel deinen Schädel zum Bersten bringt. Ich bin dein Ende.“ Die Wut in seiner Stimme war einem eiskalten Hauch der Rache gewichen. „Ich wandle auf meinem blutigen Pfad bis zum Ende. Ich gehe den Weg des Kriegers bis dein Blut durch meine Hände strömt und dein Herz den letzten Schlag getan hat.“ Genussvoll leckte sich der Fremde über die brüchigen Lippen, oder das, was noch davon übrig war. „Ich will den metallischen Geschmack deines Endes schmecken, den Geruch deiner Angst riechen, dein Leben verrinnen sehen. Du wirst enden, wie dein Gewürm vor dir, du wirst vor mir kriechen und winseln und ich werde es genießen…“

Das lodernde Feuer des Hasses tanzte in seinen Augen, die Flammen der Vergeltung warfen ihren Schein. Seine Rache würde vollkommen sein…
 

Gin empfand sie. Zum ersten Mal in seinem Leben durchdrang sie seinen Geist, verschleierte die Vernunft, lies die Kälte seines Herzens schmelzen, zerbrach das Gefäß jeden logischen Denkens und ließ ihn vor dem Anblick des entstellten Mannes erstarren. So fühlten sich also seine Opfer. Es war das eine Gefühl, das ihm das Leben kosten würde.

Es war die Angst…
 

In Shinichis Kopf wirbelten Gedanken hin und her. Wer war dieser Mann? Wer konnte solch einen abgrundtiefen, pechschwarzen Zorn empfinden? Seine Narben waren schrecklich. War es wegen ihnen? Ja, das war wohl die nachvollziehbarste Lösung. Noch nie hatte er einen Menschen derartig verstört gesehen. In ihm kämpfte die Furcht mit seiner unstillbaren Neugier und der Drang nach Wissen schien zu siegen.

„Wer bist du?“, wisperte er…
 

Für einen Moment herrschte plötzliche Stille. Keiner wagte es, sich zu rühren, weil sie Angst hatten, das Folgende zu verpassen. Die drei Worte des Schülerdetektivs hatten den Unbekannten aus der Fassung gebracht. Er stockte für einen Augenblick, dann wandte er sich dem Jungen zu.

„Ich bin Gabriel, der Bringer der Gerechtigkeit. Mein flammendes Schwert fahre zwischen die Verräter und die Ketzer und halte reiche Ernte. Ich bin gerufen, um…“

„Du bist verrückt.“, spie der junge Schüler verächtlich aus.

„Wer bist du, dass…Wer bin ich?“, stammelte der Schwarzhaarige. „Ich bin Gabriel, der Engel der R…Wer bin ich?“ Verlorenen Blickes betrachtete er das Loch in der Wand. „Ich bin verrückt, ich b…Wer bin ich?“ Verdutzt betrachtete ihn der Oberschüler. „Ich sehe Blut, dass bin ich. Ich bin Blut, ich nehme Blut, ich bringe die Rache.“

Das wahnsinnige Flackern kehrte zurück, das Signal für Shinichi, so schnell wie möglich etwas zu unternehmen. Gegen den Killer konnte er nichts ausrichten, was sollte er dann tun?
 

„Wie heißt du?“ Die Frage war so simpel und doch hatte sie gewaltige Wirkung. Vor seinen Augen bröckelte der Plan, all die Schritte, die er sich zu Recht gelegt hatte, zu Staub. Plötzlich machte es keinen Sinn mehr, was er tat, was er tun wollte. Die Waffe in seinen Händen erschien plötzlich bedeutungslos. Wer brauchte schon den Tod? Eine Stimme in seinem Hinterkopf schrie immer wieder, dass sie es verdient hätten, dass sie es immer noch verdienen, doch er zwang sie zu verstummen. Warum? Warum tat er das? War das sein Leben? Hatte er schon anders gelebt? Wer war er?

Er war…
 

„Akai Shuichi.“

Die langläufige Schrotflinte entglitt seinen Händen und fiel klappern auf den Boden. Gin sprang auf, um sie aufzuheben, doch ein gezielter Schuss des Narkosechronometers brachte ihn zum Schweigen. Sein schlaffer Leib sank zu Boden und enthüllte die Gestalt des kleinen Jungen, der einmal Conan geheißen hatte. Er hatte die ganze Zeit auf den Nacken des Blonden gezielt und nur auf seine Chance gewartet. Genauer gesagt auf IHRE Chance.

Eine Hand grub sich unter die Haut, Finger brachten das junge Gesicht zu reißen. Das Antlitz des Jungen schälte sich ab, bröckelte und verging für immer. Darunter traten die hübschen Gesichtszüge einer Grundschülerin hervor, die schelmisch grinste. Der schwarze und der weiße Ritter, sie waren wieder vereint, wieder hatten sie sie besiegt. Shuichi Akai und Shinichi Kudo…
 

Der Meisterdetektiv lächelte sanft. Sie hatte ihn gerettet, ein weiteres Mal. Er würde es ihr nie wieder gut machen können.
 

Der ehemalige FBI-Agent starrte apathisch auf die bewusstlose Form des Bluthundes der Organisation. Er war Shuichi Akai…
 

Der junge Detektiv raffte sich auf. „Wir haben noch nicht gewonnen, was jetzt kommt, wird viel schwieriger als das hier. Es hört nie auf. Gehen wir, Shiho, Shuichi. Bringen wir ihn zu Jodie, sie werden wissen, was mit ihm zu tun ist. Für heute ist die Arbeit hier getan. Kommen sie, Akai-san.“
 

„Ja. Die Zeit des schwarzen Ritters ist um, der Ritter in der strahlenden Rüstung ist wieder da. Enttäusche mich nicht…“, flüsterte der Schwarzhaarige.
 

