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Vertragsbruch

Das Versprechen, ihn nie alleine zu lassen
von

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Familienbesitz

Aleister Merryweather blickte zufrieden in die Menschenmenge.

Nach seiner kurzen Ansprache legte der DJ die nächste Platte auf und ein paar Angestellte trugen Vitrinen in den Saal hinein, die einige Gegenstände beinhalteten, die der Nachfahre der Viscounts von Druitt zu „wohltätigen Zwecken“ versteigern wollte.

Gegenstände, die sehr wertvoll waren; passend zu ihnen hatte er die Location für seine Party gewählt. Der Schmuck und die edlen Sachen, die Aleister anbot, waren Fundstücke von alten Familien; einige von seiner eigenen Familie, andere von welchen, die anscheinend keine Sprösslinge mehr hatten, so wie die Middlefords oder die Phantomhives. Meist waren diese anderen Gegenstände... nicht ganz legal in den Besitz des Spielzeugherstellers gekommen.

Viele Schaulustige tummelten sich nun um die großen Glaskästen, in denen die Schätze auf königsblauem Samt lagen.

Diesen Stoff hatte Aleister aus einem bestimmten Grund ausgesucht: Er passte so gut zu dem Herzstück seiner Sammlung. Der Familienring der Phantomhives hatte lang als verschollen gegolten, doch durch einige Wege, einer bedenklicher als der andere, war Aleister zu Ohren gekommen, wo er war und wir er ihn sich beschaffen konnte. Neben dem Ring mit dem großen, äußerst seltenen blauen Diamanten lag eine silberne Anstecknadel. Sie zierte das Wappen der Phantomhives; allen Anschein nach die Anstecknadel des Butlers der Phantomhives.

Aleister war fasziniert von der Legende dieser sagenumwobenen Familie; die „bösartigen Adeligen“, die „grausame Noblesse“ des englischen Adels, „der Wachhund der Königin“. Alles Begriffe, über die er schon in so vielen Büchern gelesen hatte. Einer von dieser interessanten Familie hatte es ihm besonders angetan: Earl Ciel Phantomhive, der letzte Spross dieser Familie, mit dem sie ausgestorben ist. Der Legende nach war er entführt worden, als seine Familie umgebracht worden war, und kam mit einem Butler zurück, der seitdem niemals seine Seite verlassen hatte, bis er mit ihm verschwunden war. Einige dachten, der Butler wäre vielleicht ein Geist oder ein Vampir gewesen. Jedenfalls war Ciel Phantomhive in seinem zarten Alter von nur 12 Jahren angeblich der aktivste aller „Wachhunde der Königin“ gewesen, viel aktiver als die vorigen Earls des Phantomhive Anwesens. Gleichzeitig war er der erfolgreichste Firmenbetreiber gewesen - nach seinem Vorbild wurde auch Aleister zum Spielzeugfirmeninhaber.

Warum dieser jedoch so unglaublich fasziniert von dem letzten der Phantomhives war, lag eigentlich hauptsächlich an einem Portrait, dass er als kleiner Junge einmal gesehen hatte: Ein Junge, ein paar Jahre älter als er, mit dunklem Haar, saß in einem altmodischen Sessel, hinter ihm stehend, wie ein Bodyguard heutzutage, bloß um einiges edler, sein mysteriöser Butler. Die Züge Ciel Phantomhives waren von einer solchen Schönheit, dass Aleister, der schon immer die Ästhetik geliebt hatte, sich auch nun in dieses Portrait verliebte.

Er würde den Ring und die Anstecknadel nie verkaufen.

Das andere Zeug konnte von ihm aus wegkommen, seine eigene Familie war ihm egal.

Die Andenken an die Middlefords waren ihm auch teuer - der Geschichte nach war Elizabeth Middleford Ciel Phantomhives Verlobte gewesen, die, aus Trauer um ihren verschwundenen Geliebten, nie geheiratet hatte und somit auch die Middlefords aussterben ließ. Allerdings würde er die Middlefordschen Gegenstände für den richtigen Preis dann doch an den Mann bringen - schließlich dachte er nicht daran, den Erlös zu spenden. Seine Firma brauchte dringend neues Kapital, sonst würde sie nun endgültig von der Firma dieses Chambers verdrängt werden.

Chambers... Ich sollte mich ihm endlich einmal vorstellen lassen... Der soll doch noch ein Balg von neunzehn Jahren sein... Irgendwer muss mir noch seinen Vornamen sagen, nicht, dass ich mich blamiere.
 

