Zum Inhalt der Seite

Little by little

you gave me everything I wasn't dreaming of
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 6

Kapitel 6:
 

~

Little by little

The wheels of your life have slowly fallen off

~
 

Am nächsten Morgen wurde er durch ein Telefonklingeln geweckt. Müde rieb er sich über die Augen und tastete nach dem Hörer.

“Smith?“, nuschelte er und gähnte herzhaft.

»Guten Morgen! Sie wollten geweckt werden, Sir!«, sagte eine höfliche, weibliche Stimme auf japanisch.

Plötzlich war er hellwach. In Sekunden fiel ihm alles wieder ein und sein Herzschlag verschnellerte sich.

“J-Ja, danke! Könnten Sie mir ein Taxi bestellen, das mich in die Stadt bringt?“, fragte er haspelnd. Es war ungewohnt so früh am Morgen japanisch sprechen zu müssen. War er es doch gewohnt mittlerweile fast nur noch in Englisch zu sprechen. Einzig sein Bruder und er benutzten noch oft ihre Muttersprache, wenn auch nur vor Sam oder allein.

»Natürlich! Möchten Sie auschecken?«

“Nein, erst einmal nicht!“

»Wie Sie wünschen.«

“Danke!“, murmelte er zum Abschied und legte auf. Er atmete tief durch und schwang die Beine aus dem Bett. Es war sieben Uhr morgens und somit in L.A. grade mal 10 Uhr abends. Er könnte Sam anrufen und fragen ob sein Bruder immer noch glaubte, dass Noah mit seiner Klasse nach Santa Monica gefahren war.

Schließlich hatte er so schon ein verdammt schlechtes Gewissen ihn belogen zu haben, er brauchte nicht auch noch die Sorge ob er jetzt aufgeflogen war oder nicht.

Schwermütig schlurfte er ins Bad und nahm sich vor gleich nach einer kurzen Katzenwäsche anzurufen.
 

-.-.-.-
 

“In die Innenstadt, bitte!“, bat Noah höflich, nachdem er sich angeschnallt hatte. Der Taxifahrer nickte und reihte sich in die Schlange der Autos ein, die beeinflusst durch den frühen Verkehr am Flughafen schon eine beachtliche Länge angenommen hatte. Doch davon ließ Noah sich nicht stören. Er kannte es nicht anders. Wenn er in L.A. mit Sam, der schon einen Führerschein und ein Auto besaß, herum fuhr oder doch ein Taxi nahm, war es ebenso.

Er seufzte tief und sah aus dem Fenster.

Viel hatte sich eigentlich nicht verändert, aber es sah alles so völlig fremd aus. Irgendwie fühlte Noah sich etwas sehr verloren. Vielleicht hätte er Sams Angebot mit zu fliegen doch annehmen sollen. Allerdings hatte sein bester Freund es so schon nicht wirklich verstanden, weshalb es Noah so wichtig war nach Japan zu fliegen. Es hätte alles nur unnötig verkompliziert, wenn Sam wirklich mitgekommen wäre.

Und so konnte er ihre Lehrerin im Auge behalten, die sich ja unglaubliche Sorgen um den ach so kranken Noah machte und dafür sorgen, dass sie nicht doch einfach aus lauter Führsorge mal bei Mathew anrief um zu fragen, wie es ihm denn ginge.

Noah wollte sich die Konsequenzen gar nicht erst ausmalen, die ihn dann erwarten würden.

Sam hatte ihn wenigstens in der Hinsicht beruhigt und er wusste, dass er einen Anruf frühestens morgen früh um fünf Uhr erwarten konnte. Denn dann war es in Los Angeles und Santa Monica erst acht Uhr abends des vorangegangen Tages.

Er hasste diese Zeitverschiebung, doch ändern konnte er es nicht und er wartete nur auf die Nebenwirkungen, auch genannt Jetlag.

“Sir, wo möchten Sie genau hingebracht werden?“, fragte der Taxifahrer und holte den Teenager so aus seinen konfusen Gedanken.

“Ich...bitte bringen sie mich in das Game-Center von Herrn Muto!“, bat er und erntete einen verdutzten Blick.