‚Er ist mein strahlender Ritter’, dachte sie…
 

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So, soviel zu dem Kapitel und es geht auf das Ende zu^^
 

MFG NaruxHina-Fan

Torture

Torture
 

Sie hatten ihn in ihr Hauptquartier gebracht, wo sie von Jodie und James Black mit offenen Armen empfangen worden waren. Gin wurde in Ketten gelegt und in eine eigene Zelle gebracht, 2 Agenten wurden extra für ihn abgestellt, um ihn Tag und Nacht zu bewachen. Kronzeugen waren zu beschützen und im Moment war er wohl der wichtigste Zeuge der ganzen Welt. Auch wenn er kein freiwilliger Zeuge war…
 

Eine grinsende FBI-Agentin betrachtete den jungen Mann, der ihr grade den gefährlichsten Agenten der BO auf dem Silbertablett geliefert hatte, immer noch verdutzt. Seine groß gewachsene Gestalt war für einen 18-jährigen äußerst attraktiv, besonders für einen Japaner. Sein schlankes, drahtiges Gesicht passte perfekt zu seinem lang bekannten Charakter, seine sportlichen Körpermaße zu seiner sprühenden Motivation. Wie eh und je funkelten die blauen Augen und schienen sie zu durchdringen, in ihre Seele zu blicken und ihre tiefsten Geheimnisse offen zu legen.

„Yeah, man muss schon sagen, cool guy, deine kleine Freundin hat schon Geschmack. Angel hat sich den Right Guy ausgesucht!“, zog sie ihn auf und zwinkerte ihm frech zu. Ihre kurzen blonden Strähnen fielen ihr ins Gesicht und perfektionierten ihre verspielte Art. „So hab ich disch noch nicht gesehen, Kleiner. Steht dir. Jetzt besorgen wir dir noch was Anständiges zu anziehen, dann bist du wieder ein richtiger Gentlemen.“, grinste sie und tänzelte um ihn herum wie ein kleines Mädchen auf Brautschau. Shinichi verdrehte genervt die Augen, während sich die Agenten des FBI um die Arbeit kümmerten – den meistgesuchten Verbrecher Japans hinter Gitter zu bringen. Stattdessen beugte sich das Junge Mitglied des Büros und streichelte den Kopf der unscheinbaren Grundschülerin, die die ganze Zeit neben dem Oberschüler verharrt hatte. Mit verschränkten Armen und süffisant genervtem Blick ertrug sie das Begrüßungsritual der Amerikanerin.

„Hey hey, wen haben wir denn da? Wenn das nischt die kleine Ai ist? Lang nicht mehr gesehen, was Sweetheart? Gut siehst du aus. Hast cool guy wieder geholfen, was?“

„Sie wissen doch, ohne mich bringt er nichts zu Wege.“, murmelte die geschrumpfte Wissenschaftlerin und ihr übliches ironisches Grinsen umspielte ihre Lippen. „Er ist und bleibt ein Mann…“

„Pff und wer hat die ganze Arbeit gemacht, ha? Wer hat sich um die ganzen Verbrecher gekümmert, während du in deinem Labor gespielt hast?“, beschwerte sich Shinichi eingeschnappt. Das war wieder einmal ein Tiefschlag für sein Ego gewesen, den er nicht verkraften konnte. ‚Jaja die Arroganz…’
 

„Das war ich.“

Eine tiefe Stimme röhrte durch den Raum und brachte die Anwesenden dazu, sich ruckartig umzudrehen. Eine breitschultrige, schwarzhaarige Gestalt trat aus den Schatten, seinen Kopf gesenkt, die Hände lässig in den Taschen. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn das Markenzeichen, seine schwarze Strickmütze bedeckte seine Haare und verdeckten seine Miene. Trotzdem erkannten sie ihn.

„Shu…Shu?“, stotterte die Blonde aufgelöst. „Shuichi?! Shuichi bist du es wirklich?“ Der Ausdruck ihrer Augen verriet ihre innere Verwirrung, die sie nicht verbergen konnte. Das konnte nicht sein…das war nicht möglich…

James Black starrte den drahtigen Mann an. Er konnte es nicht fassen, es war einfach unmöglich, Shuichi war tot. Sein bester Mann, Shuichi Akai war der BO zum Opfer gefallen, hatte sich selbst geopfert, um einen Spitzel in die Organisation einzuschleusen. Er wurde erschossen und verbrannt. Man hatte keine Spuren von ihm gefunden…jetzt wussten sie, warum.

Der Fremde hob den Kopf und starrte sie auf seinen grünen, stechenden Augen an. Als sie in sein Gesicht sah, entwich ihr ein spitzer Schrei des Schreckens und der Überraschung. „Shuichi?! Das…das…“, stammelte sie aufgelöst. Er sah…
 

„…ist schrecklich? Ja das war es, das ist es und das wird es bleiben.“, beendete er ihren Satz. Seine Hand strich über seine vernarbte Gesichtshälfte und seine Augen verengten sich. „Ich bin gezeichnet und ihr wisst, warum ich diese Zeichen tragen. Ihr habt es gesehen, ich weis es. Ihr habt es angeordnet…“ Seine Stimme durchschnitt die betretene Stille, die sich auf die Anwesenden gelegt hatte. „Ich habe es befohlen…es war nötig. Ich musste in die Hölle gehen, durch die Hölle gehen. Hier bin ich…“

Gebannt folgten sie seinen Ausführungen. „Sie hat mich erschossen…dann hat sie mich in dieses Auto geworfen…und sie hatte es angezündet. Doch…der Schuss…war nich tödlich.“ Seine Augen wurden glasig, sein Blick schweifte in weite Ferne. „Ich lag in einem Meer aus Flammen. Das Feuer wütete um mich, in mir, auf mir, alles brannte. Schmerzen durchzuckten meinen Leib, schienen mich zu zerreißen und zu verzehren. Mein Gesicht…“, er stockte kurz, dann führ er fort. „Ich weis nicht mehr, wie ich es geschafft habe, dem Flammenmeer zu entrinnen, doch irgendwann lag ich im Graß, kühles Wasser benetzte meine Haut. So wie es vorher brannte, fühlte es sich an wie Eis. Ich krallte mich in das frische Grün, hielt mich fest wie an der Rehling eines Schiffes.“ Seine Augen rollten in Extase hin und her.