„Er ist es“, flüsterte Ciel.

Sebastian grinste. „Ja, Viscount von Druitt. Oder besser gesagt, sein Nachfahre.“

Böse Erinnerungen beschlichen Ciel, die beim Anblick von Lizzys rosafarbenem Kleid nicht besser wurden.

„Ich muss mich ablenken. Komm, wir schauen nach, was in den Vitrinen ist.“

„Yes, my Lord.“ Herr und Butler machten sich auf den Weg, die beiden Todesgötter hinter sich lassend.

„Sebas-chan, wo willst du hin, ohne mich?“ Grell wollte ihnen nachgehen, doch der Undertaker hielt ihn zurück. „Wir können sie auch noch ein anderes Mal warnen... khihihi... Vielleicht auch gar nicht? Vielleicht wäre es ohne Warnung lustiger?“

Grell sah skeptisch (und mit Tränen in den Augen) zu dem anderen Shinigami herüber. „Und wenn Sebastian etwas passiert?“

Die seltsame Gestalt, die schon alle Blicke auf sich zog, genauso wie seine rote Begleitung, zog es vor, nicht auf diese Frage einzugehen, war sie doch zu interessant, um sie totzudiskutieren.

„Wollen wir tanzen?“, frage der Undertaker stattdessen und kicherte gleich darauf, als er in den Augen Grells sehen konnte, wie jeder Gedanke an den Dämon verflog.
 

Aleister suchte nach seinem persönlichen Assistenten, der ihm bei der Frage, wie Chambers‘ Vorname und wer von den Anwesenden nun dieser Bengel sei, helfen sollte.

„George, komm mal her!“, rief er ihn. Er stand hinter der Vitrine mit dem Ring und der Anstecknadel der Phantomhives.

„Hier bin ich.“ So schnell er konnte war Aleisters Assistent George herbeigekommen. Schließlich versprach er sich auch etwas von dem Geld, das hier zusammen kommen könnte. Geld...

„Ah, Mr. Merryweather, Sir, haben Sie sich nun doch entschlossen, auch die Phantomhive-Gegenstände zu verkaufen? So viel Geld würden sie unserer Firma einbringen....“, sagte er, nachdem er den die Sachen in der prunkvollsten Vitrine gleich vor ihm gesehen hatte.

„Psscht, nicht so laut!“, ermahnte ihn sein Boss zischend. „Erstens ist der Erlös für wohltätige Zwecke gedacht und zweitens wollte ich sie nur angeblich verkaufen. Das Geld für die hübschen Teile will ich haben, aber sie bleiben trotzdem in meinem Besitz... wenn du weißt, was ich meine“, fügte er noch mit einem Grinsen hinzu.

George verstand natürlich.

„Ah ja, George, was ich dich fragen wollte... Wie heißt dieser Bengel Chambers eigentlich mit Vornamen? Schließlich muss ich mit ihm sprechen.“

„Sir, er heißt...“

„...Ciel“, ertönte es hinter ihnen. Dort standen Ciel und Sebastian, die die ganze Unterhaltung mitgehört hatten. Siegesgewiss strahlte Ciel auf eine eher unkindliche Art über sein ganzes Gesicht.

„Das war‘s dann wohl mit dem großen Geschäft, Mr. Merryweather...“, sagte der junge Mann.

Sofort hatte Aleister das Portrait vor seinen Augen.

,Ciel‘... Diese Haare... Diese Ausstrahlung... Dieser Butler...

Aber nein, das kann ja gar nicht sein.

Sofort setzte der große, blonde Mann wieder eine gefasste Miene auf und versuchte, alles zu leugnen. „Ah, Mr. Chambers, wie gern ich Sie schon immer mal kennenlernen wol...“

Ciel Chambers‘ Gesichtsausdruck brachte ihm zum stocken. „Mr. Chambers?“

„Mein... Mein Ring... Und deine Anstecknadel... Wie...?“ Mit großen, verschiedenfarbigen Augen blickte Ciel von der Vitrine, die er lange angestarrt hatte, hinauf zu Sebastian, der wie immer süffisant lächelte.

Ihr Ring...?“ Nun stand auch dem Nachfahren der Druitts, der ziemlich daran interessiert wäre zu wissen, dass er nicht nur ein Nachfahre, sondern auch eine Wiedergeburt war, der Mund offen.

Sie sind es wirklich! Wie ist das nur möglich, wie kann das nur sein?“

George ging ein paar Schritte zurück, nicht wissend, was er zu der Entrückung dieser beider Firmenbesitzer sagen sollte. Nicht wissend, was das hier alles zu bedeuten hatte.