“Das Game-Center? Sie meinen das Center von Herrn Devlin, oder?“, fragte der Mann verwirrt und Noah blinzelte irritiert.

“Existiert das von Herrn Muto nicht mehr?“, fragte er mit krächzender Stimme.

“Nein, schon seit zwei Jahren nicht mehr. Der Inhaber konnte es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr führen und deshalb hat Herr Devlin es aufgekauft um es zu erhalten und weiter zu führen.“, erklärte er und Noah wurde schlecht.

“Steht...Steht denn das Gebäude noch?“, fragte er und rutschte etwas nach vorn, damit der Fahrer sich nicht zu sehr nah hinten drehen musste, schließlich fuhr er das Auto ja immer noch.

“Ja, das steht noch. Aber es ist mittlerweile ein Spiel-Treffpunkt für die Kinder geworden. Mein Sohn geht fast jeden Tag dorthin, weil dort ein gewisser Yugi Muto Tipps und Hilfestellungen gibt. Verkauft wird nur in dem großen Geschäft gegenüber.“, erklärte der Mann weiter und bog auf eine andere Straße.

“Sie waren wohl lange nicht mehr hier, oder?“

Stoisch schüttelte er seinen Kopf und versuchte den Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken.

“Seit drei Jahren nicht mehr.“, nuschelte er.

“Oh, haben Sie denn dann noch mitbekommen, was mit der Kaiba Corporation und den Kaibas passiert ist?“

Noah krächzte etwas für den Fahrer unverständliches. Der sah kurz durch den Rückspiegel nach hinten und seufzte.

“Wahrscheinlich nicht, so wie Sie reagieren. Die Kaibas sind bei einer Explosion ums Leben gekommen und alles was diesem Seto Kaiba gehörte ist in den Besitz eines gewissen Joey Wheelers gefallen.“, erklärte er und reihte sich in die Blechschlange ein, die vor einer roten Ampel stand.

“Erzählen Sie bitte weiter.“, wisperte Noah leise und starrte mit leerem Blick auf den Sitz vor ihm.

“Na wenn Sie wünschen. Also, niemand weiß weshalb es ausgerechnet dieser Junge geworden ist. Zu dem Zeitpunkt war er schließlich erst 18 Jahre alt und laut Presse nicht der beste Schulabgänger. Er hatte gerade eine Ausbildung zum Koch angefangen. Allerdings war er bei der Explosion mit dabei. Er hat überlebt, weil er zu dem Zeitpunkt auf dem Parkplatz gewesen ist. Wenn auch verletzt. Jedenfalls hat er alles überschrieben bekommen und führt die Firma seit dem. So weit ich das beurteilen kann macht er es sogar Recht gut. Meine Frau arbeitet dort und sie sagte auch wenn der Chef sehr streng ist und dem Herrn Kaiba sehr ähnlich in seiner Verhaltensweise, so macht er täglich Gewinne. Die Firma hat nicht einmal rote Zahlen geschrieben. Selbst kurz nach dem Tod der Kaibas nicht, die Aktien und der Kram sind zwar ganz schön in den Keller gegangen, aber dieser Wheeler hat das Ruder grade rechtzeitig rumgerissen. Er hat mit Hilfe eines Investors ein Computerspiel auf den Markt gebracht, das eingeschlagen ist wie eine Bombe. Mein Sohn ist ganz begeistert davon!“

Noah schluckte wieder hart.

“Woher wissen Sie das alles?“, fragte er und versuchte ruhig zu bleiben. Er hatte immer mehr das Gefühl irgendwie erdrückt zu werden.

“Na das stand alles ganz groß in den Zeitungen und lief im Fernsehen. Ganz Japan hat wochenlang die Entwicklungen verfolgt. Schließlich ist die Kaiba Corporation für die Japaner ein wichtiger Arbeitgeber und in alle möglichen technischen Vorgänge und Produktionen involviert! Der arme Junge tat mir fast schon Leid so oft und viel wie er verfolgt worden ist. Das der sich einen anderen Wohnort als die Villa ausgesucht hat ist eigentlich nicht verwunderlich. Auch nicht, dass er so zurückgezogen lebt. Ich wollte mein halben Lebenslauf auch nicht gern morgens im Fernsehen erzählt bekommen. Oh wir sind da!“

Das Taxi hielt und Noah sprang fast schon fluchtartig aus dem Taxi.