Die Agenten blickten ihn schockiert an. So etwas…

„Ich lag dort…dann schwand das Licht meiner Augen. Ich hörte IHN nach mir rufen…und ich antwortete. Seitdem war ich auf der Jagd, forderte Blut für mein Blut, Fleisch für mein Fleisch, Rache für IHN. Bis er mir die Augen öffnete.“ Ruckartig wandte er den Kopf dem jungen Meisterdetektiv zu. Sein Blick schien ihn durchdringen zu wollen, schien ihn foltern zu können und doch lag so viel Aufrichtigkeit in ihm, dass Shinichi nur wohlwollend nicken konnte. „Dank ihm, lebe ich wieder, drinke nicht mehr nur Blut. Er hat mir geholfen, da habe ich ihm geholfen, Gin endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Auf seine Weise.“

Stille trat ein, als der Grünäugige zu sprechen aufhörte. Für einen Moment sahen sie sich gegenseitig an, der eine den anderen musternd, niemand wollte den ersten Schritt wagen. Ein Augenblick des Misstrauens trennte die ehemaligen Kollegen wie eine dicke Mauer. Dann brach die Stille…
 

„Shuichi! Shu ich bin so froh, dass du wieder hier bist, ich hab dich so vermisst.“

Die Blonde warf sich ihrem Agentenkollegen an den Hals und umarmte ihn fest. Tränen der Freude und der Trauer tropften auf sein dunkles T-Shirt und hinterließen einen großen Fleck auf dem Kleidungsstück. Überfordert blickte der junge Man zwischen ihr und seinem Chef hin und her, dann legte er zärtlich seine Arme um sie. Ihr Schluchzen war noch den Rest der Nacht zu hören…
 

Ai wandte ihren Kopf und lächelte Shinichi liebevoll an. Der traurige Blick in ihren Augen begegnete den Seinen. Auch er lächelte. ‚Kudo-kun…’ Sie wurde rot und sah betreten zu Boden…
 


 

Nach einigen wenigen Stunden Schlaf waren sie wieder aufgestanden, um ihr gestriges Tagwerk zu Ende zu bringen. Sie hatten Gin, doch sie würden auch den Rest von ihnen finden und hinter Gitter bringen. Gin würde ihnen verraten, wo sie sie finden konnten.

Shinichi setzte sich dem Blonden gegenüber. Der sterile Befragungszimmer war von außen verriegelt worden, er war, zusammen mit einem Wachmann allein in dem Raum. Der große Spiegel an der Wand konnte von draußen eingesehen werden. Gespannt warteten Jodie und Mr. Black auf die Ergebnisse des gewieften Jungen. Ihre eigenen Leute hatten es die ganze Nacht über probiert, hatten versucht, ihm die Wahrheit zu entlocken, hatten ihm gedroht, hatten ihm Angebote gemacht, doch er hatte sie nach Strich und Faden belogen, jeden Einzelnen. Auch dem Detektiv schien es nicht besser zu ergehen. Anstatt zu sprechen, schwieg das BO-Mitglied nur. Er führte also auch ihn an der Nase herum.

Frustriert schlug der Oberschüler auf den Tisch. Er hatte ja schon einige Täter erlebt, die in ihrer sturen Ignoranz glaubten, ihn verhöhnen zu können, doch niemand war es bisher gelungen. Er brachte ihn zur Weißglut, dieser Blick, diese vor Hass funkelnden Augen. Er hatte vom ersten Moment an gewusst, er würde sein schwerster Gegner sein. Auch Meisterdetektive täuschten sich…
 

Er stand auf, packte seine Akten zusammen und trat durch die Tür. „Wir sehen uns wieder Gin.“

Als er auf den Gang treten wollte, stieß er mit einem Größeren zusammen. Er sah hoch und blickte in türkisgrüne Augen. „Tritt beiseite. Ich regle das.“ Shinichi nickte und ging nach oben in den Überwachungsraum, um den beiden Agenten sein Versagen zu berichten. Die Beiden starrten immer noch auf den Doppelglasspiegel. „Ist das ok, er ist doch noch immer suspendiert?“, fragte Jodie ihren Boss, doch dieser wandte sich ihr nicht zu. „Ja. Ich vertraue ihm.“

In diesem Moment bedeckte Shuichi den Spiegel mit seinem Mantel. „So, Gin…jetzt auf deine Weise…“, knurrte er genüsslich und knackte mit den Fingerknochen.
 

Die Agenten zusammen mit Shinichi stürmten aus dem Raum, liefen den Gang hinab hinunter und stürmten auf den Befragungsraum zu. Was hatte er vor? Sie rannten so schnell wie möglich, stürzten um die Ecke und warfen sich zwei verdutzten Wächtern entgegen. „Aufsperren, sofort!“, brüllte der alte Chef des FBI-Kontingents und gestikulierte wie wild. Die beiden Schwarzgekleideten wurden sofort aktiv, der eine steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die dicke Panzertür, der andere zog seine Waffe. Wie auf Kommando stürmten sie den Raum.
 

„Ich habe was wir brauchen. Shinichi, wir gehen.“, brummte Shuichi zufrieden und wischte sich das Blut von seiner Rechten. In der Ecke lag Gin…

Everything what shouldn't have begun

Everything what shouldn’t have begun
 

Während der weiße und der schwarze Ritter zur letzten Schlacht rüsteten, kämpften Götter in Weiß um das Leben eines Dämons. Sie hatten ihn sofort auf die Krankenstation gebracht. Gin war immer noch bewusstlos. Sein blutüberströmtes Gesicht war gesäubert worden und die Mediziner hatten vergebens versucht, das, was von seinen Gesichtszügen noch übrig war, zu retten. Shuichi hatte ihm die Nase, diverse Rippen, die Wangenknochen, Teile des Schädelknochens, das Kinn, das Brustbein und noch viele weitere Knochen zu Klump geschlagen.

