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Dark Life

War es meine Schuld?
von

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Träume, Labor und bunte Punkte

Ich laufe.

Schreie verzweifelt nach dir.

Ich renne um die Wette, mit dem Auto, das bald erscheinen wird.

Ich weiß genau, dass ich es unmöglich schaffen kann.

Du bist zu weit weg.

Doch ich renne weiter.

Ich hoffe weiter.

Ich will nicht einsehen, dass ich keine Chance habe.

Und du?

Du stehst da.

Siehst mir zu.

Ein Lächeln umspielt deine Lippen.

Ich schrei dich an, dass du gefälligst da weggehen sollst, doch du tust es nicht.

Du bleibst weiter an Ort und Stelle stehen und lächelst mir zu.

Geduldig wartest du, bis ich endlich bei dir bin.

Und dann geschieht es.

Das Auto rast an.

Es hupt.

Du drehst dein Kopf Richtung Auto. Dann wieder zu mir.

Deine Augen sind leer.

Deine Lippen formen nur ein Wort: Warum?

Und noch bevor das Auto dich erreicht…
 

„Kyaaaaaaah!!“

Schreiend wachte ich auf. Schon wieder dieser Traum. Schrecklicher und deutlicher als je zuvor. Mein Atem ging viel zu schnell, mein Herz raste und ich war schweißnass. Meine Haare klebten mir am Gesicht. Unfähig irgendetwas zu tun, zu sagen oder zu denken, starrte ich die Decke an. Die Augen noch immer vor Schreck geweitet.

Es war dieser Traum, der mich immer wieder daran erinnerte, wessen Schuld das gewesen war. Auch nach so langer Zeit plagte er mich noch. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich für immer verfolgen würde. Die Frage war nun:

Wie lange würde ich es aushalten?

Wie lange würde es dauern, bis ich von diesem Traum geleitet zusammenbrach? Oder etwas tat, was ich mein Leben lang bereuen würde?

Ich spürte, wie jemand an meiner Schulter rüttelte.

„Miley? Alles okay? Was ist denn los?“, flüsterte Alex, meine inzwischen wohl beste und einzige Freundin. Mühevoll sah ich zu ihr. Ich hatte sie durch mein Geschrei geweckt. Schon wieder.

Ich wusste doch genau, wann ich aufwachen würde. An welcher Stelle ich es einfach nicht mehr aushielt und unbedingt wach werden wollte. Wieso schrie ich da noch?
 

Plötzlich bemerkte ich, dass sie ja noch eine Antwort erwartete und erinnerte mich wieder daran, wie man sprach.

„Ja. Alles OK. Es… war nur ein Alptraum. Tut mir leid…“, flüsterte ich leise. Meine Stimme zitterte. Besorgt sah sie mich an und setzte sich auf meine Bettkannte.

„Süße. Du hast schon seit du hier angekommen bist ständig Alpträume. Willst du nicht Mal darüber reden?“, fragte sie und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seufzend richtete ich mich auf und nickte schwach. Ich sah sie erst an, doch als ich meine Erzählung begann, senkte ich meinen Blick und starrte starr auf die Bettdecke.

„Es… ist immer derselbe… Ich stehe auf dem Parkplatz hinter der Sporthalle meiner alten Schule… und… dann sehe ich sie. Riley. Sie… sie lächelt mir zu u-und deutet mir an, dass ich zu ihr kommen soll… In dem Moment überkommt mich immer ein… merkwürdiges Gefühl u-und dann weiß ich… was passieren wird… Ich fange an zu rennen… schreie ihr zu, dass sie gefälligst verschwinden soll, a-aber… sie… geht nicht… sie… scheint mich nicht zu hören… sie lächelt einfach u-und wartet… auf mich… Und… dann… kommt d-das Auto… Es hupt u-und Riley schaut mich erschrocken an, so… also ob sie wüsste, dass… dass es meine Schuld war… sie fragt mich… warum ich das getan habe… warum das passieren musste und… kurz… bevor sie das Auto erreicht… halte ich es nicht aus u-und wache schreiend auf… i-ich…“
 

Meine letzten Worte gingen in ein Schluchzen unter, das sich anhörte, als gehöre er jemandem anders, doch ich wusste, dass es meiner war. Ich weinte. Schon wieder. Ich traute mich nicht meinen Blick zu heben, als blieb ich einfach nur zitternd und weinend sitzen.

Erschrocken riss ich die Augen auf, als Alex mich plötzlich umarmte und an sich drückte. Sanft strich sie mir durch meine Haare und ich kuschelte mich weinend an sie. Eine Weile lang, sagte niemand etwas, doch schließlich unterbrach Alex die Stille.