Er kramte fahrig in seiner Hosentasche nach Geld und reichte es dem Mann, der ihn verwirrt ansah, durchs Fenster.

“Stimmt so und Danke!“, nuschelte Noah und beeilte sich vom Taxi weg zu kommen.

Er fühlte sich mehr als unwohl. Das was der Mann ihm da alles erzählt hatte. Das hörte sich so schrecklich an. Gewissensbisse machten sich in ihm breit, während er sich dazu zwang auf das Haus zu zugehen, in welchem früher der kleine Spieleladen der Mutos gewesen war.

Kurz vor der Tür blieb Noah stehen und starrte sie an.

Er wusste nicht ob es eine gute Idee war oder nicht. Einerseits wollte er sich davon überzeugen, dass das was der Mann ihm im Taxi erzählt hatte wirklich alles geschehen war und andererseits hatte er Angst davor.

Er wollte irgendwie nicht wahr haben, dass ich so viel verändert hatte. In seinen Augen viel zu viel.

“Möchtest du zu uns?“

Erschrocken zuckte Noah zusammen und wirbelte unüberlegt herum.

Ihm gegenüber standen zwei Leute.

Ryo und Yugi.

Beide sahen ihn verdutzt an und blinzelten. Noah schüttelte reflexartig den Kopf bevor er doch nickte.

“J-Ja, ich...ich wollte mir die Stadt angucken und dann wurde mir dieser Tipp gegeben.“, erklärte er und achtete penibel darauf möglichst viel Akzent mitschwingen zu lassen. “Oh, du kommst nicht von hier?“, fragte nun Ryo und wieder nickte Noah.

Sein Herz raste, seine Hände waren schwitzig und er betete, dass er sich nicht verriet.

Mittlerweile war er davon überzeugt die größte Schnapsidee des Jahrhunderts gehabt zu haben, doch ändern konnte er es nicht mehr.

“Nein, ich...ich bin aus Los Angeles!“, stammelte er und Yugi lächelte ihn freundlich an.

“Oh, da ist doch grade diese große Spiel-Messe und dann bist du hier in Japan?“

Noah grinste gequält.

“Ich war schon da, ich bin gestern Abend erst hier gelandet!“

“Achso? Na dann komm mal rein!“, meinte Yugi immer noch freundlich und öffnete die Tür die Noah so feindselig angestiert hatte. Eher widerwillig setzte er sich in Gang und betrat den Laden.

“Thea? Wir sind wieder da! Und wir haben einen Gast mitgebracht!“, rief Yugi in den noch recht leeren Laden. Noah fühlte sich seltsam fremd hier. Es kam ihm so viel bekannt vor und doch war wieder alles fremd. Sogar die Person, die vor ihm lief und die die ihm folgte erschienen ihm so fremd, dass es weh tat.

“Um diese Uhrzeit?“, rief eine weibliche Stimme und riss Noah aus seinen Beobachtungen. Sein Blick wandte sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und er schluckte hart, als er Thea aus einem Raum hinter der Theke treten sah.

“Oh Hallo!“, begrüßte sie ihn direkt und lächelte ebenfalls herzlich. Noah drehte es den Magen um.

“Das ist - wie heißt du eigentlich?“, fragte Yugi nun und wand sich wieder an Noah. Der lächelte schief und atmete tief durch.

“Ich heiße Noah!“, meinte er und sah sich dann wieder im Laden um. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren um eine Lösung für diese Situation zu finden.

“Hallo Noah!“, sagte Thea und er nickte leicht.

“Darf ich mich hier mal umsehen?“, fragte er um etwas Distanz zwischen sich und die anderen zu bekommen. Yugi nickte.
 

“Er kommt extra aus Los Angeles!“, meinte Ryo feixend, aber leise und lehnte sich an den Tresen.

“Da waren doch auch Duke und Joey, oder?“, fragte Thea ebenso leise und beobachtete den fremden Gast. Dann seufzte sie.