Mit chirurgischer Präzision versuchten sie, die vielen einzelnen Splitter wieder an ihren richtigen Platz zu bekommen, doch in dem Brei aus Blut und Knochenmark wollten sie einfach nicht halten. Er würde einige Implantate und Korrekturen benötigen, sollte er diese Tortur überhaupt überleben. Rote Spritzer benetzten die blütenreine Kittel der Chirurgen, ihre Handschuhe hatten ihre ursprüngliche Farbe schon lange verloren. Auch wenn er ein Verbrecher war, sie würden um sein Leben kämpfen, nicht zuletzt, um Shuichi vor seinen eigenen Untaten zu schützen…
 

Er baute seine Schrotflinte zusammen. Er würde sie heute noch oft genug brauchen, da war er sich sicher. Sie würde Blut schmecken. Die Magazine waren schon bereit, jedes einzelne gefüllt mit bleiernem Tod. Der genoss den Vorteil seines automatischen Schrotgewehrs, er brauchte nicht durchladen.

Genussvoll leckte seine Zunge über seine verbrannten Lippen. Der Tag der Rache war gekommen, heute war sein Tag. Der schwarze und der weiße Ritter würden gemeinsam den Kampf zum Feind tragen. ‚Mach dich bereit, Shinichi.’
 

Dem Meisterdetektiv war vom FBI ein Raum, neue Kleidung und jede geforderte Ausrüstung zur Verfügung gestellt worden. Jodie hatte ihn dazu gezwungen, eine kugelsichere Weste zu tragen, in die er sich gerade hineinmühte. Diese heißen, unangenehmen, schweren Schutzwesten waren noch nie seinem Geschmack angemessen gewesen.

Skeptisch überprüfte er ein weiteres Mal, ob er auf wirklich alles hatte, was er benötigte. Man hatte ihm einen vorübergehenden Berechtigungsausweis des FBI, eine Durchsuchungsvollmacht und einen typischen Mehrzweckgürtel für Agenten zur Verfügung gestellt. Neben dem schwarzen Stoffgürtel, dessen Taschen mit allem gefüllt waren, was man im Feld gebrauchen konnte, lag ein dunkler, lederner Halfter. Darin befand sich ein silbern schimmernder Revolver. Er erinnerte sich noch genau daran, wie James ihn ihm überreicht hatte. „Junge“, hatte er gesagt. „Das ist eine Waffe. Damit muss man verantwortungsvoll umgehen, auch wenn ich dir zutraue, dass du sie sinnvoll einzusetzen weist. Und trotzdem…“ Er musste schmunzeln, als er versuchte, seinen Tonfall nachzumachen. Er hatte ihn so an seinen eigenen Vater erinnert, damals auf Hawaii hatte er das Selbe gesagt.

Plötzlich umwehte ihn ein kalter Hauch, als sich die Tür langsam öffnete…
 

„Shinichi.“ Eine engelsgleiche Stimme, dunkler, sinnlicher, als er sie bisher gekannt hatte, kündigte sie an. Ihr wunderschönes, erdbeerblondes Haar umspielte ihre zierlichen Wangen, ihr Körper raubte ihm den Atem. Er hatte sie bisher nur als Ai Haibara gekannt, sie nie so gesehen und dabei ihre Schönheit übersehen. Der weiße Laborkittel umwehte nackten Füße, schmeichelte ihren langen, sinnlichen Beinen. Ein kurzes Kleid schützten ihre weiblichen Rundungen vor seinen begehrenden Blicken. Doch das Schönste an ihr waren ihre Augen…
 

„Hallo Shinichi.“, grinste sie. „Aufwachen. Eine Dame fühlt sich ja von so was geschmeichelt, aber wenn du jetzt auch noch das Sabbern anfängst, dann…“ „Jaja…h-hallo.“, schreckte der Schülerdetektiv aus seiner Träumerei auf. „Hallo…Shiho. Ähm, hat dir schon jemand gesagt, wie umwerfend du aussiehst?“ Seine Überraschung war seiner arroganten Selbstsicherheit gewichen, doch die Röte auf seinen Wangen wollte nicht schwinden. „Ach, findest du? Nein, das hat bisher noch niemand gesagt. Wenn man bedenkt, dass so etwas bei der Organisation nichts zählt, kein Wunder…“, sagte sie schnippisch und betrat die kleine Kammer. „Bist du bereit für den großen Coup? Du weist schon, worauf du dich da einlässt?“, fragte sie und ihre rechte Augenbraue verriet ihre Skepsis. „Ja, das weis ich und ich weis auch, dass ich keine Wahl habe. Dies ist meine vielleicht einzige Chance, sie zu fangen und die muss ich nutzen.“ „Das habe ich schon einmal gehört…“ Shihos schönes Gesicht verfinsterte sich, die Schrecken der Vergangenheit hielten auf ein Neues Einzug in ihren blauen Augen. „Shinichi.“ Der Ernst in ihrer Stimme lies sein breites Grinsen verschwinden. „Bitte Shinichi, pass auf dich auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren.“

„Warum?“ Verdutzt blickte sie auf und sah ihn fragend an. „Warum Shiho, warum bin ich dir so wichtig? Warum bin ich so vielen Menschen so wichtig?“ Seine schicksalsschwangere Stimme brachte seine Worte auf theatralische Art und Weise zur Geltung, verlieh ihnen noch mehr Gewicht.

Sie sah ihn an, wollte sprechen, doch alles, was sie hätte sagen können, war nichtig. Deshalb tat sie das Einzige, was sagen hätte können, was sie sagen wollte.