„Smiley… das war doch nicht deine Schuld. Es war ein Unfall. Es konnte niemand etwas dafür. Es ist passiert. So schrecklich, das auch war, aber gib dir nicht die Schuld daran. Deine Schwester hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dir ihretwegen solche Vorwürfe machst. Sie hätte gewollt, dass du weiter machst und ein möglichst schönes Leben führst. Sie hätte gewollt, dass du glücklich bist. Oder nicht?“

„Vielleicht… aber… es war doch…“

„Pscht! Keine Widerworte! Es war ein Unfall. Du bist NICHT Schuld! Verstanden?“

Ich nickte schwach. Ich wollte so gerne an ihre Worte glauben. Ich wünschte es mir so sehr! Aber… es ging nicht.
 

Egal wie sehr ich es auch versuchte. Ich konnte ihr nicht glauben. Die Fakten sprachen nun Mal für sich. Und diese sagten, dass ich die Schuldige war…

Als ich schließlich das nächste Mal aufwachte, schien mir die Sonne direkt ins Gesicht. Ich lag noch immer in Alex‘ Armen. Langsam sah ich zu ihr hoch. Sie grinste mich an und fragte gut gelaunt, ob ich denn gut geschlafen hätte. Ich nickte nur.

„Danke…“, murmelte ich, nach dem ich mich von ihr gelöst und mich ordentlich gestreckt hatte. „Für alles…“, fügte ich noch hinzu.

Sie lächelte und verwuschelte mir meine ohnehin zerzausten Haare.

„Dafür sind Freunde doch da, Smiley!“, meinte sie nur und sprang auf. „Jetzt aber Beeilung, sonst kriegen wir nichts mehr vom Frühstück ab“

„Wieso hast du mich nicht geweckt?“, fragte ich sie, während ich mich aus meinem Bett schälte.

„Du hast so Ruhig geschlafen, da wollte ich dich nicht stören…“, meinte sie grinsend.
 

Dazu sagte ich nichts. Seufzend schlurfte ich zu meinem Kleiderschrank und klaubte mir ein paar Kleidungsstücke zusammen. Alex hüpfte inzwischen durch unser Zimmer und trällerte Mal wieder irgendeine spontane Melodie. Seit fast fünf Monaten war ich nun hier und noch immer hatte ich nicht herausgefunden, wie Alex es schaffte so fröhlich zu bleiben. Hier war fast alles weiß und der Alltag war so Eintönig, wie er nur sein konnte.

Nachdem ich es endlich geschafft hatte mich umzuziehen, liefen wir gemeinsam zur Mensa und holte unser Frühstück ab. Wir wollten uns gerade an einen der –natürlich- weißen Tische setzen, als Dr. Shiratzu zu uns kam. Misstrauisch sah ich ihn an. In der Nähe dieses Wesens –ich weigerte mich noch immer zu glauben, dass es Menschlich sein sollte- fühlte ich mich inzwischen sogar noch schlimmer, als am ersten Tag. Irgendetwas stimmt mit diesem Doktor nicht, soviel stand fest. Zu meine Pech hatte ich aber nie die Gelegenheit gehabt Nachforschungen anzustellen. Zum Teil auch, weil Alex mich auf Schritt und Tritt begleitete, obwohl mir das natürlich nichts ausmachte.

„Guten Morgen, Miley!“, begrüßte es mich mit einer übertrieben freundlichen Stimme.

„Morgen, Doc.“

„Kann ich… kurz mit dir reden?“ Noch immer diese ekelhaft freundliche Stimme.

Ich nickte. Schließlich hatte ich ja keine andere Wahl. Es bedeutete mir ihm zu folgen, was ich nach einem kurzen Zögern auch tat. Ich wandte mich noch einmal kurz zu Alex, die mich fragend ansah. Ich zuckte nur mit den Schultern und wendete meine Aufmerksamkeit schließlich widerwillig dem Doc.

„Was wollen Sie?“, fragte ich.

Es fühlte sich anscheinend nicht dazu verpflichtet mir zu antworten, denn es schwieg einfach nur und führte mich zu einer Treppe, die ich noch nie zuvor bemerkt hatte.

Stand die schon immer hier?, fragte ich mich und stieg, dem Doc noch immer folgend, die Treppe hinab. Ich wusste gar nicht, dass es hier unten noch ein Stockwerk gab.
 

Neugierig sah ich mich um. Klar. Alles weiß.

Es dauerte nicht lange, bis wir an einer Tür ankamen, vor der wir stehen blieben und der Doc eine Zahlenkombi eingeben musste um sie zu öffnen. Mich beschlich das seltsame Gefühl, dass, was auch immer sich hinter der Tür befand, gefährlich war. Meine innere Stimme schrie mich an, ich solle gefälligst wieder kehrt machen und von hier abhauen, doch was konnte sich schon schlimmes hier verbergen?

Als die Tür endlich geöffnet war, traten wir ein und befanden uns in einem riesigen Laboratorium. Staunend sah ich mich um.