“Ich hab vorhin mit Tristan telefoniert. Er hat mir nichts Genaues verraten, aber Duke und Joey scheinen sich ganz schön gestritten zu haben. Duke war völlig fertig, meinte er. Duke macht sich Sorgen um Joey und hat noch nicht erzählt was alles genau vorgefallen ist. Und Tristan macht sich Sorgen um Duke, weil ihm das so nahe geht.“, erzählte sie im Flüsterton und Ryo seufzte, genauso wie Yugi.

“Ich hatte gehofft, dass wenigstens Duke noch Zugang zu ihm findet. Aber wenn ich das jetzt so höre…“, murmelte Yugi und strich sich durch seine Haare.

“Er will sich nicht helfen lassen und ich weiß nicht was wir noch tun können. Serenity ist gestern in Tränen ausgebrochen als Joey sie einfach weg gedrückt hat. Er hat sie weg gedrückt! Seine eigene Schwester!“, meinte Thea und stürzte ihr Gesicht in die Hände.
 

Noah schluckte hart. Er tat so als ob er sich ein ausliegendes Fotoalbum ansehen würde, doch er hatte keinen Fokus dafür. Alles was er wahrnahm war das leise Gespräch der drei. Und das half nicht grade ihn wieder zu beruhigen. Es machte alles nur noch schlimmer. Auch wenn er froh war, dass sie ihn offensichtlich nicht wieder erkannt hatten oder auch nur einen Verdacht schöpften so fühlte er sich einfach nicht mehr in der Lage weiter zu zuhören. Er klappte das Buch zu und drehte sich wieder um.

“Vielen Dank, ich denke ich werde rüber gehen. Ich wollte mir noch ein paar Karten angucken.“, haspelte er und schob eine Abschiedsfloskel hinterher. Die drei waren zu überrascht von diesem plötzlichen Aufbruch als das sie noch großartig etwas sagen konnten.

“Scheiße!“, fluchte Noah leise und fuhr sich mit immer noch zittrigen Fingern durch die Haare.
 

-.-.-.-
 

»Nächste Haltestelle: Städtischer Friedhof«

Die sanfte, weibliche Stimme aus den Lautsprechern ließ ihn aufhorchen und seufzend erhob er sich aus seinem Sitz. Er hatte kurz nach einem kleinen Abstecher in dem Spieleladen von Duke die Bibliothek aufgesucht und dort den ganzen Vormittag verbracht um alte Zeitungen zu durchforsten. Zu seinem Schrecken hatte der Taxifahrer nicht übertrieben.

Joey war wirklich Wochenlang belagert worden. In allen Zeitungen standen Artikel. Sogar in überregionalen und vor allem in Wirtschaftsmagazinen.

Und dabei hatten sie wirklich nichts ausgelassen. Zwar unterschieden sich der Fokus und das Niveau zwischen den Artikeln, aber im Großen und Ganzen war Joey auseinander gerissen worden und so wie es den Presseleuten gefallen hatte wieder zusammengesetzt worden. Es ging von der einfachen Frage des Warums? bis hin zu Mordverschwörungen, die angeblich von Joey höchst persönlich initiiert worden waren.

Irgendwann war es Noah zuviel geworden und er hatte sich auf den Weg zum Friedhof gemacht.

Er wollte sie sehen. Er wollte die Gräber der beiden sehen.

Mit schnellen Schritten lief er den Gehweg entlang, der zum Eingang des großen Ruheortes führte. Nach kurzem suchen fand er das was er suchte. Dann machte er sich auf den Weg und nach einiger Zeit konnte er den kleinen Hügel sehen, der für die Gräber berühmter Persönlichkeiten gedacht war. Noah fand das zwar albern, doch ihm gingen gerade andere Gedanken durch den Kopf als darauf einen zu verschwenden.

Je näher er kam, desto schneller wurde sein Herzklopfen. Seine Hände wurden schwitzig und der Kloß in seinem Hals schien ihn von innen her ersticken zu wollen. Trotzdem setzte er weiter einen Fuß vor den anderen.

Abrupt blieb er stehen als der normale Weg nicht mehr weiter ging. Doch er brauchte nicht weiter zu gehen. Direkt vor ihm, keine drei Schritte entfernt standen sie. Die beiden Grabsteine, die die Gräber von Seto Kaiba und seinem kleinen Bruder Mokuba Kaiba bezeichneten. Sie waren aus hellem Marmor gefertigt und die Buchstaben herausgeschlagen.