Sie küsste ihn, zärtlich, liebevoll, wie die Liebhaberin ihren Verehrer, nicht wie einen Freund. Seine Augen weiteten sich im Schock, während sich ihre Arme um seinen Hals schlangen, um ihn noch näher zu ziehen. Dann lies er es zu, versank in dem Kuss, der alles sagte und doch schwieg…

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, dann lies sie ihn los. Fast gleichzeitig rangen sie um Luft, keiner wollte den Moment vergehen lassen.

„Warum du ihnen so wichtig bist? Weil sie dich lieben, du Dummkopf…weil ich dich liebe…“, hauchte sie ihm ins Ohr und küsste ihn aufs Neue…
 

Es war Zeit aufzubrechen, Zeit in den Krieg zu ziehen, Zeit für die Frauen, ihre Ritter zu beweinen, um ihre Rückkehr zu flehen. Jodie war Shuichi um den Hals gefallen, hatte an seiner Schulter geweint, wollte ihn nicht gehen lassen. Er hatte es über sich ergehen lassen, hatte gewartet, bis sie ihn von sich aus gehen lies. Alles, ohne ein Wort zu verlieren.

Shiho hatte zum letzten Mal versucht, ihn davon zu überzeugen, zu bleiben, nicht zu gehen, sich ihnen nicht zu stellen. Er war gegangen. Sie hatte gesagt, sie wolle mitkommen, hatte an seiner Seite kämpfen wollen, doch er wäre nicht der weiße Ritter gewesen, hätte er ihre Hilfe akzeptiert.

Jetzt saßen die beiden Streiter für das ’Gute’, die beiden Helden Seite an Seite in dem schwarzen Mercedes, der sie zu ihrem Ziel bringen würde. Neben ihnen saßen im Wagen zwei weitere Agenten des ‚Büros’, drei weitere Wagen folgten ihnen. Widerwillig hatten sie diese Unterstützung annehmen müssen, die Armee war ihren Helden gefolgt…
 

Ihr Weg führte sie zum Polizeipräsidium Tokios, zur Zentrale der Ordnungshüter der gewaltigen Stadt. Shinichi hatte es zuerst nicht glauben wollen, doch diese Dreistigkeit war nur der Organisation zuzutrauen gewesen. Als Shuichi berichtete, dass sich das HQ des Verbrechersyndikats unter ihr befände, hatte er seinen Ohren beinahe nicht mehr getraut. Durch meterdicke Wände abgeschottet hatten sie sich der Erkennung entziehen können. Ein altes Sprichwort lautete: Verstecke dich mitten in der größten Gefahr, dort wird man dich nicht finden. Sie waren diesem Wahlspruch erfolgreich gefolgt. Das Gebäude schien weit verzweigt zu sein, so zumindest Gin. Ein Eingang in dieses Spinnennetz schien ein verlassenes Lagerhaus zu sein, ein Weiterer war in einer Telefonzelle verborgen, ein Anderer befand sich in dem Lagerhaus, in der er damals Akemi gefunden hatte…er war ihnen so nah gewesen…verflucht. Ihr Eingang befand sich direkt unter der Polizeistation.

‚Umso schwerer wird der Einsatz’, dachte der Braunhaarige. ‚Wir müssen leise und schnell vorgehen, sonst bekommt die Polizei Wind davon, gar nicht gut…’
 

Sie rückten in Zweierteams vor und umstellten das Gebäude. Jeder einzelne Eingang in das Versteck wurde durch ein Agentenpaar versiegelt. Das Interkom rauschte, als die FBI-Mitglieder einer nach dem Anderen ihre Einsatzbereitschaft bestätigten. Shuichi hoffte, dass Gin ihm ALLE Schlupflöcher verraten hatte. Sie würden sie ausräuchern, sie würden wie die Ratten heraus kriechen, ihnen in die Arme laufen. Er entsicherte seine Waffe genauso wie die vier Agenten bei ihm. Cooper, Collins, Flinn und Adams hatten sich freiwillig für das Sturmkommando gemeldet. Das Klicken der Sicherungen war das Einzige, was von ihnen zu hören war. Der junge Meisterdetektiv an seiner Seite tat es ihm gleich. Er hatte darauf bestanden, mit ihnen zu gehen. Seine Entscheidung.

„Cooper, die Sprengladung. Zehn Sekunden.“, befahl der Schwarzhaarige. Der besagte Agent schreckte aus seiner Starre auf und befestigte die Punktionsladung an der massiven Eisentür, dann stellte er den Countdown auf Zehn. „Achtung, an Alle, es geht los. 10, 9, 8…“ Shuichi las die blinkenden Zahlen mit, als sich seine Truppmitglieder in Deckung begaben. „3, 2, 1“ Eine laute Detonation hallte durch die langen Gänge des HQ wie der Gong, der ihren Untergang einläutete…
 

Eine gewaltige Unruhe entstand, als sich die BO-Mitglieder auf den Angriff vorbereiteten. Warnsirenen hallten durch den Komplex, jeder verfügbare Mann setzte sich in Bewegung, bewaffnete sich, wartete auf das FBI. Der Boss grinste nur. ‚Na endlich…’
 

Shuichi sprintete aus seiner Deckung und stürmte durch die Tür. Sein Gewehr krachte und brachte dem ersten Verbrecher den Tod. Patronenhülsen flogen durch die Luft, Körper zerrissen unter seinen Schrotkugeln. Hinter ihm folgte der Detektiv, den Revolver erhoben. Er gab Schuss um Schuss ab und jeder Schuss traf. Die beiden waren unaufhaltbar, brachten Schrecken über die Verbrecher der Organisation. Der Moment der Überraschung trug sie wie auf Flügeln mitten in das Feindterritorium hinein. Shinichi behagte diese Vorgehensweise überhaupt nicht, aber jetzt war nicht die Zeit zu denken oder zu reden sondern zu schießen. Eine weitere Kugel brachte den Schädel eines Schwarzgekleideten zum Platzen, dann klickte sein Magazin. Er warf Shuichi einen schnellen Blick zu, dieser verstand und deckte ihm beim Nachladen. Die vier FBI-Agenten folgten ihnen und nahmen Shinichis Platz ein.