„Aber... das ist doch unmöglich!“, stammelte Aleister weiter. „Aber ihre alabasterfarbene Haut... das Anlitz so schön wie das eines Rotkelchens (Ciel schauderte), ihr Haar, ihre Haltung...“

Ciel hatte sich im Gegensatz zu Aleister wieder gefangen und fragte: „Wie viel verlangen Sie?“

George sah, dass sein Boss unfähig war, zu antworten. „Diese beiden Gegenstände stehen nicht zum Verkauf“, erklärte er.

Sebastian indessen beäugte den faszinierten, in Weiß gekleideten Mann mit wachsendem Unmut. „Ich glaube, wir sollten gehen, bocchan.
 

Will hatte heute eine Seele zu holen, die er schon vor einiger Zeit holen musste. Sie wurde aber wiedergeboren.

Wie so viele Seelen aus dem Umfeld Ciel Phantomhives.

Dessen Name brachte ihn sofort zu dem nächsten: Sebastian Michaelis.

Oh, wie er ihn hasse.

Wie wenig er es verdient hatte, wieder hier in dieser Welt zu weilen, und noch bei der Seele, die er so begehrte. Wüsste William es nicht besser, würde er meinen, dieser Dämon hege gar Gefühle für diese Seele.

Doch das war Unsinn. Schließlich sind Dämonen nicht dazu in der Lage, Gefühle für irgendetwas zu hegen. Dämonen haben nur Hunger.

Er schob sich seine Brille wieder zurecht und blätterte in seinem Notizheft.

Er war schon spät dran. Also machte er sich auf, um die Seele zu holen.
 

Die Party war zuende.

Sie war ein voller Erfolg gewesen, natürlich, und hatte der Firma Merryweathers viel Geld eingebracht.

Aber dieser saß weiterhin im Dunkeln und dachte nicht an Geld.

Dachte nur an das Rotkelchen, dass ihm heute in den Armen des großen, schwarzen Raben entflogen war.

Doch es würde wiederkommen, er würde sich sein Eigentum wiederholen, das wusste Aleister.

Der Mond schien hell in den Saal, in dem er allein mit seiner Vitrine war. Zärtlich strich er über sie, hinterließ Fingerabdrücke... Das einzige, was ihm zur Lösung des Rätsels helfen konnte.

Wie kann es sein, dass jemand, der schon so lange tot ist, unter den Lebenden weilen?

Und dazu noch so ein Charakter, so ein Junge, so eine Schö...

Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment wurde er von einem silbernen Messer aufgespießt. Blut verunstaltete den reinen, weißen Anzug des Firmenbesitzers und mit letzter Kraft drehte er sich um und sah, wer ihn erstochen hatte.

Der Butler, der Dämon mit den roten Augen und den Schlitzen als Pupillen.

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen...

Viscount von Druitt... Ich...

Er war tot.

„Ich habe ihn immer gehasst.“ Aus dem Schatten trat Ciel Phantomhive in das Mondlicht, in seinem violetten Auge strahlte das Zeichen des Vertrags mit gleicher Intensität wie Sebastians Rot in seinen Augen.

Mit der bloßen Faust zerschlug der Dämon, dessen Umrisse im Zwielicht immer ein wenig flirrten, immer eine etwas veränderte Silhouette vorzeigten, schwarz wie die Nacht, das Glas der Vitrine und holte den Ring heraus.

In alter Manier kniete er vor seinem Herrn nieder, seine Augen immer noch katzenhaft, seine Nägel unverändert schwarz, die spitzen Zähne schnitten beim Reden scheinbar in seine Lippen, in seine Zunge, doch er blutete nicht.

„Hier, Earl Ciel Phantomhive, der heutige Chambers. Niemand sonst darf diesen Ring tragen - oder besitzen - außer Ihr.“

Mit kühlem Blick hielt ihm Ciel seine Hand hin. Der Ring passte immer noch nur an seinen Daumen, aber das war egal, denn so sollte es sein.

Mit einer demütigen Verbeugung steckte Sebastian ihm den Ring an, diesmal ohne jegliches Grinsen im Gesicht.

„Steh auf“, befahl Ciel barsch.

Im Mondlicht sah Sebastian wieder ein wenig mehr menschlich aus, wenn auch nicht ganz. Geduldig wartete er, bis sein Herr ihm die Anstecknadel an dem Jackett befestigt hatte.