Schlicht und edel, genau wie die Blumendekoration.

Einen Moment starrte er fast schon apathisch auf die beiden mannshohen Steine. Dann atmete er tief durch und fuhr sich übers Gesicht.

“Was haben wir nur getan?“, wisperte er fragend in die drückende Stille. Doch eine Antwort bekam er nicht.

Plötzlich hörte er hinter sich gleichmäßiges Steinknirschen. Erschrocken drehte er sich um und sah durch die paar Bäume die hier standen und unsinniger Weise Schatten spendeten, eine Gestalt hier hoch laufen. Sie hatte einen schwarzen Regenschirm gespannt und bewegte sich zielstrebig aber langsam auf ihn zu. Noch war nicht zu erkennen wer es war, doch er legte nicht sonderlich Wert darauf. Schnell und darauf bedacht die kleinen Kiessteinchen auf dem Weg nicht zu sehr zum knirschen zu bringen hastete er hinter einen breiten Stein, der neben dem Grab der Kaiba-Brüder stand. Er war wesentlich breiter und hatte einen ausladenden Kranz obenauf, der es ihm möglich machte sich dahinter zu hocken, mit der guten Chance nicht entdeckt zu werden.

Angespannt lauschte er in die Stille. Er hörte wie leichter Regen auf die Blätter der Bäume plätscherte und er hörte, wie das knirschen immer lauter wurde.

“Oh scheiße!“, wisperte er leise und betete, dass die Person nicht lange zu bleiben gedachte.

Vorsichtig lugte er unter dem Gestrüpp des Kranzes hervor und unterdrückte ein keuchen.

Warum ausgerechnet er?, fragte er sich in Gedanken und presste sich noch näher an den Stein. Er durfte auf keinen Fall riskieren, dass Joey ihn entdeckte. Er hatte Noah schon in L.A. getroffen. Es würde nur unnötige und vor allem sehr unangenehme Fragen aufwerfen, wenn Joey ihn hier fand.

Noah hörte, wie Joey stehen blieb. Eine für ihn unerträglich lange Zeit blieb alles still. Nichts tat sich. Nur der Regen plätscherte weiter vom Himmel und ließ Noahs Kleidung langsam feucht werden.

Irgendwann hörte er, wie wieder Kies knirschte, dann hörte er dumpfe Schritte auf dem Gras. Er hielt die Luft an, als er Joeys Beine keinen Meter von ihm entfernt stehen sah. Ihm wurde schlecht und er presste sich eine Hand auf den Mund.

“Du bist ein Arschloch!“, hörte er Joey wispern und musste schlucken. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung und er konnte nicht anders als den Kopf leicht zu drehen.

Dort stand Joey. Der Regenschirm war mittlerweile zugemacht und lag vorne auf dem Weg. Joey selbst stand direkt, ungeachtet der Blumendeko, vor den beiden Steinsäulen. Doch er fixierte nur eine. Die von Seto Kaiba.

“Du bist so ein Arschloch weißt du das? Weißt du eigentlich was du mir angetan hast? Du und deine scheiß Firma haben mich zu einer perfekten Kopie deiner selbst gemacht! Ich bin ein kaltes berechnendes Arschloch geworden. Ich streite mit meinen Freunden und arbeite die Nächte durch. Ich tue alles um deine beschissene Firma über Wasser zu halten und du? Egal wie lange ich arbeite. Egal wie viele Millionen ich für dich scheffel. Du verrätst mir einfach nicht warum ich das hier alles tue! Du verdammtes Schwein schweigst dich aus! Du schweigst wie ein Grab!“

Heiße brennende Tränen rannen Noah über die Wangen und seine Hand, die immer noch auf seinem Mund gepresst war. Er hörte die tief gehende Verzweiflung in Joeys Stimme und die noch verzweifeltere Frage nach dem Warum. Er hörte das alles und es bohrte sich tief in seine Brust. Bis es so weh tat, das er nicht anders konnte als seinen Tränen freien Lauf zu lassen.