Moment! Was macht ein solches Labor in einer einfachen Anstalt??, doch dieser Gedanke kam zu spät. Die Tür war bereits verriegelt. Ich war gefangen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!!

Reichte es denn nicht, dass man mich gegen meinen Willen in diese Anstalt geschleppt hatte? Musste man mich dann auch noch in einem Labor einsperren??

Ich kam mir vor wie ein Versuchskaninchen. Eine Laborratte, die schon etliche Male versucht hatte zu fliehen, jedoch immer und immer wieder eingefangen wurde.

„Setz dich…“, ertönte plötzlich die belustigte Stimme des Doktors. Er zeigte auf einen Stuhl, welcher in der Mitte des Raumes stand.

„Was soll das werden?“, fragte ich misstrauisch.

„Nur ein paar Tests…“, meinte es leichthin. „Ich muss dein Gesundheitszustand checken. Dazu werde ich dir Blut abnehmen und wenn nötig Beruhigungsmittel spritzen“
 

Ich zog eine Augenbraue hoch. Noch immer misstrauisch setzte ich mich auf den Stuhl. Es gefiel mir gar nicht mit ihm allein zu sein. Schon gar nicht, wenn wir in einem Raum eingesperrt waren! Geduldig ertrug ich die Untersuchungen des Doktors und ließ es sogar zu, dass er mir Blut abnahm. Anschließend spritzte es mir irgendein Medikament, sagte ich solle auf ihn warten und verließ den Raum.

Zunächst war alles noch ganz normal, doch je mehr Zeit verging, desto Kraftloser fühlte ich mich. Irgendwann sah ich lauter bunter Punkte vor meinen Augen tanzen. Sie waren so frei. Immer und immer wieder änderten sie die Farbe der Punkte.

Irgendwann wuchsen den Punkten Flügel und sie begannen um meinen Kopf herum zu fliegen. Sie führten mich zu einem goldenen Tor. Als ich ungefähr drei Meter von diesem entfernt war, öffnete es sich. Ich fühlte mich so leicht, wie noch nie zuvor. Mein Herz flatterte vor Glück und ich hatte das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen. Das Tor schloss sich wieder hinter mir und ich sah mich um. Ich stand auf einer wunderbaren, jadegrünen Wiese. In der Nähe hörte ich einen Wasserfall rauschen. Es war warm und friedlich. Einfach perfekt!

Es schien mir, als wäre ich im Himmel. Die lustigen, kleinen, beflügelten Punkte tanzten weiter munter um mich herum und es dauerte auch nicht lange, bis ich mich mitreisen ließ und ebenfalls anfing zu tanzen. Es fühlte sich wahrlich so an, als würde ich fliegen! Einfach wundervoll!
 

Dann, ganz plötzlich wurde es stockdunkel. Schwärze umhüllte mich. Eine unheilvolle Stille begleitete sie. Ich kannte diese Stille. Es war der nicht vorhandene Klang der Einsamkeit. Nach Rileys Tod hatte ich mich die ganze Zeit so gefühlt. Allein. Einsam. Schwach.

Seit ich Alex kannte war dieses Gefühl schwächer geworden. Er war nicht ganz weg, aber doch soweit abgeklungen, dass er sich leicht ignorieren und verdrängen ließ.

„…ley…“

Hm? Wer war denn das?

Schon wieder Stimmen?

„Mi… ley!“

Wer war das? Hier war doch niemand!

„Miley! Wach auf!“

Aufwachen? Aber ich schlief doch gar nicht. Oder?

„Miley!!“

Etwas rüttelte an meiner Schulter. Es schüttelte die Schwärze ab, die mich nicht mehr hatte loslassen wollen. Als ich die Augen aufschlug, wurde ich von grellem Licht geblendet. Schützend hielt ich mir die Hand vor die Augen. Sie fühlte sich ziemlich Taub und schwach an. Was war passiert?

Irgendjemand beugte sich über mich, doch ich konnte durch das grelle Licht nicht sehen, wer es war. Erst, als sich meine Augen einigermaßen an das Licht gewöhnt hatten, bemerkte ich, dass es Alex war, die mich besorgt ansah und mich offenbar in die Wirklichkeit zurückgeholt hatte.

„Was… ist passiert?“, wollte ich leise flüsternd wissen.

„Sag du es mir…“, antwortete sie und sah sich um. Warum war sie so nervös?

„Wo… sind wir?“, fragte ich weiter.

„In einem Labor… unterhalb der Klinik. Komm! Wir müssen hier weg, bevor der Doc zurückkommt!“ Ihre Stimme war total nervös. Ganz anders, als ich es von der aufgeweckten Alex gewohnt war. So gut und so schnell es eben ging, richtete ich mich auf und wankte mich an Alex stützend aus dem Raum. Ich war noch zu benommen um wirklich zu realisieren was geschah, also ließ ich mich einfach von Alex führen…



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