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Drei Wörter

Kurzgeschichtensammlung der dieÄrzte
von

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Desaster

Desaster
 

Wörter: Apfelwein, Arschbombe, Bassbox (by Science)
 

Poolparty.
 

Allein das Wort beschert Farin Gänsehaut, Schweißausbrüche und eine temporale Sozialphobie. Und das hat nichts damit zu tun, dass er sich, nur mit Badehose und Sonnenbrille bekleidet, so wohl fühlt wie eine Henne in der Legebatterie. Ganz und gar nicht.
 

Es ist vielmehr die Angewohnheit solcher Partys, in einem kompletten Desaster zu enden, die ihn einen großen Bogen darum machen lässt, von der Idee, selber Gastgeber solch einer zu sein, ganz zu schweigen.
 

Leider jedoch hatte Farin, wie so oft in seinem Leben, nicht mit Bela gerechnet.
 

Als er nämlich am Telefon den Fehler beging, dem Drummer von seiner neuen Schwimmgelegenheit im Garten zu berichten, kam circa zwei Nanosekunden später das verhasste Wort von der anderen Seite der Leitung mit dem Zusatz: „Keine Widerworte!“
 

Und nun steht Farin hier auf seinem eignen Grundstück, ein wenig desorientiert, inmitten von gut drei Dutzend Leuten, von denen er die Hälfte noch nicht einmal mit Namen kennt. Bela B. sei dank.
 

Fast schon klammert er sich an seinem Eisteeglas mit Schirmchen, versucht verzweifelt im Menschenmeer nicht unterzugehen. Was zwar bei seiner stattlichen Größe nicht so schnell der Fall sein dürfte, aber doch schon häufig genug vor kam.
 

Aus der Bassbox rechts neben ihm dröhnt so dumpfe Musik, das man diese wahrscheinlich noch fünf Kilometer weiter als Erdbeben orten könnte, während sein heißgeliebter Pool mit Arschbomben der unterschiedlichsten Stilrichtungen entweiht wird.
 

Mit einer Mischung aus Frustration und Resignation schüttet Farin seinen Eistee auf ex hinunter, schleicht auch gleich zur improvisierten Bar um sich Nachschub zu besorgen. Wenn er schon leiden muss, kann er sich auch gleich mit Nicht- Alkohol betrinken. Wahllose eine Flasche Apfelsaft greifend, lässt er seinen Blick über die illustre Runde gleiten und findet, obwohl er ihn eigentlich gar nicht gesucht hat, auf Anhieb Bela.
 

Der hat eine wahre Traube an Leuten um sich versammelt, fühlt sich anscheinend, ganz im Gegensatz zu Farin, pudelwohl. Was auch nicht schwer ist, sind solche Festlichkeit doch viel eher auf den Älteren zugeschnitten, als auf ihn. Trinken, Grölen, Trinken und nebenbei ein wenig mit Wasser rumpanschen. Ein Paradies für Schlagzeuger eben.
 

Obwohl, sinniert Farin, während er einen weiteren kräftigen Schluck aus seiner Flasche nimmt, Bela allein darauf zu reduzieren wäre nun auch wieder mehr als ungerecht.
 

Seit der Geburt seines kleinen Sohnes hatte sich der Ältere nämlich gewandelt. Zwar nicht um hundertachtzig Grad, doch auf eine Weise, die schon auffällt. Das fängt beim Verantwortungsbewusstsein an und hört bei der allgemeinen Gesundheit auf. Kurzum, dass Vatersein tut Bela einfach gut. Vielleicht, so überlegt Farin, während er ein paar Mal blinzeln muss, um seine Sicht zu schärfen, sollte er sich auch so einen kleinen Quälgeist anschaffen. Wobei das für ihn dann wohl doch mehr Fluch als Segen wäre. Bei seiner Lebensweise.
 

Irgendwie wacklig auf den Beinen, vielleicht steht er doch etwas ZU lange in der pralle Sonne, sucht sie Farin seinen Weg durch eine schnatternde Meute, zu seiner Hollywoodschaukel, die etwas abseits und verwaist im Garten liegt. Wie der alte Mann, der er nun mal schon ist, lässt er sich auf die weichen Polster fallen, schließt für einen Moment die Augen und bemerkt nicht, wie er einschläft.
 

*
 

Ein sanfter, kurzer Druck auf seinen Lippen und ein kühles Tuch auf seiner Stirn, mehr braucht es nicht, um Farins Lider flattern zu lassen, soweit wach zu werden um in das breit grinsende Gesicht Belas zu blicken.
 

„Hey…“ Selbst in Farins eignen Ohren klingt seine Stimme ungewohnt kratzig und war er vorhin noch an der Überlegung eines Sonnenstichs, so besitzt er jetzt die Gewissheit. Ist seine Wahrnehmung doch eigenartig stumpf, die Umgebung fast wie im Traum. Farins einziger Bezug zu Realität ist die unerwartet sanfte Hand des Älteren, die durch sein Haar streicht, zärtlichen mit einigen Strähnen spielt.
 