“Du schweigst wie ein Grab, du verdammtes Arschloch und dabei liegst du noch nicht einmal drin! Ich weiß nicht wo du bist. Wo das ist was von dir übrig geblieben ist. Von dir und Mokuba gibt es nicht mehr als die einfache Erinnerung, die immer mehr verblasst. Immer mehr und mehr! Ich sitze jeden Tag in deiner Firma. In deinem Büro und mache deine Arbeit. Beschäftige dein Personal und trotzdem gerät alles mehr und mehr in Vergessenheit. Mokuba ist kaum noch bekannt und selbst du, der ach so tolle und große Kaiba wird mit jedem Tag mehr eine Zahlenstatistik. Jeder geht seinem normalen Leben nach. Und ich? Ich mache das was du von mir verlangt hast. Ich tue all das trotzdem. In der naiven Hoffnung die Zeit anhalten zu können und weiß noch nicht einmal warum! Du bist der einzige der es weiß und du sagst es nicht. Mit keinem einzigen Wort. Weder ein Brief noch sonst irgendwas hab ich gefunden. Nichts! Nichts! Weil du gestorben bist und mich allein zurück gelassen hast. Dabei hast du mich doch immer als Köter beschimpft, als kleinen, unfähigen Hund. Einen Hund lässt man nicht so im Regen stehen, wie du es getan hast! Warum hast du mich allein gelassen? Wieso hast du dich einfach verpisst? Wieso hast du mir nie die Möglichkeit gelassen mich zu entschuldigen? Zu sagen, dass es mir Leid tut, was ich dir damals entgegen geschleudert habe? Wieso hast du dich einfach verpisst? Sag es mir!“

Mit jedem Wort wurde Joeys Stimme kraftloser und leiser und trotzdem verstand Noah jedes Wort als ob Joey direkt zu ihm sprechen würde. Mit nun beiden Händen auf den Mund gepresst versuchte er seines Körpers Herr zu werden, doch er wurde von den stummen Schluchzern geschüttelt, die Joey wohl nie in Besitz genommen hatten. Denn auch jetzt konnte Noah trotz seiner mit Tränen durchtränkten Sicht sehen, dass Joeys braune Augen einfach nur leer waren.

Leer und seelenlos.

Oh Gott...was haben wir ihm angetan?, dachte Noah und schloss gepeinigt die Augen.

Er versank völlig in dem Schwarz, dass von Gefühlen nur so durchtränkt war.

Trauer, Verzweiflung und Schmerz vermischten sich miteinander und ergaben ein fast unerträglich bitteren Zustand und über allem lastete ein Gefühl das ihn zu erdrücken versuchte.

Tiefe Schuld.
 

Kapitel 6: Fin


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 7:

“Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte Joey direkt und der nun wirklich offensichtliche Boss des Duos grinste.
“Sie sind direkt Mr. Wheeler. Das gefällt mir. Deshalb möchte ich auch direkt werden. Uns sind gewisse Informationen zu Ohren gekommen die besagen, dass es nicht mit Rechten Dingen zu geht. Dass Sie die Kaiba Corp. leiten soll laut dieser Informationsquellen nur die Ablenkung sein um jemand anderen zu verstecken! Wir sind an den Personen, die Sie verstecken interessiert und verlangen jetzt Auskunft!“
Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  JounouchiKatsuya
2009-07-25T18:33:26+00:00 25.07.2009 20:33
Uilala ô.o
Also irwie habsch ja das Gefühl, das da irwas im Busch ist xD
Ich komme schon noch drauf, ich habe auch eine Ahnung und ich bin mir sicher die Ahnung ist richtig ;)
harhar
Ich freue mich schon auf das Kapitel in 2 Wochen ^^ und schönen Urlaub.
Von: Karma
2009-07-25T14:38:12+00:00 25.07.2009 16:38
Oh Mann, das wird ja von Kapitel zu Kapitel schlimmer.
.____.
Ich weiss schon, warum ich's eigentlich noch gar nicht weiterlesen wollte. Aber nyan, meine verfluchte Neugier hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
^^°
Hm, was soll ich sagen? Ich musste zwar Wasser aus den Augen wegblinzeln, aber glücklicherweise hat's nicht angefangen zu laufen. Dann hätte ich nämlich heute den ganzen Tag nicht mehr aufgehört zu heulen. Ich kenn mich ja.
-.-

Nyan, ich wünsch Dir viel Spaß in Deinem Urlaub und bin schon gespannt, wie's danach hier weitergehen wird.
*wink*

Bis dann!