Das Überraschungsmoment war abgeflaut, ernsthafte Gegenwehr formierte sich vor ihnen. Shuichi warf sich in den Rahmen der Tür neben ihm und lud ebenfalls nach. Vor ihnen hatten Fünf Organisationsmitglieder Stellung bezogen. ‚Genug für mich’, grinste er und warf sich aus seiner Deckung…
 

Die Kämpfe dauerten eine halbe Stunde, dann kehrte Ruhe ein. Viele Organisationsmitglieder waren geflohen, Andere hatten um ihr Leben gekämpft und es verloren. Ihre eigenen Verluste waren gering und doch schmerzlich. Ein Agent würde heute Abend nicht zu seiner Frau heimkehren können. Shinichi schritt die Reihe der Leichen ab. Sie hatten sie in einem Zimmer gesammelt, um sie nachher mitnehmen zu können und die Spuren zu verwischen. Ein letzter Raum wartete noch auf sie. Shuichi deckte ihn, als seine Hand die Klinke herunterdrückte. Ein eisiger Hauch drang aus dem Büro, dessen Tür aus Mahagoni ein weißes M zierte. Er betrat die Höhle des Löwen. Ein einsamer Mann betrachtete ihn hinter einem massiven Schreibtisch. „Ich grüße dich, Mr. Holmes. Endlich lernen wir uns kennen. Darf ich mich vorstellen, meine Name ist Moriaty…“
 

„Was nie hätte beginnen dürfen, hat irgendwann ein Ende, Moriaty.“, zischte Shinichi und entsicherte die Handschellen…
 

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The End

Soviel zu meiner FF, ein kleiner Epilog wird noch folgen, vielen Dank fürs Lesen und tschüss

MFG NaruxHina-Fan

Writer's Destiny

Epilog
 

Zufrieden erhob er sich aus seinem Schreibtischstuhl, das fertige Werk vor sich. Ganz besonders stolz war er auf seinen Schlusssatz. Er hatte sich in Theatralik und Dramatik wieder einmal selbst übertroffen. Mit seinem Zeigefinger rückte er die heruntergerutschte Brille zurecht, die schon vor Jahren sein ewiger Begleiter geworden war. Seine Lippen zierte ein Lächeln, als er noch einmal den gesamten Text überflog. Nächtelang hatte er daran geschrieben, nächtelang war er davor gesessen, hatte sich sein Hirn zermartert, hatte die alten Erinnerungen wieder zurückgebracht, die alten Schmerzen auf ein Neues erlitten. Wenn man sich erinnerte, bedeutete das, nicht die Wahrheit, sondern seine eigene Wahrheit zu sehen, nicht die Bilder von damals, sondern die Bilder der Erfahrung sehen, nicht den Schmerz, sondern vernarbte Wunden zu spüren.

Wenn er jetzt nach all der Zeit zurückblickte, dann waren diese zwei kurzen Jahre die schlimmste Zeit, die er je durchlebt hatte, doch war es auch die Zeit gewesen, in der er das Meiste über das Leben gelernt hatte…und über die Liebe.

Sie hatte ihm immer wieder gesagt, er solle es nicht schreiben, es würde ihm sowieso niemand glauben, es würde nur lang vergessene Narben öffnen und das Blut von damals wieder fließen lassen. Er hatte es nicht lassen können, wahrscheinlich waren es die Gene, die ihn dazu zwangen, Erlebtes in Worte zu fassen, mit ihnen zu spielen und die Menschen damit zu „erfreuen“. Man konnte sagen, er hatte dafür ein geschicktes Händchen geerbt, auch wenn sie immer sagte, er sei kindisch, wenn er das tat. Sie drückte alles lieber in Zahlen und Formeln aus, wohl auch ein Erbschaden.

Er grinste. Bei Erbschaden brauchte man bei ihm erst gar nicht anzufangen, zu viele seiner „Hobbys“ waren vererbt. Er verfluchte seinen Vater. Wäre er nur ein einigermaßen normaler Mensch gewesen, dann wäre er heute nicht dazu gezwungen Nacht um Nacht vor dem PC zu sitzen und seine Geschichte niederzuschreiben. Doch was wäre er geworden, wenn sein Vater ein einfacher Mann gewesen wäre? Vermutlich langweilig…

Seine Augen überflogen die getippten Zeilen auf der ewigen Suche nach Rechtschreibfehlern. In all den Jahren hatte er gelernt, dass Einsendungen an Verlage fehlerfrei sein mussten, also kontrollierte er seine Texte immer und immer wieder. In Minuten überbrückte er Wochen und Monate, streifte über Bedeutendes wie Unbedeutendes gleichermaßen.

Seit sie die schwarze Organisation endgültig ausgehoben hatten war etwas Vergleichbares nicht mehr geschehen. Sie hatten Moriaty verhaftet, des noch heute in seinem Gefängnis versauerte, zusammen mit allen Überlebenden des Verbrechersyndikats, die heil aus den Kämpfen hervorgegangen waren. Danach war er zu Ran zurückgekehrt, hatte ihr alles gebeichtet und sie hatte ihm verziehen. Doch etwas war geblieben, etwas hatte ihre Verbindung gestört, etwas war zwischen ihnen gewesen, dass er nicht ausgehalten hatte. Zwei Jahre nachdem er über die Black Organisation gesiegt hatte war er ihre ewige Streiterei Leid gewesen und hatte das Angebot des FBI angenommen, bei ihnen trainiert und ausgebildet zu werden, doch die Schatten seiner Vergangenheit hatten ihn auch bis hierher verfolgt und er war nicht lang geblieben. Ein Gutes hatte es jedoch. Sie war gleich nach dem Fall der Organisation nach Amerika gegangen um ihr Studium zu beenden. Er hatte den Tag immer wieder beweint, an dem sie für immer aus seinem Leben zu gehen schien, doch dort in New York hatte er sie wieder getroffen. Lächelnd erinnerte er sich daran, dass er damals mehr Zeit mit ihr, als in der FBI-Schule verbracht hatte.