„Und niemand außer du darf dieses Wappen als mein Butler tragen.“

Leider.
 

Als Will ankam, war niemand mehr außer die Leiche da.

Nicht einmal mehr die Seele des Menschen, welcher früher einmal dieser leere Körper gewesen war.

Dies reichte schon als Indiz aus, aber der wirkliche Beweis war das silberne Messer, das in dem Brustkorb der Leiche steckte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Melody-chan
2010-09-22T21:31:06+00:00 22.09.2010 23:31
O.M.G.
ich liebe dich für die ff *_______________*
mehr kann ich grad nich sagen.
Sprachlos XD
Oh Kami-sama~...huh. Vlt sollte ich von dem auch zu einem gewissen "Sebas-chaaaaa~n" umsteigen...*kicher*

Oh Gott, Oh gott, Oh gott.
Sie habn sich wieder *quietsch*
Ich bin halb ausgezuckt, als Grell und der Undertaker grad Ciel beim schlafen beobachten, und auf einmal Sebastian auftaucht und was von SEINEM Bocchan faselt. Wahwahwahwahaaaa~.
Ich finds niedlich, dass Ciel nicht glauben wollte, dass es mächtigere Wesen als seinen Butler gibt xD Leider. Hätt beim Prolog fast geweint, als sie ihm Ciels Seele weggenommen haben. Und als ich gelesen hab, was sie dem neugeborenen Ciel wieder angetan haben. Und er dann urplötzlich nach Sebastian geschrien hat, und nicht mal wusste warum eigentlich. Oh gott, oh gott.
Ganz bezaubernd find ich auch, wie Sebastian ihm immer ne halbe Sekunde länger als notwendig, festhält und berührt. Eigentlich ja gar nicht so nennenswert, aber gerade weils so "unwichtig" ist und trotzdem dasteht, find ich es so toll *_*
Grell gefällt mir super in deiner ff! Verkuppel ihn doch bitte mit Undertaker ;D Das wäre dann wohl das krankeste Pärchen überhaupt. Oh hilfe. Gefällt mir trotzdem, diese Vorstellung.
Bin mal gespannt, was du noch aus dieser vielversprechenden Story machst!
Ich freu mich auf weitere Kapitel! :D

glg
MikoKagome ^_^
Von:  Revya
2010-09-07T17:41:25+00:00 07.09.2010 19:41
Böse böse Sebastian xD
Aba haste gut gemacht :D
Ich hab ihn auch nich wirklich gemocht aba Ciels kühle Seite haste toll gemacht *///*
Von:  Umimugi
2010-09-01T08:58:15+00:00 01.09.2010 10:58
Juhuuu :D Ich hab deine FF auch auf Mexx gefunden, ich hatte sie vor einigen Tagen auf Fanfiction.de gelesen, da hab ich anonym dir nen Kommi gegeben (CrystalCake glaube ich XD)

Auf jeden Fall find ich es klasse, dass du sie hier auch hast und auch so schnell weiter geschrieben hast *///* Ich lieb deine FF wirklich sehr und das neue Kappi ist echt cool >D
Besonders wieder der Vergleich zum Rotkehlchen ;) Schön dabei fand ich den Satz, dass das Rotkelchen ihm entflogen ist mit dem großen schwarzen Raben, schönes Stilmittel :3

Und sicher hätte auch Klauen gereicht, aber ich schließ mich da meiner Vorgängerin an, um Aleister isses nicht schade XD Ich bin jetzt mal gespannt, was Will tun wird, immerhin sieht er ja, dass Sebastian Aleister getötet und dessen Seele gegessen hat, gell?
Bin echt neugierig *___*

Und das Leider bezieht sich darauf, dass Ciel ihm noch nicht alles verziehen hat, wa? Bei weitem noch nicht denke ich ^^ Zumal er den Befehl da auf der Straße eher aus alter Gewohnheit gegeben hat, oder? Und somit eben den Vertrag wieder in Kraft gesetzt hat D:

Also wie gesagt, mach weiter so, ich würde mich über ne Ens freuen :)
LG
Von:  Kaneshon
2010-08-31T21:26:21+00:00 31.08.2010 23:26
Hi,
wieder ein tolles Kapitel!
Und Ciel hat seinen Ring zurück.^^ Klauen hätte zwar auch gereicht, aber um Aleister ist es nicht wirklich schade. Aber warum "leider", das Sebastian Ciels einziger Butler ist?
Bin gespannt, wie es weitergeht.
LG


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