Karma
Von:  CherryKiss
2009-07-25T12:00:52+00:00 25.07.2009 14:00
Git war das hart...Mokubas Schuldgefühle und Joey einfach leer...
Ich glaube das war das schlimmste...Keine Träne, Kein Gar nichts...
OHHH schreib bitte schnell weiter! Mein Gott das ist ja nicht zum aushalten! Ich will das alles wieder gut wird^^ *bettel*
Hach aber erstmal kannst du Joey Matthew naja wohl eher Kaiba die Meinung ins Gesicht sagen lassen!
=D *daumen hoch* Mach weiter so!
Liebe Grüße
Luisa
Von:  kuestenfee1
2009-07-25T11:50:03+00:00 25.07.2009 13:50
Die Geschichte gefällt mir.
Und wenn ich das richtig gelesen habe, sind Mokuba und Seto gar nicht tot, sondern haben nur eine andere Existenz angenommen. Und so wie es sich für mich anhört sind sie in soetwas wie einem Zeugenschutzpogramm.
Fragt sich nur wer hinter ihnen her ist und warum. Und warum ausgerechnet Joey die Firma weiterführen sollte.
Vielleicht, weil Seto wusste, dass es Joeys Stolz verbieten würde diese Firma zu verlieren, oder vielleicht doch, weil er Joey mag und ihm eine Chance geben wollte es zu beweisen?
Aber ist Seto wirklich so kalt, oder macht er sich doch Sorgen um Joey, jetzt wo er ihn gesehen hat?
Und was macht Mokubajetzt, nachdem er gesehen hat, wie sehr Joey leidet?

Bin schon sehr gespannt.

lg kuestenfee
Von:  MaiRaike
2009-07-25T00:38:48+00:00 25.07.2009 02:38
Du hast wirklich eine Art zu schreiben, die mich unglaublich bewegt.
Ich kann mich in absolut alle Charaktere hineindenken und mit ihnen mitfühlen. (Was ich damit sagen will? Toller Schreibstil!)

Joey tut mir leid. Aber ich bin erleichtert, dass er seine Menschlichkit anscheinend noch nicht ganz verloren hat. Zumindest kann er noch trauern und sauer sein. Das lässt bei mir Hoffnung aufkommen, dass er auch wieder lachen können wird.

Ich finde es tol, das Noah (ich nehm einfach mal den Namen) wieder in Japan ist. Hoffentlich klärt sich dadurch im Laufe der Zeit auf, warum alles so kommen musste.

Lg
Von:  Yoshy03
2009-07-24T21:24:37+00:00 24.07.2009 23:24
Oh gott, das ist echt hart der arme Joey^^
und ha schluck das Noah. da siehst du mal was ihr gemacht hab. Aber das hätte net Noah sondern Mathew sehen mussen. mal sehen, ob der dann immer noch sagt, dass es nun mal so sein musste

eigentlich bin ich traugig , dass ich jetzt zwei wochen warten muss^^
aber der vorspann entschädigt. ich hoffe das Kappi wird so wie ig hoffe. da darfst du auch mal zwei wochen pause machen^^

ich wünsch dir viel spaß bei sonne strand und meer^^
Von:  Coppelius
2009-07-24T21:05:51+00:00 24.07.2009 23:05
joey tut mir wirklich wahnsinnig leid*snief*
joey zerbricht daran,mokuba und seto sollten schleunigst wieder auftauchen,bevor es richtig ungemütlich wird!!!!!!!!!!!!!!
geiles kappi^^
sehr gut gemacht^^
weiter so^^
Von:  Noir10
2009-07-24T20:17:38+00:00 24.07.2009 22:17
Das ist echt hart ,muss einfach mal wieder sagen wie leid mir Joey tut und im nächsten kappi hat er es anscheinend auch nicht einfacher. hach!!
^^-^^



Zurück