Jodie und James hatten um jeden Preis versucht, ihn bei sich zu behalten, die FBI-Mitglieder hatten ihn als Mitarbeiter und Freund nicht missen wollen, doch als sie schließlich ihr Studium beendet hatte, hatte ihn nichts mehr gehalten. Zusammen waren sie in ihr Ursprungsland zurückgekehrt, schon lange mehr als gute Freunde. Seitdem arbeitete er wieder als Detektiv, löste einen Fall nach dem anderen und sein Name war mehr denn je in aller Munde, doch sein selbstgerechter Sinn für die eine Gerechtigkeit, seine kindliche Unschuld hatte er in den zwei Jahren, wohl in den letzten Tagen, verloren. Irgendwann hatte er sich eingestehen müssen, dass diese Last niemals von ihm gehen würde, also hatte er versucht, sie aufzuarbeiten. Jetzt schien er die Feder endlich niederlegen zu können…
 

Ein sanfter Windhauch kündigte ihr Kommen an wie an jenem schicksalsträchtigen Tag. Langsam tapste sie Schritt für Schritt auf ihn zu, dann legte sie ihre Arme seine vor dem Schreibtisch gekrümmte Gestalt. Ihre weichen Lippen hauchten samtene Küsse auf seine Wange, ihren Kopf legte sie auf seiner Schulter ab. Sie klang immer noch wie ein Engel…

„Shinichi-Schatz. Komm endlich ins Bett.“, gähnte sie müde. „Es ist schon lang nach Mitternacht, es reicht doch jetzt, oder? Wenn du so weiter machst, dann weckst du noch die Kinder auf.“ Ihre erdbeerblonden Haare kitzelten die Haut in seinem Nacken, sodass ihn ein wohliger Schauer durchlief. Er wandte seinen Kopf und sah ihr ins Gesicht. Sie hatte sich in all den Jahren nicht geändert, sie war immer noch so klug und so schön wie damals. Stolz lächelnd küsste er sie. Was würde er nur ohne sie machen…

„Ich bin fertig“, meinte er zufrieden und grinste sie an. Sein Markenzeichen, das dieses Lächeln hatte er nicht verloren. Sie auch nicht. „Na endlich, ich dachte schon, du würdest nie fertig werden. Jetzt kannst du doch schlafen gehen, oder?“ „Hey hey, was gut werden soll braucht seine Zeit, das waren deine Worte, nicht war Schatz?“, gab er schroff zurück und drehte sich zu ihr um. ‚An dem Gezanke wird sich wohl nie etwas ändern’, dachte er und wünschte sich insgeheim, dass es nie so sein würde…
 

Stumm sah sie ihm in die Augen und küsste ihn, dann zog sie ihn aus dem Stuhl hoch und grinste ihn kokett an. Sie würde schon einen Weg finden, wie sie ihn ins Bett bekam…

Kichernd hob er sie hoch und trug sie in ihr gemeinsames Ehebett. ‚Na, das können noch ein paar weniger Stunden Schlaf werden’, grinste er breit und streifte ihr seidenes Nachthemd ab…
 

Die beiden Wärter lagen tot neben ihm. Er hatte sie totgeschlagen, mit bloßen Händen hatte er ihnen die Seele aus dem Leib geprügelt. Sieben Jahre hatte er darauf gewartet, sieben Jahre hatte er hinter diesen steinernen Kerkermauern gesessen, sieben lange Jahre hatte er nichts anderes gesehen, als das Grau seiner Zelle. Sieben lange Jahre hatte er geplant, jeden Schritt vorausberechnet, auf den Moment gewartet, aus diesem Käfig zu fliehen. Jetzt war seine Stunde nahe, er war wieder frei und er würde Rache nehmen…blutige Rache.

„Alles, was nie hätte beginnen dürfen hat niemals ein Ende, Shinichi Kudo.“, murmelte Gin und lud die Pistole durch…
 

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So, das war’s, endgültig. Ich bedanke mich bei all meinen tapferen Lesern, dass sie mich ausgehalten haben und freue mich über jeden Kommentar.

Vielen vielen Dank und bis zum nächsten Mal

NaruxHina-Fan



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  CelestialRayna
2009-12-20T13:52:32+00:00 20.12.2009 14:52
Hi!

Nun, bekommst du auch ein Kommi von mir. Danke, dass du an unserem FF Wettbewerb teilgenommen hast.

Ich fand deinen Schreibstil wirklich sehr gut. Alles hast du wirklich sehr gut beschrieben, z. B. was in der Zwischenzeit so alles passiert war, eine Ortbeschreibung usw. Ich konnte mir alles wirklich bildlich vorstellen. Es war auch sehr spannend gewesen, vor allem die Unwissenheit wer dieser Unbekannte ist, das zwingt einem schon dazu unbedingt weiterzulesen. Rechtschreibung und Grammatik war auch sehr gut, hier und da waren zwar Fehler, aber schienen mehr Tippfehler zu sein, was nicht weiter schlimm ist. Passiert bei langen Texten mal.