„… was? Wie spät? Warum?“
 

„Es ist schon nach zwölf…“, erst jetzt bemerkt der Blonde, dass es stockfinster um sie herum ist, die einzige Lichtquelle eine flackernde Fackel, die im Boden steckt. „Die meisten sind schon heim, der Rest hat sich in deinem Haus verteilt.“ Dann ein Lachen, was er von Bela so noch nie gehört hat. So tief und irgendwie… Jedenfalls stellt es Farins Nackenhaare auf, lässt ihn trotz der Sommerschwüle zittern.
 

„Weißt du, Jan, fast bin ich versucht, die Story an die Bild zu verkaufen: Farin Urlaubs erster Alkoholexzess. Wie der Gitarrist der die Ärzte Apfelsaft mit Apfelwein verwechselte…“ Farin kann den Worten kaum folgen, hebt nur aus Reflex eine Augenbraue. Er bemerkt nicht, wie nah Bela seinem Gesicht ist, er sich wie nebenbei in dem Nachtgrün verliert, das ihm beinah schon hypnotisierend entgegenschlägt.
 

„Aber das wäre ziemlich dumm, würde sich das doch nicht mit meinem Plan decken…“
 

Zu spät realisiert er die geschickten Finger, die am Bund seiner Badehosen spielen, der Mund, der sich aus sanften Bissen und Küssen einen Weg bis zu seinem Ohr bahnt. Selbst wenn Farin es gewollt hätte, sein Körper hätte keine der motorisch notwendigen Aktionen ausführen können, die es gebraucht hätte, denn Kleineren von sich zu stoßen. Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich seinem Schicksal zu ergeben, harrend der Dinge, die da kommen, ein Zuschauer seines eigenen Lebens. Oder besser gesagt seiner eigenen Peepshow. Denn der Hauch, der eigentlich eine Frage sein soll, ist ihm selbst jetzt peinlich, färbt sein Gesicht in einem gesunden Rot.
 

„Plan?“
 

Ein Wispern, mehr Berührung als Ton.
 

„Ja… mein ganz perfider Plan, dich jetzt, so wunderbar hilf- und wehrlos wie du bist, zu verführen, in der Hoffnung, dass du Morgen alles unter einem riesigen Kater vergessen oder als Rauschtraum abtun wirst“
 

„Aber… du… das geht nicht… du-“
 

Weiter kommt Farin nicht bricht er doch mit einem lauten Stöhnen ab, als suchende Finger endlich ihr Ziel in südlicheren Gegenden seines Körpers gefunden haben. Der letzte Gedanke, den er hat, bevor Bela auch noch die letzten Regionen seines Gehirns ausschaltet, ist: Poolpartys enden IMMER in einem Desaster.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Toozmar
2009-08-03T19:29:44+00:00 03.08.2009 21:29
also bei den 3 Wörtern hätt ich nie so ne geile Story erwartet.
Und mal wieder ein "böser" Bela. Gefällt mir richtig gut ^^
Von: abgemeldet
2009-07-29T11:53:35+00:00 29.07.2009 13:53
*sabber*

Ich muss sagen... Die Idee mit dem Apfelwein... Die Spannung, die du da aufbaust... HERRLICH! Mir wurde beim Lesen ganz anders...
Haaach, in der Situation würd ich meinem blonden Riesen auch gerne mal begegnen... *seufz*
Von: abgemeldet
2009-07-29T08:32:24+00:00 29.07.2009 10:32
oh wie toooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooll<33333333333333
ich liebe sie =) danke für das "drauf aufmerksam machen" :)
total süß<3 ich werd mir auch in jedem fall etwas überlegen :P aber jetzt les ich erstmal die anderen beiden!
Von: abgemeldet
2009-07-27T20:42:25+00:00 27.07.2009 22:42
Gefällt mir echt gut!
Ich überleg mir auch mal 3 Wörter *grins*
Das was du daraus machst ist echt super!
Von: abgemeldet
2009-07-27T17:49:49+00:00 27.07.2009 19:49
Fu hat recht: poolparties enden IMMER in einem desaster >////< *mich an die letzte zurückerinner* *schauder*

Die KG ist süß ^////^
Sagt jetzt unheimlich viel aus, aber so ist es nun einmal! Ich mag fus charakter in der kg besonders^^
Und natürlich das ende! ICh als kitsch-fan *gg*

Ich hoffe es melden sich gaaaa~nz viele bei dir^^ Damit wir was zu lesen haben^^

Lg
Vanitas
Von:  YouKnowNothing
2009-07-27T16:35:44+00:00 27.07.2009 18:35
So... nach längerer Zeit mal wieder was gelesen und dann eben hier diese tolle kleine kurzgeschichte!
ich find sie echt total toll...

Dein Stil is wirkich sehr angenehm zu lesen und die Idee finde ich auch klasse. Ist mal irgendwie was neues und doch nicht... ich weiß nich es gefällt mir sehr gut *g*
un die idee an sich die diesen FFs zugrunde liegt... ah, ich sag mal: sie reizt mich *g*
vielleicht bekommste irgendwann mal ne ENS von mir mit 3 worten... ;)

bis dahin freu ich mich auf viele weitere kleine schöne geschichten von dir ^^

LG Sharingan-Moerder


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