Wie Varlet auch schon geschrieben, fand ich auch, dass einige Szenen für meinen Geschmack etwas bis ziemlich brutal waren, z. B. die Szenen, wo der Unbekannte sprich Shuu ein BO-Mitglied nach der anderen aus dem Verkehr zog, wie genau er das tat etc. Zudem passt das Verhalten von Shuu meiner Meinung nach nicht wirklich zu ihm. Er mag ein harter Kerl sein, aber ich finde nicht, dass er so einen großen Hass hat, dass er sie alle tötet. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass das FBI als sie das Quartier stürmen die Mitglieder erschießen. Ich denke, das FBI darf das nur tun, wenn es nicht anders geht und ich denke, in dieser Situation hätte es auch anders gegangen. Die Hauptaufgabe des FBIs ist für mich eher, die Mitglieder festzunehmen, nicht sie zu töten. Außerdem erschien es mir auch so, als wäre das Paaring ShinichixShiho etwas mehr im Vordergrund stand als die BO und das FBI.

Trotz allem fand ich deine FF spannend und der Schreibstil war wirklich super! Herzlichen Glückwunsch zum 2. Platz!

Liebe Grüße,
Ranma
Von:  Varlet
2009-12-19T20:43:56+00:00 19.12.2009 21:43
Ich find den Epilog als Abschluss der Geschichte wirklich sehr gut gelungen. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, sie zu lesen. Und es tut mir Leid, dass die Kommis einw enig kleiner ausgefallen sind, aber ich wollte auch nicht immer wieder schreiben 'guter Schreibstil etc.'


So und nun komme ich mal zu der Bewertung für den Wettbewerb.
Du hast 54.5 Punkte von 80 gemacht. Ansich hat uns ja der Stil recht gut gefallen. Aber viele Stellen, waren einfach nichts für uns, und wir sahen es auch nicht für dieGeschichte als gut an. Es war einiges brutal gewesen, wo wir uns nicht dachten, dass es auch so wirklich laufen würde. Aber gut, das ist ansichtssache.
Uns ist an sehr vielen Stellen aufgefallen, dass die Tatsache, dass as FBI gegen die Orgi antritt, in deiner FF nur aus der Not vorhanden ist. FÜr uns ist es eher eine nette kleine ShinichixShiho Geschichte, wo du nur die Orgi und das FBi als mittel zum Zweck eingesetzt hast. Ansonsten haben wir allerdings nichts auszusetzen.
Von:  Varlet
2009-12-19T20:41:48+00:00 19.12.2009 21:41
Hmm also das Finale find ich ja wirklich gut geschrieben. Allerdings fand ich den Einsatz des FBIs und alles irgendwie wenig. Es war doch mehr eine Geschichte Orgi-Conan, und ein wenig FBI. Letzlich fand ich die Geschichte aber dennoch wirklich sehr gut geschrieben.

Von:  Varlet
2009-12-19T20:41:30+00:00 19.12.2009 21:41
Wie immer, war auch das Kapitel sehr gut geschrieben. Du weißt, wie man die Leser in seinen Bann zieht und wie man sie neugiuerig auf das nächste Kapitel macht. Ich war doch ein wenig überrascht gewesen, als ich einige Stellen gelesen hab, da ich nicht dachte, dass es darauf hinauslaufen würde.

Von:  Varlet
2009-12-19T20:41:19+00:00 19.12.2009 21:41
Irgendwie hatte ich hier schon vermutete, was passieren würde. Ich find es gut, dass du Akai ma richtig auftauchen ließt, aber irgendwie kommt es ein wenig spät, find ich. Aber mal sehn, was noch so passieren wird. Endlich geht es so richtig zur Sache^^

Von:  Varlet
2009-12-19T20:41:10+00:00 19.12.2009 21:41
Gerade musste ich ein wenig kichern. Das Zahlenrätsel war wirklich toll, ich steh ja auf solche Sachen xD und versuch dann auch immer mal wieder die mit zu lösen. Ich fand es auch gut, dass du sie eingesetzt hast, das war wirklichs ehr Conan-like gewesen.
Von:  Varlet
2009-12-19T20:40:57+00:00 19.12.2009 21:40
Auch das Kapitel war gut ausformuliert gewesen. Es hatte mich nur hin und wieder ein wenig gewundert, warum Conan Ai dann in den Arm nehmen konnte, obwohl er verletzt war, aber dann am Ende hatte ich es doch verstanden und gemerkt, warum du das so gemacht hast.
Ich fand es ein wenig hart, wie du das Kapitel so beschrieben hast, es machte mir eine richtige Gänsehaut, was eine FF wirklich nur selten schafft.
Von:  Varlet
2009-12-19T20:40:43+00:00 19.12.2009 21:40
Also wie zuvor, war das Kapitel schreib-technisch sehr gut dargestellt. Man konnte sich gut in die Charaktere hinein versetzen und verstehen, warum diese so handelten.
Ich fand es auf einmal ein wenig plötzlich, wie dann Korn und Chianti aufgetaucht waren, wobei ich mir schon dachte, dass sie auch vor kommen werden. Immerhin muss ja jemand, der auf weite Distanz schießen kann, sich um die Sache kümmern.
Es war spannend, wie die ganze Sache mit Conan und Ai ausgeht und ob sie es noch schaffen, aus der ganzen Geschichte heraus zu kommen.
Von:  Varlet
2009-12-19T20:40:06+00:00 19.12.2009 21:40
Hallohallo,

ich hab mit Freunde deine FF gelesen. Sie war wirklich gut geschrieben, mir hat vor allem dein Schreibstil gefallen. Wie du alles aufgeschrieben hast, war einfach super formuliert gewesen.
Man konnte sich alles wirklich authentisch vorstellen und ichhab mir sehr gut vorstellen können, wie die Charas handelten.
Ich finde, du hast besonders die Charaktere wie Gin sehr gut dargestellt.
Von: abgemeldet
2009-11-12T15:29:37+00:00 12.11.2009 16:29
Ich muss sagen..
Das war echt super hatte schon Angst um Aonan und Ai.
Aber sie leben ja noch yuhu^^
Echt klasse mach weiter so und das mit dem Auge fande ich etwas eklich aber sonst super und einwenig bultsprizen muss ja sein XD
Immer Weiter so=)

lg Mina^^


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